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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.04.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-04-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000426011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900042601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900042601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-04
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Gröbere Schriften laut unserem Preis verzeichnis. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung 60.—, mit Postbeförderuug 70.—. Annahmeschluß fiir Anzeigen: Abrud-Ausgabe: Vormittag» 10 Uhr. Marge «-»Ausgabe: Nachmittag» »Uhr. Lei den Filialen und Annahmestelle» je eine halbe Stunde früher. Anreisen sind stets an dir Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Donnerstag den 26. April 1900. St. Jahrgang. Flottenvorlage und Emser Depesche. L. Als Gras Caprivi am 23. November 1892 bei der Beratbung der Militärvorlage das Wort ergriff, ging er ausführlich auf die socialdemokratischen Ausstreuungen eia, daß Fürst Biömarck die Emser Depesche „gefälscht" und damit den deutsch - französischen Krieg provocirt habe. AIS Grund, weshalb er auf jene socialdemokratischen Behaup tungen zurückkam, machte Graf Caprivi mit Recht Folgende- geltend: „Die Sache . . . steht auch mit der Militärvorlag« in einer ge wissen Verbindung, wenn man in Betracht zieht, daß wir Mittel fordern, um unsere Wehrkraft zu verstärken, und dabei ver sichern, daß diese Mittel einem agressiven Zwecke nicht gelte«, daß wir sie nur zu unserer Selbstvertheidigung fordern. UnS ist es nicht gleichgiltig, ob gleichzeitig von einer anderen Seite der Verdacht erregt wird, als hätten wir vor 20 Jahren provocatorische Absichten gehabt. Das würde auf unS zurückwirken, und um der Lckea der deutschen Negierung willen, um deS Vertrauen» Wille«, daS Deutschland selbst braucht, da- Ausland von uns braucht, hab« ich Werth darauf gelegt, diese Depesche zu veröffentlichen." An diese Worte des Grafen Caprivi wird man erinnert, wenn man siebt, wie jetzt, gerade vor den entscheidenden Beratbungen über die Flottenvorlage, der „Vorwärts" mit geflissentlicher Heftigkeit di: alte Legende von der Fälschung der Emser Depesche durch Bismarck wieder auf wärmt. Aeußerungen von der Art der nachstehenden: „Herr Chamberlain braucht nicht stolz zu sein; gegenüber diesem Meister der Kriegsfabrikation (gemeint ist Bismarck. Redaction) ist er ein Stümper" — sind direct für die Wirkung im Auslande berechnet. Nimmt man hinzu, daß der „Vorwärts" einen soeben bekannt gewordenen Brief Wilhelm's I. an den König von Sachsen vom 22. Juli 1870 als angebliche Stütze für die alte Mär anführt, so ist die kritische Beleuchtung dieses jüngsten social demokratischen Entstellungsversuches erst recht nothwendig. König Wilhelm schreibt: „Ein Blitz auS heiterster Lust! Und was für Gründe werden sogar in der officiellen Kriegserklärung aufgrführtl! Gründe, die kaum zu einer diplomatischen Aufklärung Anlaß gegeben hätten, werden zur Kriegsnöthigung hingestrllt. Man glaubt wirklich in einem Narrenhause zu sein!" Der „Vorwärts" folgert daraus, daß der Kaiser noch am 22. Juli, also drei Tage nach der Kriegserklärung, Reichstagseröffnung, Stiftung des Eisernen Kreuzes, die „rasfinirte Politik BiSmarck'S" gar nicht verstanden habe. Dieser perfiden Folgerung gegenüber erinnern die „Berl. N. N." daran, daß Fürst Biömarck, als die Nachrichten von den französischen Forderungen in Varzin eintrafen, also vor seinem Aufbruche nach Berlin, bei welchem er bekanntlich eine Rückkehr nach Varzin noch in Aussicht nahm, die ver bürgte Aeußerung that: „Napoleon muß verrückt geworden sein!" Er glaubte also damals genau ebenso, sich in einem Narrenhause zu befinden. Ebenso ist bekannt, wie er sowohl vor dem Reichstage als in diplomatischen Erlassen an die Ver treter deSNordkentschenBundes daraufhinwies,daßberKriegS- erklärung nicht ein einziges amtliches Actcnslück vorausgezangen sei. Es besteht somit nicht der geringste Unterschied in der Beur- tbeilung der Sachlage durch den Kaiser und durch seinen Kanzler. Wenn übrigens die Bemerkung deS „Vorwärts" einen Sinn haben soll, so muß der Leser aus ihr den Schluß ziehen, daß in der französischen Kriegserklärung die Emser Depesche der Bismarck'schen Rebaction die Hauptrolle oder eine wesentliche Rolle ge spielt hätte. Wie wenig dies der Fall ist, wie neben sächlich die französische Kriegserklärung die BiSmarck'sche Emser Depesche behandelt, da« geht auS dem Wortlaute der Kriegserklärung sonnenklar und tzn- widerleglich hervor. Denn in ihr heißt es wörtlich: „Die Regierung Sr. Majestät LeS Kaiser« der Franzosen, indem sie den Plan, einen preußischen Prinzen auf den Thron von Spanien zu erheben, nur als rin gegen die territoriale Sicherheit Frankreich gerichtetes Unternehmen betrachten kann, hat sich in die Nothwendig- krit versetzt gefunden, von Sr. M. dem Könige von Preußen die Versicherung zu verlangen, daß eine solche Eombination sich nicht mit seiner Zustimmung verwirklichen könnte. Da S«. M. der König von Preußen sich geweigert, diese Zusicherung zu erthrilen, «nd im Gegentheile dem Botschafter Sr. M. deS Kaiser» der Franzose« be- zeugt hat, daß er sich für diese Eventualität wie für jede andere die Möglichkeit vorzubehalten gedenke, die Umstände zu Rathe zu ziehen, so hat die kaiserliche Regierung in dieser Erklärung de» Königs einen Frankreich ebenso, wie da- allgemeine Gleichgewicht der Kräfte in Europa bedrohenden Hintergedanken erblicken müssen. Diese Er klärung ist noch verschlimmert worden durch die den Eabinettru zugegangene Anzeige von der Weigerung, den Botschafter de» Kaiser« zu empfangen und auf irgend eine neue Au-etaandersetzung mit ihm einzugehen. Infolge dessen hat di« Regierung Sr. kaiser lichen Majestät die Verpflichtung zu haben geglaubt, «nverzügltch für die Vertheidigung ihrer Ehre uud ihrer verletzt«« Interessen z« sorge« . . ." Daß neben der spanischen Tbroncandidatur die Emser Depesche in der Bismarck'schen Redaction von der fran zösischen Regierung selbst nur al» untergeordneter Factor benutzt worden ist, steht hiernach außer jedem Zweifel. Damit aber ist der Vorwurf der „KriegSfabrikation", den jetzt der „Vorwärts" wiederum gegen Bismarck schleudert, auch von derjenigen französischen Instanz al» nichtig an erkannt, die zu allererst Anlaß gehabt Hätte, ,hn bei Gelegenheit der Kriegserklärung zu verwerthen. Die weitere Behauptung de» „Vorwärts", Biömarck habe sich in stillt« Memoiren mit unerhörtem CyniSmn» selbst zn seiner „Unthat" bekannt, ist ein« dreiste Lüge. Fürst Bi«marck schreibt vielmehr auf S. SO de» 2. Bande» seiner „Gedanken uad Erinnerungen": ,Hch macht« do« der mir durch Abekea übermittelten königliche« Ermächtigung Gebrauch, de« Inhalt de» (im Jahr« 1898 vom Grafe« Taprivi zuerst mitgethrilten, vo« Abekea an BiSmarck gesandte«) Telegramm» zu veröffentlichen, und reducirte i« Gegenwart meiner beide« Tischgäste (Moltke'» u«d Roou'«) da« Telegramm durch Streichung»«, oha« «i» Wort hiuzuzusetzeu oder zu ändern." Die Richtigkeit dieser Angabe ist von fraazösischen Historikern nicht erst gegenwärtig, sondern schon vor zwei Jahren durch Charles Andler im Octoberheft deS Jahr ganges 1898 der „Revue de Pari»" vorbehaltlos zugestanden worden. Und Graf Caprivi, der besoader» im Jahre 1892 von persönlichem Wohlwollen gegen den Fürsten BiSmarck sicherlich ganz frei war, hat ,m Reichstage am 23. November 1892 erklärt: „ES kann hier vo« einer Fälschung kein» Rede sein: der Bundes kanzler führt au», wa» der Monarch ihm ausgetragrn hat, and führt da« vollkommen correct au«." Mit diesem Zeugnisse müßte sich der „Vorwärt-" umso mehr zufrieden geben, al» er e» gerade ist, der wiederholt die persönliche Ehrenhaftigkeit de- Grafen Caprivi auf Kosten BiSmarck'S gerühmt hat. Wenn ein Mann, dessen „ritter liche" Gesinnung daS socialdemokralische Centralorgan ohne Einschränkung anerkennt, die Redaction der Emser Depesche durch BiSmarck eine vollkommen correct« Ausführung eines königlichen Befehls nennt, so müßte für den „Vorwärts" die „Fälschung" der Emser Depesche eine abgelhane Sache sein. Daß sie eS nicht ist, daß sie vielmehr, ebenso wie 1892 anläßlich der Militärvorlage, so jetzt unmittel bar vor der entscheidenden Beralhung über die Flottenvor- lage mit gesteigerter Heftigkeit vom „Vorwärts" erörtert wird, nöthigt zu dem Verdachte, den 1892 Graf Caprivi an deutete, als er die im Eingänge citirten Worte sprach: zu dem Verdachte, daß der „Vorwärts" den Anschein Hervorrufen wolle, al- ob Deutschland die Ver stärkung seiner Wehrkraft au» aggressiven Ten denzen betreibe. Der neue Gouverneur Samoas un- seine erste Lhatigkeit. AuS Apia, 23. März, wird der „Welt-Corr." geschrieben: Al« Ende Februar mit dem Postdampfer von Auckland die telegraphische Ernennung des Präsidenten 0r. Sols zum Gou verneur eintraf, gab es großen Jubel und nicht enden wollende Kundgebungen der Genugthuung. Im Municipalrath hielten der Aelteste der Stadtverordneten, der englische Adoocat Carruthers, und der neuseeländische Advocat Gurr je eine An sprache, in welcher sie ihrer persönlichen großen Freude und der der gesammten Bürgerschaft über die Ernennung des Or. Solf zum ersten Gouverneur von Samoa Ausdruck verliehen und sich gegenseitig in der Aufzählung der vorzüglichen Eigenschaften dieses letzten Präsidenten der Municipalität zu übertreffen suchten, worauf beschlossen wurde, diese lobenswerthen Ge sinnungen in eine Adresse zusammenzufassen und diese dem Gouverneur am Tage der Flaggenhissung feierlichst zu über reichen. Schon gelegentlich der Flaggenhissung (Siehe daS gestrige Abendblatt unter „Colonial-Nachrichten", D. Red.) fand der Gou verneur Gelegenheit, seinen Tact zu bethätigen. Als bekannt wurde, daß an dem Feste selbstverständlich eine große Anzahl der An hänger Mataafa' s theilnehmen würden, bemächtigte sich der in Apia wohnhaften Anhänger der Gegenpartei eine gewaltige Furcht; sie begannen ihre Häuser und Hütten zu räumen und ihre Habseligkeiten bei den Weißen in Sicherheit zu bringen. Einige geringfügige Ausschreitungen in einem in der Nähe von Apia gelegenen Dorfe wurden auf das Unverantwortlichste über trieben, und es fehlte nicht an Pessimisten und Schwarzsehern, welche die unglaublichsten Dinge prophezeiten und den Gou verneur mit Rathschlägen aller Art belästigten. Aber das den Parteien gegenüber gleich tactvolle und energische Auftreten des Gouverneurs stellte schleunigst das volle Vertrauen wieder her, und dieses Vertrauen hat sich al» berechtigt erwiesen. Als ckm zweiten Festtage sich in Folge strömenden Regens eine Aenderung des Programms nöthig machte und ein Zusammenstoß der von Malinun zuriickkehrenden Procession der Schulen und Missionen mit den heranziehenden Atua-Dorfschaften drohte, war es dem tactvollen Zuriickhalten der Missionsschulen, sowie dem recht zeitigen Erscheinen eine« Landungsdetachement« S. M. S. „Cormoran" zu verdanken, daß auch dieser Festtag ohne jeglichen ernsten Mißklang verlief. Freude und Dankbarkeit sind es daher, welche wir mit der ersten Post der Heimath vermelden, nachdem das schwarz-weiß-rothe Reichsbanner über unseren Inseln weht. Kaum waren aber die Festlichkeiten vorüber, als sich auch die Thätigkeit der neuen Verwaltung bemerkbar machte. Zu nächst erschien der kaiserliche Erlaß über die zukünftige Ge richtsbarkeit in Samoa. Darnach wird dem Gerichts wesen für Weiße da» Gesetz der Consular-GerichtSbarkeit vom 10. Juli 1879 zu Grunde gelegt. Bezüglich der Eingeborenen bleibt eS dem Gouverneur Vorbehalten, Bestimmungen unter Ge nehmigung de» Reichskanzlers dahin zu treffen, wie weit auch die Eingeborenen dieser Gerichtsbarkeit unterworfen sind. Die Bestimmungen bezüglich Grundbesitze» und Minenrechte kommen hierbei nicht in Betracht und wrrden solche Gesetze vom Reichskanzler, bezw. von dem Gouverneur von Samoa unter Ge nehmigung des Ersteren erlassen werden. Je nach Art und Schwere de» Vergehens hat da» Urtheil deS Gerichtshöfe» mit oder ohne Zuziehung von Beisitzern zu erfolgen. Berufung an daS Reichsgericht in Leipzig kommt in Wegfall, dagegen wird ein Appellgericht in Samoa constituirt, bestehend aus dem Gouverneur und vier Beisitzern, dessen Urtheil endtziltig ist. In allen Fällen, in welchen Eingeborene vorher dem Municipal» gericht oder dem Obergericht unterworfen waren, sollen sie auch in Zukunft dem Apia-Gerichtshof unterstellt sein. Unter Ein geborenen find zu verstehen: alle Samoaner, sowie Ureinwohner anderer Südseeinseln. Unser neu ernannter Richter Herr Kni ppi na hat den Apia-Gerichtthof tn dem Stadttheil Matafele eröffnet, und wenn auch sofort nach Eröffnung einige Tivilklagen anhängig gemacht wurden, so ist doch sein« öffentliche Thätigkeit bi» jetzt anscheinend mehr stande»amtlicher al» juristischer Natur gewesen, da er in der kurzen Zeit bereits drei Paare ehelich verbunden hat und noch mehrere Eheschließungen in Aussicht stehen. Eine für unsere gegenwärtigen Verhältnisse recht ungelegene Nachricht kommt von Washington. Der in Fiji befindliche Exkönig Tanu hat sich durch den amerikanischen General- consul Osborne an die amerikanische Regierung mit der Bitte um Unterstützung zur Bestreitung der Kosten seiner Erziehung gewandt. Die Nachricht lautet nun, daß der Staatssekretär Hay der Bitte geneigt sei und der deutschen und englischen Regierung den Vorschlag gemacht habe, daß die drei früheren Vertrags regierungen die Kosten für die Erziehung dieses Jünglings über- nehmen möchten. Natürlich erzählen sich die Eingeborenen bereits, daß Tanu dann nach einigen Jahren dem deutschen Gouverneur beigegeben würde, um als Berather in samoanischen Angelegenheiten zu dienen. So lächerlich und sinnlos dies auch ist, die Eingeborenen glauben es, und daß solche Gerüchte nicht zur Besserung des Verhältnisses zwischen den beiden Parteien beitragen, ist erklärlich. Die hiesigen Deutschen hoffen, daß in Berlin keine Sympathie für dieses Projekt vorhanden ist, und sind der Ansicht, daß eine Pension für den greisen Mataafa viel angebrachter sein würde, schon deshalb, weil dann keine weiteren Rücksichten auf die 13 Häuptlinge seiner Partei zu nehmen sein würden, die zur Zeit unserem Gouverneur das Leben recht schwer machen. Ein Jeder derselben möchte mindestens Gouverneur eines Distriktes werden. Die erste Bekanntmachung des Gou verneurs nach den Festlichkeiten der Flaggenhissung lautete dahin: daß er allen Eingeborenen für ihre Theilnahme an der Festlichkeit danke und sich freue, daß sie sich anständig betragen hätten. Die Feierlichkeiten seien aber nun zu Ende und er ersuche sie, sich schleunigst wieder nach ihren Heimathsplätzen zu begeben. Eine andere Nachricht von Amerika besagt, daß der Kreuzer „Philadelphia" sich bereit mache, den Capitän Schröder als Gou verneur von Tutuila nach Samoa zu bringen. Da in Tutuila zur Zeit schwerlich ein passendes Quartier für den Herrn Gou verneur zu finden ist, wird er wohl vor der Hand in Apia wohnen. Der Krieg in Südafrika. —p. Hinkende Boten kommen au» Maseru uad bringen an Stelle verfrühter Nachrichten über Erfolge der von Rouxville zum Eatsatz von Wepener berangerückten Colonnen Brabant'S und Hart'ö Meldungen, die recht pessimistisch anmuthen. So wird unS berichtet: * Maseru,24.April. (Telegramm.) Die Boeren, die gestern vor General Brabant in Ser Richtunq auf Wepener zurückginaen, rückten i» der Nacht wiederum einige Meilen näher. Brabant nahm eine ante SteUnna ans der Ttrantz-Farm ein. Heute früh beschossen die Boeren die vtarnison von Wepener Hefti« mit sechs Geschütze». Es stellt sich jetzt heraus, »atz die Bermmhnna. Wepener sei so «nt wie entsetzt, irrig war. Eine Brigade unter General Hart rückt der Tiv sion Brabant'S, die ans sie wartet, mit wenigen Meilen Abstand nach. (Rcutermcldnng.) * Maseru, 24. April, 10 Uhr Abends. Bi» jetzt ist die von Norden kommende britische Entsatz- eolonne nicht in Sicht gekommen. Lie Boeren leisten dem Borstotze der Generale Hart nnd Brabant, die heute nur einen geringen Fortschritt gemacht haben, energischen Widerstand. Es laufen hartnäckig Gerüchte nm, datz der Boerengeneral Olivier mit 1500 Mann einen Angriff ans «eneral Hart in dessen Rücken vorberette. (Rcntcrmeldung.) Das wäre daS Schlimmste, was Hart und Brabant passiren könnte, denn Ersterer müßte dann seine Front berum- werfen, sich Olivier'S erwehren und wäre dann nicht im Stande, sich mir Brabant zu vereinigen. Dieser wäre aber allein nicht stark genug, die boerischen Belagerungstruppen anzugreifen, ja er wäre dann mit sammt der Äbtheilung Harrs der Gefahr ausgesetzt, zwischen zwei Feuer zu kommen. Von dem weiteren Verrücken der General Runvle auf dem Wege von Bloemfontein nach DewetSrorp zu Hilfe gesandten Divisionen Pole CarewS verlautet Neuere» nicht. ES muß also auch hier hapern. Ueber Robert»' Pläne wird gemeldet: * London, 25. April. (Telegramm.) Nu» dem Südosten de« Freislaate« werden keine neue« Kämpfe gemeldet, aber dir Entwickelung der Pläor de« Lord« Robert» machte beträchtliche Fortschritt«, durchWirderbesetzung derWaffrr» werke bet Sa «nah «post konnte eine neue starke Lolonae nach Osten geworfen werden. Da» ganze Gelände im Rücken von Frrnch, der mit Pole llarew zur Unterstützung Ruodle'S vorrücke, sei mithin vom Feinde gesäubert. Al« Vorsichts maßregel gegen die Entsendung einer Boerrnstreitkraft von Brandfort, die dem General Hamilton den Besitz der Wasser werke streitig machen könnte, wurde eia Höheuzug bet der Wagenbrücke über die Modder bei Krauzkraal besetzt. Diese Operationen befähigten die General« French und Pole Larew gemeinsam nach DewetSdorp vorzodringen. General Rundle habe eine stark verschanzte Stellang vier Meilen westlich von Drwet-dorp inne. Die Bewegung wird von Süden von Tolonialtrupprn unter Brabant und der irischen Brigade unter Hart, die auf dem Vorstoß nach Wepener begriffen seien, kräftig unterstützt. E» gelte, die Boeren, wenn sie bei DewetSdorp von French nnd Rundle geschlagen wären, den Rückzug nach Norden abjuschnridea. Die» dürste indeß nnr thunlich sein, wenn e» Hamilton gelingt, von EannahS- post nach Thabanchu vorzustoßrn, wo di« Boeren die RückzugS- ltnie offen halten. Nun wir sahen schon, daß e» mit der Unterstützung durch Brabant und Hart nicht weit der ist. Immerhin ist, wie wir gestern schon andeutetrn, die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß di« Boeren schließlich den Rückzug antreten müssen, da Robert» den größten Tdril seine» Hauptheerr» in östlicher Richtung vorgrlckickt bat; aber er riskirt damit einen Angriff auf Bloemfontein von Braadfort au». Er hat seine Front voll ständig wechseln müssen. Sie ist jetzt nach Osten gerichtet, während sie früher nach Norden stand. Da» werden sich hoffentlich die Boeren nicht entgehen lassen. Weitere Kämpfe spielen sich im Westen des Freistaates ab. Man meldet un?: * London, 25. April. (Telegramm.) „Rcuter's Bureau" meldet au« dem Lager der Boeren bei Fourtee,, Strram» vom 24. d. M.: Bei Tagesanbruch eröffneten die Engländer rin heftiges Bombardement auf daS Lager der Boeren. Für da« Bombardement wurden vier Schiffs- und mehrere Armstrong »Geschütze benutzt. Es wurde mit LydLit- Shrapnel« und Granaten geschossen. Bis jetzt wurde wenn Schaden angerichtet. Vier Boeren wurden verwundet. Tie Boeren richteten ihr Artillrrieseuer gegen die Befestigungen der Engländer. Später folgte längs des Flußufers ein Wewehrseuer, bei dem mit großer Genauigkeit geschossen wurde. Zwei Bocren- Artllleristen wurden getödtet. Die Verluste der Engländer sind unbekannt. Fourteen StreamS liegt bekanntlich bei Warreuton, nörd lich von Kimberley, in der Ecke, in welcher sich die Grenzen deS Freistaates, TranSvaalS und West-Griqualand berühren. Beira. Wie unS ein Privattelegramm auS Köln untsrm 25. April mittheilt, wird der „Kölnischen Ztg." über OPorto ge meldet, raß am Ostermontag in Beira fünf englische, von Queensland kommende Tranöportdainpfer mit 1100 Reitern, 1200Maulthieren,Karren und andere:» Material für den Eisen bahnb au, sowie eine große Anzahl Buscharbeiter auS Australien eingetrosfen seien. Für Mai wird daS Einlaufen weiterer 22 englischer Transportdampfer mit Schlachtvieh, sowie Lebensmitteln, wie weiterer Mann schaften erwartet. In Lourentzo Marques befehlen im dortige« Zollbause die Engländer bei Weitem mehr als die portugiesischen Zollbeamten. DaS ist eine sebr beachtenSwerthe Nachricht, denn sie zeigt, daß die Engländer beabsichtigen, daS fehlende Stück Eisenbahn zwischen Salisbury und Bulawayo in Rbodesia zu bauen, um neue Truppen an die Nordwestgrenze TranS- vaalS werfen zu können. Ungestört wird der Bahnbau freilich nicht vor sich gehen. Lord Methue». Aus London wird berichtet: Bekanntlich wurde Lord Methuen's Heer bei Zwartkopjesfontein von einem Bocrenheere angegriffen, baS auf ca. 2000 Mann geschätzt wurde Es gelang aber, die Boeren zurückzuwerfen und den großen Wagenzug, den das englische Heer mit sich führte, in Sicherheit zn bringen. Der Corresponrent der „Daily News", ter seinem Blatte über das Gefecht telegraphier, ist der Ansicht, daß raS englische Heer nur durch die Tapferkeit und Geistes gegenwart der Cavallerie der Gefangennahme entging. Die Boeren, die allem Anscheine nach von einem auswärtigen Osficier befehligt wurden, kämpften mit einer Energie und Kühnheit, wie man sie bisher noch kaum beobachtet hatte. Ihr Feuer war von der größten Heftigkeit, richtete jedoch wunderbarer Weise nur ge ringen Schaden an. Zuweilen wagten sie sich bis au die Kopjen, die von englischen Truppen besetzt waren, so nahe heran, daß man ihr Sprechen unv ihre AuSrufe vernehmen konnte. In einer später abgesandten Depesche führt der „TimeS"-Correspondent dann auS: „Ich bin mit meiner Ambulanz soeben aus dem Bocrenheere zuruckgekehrt. Ich hatte eine Unterhaltung mit Lommandant P. A. Eronje, dem zweiten Sohn? Les bekannten Generals, und mit seinem Adjutanten Dowthwaite. Letzterer erklär:?, daS Boerenheer habe sich hier in der Annahme versammelt, Las; Lord Methuen nach Osten hin opcriren würde. Man bedauere allgemein, daß dies dann nicht geschah, weil man das Heer des Generals dort sicherlich geschlagen hätte. Dowthwaite erzählte mir, daß es ihm in Len letzten vierzehn Tagen nicht möglich gewesen sei, seine Kleider zu wechseln. Zweisrllos hat das Bocrenheer einen langen, anstrengende!, Marsch hinter sich. Ich habe aber nicht erfahren können, von wo eS seine Verstärkungen erhielt. Tie Boeren behandelten mich alle in der zuvorkommendsten Weise, ja, sie halfen mir sogar, die Tobten zu begraben. Ein Boerrncommando hält »ine starke Position bei Pitzkop, ungefähr 8 Meileu nordöstlich von Boshos, besetzt." Pferdediebe. Der Correspondent de- „Stancard" in Bloemfontein schreibt u. A.: „Unser dringendster Bedarf ist immer noch eine weitere Zufuhr von Pferden", um uns dann zu erzählen, daß General Jan Hamilton, dem bekanntlich r .- neue Division berittener Infanterie anvertraut worden, sub dadurch semePferde zu verschaffen sucht, daß er sie auiden Farmen der „Rebellen" zusammen stehle« läßt. An einem Tage allein hatten seine australischen Buschmänner (früher nannte man si etwa» romantischer „Buschklepper") so 180 Pferde und 12 Maulthiere zusammengeraubt — eine Arbeit, die narb demselben GewäbrSmanne, „gegenwärtig eine gefährliche ist", offenbar, weil die Freistaatler nickt in der Laune waren, sich solch- Requisitionen nach Buschklepperart gefallen zu lassen. Der Correspondeot de» „Stanvarv" motivirt diese Operationen damit, daß jeder importirtr Gaul auf 1200 zu stehen komme uud selbst um diesen Prei» noch nicht immer für die sckwere Arbeit im Felde geeignet sei. Der „Standard" selbst fügt kopfschüttelnd hinzu, man könne doch nicht auf diese Weise Krieg führen, und beklagt sich dann bitter über den „unaufhörlich wachsenden Train der britische« Armee, welcher dieselbe jeder Bewegungsfreiheit zu berauben drohe. Alle Welt sei darüber einig, daß derselbe sofort ver mindert werden müsse, aber Niemand scheine zu wissen, an welchen Stellen man mit dem Beschneiden zu beginnen habe. Der Bloemfooteiner Eorresponveat diese» Blatte» ver sucht da» „Publicum daheim, deffe« ungeduldiger Theil zweifello» stark kritisier, daß e» immer «och sehr ««sicher sei, wie lange Lord Rodert»' Armer noch ia Bloemfontein liegen müsse", damit zu trösten, daß Wellington i» Spanien noch weit größere Zwischenpause« gemacht habe, ehr er seiner, triumphirende« Vormarsch gegen Pi« französischen Marschälle begonnen.
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