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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.05.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-05-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000511029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900051102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900051102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
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„Da geht Mr. Salinas mit seiner Familie spazieren!" be merkte Kuni. Sperber sah sich erschrocken um und begriff erst, als er den Amerikaner nicht erblickte, daß Fräulein von Umsattel den Gummibaum gemeint hatte. Ein Blüthenduft ohne Gleichen erfüllte die Luft. Orangen und Granaten, indische Feigen-, Oliven- und Pfefferbäume trugen Früchte neben den Blüthen; seltsame Ziersträucher mit feuerrothen Blättern verkündeten die unoirdliche Schöpferkraft der Natur. Dazu rauschten Sykomoren, Eukalyptus, Pinien, Cypressen und Cedern von seltener Schönheit. Der Garten war sehr belebt von türkischem Publicum, und bald interessirtc es Kuni mehr, die Kinderwärterinnen zu beob-' achten, die, wenn sie jung waren, gern einmal ihren Schleier lüfteten, als die Pflanzen. In mehreren Cafes ging es sehr lebhaft zu. Die Herren mit Fez waren in der Mehrzahl und befanden sich meist in Begleitung von Damen, verschleierten und unverschleiertcn, die der guten Gesellschaft nicht angehörten. „Sie sind mir noch die Erklärung schuldig, warum Sie für die Türken eine Borliebe Haden", sagte Harald zu Fräulein von Umsattel. „Der Vielweiberei wegen!" antwortete sie lachend. „Sie denken wohl, ich scherze? Mit »richten! Ich wünschte, sie würde bei uns auch ringeführt." „Skoakin«!" rief Daisy und Sperber fragte: „Möchten Sie eine Haremsdame sein?" „Es fragt sich doch, was besser ist", fiel sie rasch ein, „bei uns eine alte Jungfer oder hier eine Haremsdame zu werden! Denken Sie doch: die Frauenfrage wäre gelöst! Das wäre schon allein ein unschätzbarer Gewinn. Die Herren Muhammedaner nehmen nur di« Pflichten auf sich, die die christlichen Herren nicht übernehmen wollen: sie bringen für ihre Neigungen Opfer, denen der Europäer sich entzieht. Das ist doch schließlich der einzige Unterschied!" Harald, der das Thema zu gewagt fand, um es mit Damen zu erörtern, lachte belustigt, aber Mrs. Summrrs war „slroolesd" und machte Kuni ihrer „unkuistlichen" Reden wegen Borwürfe, die diese mit einer malittösen Miene hinnahm. „Ist es denn christlich, unverhrirathet zu bleiben?" fragte sie. „Das nicht", entgegnete Daisy ganz ernsthaft. „Finden Sie es etwa hübsch, daß man bei uns, und bei Ihnen in England auch, in Weiblichkeit erstickt? Daß viele Damen gar keinen Mann mehr zu sehen bekommen?" „Wenn es der liebe Gott doch so gewollt hat —" „Woher wissen Sie denn das? Ich glaube, er hat gewollt, daß jedes Mädchen einen Mann kriegt; darum gefällt mir eben der Islam!" „O, Kuni", bat Daisy ängstlich. „Sie begehen eine Sünde." Nun lachte die Freundin ihr gerade ins Gesicht. „Wenn man keine Familie zu lieben bat, soll man die Armen lieben", fuhr Mrs. Summers ganz ernsthaft fort, „bei uns sind viele Damen, die sich der Wohlthätigkeit weihen." „Wie freundlich, daß Sie ihnen das gönnen", spottete die Umsattel. „Ich zöge es doch vor, Türkin zu wevden. Bitte, Herr von Sperber, haben Sie nicht den Verdacht, daß ich aus persön lichen Gründen so rede. Ich habe natürlich unter dem Damen überfluß nicht zu leiden gehabt. Bei meinem Onkel in Berlin gab es Officiere in Fülle, und zu Hause auf den Gütern waren Gott sei Dank die Töchter in der Minderheit." „Sie scheinen sich also für die Frauenfrage sehr zu inter- essiren", entgegnete er. „Warum? Weil ich den Männern vier Frauen wünsche und uns jeder einen Mann? Das billigen Sie nicht? Hand aufs Herz! Gestehen Sie, daß Sie entzückt wären, solch' ein Glücklicher zu sein." „Es wäre mir zu theuer", rief er lachend. „Weiter nichts? Wenn sie aber eine Million hätte? Sie blinzelte ihn lustig an, indem sie den Kopf auf die Seite legte. „Und Nummer zwei hätte ein Rittergut, und Nummer drei eine Billa an der See und Nummer vier — die brauchte dann nichts, die könnten Sie selbst erhalten. Wie? Unschliissigkeiten wären Ihnen ja dann erspart! Fänden Sie das nicht herrlich?" „Unter der Bedingung, daß alle vier so liebenswürdig und geistreich wären wie Sie, gnädiges Fräulein", erwiderte er. „Da verlangen Sie zu viel!" rief sie; „liebenswürdig, ja, — geistreich — nein." „O, Kuni, hören Sie auf und schauen Sie lieber diese herr liche Poinsettia an. Das ist eine Wunderblume!" Und als Sperber sich ebenfalls über die leuchtend rokhen Blätter freute, die die unscheinbare Blüthe mit einem Strahlenkranz umgaben, flüstert« sie ihm bedauernd zu: „Meine Freundin hat gar keine Liebe für Blumen und Thiere! Ist daS nicht sonderbar? Mich kommt Gott so groß vor in di« Natur. Ach. Mr. Sperber, mein Schuhband ist mich aufgegangen, wollen Sie so gut sein, es mich festzubinden?" Damit stellte sie den zierlichen Fuß auf die Bank, an der sie gerade vorübergingen, und blickte ihn an, als begehre sie etwas Selbstverständliches. Harald, der in englische Sitten nicht eingeweiht war. fand ihre Bitte höchst befremdlich, ja, er war nicht sicher, ob es fich mit seiner Ehre vertrüge, sie zu erfüllen. WaS sollte er aber Machen? Abend-Aildaave Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig Freitag den 11. Mai 1900< Artikel- geknüpft o Fenilleton soo «x> ,06). stamm herum bildeten. Lie Morgen-Ausgabe erscheint um '/-? Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentags um 5 Uhr. i«u ük 15050 725 8100 1250 4600 16000 1450 o»r ?ooä»- uscdt« «ick .meeitr« Ni« »«cd«, lt««. >ck td. «<t «U ?6t i-ytr«» »Beilagen (gesalzt), nur mit de» Morgen-Ausgabe, ohne Ppstbesör-eruNtz -6 tit).—, mit Pvslbesörderung ^ll 70.—, II SSO 138.25 138S0 157.75 isH 168.25 iso.— 170.75 12»,?5 52,90 208.50 102,— 110.80 214,— 207.— 170.75 216.75 201.— 168 — 272.30 80.25 157.75 238.50 750,— 218,— 175.50 105.75 70,10 193,— 170.50 S4.— 214.75 150,— 260.25 84,35 83.80 212^80 8445 2 IS,SO der tztz 184a und Da der „nicht für aus conservativen in- W- stl«n 3480 I 24ic 121,10 75,40 88,10 81,— 217,40 Außergewöhnliche darin entdeckt werden, daß Heimburger sogt: Eine gewisse Zahl (Zollhöhe) wie 3,ö oder 2 oder 4 .6 kann man nicht als festslehenve heilige Zahl betrachten? Es wird noch keinem Demokraten eingefallen sein, z. B. den 3'/,-^-Zoll für ein unverrück bares Evangelium zu erklären. Man weiß heute schon fast sicher, daß die nächsten Handelsverträge eine Getreidezollverschiebung bringen werden. Es wird aber doch Niemandem einfallen, glauben zu wollen, daß aus prinzipieller Festhaltung gerade am 3'/, ^6-Zoll irgend ein Handelsvertragssreund die Handelsverträge verwerfen wird. Es ist daher recht naiv, zu meinen, die „Gesinnungstüchtig keit" eines Demokraten werde dadurch beeinträchtigt, daß er nicht gerade an die Heiligkeit und Unfehlbarkeit des 3'/? .«-Zolles, der auch nicht programmatisch ist, glaubt." So — sage und schreibe der Stuttgarter „Beobachter", das Organ des Herrn Payer, der anno 1893 Herrn Richter zu Liebe die freisinnige Volkspartei aus der Taufe ge hoben hat. ar. :it. Id. 00 dü es überhaupt nicht an Arizeigeri-PreiS die 6gespaltene Petitzeile 30 Pf-. Reelamen unter dem Redactionsstrich (4g» spalten) M H, vor den Faniiliennacheichle» (Lgespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Zissernjatz nach höherem Tarif. 256.— 126.75 262.75 404.75 218.25 230.25 240.25 ISO,— 128.40 127.40 ISS,— Annahmeschlnß für Anzeigen: Abend-Ausgab«: Vormittags 10 Uhr. Marge n-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ei» halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an di« Erteilt»» zu richten. Nedactio» und Expedition: LolmnntSsnsse 8. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abend- 7 Uhr. ts r. »ts re- LV. S. /Molen: Alfred Hahn vorm. v. Nlemni'd Lortim. Universitätsstraße 3 (Paulinum,, LouiS Lösche, kkHmrinmktr. 1». pari- und König-Platz 7. i«,«o/8udi r". v«rdot«u.) OrI«Lv« iwkarr. Io rik»-l,Im«- kl«v?or!l Uov>«-. „r.lLU«" a.8 10 >. S ad. .ja. ieu ad «a V 12. dr. KI. >4. ur. ad. ekr ks :»p wo di« beiden Damen ihn schon erwarteten. Auch eine englische Grammatik hatte er erstanden und zeigte sie etwas verlegen seiner Lehrerin, die lachend seinen Eifer lobte. Freilich, aus dem Unterricht an dieser Stelle ward nicht viel. Die englische Capelle concertirte, Kellner eilten hin und her, Seidentleider rauschten und Stimmen lachten und summten. Von der tiefer gelegenen Straß« her streckten sich bettelnde Hände durch das Gitter; Händler boten davor ihre Maaren aus. Neugierige drückten ihre Gesichter an die Eisenstäbe; — dazu das Kommen und Gehen des eleganten Publicums — wer hätte dabei aufmerk sam sein können? Zudem war Harald voll innerer Unruhe und wandte nach jeder neuen Erscheinung den Kopf, in der schwachen Hoffnung, das Fräulein von gestern zu entdecken. Mrs. Summers bemühte sich indeß mit größter Liebenswürdig keit, ihren zerstreuten Schüler auf Englisch zu fesseln. Sie er zählte ihm, ganz langsam sprechend, lange Geschichten; er sollte fragen, wenn er sie nicht verstände; aber selbst das vergaß er. Fräulein von Umsattel fand dje Sache denn auch zu langweilig und stattete an einem anderen Tisch einen Besuch ab. „Was ist Sie nur, Mr. Sperber?" erkundigte sich MrS. Summers endlich auf Deutsch. „Ich bemerke, daß Sie mir kaum hören! Und Sie lachen gar nicht! Ist Sie nicht wohl? Haben Sie wieder ein' Nervenshock? Dann wollen wir die Lessons bis nach meine Rückkehr verschieben! O, Mr. Sperber, tiov I am soi-ry, tkat zwu can't «o »itd us I Ich hab' mir umsonst um ein' Platz für Sie bemüht!" „Sie sind zu gütig", entgegnet« Harald dan-bar. „verzeihen Sie nur, daß ich heut« gar nicht in Stimmung bin! Lassen Sie uns noch einen Spaziergang in der Ezbekiye machen, — das Ge- trrib« hier ist so ermüdend." Sie war gleich einverstanden und erhob sich, um Kuni, wie sie die Freundin nannte, zu rufen. Alle Drei gingen darauf dem öffentlichen Garten zu, der nur wenige Minuten entfernt lag. Und Harald, der für die Natur rin sehr warmes Herz besaß, gewann seine gute Laune in dem reizenden Park, der eine Mustersammlung der im Süden gedeihenden Bäume und Pflanzen enthält, zurück. Auch Daisy war voller Interesse; nur das klug« Fräulein aus Ostpreußen blieb kühl; doch trug sie immerhin durch ihre Bemerkungen zur Erheiterung der Anderen bei. „In diesem Land« wachsen die Gurken auf den Bäumen!" rief früchte. Am meisten gefiel ihnen aber der Gummibaum, der it tt. I >«l» v«r aicdt »r ds v,r«u >k«r. d«»»«rock. 4°t.t 131'« clücl 741, td. l OL. ak !. Sil ck kk. ü. >»d t«r t^ »3,60 83.50 82.50 SV,SO 100,— 92,— 58,— 102,75 67.— 88.50 16,281, Politische Tagesschau. * Leipzig, 11. Mai. Obgleich der Reichstag gestern wider Erwarten die zweite Lesung des Gewcrbe-UnsallversicherungsgesetzeS zu Ente geführt hat, unterliegt es dock keinem Zweifel mehr, daß das HauS, selbst wenn es' sein Arbeitsprogramm nicht unwesentlich rcducirt, vor Pfingsten den Sessionsschluß nichl mehr berbcisühren kann. Zwar hat sich der Senioren- Eonvcnt gestern noch nicht mit der Angelegenbeil befaßt, aber die leitenden Kreise sind gestern in einer Besprechung zu dieser Ueberzeugung gekommen. Zugleich bak sich ihnen aber auch die andere ausgevrängt, daß der Fleiß dcS Reichstags nach Pfingsten abbängig sein wird von der Faulheit des preußischen Abgeordneten- bauseö vor dem Feste, mit anderen Worten, Laß obne das gleichzeitige tagegeldergekrönte Tagen der preußischen zweiten Kammer nach Pfingsten ein beschlußfähiger Reicbölag nicht mehr zusanilucuzubriugen sein werde. Und beschlußfähig muß die deutsche Volksvertretung im Sommer eine Weile sein, weil das Flot l e ii gesetz vor den Ferien kaum mehr zur zweiten Beratbung im Plenum gelangen wird. Die zweite Lesung in der Commission soll erst nächsten Dienstag beginnen und dürste noch, wie danach die Fertigstellung des Berichts, geraume Zeit in Anspruch nebmcn. In der gestern ge schlossenen ersten Commissionsbcralhung ist auf Antrag des auch von Antisemiten und extremen Agrariern nicht zu den Börsenknechten gerechneten nationallibcralen Abgeordneten Dr.P a ascbe der Stempel für Kauf- und Anschaffungs geschäfte um ein Zehntel erhöht worden statt um zwei, wie zuletzt, und statt um drei, wie ursprünglich vom Centruin beabsichtigt war. DicS Maßhalten wird aus den von der Leitung des Bundes der Landwirtbe ressortirenden Federn Ströme von Tinte fließen machen, aber es ist sachgemäß und es wird dabei bei der Schlußeutsckeidung sein Bewenden haben. Ein crnstbaster Streit wird sich vielleicht noch um dcnLottcrie- slemp eirund uni den To talisator erbeben. Selbstverständlich nicht in der Richtung, daß daS Bestehen der Lotterien überhaupt gcfäbrdel werden könnte. Die böhere Besteuerung befestigt naturgemäß das Lotteriewesen und die vorgestern bier erwähnte, der staatlichen Negulirung des Glücksspieles das Wort redende Schrift eines österreichischen Beamten ent spricht für Deutschland keinem dringlichen Bedürfniß. Auch der freisinnige Ansturm gegen die Lotterien ist ungefährlich. Nicht nur wegen der Schwäche der Partei, sondern auch, weil gerade in Berlin manche ihrer einflußreichen Stützen im Schatten dieses sehr theoretisch als Giflbauin verschrienen Baumes mit Behagen lagern. Ist doch in einer an die großen städtischen Vorkehrungen beim Empfang des Kaisers Franz Joseph geknüpften, nebenbei bemerkt, äußerst häßlichen Polemik von Freisinnigen die Behauptung ausgestellt worden, die Berliner Stablveroidnctenversammlung werde von einer Clique freisinniger Lotterieeinnchiner dirigirt. Also, die Lotterie kann ruhig sein. Duldet man sie aber, so ist nicht abzusehcn, warum man sic nicht als Stcuerquelle benutzen will. Bedenklich stebt es um die Erhöhung des Lotterie stempels dennoch. Einmal weil das Cenlrum sehr geneigt sein dürfte, zuletzt Kirchenban- und ähnliche Loose sreizu- lassen, sodann weil sich zu Gunsten des Totalisators viele Kräfte regen. Uub bas muß man schon: eine Schonung des Totalisators wäre unbegreiflich von einer Partei, die cs zuläßt, daß zahlreiche ihrer Mitglieder Anzeiger. Amtsblatt -es Königlichen Land- im- Amtsgerichtes Leipzig, -es Natljes un- Nolizei-Ämtes -er Stadt Leipzig. Unter egyptischer Lonne. Roman aus der Gegenwart von Katharina Zitelmann. Nachdruck verboten. Eine etwas prosaische Erklärung für das Räthsel", meinte Harald. „Warum?" gab der Professor zurück. Harmachis bedeutet zugleich den Sieg des Lichtes über das Dunkel und kann daher wohl als die Verheißung einer Auferstehung gedeutet werden. Uebrigens: die Poesie liegt doch in der Ausführung! Das muß ein großer Künstler gewesen sein, der dies Gebilde ersann, und der den Felsen auf diese Weise benutzte und lebendig machte!" Als Harald sich verabschiedete, schüttelte der Professor ihm äußerst freundlich die Hand. „Kommen Sie doch einmal Abends zu Gorff in die Bierstube", bemerkte er, „da finden Sie mich." Harald, der an dem Gelehrten Geschmack gefunden, sagte mit Vergnügen zu und hielt es nun doch endlich für schicklich, sich vorzustellen. „Ist net nöthig", erwiderte der Professor. „Was ist ein Name? Name ist Rauch und Schall —" Harald lachte: „Ich möchte aber doch wissen, welchen Sie führen." „Braun heiß' ich!" Damit lüftete er den Hut und ging davon. „Ah, der Dater des Hauslehrers", dachte Harald. Und er schaute dem neuen Bekannten nach, der so gar nicht in seine Schablone paßte, und den er nicht umhin konnte, für einen be deutenden und guten Menschen zu halten. Jahrgang. < 400 n. Vor- ird«ek uoä Zr. S»MU«I >ck d«lr>»d» , 0or»tt<>iä r»pp« .935, Von L»li- 6., OlbO S, Lrrlluxvo Sr«m«o, 1,»tp«I«, rdnrr-, Io i/b> .XSuix »vo» ^1r««, 6«oo». 4 vdr ir Nitt»r«) »«ki (S/S) air«, (86> ob«" u»ek »v«- v»ed (05, 6 vkr k'«v Vork. I«o" a»ek BezngS-PrekS ' der Hauptexpedition oder den im Stadt bezirk und den Vororten errichteten Aus- «pbestellen ab geholt: vierteljährlich.64.00, M zweimaiiger täglicher Zustellung ins Haus 5.50. Durch die Post bezogen sür Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich >1 L—. Directe tägliche Ureuzbaudicuduiig ins Ausland: monatlich 7.50. Während so die politischen Srreit- treten sich anschicken, wirtbschaftlichen immer mehr hervor. Theile der Presse an die Aufnahme des worden sind." Die Künstler und die übrigen Gegner b brauchen deshalb aber nicht zu zittern, den Druck bestimmte" Artikel zweifellos Kreisen stammle, so hat die Eingabe der Le Vereine zweifellos in diesen Kreisen erheblichen druck gemacht. Dasselbe gilt sicherlich auch hinsichtlich klerikaler Kreise, in denen Leuten fehlt, die über Kunst und Schamgefühl ander» denken, als die Herren Gröber und Roercn. Schlimmsten Falles bleibt auch der BundeSrath, der sich den gewichtigen Gründen der Leipziger Eingabe schwerlich verschließt und auf eine dogmatische Vorlesung der „Deutsch. TageSztg." nicht zu sagen braucht: „credo guia absurdum ost." Aus die Glückwünsche des veutschcn Kaisers zum Jubiläum der Entdeckung Brasiliens hat der Präsident von Brasilien mit besten „Wünschen für das Wohlergehen des deutschen Vvlks" geantwortet. Für das Wohlergehen Les deutschen Volks in Deutschland dürfte die brasilianische Regierung nicht viel tbun können, wie zärtlich sie aber um das Wohlergehen der in Brasilien lebenden Deutschen besorgt ist, mag aus folgendem, der „Welt-Corr." aus Porto Allegre zugebenden Berichte vom 10. April entnommen werden: „In letzter Zeit organisirten sich in den verschiedenen, vorab von Deutschen und deutschen Abkömmlingen bewohnten Colonien unter Anregung und Leitung eines gewissen Dr. Ludwig, ehemaligen Nedacteurs des förderalistischen, also oppositionellen „Pioniers", allenthalben Corporalionrn behufs gesetzmäßiger Wahrung der Interessen des Handels und des Handwerks gegen das sogenannte Klebegesetz, ein höchst drückendes Consumsteuergesetz des Bundes. Diese Anregung fand überall Anklang, riß die Handelskammern mit fort und erreichte wenigstens soviel, baß die schärfsten Härten abgeschaffl wurden. Doch schien man höheren Orts von dem selbstständigen Auftreten gerade des deutschen Elementes nicht sehr erbaut zu sein und man benutzte einen gelegentlich des Carnevals heraufbeschworeuen Conflict in Estrclla, dem Hauptort eines wohlhabenden, grvßtentheils von Deutschen be wohnten gleichnamigen Municips und zugleich Wohnort des Leiters der Bewegung, gegen das Klebegesetz, um denselben für einige Zeit wenigstens kalt zu stellen. Bei dieser Ge legenheit bekam denn auch das hiesige Deutschthum auf der Colonie den üblichen jakobinisch - nativislischen Nasenstüber — „Oo allemaes dovem ir plantar batatas" — „Die Deutschen sollen Kartoffeln pflanzen", „hier wird kein Neu-Deutschland gegründet". Man will eben höheren OrtS nicht, daß das deutsche Element sich um Politik kümmere — vielleicht aus Angst —, wenigstens so lange nicht, als sich dasselbe nicht bedingungslos der herrschenden Partei in die Arme wirft und auf selbstständiges partei politisches Vorgehen Verzicht leistet. Wie sehr manche luso-brasilianische Kreise von der Wahnvorstellung befangen sind, daß gelegentlich sich daS deutsche Element in der politischen Gestaltung des Landes unangenehm fühlbar machen könnte, geht auch aus einem Berichte des Landcommissars für devolute (unbewohnte) Ländereien in Santa Cruz au die Staatöregierung hervor, indem er eine Massenansiedlung von Deutschen, wie sie allenthalben vier in der Colonialzone und also auch in Santa Cruz that- ! sächlich existirt, als eine großeGesahr für dieGesammt- t«o. it« eine formidable Erhöhung der Börsensteuer aus I Gründung der — VolkSsvlidität und Sittlichkeit rechtfertigen. I Der Totalisator bat so viele Existenzen auf dem Gewissen wie die Börse. Daß er mehr kleinere und kleine Leute ruinirte, ist unbewiesen und sollte, wenn es zu erweisen wäre, in den Augen der Mittelstandsspecialisten nicht für einen Vorzug gelten. Einigt man sich, wie trotz Allem kaum zu bezweifeln, in der Budgetcommission über die Etcmpelsteuererböbung und die neuen Steinpelabgaben, sowie über die Erhöhung der „Zölle" auf Champagner und Branntweine, so wird die Deckungsfrage keine Schwierigkeiten mehr bereiten. Denn der gestern von der Commission an genommene modificirte tz 6 dcS Flotteugesetzes macht das Inkrafttreten dieses Gesetzes nicht mehr von dem Inkraft treten von Gesetzen über die Besteuerung deS Saccharins und der inländischen Schaumweine abhängig. Hoffentlich wird auch bas fürchterliche Hinverniß, das in vorletzter Stunde die bayerischen Klerikalen aufgethürmt haben, noch rechtzeitig auS dem Wege ge räumt. Die Herren haben, um die in Bayern angeblich herr schende „Mißstimmung über die Floltenvorlage" zu beseitigen, im Finanzausschuß der Münchener Kammer einen „ent sprechenden" ReichSrusckuß zum Bau einer Alpenbahn über den Fernpaß zum Comosee verlangt. Da sogar der bayerische Ministerpräsident deniRiesenprojcct entgegentrat, wirddie„Miß- stimmuug" sich Wohl auf eine andere Weise zerstreuen müssen. Jedenfalls stimmt kein bayerischer Klerikaler gegen das Flotten gesetz, wegbleiben werden freilich nicht wenige von ihnen. Auch die hier geäußerte Ansicht, daß das Verlangen „erst lex Heinze, dann Flotte" keine Gefabr bilde, wird von einem großen Theil der Presse gelbeilt. s fragen in den Hintergrund zu treten die ' Ueber das Fleischgesetz, über dessen Beratbung in der nationalliberalen Fraction wir an anderer Stelle berichten, wird noch in dieser Tagung ein heftiger Strauß auszufechlen sein, und die Schatten, die die im nächsten Frühjahr nöthig werdenden zollpolitischen Eiitsckiießnngen vorauswersen, rücken näher und näher. Die „Natioualztg." bringt heute einen Artikel, in dem sie zwar die Meistbegünstigungsverträge fallen lassen, dafür aber dem System des Maximal- und Minimalzolltarifs den Kampf bis aufs Messer ankündigen zu wollen scheint. Ueber die Sacke wirb zu reden sein, wenn sie greifbare Gestalt angenommen haben wirb. Das Hauptargument der „Natioualztg." scheint nicht stichhaltig. Sie verwirft den Höchst- und Minbesttarif vor Allem deshalb, weil Frankreich seinen Mindesttarif der Schweiz und Amerika gegenüber nicht aufrecht halten konnte. Aber daß Frankreich unter den Mincestiarif heruntergehen kann, sollte gerade in den Augen der „Nationalztg." als ein Vor zug des französischen Systems gelten. Sehr viel schärfer als daS genannte Blatt leiten freisinnige Berliner Zeitungen die Haudelsvertragskämpfe ein. Sie erleben aber gleich zeitig eine grausame Enttäuschung. Der demokratische Stuttgarter „Beobachter" schreibt nämlich: „Aus dem Parteitag der Volkspartei in Baden hat unser Freund Dr. Heimburger zutreffende Worte zur Agrarfrage gesprochen. Sie haben in der Presse vielfach Beachtung gesunden, und die Gegner glauben, etwas Neues darin entdeckt zu haben. Als ob es nicht ein alter Lrmokratücher Grundsatz wäre, daß da, wo die Selbsthilfe nicht ausreicht, Staats Hilfe einzutreten hat; und als ob es nicht selbst verständlich wäre, daß dieser Grundsatz für die Landwirthschast keine Linie weniger gilt, als für andere Berufsstände. Oder will das Den nächsten Dormitivg verbracht« Harlc-d damit, in sämmt- lich-n Hotels nach dem jungen Mädchen zu forschen, da» er auf der Pyramide getroffen. Doch fand er sie nicht. Und traurig muß!e er sich endlich gestehen, daß bei den wenigen Fingerzeigen, die er zu geben hätte, es sehr schwer sein würde, sie zu ermitteln, sie. ^Wirklich! Da schaukelten über ihnen ^irke^Wi'^ Riestn- Da es ihm an aller Neigung, etwa» vorzunehmen, gebrach, ver- früchte. Am meisten gefiel ihnen aber der Gummibaum, der tiefte er sich noch dem Lunch in ein Buch über die Gräberfunde, von den Aesten unzählige Luftwurzeln zur Erde streckte die oft da» der Professor ihm empfohlen und da» er sofort gekauft hatte. armeSdick einen kleinen Wald von Stämmen um den' Haupt. Erst gegen fünf Uhr begerb er sich auf Schepheard'L Terrasse, stamm herum bildeten. Wir haben gestern von der Doppel-Entgleisung der „Krcuzreitung" in Sachen der lex Heinze gebührend Notiz genommen. Das Blatt wollte aller parlamentarischen Haus ordnung zum Trotze die tztz 18la und d noch umformen, obwohl sie schon in dritter Lesung genehmigt sind. Das war unüberlegt, eine Sünde wider den In teil ect. So etwas schadet aber bekanntlich Niemandem in der Partei der „Krzztg." und wäre auch an sich weiter nicht auffällig. Aber der Artikel enthielt auch eine Sünde wider den Geist (der lex Heinze nämlich), und die ist dem Blatte zum Verderben geworden. Tie, wenn auch nur indirecle, Anerkennung, daß die Bedenken der Künstler gegen jene beiden Para graphen berechtigt seien, hat der ganzen lex Heinze-Gemeinde tiefen Schmerz bereitet — und das mit Recht. Denn man muß zugeben, daß eS ein Zeichen weitgehender sittlicher Verwahrlosung ist, wenn selbst die „Krzztg." in Cultur- angelegenbeiten die immer verdächtige Vernunft zum Worte kommen läßt. Indessen, man beruhige sich: das Blatt bat bereits — wahrscheinlich infolge eines unsanften Rippenstoßes der „Deutsch. Tageszeitung" — entdeckt, baß es doppelt ge sündigt hat, und thut öffentlich Buße in folgender Form. Ein nicht für den Druck bestimmter Artikel über die an Len Reichstag gerichtete, auf die lex Heinze bezügliche Ein gabe von Leipziger Vereinen für Innere Mission ist zu unserem Bedauern aus Versehen in Druck gegeben und in Nr. 214 unserer Zeitung ausgenommen worden. In diesem Artikel wurde die Möglichkeit zugegeben, die in Künstlerkreisen gegen die 88 184a und 184b der Vor lage erhobenen Bedenken unter voller Aufrechterhaltung des Hauptzweckes der dort enthaltenen Bestimmungen durch eine ander- weite Fassung zu beseitigen. Zugleich wurde betont, daß ein solcher Versuch allerdings der Mühe werth sei. Der Einsender des Artikels halte jedoch übersehen, Laß die erwähnten Paragraphen vom Reichs tage bereits in dritter Lesung angenommen worden sind, daß alio ihre Abänderung in dieser Tagung nicht mehr zulässig ist. Durch die Aufnahme des Artikels konnte also in der Thal die Anschauung erweckt werden, daß wir an unserer Auffassung über die Nothwendigkeit der schleunigen Verabschiedung des Gesetzes nicht mehr sesthalten. Um so mehr halten wir uns verpflichtet,« unseren Lesern von dem erwähnten Versehen Kenntuiß zu geben. I Damit entfallen selbstverständlich alle Folgerungen, die von einem I «14 Leist 300 8400 EM» SO — 5050 voc 3575 10c 19250 — 3800 — 4250 — 2SS0 13450 20100 «MM IOIOO >700 14800 — 8700 100 16400 — 6625 900 — 5000 775 MM— 2225 4350 350 — 425 2500 — 2875 — 4200 ooo 16200 16« — 3175 1700 1850 — 1875 85 ISO — 2100 —E 4275 M»M 275 800 23200 210 12S0 OSO SI2S — 2875 40 «0
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