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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.05.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-05-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000528016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900052801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900052801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-05
- Tag1900-05-28
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I. Mlige M ÄWM TWdllltt mi) Anzeiger Ar. 28?, Miltag, 28. Rni 1880. (MrW-AllUl>e.j Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Wir haben beschlossen, den durch den planmäßigen Ausbau der Theresien-Straße in Leipzig-Eutritzsch entbehrlich gewordenen Theil des hölzernen HandwegS (Nr. 351 der Flur Leipzig-Eutritzsch) auf der Strecke zwischen der Wittenberger und der Schönefelder Straße einznztehen. Widersprüche gegen die Einziehung deS bezeichneten WegethrileS sind innerhalb drei Wochen, von Veröffentlichung dieser Bekannt machung an gerechnet, bei uns rinzureichen. Leipzig, am LI. Mai 1900. Der Rath her Stadt Leipzig. Io. 1747. vr. Tröndlin. Lekanntmaekunx. ln äem Xolllcursverkadren Uber äas Vermögen «les Loblsn- büaälers 6»r1 Heiurlvb Littberxer in I^.-Lleiursekoeber soll eins k'orüerunL 6es Xonüurses an einen Lnnebmbar rablun^s- tÄbigen 8cbuläner in Höbe von 3903 2I!c. 55 Big;., rablbur io wonallicbeo l'etlrablunxen von 50 ilk.. um 3». Aal IVO», iiackwlttags 4 Vdr, unk äem Bureau äos unterLeiobuoteu Lon^ursvenvalters, veiprix, 'Ibowasxussö 4, II., unter äsn bei äem Iluterreiebneten ein- rusebenäeu Leckinguneeu unä mit äem Vorbebalte äer ^.usvabl unter äen Oeboten ö§entlieb versteigert >veräen. Der Nams äes Lebuläners ist auf äem Bureau äes Ilnter- reieboeten sebou vorder eiuruseden. vsixrix, äsu 26. Llai 1900. Der ILonItnrsvertralter: Beedtsanvalt vr. OottsedaUr. Die Erd-, Maurer- und Asphaltarbeiten (Loos I), sowie die Steinmetzarbcitcn (Loos II) zum Neubau eines Wirtschaftsgebäudes für das Artillerie. Kasrrnement zu Leipzig sollen, nach Loosen getrennt, am Sonnabend, den 2 Juni 1SOO, Bonn. 10V, u. 11 Uhr, im Geschäftszimmer des Unterzeichneten, Kasrrnement 107, vergeben werden, woselbst auch die Verdingungsunterlagen zur Einsicht, bez. Entnahme gegen Erstattung der Selbstkosten ausliegen. Zuschlagsfrist 4 Wochen. Angebote sind versiegelt und mit entsprechender Aufschrift Ver sehen gebührenfrei bis zu obigem Zeitpunkt einzureichen. Der Königliche warnisou-vaubeamte III Leipzig (Post (KohliS). Von der Pariser Weltausstellung. (Originalbericht.) V. L. k. Paris, 24. Mai. Von allen Ländern, welche sich an der Weltausstellung betheiligt haben, liegen in gewohnter Weise auch diesmal Rohmaterialien und Rohprodukte in reicher Zahl und großer Auswahl vor, denn es ist ja das erste Anzeichen einer beginnenden Cultur, daß man durch die Producte des Waldes und der Felder, die Schätze des Meeres und der Flüsse, sowie die Ausbeute der festen Erdrinde von dem Werthe eines Landes Kunde zu geben bestrebt ist, mag auch die Er schließung, wie so oft geschehen, gegen den Willen der Einge borenen nach harten Kämpfen erfolgt, oder in menschlicher Weise erfolgt sein. Die Fülle der Hölzer aus allen Theilen der Erde und für alle möglichen Zwecke verwendbar, steht nicht dem großen ausgestellten Sortiment von Getreide nach, was meist aus allen Ländern als Ertrag vorgeführt wird. Daß Deutschland sich in dieser Beziehung wenig betheiligt hat, kann nicht befremden, denn sein Bedarf an Holz und Getreide übersteigt die Production so bedeutend, daß die Weltwirthschaft an den deutschen Erzeugnissen dieser Art kein Interesse haben kann. Da sich aber die Be- wirthschaftung der Areales immer intensiver gestalten muß, so wird mit Recht in der deutschen Abtheilung auf den eingerich teten landwirthschaftlichen Unterricht und die landwirthschaft- lichen Versuchsstationen aufmerksam gemacht. Auch der deutsche Bergbau bildet keinen wesentlichen Factor internationaler Welt wirthschaft, obschon der Werth der Bergwerkserzeugnisse von 314 Millionen Mark im Jahre 1871 auf 928 Millionen Mark im Jahre 1898 sich gehoben hat, wovon 76,6 Procent auf Stein kohlen, 7,9 Procent auf Braunkohlen, 5,4 Procent auf Eisenerz und 3,6 Procent auf Kalisalze entfallen. Wird auch ein Theil der Steinkohlenproduction im Werthe von etwa 64 Millionen Mark in das Ausland, insbesondere nach Oesterreich-Ungarn und Belgien, ausgeführt, so gleicht sich dies doch dadurch aus, daß für etwa 53 Millionen Mark wesentlich aus Böhmen Braun kohlen wieder eingeführt werden. Wesentlich ungünstiger stellt sich das Verhältniß betreffs des Eisenerzes, von dem erhebliche Mengen eingeführt werden, damit Rohprodukte und Fabrikate derselben, ebenso wie die verarbeiteten Kalisalze, zur Ausfuhr ge langen können. Lediglich die Bernsteinfunde gelangen, soweit das Inland nicht die Verarbeitung vermittelt, zur Ausfuhr, und ein reiches Sortiment in seltenen Farben und mit werthvollen Einschlüssen ist deshalb zur Ausstellung gebracht worden. Auch die Hilfsmittcl der Bergbaues finden sich sehr beschränkt in der deutschen Abtheilung vertraten, dagegen bilden die dafür er forderlichen Maschinen einen Theil der Maschinenabtheilung. Viel ließe sich berichten über die Erzeugnisse aller anderen Länder über seltene Hölzer und abnorme Früchte, über Steine aller Art, von den werthvollsten Edelsteinen bis zum gemeinen Quarz oder Thon, denn überall kann man hiervon Proben finden. Besonders sind ja die noch nicht vollständig erschlossenen Colo nien dadurch ausgezeichnet, und aus den Ausstellungen der fran zösischen Colonien ließen sich verschiedene Museumssammlungen zusammenstellen. Das Hauptgebäude des Marsfeldes bereinigt die werthvollen französischen und belgischen Marmorarten, Kalk- und Sandsteine, sowie die schönen Schiefer von Angers, und Kohlen mit den verschiedenen Maschinen zum Bohren und Fördern, den Hüttenrohproducten und Erzeugnissen von Gießereien und Walzwerken, zum Theil in ganz anerkennens- werthen Größen, besonders verdienen Diille Montagne und Pont L Mousson in dieser Beziehung Erwähnung, während die Fort schritte des Hüttenwesens im vergangenen Jahrhundert auch hier durch ein Centenal-Museum vorgeführt wird. Die Minen und Werke von Bilbao in Spanien, von Terni in Italien, von Fahlun in Schweden, von Cockerill in Searing (Belgien) sind in den Kreisen der Hllttentechniker bekannt genug, und sind würdig auf der Weltausstellung vertreten. Rußland zeichnet sich auch in dieser Abtheilung dadurch aus, daß cs seine metallurgischen Producte in außergewöhnlichen Dimensionen vorführt, und auch von seinem Platinbergbau, der 1897 ein Gewicht von 1140 Kilogramm, 1899 aber ein solches von 1760 Kilogramm umfaßt, wurde eine interessante Darstellung gegeben. Demerkenswerth ist es jedenfalls, daß Japan als Ergebniß seiner geologischen Landesuntersuchung bereits eine reichhaltige Aus beute an Mineralien, Gesteinsarten und Versteinerungen nebst genauen Karten ausstellt, wie besser sie nicht von Großbritannien vorgeführt werden kann. Vom Golde und Silber, welches tag täglich gerade in der Ausstellungsstadt in hohen Summen um gesetzt wird, findet sich vcrhältnißmäßig weniger in den alten Kulturländern vor; die goldhaltigen Gesteine bilden ja Haupt- anziehungspuncte für die Colonialgebiete, und daher ist auf der Trocadero-Ausstellung dasselbe reichlich in rohem Zustande zu finden. Die Rohmaterialien und Rohprodukte unterliegen häufig einer weiteren Bearbeitung durch Handbetrieb mittels Werkzeugen, ein fachen Apparaten und Hilfsmaschinen ohne Anwendung einer mechanischen Kraft. Daß Stein, Holz, Leder, Kork, Hanf, Gummi auf diese Weife geschnitten, gesägt, gehobelt, gedreht, gestanzt, geschliffen und polirt, geschmiedet u. s. w. werden, ist in den europäischen Ländern, wo zumeist die Maschinenindustrie so hoch entwickelt ist, in recht beschränktem Maße nur noch der Fall. Außer der jetzt noch am meisten benutzten Dampfkraft steht ja Wasserdruck, Gas, Petroleum oder Benzin, und als eine secundäre Motorkraft die Elektricität zumeist zur Verfügung, so daß wir in der deutschen Abtheilung, wie in den meisten der anderer Culturländer diese Art von Werkzeugen und Handmaschinen fast gar nicht mehr vertreten finden, während allerdings in den Pavillons der exotischen Völkerschaften davon recht verschiedene Beispiele ausgestellt wurden. Der Fortschritt in der An wendung der Motorkräfte wird dargestellt durch eine historische Zu sammenstellung (das übliche Llusvo cvLtvnal), in welcher neben vielen Zeichnungen interessante Modelle zum Theil die Originale französischer Constructeure und Erfinder aufgestellt sind, an denen sich recht gut die im Laufe des verflossenen Jahrhunderts gemachten Fortschritte erkennen lassen; es ist z. B. nicht uninter essant, zu erfahren, daß die Gaskraftmaschinen bereits im Jahre 1801 einen Vorläufer gehabt haben, und zu sehen, wie die im Jahre 1860 neu aufgetauchten, 1862 schon wesentlich verbesserten Maschinen zu ihrer jetzigen Vollkommenheit gelangt sind, oder wie die früheren recht mangelhaften Werkzeuge Vervollkomm nungen erfahren haben, die dem Arbeiter erst die vollkommenere Leistung ermöglichten. Der Schwerpunkt der industriellen Thätigkeit hat aber immer hin sich jetzt wesentlich verschoben und liegt in der Anwendung der mit Motorkräften betriebenen Maschinen, von welchen, in allen Gruppen vertheilt, fast an allen Puncten der Ausstellung zahlreich verschiedenartige Proben und Muster aufgestellt und zumeist in Betrieb gesetzt sind. Ein flüchtiger Ueberblick über diese Gruppe wird sich auch für Deutschland lohnend erweisen. L. ?. Paris, 25. Mai. Zu deutschen Mitgliedern der W eltausstellungS-Iury, welche in ihrer Gesammt- heit am vergangenen Montag durch eine Ansprache des Handelsministers Milleranv im großen Trocaderopalaste feierlichst begrüßt wurde und demnächst ihre Thätigkeit be ginnen soll, hat nach heute auSgegebener osficiellen histe das deutsche NcichScommissariat folgende Herren, in so weit Deutschland bei der Ausstellung in den einzelnen Gruppen sich betheiligt bat, ernannt. Gruppe II, Kunstwerke: Professor Dill-Karlsruhe, Maler von Defregger-München, Professor L. Jacoby-Berlin, Gebeimrath Professor P. Wallot-DreSden. Gruppe IH, Geräthschaften, Instrumente und Hilfsmittel für Wissenschaft und Kunst: Berlagsbuchhändler Büxenstein - Berlin, Prof. vr. Miethe- Charlottenburg, Berlagsbuchhändler Spemann - Stuttgart, Professor vr. Westphal-Berlin, Fabrikant Eschbaum-Bonn und Pianofortefabrikant Rönisch-Dresden. Gruppe IV, Maschinenwesen: Director der Berlin-Anhaltischen Ma schinenfabrik Blum-Berlin, Professor Hartmann - Berlin. Gruppe V, Elektricität: Ingenieur Oscar v. Müller-München, Ingenieur E. Hartmann-Frankfurt a. M. Gruppe VI, In genieurwesen — Beförderungsmittel: Ministerialdirektor Kum mer-Berlin, Oberingenieur Rath Klose-Berlin, RegierungS- rath v. BorrieS-Hannover, Syndikus der Hamburg-Amerika Packetfahrt A.-G. vr. Ecker-Hamburg. Gruppe VII, Land- wirthschaft: Prof. Schotte-Berlin, Gebeimrath Prof. vr. Fleischer-Berlin, Geheimrath Prof. Vr. Wittmark-Charlotten- burg» Director N. Behmer-Berlin. Gruppe VIII, Garten bau: Garteningenieur IuergenS-Hambnrg, Handels- und Kunstgärtner Rud. Seidel-Laubegast, Gartendirector Lackner- Steglitz. Gruppe X, Nahrungsmittel: Commerzienrath H. Werner-Canstatt, vr. Bccker-Franksurt a. M., Generalconsul (5. Stollwerck-Evln, Fabrikbesitzer Aug. Michel-Schiltig- hein, Consul Leiden-Cöln, Commerzienrath Dahlen- Wiesbaden, Fabrikbesitzer I. Fromm-Frankfurt am Main, Professor Auberg-München. Gruppe XI, Berg bau-Metallurgie: Ingenieur Engel-Essen. Gruppe XII, Decoration und Ausstattung von öffentlichen Gebäuden und Wohnräumen: Prof. v. Thiersch-München, Prof. I. Brinck- mann-Hamburg, Fabrikant A. Pressenbacher-München, Geheim rath Prof. Lessing-Berlin, Director Graul-Leipzig, Commerzienrath Guilleaume-Bonn, Bibliotheksdirector vr. P. Jessen-Berlin. Gruppe XIII, Garne, Gewebe, Kleidungs stücke: Commerzienrath DeliuS-Aachen, Fabrikbesitzer Fr. Gc- bauer-Charlottenburg, Sammtfabrikant H. Schultz-Crefeld. Gruppe XIV, Chemische Industrie: Geheimrath Professor vr. Witt-Berlin, Commerzienrath HaaS-Mannheim, Com merzienrath Leichner-Berlin. Gruppe XV, Verschiedene Industrien: Director Prof. Goetz-KarlSruhe, Gebeimrath Lueders-Berlin, Uhrenfabrik»»! Lange-GlaShütte, Prof. Fr. v. Miller-München. Gruppe XVI, Volkswirthschaft, Hygieine, Wohlfahrtspflege: Geheimrath vr. Zacher-Berlin, Professor Vr. Albrecht-Berlin, Geheimrath Präsident Günther-Dresden. Gruppe XVIII, Heer- und Marinewesen: Capitän Siegel, Gesandschaflsattachv in Paris. Kunst und Wissenschaft. Bildende Künste. Leipziger Kunstvereia. Neben zahlreichen malerischen Darbietungen bietet zur Zeit unsere Kunstvereins-Ausstellung eine Reihe plastischer Werke verschiedener Künstler. In einer Serie „Plaketten", welche außer verschiedenen Bildnissen auch eine Allegorie ausweist, bekundet unser heimischer Bildhauer Paul Sturm nicht allein sein vortreffliches Können, sondern auch eine volle Beherrschung dieses Kleinkunst-Gebiets d-r Plastik. Die Schwierigkeit, die Modulation möglichst wenig auS der Fläche hervorzuhcben, bat Sturm meisterhaft zu überwinden gewußt. Ebenso ist die Charakteristik bei aller Zartheit der Formengebung höchst treffend, sowie die Auffassung bei aller Schlichtheit stets vornehin. Die theils in Silber, vergoldetem Silber und Bronze auSgesührten Stücke sind von sehr reizvoller Wirkung. ES ist recht erfreulich, zu sehen, daß sich auch deutsche Künstler diesem Kunstzweig, der in Frankreich bereits zu hoher Blüthe gelangt ist, zurrenden, und so darf man erwarten, daß auch unser Publicum diesen künstlerischen Schöpfungen in der Folge weitere Beachtung schenken wird. Bietet doch gerade die Form der Plakette die Gewähr, derartige Stücke nicht nur als Kunstwerk an sich zu betrachten, sondern dieselben auch als Schmuck sachen, wie Broschen, Borstecknadrln, Medaillons, Mittelstücke von Armbändern rc., verwenden zu können. Mit einer Anzahl Bildwerke, die volles Verständniß, seine Em pfindung und sorgfältige Durchbildung der Form erkenne» lassen, ist Friedrich Hecht-DreSdru vertreten. So wie in den beiden weiblichen Figuren „Sehnsucht" und „Nydia", dem blinden Blumen- Mädchen, Ausdruck und Stimmung sich vereinen, um die Intentionen deS Künstlers zu voller Geltung kommen zu lassen, so zeichnet sich die lebendig bewegte Gruppe des Pan mit der sich sträubenden Bacchantin durch lebenswahre Auffassung und Ge» staltung aus. Als eine sehr schätzenSwrrthe Arbeit der Bildniß- Plastik ist die in Marmor ausgesührte „Doppelbüste" zweier Knaben anzusehen; die Cbarakterisirung ist hier, trotz der noch wenig ausgebildeten weichen Kindersormen, mit seltener Feinfühligkeit hrrausgearbeitet. Zwei weitere charakteristische Einzelfiguren sind ein „Paris" und ein schelmischer „Amor". Sehr interessant und mit vielem Geschmack zusammengestellt ist die von Carl B. Lorck ausgestellte Collection Bronzen deutscher und französischer Künstler, sie zeigen in einzelnen Stücken recht deutlich, bis zu welcher Vollendung die angewandte Kunst gediehen ist. Erscheint der „Hirtenknabe" von Christensen in seiner Halt- ung etwas nach Pose, so hat die vortrefflich durchgebildete Figur doch so viel liebenswürdig anziehenden Ausdruck, daß man sich diese selbstgefällige Iünglingsgestalt trotzdem immer wieder gern ansieht; Seeger's knospende Mädchen gestalt „Jugend", die im Gefühl ausgesprochenster Lebensfreudig- keit mit ausgebreiteten Annen einherschreitet, darf gleichzeitig als eine vollendete Personifikation der Keuschheit angesehen werden. Ei» prächtiger plastischer Schmuck einer Kryslallvase ist die Trauben schneidende „Winzerin" von A. Lorroux. Weitere reizvolle Stücke dieser Collection bilden die „Phryne" von A. Seynis, eine „Salambo" von P. Breton, eine „Amphitrite" von Delplechin und eine „Vision" von Delagrange. Auf die neuen malerischen Darbietungen werden wir in einem demnächst folgenden Artikel näher eingehen. Ernst KieSling. Mlisik. CrzgebirgischeS Sangerbuntesfest in Chemnitz, 16.-18. Juni. Die Vorbereitungen für das erzgebirgische Sängerbundes fest, zu welchem eine Sängerzahl von weit über 2000 Mann nach Chemnitz zusammenströmen wird, sind in vollem Gange. Schon im Februar wurden d'ie Ausschüsse gebildet, durch die das Fest im Einzelnen vorbereitet werden soll. Empfangs-, Finanz-, Wohnungs-, Preß-, Festzugs-, Vergnügungs-, Dccorations- und Ordnungsausschuß, sie alle sind rührig an der Arbeit, um zum Gelingen des großen Ganzen beizutragen. Die Vorarbeiten sind so weit gediehen, daß jetzt in großen Zügen ein Bild des Festes, wie man es sich denkt, gegeben werden kann. Am Nachmittage des 16. Juni findet Empfang der von über 40 Städten und Ortschaften eintreffenden Abgeordneten, sowie derjenigen Vereine, die wegen ungünstiger Zugverbindungen am anderen Morgen nicht rechtzeitig zu den Hauptproben eintreffen können, statt. Die Gäste werden sodann nach der „Linde" zur Ausgabe der Wohnungskarten, so weit dieselben nicht vorher ausgegeben sind, geführt. Für Abends 7 Uhr ist eine Sitzung in Meyer's Etablissement vorgesehen. Dann beginnt in der Fosthalle, die 4000 Personen faßt, der erste Commers, bei dem vor Allem der auswärtigen Sängerschaft besondere Ueber- raschungen in Aussicht gestellt werden. So sind unter Anderem Vorführung der Seeberographen, Stellung athletischer Gruppen, lebende Bilder u. s. w. vorgesehen. Am Morgen des folgenden, eigentlichen Festtages finden die Hauptproben für das geistliche und das weltliche Concert statt. Das ekstere findet in der Pault- kirche unter Theilnahme von über 1000 wohlgeübten Sängern statt; auch die Mitwirkung hervorragender Solokräfte ist in Aussicht genommen. Nachmittags erfolgt die Aufstellung zum Festzuge auf dem Neustädter Markte und der Abmarsch durch die Hauptstraßen der Stadt. Der Festzug verspricht einen sehr imposanten Eindruck zu machen, da außer zwei oder drei Fest wagen des Bundes auch solche von hiesigen industriellen Be trieben in Aussicht gestellt sind, und eine ganze Reihe von Korporationen, Sport- und Reitvereinen u. a. m. ihre Theil nahme zugvsichert haben. Man denke sich nun die stattliche, frohgestimmte Sängevschaar mit ihren Fahnen und Standarten in bunter Abwechselung mit Musikchören, Festwagen, costümirten Gruppen, Reitern, Equipagen mit den Festjungfrauen und Ehrengästen u. s. w., und man hat ein vielversprechendes Bild vor sich, das in Wirklichkeit anzuschauen, schon eine kleine Reise lohnt. Die imposanteste Machtentfaltung in sanglicher Hin sicht erfolgt gleich nach dem Festzuge im weltlichen Concert, an welchem annähernd 2000 Sänger dem Stabe ihres Dirigenten, Herrn Cantor Winkler, folgen. Es sollte Keiner versäumen, sich einen Platz für dieses, sowie auch für das geistliche Concert zu sichern. Einen so starken Männerchor zu hören, dürfte so bald nicht wieder Gelegenheit sich bieten. Literatur und Theater. 6. B. Petersburger Plagiatgeschichten. Aus Petersburg wird uns geschrieben: Die „Nowoje Wremja" hat dieser Taae zwei „hervorragende" Mitarbeiter des „Swet" als literarische Piraten festgenagelt: Herrn Heinze, den ehemaligen Chesredacteur deS „Swet", und Frau Tichjumina, eine journalistische Freibeuterin schlimmster Sorte. Herr Heinze suchte sich sofort gegen die Beschul digung deS Plagiats zu vertheidigen, aber durch seine Vertheidigung klagte er sich nur noch schwerer an. „Ich habe", schrieb er in einer im „Swet" veröffentlichten Erklärung, „bei einer Dame böchst zweifel haften Charakters ein Manuskript käuflich erworben und dasselbe daher (!) mit gutem Gewissen für mein Eigenthum ausgegeben, ohne zu wissen, daß es gestohlenes Eigenthum gewesen ist und einen anderen Geistes vater hatte. Die zweifelhafte Dame batte also wohl Las Manuskript auch erst irgendwo gekauft, um ein Literaturgeschäst zu eröffnen." Wirklich eine nette Gesellschaft! Zn Heinze's Pech hat sich nun aber herausgestellt, daß die betreffende Arbeit nicht sein erster Versuch auf dem Gebiete des Plagiats gewesen ist. Der „ge schätzte Schriftsteller" hat vielmehr eine endlose Reihe ver gessener Romane unter seiner Firma neu in Circulation gesetzt und damit die Leser der literarischer Beilage des „Swet" beglückt. Genau ebenso ging Frau Tschjumina zu Werke. Sie ist, wie sie mit rührender Naivetät versichert, von Hause aus eigentlich nur Dichterin, und der abgeschriebene Roman war ihr erstes Debüt auf dem Prosafelde. Auch sie hat natürlich eine „Erklärung" im „Swet" losgelassen, in welcher es u. A. heißt: „Ich betrachte mich nicht als Romanschriftstellerin und messe den zufälligen Arbeiten dieser Art keine Bedeutung bei. Daher war ich um so mehr froh, ein fertiges Sujet zu finden, wobei ich mich nur bestrebte, den psychologischen Theil so viel wie möglich zu entwickeln." Diese Erklärung ist einfach unbezahlbar: Frau Tschjumina findet zu ihrer Freude fertige Sujets und vertieft sie psychologisch! Zum Schluffe bringt Frau Tschjumina einen geradezu klassischen Beweis dafür, daß die Redaktion des „Swet" selbst die Arbeit für das angesehen hat, was sie in der Tbat ist. „Das Honorar für ein« derartige literarische Arbeit", schreibt sie, „ist ein solches, welches beweist, daß man sie alS Compilation betrachtet hat." DaS ist ein sehr hübsches neneS Fremdwort: anstatt „Plagiat" sagt man einfach „Compilation". Herr Komarow, der Herausgeber des „Swet", hat Pech mit seinen Mitarbeitern, sei eS, daß sie „compiliren", d. h. fremdes Gut für ihr Eigenthum ausgebrn, sei es, daß sie Er klärungen veröffentlichen. Reise und Verkehr. Für den Besuch der Pariser Wellausstellung ertheilt unser B.-?.-Berichterstatter folgende wohlgemeiute Nathschläge: Außer den Regeln für das Reisen überhaupt, welche Baedeker seinen Führern vorzusrtzen pflegt, und den bekannten weiteren für Paris geltenden und zu beachtenden Vorschriften empfiehlt sich, die Aus stellung sobald alS möglich zu besuchen, wenn man nur einige Tags bleibe» will, um einen Ueberblick zu erhalten, dagegen mindestens bis I. Juli zu warten, wenn man eingehender die Ausstellung besichtigen, Studien machen und Vergleiche anstelle» will, da vor diesem Termin die Ausstellung nicht „ganz" fertig sein wird und nach derzeitigen; Zustand nicht fein kann, trotz der Versicherung des Arbeitsministers am 8. April, daß die Ausstellung zur Eröffnung „ganz fertig" sein werde. Trotz zu erwartender Hitze wird aber der täglich sich steigernde Besuch — am 20. d. M. besuchten die Ausstellung über 330 000 Personen — dann so stark werden, daß di» meisten Hotels keine Bestellungen werden annehmen können. Es empfiehlt sich aber jedenfalls, durch Karte mif Rückantwort diese Vorkehrung zu treffen. Wer Paris mehr als die Ausstellung zu besichtigen beabsichtigt und sich nicht einer Reise, gcsellschast anschließt, findet gute Unterkunft nach Wunsch in verschiedenen Hotels, zum Theil mit deutscher Bedienung, die allerdings einem Wechsel unterworfen ist, am besten in der Nähe der große» Boulevards. Für Diejenigen, welche thunlichst günstig zur Aus^ stellung gelegene Wohnung nehmen wollen, empfiehlt sich der StaLttheil zwischen Cbamp de Mars und Esplanade Les Invalides. Ein ganz deutsches, sehr gutes Hotel, das gelobs und von Reisegesellschaften viel besucht wird, ist das Grand Hotel Schenker in der rus äs l'Uuiversitö, nahe der Avenue Rapp, wo die Neservirung zugesagter Wohnungen chisher sehr exnct bewirkt wurde. Die Zimmerpresse einschl. Frühstück sind mäßige, ab 1. Juni 8—12 FrcS.; das Hotel hat wiederholt in deutschen Blättern inscrirt. Da die großen Industriebauten um 8 Uhr zumeist geöffnet sinh und bei derartigen Ausstellungen nur zum geringsten Theile di« Gegenstände Nachts bedeckt werden, daher frühzeitig bereits sichtbar sind, empfiehlt sich doch, den Eintritt von 2 Frcs. zu erlegen und in etwas größerer Ruhe einen Theil der großen Halle und die zumeist früh schon geöffneten Hänser der fremden Mächte in Augen, schein zu nehmen. Man muß die Wege sparen und die Kräfte schonen, da außer den unbequemen Rollstühlen eine andere Fahr, gelegenheit nur beschränkt vorhanden ist und zur Zeit wenigstens die Fußsteige in sehr schlecht begehbarem Zustand sind, so daß man sehr schnell ermüdet. Nur zwischen Champ de MarS und Esplanade des Invalides kann man rechts herum mit der elektrischen Bahn, welche nur 5 Haltestellen bat, und links herum mit der Stufenbahn gelangen, die 9 Stationen hat, aber nur halb so schnell, alS die erstere Bahn geht. Die aus der Seine verkehrenden Schiffe legen außerhalb des Ausstellungsgebietes an und find wegen ihres billigen Preises (10 Centimes) bei den Parisern sehr beliebt, daher meist übervoll. Weniger ist dies bisher bei der entlang der Seine ain linken Ufer unter den Gebäuden der fremden Mächte verkehrenden Eisenbahn der Fall gewesen, da auch diese außerhalb deS AuS- stellungsplatzeS gelegen ist, doch wird man öfters wohl vorziehen, den geringen Fahrpreis (20 Centimes) und nochmaligen Eintritt (von Vormittags 10 Uhr bis Nachmittag 6 Uhr 1 Frc.) zu erlegen, wenn man vom Palais der Jnvalidenesplanade nach dem Eingang gelangen will, wo der große Bahnhos der Gürtelbahn sich befindet, nabe der durch den Unglücksfall berühmt geworden Weltkugel am Marsfeld. Auf dem rechten Seineufer verkehrt zum Theil i» Tunnel, zum Theil auf der alten Straßenhöhe eine Dampftramwgy außerhalb des Ausstellungsplatzes, auch diese ist zumeist „complet" besetzt. Wer also Paris noch nicht kennt, sollte einen Tag um den andern wechseln, und wird in 5 Tagen das Hauptsächlichste der Ausstellung sich wohl besehen können, wenn er gut zu Fuß ist und sich bei Minderwerthigem nicht aufhält, auch nicht alle Schau stellungen besuchen will, denn diese sind fast unzählbar und schließlich bleibt es doch gleichgiltig, ob man den jetzt so beliebt gewordenen Bauchtanz von persischen, algerischen, egyptischen, türkischen oder — rein französischen Frauen vor geführt bekommt. Da der Geschmack so überaus verschieden ist, wird es schwer fallen, Rathschläge dem einzelnen Besucher für den Besuch einzelner Sachen zu ertheilen, doch sollte jeder Deutsche die deutsche» Plätze im deutschen Hause und in den beiden großen PalaiS be sichtigen, dem Pavillon der Stadt Paris einen Besuch abstatten, um die großartigen Einrichtungen der Weltstadt kennen zu lernen, und die Pavillons der fremden Staaten, welche z. Zt. bis auf wenige eröffnet sind, einem flüchtigen Besuch unterziehen. Den exotischen Baulichkeiten des Trocadero wird man mindestens einen Tag zu widmen haben. Doch ohne Stärkung ist der Ausstellungsbesuch nicht möglich. DaS Restaurant im Untergeschoß des deutschen HauseS bietet deutsche und französische Weine, sowie deutsche Küche bei ziemlich hohen Preisen; zu empsehlen ist das viel besuchte Restaurant deS Münchner Spatenbräu (hier als Poussct — Bier bekannt!) mit echt bayerischer Kost auf dem Marsseid an der Avenue Le Suffit, also an der Rückseite des rechten Hauptgrbäudeslügels oom Eisfelthurm aus gesehen und das Pilsener Restaurant auf der Jnvaliden- Esplanade, auch an der Rückseite des rechten Gebäudes, von der Brücke Alexander II. aus gesehen. Die bekannten Duval'schen Restaurants sind zweimal vertreten am rechten Seine-Ufer bei Alt-Paris und hinter dem PalaiS der MarS- selber, also noch hinter dem Spatenbräu. Andere französische Küche, sowie auch eigenthümliche Speisen anderer Nationen kann man an vielen Orten erhalten und auch an zahlreichen BaS einen einfachen Imbiß stehend einnehmen. Vielfach sind noch besondere Eintritts gebühren zu bezahlen, so daß das eigentliche Eintrittsgeld dey Ausstellung nicht dagegen in Betracht kommt. Man wird gut thun, von der Stufenbahn aus oder durch Besuch des Eiffelthurms oder vom Trocadero aus den Plan der Ausstellung sich einzu. prägen und dann ungefähr eine Zeiteintheilung sich festzusetzen, denn es ist recht viel zu sehen und Vieles darunter, was jeden Be- sucher inieressiren oder erfreuen dürfte. Für die Sportliebhaber, besonders Fahrräder- und Automobilenfreunde, auch für die Eisen- bahntechniker ist ein Park zu Vincennes als Annex der großen eine gesonderte Ausstellung eingerichtet worden, wo zeitweise auch land« wirthschaftliche Gegenstände zur Schau gebracht werden sollen. Für alle Besucher der Ausstellung ist, wie bekanntlich für den Krieg, Geld und wieder Geld erforderlich, nach dem 1. Juli wird dies doppelt nothwendig sein, da voraussichtlich manche Preise sich von da ab erhöhen werden; aber sicher wird Niemand Fahrgeld und Auslagen bereuen, wenn er nach Paris fährt, da wir eine derartige gesammte Ausstellung auf Jahre hinaus kaum wieder werden er warten können. Ein Wunsch wird allerdings von zu Haus mitzu- nehmen fein, der Wunsch für günstige Witterung; dann aber steht zu erhoffen eine interessante, schöne, glückliche Reise! 8 Das neue vom 1. Juni ab gütige Verzeichniß für zu sammenstellbare Fahrscheinhefte ist erschienen und kann zum Preise von 95 mit Karte und 80 ohne Karte von der Auskunstsstelle der königl. preußischen Staatsbahnen, Brühl 75 77, bezogen werden. Als besonders wichtig ist hervorzuheben, daß zwischen Leipzig einerseits und Nürnberg und München andererseits directe Fahrscheine zur Einführung gelangen. Dieselben gelten zur wahlweisen Benutzung: 1) nach München, ab Thüringer Bahnbos über Gera-Saaljeld-Nürnberg oder über Corbetha-Jena-Saalfeld- Nürnberg oder ab Bayrischer Bahnhof über Hof - Regensburg oder Hof - Bamberg - Nürnberg oder Hof - Bayreuth - Nürnberg oder Hof-Marktredwitz-Nürnberg. 2) nach Nürnberg, ab Thüringer Bahnhof über Gera-Saalfeld oder Corbetha - Jena- Saalfeld oder ab Bayrischer Bahnhof über Hof-Bamberg oder Hos-Bayreuth oder Hos-Marktredwitz. Hierbei sei noch der neuen Schnellzugsvrrbindung I. und II. Classe Erwähnung gethan. Ab Leipzig, Thüringer Bahnhof, 1,0 Nachm., an Nürnberg 6,56 Abends, an München 10,20 Abends, ab München 9,35 Borm., ab Nürnberg 12,42 Nachm., an Leipzig, Thüringer Bahnhof, 6,50 Abends. Zwischen Corbetha und München V-Zug mit Speise wagen. kiUals l-oiprix, LurAstrasss M. 33. empfiehlt sich zu An- und Verkauf von Effecten an der L.on»>onen, kvnlinen und l-eiprigvn könne. Zweimalige I»oni>onvn sowie Lenlinen Coursberichte liegen täglich in unserem Bureau zur Einsichtnahme aus. keinem kMlimclrnclitiiiiß: i 2.20, 2.0V, 180,180 N. pro V- tz. ;edr M iw l-Mdmeit: L 140, 120, UV, 100 R pro'/-Iß- fd ftz U SiavdsrpIotL, k. iMMäim, UM
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