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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.05.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-05-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000516025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900051602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900051602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-05
- Tag1900-05-16
- Monat1900-05
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Extra-Beilage« (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohue Postbeförderung -/t 00.—, mit Postbesörderuiig ./i 70.—. ^nnahmelchlnß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittag- 10 Uhr. Morge n-AuSgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ei» halbe Stunde früher. Anzemen sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig SL Jahrgang. Mittwoch den 16. Mai 1900. politische Logesschau. * Leipzig, 16. Mai. iso soll, dem Willen des Ceutrums gemäß, im e Weiterberathung der lex Heinze beginnen, ung" ist das richtige Wort. WaS in der rlage stand und was die Commission LeS Reichs te, ist nämlich — mit Aeuderungeu — schon S noch Kommende geht in die Weite obstrnclio- i). nicht ernstgemeinter Anträge zu dem „Gesetz- Aeuderung des Strafgesetzbuchs". Der Titel )emmt kein Wollen und keinen llnfug, er ist user- ilos, und wenn cs der Linken belieben sollte, ng der Todesstrafe oder die — Bebel's Buch mlsprechende — Strasloserklärung der Bigamie i, der Präsident wäre durchaus nicht in der Anträge, als nicht mit dem Gegenstände der z zusammenhängend, zurückzuweise». Tie nächste >ie lang das Garn ter Obstrneiiou gesponnen Die Presse der Socialdemokratie und der iebt darüber leinen Aufschluß. Aus einem langen l des „Porwärts" kann mau den Entschluß un- arlnäckigkeit herauslescu, man kann ibn aber e Rückzugskanonade betrachten. Zweifellos bat rigt, zu der sich der Präsident Graf Ballestrem nd bemüßigt gesehen hat, der äußersten Linken ickung einer etwa vorhandenen Absicht, das riet nur noch kurze Zeit, bis zur Abthuung der brachten Anträge, fortzusetzen, nicht unerheblich eäberes ist darüber jedoch nicht bekannt. Wie >llen bewährte socialdemokratische Langeweilcr eifrig mit dem Schmieren neuer Anträge ein. Zm Besonderen verlautet, es sei ein 17 tu des Strafgesetzbuches zu erwarten, len Priester mit Zuchthausstrafe bedroht, souen (ohne Unterschied des Alters), von denen daß sie unter dem geistlichen Einflüsse des be- ieslerö stehen, insbesondere bei ihm Beichte hören, Handlungen vornimmt. Weiter beißt eS, die len trügen sich mit dem Antrag, den Ehebruch chen, begangen mit einem Beichtkinde, zu einem ! stempeln, zu dessen Verfolgung der Staats- e Antrag des gekränkten Gatten verpflichtet eine wie ter andere Vorschlag wäre ein Litz, aber eS mußte darüber diScutirt i:n, wenn nicht die lex Heinze-Parteien ;ur Stelle sind und die Berathung solcher Keime ersticken. AuS diesem Grunde muß man öringunH dieser oder ähnlicher Anträge wünschen, die Erörterung der bösen Gerichtsverhandlungen jüngst in erschreckender Folge in Bayern Zische Geistliche durchgesührt wurden, dann transportabler Eentrumsmann, Pole, Welfe r fehlen nnd die Eonservativrn können ihre deten füglich nicht im Stiche lassen und müssen i. Von einem Berliner Blatte, das ziemlich weil wird zwar eine consequente „Schlußmacherei" im erurtheilt. Wir wüßten aber, falls die Obstruc- etzt werden sollte, kein anderes Mittel, ihr ein nachen. Und daß die Obstructiv«, weil sie ren Charakter des Reichstags als eines gcsetz- rctorS aufhebt, von positiv gerichteten Politikern auch nicht einmal passiv unterstützt werden könne, hat ein so entschiedener Bekämpfe» der lex Heinze, wie der Abgeordnete Basse rmann soeben auf dem Parteitage der Rational liberalen Thüringens einleuchtend auSeinandergesetzt. Die loyalen Gegner des Gesetzes, daran ist nun nichls mehr zu ändern, müssen sich auf den Bnndcsrath verlassen nnd sie können dies unseres Erachtens auch mit Beruhigung thnn. Vorgestern ist der Biidgetcommissia« des RcickStagS von Seiten des Reichsschatzamtcs eine Schätzung des Ertrages der von ihr in erster Lesung beschlossenen Steuern und Zölle für die Flotte zugegangen und gestern hat in derselben Commission die Ceutrumsparlei, die Erfinderin der Deckungs frage, den Antrag eingebracht, alles im Einzelnen Beschlossene über den Haufen zu werfen und sich auf die sehr allgemeinen Bestimmungen zn beschränken, daß die durch das Flotteugesetz erforderlichen Mehreinnahmen durch Ab änderung des Stcmpelgesetzes und des Zolltarifs auf zubringen seien und ein etwaiger Fehlbetrag nicht durch Vermehrung der iudirecten, den Massenverbrauch be lastenden Abgaben gedeckt werden dürfe. Dem Centrum ist vor seiner finanzpolitischen Gottähnlichkeit bange geworden und vielleicht hat das mit seinem Bernsleinglanze das Pilsener Bier getban. Psi die Wendung oder Episode nach der bis herigen Großsprecherei, gelinde gesagt, eigenthümlich, so ver dient die Thatsachc, daß in derselben Sitzung und nachdem das Ganze der Deckung einer Subcommission überwiesen war, noch über Einzelheiten eines neuen Stempelgesetzes berathen und beschlossen wurde, mindestens keine günstigere Beurtheilung. Die ganze Unterhaltung über diesen Gegenstand wäre nicht erwähnenswerth, wenn das Centrum mit seiner Anregung, die Kirchenbauloose aus dem Spicke zu lassen oder niedriger zu besteuern, nicht ein vollständiges Fiasco erlitten hätte, und wenn nicht daS heiße Bemühen, den Totalisator als einen Grundpfeiler der Pferdezucht hinzustellen, in demselben Maße vereitelt worden wäre. Wie man in Berlin, wo alljährlich Hunderte von Existenzen aus dem Mittelstände dem Wetten auf den Rennplätzen zum Opfer fallen, den Totalisator ver- theidigen kann, ist schwer zn begreifen. Warum ist denn den Officieren das Spiel am Totalisator durch kaiserliche CabinetSordre verboten? Die Verhandlungen, die vor einigen Monaten der belgische Kammerpräsident Beernaert als Vertrauens mann des Königs der Belgier in Berlin über den Kivustrcit pflog, baben, wie erinnerlich sein wird, zn keinem positiven Ergebniß geführt. Herr Beernaert reiste von Berlin ab, ohne daß es seinen Bemühungen gelungen wäre, einen Ausgleich der beiderseitigen Ansprüche auf die Gebiete am Kivn und Russissi herbeizufükren. Hinterher wurde zwischen der deutschen und der congostaatlichen Regierung vereinbart, daß sich eine besondere Commission in das streitige Gebiet begeben und dort neue Ortsbestimmungen vornehmen sollte. Mittlerweile scheinen sich am Kivujee Ereignisse abgespielt zu baben, die geeignet sind, das sreundnachbarliche Verhältniß zwischen Deutsch-Ostafrika und dem Congostaate zu trüben. Der »Voss. Ztg." wird nämlich aus London telegraphisch gemeldet: „Lionel Decke, der Führer der vom „Daily Telegr." aus gerüsteten Expedition vom Cap nach Kairo, sendet dem „Daily Telegr." aus Buvira (Nord-Tauganyika) unterm 20. April folgende Drahtung: Die Lage ist hier kritisch. Die Deutschen beschlagnahmten gewaltsam das ganze Congo- f r e i st a a t g e v i e t bis zum N u > j i s s i s l u j s e und bis zum Norden des Kivujees und besetzten 3000 Ge- vieniueilen vom Congogebiet mit 1000 Soldaten, lä Ossi- eieren und Kanonen. Ende Februar sandten sie ein Ulti matum, da-Z unter Kriegsandrohung die unverzügliche Zurück ziehung der congostaatlichen Stationen östlich vom Nnssisji forderte. Ta die Posten nicht zurückgezogen wurden, sandten die Deutschen vor drei Wochen a» den Befehlshaber dec belgischen Station ein neues Ultimatum des Inhalts, wenn er am nächsten Tage, dem 1. April, sich nicht zurückgezogen habe, würde» die Deutschen die Station angreifen. Ter belgische Osficier zog sich darauf zurück, und die Deutschen verbrannten die Station. Das streitige Gebiet ist an Belgien verpachtet und seit 1890 wirksam besetzt, ausgenommen die Zeit während der Rebellion. Die Deutschen stützen ihren An spruch darauf, daß, als der Kongofceistaat seine Neutralitätserklärung machte, Deutschland als Grenze eine vom nördlichsten Puncte des Tanganyikasees nach 30 Gr. 20' östl. L. laufende Linie anerkannte. Ter Kivnsee war irrthümlich östlich von dieser Linie markirt. Seit dem wurde gesunden, daß der See westlich von dieser Linie gelegen ist. Es beanspruchen die Deutschen das Anrecht auf das ganze Gebiet bis zum Kivusce, obwohl der Kivujee bisher von Deutschland niemals er- wähnt, Vorbehalten oder beansprucht worden ist. Unterhandlungen schweben zwar zwischen dem König der Belgier und Deutschland, aber beide Regierungen lussen die gegenwärtigen Ereignisse außer Acht, obwohl die deutschen Lfsiciere nach Befehlen aus Berlin handelten. England dürste an der Sache interefsirt werde», da die Deutschen ferner beanspruchen, daß natürliche Grenzen allein zulässig seien. Die Deutschen begehren auch Pororo, das theil- weise britisch ist. Die Ansammlung ungeheurer Streitkräfte in der Nähe unserer Grenze wird zweifellos gehörig erklärt werden." Schon der Umstand, daß diese Schilderung aus englischer Quelle stammt, macht eS wahrscheinlich, daß sie zu Ungunstcn Deutschlands tendenziös gefärbt sei. Aber die Schilderung entyäll auch nachweislich unrichtige Angaben, die der Zu verlässigkeit des Berichterstatters kein günstiges Zeuguiß aus stellen. Zweifellos unrichtig ist, wie die „Voss. Ztg." mit Recht hervorhebt, daß 1000 Mann der deutschen Schutz truppe unter 15 Officieren am Kivusce nnd Russissiflusse ständen, denn die gesammle Schutztruppe zählt nach dem Staude vom 1. April 1899 nur 2113 Mann, deren volle Hälfte sicherlich nicht an der Westgrenze steht; zweitens ist es notorisch, daß das streitige Gebiet keineswegs seit 1890 von dem Congostaate wirksam besetzt ist, und drittens widerspricht die Behauptung, daß Deutschland den Kivusee niemals früher erwähnt, Vorbehalten und beansprucht habe, den Tbatsacheu. Das lediglich von Deutschen wissen schaftlich erschlossene Gebiet, daS nur auf Grunb unrichtigen Kartenmaterials deS CongostaatcS an diesen bei Festsetzung der Grenze fiel, ist, nachdem daS Versehen als solches er kannt worden war, wiederholt von deutscher Seite bean sprucht worden. Hoffentlich wird dieser Forderung auch der gehörige Rachdruck gegeben. Um genau ersehen zu können, in welcher Weise das geschieht, wäre zu wünschen, daß die Colouialabtheilung des Auswärtigen Amtes über die Vorgänge am Kivnsee Mittheilung machte. Eine Warnung an deutsche Landsleute läßt der Gewähr- mann der „Welt-Corr." in Jahauuesburg nntrm 10. April ergehen. Er schreibt: Roch mit jedem Schisse kommen aus Europa eine Anzahl von Reisenden verschieoenen Alters unc ans reu verschiedensten Ständen an in der Erwartung und mit der Absicht, in der Armee Transvaals oder in Civilbcrusen sofort oder bei Beendigung des Krieges lohnende Beschäftigung zn sindeu. Auch mancher deutsche Osficier a. D. befindet sich darunter. Nur die jenigen, welche ohue alle Luftschlösser und Ansprüche kommen, sindeu sich nicht enttäuscht; die Anderen, uuv eS itt ein erheblicher Theil, bedauern von Anfang an, jetzt nack> Südafrika geeilt zu fei», und wollen, je eher je lieber, wieder fort in die Heimath, was aber nur den einigermaßen Be mittelten möglich ist. Von den Anderen leidet derjenige, der von vornherein am Kriege theilzunehmen entschlossen ist, wenigstens vorläufig nicht Roth, denn er wird auf Regierungs kosten in einem Hotel cinguartiert, erhält seine Aus rüstung, freie Reise zur Front und dort Beköstigung. Für Viele von diesen Kriegsfreiwilligen wird die Zeit der Rolö erst anbrechen, wenn der Krieg zu Ende geht und sie selbu für Unterkommen und Ernährung zn sorgen haben. Wird daS Land englisch, so ist diesen Combattanten jede Aussichi auf Fürsorge der Regierung abgeschnilten, und bleiben d:. Boeren Herren deS Landes, so können die Fremden schwerlich auf praktische Dankbarkeit rechnen, denn das ist eine Tugend, die, bei allen sonstigen guten Eigenschaften, der Boer kaum kennt, geschweige denn ausübt. Einzelne Fremde mögen wohl ei» Unterkommen im Privaldjienst finden, wenn sie in ihren Ansprüchen sehr bescheiden sind und auch mit untergeordneten Positionen vorlieb nehmen, aber das Gros wird auch darauf nicht rechnen können. Ter Mangel an Sprachkenntuissen — englisch und holländisch wird überall verlangt — und Mangel an den für den Beruf erforder lichen fachmännischen Kenntnissen steht ihnen hindernd im Wege. Gegen frühere Ofsiciere herrscht in ganz Trans vaal eine gewisse Abneigung, da die Erfahrung gelehrt bat, daß sie häufig nach hiesiger Auffassung unberechtigte Ansprüche auf Grund ihrer früheren socialen Stellung machen und vielen die Lust fehlt, sich aus geringen Stellungen lang sam cmporzuarbeiten. Schon jetzt werben die fremden Con- sulate hier und in Pretoria von Vielen um Unterstützungen, um Gelegenheit und Mittel zur Rückreise, um Absendung von telegraphischen Hilferufen an die Angehörigen in der Heimath gebeten, und diese Gesuche werden sich immer noch vermehren. Dabei stehen weder den Consulaten selbst Mittel zur Verfügung, um derartige Wünsche zu erfüllen, noch werden, von besonderen Ausnahmen abgesehen, .von den hier und in Pre toria bestehenden Hilfsvereinen ihre nur beschränkten Mittel für derartige Zwecke hergegeben. Rach den Erzäblungcn der Leute haben sie vor ihrer Abreise entweder nichts oder Falsches über die hiesigen Verhältnisse erfahren. Mehrfach haben europäische Blätter die Aussichten für junge Leute in den rosigsten Farben geschildert und damit den reichen Aus wanderungsstrom vermehrt, der sich nach Transvaal ergossen hat und noch weiter ergießen wird. Es kann aber nur davor gewarnt werden, ohne vorheriges festes Engagement und ge nügende Subsistenz- und Rückreise-Mittel hierher zu kommen. Unter egyptischer Sonne. Roman aus der Gegenwart von Katharina Zitelmann. Nachdruck v-rdoten. es ist langweilig", meinte sie. „Mich freut cs mehr, plaudern." Das that sie denn auch. c noch ganz erfüllt von ihrem Eselabenteucr am Vor- hr Thier war wund gewesen von dem unpassenden darum schlecht gegangen. Da schalt sic nun in sehr Worten, aber mit der sanftesten Stimme, über dies ne Thiere so grausam behandelte. Harald entgegnete, noch schlimmer, daß die Menschen geschlagen würden, te sic, die könnten sich selbst helfen, aber die Thierc Thiere leiden sehen, das bräche ihr das Herz. Und cte sie ihm die poor ckear ckoxs, die sie in Irland auf oß gelassen, und die wunderschönen Pferde, wie gut ihr hätten, und wie sie sie liebe, wobei ihre Stimme ng bebte. Sie denn nicht auch für das Elend der Menschen e?" fragte Harald. „In Irland giebt es doch so große ein gütiges Herz wie das Ihre gewiß davon bewegt ß." iauben Sie nicht die lügnerischen Zeitungen", er- gkoichgiltig. „Wenn faule, schlechte Leute ihr Geld — dafür kann Niemand!" Und sie spielte mit dem an ihrer weißen gepflegten Hand. beugte sich herab, um den Ring zu bewundern, der tzbarem Werthe war. „Das ist gewiß ein altes Erb- rerkte er. n, es ist ein Geschenk von Mr. Summers", entgegnete ihr Blick zu Wildau und der Umsattel hinüberflog, -onne neigte sich wieder zum Untergänge, und das Schauspiel wiederholte sich. Nur war die Farben größer, noch zauberischer als in den vorigen Tagen, leichte Wolkenschicht über dem Horizonte lag und die ves feurigen Gestirns brach und zurückwarf, so daß sie arben bis an den Zenith streckte», und selbst der östliche i rothem Widerschein gebadet war. Harald gab seinem lebhaft Worte. Er braucht Jemand, dem er sagen as er empfand, der mit ihm fühlte. Aber die gleich ¬ mäßige Ruhe der Mrs. Summers genügte ihm nicht. Ihr freunde licheS: Ver^ lloautikul inckoock, das sie auf deutsch wiederholte, schien ihm nicht der rechte Widerklang für seine erhöhte Stim mung. und so rief er Wildau an, der wie verloren in die Gluth schaute. Der neigte nur ein klein wenig den Kopf, als wolle er nicht gestört sein. Harald durchzuckte plötzlich ein Mißtrauen gegen die Versunkenheit, die der verkappte Erzherzog darstellte. Er posirte ja! Ein wenig abseits stehend, wandte er den Damen sein vornehmes Profil zu, in einer Haltung, als wolle er sich eben photographiren lassen. Da tauchte ein Kopf mit einem weißen Helmhut über dem Verdeck auf. Dieser Helmhut war ein Gegenstand der Belustigung für die ganze Gesellschaft, und mit größter Gutmüthigkeit ließ sich der Doctor Fischer, der sehr stolz auf die Kopfbedeckung war, die, wie er behauptete, ebenso prak tisch wie dem fremdartigen Charakter des Nillandes angemessen, necken. Der Sachse hatte das Talent, Jedermann in heitere Laune zu versetzen, nicht nur durch die Schnurren und Anek doten, in denen er groß war, sondern mehr noch durch den unfrei- willigenHumor seiner ganzen Persönlichkeit. Am liebenswürdigsten war aber, daß er mitlachte, wenn die Anderen lachten, und es durchaus nicht übel nahm, wenn er zur Zielscheibe von Witzen diente. Auf seinen kläglichen Hilferuf eilte Harald lachend herzu, ihm empor zu helfen, und als nun unter Gestöhn und Gepolter der behäbige Herr nach oben gelangt war und, den Schweiß von der Stirne trocknend, mit einem Blick auf den Abendhimmel be merkte: „Das ist doch, als ob ein Maler seine sämmilichen Farben auf die Palette gerieben hätte", konnte selbst Wildau in seiner Pose nicht ernsthaft bleiben. „Mäuschen, Mäuschen!" rief der Sachse mit Stentorstimme, „komm' herauf, hier ist's schcen!" Von unten antwortete die Helle Stimme der Gattin, die sich endlich auch entschloß, die Kletterei zu unternehmen. Ihr folgte der Oberst, und da war die Gesellschaft vollzählig. Aber Scherz und Lachen verstummten schnell; Osiris war zu groß. Er wob Strahlenkränze für alle die braunen und blonden Häupter und goß goldenen Glanz in ihre Augen, als wolle er sie daran er innern, daß auch sie Kinder des Lichts seien, Triebe seines Wesens, die ihres himmlischen Ursprunges sich würdig machen sollten. Der ganze nächste Tag ward auf dem Schiffe verbracht. Ha rald genoß ihn auf das Höchste. Der Charakter der Landschaft in seiner großartigen Einförmigkeit, das ruhevolle Dahingleiten auf dem königlichen Strome that seiner Seele und seine« Nerven un endlich wohl. Er hatte nicht einmal Lust, sich zu unterhalten, und war ganz froh, daß Niemand weiter den Aufstieg versuchte und er allein blieb. Wie das nur kam, daß er, der Gesellschafts mensch, hier die Einsamkeit lieben lernte? Es gab so viel zu sehen und — zu träumen, daß er nicht einmal lesen mochte. Die zurückweichenden oder herantretendcn Berge, die den Lauf des Nil begleiteten, nnd in deren Schooß »ergangene Menschen geschlechter schliefen, das ewig lebendige Wasser, das seine Wogen vorübertrieb, die Dähabien, auf deren Masten die Matrosen in die Höhe kletterten, die Canäle nnd Schöpfwerke, die in be wundernswertster Fülle den Segen des nassen Elements Feldern und Dörfern zuführten, die fremdartigen Menschen und ebenso fremdartigen Thiere — er ward nicht müde, das Alles zu beob achten, und verwunderte sich, als die Glocke zum Lunch rief. Und dann hätte ihm Fräulein von Umsattel beinahe die Laune verdorben. Während des ganzen Frühstücks unterhielt sie Wildau, quer über den Tisch sprechend, von Grafen und Baronen, jedes andere Gespräch in dem kleinen Kreise verhindernd. Sie hatte einmal irgend einen Vetter bei der Gesandtschaft in Wien gehabt und sich bei ihm aufgchalten, wodurch sie mit der ganzen Aristo kratie, wie sie sagte, bekannt war. Während die Anderen nur lächelten, empfand Harald dies Hervorkehren ihres Adels nnd ihrer Familienbeziessungen wie eine arge Takt- und Geschmack losigkeit, deren er sich vor den übrigen Personen der Gesellschaft schämte. Sie war die einzige Norddeutsche in diesem Kreise, und er, der daheim ihr Wesen und ihre Art ganz natürlich ge funden hatte, sah hier wie in einem Spiegelbilds alle die Ueber- stebung, den Hochmuth und die Unarten, mit denen er selbst be haftet war, — freilich in geringerem Maße als sie, wie er sich tröstete. So stark kehrte er doch wohl seine Schneidigkeit, seine Schärfe, seine Ueberlegenheit nicht hervor! Er begriff übrigens Wildau nicht, der nicht nur höchst interessirt auf ihre Fragen einging und seine Vertrautheit mit den Kreisen des Adels und der Diplomatie offen eingestand, sondern auch an der Persönlich keit der „Gnädigen" lebhaftes Gefallen zu finden schien. In einer Ecke des Salons lehnend, während sie vor ihm auf der Bank saß, setzten die Beiden nach Tische das Gespräch fort. Sperber konnte nicht umhin, zu bemerken, daß der hochgeborene Herr sich ein wenig zu vertraulich gegen die junge Dame benehme und eine verwünschte Art habe, ihr in die Augen zu sehen. Wie konnte sie sich das gefallen lasten? Glaubte sie vielleicht, der Erzherzog würde sie hrirathcn? Vielleicht, es gab ja verschiedene österreichisch- Prinzen, die uncbenbürtige Frauen genommen hatten. Aber ihm mißfiel doch diese Hofmacherei stark! Und im Stillen iiberleyk tl, ob er in derseltim Weife um die Gnnst der Damen zu werben pflegte. Er war nicht ganz sicher, ob er das Recht hätte, Steine zu werfen. Fortan würde er sich jeden falls nicht dergleichen zu Schulden kommen lassen. Hatte Mrs. Summers, die, einen englischen Roman lesend, in seiner Nähe saß, den Ausdruck des Mißfallens in seinem Gesichte bemerkt? Sie rückte zu Harald heran und begann sich über ihre Freundin zu beklagen. Die sei so unzufrieden und so anspruchsvoll, nichts sei ihr gut genug, hieß es, und sie finde sich auf dem kleinen Schiffe degradirt. Wäre der Erzherzog nicht da, so würde sie in Theben aussteigen. Der Aufenthalt auf dem Dampfer sei unerträglich, und das Essen sei schlecht, behaupte sie. „Da sind wir Engländer doch anders", schloß Dais«. „Ich bin gewiß mehr Luxus gewöhnt, als Kuni, aber ich finde mich in Alles, und es gefällt mich sehr gut auf der Elephantine." Diese Acußerungen überraschten Harald, weil sie ihm be wiesen, daß das Einvernehmen zwischen den Freundinnen nicht mehr so groß sei wie früher. Wenn die freundliche Mrs. Sum mers sich das Herz durch diese Mittheilungen zu erleichtern ge drängt fühlte, mußte ein tieferer Grund der Verstimmung vor liegen. Es währte nicht lange, bis er darüber Klarheit erhielt, und zwar war es die Umsattel selbst, die ihm in ihrer scharfen Weise die Augen öffnete. Ein herrlich milder Abend lockte ihn nach dem Diner ins Freie. In unermeßlicher Pracht wölbte sich dec Sternenhimmel über der in tiefe Finsterniß versunkenen Erde. Die Mondbarke ging soeben über den westlichen Bergen unter; nur die Sterne spiegelten sich hell wie kleine Sonnen in dem schwarzen Wasser, das da unten rauschte. Harald stand am Geländer und schaute still hinaus und hinab. Da trat Kuni gunde zu ihm. „So gedankenvoll?" redete sie ihn au. „Sie bilden sich ja plötzlich zum Einsiedler aus!" Er antwortete nicht gleich; da fuhr sie flüsternd fort: „Hat Daisy ihre Anziehungskraft verloren? Ich sagt' es Ihnen ja gleich! Sie ist zu geistlos, das verträgt auf die Länge kein gcscheidter Mann. Und nun ist sie noch dazu schlechter Laune; da ist ihr Reiz dahin." „Wie können Sie so von Ihrer Freundin sprechen?" ent gegnete er ungehalten. Sie zuckte die Achseln. „Gefährtinnen sind wir — das braucht mich doch nicht blind zu machen. Sie kann es durchaus nicht ver tragen, nicht immer die Erste zu sein. Daß .Herr von Wildem mich ihr vorzieht, das vergiebt sie mir nicht. — Und nun gehen Sie ihr auch durchs Garn; das macht ihr natürlich keine Freude."
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