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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.04.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-04-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000421011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900042101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900042101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
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Si70 Der Konsul konnte es nicht länger aus- halten, und obgleich die Etikette einem Gast verbietet, sich vor den Mitgliedern der kaiserlichen Familie zu entfernen, stand er doch auf, suchte seine Frau, und verließ das Haus." Aus den in Vorstehendem mitgetheilten Einzelheiten geht hervor, das; sich die geschilderte Scene in Moskau auf einem Adelsball zugetragen hat, dem auch der Großfürst Shergij und seine Gemahlin, eine Schwester der Kaiserin von Rußland, bei wohnten. t'c^t In guerie. Der in der letzten Zeit oft genannte englische Wund arzt Frederick Treves ist nach fast viermonatigem Aufenthalte bei den Truppen Duller' s nach London zurück gekehrt. Er erklärte gegenüber dem Berichterstatter eines eng lischen Blattes, daß die Wunden, die durch das Bombenfeuer der Boeren verursacht wurden, keineswegs so arg waren, und daß das Bombardement der Boeren manchmal etwas „Schuljungen haftes" gehabt hätte. Der Haltung der Buller'schen Soldaten sowohl auf dem Schlachtfelde als auch im Spital zollte er die höchste Anerkennung. Ueber die Äußerst mangelhafte Organisation des Poitwesens auf dem Kriegsschauplätze hatte er Klage zu führen. „Man konnte von Glück reden", meinte er, „wenn man von vier Briefen, die nachweisbar abgeschickt wurden, einen er hielt. Ein Wochenblatt wurde mir regelmäßig zugeschickt, das ich unter dreizehn Malen nur drei Mal erhielt." Ein Brief, auf den Treves sofort telegraphisch hätte antworten müssen, er reichte ihn erst nach acht Wochen, und auch da nur durch Zufall. Treves sah sich durch Fälle von Dysenterie, die in seiner un mittelbaren Umgebung vorkamen — einer seiner Diener fiel ihr zum Opfer, und er selbst hatte unter der Krankheit viel zu leiden — zur Rückkehr veranlaßt. „Es gab niemals einen Krieg", meinte Treves, „in dem Elend und Schrecken des Krieges sich so eng aneinander schlossen, wie gegenwärtig in Süd afrika." seinem Herzblukt ehrlich und Mdnnhast bezahlt hat, so ist es die englische Ari st okratie. Die Hochfinanz hat im Grunde genommen gar nichts, der Mittelstand und die Großburgeosie so gut wie gar nichts gethan, und was das Kleinbürgerthum geleistet mit seinen Freiwilligen und Milizen, fällt nicht in die Waag schale. Sie müssen heute, diese drei letzten nämlich, freilich die Hand in die Tasche stecken und von jedem Pfund Sterling einen Groschen in den Abgrund werfen, aber sie rechnen darauf, ihn mit Zinseszins zurückzuerhalten, und zahlen überdies mit verdrieß lichster Miene. Das Menschenopfer des Krieges fällt fast aus schließlich auf die allerunterste Loltsclasse, den fünften Stand, der, meist der Noth, nur selten dem eigenen Drange gehorchend, zur Schlachtbank zieht, und diese Aristokratie, welche sich so gerne die erste der Welt nennt. Allerdings ficht sie damit in gewissem Sinne einen Entscheidungskampf um ihre Privilegien, aber sie, hat wenigstens mit dem ganzen Stolze des alten Albion und am best^ Söh^Vins Feld^ffÄckt7'Und^^mwird ihr'ünd"ihren Lieb-1 herrschen und seine Truppen' zu reorzanisiren, noch vlelmehr lingssöhnen, allerdings in nur allzu berechtigter Weise, Mangel an I Absichten Lord Roberls auszufuhren. .Ran Disciplin und vor Allem Mangel an intellektueller Energie vor-I ^>rd sich erinnern, daß er un Marz berichtete, der Ferndziche geworfen. Es ist kein Wunder, daß sich ihre leitenden Kreise auf I und befinde sich auf voller^,rlucht. das Ernsteste beunruhigt fühlen, und daß es wie ein lilhnen l seiner-r.ruppen sie erfaßt, als wolle die Nemesis nicht nur den Urhebern dieses "'-Modder zu senden und die e sich tha sachlich bereits Krieges, sondern auch ihnen, den Hauptträgern desselben, die -'''SN'llt ha s-n entdeckte General Buller plötzlich daß er Früchte all ihrer Mühen und Opfer entreißen sich schwer getau,cht und der Feind .hm so, nahe und n. so Vorläufig macht sich diese Stimmung noch im intimeren I Stellungen gegenüber stehe, daß jene ^nippen Kreis: de: Drawing Rooms und der vornehmen Clubs, besou-1 Zur H,.;e geiauet vers der militärischen, geltend. Die großen konservativen Blätter I werden mußten. AehnlicheS ist ihm jetzt wieder palfirt und sind viel zu gut und von einem viel zu vornehmen Standpunkte Iinzwischen nichts lbun tonnen, um sich den f..i>ien zu aus redigirt, um sich in leeren Lamentationen zu ergehen. Diesen I dieselben, geplant, Roberts Ton anzuslblagen, hat dieselbe Nemesis dem einstigen leitenden!!" 'V">- !" »when. Deshalb seine Abbernng. Organ der liberalen Presse, den „Daily News". Vorbehalten — I Beleidigung ScS englischen vonsnlS in Moskau, eine Thatscchc. die ein recht interessantes Schlaglicht auf die I Das Londoner „Daily Chronicle" veröffentlicht folgenden werteren Kreisen vrel zu wenig bekannten Beziehungen dieses Bericht eines Engländers in Rußland über die Blattes und Hinter dessen Coulissen wirft. Dre „ D allylhgxrxnsrx,, irdisch? St im mung der Russen: schrewen: „Es 'st-'" sth- -'"st-^ „Was für gute Nachrichten wir in dieser Woche gehabt haben, werthes Ereigmß, daß Sir Redvers Buller in einer öffentlichen DieEngländcr hier jubeln, aber die R n ssen beißen ihre wst dem Stigma belastet werden sollte, rn einem der! sind ärgerlich und enttäuscht. Der Consul hißte aus kritischsten Augenblicke des ganzen Feldzuges eine Abneigung ge- I Umsatz der Uebergabe Cronje's die Flagge. Der Polizeimeister- zeigt zu haben, seine ltlutoritat zur Geltung zu bringen. Sir! General sandte deshalb zu ihm, und Viele von uns befürchteten, eni Mann von starkem Chara ter und großen Tonsulat vom Mob angegriffen werden könnte. Neulich Fähigkeiten. Ganz anders der „ St an da r d , welcher sagt: I hxgcib sich der C o n s u l m i t s e i n e r F r a u auf einen Adels- „Daß -in- drastische Aenderung im Stabe der Armee nothwendig I Ball, der in dem Hause enes gewissen Prinzen, der einen officiel- erschemen durfte, wurde fast seit Beginn des Krieges vermuthct. I Rang einnimmt, abgehalten wurde. Der Großfürst und Die letzt der Nation vorgelegte Torre pondcnz wird nur dazu die Großfnrstin waren anwesend. Es war an dem- dienen, den Eindruck zu vertiefen, welcher wahrend der letzten I Abend, an welchem der Consul die Nachricht über den paar Monate stetig starker wurde." Selbst die „ M o rn . n g l g z s g tz von Ladysmith erhalten hatte. Sie bemerkten Post zieht, wenn auch offenbar nicht ohne Beda^ daß Biele von der Gesellschaft, mit denen sie stets in der Thatsachen und erklärt die Stellungen I landschaftlichster Weise verkehrt hatten, ihnen den Rücken Sir Redvers Buller s und Sir Charles Warren s für von nun Izukehrten , oder sie machten, als ob sie sie nicht sähen. Allein an unhaltbar und ihre Abberufung für eine selbstverständliche I Krisis kam beim Souper, wo unser Consul mit einer Anzahl Sache. Der „G l o b e betrachtet den ganzen Vorgang als einen Officiere und Studenten zusammensaß, die auf die „schmerzvoll interessanten", aber er fugt sofort hinzu, daß diel Boeren und die nun nahe herangerückte Zeit tranken, wo von den schuldigen Officieren selbst festgestellten Thatsachen „die I jeder Engländer vom Erdboden vertilgt würde. Sie gingen noch Verurtheilung überreichlich zu rechtfertigen scheinen, welche der weiter, belegten die Engländer mit den schlimmsten Namen, die Obercommandant auszusprechen für seine Pflicht gehalten hat , selbst der russischen Sprache zu finden sind, was viel sagen und fugt hinzu: „Einem traurigeren Record von Unentschlossen-1 - - ... .... heit im Wollen und Confusion in der Ausführung sind wir selten I begegnet." Das hochconservative Blatt hat gleichzeitig den sitt-1 lichen Muth, die Schlußfolgerung aus „diesem ganzen Elende I unserer Heeresführung" mit den Worten zu ziehen: „Es ruft die! ernstesten Zweifel an dem System selbst hervor, unter welchem! unsere Officiere trainirt werden." Auch „Daily Mail"! klagt nicht, sie ist stolz auf „den hohen Maßstab der Anforde-1 rungen, welche der Obercommandirende anlegt und erklärt, keine I Armee könne auf Sieg hoffen, wenn ein solcher Maßstab nicht I an sie gelegt werden dürfe." Die „Time s" sagen: „Es ist I nicht der geringste der großen Dienste, welche Lord Roberts! gegenwärtig seinem Vaterlande lüstet, daß er mit wohlabwägen-1 der Unparteilichkeit und einer weisen und gesunden Strenge die Jrrthümer und Unterlassungssünden an hoher Stelle bloßlegt, welche uns so viel gekostet haben." „Daily Chronicle" erinnert an die noch immer officiell nicht eingestandene zweite Niederlage Gatacre's und sagt: „Jetzt haben wir die direkte An klage Sir Redvers Buller's gegen Sir Charles Warren, daß dieser seine Truppen vier Tage lang der Gefahr einer Niederlage aussetzte, gegen welche Stormberg ein bedeutungsloser Zwischen fall und Reddersburg nicht der Erwähnung Werth gewesen wäre." I» Bestätigung der obigen Mittheilungen über die Auf fassungen und Stimmung in den leitenden aristokratischen und Militärclubs berichtet die „Daily Mail": „Etwas wie Consternation herrschte gestern in sämmtlichen Militärclubs und in der That in allen militärischen Kreisen ob der Veröffentlichung von Lord Roberts' Commentaren zu den Spionkop-Depcschen." Es ist unmöglich, sagte ein hoch stehender Osficier, einzusehen, weshalb diese abfälligen Rand glossen überhaupt veröffentlicht wurden und besonders, wes halb daS gerade jetzt geschehe! Lord Roberts' Depesche ist etwas über zwei Monate alt. Sie wurde von ihm versaßt, als die traurigen Ereignisse, welche sie behandelt, ganz frisch waren, Ereignisse, welche ibn, der eben jetzt das Land be treten hatte, schwer bedrückt haben müssen. Fand er doch? seinen hauptsächlichen Stellvertreter in einer Lage vor, in welcher er aus leicht zu vermeidenden Gründen die Hauptaction hatte mißlingen lassen. Buller hatte zweifellos vernachlässigt, die Dinge in der Hand zu behalten und es Warren überlassen, den Gang derselben zu controlliren, und das in einer Weise, welche er nicht billigte. Warren'S Führung zeigte durchweg eine sehr mittelmäßige Begabung als Heerführer, um keinen kräftigeren Ausdruck zu gebrauchen. Alles da- muß sich Lord Roberts mit großer Stärke aufgedrängt und ibn er- muthigt haben, sich in kräftigen Worten zu äußern, vielleicht, um weitere Unfälle durch rechtzeitigen Tadel und wenn nöthig, Absetzung deS Betreffenden zu verhüten. Aber seit Spionkop hat sich viel ereignet. Jener große Fehler war praktisch durch den wenn auch verspäteten Erfolg und den Entsatz Ladysmith wieder gut gemacht. (Der Sprecher vergißt ganz, daß Ladysmith nicht durch Buller, sondern wenn auch nur indirekt, durch Roberts bei Paardeberg und Kimberley entsetzt wurde.) Der Entsatz von Ladysmith deckte eine Unmenge Sünden und that viel, um den Mann zu ent laste», dessen Zähigkeit e- in der Hauptsache zu danken war. Biel spricht dafür, daß, was jetzt auch Lord Robert- Ansicht ist, und daß, hätte er diese Depesche noch einmal zu schreiben, er wenigsten» mit dem Rufe eines der beiden Männer rücksichts voller umgehen würde. Und gerade das complicirt die Frage noch mehr. AuS welchen geheimen Gründen wurde dre Depesche jetzt auSgegraben, jämmerliche Erinnerungen wieder geweckt und Haß, Bosheit und alle schlechten Leidenschaften aufgerührt. Eine naheliegende Erklärung ist gegeben worden, aber sie macht die Dinge nur noch schlimmer. Es heißt, eine weitere Aendrrung des Commando» in der Front stehe unmittel bar bevor und e» gebe keinen besseren Wea, um Sir RedverS Buller zu beseitigen oder zum Einreichen seiner Demission zu veranlassen. Wenn da» die Absicht ist, so ist sie einfach un würdig und kann nicht scharf genug vrrurtbeilt werden. Aber etwa» Derartige» liegt offenbar in der Luft, und die öffentliche Meinung muß sich auf weitere Ueberraschungen gefaßt machen. Wenn e» sich Herausstellen sollte, daß da» Commando in Natal anderen Händen anvertraut ist, so wäre wenigsten« zu wünschen, daß eine würdigere Methode gefunden worden wäre." Ein anderer Officier erklärte, daß die durch di« Depeschen berührten Officiere die Generale Buller, Warren, Talbot Coke, Oberst Thorueycroft und Oberst Croston seien. General Warren, und wahrscheinlich auch Buller, würden nach Eng land zurückberufen werden und Oberst Thorueycroft wieder zu seinem eigenen Regiment stoßen, während das Commando ver nach ihm benannten Freiwilligen einem anderen Officiere anvertraut werden solle. All« diese Pnncte seien seit längerer Zeit unter Erwägung und die Veröffentlichung der Depeschen nur nn Vorspiel zur Ausführung der brtr. Entschlüsse. Deutsches Reich. N. Berlin, 20. April. (Eine Bekämpfung derBiS- marck'sche» „Gedanken und Erinnerungen" als neue Bestätigung derselben.) „Den Geh. Rath vr. Krätzig, den Director der katholischen Abtheilung im CultuS- ministerium, ließ Bismarck in seiner Gegenwart im Abge ordnetenhause (am 28. Januar 1886) durch den Minister vr. Gcßler deS Actendiebstabls beschuldigen. Bismarck hatte nämlich bei einem katholischen Journalisten, den er hatte ausweisen lassen, eine Haussuchung halten lassen, und man hatte dabei Acten au» dem Ministerium gefunden, welche sich auf die Thätigkeit der katholischen Krankenpflegeorden während deS Kriege» von 1866 bezogen. Dem Reichskanzler war es noch 1886 unbekannt, daß vr. Krätzig jenem Journalisten die betreffenden Acten auf Wunsch Ihrer Majestät der Kaiserin Augusta behufs Anfertigung einer Statistik gegeben hatte." So lesen wir in einem Artikel der „Historisch-politischen Blätter" (123, 9, 1899), als dessen Verfasser P. M. zeichnet, so daß wir in demselben wohl die letzte Arbeit de» bekannten Paul M a ju nke sehen können. Dieser Artikel, welcher BiSmarck's Werk als unglaubwürdizhinstellen will, muß vielmehr gerade dessenZu- verlässigkeit beweisen. Allerdings bemüht sich Paul Majunke, nach zuweisen, daß Bismarck der Irrthum begegnet sei. Krätzig nach seinem Rücktritt auS der staatlichen Stellung als Radziwill'schen Privatbeamten zu bezeichnen. Dies war vielmehr der Convertit von Kebler. Krätzig wurde Kameraldirector de» Grafen Sckaffgotsch, wie nach ihm Herr v. Huene. Aber — in den „Gedanken und Erinnerungen" ist die von P. M. be kämpfte Behauptung gar nicht enthalten! Es heißt (Bd. II, S. 128) von Krätzig, daß er „früher Radziwill'scher Privatbeamter gewesen und die» im Staatsdienst wohl auch geblieben war." Ebenso wird Krätzig (S. 129) in der Auseinandersetzung mit dem Könige, welcher an Stelle der katholischen Abtheilung die Zulassung eines Nuntius in Berlin vorschlug, al» „so gut wie ein Radziwill'scher Leibeigener" bezeichnet. Von einer nach maligen Wiederanstellunz im Radziwill'schen Privatdienst ist also beidemal die Rede. Freilich sind ja ähnliche Ver wechselungen in den „Gedanken und Erinnerungen" u. A. durch Max Lenz und Erich MarckS nachgewiesen. Da» Ge- sammtbild ist aber trotzdem rin zutreffendes, und die schein bare Widerlegung P. M.'S ist gerade die denkbar schärfste Bestätigung dessen, wa» die „Gedanken und Erinnerungen" über die Nebenregierung der Kaiserin Augusta sagen. Wa» ist daS aber für ein preußischer Beamter, der auf weiblichen Einfluß hin amtliche Acten an ausländische (sonst hätte der Betreffende ja nicht auSgewiesen werden können) Journalisten ! giebt! verltn, 20. April. (Die Verdoppelung der Lotteriesteuer und der Totalisator.) Zu den Die Abberufung Sir Charte« Warren ist bereit» gestern Morgen officiell erfolgt. Wa» Sir RedverS Buller betrifft, welcher über sehr bohe Protectionen verfügt, so wünscht ein Theil der Minister unv besonder- auch Lord Wolseley ihm einen ehrenvolleren Rückzug freizuhalten und eS ist deshalb nabegelegt worden, seinerseits und zwar wie Sir George Wbite, auS Gesundheitsrücksichten selbst seine Abberufung nachzusuchen. Aber Buller bat einen harten Kopf und wie er White, entgegen den Wünschen deS KriegS- ministeriumS, in seinem Commando beließ, so könnte er sich sehr wobl weigern, seinerseits dem ihm zugedachten ehren vollen Rückzug anzutreten. In diesem Falle soll auch seine Abberufung par orclre beschlossene Sache sein. Im Uebrigen ist eS nach besten Informationen falsch, wenn man anuimmt, daß General Buller lediglich wegen der „„„ .. > Spionkop abberufen werden solle: Er hat sich ohne Feilschen und Markten ihre vornehmsten Vertreter und ihre I überhaupt unfähig erwiesen, die Lage in Natal zu be- die Pläne und Absichten Lord Roberts' auszuführen. Man wird sich erinnern, daß er im März berichtete, der Feind ziehe dielen Vorschlägen, die zur Deckung der Kssten der FlotteüSer« Mehrung gemacht worden find, gehört bekanntlich auch der einer Verdoppelung der Lotteriesteuer. Dadurch würde auch das Spiel am Totalisator bei Wettrennen getroffen werden, indem die Totalisatorstener von 10 Procent des Umsatzes auf 20 Prorent gesteigert werden würde. Der „Union- Club" bemüht sich nun, eine Agitation gegen diese Mehrsteuer ins Leben zu rufen. Er behauptet, daß durch sie das Publicum, weil natürlich die Gewinnchance sich verringert, den Wetten und den Wettrennen überhaupt entfremdet würde, so daß die Rennvereine sowohl in ihren Einnahmen aus dem Totalisatorbetriebe. wie in der Einnahme aus den Eintritts geldern beeinträchtigt werden würden. Wenn man nun auch zu- giebt, daß das Wetten bei Rennen noch nicht die verderblichste Be- thätigung der Spielleidenschaft ist und daß eine völlige Be seitigung solcher Wetten noch üblere Erscheinungen Hervorrufen könnte, so muß man doch andererseits auch zugcven, daß, wenn einmal das öffentliche Glücksspiel bei den Wettrennen geduldet wird, der Staat dann ganz gewiß einen berechtigten Anspruch auf eine entsprechende Einnahme bat, ganz besonders, wenn diese Einnahme einem nationalen Zwecke dienen soll. Wird also das Glücksspiel überhaupt von einer höheren Besteuerung getroffen, so ist nicht abzusehen, warum das Spiel am Totalisator frei ausgehen soll. Im Uebrigen braucht man die Besorgniß ii^t zu hegen, daß die Totalisatorwetten aufhören und die Rennpmtze veröden würden, wenn die Totalisatorsteuer erhöht wird. Wer sein Geld zur Wettmaschine trägt, thut dies mit einer unver gleichlich geringeren reellen Chance, als wer in einer Staatslotterie spielt. Denn während dort rin fester Gewinnplan besteht, waltet hier der bloße Zufall. Es ist also Derjenige, der sich mit dem Totalisator einläßt, in ungleich höherem Maße ein Hazardspieler, als Derjenige, der sich an Staatslotterien betheiligt. Nun ist cs eine bekannte Thatsache, daß Hazardspieler, wenn man so sagen darf, sehr generös sind. Sie wollen gewinnen; ob aber durch einen etwas größeren Abzug vom Gewinne eine Verringerung ihrer Gewinnquote entsteht, beeinflußt die Spielleidenschaft nur in einem geringen Maße. So wenig also, wie durch eine Er höhung der Lotteriesteuer das Lotteriespiel in irgend welchem nennenswertsten Maße abnehmen wird, ebensowenig wird das Spiel am Totalisator aufhörcn. Muß man also der Petition des „Union-Clubs" die Berechtigung absprechen, so muß man cs andererseits für durchaus ungehörig erklären, daß das „Berliner Tageblatt" die Gelegenheit zu einer Philippika gegen den Renn sport überhaupt benutzt. Bei jenen Veranstaltungen sammle sich das Gesindel, das in den Großstädten aller Länder zusammen ströme, in erschreckender Weise an und ziehe auch manche, bis dahin solide bürgerliche Existenz mit in den Strudel hinein. Darüber aber entrüste sich der agrarische Rennstallbesitzer nicht. Zu dem „Gesindel", das sich bei den Wettrennen ansammelt, ge hören auch sehr viele Leser des „Verl. Tageblattes"; das Blatt nimmt auch darauf sehr viel Rücksicht, indem es nicht nur täglich eine ganze Anzahl von Sportnotizen, sondern sogar einmal wöchentlich eine eigene Sportbeilage bringt, was nur wenige deutsche Zeitungen ihren Lesern zu bieten für nöthig halten. Der Ausfall gegen die „agrarischen Rennstallbesitzer" aber ist völlig deplacirt; weiß doch Jedermann, daß recht viele und gerade die bedeutendsten Rennstallbesitzer den Kreisen der Bankiers und Commerzienräthe angehören, die ja auch, weil es modern ist, zu den Rittergutsbesitzern zugehören, in gewisser Weise „Agrarier" sind, aber schließlich doch nur im Nebenberufe. * Berlin, 20. April. (Die De BeerS Co. in Deutsch-Südwestafrika?) Auf einen für die gesunde Entwickelung der wirtbschaftlichen Verhältnisse in Deutsch- Südwestafrika bedenklichen Vorgang richtet in der neuesten Nummer der „Deutschen Colonialzeitnng" Vr. Passarge die öffentliche Aufmerksamkeit: In dem Gebiet von Gibeon in Deutsch-Südwestafrika ist, wie erinnerlich, Blau grund gefunden, und mau durfte hoffen, rentable Diamantminen zu entdecken und damit das Diamant monopol der De Beers Co. und RbodeS' Macht stellung zu brechen. Die South West Asrica Co. sucht nur, dieses Gebiet, wie das ganze Namaland, in ihre Hand zu bekommen und wird in ihren Bestrebungen von der Regierung energisch unterstützt. In dem letzten Directionsbericht» der De Beers C». heißt eö der „Franks. Ztg." zufolge: Der Besitz in South West Asrica Company-Actien wurde auf 93 443 Stuck erhöht, wodurch sich die Gesellschaft gleichzeitig das Recht auf alle im Gebiete der South West AsricaCo. zu entdeckenden Diamantminen sicherte. Mit diesem Vertrage würde alle Hoffnung verloren gehen, jemals daS Diamantmonopol der De BeerS Co. zu brechen. Ferner, da die De BeerS Co. immer nur einige Diamantminen abbauen läßt, nm nicht selbst durch Ueber» Production den Preis zu drücken, so kann es uns passirrn, daß wir in unserer Colonie die reichsten Diamant minen finden, ohne daß dieselben der Colonie etwas nützen, weil eben die De Beers Co. sie absichtlich unbebaut liegen läßt. Nachdem vr. Passarge darauf hingewiesen, daß seine früheren Behauptungen, die South West Africa Co. sei eine im RhodeS'schen Interesse arbeitende Gesellschaft und für unsere Colonie von großer politischer Gefahr, durch diesen Vertrag bestätigt werden wurden, fährt er fort: „Obwohl der Originalbericht der De BeerS Co. noch nicht vor liegt, habe ich eS doch für wünschenSwerth gehalten, die Notiz den colonialen Kreisen sofort bekannt zu geben. Ich fordere hiermit di« deutschen Directoren der South West Asrica Co. auf, sich darüber zu äußern, ob eia solcher Bertrag mit der De BeerS To. besteht. Falls da- der Fall sein sollt», so dürsten die Herren von der South West Asrica To. wohl kaum verwundert und gekränkt sein, wenn sich angesichts eines solchen Vertrage» Stimmen erheben sollten, welche den Vertrag direkt einen Berrath an den nationalen und colonialen Interessen de» deutschen Volkes nennen würden." (-) Berlin, 20. April. (Telegramm.) Der Kaiser fuhr gestern Nachmittag nach Schloß Bellevue und machte mit der Kaiserin und der Prinzessin Feodora von Schleswig- Holstein im Garten de» Schlosses einen kurzen Spazier gang. Heute unternahm der Kaiser mit der Kaiserin den gewohnten Spaziergang im Thiergarten. Hierauf hatte der Kaiser mit dem Unterstaatssekretär Freiherrn v. Richt hofen eine kurze Conserenz im Auswärtigen Amt und wohnte sodann im königlichen Schloß dem Empfana einer Deputation de» Chirurgen-CongresseS bei der Kaiserin bei. Um 11 Uhr begab sich der Kaiser nach dem Opern- -ause, wo die Probe zur Oper „DaS eherne Pferd" statt- and. Zur FrühstückStafel waren keine Einladungen ergangen. Um 2 Uhr legten der Oberbürgermeister Kirschner und Stadtbaurath Hoffmann dem Kaiser die Pläne zur Aus schmückung de» Pariser Platze» am Tage der Ankunft deS Kaiser» von Oesterreich vor. Heute Abend um 7 Uhr wird der Kaiser einer Einladung de» königlich sächsischen Gesandten Grafen v. Hohenthal und Bergen zum Diner folgen. Morgen Vormittag um 8 Uhr 30 Min. gedenkt der Kaiser nach der Wartburg abzureisen. 6. ll. Berlin, 20. April. (Privattelegramm.) Zu der in Bern am 2. Juli stattfindenden Feier de» 25 jährigen Bestehens de» WeltpastvereinS werden sich der Staatssekretär v. PodbielSki, der Director Krartke und der Geh. Post rath Neumann dorthin begeben. — Wie die „Düsseldorfer Neuesten Nachrichten" mit- thrilen, wird Major Freiherr v. Reitzenstein de» Rest seine- am 5. Mai ablaufenden Urlaubs in Italien zubringen, um dann nach Berlin zurückzukehren und seine Aufzeichnungen und Erlebnisse demnächst al» größere« kriegögeschicht- licheS Werk herau-zugeben, in dem dann die eingereickten Berichte ebenfalls Platz finden dürften. Aeußerst interessant und packend ist darin der Tod de- bekannten ehemaligen Leut nant- v. Brüsewitz geschildert, der mit einer kleinen Schaar Boeren bi« auf wenige Schritte an die Mündung der englischen Gewehre herangekommen, von den feindlichen Kugeln in Hal» ünd Herz getroffen, sofort todt niederstürzte. De» ver storbenen Obercommandirenden General Joubert hält Freiherr von Reitzenstein als Führer durchaus nicht für so bedeutend, wie er meistens hingestellt wird. Abgesehen davon, daß er eine große Portion unglaublichen Eigensinns und Selbstüberhebung nicht nur in rein militärischen Dingen be sessen habe; er habe auch seiner Frau einen viel zu großen Einfluß auf sich eingeräumt, die tbatsäcblich selbst bei mili tärischen Anordnungen und Unternehmungen verwirrend cin- gegriffen habe. — DerVerband der deutschen Holzindustriellen, der bereits im Herbste vorigen Jahres einstimmig den Be schluß faßte, daß die Arbeitgeber keinesfalls am ersten Mai Arbeitsruhe zugestehen und solche Arbeiter, die gleichwohl an diesem Tage feiern, unnachsichtlich vor die Folgen dieser Hand lungsweise stellen sollen, hat in seiner letzten Verbandsver sammlung diesen Beschluß in Erinnerung gebracht und den Mitgliedern eindringlich zur Nachachtung empfohlen. (-) Rathenow, 20. April. (Telegramm.) Aus Anlaß des Ablebens des Generals Rosenberg ging dem Husaren- Regimcnt „von Zielen" vom Kaiser auS Wittenberge fol gendes Telegramm zu: „Ich spreche dem Regiment Meine ausrichtige Theilnahme bei dem Tode des Generals Rosenberg, dessen Verdienste um die Cavallerie nicht hoch genug anzuschlagen sind, aus. Sein frischer Wagemuth, sein schneidiger Reitergeist, jein soldatisches Können und sein echt preußisches, braves Soldatenherz machten ihn zu einem Cavallerieführer erster Ordnung. Die Reiterwaffe, besonders daS Zieten-Regiment, soll das Vorbild des ausgezeichneten Generals immer vor Augen und sein Gedächtniß in hohen Ehren behalten, wie Ich dem kühnen Husarengeneral immer ein dankbares Andenken bewahren werde. Wilhelm k." Der Wiltwe des Generals sandte der Kaiser folgendes Telegramm: „Ich betraure mit Ihnen Len Tod Ihres Gemahls mit aus richtigem Herzen. Was er Meiner Cavallerie geleistet hat, bleibt in der Geschichte der Armee unvergessen und ist vorbildlich für seine Waffe. Gott tröste Sie in Ihrem Schmerz." * Wiesbaden, 19. April. Wie der „Nass. Bote" meldet, hat die Besserung im Befinden des vr. Lieber in den letzten acht Tagen große Fortschritte gemacht; eS sei be gründete Hoffnung, daß er sich am Wiederbeginn der parla mentarischen Arbeiten betheiligen könne. (>) Stuttgart, 20. April. (Telegramm.) Der „Staats anzeiger für Württemberg" veröffentlicht die Ernennung des Directors im Justizministerium vr. v. Weizsäcker znm Ches des Kirchen- und Schulwesens. * Nürnberg, 19. April. Der hier tagende Holz arbeiter-Verband lehnte mit 47 gegen 19 Stimmen die Arbeitslosenunterstützung ab. 14 Delegirte enthielten sich der Abstimmung, darunter die 13 Berliner, wegen der derzeitigen dortigen Lohnbewegung. (Fortsetzung in der 1. Beilage.) P m vertreibt »ebnell ÜL8 5orsjoüoI-Zcbnupkrn-?uIver Vi Vos» so» vor» SS Mr. — LrkiNUiov io ck»» Xootdoke». Vi Vos« 50 ?5x., >/» vo.« SS k>kx. — NrkMIiov io <j»» Xxotdoke». 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