Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.05.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-05-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000525010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900052501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900052501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-05
- Tag1900-05-25
- Monat1900-05
- Jahr1900
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
43ifi Gstaftikanische Momentbil-er, Da! Wunder des tropischen Afrika, der mit ewigem Schnee und EiS bedeckte Riesenberg Kilimandscharo, ist am 11. Mai 1848 von dem deutschen Missionar Johann Rebmann, der von Mombassa aus ins Innere Ostafrikas gezogen war, entdeckt worden — gerade 50 Jahre später, im Sommer 1898, unternahm der Bezwinger des trutzigen Gesellen, unser Hans Meyer, seine letzte abschließende Expedition auf den Gipfel des Berges. Das Jahr 1898 war also ein Jubilüumsjahr für den Kilimandscharo, und das jetzt von dem hochverdienten Forscher und uner schrockenen Pionier deutscher Wissenschaft über den Verlauf und die Ergebnisse seiner dritten Besteigung hcrausgegebene pracht- vblle Werk *) kann als nachträgliche, für den Fachgelehrten sowohl wie. für den Colonialpolitiker, den Culturhistoriker und den Freund sachkundiger Schilderungen fremder Länder und Völker hochwillkommene Jubiläumsgabe gelten. Die beiden vornehmlich den Topographen, den Geographen und den Geologen interessirenden Hauptergebnisse der Meyer'schen Untersuchungen, welche den Gebirgsbau (einschließlich der von Dr. E- Großmann (Leipzig) bearbeiteten barometrischen Höhenmessungcn und die sehr eingehenden Studien über die Vergletscherung), sowie d'.e vulkanische Natur des Berges betreffen, hat der Verfasser, der als der gründlichste Kenner des Kilimandscharo diesen mit Recht „seinen" Berg nennen kann — mit seinem Buche darf die Kilimandscharo- forschung wohl als abgeschlossen gelten — in besondere Schluß- capitel und in den Anhang verwiesen, im Uebrigen aber ist die Darstellung eine im besten Sinne des Wortes populäre, für Jedermann verständliche, farbenreiche, und an vielen Stellen packende Neisebeschreibung, in die überall wissenschaftliche Be obachtungen in ungezwungenem Erzählerton eingewoben sind, so daß auch diejenigen Leser, welche sich nicht in den „gelehrten" Capiteln zurechtzufinden vermögen, doch auch über das Wissens wertste — nur in angenehmerer Form — unterrichtet werden. Dabei ist dem höchst vornehm ausgestatteten Buch eine große Fülle von erläuternden Bildern und Zeichnungen beigegeben, die entweder nach Originalphotographien des Verfassers, oder Zeich nungen seines treuen Begleiters, des Münchener Malers Ernst Platz, hergestellt sind und die uns so ferne und fremde afrikanische Gebirgswelt in klassischer Weise veranschaulichen. Wir zählen nicht weniger als vier Tafeln in vorzüglichem Farben druck, sechszehn in unvergleichlich schönem Lichtdruck, zwanzig in Buchdruck, zwei farbige Originalkarten, darunter eine, eine wissen schaftliche Leistung ersten Ranges darstellende Specialkarte des Kilimandscharo, und 103 Textbilder. Wenden wir uns heute dem mehr unterhaltenden, aber dabei doch vielfach belehrenden Theil des einzigartigen Buches zu, um einen Begriff von dem unerschöpflichen Reichthum desselben zu geben, indem wir eine Anzahl Augenblicksbilder aneinander reihen. Am 11. Juli 18SS betrat der vielerprobte Leipziger Forscher im freundlichen Hafenstädtchen Tanga den Boden des deutschostafrikanischcn Gebietes, um von hier mit der Usambara - Bahn ins Innere Afrikas vorzu dringen. Der kleine Bahnhof liegt versteckt und still an der äußersten Peripherie des Ortes, der sogar schon über — Laternen beleuchtung verfügt. Am Tage fand sich keine Menschenseele dort; nur im Maschinenschuppen hämmerte man an einer ver witterten Locomotive, und daneben lagen, ein hübsches afrikani sches 'Stillleben, auf einer Wagenplatt« die Felle zweier Löwen, die ein paar Tage vorher in nächster Nähe geschossen worden waren, zum Trocknen ausgespannt. Am Morgen der Abfahrt ging es indessen etwas lebhafter zu. Die Bahn war damals ver pflichtet, wöchentlich mindestens einen Zug laufen zu lassen, sie setzt aber durchschnittlich deren zwei in Gang. Als ich, so erzählt Meyer, in dunkler Morgenfrühe mit meinem Begleiter am Bahn hofe ankam, um nach Muhesa zu fahren, mußten wir erst drei viertel Stunden auf Oeffnung des Stationshauses warten, weil der bedienstete goanesische Beamte in der Nacht aus irgend einem Grunde polizeilich aufgehoben worden war und die Stationsschlüssel ins Gefängnis, mitgenommen hatte. Dann setzte sich der Zug, in dem außer uns beiden Europäern nur indische Und Negrrpassagiere fuhren, in Bewegung, aber bei starken Terrainsteigungen versagte die Kraft der kleinen Locomo tive. Das Zugpersonql und allmählich auch viele Passagiere liefen nebenher und warfen Erde und Sand vom Bahndamm auf die Schienen, damit dieRäder fester greifen sollten. Da aber auch dieses Manöver schließlich nicht ausreichte, wurde jenseits von Ngomeni der Zug getheilt; die Maschine schleppte erst die Frachtwagen nach Muhesa und überließ die Passagiere in den Personenwagen eine Stunde lang ihrem Schicksal. Um dem glühenden Sonnenbrand zu entgehen, benutzte ich mit Herrn Platz die Pause zu einer ethnographischen Excursion nach einem benachbarten Einge borenendorfe, von wo uns später der Zugführer in liebens würdigster Weise zur Weiterfahrt abholte. Die am Abend vorher von Tanga abgeschickten Karawanenträger befanden sich bei der Ankunft des Zuges in Muhesa bereits dort, und sie war zuFuß gegangen. DaS waren recht idyllische Zustände auf der der Deutsch- Ostafrikanischen Gesellschaft gehörenden ersten deutschen Bahn im schwarzen Erdtheil. Später ging daS Unternehmen an das Reich über, und damit kam endlich ein etwas frischerer Zug in Bau und Betrieb. Die Leute der schwarzen Trägerkarawane, welche Meyer an geworben hatte, waren tüchtige Kerls. Er stellt ihnen wegen ihres Gehorsams und ihrer Ausdauer selbst unter den aller schwierigsten Verhältnissen wiederholt das beste Lob aus. Schon in Usambara gab eS viel mühsames Bergsteigen, um so beschwer licher, als die Söhne der Steppe noch nicht daran gewöhnt waren. Die Leute jubelten daher, als endlich das Signal zum Aufbruch nach dem Unterland gegeben wurde. Nun sollten das Steigen und Schleppen der Lasten bergauf und bergab, durch regentriefen den düsteren Wald, das Rutschen und Fallen auf lehmigem Boden, das Klettern über gestürzte Baumriesen und geborstene Felsen, das Frieren und Zähneklappen in Regen, Wind und Nachtkälte und vielerlei andere Plagen, die hier oben in den Bergen die an Trockenheit, Hitze und Sonnenlicht gewöhnten Söhne der Ebene Tag für Tag quälten, ein Ende haben. Endlich sollte es wieder hinunter in die geliebte, offene, weite Steppen ebene gehen, und in der Steppe fort bis zum Kilimandscharo. Das genügte, um diese Kinder des Augenblicks fröhlich zu stimmen. Was ihnen dann am Kilimandscharo bevorstand, daran dachten sie nicht; soweit reichte ihre Vorschauung nicht. Noch waren sie keine 100 Schritte vom Gebirgskamm herab, und schon waren die Nöthe der letzten Tage verschmerzt aber nicht vergessen, denn lachend neckte bald Einer den Anderen in drastischer Schilderung, wie er bei dieser und jener Gelegenheit gestürzt sei, gezittert oder sonst wie sich jämmerlich benommen habe, und jedeSmak lohnte den Spaßmacher der lachende, gutmüthige Beifall der im Gänsemarsch dicht vor und hinter ihm Wandern den. Solch unverwüstlicher Froh- und Leichtsinn bei erstaunlicher körperlicher Ausdauer und Leistungsfähigkeit ist besonders den Wanyamwesi und Wasukuma eigen, aus denen die ganze Träger schaar bestand. Man muß, sagt unser Gewährsmann, die großen, .schwarzen, gutmiithigen und gutwilligen Jungen liebgewinnen und läßt ihnen darum tm Uebrigen gern einmal etwas hingehen, was man einem anderen Küstenneger nicht nachsehen dürfte, ohne fürchten zu müssen, daß er die Nachsicht des Herrn als *) Der Kilt m a ndschar 0. Reisen und Studien von Professor Dr. HanS Meyer. Berlin. Dietrich Reimer (Ernst Bqhsrn). 1900. Gr. 8, LVI und 436 Seiten. Preis gebunden 25 Mark. Schwächt deutet und ausbeutet. " Messer hat astf dtt Frmzen Expedition nur ein einziges Mal einem widerspenstigen Träger einen derben Hieb auf die Kehrseite seiner Menschlichkeit versetzt, sonst hat er Alles mit kurzen, einfachen Befehlen, das Schwierigste aber mit Scherzen erreicht, wobei er die Lacher auf seiner Seite und so von vornherein gewonnenes Spiel hatte. Auf dm Wege von Usambara nach Moschi machte die Kara wane am Panjanifluß bei Korogwe Halt, dort, wo früher die Station der deutsch-ostafrikanischen Station sich befand. Eine englische Mission hatte sich angesiedelt und als Wahrzeichen der vordringenden Küstencultur stand die Hütte eines kleinen indischen Händlers, wo man zu mäßig hohen Preisen die landes üblichen Tauschwaaren bekommen konnte. Der schlaue Orientale schien aber unter der Hand auch noch verbotenen Handel zu treiben. Wenigstens fanden die Reisenden vor seiner Thüre einen deutschen Landsmann sitzen, der sich aus einer Cognacflasche schwer betrunken hatte. Als er der beiden Weißen ansichtig wurde, begrüßte er sie mit großem Lärm und befahl seinem „Boy", die letzte Flasche Sect aus seinem Koffer zu holen. Da jene nur daran nippten, trank er sie ganz allein aus, wankte dann in das Lager der Karawane, zerbrach einige Gläser, nahm von Meyer's Liegestuhl Besitz, schlief zwei Stunden, stärkte sich nach dem Erwachen wieder durch einen Becher voll Cognac und trottete endlich, von seinem Boy geführt und von seinen lachenden Trägern gefolgt, in der Richtung nach den Usambarabergen fort, ohne daß man erfahren hätte, wer er war, noch woher er kam, oder wohin er ging. Ein Musterbeispiel der Vielzuvielen, sagt Meyer, die hier draußen in unerhörtem Maße dem Alkoholismus sröhnen und dann, da gewöhnlich noch schlimmere Ausschreitungen hinzu kommen, meist „vom mörderischen Klima Ostafrikas dahin gerafft" werden. Die Ankunft an der alten Masinde-Station (jetzt durch Station Wilhelmsthal ersetzt) giebt Meyer Gelegenheit, Näheres über seine Gefangenschaft bei dem „berühmten" Häuptling Sem- bodja vor zehn Jahren zu erzählen. Damals gab es noch keine deutsche Station dort, und Sembodja herrschte uneingeschränkt. Ich war, berichtete der kühne Afrikaforscher, in trauriger Ver fassung an Ort und Stelle angelangt. Meine große Karawane, mit der ich zum Viktoriasee und Runforo-Schneegebirge hatte reisen wollen, war in Folge mir damals noch unbekannter Ein flüsse ein paar Tagereisen vom Kilimandscharo bis auf den letzten Mann desertirt, so daß mir keine andere Wahl blieb, als mit meinem Begleiter vr. Oskar Baumann (bekanntlich voriges Jahr verstorben) und meinen Somalijungen nach der Küste zurückzu kehren, um dort eine neue Karawane anzuwerben. Alle meine Lasten, soweit sie nicht von den Deserteuren mitgenommen waren, im Werthe von etwa 30 000 c4(, mußte ich bei Sembodja liegen lassen, da ich keine Träger bekommen konnte. Mein erster Ein druck, daß ich es in dem alten, verschlagen dreinschauenden Neger, der längst im Rufe eines afrikanischen Raubritters stand, mit dem abgefeimtesten Halunken zu thun habe, der von Anbeginn falsches Spiel mit mir trieb, fand nur zu bald volle Bestätigung. Auf dem Eilmarsch nach der Küstenstadt Pangani hin hörte ich zuerst gerüchtweise, daß im Küstengebiet ein Aufstand der Araber unter Führung des Scheichs Buschiri gegen die deutschen Besitzergreifer losgebrochen sei. Doch wußte Niemand etwas Genaueres. Ich hoffte, mich deshalb noch durchschlagen zu können. Aber die Katastrophe nahte schnell. Beim kleinen Ge höft Mando, eine halbe Tagereise flußaufwärts von Pangani, wurden wir am Abend plötzlich von einer starken, bewaffneten Bande rücklings überfallen, nach kurzer Gegenwehr zu Boden ge schlagen, bis aufs Hemd ausgeplündert und gefesselt in ein dunkies Gelaß geworfen. Da lag ich lange, sorgenvolle Tage an einer großen Sklavenkette zusammen mit vr. Baumann. Schwer drückten die eisernen Ringe in Hals und Handgelenk, aber schwerer auf das Gemüth die gänzliche Ungewißheit über unser Schigsal. Bei jedem Lärm unserer Wächter, bei Tag und bei Nacht, erwarteten wir, hinausgschleppt und todtgeschlagen zu werden; sie drohten uns täglich damit. Meine Somalijungen waren verschwunden. Ich glaubte, sie seien ermordet. Endlich löste sich die qualvolle Spannung. In einer Nacht erschien plötzlich bei Fackelbeleuchtung mit bewaffnetem Gefolge ein weißbärtiger, würdevoll aussehender Araber: Buschiri selbst. Er erklärte,.er habe uns nach Verständigung mit dem Häuptling Sembodja — also war der Verdacht auf diesen richtig gewesen — gefangen nehmen lassen, um sich meiner Waffen und Munitions- vorräthe zu bemächtigen, die er im Kampfe gegen die deutschen Soldaten brauche, und um uns für alle Fälle als Geißeln mit zuführen. Er wollte uns aber frrilassen, wenn ich ein Löse geld von 10 000 Rupien zahlen wolle; darüber möchte ich mit seinem indischen Geschäftsfreunde, den er gleich mitgebracht hatte, verhandeln. Der geriebene Indier kam unter solchen Ver hältnissen schnell zum Ziele, er benützte aber die seltene Ge legenheit, für sich selbst noch einen „Bakschisch" von ein paar tausend Rupien auszubedingen. Mit meiner Anweisung holte er in Pangani das Geld und alsbald ließ uns Buschiri die Kette abnehmen, uns die allernöthigsten Kleidungsstücke wiedergeben und brachte uns persönlich nach Pangani. Nach einer hier in fieberhafter Erregung unter dem wüsten Treiben der arabischen Soldateska verbrachten Nacht führte man uns zu einem Boot, bei dem sich zu meiner Ueberraschung auch meine todtgeglaubten Somali befanden. Wir waren aber noch nicht weit flußabwärts gerudert, als das Gesindel hinter uns her zu schießen begann. Es galt darum ein Wettrudern, wie es der Strom wohl noch nie gesehen hatte. Unverletzt erreichten wir endlich den Sultans dampfer, der seit Kurzem zur Beobachtung des Aufstandes weit draußen von Pangani lag, und auf ihm bald nachher den sicheren Boden von Zanzibar. Ich hatte nur das nackte Leben gerettet; von den bei Sembodja gelassenen Lasten habe ich, trotz vielen Bemühens, nie etwas wiedergesehen. Ein schweres Fieber, das vr. Meyer auf der Heimfahrt nach Europa tagelang zwischen Leben und Tod hielt, war die nächste Folge von Sembodja's Verrath. und monatelang trug er noch die Spuren der Mißhandlungen, die Kettennarben, am Körper. Ein halbes Jahr später jedoch, während im deutschen Gebiete noch der Aufstand hin- und herwogte, war er bereits wieder mit einer neu ausgerüsteten Expedition durch das englische Gebiet nach dem Kilimandscharo unterwegs. Und als er im December 1889 nach erfolgreicher Reise wieder nach Zanzibar zurückkehrte, war Buschiri von Wissmann gefangen, der Aufstand beendigt. Man hat den gefangenen Anführer, der immerhin für ein nationales Ideal, die Unabhängigkeit seines Landes, gekämpft hat, zum abschreckenden Beispiel an den Galgen geknüpft; die schmachvollste Todesart, die dem Muhammedaner widerfahren kann. Der große Schurke Sembodja aber, der nur aus ge meiner, feiger Raubgier gehandelt hatte, verstand sich so glänzend herauszulügen, daß ihm der Commissar nicht blos seine seit Jahr zehnten verübten Schandthaten verzieh, sondern ihn auch im Besitz der gestohlenen Güter ließ und ihm obendrein, um des lieben Friedens willen, ein Monatsgehalt von 200 Rupien aus setzte. Ein Jahr später hatte sich Sembodja buchstäblich zu Tode getrunken. Reminiscenzen weit erfreulicherer Natur knüpften sich für Professor Meyer an den Häuptling Mareale, der ihn auf der Militärstation Marangu empfing, wo Zahlmeister Körner von Moschi den liebenswürdigen Wirth spielte. Mareale hatte in all' den kriegerischen Zeitläuften treu zu den Deutschen gehalten, wurde deshalb vom Hauptmann Johannes begünstigt und hatte sich allmählich aus einem kleinen Zaunkönig zum einflußreichsten Fürsten des Kilimandscharogebietes aufgeschwungen. In seinem Auftreten war davon freilich nichts zu bemerken. Er war noch ebenso schlicht und vornehm, noch ebenso freundlich und verbind lich wie vor zehn Jahren. Wie einst so schüttelte er Meyer herz lich lachend beide Hände in echter Freude. Mehr verändert war seilst Behausung? Sein? Hütlen hallen sich vekmehrk, denn er hatte seinen Harem auf fünfzehn officielle Frauen vergrößert; die ehemalige Hauptfrau, eine Tochter Mandara's, aber hatte er verstoßen, um zu beweisen, daß er jetzt von der Moschi-Dynafiie unabhängig sei. Die Selbstherrlichkeit in seiner großen Familie schien indessen etwas wacklig geworden zu sein, denn als Meyer di« Geschenke für seine Frauen auspackte, die aus dem Hinter gründe neugierig zuguckten, und die Schmucksachen und farbigen Zeuge zusammenhäufte, bat er ihn fast schüchtern, er möchte doch die Geschenke selber an seine Ferauen vertheilen, denn er wisse nicht, wie er es Allen recht machen solle und habe so schon Zank und Aerger genug! Meyer that ihm den Gefallen und erntete dafür einen doppelt dankbaren Blick von ihm. Von vornherein war es ausgeschlossen, daß die schwarzen Be gleiter der Expedition mit ihrem Führer bis auf oder gar über das Eis gehen würden; sie können es weder physisch leisten, noch besitzen sie psychische Kraft, um allen den sie bedrohenden Ein drücken der ihnen gänzlich fremden und feindlichen Gletscherwelt Stand zu halten. Nur ein einziger ließ sich dazu überreden, auf der Westseite des Kibokegels, der höchsten Erhebung des Kili- mandscharogebirges, bis zur unteren Gletschergrenze mit empor zusteigen, aber dieser Mann, ein Wanyamwesisoldat von der Station Moschi, war auch «in Unikum von Gewandtheit und Muth. Als er den Gletschern entgegen ging, hatte sich Munifasi — dies sein Name — zum Schutze gegen Eis, Wind und Frost mit Tüchern und anderen Dingen sorglich verpackt. Wie ein Berg steiger sah er allerdings nicht gerade aus. An den Füßen trug er über den Wollstrllmpfen ein Paar gelblederne Schnürschuhe, die Beine staken in ein Paar Galahosen der preußischen Garde- Artillerie, die Meyer aus seinem abgelegten Landwehrofficiers- bestand für den Häuptling Mareale mitgebracht hatte; den Ober körper schützte eine carrirte englische Wolljacke und den Kopf ein altes türkisches Fes, das von einem um die Ohren gebundenen Halstuch festgehalten wurde — ein unfreiwilliger Theatereffect. Trotzdem war der brave Bursche ernst zu nehmen, denn er leistete, ruhig und gewandt, ganz Außerordentliches im Felsklettern. An den Schönheiten der Hochgebirgsnatur geht der Neger, selbst der intelligentere, völlig interesselos vorüber. Es ist, als ob ihm die Aufnahmeorgane für diese ihm fremde Welt fehlen. Munifasi ging mit: erstens, weil er dafür gut bezahlt wurde, zweitens, weil es ihm sein Hauptmann befohlen hatte, und drittens — und hauptsächlich — weil er durch die Ausführung dieser That in den Augen seiner Kameraden zum Helden wurde. Gerade für die geistig begabtesten Neger ist Eitelkeit weit das wichtigste und am meisten treibende Motiv ihrer Handlungsweise. Einmal hat Munifasi übrigens Unheil angerichtet. In einer Höhe von 3668 Meter wurde bei — 6,5 Grad Minimum biwackirt. In ihrem Zeltchen uiid ihren Pelzsachen steckend, merkten die weißen Reisenden nichts von der Kälte. Munifasi aber hatte sich vor sein Felsloch ein großes Feuer gemacht. Gegen Morgen erhob sich plötzlich lautes Schreien. Die Reisen den stürzten aus dem Zelt und sahen eine hohe Lohe aus den Büschen aufzüngeln. Der stärker wehende Wind hatte die Funken in die benachbarten Sträucher getragen, und schnell stand das trockene Buschwerk in Flammen. Das Lager mit Instrumenten, Vorräthen u. s. w. war in hoher Gefahr. Professor Meyer riß das Zelt nieder, und zu dritt schlug man mit Stöcken und Aesten auf die brennenden Büsche, so daß in wenigen Minuten das ge fährliche Element bezwungen war. Leider war Meyer's Pflanzen sammlung vom südlichen Hochgebiet und alles noch übrige Pflanzenpapier ein Raub der Flammen geworden. Auch der Kartoffelsack war verbrannt, aber sein Inhalt hatte sich in die schönsten weißmehligen Röstkartoffeln verwandelt, die sich die Karawane, da es inzwischen Tag geworden war, zum Morgen- thee munden ließ. So gewann man auch dem Widerwärtigen eine gute Seite ab, und so hat es Meyer stets verstanden, zum bösen Spiel der Elemente gute Miene zu machen, mit philosophischem Gleichmuth und unverwüstlichem Humor sich über alle Unan nehmlichkeiten hinwegzusetzen und muthig alle Gefahren zu überwinden — eine glückliche GemüthLverfasiung, der er nicht in letzter Linie seine großen Erfolge verdankt. — Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Departement des Cultus nnd öffentlichen Unterrichts. Erledigt: Die ständige Lehrerstelle an der 4c1as>sigrn Schule zu Böhlen bei Leisnig; Collator die oberste Schul behörde; Einkommen — außer freier Wohnung mit 2 Gärten, Honorar für Fortbildungsschule und 200 unwiderruflicher persönlicher Zulage — 1200 Bewerbungsgesuche find bis 16. Juni bei dem königl. BcziMfchulinspectoc in Döbeln, Schul rath Mushacke, einzureichen. — Die 2. ständige Lehrerstelle zu Pappen darf bei Hainichen; Collator die oberste Schul behörde; Einkommen — außer freier Wohnung, antheiligem Honorar für Fortbildungsschule und 200 persönlicher Zulage — 1200 -fll; Bewerbungsgesuche sind bis zum 16. Juni bei dem königl. Bezirksschulinspeclor in Döbeln, Schulrach Mushacke, einzureichen. — Z u b e s e tze n : die 2. ständige Stelle an der Schule zu Thallwitz. Collator: die oberste Schulbehörde; Einkommen der Stelle außer freier Wohnung und Gariengennß 1200 vom Schuldienst, Sä für Fortbildungsschulunterricht- 27,50 für Turnunterricht und 100 für Heizung der Schul stube. Bewerbungen mit den erforderlichen Beilagen sind bis zum 11. Juni an den königl. Bezirksschulinfpector Schulrath vr. Hanns in Grimma zu richten. — Demnächst: die erledigte 7. ständige Lehrerstelle an der Schule inGautzsch bei Leipzig; Collator das königl. Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts. Einkommen 1600 Jahresgehalt, wo von 20 Proc. als Wohnungsentfchädigung zu gelten haben. Das Einkommen, immer einschließlich Les Wohnungsgeldes, erhöht sich im 26. Lebensjahre auf 1700 im 28. Lebensjahre auf 1800 tm 31. auf 2000 -F, im 34. auf 2150 im 37. auf 2300 im 40. auf 2450 im 43. auf 2600 -L, im 46. auf 2700 ,/t, im 49. aus 2800 -L,im 52. aus 2900 und beträgt vom 55. Lebensjahre ab 3000 -/l pro Jahr. Gesuche nebst den gesetzlich zu fordernden Beilagen sind bis zum 9. Juni bei dem königl. Bezirksschulinfpector zu Leipzig II, Schulrath Zimm- l e r einzureichen. Die Ziehung der 4. Wohlfahrts-Lotterie zu Zwecken Ver deutsche« Schutzgebiete findet am 31. Mai, 1., 2., 5. und 6. Juni statt. Näheres über die Lotterie und deren Gewinne ist auS der Sonderbeilog» zu ersehen, die sich bei der Grsammtauflage der vorliegenden Nummer befindet. Angesichts der in den letzten Tagen vorgekommenen schweren machen wir ank die von unserer Gesellschaft betriebene VeiÄelieiMx LinbrnekMielMdl aufmerksam. Tie Prämien sind sehr mäßig. Auskunft ertheilt Generalagentnr der „Vliiirt»»!«", RathhanSring 13, Tr. v, 1. Agenten und Vermittler gesucht. 6rös8t68 Lrstss Uotol 06ut8oklLllä8 Central-Hotel, Berlin. soo Lmmsr von 3 kßk. — 25 Mk. 6egvollb«r 6«otr»ldalu>l>«k Kr>«ckrlol>,trni,e. "MW Was sagk —Nach »»a VIVHT » der Arzt? lSvmttmvtagk MMM Lw, in der Nähe von Waldshnt (Vaden), Seit Herbst 1898 aus Schweizer Gebiet im Bau befindlich. Vortheilhaste Abgabe von elektrischer Energie für industrielle Unter- nehmen. Günstig gelegene» Jnduftrteterratn am Rhein auf badischer Seite mit Geleiseanschluß wird billig zor Verfügung ge stellt. Auskunft ertheilt die Besitzerin de» Werkes: Actiengesellschaft für angewandte Slrktricität, Baden (Schweiz). Julius LWUmor La!8vi»I. uvä LöniAl. ttohMvokortskadrik Lingang Wost8ti'L88v SS. Israelitische Neligionsseiakia-e r» ZriM. 4 Freitag, 25. Mai, Abends 8 Uhr, vffUkilvikllst / Sonnabend, 26. Mat, Norm. 8'/, Uhr. Tageskalender. Telephon - Anschluß: Expedition des Leipziger Tageblattes . . . . ; Nr. 222 Redaktion des Leipziger Tageblatte» - 153 Vnchdruckeret des Leipziger Tageblatte» (S. Polz) . - 1173. Alfred Hahn vorm. Otto Klemm'S Sortiment, Filiale: Uui- versitätSstraße 3 : 4646. Louis Lösche, Filialen de» Leipziger Tageblatt»»: Katharinen« straße 14: 2935. KönigSplatz 7: 3575. Adressen aller Branchen, Stände »nd Länder liefert unter Garantie Welt-Adresjen-Verlag Emil Reiß, Leipzig. Catalog gratis. Fernspr. 3229. Telegr.-Adreske:„Weltreiß-Leivzig". AnskunftSftelle für See-Schifffahrt»- und Reise-Verkehr. Relief-Weltkarte der Hamburger Webereien: F. W. Graupenstein, Blücherplatz 1. Unentgeltliche Auskunftsertbeilung: Wochen tags 9—12 Uhr Vormittags und 3—6 Uhr Nachmittags. Patent-, «ebrauchSiuuster-uMarken-AuSknnftSftelle.vrühlL lTuchballe), I. Exped. Wochentags 10—12, 4—6. Fernsvr. 682. AnskunftSftelle der königlich sächsische» EtaatSeisenbahnen in Leipzig (Grimmaische Straße 2) und die AuSkunstSstclle Ser königlich prcutzischcn StaatSeiseubahn- Verwaltung (Brühl 75 u. 77, Creditanstalt, parterre im Laden), beide geöffnet an Wocheniagen von 8 Uhr Vormittags ununter brochen bis 6 Uhr Nachmittags, Sonn- u. Festtags 10'/,—12 Uhr Vormittags, geben unentgeltlich Auskunft «. im Personenverkehr über Ankunft und Abgang der Züge, Zuganschlüsse, Reiserouten, Billetpreise, Reiseerleichterungen, Fahrpreisermäßigungen rc.; b. im Güterverkehr über allgemeine Transportbedingungen, Frachtsätze, Kartirungen rc. Fundbureau der königl. sächs. StaatSeisenbahne» (Linken Leipzig-Hof, Leipzig-Chemnitz und Leipzig-Meusclwitz) Bayerischer Platz Nr. 2, parterre (Bayerischer Bahnhof, NbgangSseite, 1. Ge bäude) in der königl. Bahnhoss-Jnspection. Haupt-Melde-Amt des Vezirks-Comuianvos Leipzig, Nicolai- kirchhof 2, I. Stock, Zimmer 1. Melbrstunden: Wochentags von 9 Uhr Bonn, bis 1 Uhr Nachm., Sonntag» von 11 bis 12 Uhr Vorm. An den hohen Festtagen, sowie an den Geburtstagen Ihrer Majestäten deS Kaisers und König- bleibt daS Haupt meldeamt geschloffen. Handelskammer, Nene Börse, Tr. v, 1. (Eingang an der Spar« caffe). Vorlegung von Patentschriften 10—12 und 4—6 Uhr. Fernsprecher Nr. 506. Leipziger Vörsenhalle (Nene Börse, Eingang Blücherplatz). Les,- institut nnd telegraphisches Correspondenzburrau (Filiale Le» Wolff'schen Telegraphenbureaus in Berlin). In- nnd ausländische Zettungen nnd Journale. Politische und kommerzielle Depeschen in reichster Anzahl. Ausknnftsstelle für Wohnung»- nnd Geschäftsräume- Suchende: Allgemeiner Hausbesitzer-Verein, Ritterstr. 4 I. Städtisches Leihhaus, Nordstraße 2. Expeditionszeit: An jeden« Werktage von früh 8 Uhr ununterbrochen bis Nachmittags 3 Uhr, mährend der Auktion nur bis 2 Uhr. Eingang: für Psandversatz und Herausnahme gegenüber dem neuen Börsengebäudr, für Ein- lösung und Verlängerung von der Nordstraße. Städtische Sparkasse Leipzig I., Nordstraße 2. ExprditionSzeit: An jedem Werktage. Einzahlungen, Rückzahlungen und Kün digungen von früh 8 Uhr ununterbrochen bis Nachmittags 3 Uhr. Eingang von der Promenadenseite. — Effecten - Lombardgrschäst Port, links. — Annahmestellen für Spareinlagen: Otto BarkuSky, Tauchaer Str. 5; Gebrüder Spillner, Windmuhlenslr. 37; Heinrich Unruh Nächst, Weststr.33; JulinS Hoffmann, PeterSsteinw.L; Paul Rödl i. Fa. H. F. Rivinus, Grimmaischer Strinwrg 11. Städtische Sparkasse Leipzig II. Hanptcaffe L-Neudnitz, Grenzstraße 3, Expeditionszeit: An jedem Werktage ununterbrochen von früh 8 Uhr bis Nachmittags 3 Uhr. Nebenstelle Loanrwitz, Schulstraße 5, Exveditionszeit: Dienstag», Donnerstags «. Sonn- abends früh 9 bis 1 Uhr, Montags Nachmittag» 3 bi» 6 Uhr. Nebenstelle Plagwitz (!m Ratbbause Plagwitz), ExpeditionSzett: Täglich von früh 8 bis 1 Uhr, Nachmittags 3 bis 5 Uhr. Neben stelle Gohlis (am Kircbplotze 1), Expeditionszeit: Montag», Mitt wochs und Freitags von früh 8 bis 1 Uhr, Nachmittag» 3 bi- 5 Uhr. Nebenstelle Eutritzsch (im Rathhause Eutritzsch), ExpeditionSzett: DientagS, Donnerstag» und Sonnabends von früh 8 bi» 1 Ubr, Nachmittags 3 bis 5 Uhr. — Annahmestellen für Spar einlagen: August Schlag in L.-Neusellerhausrn, Wurzn. Str. 49; Udo Kurth in L.-Neustadt, Marktstraße 32; Friedrich Bentz in L.-Neudnitz, Rabet 6; Adolph Mühler in L.-Reudnitz, Mühlstr. 1. keffentliche Bibliotheken: Universitäts-Bibliothek. Die Bibliothek ist au allen Wochentagen geöffnet: Früh von v—1 Uhr und (mit Ausnahme de« Sonnabends) Nachmittags von 3—5 Uhr. Der Lrsesoat ist geöffnet: Früh von S—1 und (mit Ausnahme de» Sonn abend») Nachmittag» von 3—6 Uhr. Di« Bücher-AuSgabe and Annahnie erfolgt täglich früh von 11—1 Uhr nnd (mit Aus nahme deS Sonnabend») Nachmittag» von 8—5 Uhr. Stadtbibliothek; Mittwochsund Sonnabends von3biS5Uhr, an den übrigen Tagen von 11 bis 1 Uhr. Der Lesefaal ist jeden Tag von 10 bi» 1 Uhr und von 3 bi» 6 Uhr geöffnet; nur Montags und Donnerstag» Nachmittag» ist er geschlossen. Bibliothek der Handelskammer (Neue Börse, Tr. L, I.): BücherauSgabe und Benutzung de» Lrsesaal» von 9—12 und 3—7 Uhr. Vorlegung der Patentschriften von S—12 und 3—7 Ubr ebenda. BolkSbibliothrk l. (Alexanderstr. 35, p.) 7'/«-9'/» Uhr Abd») VolkSbibliothek III. (VIl. Bürgerschule) 7'/.-S'/« Uhr «bd«.' Volksbibliothek IV. (VI. Bürgerschule) IV.-SV- Uhr «bd». Volksbibliothek V.sVlII. Bürgerschule, Leipzig-Reudnitz, Ein gang RathhauSstraße) 7'/«—9V« Uhr Abend». BolkSbibliothekVI.d. Bürgersch. L, Lortzingftr. 2) 7'/«-9'/< U. A. Pädagogische Centralbibltotbek(Lomrniu»stistung),Lehr»rvrmn»- bau», Kramerstr. 4, I., geöffnet Mittwoch und Sonnabend von L'/«—4'/, Uhr. Lesedolle von 2'/,—8 Uhr geöffnet. Volksbibliothek tze» GewerbevcreinS L.-Sntrttzfch. Geöffnet jeden Mittwoch von '/,9 UbrAbend» an im Rathhau» zu L^Eittritzsch kUials Lsiprix, öui^8li»L88s Ao. 33. empfiehlt sich zu An- nnd Berkans von Effecten an der ^vnaonvn, Vvi»linvn nnd k-vipnigvn Zweimalige R»vnrtonvn sowie Vvnlinen Coursberichte liegen täglich tn unserem Bureau zur Einsichtnahme aus.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder