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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.06.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-06-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000601010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900060101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900060101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-06
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RuZmrum, Marschallstraße 1, - Herr 0. 8elliui(tt, Kohlgartenstraße 67, - Herr üeruli. >Vebor, Mützengeschäft, Gabelsbergerstraße 11, Thonberg Herr R. üünt86b, Reitzenhainer Straße 58, Volkmarsdorf Herr OeorK >1emau». Conradstr. 55 (Ecke Elisabethstr.sh Frankreich und der Protestantismus. LI. Die Reformation durch den großen deutschen Reformator hat einst ihre Wellenkreise bis über Deutschlands Grenzen hinaus geschlagen. Die Besten aus allen Ständen in Frankreich be kannten sich zu Calwin's Lehre. Aber bald wüthete die römische Kirche mit Mitteln, die ein Hohn sind für das Evangelium der Freiheit und der Liebe, gegen die Bekenner jener Confession. Das Blutbad von Vassy im Jahre 1562, die folgenden blutigen Religionskriege bis zur Bartholomäusnacht 1572, in der Tausende von Protestanten hingeschlachtet wurden, sind eine untilgbare Schmach in der Geschichte der römischen Kirche. Nicht minder haben sich der König, der es in christlicher Sittlichkeit im eigenen Leben so sehr fehlen ließ, und seine bigotte Maitreffe, die Frau von Maintenon, durch die brutale Vergewaltigung der franzö sischen Protestanten ein Denkmal gesetzt. Die Jahre 1681 bis 1686 mit ihren Dragonaden, mit ihrer barbarisch rohen Be kehrungsarbeit gehören zu den schmachvollsten Erinnerungen in der Geschichte Frankreichs. Stock und Peitsche, Faustschläge und Säbelhiebe mußten helfen, die Ketzer in den Schooß der allein seligmachenden Kirche zurückzuzwingen. An den Haaren oder den Strick um den Hals schleppte man die Armen in die Kirche zum Abschwören. Trotz alledem stand mit einem Schlage, als Ludwig XVI. im Jahre 1787 ein Toleranzedict erließ, eine Schaar von 500 000 Hugenotten auf. Und heute? Etwa 650 000 Protestanten finden sich unter den 38 Millionen jenes Landes. Aber gerade sie sind die geistige und wirtschaftliche Kraft des Landes. Ein katholischer Gelehrter stellt in einer französischen Zeitschrift das beachtens- werthe Zeugniß aus: „Die Protestanten leiten bei uns die Ministerien und die großen Bankgeschäfte, sie bevölkern die Kammer und den Senat; die Gesandtschaften, die Hochschulen, alle hervorragenden Verwaltungsstellen sind in ihren Händen." Ein ehemaliger französischer Minister rief im vergangenen Jahre seinen Landsleuten zu: „Frankreich hat Alles zu verlieren, wenn eS katholisch bleibt, und Alles zu gewinnen, wenn e» protestantisch wird." In Böhmen, wo man einst mit ähnlichen Mitteln wie in Frankreich den Protestantismus zu vertilgen hoffte, singen jetzt die neu gewonnenen Protestanten siegesfreudig das Lied, in dem er heißt: „Nun wird eS wieder Helle". Die Hoffnung, daß, ähnlich wie in Oesterreich, nun auch in Frankreich eS hell werde, scheint nicht ganz unbegründet. Folgende Thatsachen auS jüngster Zeit mögen die» -eigen: Die Provinzen im Westen waren ehedem der Hort des Protestantismus, bi» nach dem Falle von Rochelle (1628) mit den Hugenotten fast bis auf die letzte Spur aufgeräumt ward. Jetzt, schon seit 1882, regt sich dort das Verlangen nach evangelischen Geistlichen, nach evan gelischen Gottesdiensten; der Uebertritt des Priesters Bon homme machte einen tiefen Eindruck auf die ganze Gegend. Bonhomme studirte protestantische Theologie und ließ sich dann in seiner früheren Gemeinde als evangelischer Pfarrer nieder. Jetzt predigen fünf ehemalige Priester in der Charente das Evan- gelium. In 27 Gemeinden hat die evangelische Kirche Boden ge wonnen; in 11 Gemeinden sind regelmäßige Gottesdienste ein gerichtet, zu denen di« Leute au» 20 bis SO Dörfern zusammen strömen. Bon weit und br«it kommen Gesuche um Belehrung über den evangelischen Glauben. In einer solchen Bittschrift heißt es: „Wir wollen die Wahrheit. . . . Dir sind für St»; sobald wir einmal Pfarrer und Kirche haben, wird es Jedermann mit Ihnen halten." Liner stellt dem Prediger sein Haus zur Verfügung und fügt hinzu: „Ich bürge dafür, daß Sie viele Zuhörer haben werden." Sehnlich wie in Oesterreich fördern die katholischen Priester die evangelisch« B«w«gung nicht wenig durch grobe Ver dächtigungen. Sie stempeln di, Protestanten zu englischen und preußischen Spionen, die nur kommen, um das Gelände auszukundschaften, um zu ermitteln, wo der Bauer seine Er> sparnisse aufbewahrt, um dann dort beim nächsten Einfall Quartier zu nehmen. Meist erreichen sie damit das Gegentheil von dem, was sie wollen: die Gutgesinnten winden sich ent rüstet von ihnen ab. Im Departement Creuse hat die Bekehrung des Priesters Bourdery tiefen Eindruck gemacht. Im Abendgottesdienst am Gründonnerstag 1898 erklärte er von den Stufen des Altars aus vor versammelter Gemeinde seinen Uebertritt zur evangeli schen Kirche, nachdem er am selben Tage dem Bischof seinen Austritt aus der römischen Kirche mitgetheilt hatte. Er studirte sodann evangelische Theologie in Paris und ist jetzt Geistlicher der reformirten Kirche in Frankreich. Im Departement CorrSze ist fast die ganze Gemeinde Madrangeszur evangelischen Kirche übergetreten. Sie wurde schlecht versorgt von der Kirche, die Bitte um Anstellung eines Priesters im eigenen Orte wurde nicht gewährt; so wandten sich die Bewohner an den nächsten protestantischen Pfarrer. Am 16. August 1898 kam zum ersten Male ein evangelischer Prediger in das katholische Dorf, mit Glockengeläut empfangen. Die kleine Kirche konnte die Menge nicht fassen, die aus der ganzen Gegend zusammengeströmt war. Die Gottesdienste mußten, oft zwei oder drei an einem Tage, im Freien gehalten werden. Im October desselben Jahres wurde ein evangelischer Pfarrer angestellt; eine evangelische Kirche wird gebaut. Auf allen Wegen wird der Pfarrer durch eine Leibgarde von jungen Leuten begleitet. Begeistert singt die Jugend evangelische Choräle, in der Scheune beim Dreschen, auf der Weide beim Hüten, auf der Straße nach Feierabend. Drei Jünglinge haben erklärt, sie wollten Pfarrer oder Missionare werden. Innig beten schon die Kleinen um Gottes Schutz für Gemeinde und Pfarrer. Wie ein zündender Funke ist die Bewegung von Madranges auf die umliegenden Ortschaften Lbergesprungen. Nach Jahres frist mußten dem Pfarrer drei Mitarbeiter beigegeben werden; unter ihnen ist ein ehemaliger katholischer Priester. Es wird be richtet: „Man ruft uns von allen Seiten, nicht Privatleute, sondern die Gemeindebehörden!" In zehn Dörfern wird regel mäßig Gottesdienst gehalten, der von der ganzen Bevölkerung besucht wird. Vierhundert Uebertritte sind bereits erfolgt. Aehnliche Kunde dringt aus dem Süden Frankreichs. AuS derDordogne schreibt ein Evangelist, daß die Hörer sich manchmal nach dem „Amen" wieder setzen und mehr zu hören wünschen. Im. Dorfe Montr «il, gelegen in der klerikalsten Gegend, sind 64 Personen übergetreten, im ganzen Bezirk mehr als 200. Zahlreich erscheinen die Leute zum Gottesdienst, trotz der Hindernisse, die ihnen in den Weg gelegt werden. Der von Gendarmen geschützte Evangelist hat zuweilen bis zu 250 Zu- Hörer. Manche Gemeinden erklären sich bereit, eine evangelische Kirche zu bauen. . Eigenartige Vorgänge spielen sich im Norden ab: Im Departement Aon ne war die Bevölkerung bis vor Kurzem religionsfeindlich. Die dort arbeitenden protestan tischen Evangelisten wollten den Posten aufgeben; da er folgte plötzlich ein gewaltiger Umschwung. Die Prediger werden verlangt und können nicht oft genug kommen. Freidenker lassen ihre erwachsenen Kinder taufen und vom evangelischen Pfarrer unterrichten. InGurgy besuchen kaum noch zwanzig Personen di« Messe, der evangelische Geistliche dagegen hat immer 130 bi» 180 Zuhörer. Zuweilen ist der Andrang so stark, daß der Pfarrer drei Versammlungen nacheinander halten muß. Sin Missionsschiff, „Der gut» Bote", fährt unter der Leitung de» früheren Priester» Huet von März bi» October die Könne auf und ab, legt in jedem Dörfchen an und versorgt die Bewohner mit evangelischer Predigt, zu der die Leute von weither herbei eilen. Dieser Erfolg hat so ermuthigt, daß rin zweite» Mission»- schiff gebaut werden soll. Zur Aufnahme übertretender Priester stehen zwei Hospize offen, in unmittelbarer Nähe von Pari», in Tourbevoie und in SSvre»; da» erstere ist im Jahr» 1884 gegründet; eS wird geleitet von dem ehemaligen Priester Corneloup; e» hat bither achtzig Priestern Unterkunft gewährt. Da» zweite steht unter der Leitung des tüchtigen Bourrier, der auch früher katholischer Priester war. Er ist auch der Vorkämpfer in der Los-von-Rom-Bewegung unter den französischen Priestern und wirkt sehr eifrig durch „den französischen Christen". Vie Sühne der Beleidigung -er deutschen Flagge in Australien und Anderes. Aus Melbourne, 25. April, wird der „Welt-Corresp." geschrieben: Wenn sich die Affaire in der Stadt Bendigo, wo die vor dem deutschen Vereinslocale aufgepflanzte schwarz-weiß-rothe Fahne von Straßenbuben heruntergeholt und zerrissen wurde, zu einer cau8« cSIöbre entwickelte, so findet dies in dem taktlosen Ver halten des Premier-Ministers von Viktoria Erklärung. Statt das Beschwcrdeschreiben des hiesigen Consulats durch den rück haltlosen Ausdruck des Bedauerns über den Unfug zu erwidern, und damit die Angelegenheit prompt aus der Welt zu schaffen, zog genannter Herr vor, einen Untergebenen mit der Abfassung d«r Antwort zu betrauen; Inhalt wie Form jenes Schreibens war so wenig befriedigend, daß ein weiteres und energisches Vor gehen der Reichsvertretung zu absoluter Nothwendigkeit wurde. Das Consulat wandte sich schriftlich an den Gouverneur, Sir John Madden, beklagte sich Uber die nonchalante Art und Weise, in welcher der Premier die Beschwerde behandelte, und forderte als Genugthuung das Wiederaufhissen der deutschen Flagge an gleicher Stelle, und zwar in Gegenwart der städtischen Würden träger und eines Vertreters der Regierung. Der Gouverneur hat hierauf sein tiefes Bedauern Uber die der deutschen Trikolore zu Theil gewordene Beschimpfung ausgesprochen, jede Kenntniß oder Mitschuld der Regierung als außer Frage stehend betont, und ein gerichtliches Vorgehen gegen die Delinquenten ver sprochen; die weitergehende Forderung auf SatiSfaction müsse er jedoch abweisen, da kein Landcsgesetz bestehe, auf Grund dessen die Anwesenheit der kommunalen Behörden bei einem solchen Acte erzwungen werden könne, auch in Berücksichtigung der Um stände eine derartige Form der Genugthuung nicht Wünschenswerth erscheine. Das deutsche Consulat, welches mit jener Forderung wohl nur bezweckte, die voll berechtigte Mißstimmung über da vorherige Ausbleiben einer zufriedenstellenden Entschuldigung zu markiren, hat, wie man hört, der Hoffnung Ausdruck gegeben, eS würden angesichts der nunmehr erfolgten officiellen Er klärung weitere Schritte von Berlin auS unterbleiben. Daß die hiesige Tagespresse, statt dem Act des Gouverneur» ehrlich zu secundiren, die ganze Affaire va rickiouls behandelt, war vorau»- zusehen; ebenso wenig darf eS bei der jetzigen Stimmung gegen „koreixners", d. h. gegen Alle, welche dem Kriege in Süd- Afrika nicht zujauchzen, Wunder nehmen, wenn die jugendlichen Radau-Patrioten, deren kostenlose Vertheidigung der gewandteste Melbourne: Advocat übernahm, unbestraft vom Gericht ent lassen wurden. Liegt auch den deutschen Bewohnern Australien nichts ferner, als einen Gegensatz zu der englischen Bevölkerung heraufzubeschwören, so dürfen wir uns doch freuen, daß die Reichsvertretung die Gelegenheit benutzt hat, ihre Existenz zu bekunden und fernerem Unfuge «ine» Jingothum» vorzubeugen, welches seit dem Waffenantheil an den kriegerischen vpftntionen eine nie geahnte Macht hier erreicht hat. o * . * Ueber einige weitere, auch für Deutschland wichtige austra lische Angelegenheiten schreibt derselbe Correspondent: Die Rede, welche Mr. Chamberlain gelegentlich de» zu Ehren der australischen Föderationi-Delegirten gegebenen Banket» in London gehalten, und in welcher er die Begründung eine» »imperialistischen Zollverein» befürwortete, hat weder in hiesigen maßgebenden Kreisen, noch in der australischen Presse Antlang gefunden. Die beiden leitenden Organe „The Sydney Morning Herald" und der „Melbourüer ArguS" sprechen sich auf da» Entschiedenste gegen eine Absperrung»«Politik au»; da letztere Blatt, welches sonst der Colonial-Politik des englischen Ministers durch Dick und Dünn folgt, tritt der Ansicht bei, es sei unleugbar, daß sämmtliche Colonien Australiens es für Nvth- wendig befinden, ihren Handel mit fremden Nationen mehr und mehr auszudchnen, und jeder Versuch, einen Zollverein zwischen > dem Mutterlande und seinen Colonien herzustellen, müßte letzteren Ruin bringen und schließlich zur Auflösung des Reiches führen. Mag die Macht Chamberlain's auch noch so groß sein, an dieser Klippe wird sie voraussichtlich scheitern. Eine Angelegenheit, die für die Verbindung Australiens mit der Außenwelt von Bedeutung ist, ist soeben auf ziemlich uner wartete Weise zur Entscheidung gelangt. Es handelt sich um die neue Kabelroute, welche ohne Berührung fremder Land gebiete Australien mit England verbinden soll. Das eine Unter nehmen, The Imperial Pacific Cable, tritt mit dem Project via Kanada auf, während die bisher den Dienst führende Eastern Extension Company durch eine directe Verbindung mit Capstadt das gleiche Ziel erreichen will. Die Verhandlungen mit den ver schiedenen Colonien schleppten sich ohne Aussicht auf absehbare Entscheidung seit Monaten hin, und während die Regierungen von Neu-Süd-Wales und Viktoria den Stillen-Ocean-Plan be günstigen, neigten sich Süd- und West-Australien mehr der afrika nischen Route zu. Die Eastern Extension Company hat nun end lich die Situation durch einen geschickten Coup geklärt; ohne auf die Einigung der verschiedenen Colonien unter einander, resp. auf die Zustimmung von Sydney, Melbourne und Brisbane länger zu warten, ist der Vertrag mit Süd- und West- Australien abgeschlossen und der Beginn der Kabellegung sofort in Angriff genommen worden; und es tritt für die beiden zustimmenden Colonien ein« Reduction des Tarifsatzes um 10 Pence pro Wort, und zwar für den alten Weg, mit dem 1. Mai bereits in Kraft. Es ist mit ziemlicher Sicherheit anzu nehmen, daß die säumigen Provinzen sich nunmehr schleunigst anschließen werden. Uebrigens wäre eS im Interesse des Publicums, wie des Handels sehr wllnschenswerth, wenn das Concurrenz-Unternehmen gleichfalls zur Ausführung käme; der geschäftliche Verkehr mit Amerika wächst von Jahr zu Jahr, und außerdem: je mehr Kabel für unseren isolirten fernen Erdtheil, desto besser. Der Krieg in Südafrika. -<». E» ist kaum mehr zu bezweifeln, und die beute zu erwartenden Nachrichten dürften eS bestätigen, daß di« Räumung Johannesburg- beschlossene Sache ist. ES wird un» berichtet: "Landon, 31. Mat. (relegramm.) Feldmarschall Roberts meldet an» Germtfton unter dem 3V. d. M: „Nachdem heute Morgen ein Parlamentär nach Johannesburg gesandt worden mar, kam der Comnean- dant »n mir »nd ersuchte mtch, de« Einzug t« dte Stadt um 24 Stunden zu verschieben, da noch viele bewaffnete voeren in der Stadt seien. Ich willigte rin, da ich darauf bedacht war, eine etwaige Ruhestörung tu der^ Stadt zu vermeiden, und auch «och «btbeilunaen des Feinde» dte Hügel in der Nmgeaeu» besetzt hielten, dte vorher hätten gesäubert »erden müssen." * Pretoria, 3». «ai. („Reuter'» vnrea«".) von den Fort» nm Pretoria sind alle Druppen »tzrück- gzogen (Wiederholt.) Es ist anzunrhmen, daß nach dem Falle Iobanne-burg- aucb Pretoria preiSgegeben werden wird. Darüber, wa» nachher werden wird, sind nicht einmal Bermuthungen möglich. Den Boerea bleiben daun nur noch di« Berg« im Osten und Norden de» Lande». Sonst liegen »och folgende Meldungen vor: , * London, -1. vtai. (Telegramm.) Lin« Depefch« de» Frldmarschall« Robert« an» Lermiston vom SO. b. M. «wnb« berichtet über den Kampf vom 29. d. M.: Der Hauptantheil fiel der Colonn» de« General» Hamilton zu, di» westlich von
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