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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.05.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-05-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010515024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901051502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901051502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-05
- Tag1901-05-15
- Monat1901-05
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Abend-Ausgabe Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Jahrgang. Mittwoch den 15. Mai 1901 Feuilleton 7) 1»U«L«» 85,10 216,45 »so/Lnvr »rboteo > riebt») iabeoö»» tsu. Via 275,— 186.50 73,60 213,40 344.50 178.75 178,60 181.75 168,25 123— 116,80 datirte Depesche vor. Er wurde gesprächig und rietb dem Gefangenen, daS Land zu verlassen und uack Australien zu gehen, da der Krieg fortdaucrn werde, bis den Cap rebellen Amnestie bewilligt sein werde. Der Gefangene rietb seinem alten Freunde seinerseits, nachzugebeu, woraus Kruitzinger entgegnete: „Nein, ich werde der letzte sein. Sieh mal den De Wet! Der ist ungebildet und doch spricht die ganze Welt von ihm. Er könnte den Marschallstab morgen in jeder Armee Europas bekommen und für eine Vorlesungütour in Amerika 1000 Pfo. Sterl. per Woche kriegen. Wenn Alle die Flinte ins Korn geworfen haben, werde ick es auch thun, aber eher nicht. Mich fangen! Bab! Ihr werdet mich nie fangen! Gerade jetzt sind zwei Detache ments hinter mir und in jeder Stunde weiß ich genau, wo sie sind. Wenn sie plötzlich in die Nähe kommen, löse ich die 2lO Mann hier in kleine Trupps von 20, 15 oder 5 auf. Ein Mann in jedem Trupp weiß, wohin zu marschiren ist, aber nur einer. Wenn er gefangen wird, kann man ihm vertrauen. Tie Anderen wissen nichts. Ich gebe eine Stelle 50, 100 oder 200 Meilen von hier an und sage ihnen, daß sie an einem bestimmten Tage dort zu sein haben, und — wir sind stets da. Tie Engländer haben in dieser Colonie jetzt 25 000 Mann, aber sie können sich nicht mehr als 30 Meilen täglich fortbewegen. Wenn sie sich nicht theilen, umschwirren wir sie wie die Fliegen. Geschütze, sagtest Du? Bah! Ich brauche keine Geschütze. Ich habe eins oder zwei „gepflanzt", wo ich sie holen kann, aber sie sind zu schwerfällig und sind nur im Wege. Ick brauche 500 Rebellen, die den Kopf in der Schlinge haben, dann kleine, zerstreut liegende englische Garnisonen, große, schwerfällige englische Colonnen und holländische Farmer, die glauben, der Scköpfer wolle den Triumph der Boerensacke. Unter solchen Bedingungen werde ich dies Spiel weiterspielen können, bis ich an Alters schwäche sterbe oder bis die Engländer jede Stadt besetzen, unsere Farmer deportiren und eine halbe Million Truppen allein in diese Colonie bringen. Brand und Hertzog machen eS ebenso, aber der junge Brand ist bei unseren Leuten nicht beliebt. Er behandelt die Farmer zu schlecht, die sich ihm nicht anschließen, uud eines Tages wird man ihn verrathen." Ertra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbefürderung 60—, mit Postbesörderung 70.—. Änuahmeschluß für Anzeigen: Abend-AuSgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. ! 145,- 122.10 121.25 82.10 44,80 158LO 103,75 78,50 206,— 143.25 131,— 210,60 188,50 148.10 nereien haben ihren Betrieb herabsetzen müssen, weil der Ab satz nach Nordchina durch Die Wirren unterbrochen ist. Aus dem soeben erschienenen Jahresberichte der Handelskam mer in Nokohama blicken einige Bedenken durch, ob Japan Lei seiner andauernd ungünstigen Handelsbilanz die bestehende Goldwährung wird aufrecht erhalten können. An dec Herabminderung der Ausfuhr sind besonders Rohseide und Thee betheiligt. Seide wird als Luxusartikel bet der jetzigen geld knappen Situation in dec ganzen Welto weniger consumirt, als in früheren besseren Jahren. Beim Thee spielt die Finanzpolitik der Vereinigten Staaten, wohin der meiste japanische Thee geht, eine ungünstige Nolle, da dort jetzt Kaffee steuerfrei geworden ist. Beim Importe nach Japan machen sich die ungenügenden Ein richtungen der hiesigen Zollämter bemerkbar. Die Classification des Zolltarifs wird von den Abschätzern und der Regierung nicht als bindend anerkannt, so daß es zu vielen Willkürlichkeiten und Beschwerden kommt. Außerdem besteht auf den hiesigen Zoll niederlagen die naive Praxis, daß Jeder, der eine Waarensendung nach ihren äußeren Merkmalen so beschreibt, daß sie aus der Masse der angehäuften Bestände herausgefunden werden kann, gegen Zahlung des schuldigen Zolles die Maaren ausge- liefert erhält. Vergebens hat die Handelskammer schon vor einem Jähre auf diesen Uebelstand uns die dadurch veranlaßten Dieb stähle hingewiesen und Vorstellungen an die Zolldirection und den Finanzminister gerichtet. Die Zollbehörden weigern sich, bei Ueöernahme von Ladungen Empfangsbestätigungen zu geben oder nur gegen Ablieferung von Frachtbriefen Maaren auszu händigen. Es ist deshalb in Anregung gebracht worden, durch Vermittelung der diplomatischen Vertreter Abhilfe zu suchen. Leider haben auch die diplomatischen Vertreter oft Veranlassung, über Mangel an Entgegenkommen in der Form und in der Sache bei oft ganz selbstverständlichen und unbedeutendcvr Geschäften zu klagen. Nur zu viele japanische Beamte glauben das Ansehen, das sich die Schneidigkeit der japanischen Truppen im vorigen Sommer in China erworben hat, Fremden gegenüber durch übertriebene Kleinlichkeit und Schwer fälligkeit fühlbar machen zu müssen; es wirkt dabei unwillkürlich die alte Tradition feierlicher und wichtig thuender Amtsmiene auf den Modus der Geschäftsbehandlung ein. aus einem nur ihm bekannten Grunde nicht traute, aber ebenso deutlich trat es hervor, daß ihre furchtlose Ruhe ihm imponirte. „Ich habe Hunde nicht gern", erklärte sie in ihrem kalten, gleichmäßigen Tone, „und das hat, wie es scheint, der Hund Ich kann eine I herausgefunden." „Aber Sikes ist das sanfteste Geschöpf", rief die kleine Betty. I „Ich muß ihn dahin bringen, sich wegen seines unartigen Be- I tragens bei Ihnen zu entschuldigen. Er ist sonst nur ungezogen I zu 'Welldon's Jungen Joe, und das kommt daher, weil jener ihn I neckt. Der Mastiff Briton hat den Jungen vor einigen Tagen gebissen, darum sehen sie ihn auch nicht hier. Ich habe ihm die Hand verbunden." „Du hast also mehr als einen Hund?" „Drei", erklärte jetzt ihre Tante — „Ivan, Briton und SikeS. Jeder von ihnen könnte seinen Mann kalt machen." „Welch' sonderbare Lieblinge!" „Es sind keine Lieblinge, sondern Wächter. Sie haben mebr Verstand als menschliche Wesen und wissen, weshalb sie gier sind. Wenn einem Diebe einfallen sollte, in der Nacht einbrechcn und mich bestehlen oder mir ein Leid anthun zu wollen, dann würde es ihm zwischen meinen drei Wächtern schlimm ergehen." „Dann'sind sie des Nachts los?" forschte Francesca, scheinbar mit großem Interesse. „Sikes schläft am Fußende meines Bettes und Ivan auf der Thürmatte; Briton bleibt in der Halle." „Sie werden allen Dreien gut werden, bin ich überzeugt, wenn Sie sie erst besser kennen", warf Bett) dazwischen. „Die Thiere sind so schön und klug uns treu'" „Bei einem Mädchen ist das ein schlechter Zug, Thiere nicht gern zu haben", stichelte Fran Reoelswcrth. „Warum aber willst Du denn heute wieder nach London znrückfahren? Du kannst doch sicher die Nacht hier bleiben und Deine Sachen morgen holen! Du sollst, ist mein Wunsch, e!n ganzes Jahr Lei mir im Haus« bleiben. Dir wird es natürlich ta.igweistg werden; Du hast ja aber die beiden jungen Herren zum Flirten." „Werden meine Cousin- ebenfalls hier sein?" . „Gewiß! Weshalb hätte ich denn sonst den Aufruf erlassen? Im Juni nächsten Jahres wird die hunderjährige Gründungs feier von Isaak Revelsworth's Geschäft und die Theilung seines Besitzthums stattfinden. Ah, das läßt Dich erschrecken und bringt Leben in Dich! So ganz List Du nicht Statue, seh' ich! Nun, das Geld muß an einen Revelsworth kommen, aber an welchen lebenden Revelsworth es fällt, das ist meine >sache. Du und Viktor und Dudley scheinen die einzigen directen Nachkommen zu sein, und ich wünsche, Euch Alle ein Jahr hier unter meinem Dache und meinen Augen zur Beobachtung zu haben, damit ich meine Entscheidung treffen kann. Da Du das nun weißt, willigst Du jetzt ins Hicrbleibcn?" Francesca stand, wie erwägend, regungslos ein paar Schritte vom Armsessel ihrer Tante. Ihre langen, goldbraunen Wimpern waren gesenkt, aber doch erhaschte Betty ein triumphircndcs Auf blitzen in den verschleierten blauen Augen. Jene Schweigsam keit und äußere Gelassenheit war ein charakteristischer Zug bei Francesca. Sie bewegte sich selten, und stets langsam, und trotz dem lag keine Spur von Trägheit in ihr. Zu Zeiten konnte sie stundenlang in derselben Stellung verharren, stets eine male rische Grazie, ihre glänzenden Augen ins Leere gerichtet, oder die weißen Lider in Gedanken vertieft, gesenkt. Selbst jetzt, nachdem sie den Vorschlag ihrer Tante ver nommen, verharrte sie noch mehrere Minuten in Schweigen, Fran Revelsworth hierdurch in zornige Ungeduld versetzend. „Bist Du denn der Sprache verlustig gegangen, Francesca? fragte sie mit Schärfe. Willst Du mein Gast sein ooer nicht?' „Ja, ich will cs sein", erklärte das Mädchen schließlich und heftete den Blick voll auf das Antlitz der alten Dame — „heuke Nacht und so lange Du es wünschest. Wirst Du mir aber ge statten, sogleich ein Telegramm nach London abzuschickcn, damit man dort nicht auf mich wartet?" „Einer Deiner Cousins kann «s nach Kingston tragen. Betty, hol' Papier und einen Bleistift!" „Ich möchte lieber selbst gehen", erklärte Francesca, „wenn mir Jemand den Weg nach Kingston beschreiben will." „Einer von den Jungen wird mit Dir im Omnibus nach dort fahren. Du bist viel zu schön, des Abends allein draußen zu sein", sagte die Tante mit Nachdruck. Lachend verließ Franesca sogleich das Zimmer, um ihren Hut aufzusetzen. Betty hätte sich wieder an den Flügel gesetzt und wollte mit dem Clavierspielen fortfahren, als sie von Frau Revelsworth ge rufen wurde. „Komm' her, Kind", sagte sie, „ich will mit Dir sprechen." Betty nahm gehorsam auf «inem niedrigen, mit einem ge- Die Wirren in China. Rußlands Streitmacht in Ostasien «ud Japans Finanzen. Aus Tokio, 12. März, schreibt man uns: Die russische Circularnvts vom 4. April, in welcher auf alle Sonderverhandlungen über die Mandschurei verzichtet wird, ist das Resultat einer von Japan nach Petersburg gerichteten Replik auf Rußlands ablehnende Beantwortung der von Japan unv England gemeinsam gemachten Vorstellung von Ende März. Uebcr den ^Inhalt dieser zweiten, erfolgreichen Verwahrung wird von der japanischen Negierung strengstes Geheimniß gewahrt; es ist aber geglückt, in den leitenden Kreisen Rußlands di- Ileber- zeugung zu erwecken, daß beim Ausbleiben einer befriedigenden Verzichtserklärung der Krieg mit Japan unmittelbar bevorstand. Mährend dieser Krisis sind die Informationen durchge sickert, die der japanischen Regierung über die Wehrmacht Rußlands zur See und in Sibirien zur Verfügung stehen. Da nämlich von Petersburg aus die Nachricht iii die Welt gesetzt wurde, daß Rußland seine ostasiatische Flotte auf 61 Kriegsschiffe zu vermähren im Begriffe sei, brachten eine Reihe japanischer Zeitungen sehr sachkundig gehaltene Nach weisungen, daß dies unmöglich sei. Rußland hat augenblicklich bereits sein stärkstes Geschwader in Ostasien: 106 000 Tonnengehalt; dann folgt die Kriegsflotte im Schwarzen Meer, 86 000 Tonnen, die aber nach der Kriegserklärung den Bosporus nicht passiren können, nur 68 000 Tonnen in der Ostsee, im Ganzen 260 000 Tonnen, wozu allerdings noch die nur für Transportzweckr brauchbare Freiwilligenflotte von 60 000 Tonnen kommt. An Truppen hat Rußland in West- sibirien 45000 Mann, in Ostsibirien 45000 Mann Linientruppen, 10 000 Mann Besatzungstruppen und 2000 Mann Polizei; in der Mandschurei 48000 Mann Linie, 8800 Mann Besatzungstruppen und 4000 Mann Polizei; im Ganzen also nur 155 800 Mann auf diesen weiten und nur streckenweise durch eine eingleisige Bahn verbundenen Gebieten. Man ist leicht geneigt, Rußlands Wehrmacht in Ostasien zu überschätzen, der Quantität und auch der Qualität nach. Japans Schwäche liegt auf finanziellem Gebiete. Die Regierung bietet für eine allerdings in zwei Jahren rückzahlbare inländische Anleihe in Höhe von 36 Millio nen Mark nicht weniger als 8 P r o c c n t Z i n s en. Außerdem bat der Finanzminister Vicomte Watanabe erklärt, daß er Eisen- bahnbautrn, Telegraphenanlagen und die Erweiterung des Stahlwerkes, die für dieses Jahr geplant waren, aufgcben muß, weil die dazu erforderlichen Anleihen in Höhe von 85 Millionen Mark augenblicklich nicht unicrgebracht werden können. Die vom Paralament bewilligten neuen Einnahmen sollen nämlich nur zur Wiederherstellung des für die Expedition nach China verbrauchten Kriegsschatzes dienen. Ilm einen Begriff von der Höhe der neuen, am 1. October d. I. in Kraft tretenden Finanzzölle zu geben, seien nur erwähnt: Bier 23 H pro Liter, Wein 58 H pro Liter, Cigarren, Cigaretten und Tabak 150 Procent des Werthes, Alkohol 86 H pro Liter! Die Lage ^europäischen Importeure ist augen blicklich sehr schwierig, weil die contractmäßig zur Ab nahme verpflichteten japanischen Großkaufleute die fälligen Zah lungen nicht leisten können. Zwei angesehene englische' Firmen haben bereits liquidirrn müssen, andere Pnd durch den Sturz der Eisenpreise aufs Schwerste geschädigt und 'werden nur durch die betheiligten Banken über Wasser gehalten. Der starke Rückgang der Seidenpreise hat in weiten ländlichen Diftricten die Kauf kraft 'der Bevölkerung beeinträchtigt, so daß eine Besserung der Lage erst im Herbst zu erhoffen ist. Die B a u m w o l l - Spi n- »all«'. »z von a»t»ät' f Vorlc., 144.25 185.25 368 — 158.25 15750 139.50 87,— 174,10 71,75 208.50 137, - 186,— 85,— 550,— I 1427 ti»r» — ttatk 25.30 72.30 1363 r »« vixker rkältoj»»- r»uä 1Ü7, " (14/5 taedaa" - Vbtt« biopta" kdita- kbUa- ' ll»») rmodtl : W zusiimmte, eine sehr erhebliche war, so werden die etwaigen Obstruktionsmanöver schwerlich etwas fruchten und wird beute das Gesetz in der vorgestern genehmigten Fassung voraussichtlich definitiv beschlossen werden. DaS Gesetz giebt sich zwar auck in dieser Fassung nur als ein „Notbgesetz" von einjähriger Geltungsdauer, aber eine der wichtigsten Bestimmungen — sie privilegirt die bestehenden Brennereien gegenüber den zu erricktelenden in Bezug aus die Contingentirung — wird dennoch sechs Jahre in Kraft bleiben, da die differentielle Contingentirung zwar nur bis 1902 festgesetzt ist, neue Brennereien aber 1902 auch schon in Betrieb sein müssen, um an der 1903 auf fünf Jahre erfolgenden neuen Contingen tirung gleichmäßig betheiligt werben zu können. Auch die eiligst ersonnene und beschlossene Erhöhung der Brennsteuer um nicht weniger als 50 Procent ist nur für ein Jahr vorgcschrieben. Aber sie wird gemäß der Natur der parlamentarischen Dinge nach Ablauf diesesZeitraumes ausS Neue decretirt werden. ES ist auch nicht ernstlich geleugnet worden, daß man ein Definitivum schaffen will. Was im nächsten Jahre neu hinzukommen wird, ist der Denaturirungszwang der Regierungsvorlage, von der die chemische und andere Industrien eine beträcht liche Schädigung befürchten, wie denn auch die Erhöhung der Steuer, die bekanntlich nur vom Trinkbranntwein er hoben wird und mit deren Erträgnissen die Vergütungen für den denaturirten Spiritus gezahlt werden, die Industrie beunruhigt. Der denaturirte Spiritus ist zwar jetzt natürlich viel wohlfeiler, als der besteuerte Trink- spirituS, aber doch wenig billiger, als er vor der Einführung der Brennsteuer gewesen ist. Der Effect des Gesetzes wird in der Hauptsache der sein, die Production in den bestehenden Brennereien noch erheblich lucrativer zu gestalten. Jedoch dies nur in den kleineren Spiritusbrennereien, die größeren gewerblichen Brennereien werden entschieden leiden und auch für die großen landwirth- schaftlichen Spirituöfabriken soll nach einem Worte des national liberalen Abg. Sieg, eines recht agrarischen Landwirtbs, die Steuererhöhung „das Todtgeschlagenwerden bedeuten". Alles in Allem regen sich so viele Bedenken, daß mindesten» die den Ueberlieserungen deS Reichstags zuwiderlaufende Ueberhastung, die beliebt wurde, nicht gerechtfertigt erscheint. WaS man fünf Tage vorher als das nächstliegende Vorgehen billigte, nämlich die Verlängerung des bestehenden Gesetzes auf ein Jahr, daö hätte man nickt plötzlich als ruinös für die Landwirthschaft durch radical Neues ersetzen sollen. Die Ab machungen im Senioren-Convent sind nicht sacrasanct; aber wenn Abweichungen sich ereignen, so ist eS wünschenswerth, daß sie sich wenigstens nickt in den Bahnen befremdlicher Ungewöhnlichkeit bewegen. Der Uebertreibung der Linken braucht man jedoch kein Gewicht beizulegen. Sie verwirft Alles, was nach Schutz der Landwirtbsckast aussieht, und sie würde nicht anders geredet und gestimmt haben, wenn die „Ueberrumpelung", als welche sie daS Verfahren der Mehrheit bezeichnet, nicht stattgefunden bätte. Ganz besonders falsch ist ihre Behauptung, das Gesetz sei lediglich auf Ostelbien zugeschnitten unv bedrücke insbesondere den süddeutschen Bauer. Dieser Vor wurf ist widerlegt durch die vorgestrige Zusammensetzung des Reichstages. Gerade der Süden war in ungewöhnlicher Stärke unter der Mehrheit vertreten, und wenn für heute der Beginn der Sitzung schon um 9 Uhr festgesetzt wurde, was noch nicht dagewesen ist, so wurde diese frühe Stunde gewählt, um den Süddeutschen zu ermöglichen, das Himmel» fahrlSfest in der Hcimath zu begehen. .. 287 i 525 1866 288. b. I. Lu». M IsE« ol 105 >!, Anzeigen »Preis die 6 gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem RedactionSstrich (4 gespalten) 75 H, vor den Familiennach» richten («gespalten) 50 H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen uud Offertenaunahme 25 H (excl. Porto). Der Krieg in Südafrika. Ein englischer Colonialsoldat, der von Kruitzinger beim Zuurberg gefangen genommen wurde und mit diesem von der Schule her gut befreundet ist, hatte ein interessantes Gespräch mit Kruitzittgcr, das der „Daily Expreß" wiedergicbt. Als Kruitzinger und der Gefangene sich eines Abends von der Schulzeit unterhielten, brachte ein Reiter dem Boerenführer eine Depesche. Kruitzinger laS sie und sagte: „Dieser Bries ist von Botha. Er ist in fünf Tagen sechs Stunden von Lyden- burg hierher gekommen". „Unmöglich", sagte der Ge fangene. „Ein Pferd oder drei Pferde könnten daS nicht machen. Es muß in der Luftlinie 500 Meile» sein und auf jedem Wege Hute 600 Meilen". „Ah", antwortete K., „aber dieser Bries ist nicht von einem Reiter befördert worden. Ihr habt keine Ahnung, wie viele Freunde wir haben. Ein kranker englischer Officier überbrachte den Brief, um einer Dame in Pretoria gefällig zu sein, meinem Beauftragten in einer Eurer Eisenbahn-Garnisonen. Botha sagt, er will sich nicht ergeben". Und dann laS Kruitzinger dein Colonial soldaten am 22. März Lord Kitchener'S von 8 Tagen früher häkelten 'Wollkissen bedeckten Tabouret neben dem hohen Sessel ihrer Principalin Platz. „Du List ein scharfblickendes, kleines Mädel", begann die alte Dame ihre Rede. „Was denkst Du von jenen Allen?" „Sie sind Alle recht nett", fing Betty an, als Frau Revels worth ihr ungeduldig ins Wort fiel. „Recht nett! Sums! Es ist nicht die Rede von Kuchen und Pasteten. Und den Anfang zu machen — was denkst Du von dem Franzosen?" „Ich finde ihn sehr unterhaltend und liebenswürdig, und Augen hat er wie Herrn O'Mearas Collin, so sanft und braun und freundlich!" versetzte Betty, über ihre Begeisterung selbst er- röthend. „Bah! Augen wie ein französischer Pudel, weit wahrschein licher. Er kann nicht einmal seines Vaters Sprache ordentlich sprechen und ist so voller Possen und Grimassen, wie ein Affe. Und Dudley, wie gefällt er Dir?" „Ich finde ihn sehr schön, und er scheint auch sehr klug unv interessant zu sein, aber «in bischen ernst, meinen Sic nicht auch?" „Nein — ich denke nicht!" Ich liebe diese englische Würde und Gediegenheit bei einem Manne. Und nun, Betty, was ist Deine wirkliche, aufrichtige Ansicht von der Anderen?" „Fräulein Revelsworth meinen Sie? Nun, sie ist wunder voll! Ich kann den Blick kaum von ihr abwenben, hätte nie ge glaubt, daß eine Frau so schön sein könnte!" „Wenn ich jünger oder nervöser wäre", stieß die alte Dame mit Heftigkeit hervor, „dann würde sie mir die Haut schaudern machen." Betty sah sie voller Verwunderung an. „Stiere mich doch nicht so an, Kind!" rief Frau Revelsworth spitz. „Ich werd« an meinem nächsten Geburtstage 80 Jahre und habe nie viel mit der Welt verkehrt; 20 Jahre habe ich wie eine Auster in Revelsworth House gelebt und zuvor 30 Jahre in Revelsworth Hall in Manchester und habe nur wenig Umgang gehalten, auch vor meiner Berheirathung. Aber deswegen sind meine Beobachtungsgaben doch nicht eingerostet; und ich bin auch kein Mann, der sich durch ein schönes Gesicht und sammet weiche Katzenmanieren täuschen läßt. Ich habe von Basilisken und von Upasbäumen gelesen, auch von Pflanzen, die alle Feuchtigkeit aus der Luft aufsaugen und somit ihren Neben pflanzen die Nahrung entziehen. Und an alle diese Dinge muß ich denken, wenn meine Nichte Francesca in meine Nähe kommt." „Sie scheint aber so sanft." „Scheint — allerdings! Aber Sikes hier ließ sich nicht täuschen, und ich mich ebenso wenig." Stimmen draußen machten der Erörterung ein End«. Gleich doch nicht an! Komm' her, Frances.a, ich werde dafür sorgen, daß er Dir nichts thut!" „Ich fürchte mich durchaus nicht vor Hunden", erklärte sie, wurde aber trotz dieser Versicherung, als das Thier mit zornigem Ein Enge! öer „Fittüerniß. ! Heulen, wie sie seiner Herrin näher trat, drohend auf sic zu- " I sprang, plötzlich kreideweiß. Roma» von Gertrude Warden. I Francesca schritt, den Hund starren Blickes ansehend, nicht Autorisiere deutsche Uebersetzung von A. BraunS. I weiter. 'Sikes knurrte zwar von Neuem, schien aber die Festig- Na»dru-k verkoken. I leit ihres Blickes nicht ertragen zu können, und schlich hinweg. Das Roth auf des Mädchens Wangen vertiefte sich, ihre I Es war deutlich zu ersehen, daß er sie nicht leisen konnte, und ihc Stimme aber tlang beim Antworten so gleichmäßig ruhig wie ' ' --- --- --- nur je. „Natürlich ziehe ich Engländer vor." „Die Hcirathen mit Ausländern müssen bei den Revels- worth's nun aufhören!" fuhr die Tante fort. Engländerin von hübschem Aussehen, die Augen im Kopfe hat, nicht begreifen, wenn sie einen Knirps von Franzosen oder einen Italiener mit fettglänzendem Gesicht nimmt, wenn sie einen kräf- ligen, gesund aussehenden Engländer haben kann!" „Ich ebensowenig", stimmte Francesca bei. Ihre Tante warf ihr einen argwöhnischen Blick zu. Lag in dem ruhigen Beistimmen etwas Verächtliches? fragte sie sich. Francesca lag wieder zurllckgelehnt in ihrem Sessel, regungslos still, mit gesenkten Augenlidern, während ihre Lippen ein halbes Lächeln umspielte. Ihre seltene Schönheit verlieh ihr eine Macht und ein Uebergewicht, das ihr die tyrannische alte Dame, die ihr Leben lang gewohnt gewesen, die wichtigste Persönlichkeit inncr- halb ihres begrenzten Horizontes zn sein, mißgönnte. „Du bist wohl müde?" sagte sie sarkastisch. Es hatte Tadel sein sollen wegen ihrer nachlässigen Haltung. Francesca erhob sich sogleich mit reizendem Lächeln, und da war es auch, daß sie ihrer Absicht, heute noch nach London zurückzu kehren, Ausdruck gab. Beim Aeußern ihres Vorhabens trat sie näher zu ihrer Tante heran, und in dem Moment ereignete sich etwas Seltsames. Sikes, der weiße Bullenbeißer, der auf einem Teppich zu den Füßen seiner Herrin ausgestreckt lag, sprang auf, schüttelte sich, blieb ein paar Sekunden mit weit gespreizten Beinen und zwischen die Schultern eingezogenem Kopfe stehen, zu Fräulein Revels worth unverwandt aufsehend, dann brach er in langes, tiefes, un- heilkündendes Heulen aus. Ganz entsetzt davon, hörte Betty zu spielen auf. „Nun, was hat denn in aller Welt 'Sikes vor?" rief sie. „Er knurrt doch sonst außer Joe Keinen an." „Ist auch sonderbar", meinte Frau Revelsworth. „Viel leicht ist er eifersüchtig auf Fremde, aber die Jungen knurrte er Politische Tagesschau. * Leipzig, 15. Mai. Wie die „Magdeb. Ztg." hört, wollen heute im Reichs tage die Socialdemokraten bei der dritten Lesung der Novelle zum Branntweinsteuergesetze ihre Ob- tructionsdrohung Verwirklicken und bei der Abstimmung den Saal verlassen; dasselbe soll die freisinnige VjolkSpartei beabsichtigen. Ist das richtig und sind die Mitglieder der Parteien, die für daS Gesetz in der vorgestern in zweiter Lesung genehmigten Fassung eintraten, nicht vollzählig bei sammen, so kann eS leicht kommen, daß der Reichstag wegen Beschlußunfähigkeit auseinander geben muß. Die erfolgreiche Obstruction würde aber auck noch die Wirkung haben, daß der Reichstag noch einmal im September zusammentreten müßte, um die Branntweinsteuernovelle zu Stande zu bringen, da wkanntlich die Bestimmungen über die Brennsteuer am 30. September ablaufen. Da aber die Mehrheit, die sich vorgestern über die Abmachung deS Seniorenconventö, die einfache Verlängerung deS BrennsteuergcsetzeS auf ein Jahr zu beschließen, hinwegsetzte und der Hals über Kopf von einer Commission vorgeschlagenen Abänderung der Regierungsvorlage VeArrg-.Prrr- der Hauptexpaditio» oder den 1» Stadt bezirk uud de» Vororte» errichtete» Aus gabestelle» abgeholt: vierteljährlich 4.50, bet zwetmaliger täglicher Zustellung in- HauS 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland u. Oesterreich: vierteljührl. >4 6. Man abonairt ferner mit entsprechendem Postaufschlag bei den Postanstaltea in der Schweiz, Italien, Belgien, Holland, Luxem- Surg, Dänemark, Schweden und Norwegen, Rußland, den Donaustaatrn, der Europäische» Türkei, Egypten. Für alle übrigen Staate» ist der Bezug nur unter Kreuzband durch di« Expedition dieses BlaLleS möglich. Die Morgen-Ausgabe erscheint um '/»? Uhr^ die Abend-AuSgabe Wochentags um 5 Uhr/ Hedartion «rid Erpe-itioa; JohanniSgaffe 8. Filialen: Alfred Lahn vorm. O. Klemm'S Eorttm. UmversitätSstraße 3 (Pauliuum), LouiS Lösche, Katharinepstr. 14, pari, und KSnigSplatz 7. 86,20 < 85,60 8 83,60 81 86,25 0 86,25 S 81,25 10A70 - 70,80 >. 81,70 il6,28 .! 101,50 103,50. . 112.25 127,— 15460 - 145,25 . 102,25 '. 104,10 113,— 226,75 WpMr TaMaN Anzeiger. Imtsötatt des Hönigkichen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, des Nathes und Nakizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. I Lri«s < 25 — c 3550 c '16450 4100 c ' 3675 s 575 c 11700 16500 0 8600 12050 8200 0 13250 3450 5 2625 4500 0 650 5 1575 5 3100 0 750 1500 0 2375 5 2750 0 --- 0 1300 500 5 2750 r 2525 0 2875 2110 3 320 18200 1300 2800 ) 42S — ) i155O r 230 r 1250 r 425 > » 202S M — 750 r. Voo
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