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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.05.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-05-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010523016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901052301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901052301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-05
- Tag1901-05-23
- Monat1901-05
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Amtsblatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Raches und Volizei-Änttes der Ltadt Leipzig. Donnerstag den 23. Mai 1901. Anzeigen »Preis die 6 gespaltene Petitzeile 25 -2. Reklamen unter dem RedacnouSstrich (4 gespalten) 75 H, vor den Familiennoch- richten (6 gespalten) 50 H. Tabellarischer und Ziffrrnsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 25 H (excl. Porto). Ertra - Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Nu-gabe, ohne PostbesSrdrrung SO.—, mit Postbesörderung 70.—. Iinuahmelchlub für Än)eizen: Abend-AuSgabe: Vormittags lO Uhr. Morgen-AuSgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet« an die tffrpedittvn zu richten. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. So. Jahrgang. meinen, Lord Crauborne's Les WankelmutheS vorüber sei, und britischen Interessen * Paris, 22. Mai. (Telegramm.) Tas Generalgouvernement von Jndochina meldet telegraphisch, daß in ganz Tonking völlige Ruhe herrsche; chinesische Banden, die in französisches Gebiet eingedrungen, feien gegen die Grenze zurückgeworfen und aus gerieben worden. * London, 22. Mai. (Telegramm.) Die ministeriellen Erklärungen über China werden von de» Morgenblättern fast durchweg recht beifällig besprochen. Die „Times die Erklärungen Lord LanSdowne'S scheinen anzudeuten, Last und dast in und heit glaubt, daß ein englisch-russisches Abkommen weitere und die Periode der Unschlüssigkeit im fernen Osten künftighin die britischen Rechte und diesem Welttheile mit größerer Thcilnahme betrachtet mit größerer Festigkeit al« in der jüngsten Vergangen geltend gemacht werden würden. Tie „Daily News" Die Wirren in China. Rückkehr SeS HofrSk * AuS Shanghai, 22. Mai berichtet „Reuters Bureau": Die „Nortb China Daily NewS" berichten, ein an Li-Hung- Tschang und dem Prinzen Tscking gerichteter kaiserlicher Erlaß verlange auf das Bestimmteste den schleunigen Abschluß der FriedenSverhaudluugcn, damit der Hof nach Peking zurückkehren könne. meint, es hätte sich auch nach der Abbestellung des Essens vielleicht noch eine Berücksichtigung der Civilverwaltung ermöglichen lassen; dir beste Gelegenheit dazu hätte jo die Fahrt nach der Hohkömgs- burg geboten. Das ist jedenfalls richtig; überhaupt gewinnt man den Eindruck, daß die Klagen des sonst in der That sehr regierungsfreundlichen Blattes sich weit über das Niveau der persönlichen Enttäuschungen und Empfindlichkeiten erheben, die gelegentlich nach Kaiser'besuchcn Ausdruck finden. Zweifellos sind di« betreffenden Anordnungen nicht auf den Kaiser selbst zurückzuführcn, der so hohes Gewicht darauf legt, das Ger- manisirungSwerk im Reichslande gefördert zu sehen, unV dem sicherlich nichts ferner liegt, als di: Absicht, bei den Elsässern Eifersucht gegen die Lothringer zu erwecken. Um so mehr ist die Frage am Platz«, wem die Verantwortung für das zuzuschreiben ist, was die Mißstimmung verursacht hat. Daß der Reichs kanzler es ist, der seine Stimme gegen die Ernennung des Grafen Zeppelin zum Bezirkspräsidenten hätte erheben sollen, ist selbstverständlich. Daß er das nicht od«r nicht mit dem rechten Nachdrucke gcthan, eröffnet jedenfalls erfreuliche Aussichten auf die Zukunft nicht. Aber auf die Auswahl der Personen, die zu Festlichkeiten eingeladen oder bei anderen Gelegenheiten dem Kaiser nahe gebracht wurden oder hätten gebracht werden sollen, hotte Graf Bülow schwerlich einen Einfluß. In dieser Hinsicht muß also auch noch eine andere Stelle cs an dem Rathe und den nachdrücklichen Vorstellungen haben fehlen lassen, die dem Entstehen einer so tief beklagenswerthen Mißstimmung vorgebeugt haben würden. Und das ist das Bedrückendste. Soll es denn wirklich im deutschen Reiche zur Gewohndeit werden, daß nur die „Zeitungsschreiber" Pflichterkenniniß und Muth genug haben, bis zum Thron: hinauf zu rathen und zu warnen? Eine Klage ans dem Reichslande. Im Anschluss« an den mitgetheiltrn Erlaß deS kaiserlichen I Statthalters Fürstin zu Hohenlohe-Langenburg an den Staats sekretär von Puttkamer, worin dieser angewiesen wird, der Be völkerung des Reichslandes von der Befriedigung tdes Kaisers über den ihm zu Theil gewordenen Empfang Mittheilung zu machen, bemerkt die „Straßb. Post", daß in das Gefühl der Freude und der Dankbarkeit, das der Besuch des Kaisers diesmal wie iSdesmal heroorgerufen habe, sich M i ß sti mm u ng« n ge mischt hätten, die ausgesprochen wcöoen müßten, wenn man auf Abhilfe hoffen wolle. Man habe es schmerzlich empfunden, daß der Besuch des Kaisers in Straßburg im Unterschiede von dem in Lothringen einen ausschließlich militärischen Charakter ge tragen habe. Sicherlich Hobe der Kaiser die Pflicht, sein für sorgliches Auge, wie auf alle Theik des Heeres, so ganz be sonders auf die Besatzung der Grenzbezirke zu richten, aber nicht hinter, sondern neben d«r Armee erfülle auch die Civil- verwaltung im Reichslande mit einer zielbewußten Gewissen haftigkeit, die des höchsten Lobes Werth sei, ihre Pflichten, und! neben der versöhnenden Wirkung der Zeit dürfe man ihrer nie erlahmenden Arbeit die politischen Fortschritte zuschreibcn, die zu verzeichnen seien, ihrer verständnißvollen Initiative und Mit wirkung die wirthschaftliche Blüthe des Landes, 'sie segensreichen Reformen auf allen Gebieten öffentlicher Thätigkeit. Nun hätten weder der Staatssekretär noch die Unterstaatssekretäre oder sonst ein Vertreter der Civilbehörden den Kaiser überhaupt „gesehen" und auch der Bürgermeister habe den Kaiser nur gelegentlich dessen Besuches in der restaurirten Jung-St. Peterkirche ge sprochen; wäre dieser Besuch nicht erfolgt, so wäre auch Kiese Begegnung wohl unterblieben. Weiter schreibt das Blatt: „Die Frage der Restaurirung der Hohkönigsburg hat bekanntlich vor und während der letzten Tagung des LandcS- auSschusseS stark im Vordergründe des öffentlichen Interesses gestanden. Wie schwer cs geworden ist, den Landesausschuß zu der Bewilligung der für die Verhältnisse eines so kleinen Lande«, wie Elsaß-Lothringen cs ist, gewiß nicht unbe deutenden Summe von 700 000 cZk aus öffentlichen Mitteln geneigt zu machen, das ist w"''! nicht allgemein bekannt ge worden. Auch der Kaiser hat cs wohl nicht erfahren. Sonst hätte er zu der Feier der Grundsteinlegung auf der Hohkönig». bürg Wohl auch eine Vertretung der gesetzgebenden Körperschaft des Rcichslandcs mit hinzugczogcn. Die Unterschriften des Präsidenten vr. v. Schlumberger, der Vicepräsidcntcn Jauncz und vc. Gunzert, sowie des Staatsraths Eduard Köchlin, der ja zu der Tafel geladen und also in Straßburg anwesend war, hätten auf der Urkunde eigentlich ebensowenig fehlen dürfen, wie die Unterschriften der Beamten der Landesvcrwaltung, die vornehmlich mit dem LandcsauSschusse zu thun haben. Die militärischen Unter schriften, die erfolgt sind, waren in diesem Falle nicht von Be deutung, denn sie standen zu der Thatsachc, daß jetzt die Restau rirung der HohkönigSburg nach dem Wunsche des Kaisers durch geführt werden kann, in keinerlei ursächlichem Verhältniß . . . Der Einfluß, den die Volksvertretung bei der Bevölkerung genießt, richtet sich nicht an letzter Stelle darnach, welche Be -! Wirr«« in China verhindern würde, und bedauert, daß die rucknchttgung der Volksvertretung von maßgebendster ^tische Regierung nicht von vornherein Hand in Hand mit Seite aus zu Theil wird. Und cS läßt sich nach dem Gesagten I Rußland in den chinesischen Angelegenheiten gegangen ist, anstatt mcht verkennen daß drc Volksvertretung in dem Falle, der ,on Deutschland ins Schlepptau ^h^n zu lasjcn. uns ht-r beschaff der CwUverwaltung deö ^ „Morning Post" dagegen sagt, wenn Großbritannien, Landey getheUt hat, das Sch,cksa^ Japan ein Ueb.reiukommen träfen, so I.- I könnten sie China gemeinsamen Schutz gegen einen Lothringen zu sprechen und meint, wenn, auch Niemand dem b«-1 Sicherheit ihrer Kaufleute, Es wurde em gemeinsamer treffenden Beamten di« Bevorzugung, die er erfahren, persönlich I Poden geschaffen sein, den anzurrkennen die chinesische Regierung mißgönne, so habe sie doch, und zwar mcht nur in Beamten- l ss<b kaum weigern könnte. Eia solcher Plan biete wahrscheinlich die lreisen, einen peinlichen Eindruck gemacht. Solche Acte der Be-1 beste Aussicht auf eine allseitig gewünschte allmähliche Wiedergeburt vorzugung aus persönlichen Rücksichten wirkten verstimmen-1 deS chinesischen Reiches. (Voss. Ztg.) der und mißverständlicher, als es an maßgebender Stelle Wohl be-1 ———— kanni sei. Sonst würde man sich vor ihnen hüten. In dieser I Erwägung liege aber Zugleich der Nachweis für di- Nothwendig- Dtk Lneg Ul LÜdaftlKsi. keit, daß diese Ding« öffentlich gesagt werden muffen. I . „DaS zu thun, ist uns nicht leicht geworden. Wir suchen! . * d«WckssMMt Raffers tn Aatal. die Autorität der Regierung zu stützen, nicht sie zu untergraben. I . Eine in London eingetrosfene Meldung aus Durb a u be- Wir sind ein regierungsfrcundlich - S Blatt. Kleine ^t'gt, daß thatsachstch die Kaffern m Natal von den englischen Geister, die nicht verstehen können, daß Jemand unabhängig ^'"^dorden Waffen erhalten haben, die .si- NS" > - ? k°n", ohne deshalb bei icder unbedeutenden «ach dem Zululand hin da« Eig-nthum der Colonisten und thatsachlich gleichgiltigen Gelegenheit rn rasselnde Oppo- eingeborenen Brvölkerung gegen räuberisch« Einfälle von sltionsphrascn auszubrcchen, lieben cS, uns die „officiöse Boenntrupps sicher gestellt sei, antwortete im Colonialparlament Straßburger Post" zu nennen. Wir lassen sie ruhig reden, I de: neue Gouverneur Sir Mac Callum, daß nicht nur die loyalen ohne uns deshalb aufzuregen, ja, ohne uns dagegen zu. wehren. I Farmer, sondern auch diejenigen Eingeborenen, deren Häuptlinge Ihr Urtheil ist un» eben vollkommen glcichgiltig. Wer unsere I vertrauenswürdig erschienen seien, Gewehre und hinreichenden Thätigkeit seit zwanzig Jahren aufmerksam und verständniß-1 Schießbedarf zum Schuh- ihrer Ansiedelungen erhalten hätten, voll verfolgt hat, der kennt uns besser. Wir machen diese Be-1 Bcrstimmnns innerHalb Ser canaSischcu Militärkrctse. merkungen auch heut« nicht für unsere treuen Leser, noch für! Trotz der großen Begeisterung, mit -er die englische Be- unsere übelwollenden Beurtheilcr, sondern für diejenigen! völterung Canadas di« Aussendung zweier kanadischer Hilfscorps Stellen, an di« unsere Darlegungen sich! für Südafrika gutgeheißen hatte und trotz der überschwänglichen richten. Ihnen wollen wir zum Bewußtsein bringen, daß! amtlichen Belobigung, welche die britische Rcgierung der Tapfer- wir nicht schreiben, um zu kritteln oder zu nörgeln, sondern um I leit der Canadier gespendet hat, herrscht doch innerhalb 'der da« Vorhandensein ernster und nach unserer Meinung n i ch t I kanadischen Armeekreisr ein« hochgradige Verstimmung gegen die ungerechtfertigter Stimmungen fcstzustcllen, die I englischen HeereSkrerse. Fortgesetzt werden i.^.nl r'chl: und Erklärungen von Officieren und Mannschaften ver- auS Vorgängen entsprungen sind, die besser vc r m r e d e n I Klage über das Verhalten -der in andere Bahnen geleitet worden waren. Wer das thut englischen Officiere während des Feldzuges der macht sich nicht beliebt. Aber er thut seine Pflicht. Und Tste Letzteren hätten selbst die canadischen Ofsicier« noch vielleicht wird eine spätere Zeit auch einmal ergeben, daß er I hj^„ letzten englischen Soldaten «.'stellt und in ihrem Recht gehabt hat." I Hochmuthc die Canadier überhaupt als Menschen niederer Daß eine solche Stimm« gerade im Reichslande sich erhebt I Cvtturstufe behandelt. Man fordert deshalb in den canadischen und erheben muß, ist tief beklogenswerth. Officiöse Federn wer-1 Blättern aller Parteivichtungrn, e« soll« Vorsorge dafür getroffen den zwar daran erinnern, daß da« geplant« große Festmahl im I werden, daß künftig kanadische Truppen niemals mehr unter den Straßburger Kaiserpolast mit Rücksicht auf den unmittelbar I Befthl englischer Ofsicier« gestellt werden kennten. Es ist auch vorher eingetretenen Tod der Prinzessin Luis« von Preußen ab-! sehr wahrscheinlich, daß demnächst ein Antrag, betreffend die gesagt worden ist. Die „Straßb. Post" versichert aber, um I „Nationalisiruna des canadischen HeebwesenS" im Parlamente dieser Einwendung von vornherein zu begegnen, auch zu dem I cingebracht wird, womit ein, recht eigenartiger Eyfolg per Festmahle seien nur wenige Civilbeamte geladen gewesen, undg Chamberlain'schen „ReichsPolitik" gegeßen sein würde. Loudon, 22. Mai. Eine Capstädter Drahtmeldung der „Daily Mail" vom 21. Mai meldet nach Telagoaer Berichten, Frau Botha'S Mission sei da« Ergebnis, der jüngsten Eonferenz der Voerenführer, die aus Rücksicht aus die Gefühle Krüger's br- schlossen haben, diesem Gelegenheit zu geben, einer Capitulation zu den von Kitcheuer gestellten Bedingungen zuzuslimnien, ehe die Führer die persönliche Initiative ergreifen. Sollte Frau Bolha'S Mission scheitern, würden die Voerenführer ohne Rücksicht auf Krüger handeln. (!) Deutsches Reich -7-Berltn,22. Mai. (Sir Robert Hart und die Mission in Cbina.) In einem Aufsätze, Len Sir Robert Hart im Junibefte der „Deutschen Revue" über die „Reform in Cbina und die Mächte" veröffentlicht, wird auch die Frage der christlichen Mission in China erörtert. Harl's Ausführungen über diese wichtige Frage sind um so mehr der Beachtung Werth, als Hart zweifellos ein hervorragender Kenner der Verhältnisse ist und als seine Auffassung viel fach mit der Ansicht eines anderen vorzüglichen Kenners deS chinesischen Reiches, unseres ehemaligen Gesandten von Brandt, sich deckt. Hart erkennt die ausgezeichneten Leistungen der christlichen Missionare auf allen Gebieten der Belehrung und der Wohitbäligkeit durchaus an. Aber er hat trotzdem in Bezug auf die praktische Gestaltung der Missionen bestimmte Wünsche, deren Gewicht für sich selbst spricht. „Je weniger zu den Worten unseres Herrn hinzugesetzt oder von ihnen weggenommen wird", schreibt Hark, „desto besser ... Zu wünschen ist, daß die Chinesen zu einem christlichen Volke gemacht werden, aber je weniger man bei diesem Unternehmen sie in anderer Hinsicht zu ändern strebt, desto besser namentlich für alle Betheiligten. Dir europäischen Christen mögen ihre Beine hängen lassen und übereinander schlagen, der Chinese muß dabei bleiben, auf seine Art zu sitzen . . . Unterschiede von dieser Art könnten ocl inünitum aufgezählt werden.., aber nicht einer davon hat mehr mit der Rettung einer Seele oder dem Himmelreich zu thun, als die Form einer Nase . . . Die Chinesen zuChristen, aber nicht zu Abendländern zu machen, ist in der Tbat das, woraus jeder Missionar hinarbciten sollte, damit er nickt die Menschen mit drückenden Bürden belastet und die, welche sich bekehren wollen, abhält; wenn die Herzen des Volkes für die Kirche gewonnen werden können, so wird alles Andere, was sich gebührt oder rühinenswertb ist, zu seiner Zeit olgen." — Hart betont alsdann, daß stet- mehr gering- ügige Nebendinge als die fundamentalen Principieu Uneinig- eit und Widerstand Hervorrufen. Daher empfiehlt er den Missionen, zwischen Hauptsächlichem und Unwesentlichem zu unterscheiden und jeder Versuchung zu widerstehen, die Umgebung ihres localen Charakters und den Chinesen der Nationalität zu entkleiden. „Vor allen Dingen aber", fährt Hart fort, „sollte der Missionar sich absolut versagen, sich in einen R-chtSbaiidel oder ein Amtsgeschäft in irgend einer Form . . einznmischen, und tr ollte seine Leute lehren, rS den Heiden in der Ehrfurcht vor dem Gesetz, der Aufrechterhaltung der Autorität und der Ver meidung jeden Unrechts znvorzutbun." Nachdem Hart als dann für die MissiouSgebäude und Kirchen die Verwendung von rein einheimischer Architektur als nothwendig erklärt uud uur die Bebauung frei genehmigter Plätze gefordert bat, verlangt er, daß die bekehrten Chinesen ungehalten werden, nicht zu vergessen, daß sie chinesische Untcrtbanen geblieben und zum Gehorsam gegenüber den chinesischen Gesetzen ver pflichtet sind. Hart empfiehlt schließlich, Bestimmungen über das MisstonSwesen in die neuen Verträge aufzunebmen. Es läßt sich nicht leugnen, daß ein gut Theil deS Consticts- stoffeS in Cbina auS der Welt geschafft würde, wenn die neuen Verträge über das Missionswesen Bestimmungen im Sinne Sir Robert Hart'S enthielten. Wie sehr dem Welt frieden und den europäischen Interessen durch die Beseitigung solchen ConflictSstoffeS gedient wäre, braucht nicht ausführlich nachgewieseu zu werden. Berlin, 22. Mai. (Unternehmcr-Risico und Socialdeinokratie.) Die Bedeutung des Unternebmcr- NisicoS wird von der Socialdeinokratie in der Regel überaus gering angeschlagen. Ganz anders aber wird sie beurtheilt, wenn Arbeiter selbst Unternehmer werden und als solche auch daS Unternebmcr-Risico auf sich nehmen sollen. Ein solcher Fall tritt jetzt in der Schweiz ein. Der Spinnereibesitzer Zai-Kappeler im Canton Aargau bat infolge eine- Familienunglücks seinen Arbeitern initgetbeilt, daß daS Geschäft vom 1. Juli ab allmählich in einen genossen schaftlichen Betrieb übergesührt werden soll; Genossenschaftler werden die bisherigen >20 Arbeiter, der bisherige Inhaber bcbält unentgeltlich di« Oberleitung und will für das Ge schäft nach Kräften weiter sorgen. Herr Zai-Kappeler giebt die Höhe de« UntcrnehmergewmnS, den er an die Arbeiter abtritt, auf 15 000 FrcS. in gute», 8 —lO OOO FrcS. in mitt leren und auf einige 1000 FrcS. in schleckte» Jahre» an. DaS im Geschäft steckende Capital ist nut höchstens 4 Procent zu verzinsen, von» Reingewinn erhalten die Arbeiter 50 Proc., 10 Proc. gehen in eine Alter«- und Jnvaiidencasse, 20 Proc. werden zn gemeinnützigen Zwecken bestimmt und 20 Proc. einem Reservefonds überwiesen. DaS Organ der social demokratischen Gewerkschaften Deutschland» kann nicht umhin, die gute Absicht deS Herrn Zai-Kappeler anzu erkennen. Aber es fügt hinzu: „Bedenklich für daS Experiment ist nur die gegenwärtige WirthschaftSkrise, unter deren Herrschaft die Schenkung erfolgt. E« bleibt daher abzu warten, wie da« so impulsiv entstandene neue ge- noffenschastliche Unternehmen sich bewahren wird." Die Skrpsi« de« socialistischen Gewerksckaft«blattr« ist um so bemerkenSweribcr, al» die Leitung der Genossen schaft in den Händen de« bi«herigrn Unternehmer« bleibt. Mithin muß da« Gewerkschaftsblalt das Risico für sehr erheblich anseben, sonst wären seine Bedenken un verständlich. Mit solchem Risico aber, daS zur Zeit von Wirtbschaft-krisen besonder« in die Augen fällt, muß eben der Unternehmer stets rechnen. Die Socialdemokrarie pflegt in diesem Punkte andere Ansichten zur Schau zu tragen: wie wenig letztere indessen begründet sind, lehrt die vorsteyende Auslassung deS socialvemokratischen GewerkschaftSorgans. (-) Berlin, 22. Mai. (Telegramm.) Unter dem Vorsitze deS Herzogs A d olf Fri e d ri ck von Mecklenburg wurde heute im NeichStagSgebäude die diesjährige Hunptperfainmlung de« Hauptverbiiudes deutscher Flottcnvercine im Ausland« abgebalten. Der Herzog eröffnete die Sitzung und schloß seine Rede mit einem begeistert aufgrnommenen Hoch auf deu Kaiser, durch dessen Bestimmung dem Vanptverbande nunmehr rin bestimmtes Ziel in der Erbauung von Flußkanonenbooten gesetzt ist. Die Haupiversamnilung beschloß die Absendung eine« ErgebeilheilStelegrammS an den Kaiser, sowie an den Pro- tcclor des HauplverbandS, den Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg. Der Jahresbericht lägt eine erfreuliche Entwickelung der ausländischen Flottenvereine erkennen. Da« Vermögen des Hauptverbandcs beziffert sich gegenwärtig auf ungefähr .150 000 Zu den Gegenständen der Beschluß fassung gehört unter Anderem die Annahme eines gemeinsamen VereinSabzeichenS, daS von den ausländischen Vereinen sehr dringend gewünscht wurde. Schließlich beschloß die Versammlung, dem schwer erkrankten Mitbegründer des Hauptverband« Wirkl. Gcheimrath Sack sc herzliche Grüße mit dem Wunsche auf eine baldige Genesung zu übersenden. An die Hauptversamm lung schloß sich ein gemeinsames Mittagessen in den Raumen deS Automobilclubs. (-) Berlin, 22. Mai. (Telegramm.) Der Staats minister und Oberpräfident der Provinz Sachsen, v. Bötticher, ist als Vertreter des Domcapitels Naumburg auf Lebenszeit ins Herrenhaus berufen worden. L. Berlin, 22. Mai. (Privattelegramm.' Die dringend notbwendige Verstärkung Ser amerikanischen Ltattan wird im Herbst nunmehr erfolge», denn nach Auslösung der UebungSflotte wird der kleine Kreuzer „Niobe" nach Amerika abdampfen; die amerikanische Station wird dann mit dem großen Kreuzer „Vineta" und den kleinen Kreuzern „Geier" (vorübergehend in Ostasicn) und „Niobe" besetzt sein. — Zu der Nachricht, der Kaiser habe Pastor v. Bodelsckwingh auf einen Brief über die boerenfreund- liche Stimmung im deutschen Volke sehr ungnädig geant wortet, wird eine ausführliche Wiedergabe deS Geschehenen ui einem nordamcrikanischen Missionsblatte der evangelischen Synode, dem „Friedensboten", gegeben, dem nach der „Nhein.-Westf. Ztg." Folgendes zu entnehmen ist: Nach der Verleihung deS Schwarzen Adlerordens an General Roberts machte Pastor v. Bodeljchwingh Lein Kaiser gelegentlich einer Eingabe Mitlheilung über die bocrensreundliche Volks- stiiimiung. „Darauf wird v. B. sofort nach Berlin zum Kaiser besohlen, wohin er nun ganz vergnügt mit seiner Tochter Frieda dampft, in der Meinung, der Kaiser wolle mit ihm berath- schlagen über die neu zu gründenden Arbeiterheime. Aber siehe, in Berlin wird er anstatt vom Kaiser von Herrn v. Lucanus empfangen. Der versichert ihn dann höflichst der allerhöchsten Un- gnade Seiner Majestät über seine Mittheilungen. Majestät käme sich förmlich wie ein Märtyrer der Sache vor; es sei doch unmöglich, iu seiner Lage jeden Grund seiner Handlungen gleich dec Ocssentlichknt preiSzugebeii, ob man denn durchaus kein Vertrauen mehr zu ihm hätte u. s. w." Bald daraus schrieb v. D- jedoch abermals einen längeren Bericht au den Kaiser, und hierauf erhielt er zu seinem 70. Geburtstag einen drei Bogen langen Glück- wunschbrief. Am Tage nach dem Bremer Unfall war in Herford eine Versammlung, in der neben einer Ergebenheitskund» gebung für den Kaiser auch Resolutionen für die Bo er en gefaßt wurden. DaS Protokoll über die Versammlung sandte v. B. dem Kaiser, der ihm in einem herzlichen Brief für seine GcsinniingStreue dankte und zum Schluß den Wunsch aussprach, daß ihm der treue Diener noch lange eine Stütze deS Thrones bleiben möge. — Der Kaiser beabsichtigt, auch in diesem Jahre wieder als Jagdgast nach Oberschlesien zu kommen, und zwar zuerst Ende September nach Nendeck, um dort beim Fürsten Guido Henckel von Donnersmarck Hirsche zu schießen und dann in, November zum Grafen Tielc-Winckler nach Moschen- Kujau und zum Herzog von Ujest nach Slawentzitz. Möglicherweise wird der zweite Besuch noch «ine Erweiterung erfahren, dock liegen hierüber endgillige Dispositionen noch nicht vor. (Schles. Ztg.) — Großherzog Friedrich Franz IV. von Mecklen burg-Schwerin wird kurz nach dem Psingsiseste auf mehrere Tage zum Besucke des Kaiserpaares iu Potsdam eintreffen und im Neuen Palais Wohnung nehmen. Bei dieser Ge legenheit wird der Großherzog u. A. auch den beiden Früh- jahrSparaden in Berlin und Potsdam bciwobncn, um dann wieder nach Schwerin zurückzukehren. — Dem Chef deS CivilcabinetS Wirkl. Geh. Natb von Lucanu«, der am Freitag da» siebzigste Lebensjahr vollendet, hat da» CultuSministerium eine besondereAuS- zeichnung zugedacht. Im Auftrage der Regierung ist von Prof. Dr. H-irtzer eine Düste geschaffen worden, die später in MarmvrauSführung einen Ehrenplatz im CultuSministerium erhalten wird. Herr von Lucanu« hat al- Vortragender Ratb, dann als Ministerialdirektor und endlich al- Unterstaats sekretär dem Ministerium angrhört. (Nat.-Ztg — Der Colonial ratb wird aller Wahrscheinlichkeit nach nicht vor Ende Juni «inberufen werden, weil die Unter lagen der Derathungen nicht früher beschafft werden können. Nach der „Germania" sollen zum ersten Mal« dem Eoionial- raih die Etat« für da« nächste Rechnungsjahr vorgelegt werden, damit die Einwendungen und Vorschläge der Körper schaft noch bei der rndgiltigen Aufstellung der Etat« für den Reichstag verwertbet werken können. Die Verwaltungen der Schutzgebiete sind schon rcr Monaten angewiesen worden, die Aufstellung der Etat« rasch zu beenden und sie an die Cvlomal- verwaltnng cinzusendcn.
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