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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.04.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-04-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000427013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900042701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900042701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-04
- Tag1900-04-27
- Monat1900-04
- Jahr1900
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Tie Stelle eines Ingenieurs für Schleusen» (Siel-) Unter» haltangSbauten, Entwässerungsanlagen und Schleusen» reinigungsweien. Gedalt 3000 ./i, steigend nach je 3 Jahren um je 225 bis 4125 4. Die Stelle eines Ingenieur-Assisteutc» für die Aussicht» stihrung und Abrechnung bei Straßen- und Schleusen» (Siel-) Bauten, Pflasterungen, Fußwegbesistigungen u. s. w. Gehalt 2500 steigend nach je 3 Jahren um je 200 biS 3500 >ll Gefordert wird von jedem Bewerber um «ine dieser Stellen praktische Erfahrung in den betreffenden, oben bezeichneten Arbeiten, outzerdem von Bewerbern um die Stellen unter 1. und 2. der Nachweis der bestandenen RegierungSbanmeister» Prüfung, von den Bewerbern um die Stellung unter 3. und 4. Gewandtheit im Nivelliren und Zeichnen. Geeignete Bewerber wollen Meldungen mit Lebenslauf und Zeuqmbabjchristen biS zum 15. Mai 1900 an unser Tiesbauam^ Brühl 80, etnreichen. Leipzig, den 24. April 1900. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Dittrich. Kellner. Bekanntmachung. Die Attstlvtgrcgultrnng der Straße an der Lstseite des AngnstiiSptntzcS und am Rotzplatz, vom Grtmmaischen Stciulvcg bis zur Kiinigstratzr, soll an einen Unternehmer ver dungen werden. Die Bedingungen und Unterlagen für diese Arbeit liegen in unserem Tiefbau-Amte, Brühl 80, 3. Obergeschoß, Zimmer Nr. 121 aus und können dort eingesehen oder gegen Entr-ch:ung von 50 Pf., die auch in Briefmarken eingesendet werden können, entnommen werden. Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Fusstvcgrkgnltrung am Angnstns- nnd Rotzplatz" versehen, in dem oben bezeichneten Geschäftszimmer bis zum 5. Mai d. I. 5 Uhr Nachmittags einzureichen. Der Rath behält sich das Recht vor, jämmtliche Angebote ab» zulednen. Leipzig, den 25. April 1900. TeS RatheS der Stadt Leipzig D, L. 2659. Strutzeiibau-Tcvntakion. Bekanntmachung. In Gemäßheit der 8Z 2 und 7 des Regulativs für Gasrohr leitungen und Gasbeleuchtungsanlagen in Privotgrundstüüen vom 2. März 1863 machen wir hierdurchjbekannt, daß der Schlosjermeister Wilhelm Ureitzlrr, Gerber-Slraße Nr. 28, zur Uebernahme solcher Arbeiten bei uns sich angemeldet nnd den Besitz der hierzu ersorder» lichen Vorrichtungen nachgewicsen hat. Leipzig, am 24. April 1900. Der Rath der Stadt Leipzig. X. 1693. vr. Dittrich. Wolfram. Aus Blatt 9199 des Handelsregisters ist beute eingetragen worden, daß der Kaufmann Herr Carl Emil Schlaitz in Leipzig in die Firma Alfred Schlaitz daselbst (jetzt in Lcivzig-Anger) als Gesellschafter eingetretcu und dir Gejellschaft am 23. April 1900 errichtet worden ist. Leipzig, den 25. April 1900. Königliches Amtsgericht, Abth. IIL. Schmidt. Ans Blatt 10 740 deS Handelsregisters ist beute die — bereits seit vielen Jahre« bestehende — Firma Bruno Schultze in Leivzig (Grimmaische Straße Nr. 13) und al- deren Inhaberin Frau Wil helmine Thekla vrrw. Schultze geb. Schubert daselbst eingetragen worden. Leipzig, den 25. April 1900. königliches Amtsgericht, Abth. HL. Schmidt. Auf Blatt 10741 de» Handelsregister» stad heut» die Firma Härter, Riese L Co. i« Leipzig (Tauchaer Straße Nr. 2) und als deren Gesellschafter die Herren Kaufleute Franz Härter, Eugen Otto Niese und Julian Otto MännersdSrsrr daselbst eingetragen, auch ist verlautbart worden, daß die Gesellschaft am 1. Januar 1900 errichtet worden und der Fran Minna Helene verehel. Ries« geb. Härter in Leipzig Prokura ertkeilt ist. Leipzig, den 25. April 1900. Königliches Amtsgericht, Abth. UV. Schmidt. Aus Blatt 85KO des Handelsregisters ist heute eingetragen worden, daß dem Kaufmann Herrn Julius Wiener in Leipzig für die Firma I. Landet Söhne daselbst — Zweigniederlassung — Prokura er» thetlt worden ist. Leipzig, den 25. April 1900. Königlich,» «mttgericht, Abth. IIV. Schmidt. Ocffcntliche Zustellung. In Sachen 1. der ledigen Goldaufträgerin Ida Hedwig Graade in Leivzig, Südstrabe 73, Klägerin, 2. der minderjährigen Hedtvin Erna Grande in Leipzig. Plagwitz, Weißenfelser» straße 57 parterre, vertreten durch ihren Altersvormund, den Stadtratb C. O. Hentschel in Leipzig, Mitklägerin, — Prozeß» bevollmächtigter: zu 1. Stadtrath C. O. Hentschel in Leipzig; zu 8. Registrator Max Haufer ebenda — gegen den Musiker Friedrich August Albin Zschoch in Leipzig, Südstroße 73, IV. bei Feller, jetzt unbekannten Aufenthalts, Beklagten, ist als Termin zur Leistung des dem Beklagten mittelst Urlhrils vom 3. Januar 1900 aus erlegten Eides: „Ich schwöre bei Gott dem Allmächtigen nnd Allwissenden: Es ist nicht wahr, daß Ich in der Zeit vom 20. Oktober 1898 bis 17. Februar 1899 den Beischlaf mit der Klägerin Ida Hedwig Graade vollzogen habe, So wahr mir Gott helfe!" und zur Verhandlung über die Folgen der Leistung oder Nicht leistung des Eides Termin vom Königlichen Amtsgericht Leipzig aus Len 1 t. Dezember LVOV, vorn». 1V/, Uhr, Zimmer S8 onberaumt. Es ladet dir Parteien zu diesem Termine. Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird diese Ladung bekannt gemacht. Leipzig, am 17. April 1900. Römhild, Gerichtsschreiber des Königl. Amtsgerichts. Neber das Vermögen des Fabrikanten Richard Otto Oskar Caspar in Lindentbal, Inhabers der im Handelsregister nicht ein getragenen Firma: Musikwerke Tannhäuser Oscar Caspar in L.-Lindenaii, Thüringerstr. 1—3, ist heute, am 25. April 1900, nachmittags '/»6 Uhr, das Konkursverfahren eröffnet worden. Verwalter: Herr Rechtsanwalt vr. Tb. Eichler hier. Wahltcrmin am 16. Mai 1900, vormittags 11 Uhr. Anmeldesnst bis zum 31. Mai 1900. Prüsungstermin am 12. Juni 1900, vormittags 11 Uhr. Offener Arrest mit Anzeigepslicht bis zum 25. Mai 1900. königliches Amtsgericht Leipzig, Abt. 11 den 25. April 1900. Bekannt gemacht durch den Gerichtsjchreiber Sekr. Beck. Im Konkursverfahren über das Vermögen der Maschinen» und Motoreusubrik Gerhardt 6k Lehme» G. m. b. H. in L.-Lindenau, wird Gläubigerversammluna aus den S. Mai 1900, Vorm. 11 Uhr, vor dem Königl. Amtsgericht hierselbst, Zimmer 165, onberaumt. Tagesordnung: Beschlußfassung über den Verkauf der Fabrik grundstücke, der Maschinen und der Borräthe. Leipzig, den 24 Avril 1900. Ter Gerichtsschrciber beim Königl. Amtsgericht. Beck, Sekr. — Versteigerung. Sonnabend, am 28. April d. I.» Vormittags 1t> Uhr sollen im Versteigerungsraume des hiesigen Königlichen Amtsgerichts: 1 Psird, braune Stute, 2 Fcdermagen, 1 Geschirr, 1 Kummet, 1 Partie bessere Möbel, div. Bilder, Holzpantoffeln, 1 Geld kassette, 1 Partie irdenes u. blech. Geschirr, versch. Maaren, als: Seife, schweb. Streichhölzer, Wichse rc., Cylinder und Milchflaschen, MO Stck. Klammern, 1 kl. EiSschrank, 1 Messer» putzmajchin», Schreibtische, Arbeiistaseln, Regale, 1 Copir- presse, 2 Pianinos, 1 Kronleuchter, 17 Bünde Pierer's und 16 Bände Blockhaus' Lexikon, 1 Nähmaschine, 1 Doppel- pnlt, 1 kl. Decimalwaage, 5 Bände Gartenlaube 90—94, 4 Stahlplatten, 1 eis. Walze m. Gestell, 1 Harmonika, 2 Regn» lateure, 1 Winterübcrzieher, 1 Wäscherolle, 1 Liniirmaschine, 1 Partie Puppenbäige n. versch. a. Geg. meistbietend gegen sofortige Baarzahlnng versteigert werden. Leipzig, am 26. April 1900. Der Gerichtsvollzieher beim Königl. Amtsgerichte. Aktuar Kadnrr. Zwangsversteigerung. DaS Verfahren betreffend die Zwangsversteigerung des «cheller- fchen Grundstücks Blatt 980 des Grundbuchs für Leipzig-Amts» antril ist einstweilen eingestellt worden. Die Termin» vom 27. April und 11. Mai 1900 werden wieder aufgehoben. Königliches Amtsgericht Leipzig. Abtheilung II Ä', Len 26. April 1900. Schöbel. Auction. Montag, den 30. dl». Mts., Nachmittag L Uhr, sollen in L.-Plagn»itz, Zschocherjchestratze Re. SV (Wessind- Hallen) verschlebenr Bettstellen mit Matratzen, Küchenschrank u. f. w. sowie ein Wagen mit neusilbernem Aussatz zum kohlensauren Wasser» verkauf öffentlich gegen sofortige Baarzahlung versteigert werden. Hermann Dreyer, Localrichter. Konkursmasse-Versteigerung. Freitag, de» 27. April 1VVV, vou 1v bis 2 Uhr werden Sternwartenftratzc 34 im Laden die Restbestände der aus KonkurS Hobt herrühreudeu Tchnbwaarcn versteigert. Luul Ootl,okn><-Il, Konkursverwalter. Die im Grundstück Leipzig - Plagwitz, Nonnenstratze 2»- bisher zu Militärzwecken benutzten UutensilikN, alS: ca. 300 eiserne Bettstellen, Bettbezüge, Bett lücher, Strohsäcke, Handtücher, ca. 500 wollene Decken, eine Partie Schränke, Stühle, Schemel, Tisch, Tafeln, Pulte, Matratze» nnd Kissen, Eimer, Schüsseln, Lampen, Waschbecken und sonstige Gegenstände sollen durch den unterzeichneten Zwangsverwalter freihändig alsbald verkauft werden. Reflektanten wollen sich im oben bezeichneten Grundstücke oder bei Unterzeichnetem melden. Rechtsanwalt Vr. Schöppler, Hainstraße 17, II. Deutscher Reichstag. ZK Berlin, 26. April. Nachdem das Uebcreinkonunen mit Oesterreich-Ungarn über den Schutz der Ur heberrechte in dritter Lesung debattelos an genommen ist, wendet sich das Haus der Berathung der vor Ostern zurückgestellten Resolutionen zum Etat zu. Gleich die erste dieser Resolutionen girbt zu einer langausgedehnten Erörterung Anlaß. Die Antragsteller, Rembold u. Gen., wünschen eine Milderung der Bestim mungen über die Bekämpfung der Maul- nnd Klauen seuche. In der Debatte, an der sich zumeist nur Land winde bezw. Abgeordnete überwiegend ländlicher Wahlkreise betheiligen, treten die Ansichten weit auseinander. Immerhin überwog die Meinung, daß eine allzugroße Milderung und Einschränkung der Sperrmaßregeln gefäbrlich sein dürfte. Mit besonderer Entschiedenheit vertrat Graf Kl i nckowstrLm diesen Standvunct. Der Parteiunterschied trat bei dieser Special frage so sehr zurück, daß gerade die Agrarier der Anregung des Freisinnigen vr. Pack nicke Folge gaben und allein für den ersten Theil der Resolution Rembold stimmten, der ganz allgemein eine Revision der einschlägigen Be stimmungen fordert. Der zweite, entscheidende Tbeil der Resolution, wonach die Aushebung der jeweiligen Sperre erleichtert werden sollte, wurde abgelehnt. Zwei weitere Resolutionen, deren Berathung gleichfalls noch auSsteht, werden auf Antrag der freisinnigen Parteien von der heutigen Tagesordnung abgesetzt. Daö Haus wendet sich darauf der Berathung eines BlütbenstraußeS von Petitionen zu. Eine dieser Petitionen, welche die Einführung deS Maximalarbeitstages für die Textilindustrie verlangt, führte zu langen Auseinandersetzungen, an denen sich außer dem von seiner Krankheit wiederbergestellten Herrn v. Stumm namentlich socialdemokratische Redner betheiligten. Einer von ihnen, der Abgeordnete Fischer-Berlin holte sich einen Ordnungsruf von dem gerade den Vorsitz führenden Vicepräsidenten Schmidt- Elberfeld. Schließlich wurde der Commissionsantrag auf Ueberweisung der Petition al» Material an die Regierung angenommen. Morgen stehen weitere Petitionen, sowie die Interpellation Deinhard über die Novelle zum Wein-Gesetze zur Berathung. 181. Sitzung. Donnerstag, 26. April. Nm Tische des Dunde-raths: Graf v. Posadow»ky. Präsident Graf v. Balle st rem eröffnet die Sitzung um 1 Uhr. Das Urbereinkommen zwischen dem Reiche und Oesterreich-Ungarn zum Schutze der Ur heberrechte an Werten der Literatur, Kunst und Photographie wird in dritter Lesung ohnrBesprrchungundunverändertgenehmigt. Es folgt dieBesprechungmrhrerrrzumReichS- haushaltsetat gestellter Resolutionen, zunächst einer vom Abg. Rembold (Ctr.), welche dieRevisiondrSGe- setze», betr. die Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche, vorschlägt, in Verbindung mit dem Antrag« Böckel (Antis.), der vor Erlaß von Anordnungen zur Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche die Zuziehung von Landwirthen verlangt. Abg. vr. Böckel (Antis.) weist unter Bezugnahme auf die Schafräude und den Rückgang der Schafzucht zur Begründung seines Antrages auf die vielen Schädigungen hin, die die Lano- wirthschaft durch unsachliche Maßregeln erlitten habe, und auf die durch solche unrationelle Sperrmaßregeln in den Kreisen der Landwirthc entstandene Erbitterung. Abg. vr. Pachnicke (Freis. Agg.): Nach den Berichten des Neichsgcsundheitsamtes hat die Maul- und Klauenseuche seit 1890 einen solchen Umfang angenommen, daß sie die höchste Be achtung fordert. Der Abg. Rembold begründete früher seinen Antrag, der sich ungefähr in dem Sinne des Antrages Böckel be wegt, damit, daß die jetzt vorgeschriebenen und vorgenommenen Sperrmaßregeln nichts nützen, ja eher schaden. So weit gehen wir nicht, und weite Kreise der Landwirthschaft find unserer Ansicht. Dabei waren die Ausführungen des Abg. Remdolv die blutigste Kritik auf viele Grenzsperren. Auf die Verhinde rung der Ausbreitung der Maul- und Klauenseuche lönncn Maß regeln der Eiscnbahnoerwaltung, betr. Thierversandt, von großem Einfluß sein. Wichtig sind auch Anordnungen der Landraths - ömter über die Desinfektion der Biehställe nach erloschener Seuche. Sachlich ist der Antrag Rembold überholt, wir werden aber für ihn stimmen, soweit er ganz allgemein die Revision des bestehenden Gesetzes anstrebt, werden aber gegen ihn sein, soweit er spccielle Maßregeln vorzuschreiben scheint. Abg. Graf Kanitz (cons.): So sympathisch die Au--- sükrunyen des Abg. Böckel mir gewesen sind, so wenig kann ich mich für die Milderung der Sperrmaßregeln erwärmen. Im Gegcntheil: nur wenn die Sperrmaßregeln mit voller Schärfe Vurchgcführt sind, kann man die Seuche wirksam bekämpfen, Herr Rembold meinte, an den Ergebnissen der Einkommensteuer könne man merken, wo die Seuche herrsche. Ich will dazu nur mit- theilen, daß ein Gutsbesitzer in einem Jahre einen Schaden von 27 000 cÄ erlitten hat. Abg. Herold (Centr.): Ohne Sperrmaßregeln kann man nicht auskommen, man geht aber darin vielfach zu weit. Man braucht nicht gleich einen größeren Bezirk abzusperren, wenn die Seuche in einem einzelnen Gehöfte auögebrochen ist. Man muß die ein zelnen Gegenden auch nach ihrer Verschiedenheit verschieden be handeln. Dem Auslande gegenüber muß man scharfe Maßregeln fordern, dem Jnlande gegenüber milde Maßregeln. Director im Reichsgcsundheitsamt Köhler: Man kann nicht so ausführliche Instructionen erlassen, daß für jeden spe- ciellen Fall das Geeignete vorgeschrieben wird. Man muß sich auf die vernunftmäßige Durchführung der Grundsätze verlassen. Sehr richtig ist,' daß eine strenge Durchführung der Sperre zur Bekämpfung der Seuche ge nügt. Es gilt aber schnell einzugreifen, und des wegen ist eine Zuziehung von Leuten, die nur gutachtlich ge hört werden sollen, absolut unmöglich. Ich kann nun versichern, daß jetzt schon Alles geschieht, was geschehen kann. Auch die Maßregeln gegen die Räude haben sich als durchaus wirksam er wiesen, wie die Verminderung der Verseuchungsziffer erweist. Zur Zeit schweben Untersuchungen, ob die Erwärmungstempe ratur der Milch aus verseuchten Bezirken herabgesetzt werden kann, etwa auf 85 Grad Celsius. Ich hoffe, daß die Versuche zu einer Erleichterung der Vorschriften führen werden. Abg. Graf B e r n st o r f f - Uclzcn (Welfe): Ich bin der Meinung, daß die Sperre scharf gehandhabt werden muß, wenn sie wirken soll, scharf sowohl gegen das Ausland, wie im Inland. Ich würde es sogar für richtig halten, wenn das befallene Vieh getödtet würde. Eine Erschwerung der Ausführung der Sperre, wie es der Abg. Böckel bezweckt, halte ich für schädlich. Feuilleton. Dragomira. Von Carmen Sylva. (Königin Elisabeth von Rumänien.) Autorisirtc Uebersetzung von FranzPaul. Nachdruck vrröon». Krim-Ghirei, der Tartaren Khan, residirte in Baktisisan. Dort hatte er sich einen herrlichen Palast errichtet, geschmückt mit Stößen der kostbarsten persischen Teppiche und ausgestattet mit Gold und Edelsteinen, so baß der Beschauer gar bald die Äugen abwenden mußte, so blendete ihn all' der Glanz. Mit Edelsteinen waren auch di« Geschirre der Rosse beladen, und selbst auf den Steigbügeln blitzten Diamanten. Die Hufeisen waren aus eitel Gold; die Sattelrücken aus den kostbarsten reichgestickten Stossen, und so glänzend und strahlend war Alles in feiner Umgebung, daß, wenn Krim-Ghirei mit seinem Gefolge ausritt, die Sonne ihr Antlitz verbarg, im Glauben, eine andere Sonn«, mächtiger noch als sie selbst, sei in den BannlceiS der Erd: gekommen. In seinem Gefolge befano sich «in rumänischer 'Jüngling, den der Khan einst als Kind von einem Raubzuge in der Moldau auS Suzeava mitgebracht hatte. Schlank und wohlgebaut war der Jüngling, uns in langen Locken fiel das braun« Haar um das wohlgeformte Antlitz. Doch ernst und nachdenklich war der Ausdruck seiner Augen, und nur allzu oft fragte er sein« Genossen um seine Herkunft und um seine Abstammung. Kein Einziger aber konnte ihm genügenden Aufschluß geben. Man wußte, daß der Tyrann ihn aus den Armen eines schönen Weibes geraubt hatte, daß er sie niederschlug, al» sie um Hilfe rief; Keiner aber vermocht« zu sagen, ob bas Weib die Mutter oder nur di« Amme des Kleinen gewesen sei. Eine» Ab«ndS stand ber Jüngling in dem großen Schloßhof de» Palastes gegen seinen herrlichen Araber gelehnt, der hin und wieder in treuer Anhänglichkeit den Kopf an der Schulter seines Herrn rieb. Er kam von einem langen Ritt zurück und wartete nun auf den Ruf Krim-Ghirei'», bereit, ihm Bericht über die Reise zu er» Patten. In Gedanken verloren stand er da, während seine Augen von den weißen Wassern deS Springbrunnen» gefesselt wurden, di« in ben Hellen Mondstrahlen glitzerten. Die eine Hälfte deS Palast«- war in tiefen Schatten getaucht, während die andere klar und deutlich km Mondlicht hervortrat. Gleichgiltig wanderte de» Jüngling» Blick umher, bis seine Augen die vergoldeten Fenstergiiter de» HaremS erreichten. Er hatte gehört, daß viele der schönsten Favoritinnen dort drinnen verborg«» saßen und daß ihre Zahl beständig sich vermehrte. Die Gier del Tataren war unersättlich. Dem jungen Christen erschien da» unverständlich. Et ver mehrte nur sein« Sehnsucht und sein Bangen nach dem Hrimath- lande. Während sein« Lugen noch an den vergoldeten Gittern hingen, öffnete sich «in halber Fensterflügel, und bei dem Schein einer Lampe, die im Zimmer stand, sah er das unverschleierte, Antlitz eines Mädchens, so schön, wie er nie vordem eines g«-> sehen hatte. Er zittert« vor Aufregung, so daß seine Stute die Ohren auf richtete und die Nüstern blähte, in der Meinung, eine Gefahr nahe ihrem jungen Gebieter. Der Jüngling und das «Mädchen betrachteten einander festen Blickes. Es schien, als ob ihre Augen mit unwiderstehlicher Gewalt sich anzözen, und ihre Blicke blieben aneinander gebannt, bis nahend« Schritte hörbar wurden. Da schloß sich das Fenster leise, und d«r Jüngling wurd« in den Palast gerufen. Den nächsten Abend stand er wieder beim Brunnen, und wiederum erschien ihm die reizende Gestalt hinter den Gittern des Harems. Als er am dritten Abend es endlich wagt«, sich um einige Schritte dem Fenster zu nähern, hörte er die geflüsterten Worte: „Bist Du ein Christ, so beschwöre ich Dich, mich zu retten. Ich bin eine Rumänin und mein Name ist Dragomira." „Bei unserem heiligen Glauben" — erwiderte er, „schwöre ich Dir, ich will Dich retten. Mein Name ist Paron." Dann schloß sich das Fenster in Eile. Am folgenden Tage zog Krim-Ghirei in den Krieg auS, um geben von zahlreichem Gefolge. Ein riesiger Diamant blitzte auf seinem Turban aus Zobelpelz, und als er bei den Fenstern seines Harems oorbeiritt, drückte er seinem Rappen die Sporen in die Weichen, daß er aufstieg, denn er wußte, baß hinter diesen Gittern seine Frauen und Sklavinnen mit bewundernden Augen auf all' diese Pracht blickten. Seine Gedanken aber weilten bei der schönen Dragomira, seiner Lieblingssclavin. Der Ruf ihrer ungewöhnlichen Schönheit war weit gedrungen, und mancher seiner Feind« hatte den Wunsch, ihm diesen averthoollen Schatz zu entführen. Die alte Frau, der die Bewachung des Harems oblag, hatte Dragomira wiederholt versichert, daß die schrecklichste Strafe ihrer harre, wenn sie eS je wagen sollt«, ihr Antlitz unverschleiert am Fenster zu zeigen. Grausam« Fesseln würden in ihre Füße schneiden, und in bem dunkelsten Kerker ihre Jugendschönheit dahinschwinden. Dragomira'S große Augen 'huckten auch jetzt mit Spannung durch die engen Gitter; aber nicht Krim-Ghirei suchten sie, gegen den sie nur Ekel und Abneigung empfand. Sie waren auf den fugendschlanken Paron gerichtet, der an des Tyrannen Seite ritt, und nach bem allein di« Gedanken deS Mädchen» beständig sich sehnten. Der Krieg war nur von kurzer Dauer, und der Khan und sein« Begleiter kehrten reich mit Beute beladen zurück. Paron hatte sich wiederholt ausgezeichnet, Wunder der Tapferkeit verrichtet und baS Glück gehabt, da» Leben deS Fürsten zu retten, als ein ssiaiagan gefahrdrohend über dessen Haupt blitzte, und nur durch das rasche Niederschlagen des Angreifers der tödtliche Streich vom Haupte bei Herrscher» adgewehrt werden konnte. Am Morgen nach seiner RüRehr versammelte Kr»m-Ghirei km großen Hof seiner Palaste» sein« Begleiter, dankte ihnen für ihre Tapferkeit und belohnte sie fürstlich. Dann wandte er sich zu Paron und sagte: „WaS Dich betrifft, mein Sohn, so hast Du mir einen Dienst erwiesen so groß, daß ich nicht weiß, wie ich ihn Dir belohnen soll. Doch wenn Du «inen geheimen Wunsch hast, den ich Dir erfüllen kann, so nenn« ihn; er sei Dir gewährt. Ich schwöre es bei meinem Fürstenwort." Da ließ Paron durch eine Bewegung seiner Sporen sein Pferd in die Knie fallen und, sich tief verbeugend, erwiderte er bem Fürsten: „Wenn Du, o Herr, meinen größten Wunsch er füllen willst, bann gieb mir, ich bitte Dich darum, die christliche Sclavin Dragomira zum Weibe." Tiefe Stille folgte diesen Worten. Aller 'Augen waren auf das Antlitz des Fürsten gerichtet, das im Zorn erglühte. Nach einer Weile jedoch sprach er, mit der Hans über den mächtigen schwarzen Bart fahrend: „Woher kennst Du Dragomira?" „Wer sollte nicht den Ruf der Schönheit Deiner christlichen Sclavin vernommen haben? Aber nicht allein ihrer Schönheit wegen, sondern auch, weil sie eine Christin ist, bitte ich Dich um ihre Hand, denn auch ich bin ein Chrrst." Wieder schwieg der Tatar. Man sah den Kampf, der in seinem 'Innern tobte. Dann sprach er: „Wohlan, mein Sohn, ich halte mein Fürsteniwort. und heute noch soll die Jungfrau Dein sein." Hinter den Gittern des Harems hatte Dragomira zitternd die Scene mit angehört. Sie war so schwach, daß sie kaum stehen konnte; doch als sie die letzten Worte des Fürsten vernahm, da sank sie in die Knie und dankte Gott für ihre Befreiung von der schrecklichen Zukunft, die ihr bevorgestanden und für den edlen Gatten, der ihr nun bescheert war. Nun würde sie frei sein von der verächtlichen und unerträg lichen Ueberwachung des Harems, nicht länger mehr gemartert von dessen Wärterin, nicht länger mehr die Zielscheibe des Haffes und Neides ihrer Genossinnen. Sie sollte die einzige und ge liebte Gattin eines christlichen Helden werden. Ein Pope wurde herbeigtholt und rasch waren die Vor bereitungen zur Hochzeit vollendet. Glänzend in ihrem Braut kleid stand Dragomira an Paron's Seite, der am liebsten vor der herrlichen Erscheinung in di« Knie gesunken wäre. Von kurzer Dauer nur war die kirchliche Ceremonie, und bem jungen Paare wurde «in« Wohnung angewiesen, die in der Eile für sie her gerichtet worden war. Die Wände waren ausgeschlagen mit den reichsten persischen Teppichen und indischen Shawls. DaS Lager von märchenhafter Schönheit war geschmückt mit Blumen und Elfenbeinschnitzereien, während ein« Hängelampe ein weiches, rosiges Licht darüber goß; die Luft geschwängert mit Ambra und anderen zarten -Düften, und die Lage so gewählt daß kein Lärm von außen einzudringen vermochte. Kaum war daS junge Paar allein, sank Dragomira zu ihre» Gatten Füßen und umfaßte leidenschaftlich seine Knie. „Ich will Dich lieben, al» wärest Du ein Gott —", sagte sie, verehren, als wärest Du «in Heiliger. Dir dienen, als wäre ich Deine Sclavin. denn Du hast mich gerettet. Jeder Augenblick meines Lebens wird Dir geweiht sein." Paron zog sie an sein« Brust, di« ihm zum Zerspringen voll war. Er schlug ihren Schleier zurück und stand wie betäubt vor Freude bei dem Anblick solcher Schönheit. „Du bist mir theurer al» mein Leben" — rief er in leidenschaftlichen Tönen. Dann begannen sie einander von ihrer Jugend zu erzähl«» und von den vergangenen Leiden. Beide wargn sie ihren Eltern und Freunden geraubt worden. , „Won wo bist Du entführt worden?" fragte Dragomira. „Von Suzeava", sagt- er. „Das ist -sonderbar. Auch ich verbrachte meine Kindheit dort. Meiner Amme Name war Tomasa." „Was sagst Du? Auch meine Amme hieß Tomasa", sagte Paron. „Auch -in Knabe war Lei ihr; Paron hieß er. Er hatte «in großes Muttermal auf dem Rücken, auf das ich gern meinen Finger legte, im Scherz es eine Maulbeere nennend" — sagte Dragomira. Bei diesen Worten sprang Paron auf, lehnte sich gegen die Wand und bedeckte sein Antlitz mit beiden Händen. „Was ist Dir?" — fragt: sie, von Angst erfaßt. Er kniete vor ihr nieder und, den Oberkörper entblößend zeigte er ihr den nackten Rücken m'it der Frage: „Was denkst Du nun?" Mit einem schrillen Schrei sank Dragomira zurück: „So bist Du ?" „Dein Bruder" — schrie Paron. Stundenlang bemühten sie sich, einander zu überzeugen, daß es nicht wahr sei, daß sie nicht Bruder uns Schwester seien. Doch vergeblich. Es war kein Zweifel möglich; sie waren blutS verwandt, ihren gemeinsamen Eltern Jeder von einem anderen Räuber in ihrer Kindheit entführt. Da fielen sie einander in die Arme und weinten bitterlich. In schwerer Trauer verfloß ihnen die Nacht. Bei Tagesanbruch aber baten sie -Krim-Ghirei um eine Audienz, die ihnen gewährt wurde. Da fielen Beide vor dem Fürsten nieder, -schweigens, von Thränen überfloffen, zum großen Erstaunen des Tataren. Als er endlich den Grund ihres Kummers erfahren hatte, da sagte er ernst: „Dann müßt Ihr Beide sterben, meine -Kinder." „Deshalb sind wir zu Dir gekommen, Dich zu bitten, daß Du uns zu Tode sendest. Das Leben ist un» unerträglich." „Da ihr Christen seid, so mögt Ihr von Christen geurtheilt werden." So wurden denn Popen gerufen um das schuldige Paar zu rechten. Diese aber entschieden daß ihre Strafe eine leichtere sein muffe, da sie unwissend gesündigt hätten. So sollten sie denn in Zukunft ein -eiliges Leben führen und Jeder für sich ein Kloster bauen und unterhalten. In tiefer Trauer kehrten sie getrennt zuAick in ihr Hkimath- land und errichteten in nächster Nachbarschaft von Suzeava zw-i Klöster. Paron wurdt Abt de» einen Dragomira Aebiissin deS anderen -Kloster». Sie erreichten Beide ein hohes Alter, geehrt und geliebt von Allen, Als Dragomira ihre letzte Stunde naben fühlte, hieß sie Paron rufen, daß er ihr die letzte Oelunz reiche. Als er ihre bleiche, kalte Stirn küßte, fiel eine Thräne in seinen langen, weißen Dort. Er überlebte sie um «in Jahr; dann folgt« er ihr in dar glücklichere Leben ,
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