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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.05.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-05-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000507011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900050701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900050701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
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Besitzt Meerane auch noch viele ältere Häuser, die gerade wicht der Stadt zur Zierde gereichen, so ist doch der größte Theil der Straßen mit schönen Häusern eingefaßt, besonders die meist mit Trottoir oder Pflasterung neu angelegten Straßen, so in der Crimmitschauer Borstadt, fallen besonders ins Auge. Hier findet man in den schnurgerade angelegten Straßentheilen auch architektonisch schöne Gebäude. Die innere Stadt besteht zumeist aus älteren Häusern, die aber alle in gutem Zustande sich befinden. DieKirche befindet sich mitten in der Stadt. Sie ist nach einer alten Urkunde 100b erbaut worden und gehörte damals wahrscheinlich zu der sie mit einfassenden Burg von Meerane und war nur Burgkirche. Abgötterei wurde wahrscheinlich auch dann noch lange in der Umgebung getrieben, das 'Thristenthum selbst aber von Thüringen aus, das in Kirchensachen nnter dem B'schof von Naumburg stand, nach Meerane verbreitet. Daher stand die Kirche vor der Reformation unter den Bischöfen von Naumburg, welche ein vooanatus Irans Lluickarn wssaßen, zu dem öhne Zweifel auch Meerane gehörte. Im Jahre 1503 wurden die Kirche, Glocken und 'Kirchhof, welch' letzterer sich früher an der Kirche befand, durch den Zeitzer Bischof Johann III., Bicar des Naumburger Bischofs, geweiht. Auf dem etwas Uber 40 Meter hohen Kirchthurm, welcher 1717—1718 erbaut wurde, hängen drei Glocken, welche einen schönen, harmonischen Ton haben. Die Kirche, welche im Verhältnis; zur Einwohnerzahl viel zu klein ist, wurde im Laufe der Jahre noch mehreren Renovationen unterworfen. Das Rathhaus, von 1571—1572 erbaut, bildet die südliche Front des Marktes, Lex mitten.in der Stadt liegt und «in großes Viereck bildet, an dessen Seiten zwei breite Straßen laufen. Früher befand sich im Parterre des Rathhauses rin Restaurant, der sogenannte Räthskeller; dieser wurde aber in neuerer Zeit wieder beseitigt, da es an Raum mangelte zur Erledigung der städtlischen Geschäfte. Die Umgebung van Meerane bietet vielfache Gelegenheit zu schönen Spaziergängen und Ausflügen. Freilich muß man, wenn man kn ein Gehölz gelangen will, schon eine oder einund- «inehalbe Stunde Wegs zu Fuß zurücklegen, doch bietet auch die Stadt selbst durch 'ihre schön angelegten und wohlgepflegten An lagen genug Gelegenheit zu Spaziergängen. Viel besucht wird auch von den Einheimischen infolge der günstigen Bahnverbind- dung der Nachbarort Gößnitz. An Staatsgebäuden besitzt Meerane folgende: Bahnhofs gebäude, Güterexpedition, Zollamt, Amtsgericht, Post- und Tele graphenamt. An städtischen Gebäuden giebt es außer den schon ge nannten Schulen und dem Rathhaus die nachstehenden: Krankenhaus, Bürgerhospital, Armenhaus und Dieterichstift. Banken sind drei vorhanden: eine Reichsbanknebenstelle, die Filiale der Sächsischen Bank und ein Voöschußjverein. Außerdem sind noch folgende Anstalten vorhanden: Herberge zur Heimath, zwei Bade-Anstalden, ein Schlachtviehhof, der mit ollen techni schen Neuerungen ausgestattet ist, ein« Reithalle, Schützenhaus, Volkskindergarten, Fröbel'scher Kindergarten, Voltsbibliothek und das Wettinheim. Für Beleuchtung sorgen eine Gasanstalt und ein Elektri- ritätswett; beide befinden sich in den Händen von Aktiengesell schaften, und zwar ist die Gasanstalt Eigenthum Meeraner Aktionäre, während das Elektricitätswerk der Aktiengesellschaft für elektrische Anlagen und Bahnen zu Dresden gehört. Hier bei dürfte es interessiren, wie man sich früher in Meerane mit der Beleuchtung der Häuser und Straßen behalf. Vor 100 Jahren gab die Oellamve die einzige Beleuchtung in dem Innern der Häuser ab, selbst bei festlichen Gelegenheiten, als Taufen und Trauungen, wurde sie nur, dann freilich von Zinn, auf den prunklosen Tisch gesetzt. Ein Jnseltlicht zu brennen galt schon bei den Vornehmen für Luxus, die Aermeren kannten es gar nicht. Wer des Abends sicher seinen Weg finden wollte, mußte seine brennende Laterne mitnehmen, wenn er eine hatte; denn nur Mond- und Sternenlicht erhellten damals und noch viele Jahre nachher des Nachts die ost bodenlosen Straßen der Stadt Meerane. Und wie sich auch nach und nach die Beleuchkungsweise verbessern mochte, diese einzige und natürliche Straßenbeleuchtung blieb bis zum Jahre 1824, wo es endlich den Bemühungen des Bürgermeisters Rudolph und des Rathskämmerers Gräfe ge lang, die «rste Straßenbeleuchtung zunächst durch Hängelaternen und später dazu kommende Pfahllaternen unter dem großen Jubel der Bevölkerung «inzuführen. Im Jahre 1824 wurden die ersten zehn Hängelaternen angeschafft. Die Hängelaternen beleuchteten beide Hauptstraßen, die Pfahllaternen die anderen anliegenden Straßen der Stadt. Wenn nun auch diese Be leuchtungsweise die Ansprüche befri«digen mochte, welche Privat leute an «ine Commune stellen können, so konnte sic doch dem in dustriellen Theil« der Stadt für ihre Etablissements zuletzt nicht m«hr genügen. Man sehnte sich nach einer besseren, und ztwar einer solchen Beleuchtung, wie sie eben nur durch Gas herzustellen ist. Bei der Mittellosigkeit der Stadtcasse aber wäre an «ine Ein führung der Gasbeleuchtung reicht sobald in Meeran« zu denken gewesen, wenn eben in dieser Stadt die Industrie in dem Zeit räume von 1825 bis 1855 in der That nicht in so großartiger Weise vorgeschritten wäre. Von ihr, der Industrie aus, und zwar durch den Baumwollenfärbereibesitzer Herrn Bornemann und den Dampfmiihlenbcsitzer Herrn Quaas wurde nun zunächst die Idee gefaßt, ihre Etablissements mit Gas zu beleuchten, nachdem unter den Mittelstädten Sachsens Zwickau 1854 ein« öffentliche Gasbeleuchtung ins Lebrn gerufen hatte. Sie waren es auch, welche den Stadtrath darauf aufmerksam machten, diese Gelegenheit zur Einführung der Gasbeleuchtung für die ganze Stadt nicht unbenutzt zu lassen. Es wurde nun zunächst ein Comitß eingesetzt, um die nöthigen Vorarbeiten einerseits und andererseits auch wegen Beschaffung der nöthigen Mittel (30 000 Thaler) für den ersten Anfang die Bildung einer Aktiengesell schaft zu versuchen, nachdem in einer Vorvevsammlung der Vorschlag, mit der Dessauer Continental-Gasgesellschaft zu con- trahiren, verworfen worden war. Hierauf >wurde zur Gründung einer Aktiengesellschaft eingeliaden. Die Zeichnung von Aktien ergab abrr leider ein über alles Erwarten ungünstiges Resultat, und es war nur den hiesigen Industriellen, und vor Allem Herrn Bornemann zu verdanken, daß das Unternehmen nicht scheiterte, was am besten der Umstand beweist, daß sich an den zu emitti« renden Aktien (600 Stück) zu 50 Thaler die Commune mit 100 Stück betheiligen mußte und zu diesem Zwecke aus der Spar kasse geliehen wurde. Die übrigen Aktien wurden zum größten Theile von den Meeraner Industriellen gezeichnet oder durch ihre Vermittelung bei ihren Leipziger Geschäftsfreunden unterge bracht. Nachdem endlich die nöthigen Anordnungen und Vor bereitung«» getroffen waren, ward Mitte Mai 1856 der Grund stein zu der Anstalt gelegt, und am 21. Decenrbrr die Stadt zwm ersten Male durch 80 öffentliche Straßenlaternen beleuchtet. Jetzt beträgt die Zahl der Straßenlaternen 320, welche meist Auer'sche Glühlichtbrenner haben. Neben der Gasanstalt hat Meerane, wi« schon erwähnt, auch noch eine großes Elektricitätswerk, das am 9. Oktober 1896 erst malig Kraft für Beleuchtung und Betrieb abgab. Das Werk ist derartig groß ausgeführt worden, daß es auch zur Abgabe von Kraft für die projectirtr elektrische Städte-Verbindungs- bahn Glauchau-Meerane-Criminitschau, die freilich bis fetzt noch nicht in Angriff genommen worden ist, ousreicht. Auf Grund eines Contractes, der mit der Aktiengesellschaft für elektrische Anlagen und 'Bahnen in Dresden geschlossen wurde, geht Las Werk in 50 Jahren (von seiner Inbetriebsetzung an gerechnet) in den Besitz der Stadt über, ohne daß letztere «twas zu zahlen braucht. Die Beleuchtung durch Elektricität hatte sich recht gut eingebürgert; viele Geschäftshäuser und Verkaufsgeschäfte, Restaurants, Bürgerwohnungen u. s. w. sind mit elektrischer Be leuchtung versahen worden, da die Beleuchtungskosten sehr ge ringe waren (eine 10 Kerzen starke Lampe jährlich 10 <^t, 25 Kerzen 25 u. s. w.). Da mit dieser Pauschale das Wett aber unliebsam« Erfahrungen machte, indem in vielen Häusern un- nöthig Sicht verbrannt wurde, so z. B. die ganze Nacht, hat das Wett beschlossen, nach und nach die Pauschal« aufzuheben und Elektricitätsmesser einzuführen. In Folge dessen haben Biele, da auf dies« Weise das Licht erhrblich theuttk wird, diese Beleuchtung wieder aufgegeben und sind zur Ga»belruchtung oder Oelbeleuchtung zurückgttehrt. Zum Schluß sei noch Einiges zur Postgeschichte von Meerane mitgetheilt. Noch im Jahre 1819 bestanden IN Mee rane als auch in Glauchau keine Posianstalten. Di« Geschäfts leute sowohl, als auch die übrigen Bewohner dieser Städte er hielten ihre etwaigen mit den Posten eingehenden Briefe, Packet« und Gelder, und -war Meerane lediglich von Gößnitz, durch einen Postboten, welcher wöchentlich nur zwei Mal, nach Ankunft der Fahrposten in Gößnitz, Donnerstags und Sonntags, nach Mee rane kam und di« damals freilich nur wenig«» angekommenen Sendungen austrug. Die mit den Reitposten angekommenen Briefe für Meerane blieben in Gößnitz bis nach Ankunft der Fahrpost liegen, well, wie schon erwähnt, der Bot« nur zwei Mal wöchentlich nach Meerane ging. Wer daher mit den eben falls wöchentlich zweimaligen Restposten wichtige Briefe er- ivartete, muht«, um sie schneller zu erhalten, nach Gößnitz gehet oder schicken. Für jeden ankommenden Brief bezahlte man «inen guten Groschen oder 12 H Botenlohn, für «inen abgshenden, der etwa zugleich Lurch Len rückgehenden Postboten mit nach Gößnitz besorgt wurde, 6 H. Im Jahre 1819 hakte nun der Handelsstand in Glauchau und Meerane (in Meeran« nur durch zwei Häuser vertreten) mehrfach Schritte bei dsm dermaligen Oberpostamt in Leipzig gethan, um selbst eine Anschlußpost nach Gößnitz hergestellt zu sehen, die auch den Erfolg hatten, daß vom 1. Januar 1820 an eine wöchentlich viermalige Fahr post von Glauchau ab über Meerane nach Gößnitz und zurück nach Ankunft der dortigen Leipzig-Hof«r Fahr- und Reitposten ins Leben trat. Obgleich sich nun nach und nach die Correspon- denz und die Versendung durch die Post steigerte, so blieben doch im Allgemeinen die Postgeschäfte in Meerane sehr unbedeutend. Erst nachdem d!« Fabrikation immer mehr stieg, der Handel sich fortgesetzt weiter ausbreitet«, die Bevölkerung von Jahr zu Jahr wuchs und das Postwesen «n Sachsen selbst überhaupt unter dem damaligen, neu «ingetretenen Herrn Oberpostdirector von Hüttner durch Vermehrung und Verbesserung txr Post«n, durch Herstellung billiger Taxen u. s. w., ein ganz andere» wurde, nahm der Postvettehr in Meeran« ganz neu«, nicht geahnte Di mensionen an. Die Postexpedttion wurde den 1. Mar 1853 zum Postamt« 2. Clafse und den 1. Deoember 1859 zum Post amte 1. Classe erhoben, und nimmt da» Postamt, was überhaupt den Postvettehr anbetrifft, auch unter den Postämtern 1. Classe in Sachsen sinen immer größeren Rang ein, wa» die neuesten statistischen Ziffern, die schon angeführt wurden, am besten be weisen. Nachdem am 15. November 1858 di« letzt« Postkutsche von Meeran« nach Glauchau befördert worden war, trat Tags darauf die Postbeförderung der Briefe und Packet« mittel» der Eisenbahn in» Leben. Nicht lange mehr wird e» nun dauern, und Meeran« wird ein große» Postgebäude zieren, da» oll den Fe«illeton. Entdeckungen und Erfindungen. Technische Revue. Don Rudolf Curtius. Nachdruck vkrdeUn. Der Palarstern ein Sternendrilling. — Die höchsten Geschwindig keiten der Geschützkugel. — Ausnützung der Hochofengase. — Europas größte Kraftstation. — Quecksilberschätze. — Neues von der Guttapercha. — Wie entstand Petroleum und Asphalt? — Schutz gegen Achsenbruch der Eisenbahnfahrzeuge. — Auto matische Meldung schlagender Wetter. — Ein Riesennebelhorn. — Das Geheimniß des Sumpffiebers. Wenn es den letzten Monaten auch nicht beschieden war, Ent deckungen zu Tage zu fördern, die bei oberflächlicher Betrachtung asciniren und fundamentale Umwälzungen vorausahnen lassen, o ist es doch fast als überreich zu bezeichnen, was der Erfindungs leib in dieser kurzen Spanne Zeit zu Tage gefördert hat, und e» ist schwer, da» Wichtigste davon, wie eS in Nachstehendem versucht werden soll, auszuwählen und in knapper Form darzu stellen. Gönnen wir hierbei der Königin der Wissenschaften, der Astronomie, den Bortritt. Wenn man das Spectrum eines Sternes mit jenem einer anderen Lichtquelle, welches etwas höher oder tiefer projertirt ist, vergleicht, kann man au» der Ver schiebung der Linien des Sternspectrums einen genauen Schluß auf die Geschwindigkeit ziehen, mit welcher jene ferne Sonne sich auf uns zu bewegt, oder von uns entfernt. Als man den be kannten Polarstern im kleinen Bären in dieser Hinsicht unter suchte, fand man, daß er sich zeitweise mit einer Secunden- geschwindigkeit von 14 Kilometern auf die Erde zu bewegt, daß diese aber nach zwei Tagen bis auf 8 Kilometer herabsinkt, um dann wieder in »Wei Tagen auf 14 Kilometer anzuwachsrn; außerdem findet aber in längeren Perioden noch «ine Steigerung der Geschwindigkeit auf 20 Kilometer statt. Aus diesen perio- dischen Schwankungen eraiebt sich mit Notwendigkeit, daß in naher Nachbarschaft de» Polarsterne» nicht, wie man bisher an nahm, ein, sondern zw«i ander« mächtige dunkle Himmel»körp«r vorhanden sind, die mit jenem um einen gemeinsamen Schwer punkt kreisen. Keines Menschen Auge hat diese dunklen Ge sellen bisher gesehen: wenn ihre Existenz aber nichtsdestoweniger feststeht, so ist da» rin Vewei» kür die großen Fortschritt«, welche die Astronomie in den letzten Jahren Dank ihren neuen Leob- achtungimethoden gemacht hat. Steigen wir au» den fernen Sphären de» Welträume» mit seinen unfaßbare« Geschwindigkeiten, die bet den Wasserstoff eruptionen auf der Sonne bis zu 900 Kilometer in der Sekunde wachsen, auf unseren armseligen Erdball hernieder, so ist, von diesem al» Gesammtheit abgesehen. da»t«ntge Stück Materie, welche» die schnellste Bewegung hat, dte Kanonenkugel. Erst jetzt, wo sich ausländische Geschützfabrikanten rühmen, die Anfangs geschwindigkeit der au» ihren Kanonen verfeuerten Geschosse über 1000 Meter tn der Secund« gesteigert zu haben, wird bekannt, daß Krupp mit seinen Geschützen diese» Ziel schon vor mehreren Jahren erreichte, indem r» ihm gelang, die Mvndung»geschwin- digkeit hei versuchtschießen auf dem Meppener Schießplatz bi» aus 1130 Meter in der Sekunde zu trriben, wa» un» eine große Beruhigung gewähren kann, weil die hierbei geschöpften Er fahrungen bei den modernen, von der Firma Krupp für die deutsche Marine gelieferten Schiffsgeschützen bereits verwerthet ind. Diese Geschwindigkeit übertrifft jene, mit welcher ein Punkt der Erdoberfläche in unseren Breiten um die Erdachse rotirt um das 3^4fache, so daß eine in Deutschland horizontal gegen Westen abgeschossene Kugel, unter der Voraussetzung, daß sie nicht dem Gesetze der Schwere unterläge, in New Dort in einem Moment ankäme, wo die dortigen Uhren noch etwa 4 Stunden zu laufen hätten, bis die Zeiger die Abschußzeit in Deutschland angäben. Wenn wir uns von den Ergebnissen der Kriegstechnik zu den Künsten des Friedens wenden, deren Aufgabe es ist, die unge- bändigtcn Naturkräfte in den Dienst der Menschheit zu zwingen, so erregen die Versuche Aufmerksamkeit, die ungeheuren Mengen der beim Hochofenproceß entweichenden heißen Verbrennungs gase zur direkten Kraftcrzcugung in Gasmotoren dienstbar zu machen. Die Roheisenerzeugung ist ohne Zweifel diejenige In dustrie, welche die meisten Kohlen verbraucht, und die jetzt sich er öffnende Aussicht, einen Theil der hierbei nutzlos entweichenden, halbverbrannten Gase zu anderen Zwecken dienstbar zu machen, ist zu verlockend, um die jetzt vielfach angestellten, aber noch nicht abgeschlossenen Versuche ruhen zu lassen. Inzwischen ist es natürlich immer noch unvergleichlich be quemer, sich auf die Ausnutzung der Wasserkräfte zu werfen. In Norwegen ist gegenwärtig die größte derartige Kraftstation Europas im Bau, welche dem Glommen, dem wassereichsten Strome Norwegens, der bei Askim, südöstlich von Christiania, eine Reihe von Stromschnellen besitzt, eine Wasserkraft von 45 000 Pferdekraft entnimmt, die in der üblichen Weise zur Er zeugung elektrischer Energie verwandt werden sollen. Zu den Rohstoffen, deren die Industrie in immer steigenden Mengen bedarf, und die, da die Produktionsmengen eng begrenzt sind, immer theurer werden, gehören Quecksilber und Guttapercha. Für beide Substanzen steht eine große Steigerung der Production vor der Thür. Um mit dem Quecksilber zu beginnen, dessen Preis durch die monopolistische Ausbeutung der großen Berg werke in Spanien und Amerika seitens der Rothschilds auf un erträglicher Höhe gehalten wird, so sind vor Kurzem in Austra lien, und zwar in Neusüdwales am Clarenceflusse Lager von Quecksilbererzen entdeckt worden, die an Mächtigkeit und pro- centualem Reichthum der Erze an Quecksilber alle» Bekannte weit übertreffen. Das Quecksilber ist heute nahezu ein unent behrliches Mittel zur Gewinnung des Golde» aus seinen Erzen und dürfte somit eine weitere Steigerung der Goldausbeute die nächste Folge fein. Aehnltch liegt die Sache bei der Guttapercha; doch bedingt hier den hohen Prei» der Umstand, daß bisher nur wenige tropisch« Pflanzen au» der Familie der Sapotaceen den schätz baren elastischen Pflanzenstoff lieferten. Es ist daher für die Industrie von ungeheurer Bedeutung, daß man in der Lu<-c>rrna uknoiö«, welche zu den Krotonpflanzen gehört, einen Baum gefunden hat, der auch in den gemäßigten Zonen vorkommt, und dessen Milchsaft eine tadellose Guttapercha liefert. DaS nord französische Winterklima hat, wie die Versuche ergeben haben, der Tultur diese» wichtigen Baume» kein Hinderniß entgegen gesetzt, und so ist anzunehmrn, daß diese» Gewächs auch im süd westlichen Deutschland seine Existenzbedingungen finden wird. Ein zunächst mehr theoretische» Interesse bietet die Frage noch der Entstehung de» Petroleum» und der ihm verwandten «rdpech- und erdwach»artigen Substanzen. An einen anorgani schen Ursprung dieser Stosse glaubte schon lange Niemand mehr; der Streit ging nur darum, ob das für uns so wichtige Be leuchtungsmaterial aus Pflanzen oder Thierleichen entstanden sei. Nach den Versuchen von William Day und Krämer kann kein Zweifel darüber sein, daß beide Faktoren bei der Entstehung des Petroleums mitgewirkt haben; bei Destillation von Fisch fleisch und Fichtenholz in eisernen Retorten, wobei es zur voll ständigen Verkohlung der organischen Substanz erhitzt wurde, entstanden Stoffe, die milden Erdpechen vollständig identisch waren; wenn man dagegen zur Destillation jene Diatomeen ver wandte, deren kalkige Schalen in der Tertiärzeit ganze Gebirge aufgebaut haben, erhielt man Kohlenwasserstoffgemische von den typischen Eigenschaften des Petroleums und daneben Diatomeen wachs, das dem Erdwachs ähnelt, und eine weitgehende technische Verwendung gestatten würde. Bei den fortgesetzten Preis treibereien der Petroleumsyndicate können die oben erwähnten Entdeckungen leicht große Bedeutung gewinnen; denn da» Roh material ist in fast unendlichen Mengen auch in unseren nord deutschen Mooren vorhanden, und nach einer ungefähren Be rechnung würde das kleine Moor von Ludwighof in der Ucker mark, welches etwa 900 Hektar bedeckt, genug Trockensubstanz enthalten, um daraus 2 Millionen Centner Erdwachs und die entsprechende Menge petroleumartiges Oel zu gewinnen. Je mehr die Industrie der maßgebende Factor im Wirth- schastsleben wird, desto zahlreicher sind auch die Opfer derselben, desto feiner aber auch die Sicherheitsvorkehrungen ausgebildet, welche den Schutz des menschlichen Lebens anstreben. Oft er füllen schlagende Wetter in wenigen Stunden ein bisher völlig wetterfreies Kohlenbergwerk, wenn gasreiche Flötze angeschlagen werden, in denen es zur Bildung sogenannter Bläser, d. h. Gasausströmungen von Hunderten und Tausenden von Cubik- metern kommt. In solchen Fällen lassen die täglich ausgeführten Luftanalysen im Stich, und es bedarf anderer Apparate, welche automatisch das Auftreten des gefährlichen Grubengases an zeigen. Alle derartigen Vorrichtungen beruhen auf der ver schieden schnellen Diffusion der Gase, indem nämlich das specifisch leichtere Grubengas durch eine durchlässige Membran in einen mit gewöhnlicher Luft gefüllten Raum schneller hineintritt al- letztere herausdringt. Der auf diese Weise entstehende Urberdruck setzt ein elektrisches Alarmsignal in Bewegung, welches die Beleg schaft zum schleunigen Verlassen der Grube mahnt. Insoweit wäre die Sache ganz schön gewesen; nur waren die meisten der artigen Apparate nicht empfindlich genug. Diesen Mängeln hilft nun eine Erfindung von Lynker und Schropp in München ab, deren Apparat so feinfühlig ist, daß schon nach dem Auf treten von nur 1 Procent Grubengas in der Luft binnen 10 Se kunden die elektrische Alarmglocke ertönt. Damit ist aber den weitestgehenden Forderungen genügt, und es wäre nur zu wün schen, daß sich dir Lrubenverwaltungen recht bald zur Ein führung der Automaten entschlössen. Ein» Reih« deklagenSwerther Unfälle auf den Eisenbahnen in jüngster Zeit war der Anstoß, auf die Vervollkommnung der Sicherheitsvorrichtungen bedacht zu sein. E» ist nun jetzt der vor Kurzem gemachte Vorschlag in der praktischen Ausführung begriffen, bei eintretenden Achsenbrllchen den Zua von selbst zum Stehen zu bringen, indem man unter dem Wagen eine au» einigen Eisenstäben zusammengenietete Vorrichtung anbringt, an welche der Wagen anstößt, wenn er durch Achsenbruch auch nur wenige Centimeter finkt. Durch dieser Anstößen schließen sich zwei Tontacte, wodurch für einen elektrischen Strom der Weg zu einem Elektromotor freigegeben wird, der srlbstthätig Gegendampf giebt und die Vacuumbremsc in Thätigkeit setzt, so daß der Zug unabhängig von dem Eingreifen de» Lokomotiv führers hält. Zu derartigen Schutzvorrichtungen ist wohl auch das Riesen nebelhorn zu rechnen, welche» unlängst in FaulknerS-J-land an der Küste von Connecticut dem Betriebe übergeben wurde. Die Trompete dieses Instruments ist 6 Meter lang, auf einem Pedal nach allen Richtungen der Windrose drehbar und mit einer außer gewöhnlich starken Dampfsirene verbunden. Den großen Di mensionen entspricht auch der geleistete Lärm, gegen den selbst die Trompeten von Jericho nicht aufkommen können. Denn in der Richtung der Achse des Schalltrichters ist der Ton 16 Kilo meter weit hörbar, waS gerade der Entfernung gleichkommt, in welcher der Donner des schwersten Gewitter- zur Noth noch ge hört wird. Außerdem hat da- Instrument noch den unbestreit baren Vortheil, daß der sinnbethörende Spektakel schon auf 1 bis 2 Kilometer nicht mehr gehört wird, wenn man sich seitwärt» von dem Instrument befindet. Auf eine überaus wichtige Entdeckung vermag die Medicin hinzuweisen. Seit 20 Jahren kennt man den Krankheitserreger der Malaria; wie derselbe, ein winziges Kleinlebewesen, an der Grenze zwischen Thier und Pflanze, in den menschlichen Körper gelange, war jedoch ein Geheimniß. Es ist nunmehr zweifellos klargestellt, daß di« Uebertragung der Infektion durch die Stiche der in allen Sumpfgegenden writ verbreiteten Mückenart ^nopdsl68 clLvigör erfolgt, b«i welchen sowohl die Malaria- plaimodien al- auch namentlich ihr« Jugendformrn di« Sporen in- Blut de» gesunden Menschen dringrn. In kurze, Zeit, in etwa 10 bis 12 Tagen, vermehren sich die PlaSmodien so stark, daß der Untergang je einer Generation, bei dem sich die giftigen Zerfallsprodukte im menschlichen Blute auflösen, den bekannten Fieberanfall hervorruft. Es wäre ein Jrrthum, zu glauben, daß diese eng mit dem Namen Robert Koch's verknüpfte Entdeckung nur für die Tropenländer Bedeutung hat; auch bei uns erkranken alljährlich Tausende auf das Ernsteste an dies«, allen Sumpf gegenden anhaftenden Krankheit, und viele von ihnen holen sich dab«i die Anlage zu Mill- und Leb«r«ttrankung»n, an d«nen sie oft nach langen Jahren jämmerlich zu Grunde gehen. Seit wir in den Mücken da» Werkzeug erkannt haben, mittel» dessen sich der gefährliche Mikroparasit den Eingang erzwingt, werden nun viele zur Sommer»zeit berrschenden Krankh«it»zuständ«, insbe sondere jene Fieberhaftigkeit klarer, die meistens auf den Genuß von Obst und auf andere Diätfehler geschrieben werden. Der größere Theil von ihnen ist zweifellos larvirte Malaria. Wer nach Mückenstichen jene lästigen Beulen bekommt, die oft eine Woche und noch länger jucken, ist vergleichsweise gut daran; denn sein Körp«r nimmt energisch d«n Kamps mit den Eindringlingen auf. Wo diese Reaktion aber Nicht eintritt, hält häufig einige Zeit darauf da» Sumpffieber seinen Einzug. Man nehme daher, wenn man während des Sommer» sich in Gegenden aufhält, in^ denen Mücken existiren, nicht nur das obligate Fläschchen mit Salmiakgeist mit, welcher den Schmerz der gestochenen Stellen mindert. sond«rn auch etn Flaeon Nelkenöl, dessen Geruch dte kleinen Peiniger flsshen, und suche sich auch sonst Gegen dir Hiss» zu schützen. *
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