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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.04.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-04-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000420019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900042001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900042001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
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Morgen-Ausgabe r.-betten Druck und Verlag vou L. Polz tu Lelpzkg. Z 188 9^. Jahrgang Freitag den 20. April 1900 lvs. Gestern co »o Die Morgen-Ausgabe erscheint um '/,? Uhr, dir Abrnd-AuSgabe Wochentag« um L Uhr. 7S 8. — 8. so v. SS 8 AnzeigenPrei- die 6 gespaltene Petitzeile 20 Psg. Reklamen unter dem Redactionsstrich (4g»> spalten) 50^, vor den Familirunachnchkea (6 gespalten) 40/4. Größere Schriften laut unserem Preis- Verzeichnis. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Re-action und Expedition: -ohannisgaffe 8. Die Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Filialen: Alfred Hahu vorm. v. Klenim'S Sorti«. Universitätsstraße 8 (Paulinum), Loni« Lösche, Natharinenstr. 14, Part, uud König-Platz 7. General Buller« Absetzung Di« osficielle „Gazette" bat bekanntlich Depeschen General Buller'« über di, Vorgänge am Spionkop und di, i. v »o »v. «.v «.o »o — d«0. — 6 — 8. 80 0 SS s. so 6. — 8 — S. SO 8. SS 8- — s»8, — L 70 8. — V»L. — 8 S0 8 »0 S. so 6. — 8. <ttt v v. 8 S. > 30 8 ISO « rso cz.Ll.ss.-n >.8S lj. -LS Ü. »2S 6. I.7S 8 00 8 SO S 7— 8. so s «0 8. ,20 <Z. >,— 8. 1.75 lL. 6. 8. >.V0 «. 6 - L»r.S7 1,10 8. SO 8. .40 8. 1.75 8 i.— ». ,7S 8- 6 ,50 8. — 8. — 8. — 6. — 6. — 8 >0 8 ciWgcr TagMM Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Mathes und Molizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. 8. <Z. 8 U. »o a. - 8. iS 8 >0 8. W 8. -- 8 Innahmeschlrrß fir Anzeigen: Abend-Ausgabe: Bormittag« 10 Uh«. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestelle» je eia» halbe Stunde früher. Anteile» sind stets LU die GtzPetzitioa zu richten. LS 8. 7ö ». 7» 8 zs 8. — 8 - 8 so 8. -2 sr « Bezugs-Preis tu der Hauptexpedition oder den im Stadt, bewirk und den Bororten errichteten Aus gabestellen adgeholt: vierteljährlich 4.ÜO. bei zweimaliger täglicher Zustellung ins Haus b.5O. Durch die Post bezogen sur Deutschland und Oesterreich: viertel,ährlich 6.—. Direkte tägliche Kreuzbandsendung in« Ausland: monatlich ^l 7.bO. S. lL«°° gtitev «er» t v t.0 .»v auf eine sehr hohe Ziffer steigen mußte. Wie viele bedeutende Personen, die durch die Taxil'schen Schriften bloßgestellt waren, haben stillgsschwiegen oder nach einem Proteste, wie Goblet d' Alviella in Belgien, auf jode Vertheidigung verzichtet! Die freimaurerische Solidarität allein vermag dies« sonst unbegreif liche Erscheinung zu erklären. Wie hätten die Katholiken glauben können, daß die hohen Häupter der Freimaurerei Diejenigen be zahlten, welch« diese in bösen Leumund brachten, ja die Führer selbst entehrten, ost mit Beweisstücken und wahrheitsgemäß, aber unter Bermengunz wahrer Enthüllungen, mit fabelhaften Hand lungen und Persönlichkeiten, zu dem alleinigen Zweck«, auf lange Zeit das Volk zu hindern, all' den Anklagen, selbst den buchstäb lich wahrsten und controlirbarsten, Glauben zu scheuten, welche man gegen die Führer der Logen erheben könnte, und so der Ver ordnung Leo's XIII. ein Hindernitz in den Weg zu legen, welcher (in seiner Encyklika vom 20. April 1884) befahl, die Freimaurer zu entlarven." So vertheidigt Chorherr Moste! den Bischof Fava. Seit Anfang November v. I. hat diese Zeitschrift Titel und Redakteur gewechselt, ähnlich, wie vor einem Jahre der „Pelikan" in Feld kirch. Auch die unveränderliche und unwandelbare römische Kirche liebt die Veränderung. Di« seit 1884 auf päpstliches Be treiben allenthalben gegründeten Vereinigungen zur Nieder werfung der in allen nichtrömischen Kreisen hausenden bösen Geister werden sich in diesen traurigen Zeiten vorläufig ins Ver borgene zurllckziehen und in der Stille zu einem neuen Feldzuge bei günstigerer Gelegenheit rüsten. Dann wird das, waS Leo XIII. 1884 über die Umtriebe des Teufels in allen dem Vatikan unangenehmen „Serien" vor aller Welt gepredigt hat, mit neuem Muthe eingeschärft und Bischof Fava als ein heiliger Vorkämpfer der „alleinseligmachenden" Papstkirche auf den Leuchter gestellt werden. Er hat ja 1895 in der „ttsvus Lleusuelle", der großen Reklametrommel des Hacks-Taxil'fchen Werkes": „Der Teufel im 19. Jahrhundert", muthig verkündigt: „Die Freimaurerei betreibt auch SatanScult. Gezwungen mit Satan, ihrem Herrn und Meister, zu rechnen,. . . kann sie heute diese Thatfache nicht mehr aibleugnen. Die Dreifüße und Räucherpfannen, aus denen Weihrauch zu Ehren Satans suf- steigt, ihre Anrufungen Satans, die Hymnen Carducci's an Satan; die in jüngster Zeit bekannt gewordenen Geständnisse der Palladisten, die Enthüllungen Professor Domenico Mar- giotta's, des bekehrten Dreiunddreißigers, das Geständniß mehrerer Mitglieder, welche bekennen, keine andere Religion zu haben, als die Satans, beweisen zur Evidenz, daß die Frei maurerei dem von ihr „Lieber Gott" genannten Lueifer einen sakrilegischen Cutt erweist." Man hat nicht erfahren, daß die 24 Spalten lang« Abhand lung Fava's, aus der vorstehende Stelle entnommen ist, von Rom verboten worden sei. Man hätte ja dann auch di« päpstliche Encyklika vom 20. April 1884 aus den Index setzen müssen. Fava genoß solches Vertrauen bei Leo XHI., daß auf seine Empfehlung der Schwindler Margiotta, dessen Buch Ferdinand Schöningh in Paderborn dem deutschen Publicum zugänglich ge macht hat, den Segen des „heiligen Vaters" erhielt und von den Cardinälen Parocchi und Rampolla in Audienz empfangen wurde. Wenn die Centvumspolitiker «S heute für angemessen batten, ihre Rcgierungs- und Salonfährgkeit durch Scheinkano naden gegen wälschen Aberglauben zu erweisen, so ist es heilsam, dre mit der Papstencyklika von 1884 in engstem Zusammenhang stehende Wirksamkeit des Bischofs Fava nicht in Vergessenheit gerathen zu lassen. Er war in den Augen RomS ein ganzer Katholik, welcher es mit den päpstlichen Maximen ernst nahm, während unsere Centrumspolitiker in einem selbstgebrauten JdealkatholicismuS befangen sind und feiten« der Kurie nur für würdig gehalten werden, Vorhofsdienste zu leisten und außer halb d«S eigentlichen Heiligthums zu bleiben. verbände auslösen. Ein« weitere Auslassung in dieser Richtung war der gleichfalls in der „Kreuzzeitung" veröffentlicht« Vorschlag de« Grafen Mirbach, die Wahl bis zum Herbst zu vertagen. Ihm wohnte eine symptomatische Bedeutung insofern inne, als der Vor schlag zu einer Zeit kam, in der die Wahl des Herrn v. Wangrnhrim bereit« feststand. ES ist sonach klar, daß jenem gouvernementalen Flügel der konservativen Partei die Wahl des Herrn v. Wangen- heim nicht genehm ist, und zwar um deshalb nicht, weil Herr v. Wangrnheim nicht gewillt ist, den Bund zu einer Schutztruppe der konservativen Partei herabdrücken zu lassen, vielmehr feine Stellung dahin gekennzeichnet hat, allen Parteien, die die Bundes- interrssen vertreten, gleiche- Wohlwollen eutgegenzubringen, also auch, im Gegensatz zu dem Gouvernementalismus, die Leutschsociale Reformpartei al- eine gleichberechtigte Bundesgenoisin auzuerkennen. Aus diesem Grunde glauben wir dem neuen Bundesvorsitzenden dasselbe Vertrauen entgegenbringen zu können, das Herr v. Ploetz bei der deutsch-socialen Reformpartri genossen hat." Die Wahlbewegung in Aurich rechtfertigt die- Vertrauen. Im Ucbrigen sehen wir hier einerseits den Vorwurf des Gouvernementalismus, andererseits den Ostpreußen Grafen Mirbach als einen schon damals besonders bedenklichen Conser- vativen. lout ovlluuo rtujourck'tmi. Dem erwähnten Anträge dc« Grafen Mirbach pasfirte ein Mißgeschick auf der Reise nach Berlin. Er war wohl nicht der Hoffnung entsprungen, die Wahl des Frhrn. v. Wangenheim noch verhindern zu können, sondern der Absicht, dem mit Herrn Ruprecht-Ransern um die Palme der Agrardemagogie ringenden Präsidentschafts kandidaten eine Warnung zu ertheilen. Daß diese nicht ge fruchtet, lehrt die Gegenwart. Heute ist das Verhältniß so, daß die „Deutsche Tages zeitung" zum Fleischbeschaugesetze schreibt, „weitere Ausein andersetzungen mit dem Grafen Klinckowström über daS, was der Landwirthschaft frommt", hätten keinen Zweck mehr. Es bleibt abzuwarten, ob die altconservativen Herren au« Litauen in der Behauptung ihrer Selbstständigkeit fest bleiben und schließlich nicht lieber resigniren, wie Herr v. d. Gröbern-Arenstein eS gethan. Der Briefwechsel, den Herr vr.Rö ficke mit der Socialdemokratie über seine Stel lung zur Floitenfrage geführt, könnte, so sollte man meinen, den Deutsch-Conservativen den Nacken steifen. er damit gekommen, wird immer noch nicht gemeldet, obwohl er sich bereits seit acht Tagen dort hätte finden können. General Rundle brachte die ganz neue 8. Division auf den Kriegs schauplatz, welche die letzten großen Anstrengungen der britischen Mobilmachung darstellt und au- lauter frischen Truppen besteht. Daß er selbst mit diesen, venen doch nicht«, weder an ihrer Ausrüstung, noch an ihrer Cavallerie fehlen sollte, nicht energischer und schneller operiren kann, legt die Vermuthung naye, daß rS ihm nicht besser geht, al« allen übrigen Führern. Bei der Stärke seiner Division (sie be- besteht aus der 16. und 17. Brigade) hätte er allein im Stande sein müssen, die geringen, Wepeoer umschlossen haltenden BoerencommandoS zu vertreiben und diese« zu entsetzen. Er verfügt dazu über das 2. Manchester-, 2. Royal West Kent-, 1. South Stafford- und 1. Worchester-Regiment mit drei Batterien (17. Brigade unter Generalmaior Boyes) und über da« 1. Leicester-, 1. East Iorkshire-, das 2. Scot« GuardS- und 2. Grenadier GuardS-Regimemt mit «brufall- drei Batterien in der 16. Brigade unter Generalmajor Campbel. Zu diesen beiden Brigaden kommen noch als Division«- lruppen eine Cavalleriebrigade, drei DivisionS-Feldbatterien (die 89., 90. und 9t. unter Oberstleutnant Fleischer) und «in vollständiger DivisionS-Train mit eigenen MunitionScolonnen, Fouragezügen, Feldhospital, Tragercompaanien rc. Wir führen all das, obwohl eigentlich selbstverständlich, nur an, weil that- sächlich ein Theil der britischen Divisionen durch das fort währende Auseinanderreißen und Zusammenflicken eines guten TheilS ihrer Ausrüstung beraubt wurden und in Folge dessen minderactionSfähig gewesen waren. General Rundle'« achte Division aber sollte in sich eigentlich bereit« die au« diesem Kriege gezogenen Hauptlehren in ihren praktischen Consequenzen, wenigstens in Bezug aus die Organisation der Truppen, darstellen, und sozusagen eine Musterdivision sein. Noch vor wenigen Tagen wurde triumphirend gemeldet, diese Division treffe mit frischer Cavallerie und vollständigen Gespannen ein und werde deshalb sofort da« Feld nehmen können. Man darf wirklich auf ihre Operationen und deren Erfolge gespannt sein, denn man wird die britische Armee, wie sie beute in Südafrika ist, mit keinem für sie günstigeren Maß stabe meffen können. ES ist ganz unwahrscheinlich, daß wirklich, wie englischer- seit- behauptet wird, 4000 Boeren bei De Wet« Dorp und 4000 weitere Boeren bei Smithfield stehen, während außer dem Commandant PetruS De Wet (nach „Reuter") „die von Bloemfontein General Brabant zur Hilfe gesanvten Truppen engagirt hat" — er ist e« offenbar, der die Trümmer der 7. Division auf Rosendhal zurückgeworfen, während Com mandant Froneman mit einem IV. Commando südwestlich von Philipstown operirt, ein VI. Commando, 6000 Mann stark, gegen Norwals Pont operirt, ein VII. und VIII. Commando unter General De Wet (nicht PetruS) und Commandant Hoffman bei Wepener steht und, nach „Reuter" auch Commandant Olivier sich doch befinden soll. Diese Ziffern allein würden etwa die ganze Föderirten- Streitmacht repräsentiren. Wir haben aber gestern erst ge hört, daß die Einkreisung Bloemfonteins keine-weg« nachgelassen, die Boeren vielmehr ihre Stellungen im Norden der «stadt noch näher an General Roberts Hauptquartier herangezogen und befestigt haben, daß Brandfort von einer starken Föderirtenmacht gehalten und der Vaalsluß in seiner ganzen Ausdehnung patrouillirt wird, während gleichzeitig Commandant Drlarey, Lord Met hu en auf der Straße von Bultfontein und auf der Straße nach BoShof entgegenzieht und bei Fourteen Stream« lebhaft kanonirt wird, ganz abgesehen von den in Natal di» unter die Lauf gräben von Ladysmith operirenden Commando«. E« können also zwischen Wepener, Aliwal North und Smithfirld- Bethulie nur kleinere Commando«, höchstens ein Fünftel bis ein Sechstel der «nglischerseits behaupteten Zahle» stehen. E« ist sogar schwer einzusehen, weshalb dieselbe« sich in diesem Viereck auf ernste Kämpfe rinlasse» sollten, zumal sie im Rücken das ganze Hauptheer Lord Roberts haben, da« ihnen den Rückzug, wenn e« durch die angeblich seither in Bloemfontein lingetroffeuen I2 00O frischen Pferde auch nur einigermaßen action-fähig geworden, spielend müßte abschneiden können. In der That hören wi» beute, allerdings auf dem sehr unsicheren Wege über Maseru, Feuern bei Tabanchu. E« wär« keineswegs überraschend, daß General French von Neuem, diesmal hoffentlich mit Infanterie und genügender Artillerie, auf der Straße nach Ladybrand vorgesandt wäre, um diese zu besetzen und den Föderirten den Rückzug zu verlegen. Aber ersten« müßten diese Truppen die Straße freigefunden und die Stellungen am Kraalspruit und den Wasserwerken geräumt gefunden oder die Boeren dort geschlagen haben, und dann letztere nicht so vorsichtig in der Sicherung ihrer Rückzugs linien sein müssen. Es ist gar nicht anzunehmen, daß Roberts, der unter weit günstigeren Umständen im FrbruaE nicht einmal verstand, Olivier - Commando abzuschneidenz jetzt im Stande sein sollte, den offenbar weit stärker im Süden des Freistaats operirenden Commando« den Weg zu verlegen. Jedenfalls aber deutet Alle« auf neue unmittel bar bevorstehend« Kämpfe hin. Folgende Meldungen sind noch zu verzeichnen: * Atngwtltamft»»«, 18. April. (Reuter « Bureau.) „Eapf Mercury" berichtet »ach ihm zugegaugenen verläßllche» Mttthei- lungen von Flüchtlingen au« Transvaal, in Johannesburg wurden Vorbereitungengetroffe», um di« dortigen Min«n mit Dyuamit zu zerstöre«. Da« Blatt meint, die Regieruug »an TraaSvaaW beabsichtige damit nicht« »eiter, al» «ine» Schreckschuß, um Frank- reich und Deutjchlaud zu veranlass«,, für ihr» auswärtigen Aktionär« einzvtreten. (Wiederholt.) » Vontzan, 19. April. („Reuter'« Bureau ") Au« Maseru wird unter dem 18. d. M. berichtet, daß die dortige Gegend infolge hefttger Regengüsse schwer leide. Die Flüsse seien all» au«I getreten, der Boden aufgeweicht und di« Laufgräben mit WasseI gefüllt. M-Litauen? L Ueber da« „Fleischbeschaugesetz" braucht man sich nicht mehr zu erregen. Ein Compromiß kommt zu Stande. Die den extremen Agrariern sehr gewogene „Kreuz-Zig." fährt in ihrer nach langem Zögern aufgenommenen Befürwortung einer Verständigung fort. Sie bezeichnet da« Gesetz, wie eö nach der Vereinbarung aussehen soll, als einen „Fortschritt", während die Leitung deS Bunde« der Landwirthe bekanntlich auf dem Standpunkt zu stehen vorgiebl: „Lieber nichts als diese Nachgiebigkeit!" Auch die „Consrrvative Corre- spondenz" nimmt daS Wort, um gegen di« BundeSleiter die Notbwendizkeit eine« CompromisseS zu betonen. Zwar fei nicht zu bestreiten, daß in landwirthschaftlichen Kreisen «ine starke Erregung herrsche und man dort nahe daran sei, „das Vertrauen in die Politik insonderheit deS leitenden Staatsmannes" vollständig zu verlieren — ohne Kampfstellung gegen den Reichskanzler gebt e- nun einmal nicht —, aber von Stimmungen und Verstimmungen dinfe man sich bei der praktischen Politik nicht leiten lassen; wolle man bestimmte Vortheile erlangen, so müsse man den Boden des CompromisseS betreten. Was für weitere Erfolge solche Politik der Landwirthsckaft verspricht, deutet die Correspon- denz mit der Bemerkung an, daß auch der neue Zolltarif nur auf dem Wege des CompromisseS aufgestellt werden könne. Die konservative Partei halte die Grundsätze einer rein sachlichen Politik fest, deren Befolgung die Corresponden; bei der letzten Kundgebung de« Bundes vermißt. Seine Stellungnahme zur Frage der Zulassung von größeren Stücken Pökelfleische« sei jedenfalls nicht sachlich gewesen. Die Erwiderungen der Bundespresse sind, wie gewöhnlich, perfid, aber doch auch kleinlaut. Es ist ein Verlegenheits behelf, wenn sie jetzt Auszüge aus dem stenographischen Bericht über die Verhandlungen deS Deutschen Landwnth- schaftsrathS zum Fleischbeschaugesetze bringt, die Graf 'klinckowström mit Recht schcn als überholt bezeichnet bat. Das resolute, jeden Stich mit einem Hiebe parirende Auf treten dieses bochconservativen und stark agrarischen ost- - . jetzt den und vptra-Beilage» (gesalzt), nur mit der Moraen-Ansgabe, ohne Postbesvrderung >4 60 —, mit Postbesörderung ^tl 70.—. 6 SS <r. — 8 — 8 Bischof Fava und Chorherr Mostet. R. Am 19. Oktober o. I. starb zu Grenoble der vielgenannte dortige Bischof Amond Joseph Fava eines plötzlichen Todes. Da Leo XIII. für die famose Freimaurrr-Encytlika von 1884 Fava's Hilfe sehr stark in Anspruch genommen und ihn mit seinem Segen überschüttet hat, darf natürlich daS jähe Sterben nicht als ein Zeichen göttlichen Strafgerichts gedeutet werden. Bei Protestanten und sonstigen Ketzern zwar mahnt der unvor hergesehene Tod an das schreckliche Enlde Aller, die außerhalb des Schooßes der alleinseligmachenden Papstkirche dahinleben, aber, sagt der Chorherr Moste! in der „Üsvus catbollgue cks Lou- tLnees" S. 19 vom 20. October v. I., bei „Fava war der plötz liche Tod ein Sterben auf dem Schlachtfelde, welches alle Sol daten als ruhmvoll unter allen betrachten." Er war in der That ein Schlachtmann, der in dem geräusch vollen Feldzüge von 1884—1897 unter der Parole „Nieder mit der Synagoge Satans!" gern« alle antipäpstlichen Richtungen zerschmettert hätte. Das Werk «des großen Schwindlers Or. Hacks aus den Jahren 1892—1894: „Der Teufel im 19. Jahr hundert" förderte er mit nicht geringerem Eifer, als di« Schwindeleien Margiotta'S und der Miß Diana Vaughan. Al» die Centrumspreffe bereits den Taxi! von ihren Rockschößen al zureiben suchte, forderte Fava den Redakteur des Feldkircher „Pelikan" in einem offenen Briefe auf, in seinem Glauben an du Richtigkeit der Höllengeheimnisse der Miß Vaughan sich durch nichts irre machen zu lassen. „Fast alle katholischen Journale", so heißt es in der „Rsvus catkoliqus säe Ovutavces" „werfen dem Bischöfe vor, daß er sich von Taxi! habe dupiren lassen . . Es ist sehr richtig, daß Bischof Fava bis ans Ende an di« angeb lichen Enthüllungen geglaubt hat, welche gegenwärtig den un sauberen Namen Taxil'scher Mystifikation tragen. Aber er war in guter und zahlreicher Gesellschaft. Mr (Chorherr Moste!) haben ihn in Trient gesehen, wo nach dem Geständnisse der Minorität vier Fünftel der Versammlung von der Wirklichkeit der hauptsächlichen Enthüllungen und der Aufrichtigkeit der Be zeugungen überzeugt waren. Wir müssen hingufügm/daßdie Ueber- zeugtesten di«Competentestenwaren. WievieleOckdensleute,Missio nare, Theologen könnten wir hier nennen, die zu den hervorragendsten gehören, mit denen katholische Wissenschaft und katholische Wirk samkeit sich ehren. Die Thatsache ist unbestreitbar, und die Er klärung derselben ist leicht. Die Missionare in China, Japan, Indien, Afrika, soweit sie ihren Eifer inmitten der civilisirten Großstädte entfaltet haben, wo die freimaurerisch« Praxis mehr geübt wird, find mit den verschiedenen Formen des Reiches SatanS in Berührung gekommen und konnttn constatiren oder hatten zum Mindesten Thatsachen berichten hören, welche denen der Mystifikatoren ähnlich sind. Andererseits konnte di« dia bolisch« Vermittelung in der Freimaurerei für sie keinem Zweifel begegnen. Es genügt da» Werk d«S Bischofs Meurin: „Die Freimaurerei, eine Synagoge SatanS", zu lesen, um zu wissen, woran man in diesem Punkt« ist. Endlich konnte daS „Geheim- niß der Bosheit", welche die zu berüchtigte Mystifikation ermög- licht hat, und von der bisher Niemand eine annehmbare Er- klärung gegeben, nicht geahnt werden. Leo Taxil, dem man noch allgemein diesen ganzen langen und abscheulichen Feldzug zuschreibt, war offenbar dazu unfähig. Er hatte weder die Kenntnisse, noch einen folgerichtigen Geist, weder die intellektu ellen Hilfsmittel, noch die zu einem solchen Werke nöthigen finanziellen Mittel. Um den Feldzugsplan zu entwerfen und auSzuführen, bedurfte er einer Verschwörung 'wahrer Führer der Synagoge SatanS, welche die Dokument« und hinreichend rechts- kräftige Zeugnisse lieferten, um selbst di« unterrichtetsten Katho liken über di« Geheimnisse der Selbe zu täuschen, ja sogar die Maurer der hohen Grad«, di« nicht in daS Lomplot eingeweiht waren. Er (Taxil) bedurfte beträchtlicher jüdischer Subskrip tionen, um Reise» und andere Kosten zu bestreiten, deren Summe t«b». Mite» »«ev l.t.8- preußischen Grasen scheint dem Streit," dem sachlich kaum noch eine Bedeutung zukommt, Stempel aufzudrücken. Graf Klinckowström spricht — er wird, wie unsere Leser gesehen haben, hierin mit offenbar freudiger Bereitwilligkeit von der „Schles. Ztg." und nachdrücklich, wenn auch vielleicht widerwillig, von der „Kreuzztg." unterstützt — eine sehr verständliche Sprache. Seine letzte Kundgebung haben wir mitgetheilt. Es heißt darin nach einer Kennzeichnung einer bundesofsiciösen Flunkerei, der Ostpreuße habe keine Freude an einer fruchtlosen Agitation, dazu sei er zu praktisch; ein ra tumtzuo Spiel mache er nicht mit, besonders wenn «r vorher wisse, daß daS Spirl nur verloren werden könne. Offenbar haben innerhalb der conservativen Partei die Ostpreußen jetzt die Führung in der Abwehr beS betrieb samen Vorstandes deS Bunde- der Landwirthe. Wenn sie aushalten, wenn die nüchternen Leute in Litauen und Masuren diesmal die Oberband behalten, so darf man sich von dem anSgebrochenen Conflicte etwas für die Politik der Samm lung versprechen. Die Herren aus dem östlichen Ausläufer des Reiches waren mit der jetzigen Leitung d«S Bundes niemals einverstanden. Im Sommer 1898 wurde die Welt durch di« Nachricht überrascht, Herr v. d. Gröben- Aren stein, ein Vorkämpfer im agrarischen Streite, sehe sich „genötbigt", sein« Stellung al- Dorsiyender des ProvinzialauSschusseS des Bundes der Landwirthe für Ostpreußen niederzulegen. Wa« Herrn v. d. Gröben ver- irirb, wurde niemals öffentlich zugestanden, war aber bekannt. Die Aufnahme des Beruf-agitatör- vr. Hahn in den Vor stand deS Bundes vertrug sich nicht mit den politischen Grund sätzen der ostpreußischen Conservativen und die Wahl des Frhrn. v. Wangenheim zum Bund«Spräsidentrn war ihm unerträglich. Heute verlohnt es sich, daran zu erinnern, daß die Conservattven überhaupt oder doch in ihrer großen Mehrzahl Herrn v. Wangenheim nicht gewünscht hatten und mit ihm überrumpelt worden waren. Herr v. Wangenheim wurde einstimmig zum Präsidenten gewählt, aber infolge einer geschickten, von Herrn Liebermann v. Sonnenberg mit geleiteten Mache, deren Wirkungen schließlich nicht mehr auf zuheben waren. Bei der Beerdigung des Herrn v. Ploetz, de« Vorgänger« d«S Herrn v. Wangenbein«, war für den folgenden Tag eine Vorbesprechung in Berlin auSzemackt worden, aber nur für die „Vertrauenswürdigen". Eine Reihe der beim Begräbniß anwesenden AuSschußmit- glieder wurde nicht verständigt, geschweige denn geladen. So der Vertreter Schlesien«. Ein Vertreter aus dem Königreich Sachsen, der bei dem Begräbniß zugegen war, ist bi« heute di« Antwort auf die damals an ihn gestellte Frage, ob er von der Vorbesprechung gewußt, schuldig ge- blieb«». Daß die gemäßigten Ausschußmitglieder über- rumpelt worden waren, verrieth seiner Zeit dir antisemitische „Staatsbürgerzeitung". Mit der Candivatur eine« Bundes präsidenten fiel dse Bewerbung deS Freiherrn v. Wangen heim um da« RrichStagSmandat für Pyritz-Saatzig zeitlich ungefähr zusammen. Die „TtaatSbürgerzritung" schrieb damals: „Li« „Kreuzztg." gi«bt sich d«n Anschein, als ob si« mit dieser Wahl (zum Präsidenten) zufrieden wär«, weil Herr v. Wangenhetm ja auch für die konservative Partei in Pyritz-Saatzig candidtrt, so nach also ebenso wie Herr v. Ploetz gewissermaßen dir Verbindung Wischen der conservativen Partei »ad dem Bunde hrrftellt. Wir hegen einigen Zweifel daran, daß di« Wahl bei der Rich tung der konservative» Partei, di» in d«r „Kre»zztg." vertrrien wird, mit »nqetheiltrr Freude aufgenommen worden ist. Diese Richtung fand ihren Ausdruck in der vor einigen Wochen er- schienen»» Zuschrift eine« Herrn v. D-, der dem Bunde vvrhielt, daß er btt den Wahlen versagt hab«, daß er zu viel Freundschaft für die Antisemit«» bekund«, »ad der ihm de» Rath gab, bet der kon servativen Partei Unterschlupf zu suchen. Di» zweite «»»ßervng dieser Richtung iunrrhalb der konservativen Partei war der Hund-- tagSvoffchlag tt»e« LchlcherS, der Bund möge sich in Provinzial- Der Krieg in Südafrika. Zur Lage wird uns au« London, 18. April, geschrieben: flüchteten die Boeren in allen Richtungen wieder die Basuto- grenze hinauf — natürlich auf den Plakaten der MittagS- und Abendblätter, während selbst der „Standard" sich dazu eigens ein Kabel seine« Specialcorrespondrnten best«llt batte, da- »ä usum puklici dem lebhaften Bedauern Ausdruck ver lieh, daß die Föderirten in ihrer kopflosen Flucht so ängstlich an der Basutogrenze hinrückten, daß st« wahrscheinlich östlich von Ladybrand entweichen und so Lord Rob«rtS nicht Geleaenheit geben würden, ihre sämmtlichrn kleinen CorpS abzuschneiden und gefangen zu nehmen. Den übrigen Blättern war die Gefangennahme der Flüchtlinge etwa« Selbst verständliche«, Robert« hatte sie gerade, wo er wollt», und die klügsten von ihnen fanden bereit« berau«, daß er die Boeren absichtlich gen Süden über die Modder gerettet, um sie dort ein- für allemal zu vernichten. Die Belagerung von Wrpcner war selbstverständlich aufgehoben. Sie batten e« mit alledem, wie gewöhnlich, rin wenig zu eilig gehabt, so eilig, daß srlbst der Mann auf der Straße ihnen ihre SiegeSbulletin« nicht einmal abkaufte und beute verstirbt auch dieser Siegesrausch vor der nüchternen Wahrheit, daß Wepener immer noch um zingelt, daß 4000 Boeren bei De Wet« Dorp und weitere 4000 bei Smithfield den zum Entsatz Wepener'« beranziehenden Generalen Rundl« und Brabant mit der Brigade Hart entgegen getreten sind. Von anderer Seit« wird Uber ein dritte« CorpS berichtet, da«, angeblich 6000 Mann stark, noch weit«» südöstlich gegen den Oranjefluß in der Rich tung auf NorwalS Bonl-EoleSberg stehen. Brabant ist mit der Brigade Hart, wie wir schon gestern früh meldete», in Roux- ville eingetroffen, welche« er nicht besetzt fand, bat dort aber seinen Vormarsch eingestellt, weil schwere Regen die Straße unwegbar gemacht. Robert« begnügt sich damit, unter diesen Umständen die Hoffnung auszusprechen, daß „sie (Brabant und Hart) ihr» Gegenwart bald entschiedener fühlbar mawen werden könnten." Da« klingt sehr bescheiden uud sieht nickt« weniger al« nach einem zielbewußten, starke» Offrnsivstoße au«. Von General Rundle hören wir nur, daß er mit der VIII. Brigade ri» RedderS- burg in der Richtung auf Wepener operiren soll. Wi« weit l,— s >. o. 1700 6. t. O. — t. I). — l. o 6. i.t>. o. l. I) HO 0 l. I) — l. IX o. W.VPÄi L w.0p..r> 0. l.v. s t. u. (j t.I) .so s. t.l). .SS « I. — ». V 0 l.V. so s. t.0
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