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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.06.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-06-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000605018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900060501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900060501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
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Größere Schriften laut unsere« Prets- vtrzeichniß. Tabellarischer und Zissernsatz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbefärderuug ^l 60.—, mit Postbesürderuug Al 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Ab end-Ausgabe: vormittag« 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestelle» je ei» halb« Stund« früher. Anzeigen siud stets an die Expedtttou zu richte». Druck und Verlag von L. Polz iu Leipzig 28V. Dienstag den 5. Juni 1900. 94. Jahrgang. Städtebilder aus Sachsen. Löbau*) Nachdruck verbot!». I. L Eine Zierde der an landschaftlichen Schönheiten so reichen Oberlausitz ist die schmucke, freundliche und aufstrebende Stadt Löbau. Ihren Namen verdanit sic unstreitig ihrer land schaftlich bevorzugten Lage. Derselbe ist abzuleiten von dem wendischen Worte „lubozna", d. h. die Liebliche, im Volksmunde heißt heute noch Löbau die „Liebe". Im Laufe der Jahrhunderte hat die Schreibweise des Namen« manchen Wechsel erfahren. Um 1221 schrieb man oppiäum äe Imbun, 1238, 1293 Imbaviu, 1268 Lubawe. 1306 stat Lobaw, czur Lobaw, in Leubawe, antiguam I-oduvium, 1311 Lubbau, 1317 civ. I^ndav, 1322 de Lubovie, 1329 Lobavia, 1339 Lubou, 1348 zcuir und zcu der Lubuou, 1367 Lobow. Wie au« dem Namen herauSklingt, ist Löbau al« eine Grün dung der Wenden anzusehen. An der uralten Handelsstraße, die von Meißen nach Polen führte, gründeten deutsche Ansiedler auf wenigen Hufen, die vormals zu einem altslawischen Dorfe gehörten, eine deutsche Siedelung. Bon dem alten Stamme übernahmen sie auch den Namen; das Dorf bekam im Laufe der Zeit den Namen „Altlöbau" (die alte Löbe), während die neue Gründung „Löbau" genannt ward. In einer Urkunde des Bischof» Benno II. von Meißen wird Löbau unterm 24. Juni 1221 zum ersten Male als Stadt aufgeführt. Die Verwaltung der Stadt erfolgte durch einen sekbstgewählten Bürgermeister und durch von der Bürgerschaft gewählte Rathmannen. König Wenzel und Kaiser Sigismund bestätigten dies Privilegium, das man die „freie Rathskür" nannte. Rathmannen und Bürgermeister bildeten zusammen den Rath; neben demselben bestand noch eine Communalvertre- tung, e« war der Rath der Nettesten. Ohne Zustimmung des Rache- der Nettesten konnnte kein bindender Beschluß gefaßt werden. Standen wichtige Beschlüsse bevor, so befaßte sich im DorauS der Rach der Nettesten mit der Angelegenheit, deshalb hieß er auch .Vorrath". Er setzte sich zusammen aus vier Nettesten, dir schon einmal ftn Rache gesessen stoben mußten, und aui aau Handwerksmeistern, nämlich je -wei Tuchmachern, Flei schern. Schustern und Bäckern. Die Wahl der RathSmitglieder er folgte alljährlich. Frühzeitig erlangte die Stadt besondere Vorrechte. Die Markgrafen Otto und Wolidemar von Brandenburg ver *) Zur Abfassung wurden benutzt: A. Bergmann, Geschichte der Oberkausitzer Sech-stadt Löbau; vr. Scknnidt. Einiges zur Geschichte der Löbauer Innungen; K. A. Kretzschmar, Löbau in Sachsen und dessen Umgebung; Berichte des Stadtrathes zu Löbau; Berichte der Handels- und Gewerbekammer zu Zittau. liehen den 'Bürgern von Löbau das Recht, in Bautzen zu kaufen, zu verkaufen, ohne vorher ihr Silber in Bautzener Münze umwechseln zu müssen. Dieses Privilegium ward ihnen unterm 18. April 1306 zugestanden. König Johann von Böhmen befreite am 29. Juli 1322 zehn Hufen Landes, die von Löbauer Bürgern zur Stadt erworben werden sollten, von allen Steuern und Abgaben. Das Recht des rothen Siegels verlieh König Matthias von Böhmen am 28. Juni 1469. Von wirthschaftlicher Be deutung war es, daß Löbauer Bürger an die Städte Bautzen, Kamenz und Königsbrück keinen Durchgangszoll zu entrichten hatten. Dieses alte Recht bestätigte König Karl IV. am 26. Januar 1354 aufs Neue. Unterm 1. Februar 1350 hatte er der Stadt schon das Recht verliehen, Lehngüter nach Stadtrecht, d. h. nach Erbe, zu besitzen. Am 4. August 1367 erlangte Löbau von ihm das Recht, von jedem Wagen, der die von der Stadt Löbau auf eigene Kosten erbaute Straße bei Ebersdorf befuhr, zwei Heller Wegegeld erheben zu dürfen. Außer diesen Vorrechten besaß Löbau noch andere Rechte, die mit dem Stadtrechte aufs Engste verknüpft waren. Hierzu sind zu rechnen: das Marktrecht, die Braugerechtigkeit und vor Allem das Meilenrecht. Nach diesem durfte innnerhalb des Umfanges einer Meile kein neuer Kretscham errichtet werden, es durfte auch kein Handwerker sich niederlassen. In diesem Kreise kam auch nur Löbauer Bier zum Ausschank. Das Recht der Bannmeile bestätigte am 25. Juli 1496 König Wladislaus von Neuem, weil die früheren Briefe schadhaft geworden waren. Der Bannmeile wegen kam es zwifchen der umliegenden Ritter schaft und der Stadt Löbau wiederholt zu erbitterten Streitig keiten. Von großem wirthschaftlichen Vortheile war es für Löbau, daß es über eine groß« Anzahl Dörfer die Obergerichts barkeit ausübte. Das Löbauer RUgenbuch vom Jahre 1491 führt folgende Dörfer auf: Gerardesdorff, Ewerspach, Koth- marßdorff, Heinrichsdorff, Schönenbuch, Lawbe, Lewenwalde, große Swenitz, kleine Swenitz, ober Cunerßdorsf, Ottinhayn, Ewerßdorff, StrawenwaLde, große Desen, kleine Desen, Olsen, alde Lobaw, Nechan, Mnrode, Breitendorff, Wolow, Jawer- nig, Erapicz. Spittal, Kytlicz. Unwerde. Lawchaw, Georgewicz, Rotenhain, Opeln. Paulßdorff, windische Kunertzdorff, Bisch- dorsf, Herwigßdorff. Diese Gerichtsbarkeit behielt Löbau bis zum Pönfall; als nach diesem die Städte nach und nach einzelne unbedeutende Vorrechte wieder erhielten, wurde gerade die Ober gerichtsbarkeit wesentlich beschränkt, denn die Ritter und der Adel wurden mit dieser in den ihnen gehörigen Dörfern be traut. Seit 1346 gehörte Löbau dem Sechsstädtebunde an; dieser ward am 21. August dieses Jahres in Löbau Mischen den königlichen Städten Bautzen, Görlitz, Lauban, Löbau, Ka menz und dem böhmischen Zittau geschlossen. Er hatte den Zweck, die große Handelsstraße von Leipzig durch die Ober lausitz nach Schlesien und Polen vor Straßenräubereien zu sichern. „Wer in einer der Sechsstädte mit Recht geächtet war, sollte auch in den übrigen als Aechter betrachtet werden, und wenn eine Stadt einen solchen Aechter verfolgte, sollten auch die übrigen dieser Städte gegen die Vesten und Burgen, in denen die Ver brecher wohnten oder gchauset würden, ziehen." Unterm 26. September 1355 erhielt der Bund die königliche Bestätigung. Die auf dies« Weise vereinten Städte sorgten nun mit größter Strenge für die Sicherheit der Straße: Raubburgen wurden gebrochen, Räuber rücksichtslos gestraft und manch' adeliger Wegelagerer wurde „in des Königs und der Städte Acht" gc- than. Namenloses Unglück brachten die Hussitenkriege über Löbau; neunzehn Jahre lang währte die Beunruhigung, die Bedrückung und das Unglück. Zum ersten Mal« kamen 1419 die Hussiten nach Löbau, eroberten es und sollen sich vier Wochen darin gehalten haben. Anfang August 1425 erschien ein 18 000 Mann zählendes Hussitenheer vor der Stadt, diese ward von den Bürgern und den Hilfstruppen der Sechsstädte tapfer ver- theidigt, so daß die Siadt selbst nicht genommen werden konnte; aber dafür hatten die Vorstädte schwer zu leiden, sie mußten der Plünderung und dem Brande preisgegeben werden. Da die Hussiten die Stadt nicht einnehmen konnten, z- :n sie ab, um aber Ende September wieder zu erscheinen. Die Stadt ver schonten sie zwar, aber desto mehr hatte das flache Land unter den unmenschlichen Bedrückungen zu leiden. Bald verschwan den die frechen Eindringlinge wieder, nach zwei Jahren aber berannten sie die Stadt. Da das vergeblich war, schritten sie zur Belagerung. In dieser größten Noth zeigten sich die verbündeten Städte als treue Nachbaren. Unter Albrecht von Colbitz und Hans von Polenz rückte Entsatz heran. Als dies die Hussiten gewahrten, zogen sie sich nach Böhmen zurück; doch auf recht heimtückische Weise rächten sie sich furchtbar an der Stadt Löbau. Sie bestachen nämlich einen Brauknecht mit achtzehn Schock Groschen; für diesen Judaslohn zündete dieser am 1. Januar 1429 die Stadt an. In kurzer Zeit vernichtete das gierige Element die meist aus Holz bestehenden Gebäude, so daß nur ein Aschenhausen die Stätte bezeichnete, wo vordem die Stadt gestanden. Aus den Trümmern ragten das Kloster und die St. Nicolaikirch« unversehrt hervor. Der Verräther hatte feinen schändlichen Lohn im Löbauer Berge vergraben, er aber war geflohen; in Görlitz wurde er ergriffen und verbrannt. In aller Eile ward die Stadt wieder nothdürftig aufgebaut und befestigt, aber schon nach zwei Jahren, den 27. Februar 1431, kam von Bautzen her ein neues Hussitenheer; es nahm Löbau 'ein und hielt es vier Monate lang besetzt. Da nahte aus Schlesien Entsatz, auch Bautzen und Kamenz sandten Hilfs truppen. In dieser Lage hielten es die Hussiten für gerathen sich in einer Gcwitternacht aus der Stadt zurückzuziehen und nach Böhmen zu entweichen. An der ausgehungerten Stadt bewiesen die übrigen Sechsstädte ihre Bundestreue, sie sandten Proviant, damit der größten Noth gesteuert würde. Um fernerhin den Huffiten nicht als Stützpunkt dienen zu können, verhandelte man darüber, ob es nicht gerathen sei, Löbau als offene Stadt anzusehen, doch drang auf dem Landtage diese Meinung nicht durch; die verarmte Stadt nahm eine Schuld auf, um di« Stadt von Neuem wieder befestigen zu können. Den letzten Angriff der Hussiten hatte 'Löbau 1438 zu erleiden; aber damit war der Bedrückung noch kein Ende, denn nach dem «ingetretenen Frieden kamen aus Böhmen herüber wüste, rohe Schaaren, die die Um gebung ausplünderten und durch Mord und Brand allenthalben Schrecken verbreiteten. Im Jahre 1477 kam noch «in böhmischer Ritter vor Löbau an, um die Stadt zu erobern. Die an allen Orten geängstete und verarmte Stadt brauchte eine lange fried liche Zeit, um sich von den Wunden dieses verheerenden Krieges nur einigermaßen zu erholen. Die folgenden hundert Jahre waren Jahre des äußeren Friedens, zwischen den Städten und dem Landadel aber fanden fortgesetzt Kämpfe statt. Die ersteren strebten unausgesetzt dar nach, ihren Besitz, ihre Vorrechte und ihre Macht zu erweitern; von den immer geldbedürftigen böhmischen Königen er kauften die Sechsstädte ein Privilegium nach dem anderen, gegen den verarmenden Landadel zeigten sie die größte Rücksichtslosigkeit, von ihm erkauften si« Be sitz um Besitz, so daß sie bald das Uebergewicht über ihn erlangten. So war die Zeit des Schmalkal bischen Krieges gekommen. Der Kriegsschauplatz war von Süd deutschland nach Sachsen verlegt worden. Zur Verstärkung seines H;eres forderte König Ferdinand die Oberlausitzer Stände auf, Truppen zu werben und mit diesen das von den Truppen des Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen besetzte Kloster Dobrilugk zu entsetzen. Noch bevor die Rüstungen be endet waren, machten die kurfürstlichen Truppen in der Lausitz weitere Fortschritte und drangen sogar in die zu Böhmen ge hörende Niederlausitz ein, deshalb ließen die Sechsftädte ihre auf zwei Monate geworbenen Söldner nicht gleich zu den kaiser lichen Truppen stoßen. Im Frühlinge wollte König Ferdinand den Hauptschlag gegen die kurfürstlichen Truppen führen, dazu brauchte er auch die Söldner der Sechsstädte und die Reiter der Ritterschaft; in einem Schreiben forderte «r beide auf, ihre Truppen noch auf zwei Monate zu verpflichten. Den Sechs städten ging das Schreiben zu spät zu; sie lohnten ihre Söldner am 24. April 1547 ab, gerade an dem Tage, an dem die Ent scheidungsschlacht bei Mühlberg geschlagen ward. DaS sollte ihnen zum Nachtheil, den Rittern aber, die ihre Reiter auf weitere zwei Monate verpflichtet hatten, zum großen Dortheil gereichen. Der König Ferdinand hielt über die seiner Meinung nach treulosen Städte ein strenges Gericht; sie verloren alle Privilegien, Freiheiten, Aussetzungen, Ordnungen und Sta tuten, dasselbe galt von den Zünften. Alles Geschütz, Pulver fammt Zubehör mußte ausgeliefert werden; die Städte mußten Fettilleton. Vie Rose in Loudoir und Lüche. Bon Konrad Münch. NaLdruck verböte«. Denn die Ros« ihre Knospen öffnet, dann beginnt die hohe Zeit deS JahreS. Von den fernsten Tagen -der Antike und des Orients bis zur Gegenwart sind die Dichter nicht müde gewor den, di« Tage der Rosen und ihre Königin zu verherrlichen, und selbst der „Dekadenteste" unter den Modernen ist nicht de kadent genug, um nicht in den RosenpreiS einzustimmen. Die Rose hat keine Feinde. AIS seltsame Anomalie wird uns er zählt, daß gewisse Käfer am Geruch der Rose gestorben sein sollen, daß FranceSco Venerio, der Doge von Venedig, an den großen Kirchenfesten die Rosenguirlanden in den Tempeln der Lagunenstadt entfernen ließ, weil er vom Gerüche der Rosen ohnmächtig wurde, und daß ei noch einigen anderen Geist lichen, wie z. B. dem Cardinal Heinrich von Cordova, ebenso erging. Doch da» sind, wie gesagt, ganz vereinzelte Fälle; im Allgemeinen bleibt eS bei dem Satze, daß die Rose keine Feinde hat. DiAmehr haben die Menschen von jeher eine solche Liebe zu ihr gehegt, daß sie sich nicht nur im Garten ihrer Reize er freu«» tvollten, sondern sie auch möglichst in ihr Leben selbst hineinzogen. Die Rose begleitet Geburt, Hochzeit und Tod; die Ros« prangt im Gotteihause und im Banketsaale. Eine be sonder» interessante Rolle hat sie in Boudoir und Küche ge spielt. DaS sind freilich zwei wertgetrennte Departement» de» Hauswesen». aber durch die Beherrscherin de» Hause» stehen sie in einer Art Personalunion. Rosen und Frauen sind ja von je al» da» lieblichste Gefchwisterpaar gepriesen worden. Denn eine schöne und auf ihre Schönheit bedachte Dame zur Zeit de« Perikle« in ihr«r Putzstub« saß und sich in ihrem Metallspiegel beschaute, dann bildete die Rose einen nicht ge ringen vestandtheil der Salben, Puder und Wasser, die in Büchsen, Dosen und Flaschen zu ihrer Verfügung standen. Um ihren Teint zu erhalten, verwandte sie Rosenblätter, die mit Lmmoniaksalz und einer Reihe von anderen Ingredienzien der- mffcht Warrn. Ihre Augenlider verschönerte sie durch! ein Pulver, da« au» getrockneten und verbrannten Rosenblattern bestand. Verließ die Schöne ihr Bad, so verfchlte st« nicht, da« „DiapaSma" zu benutzen, ein Rosenpulver, da» man nach dem Vadr aus di« Haut streut« und dann nach riniaer Zeit Mit kaltem Wasser wieder abwnsch; auf diese Weile theilte man der Haut ktwa» von dem lieblichen Geruch der Blumenkönigin mit, 8» gab aber auch sehr ernste Fälle, in denen die Rose im Boudoir der griechischen Dam« eine verschwiegene, aber wichtige Rost» spielt«. Ode« ist e» kein rrnstrr Fall, daß Asvafia al» Rissd »urA »in« Ware« auf der Danae dicht am Kinn arg verunstaltet WUrdttz Vspasta mit einer Warz« — man versteht, daß sst dann rben nicht di« historische, die geseierte Aspasta qe« Word«» wär«. Venu» selbst nahm sich diele« ernsten Falle», wie unt «rjtkhlt wird, an. Sie sandt« dem Mädchen im Traum« «ine Taub«, Und dies« verwandelte stch in «ine Junglran und hieß Aspastrn di« verwelkten Rosenkränze von der Bildsäule der SLtti« nchmen und die BlStter gerieben <wss ihre Wange legen. Die» Mittel half, der Auswuchs verschwand. Uebri- gens ist nach Plinius, wie wir zu Nutz und Frommen etwaiger leidender Leserinnen mittheilen wollen, der Rosensaft überhaupt ein vortreffliches Mittel gegen Warzen. Wenn die medicinisch:» Eigenschaften der Rose von den Griechinnen geschätzt wurden, so war doch natürlich für sic das Begehrenswertheste an der Rose ihr Duft. Sie suchten ihn durch Rosenpomade und ganz besonders durch das Rosenöl festzu halten und auf sich zu übertragen. Das Rosenöl der Griechen, das schon Homer kennt, ist aber nicht dasselbe, das im Oriente erfunden worden und als das echte und klassische zu bezeichnen ist; vielmehr war die Bereitung die, daß Rosenblätter in feinem Baumöl zerquetscht wurden, worauf nach einiger Zeit das Oel abgegossen und dann wieder eine gleiche Menge Rosen blätter darin zerquetscht wurde. Diese Procedur mußte sieben Mal wiederholt werden. Obwohl diese Art von Rosenöl an In tensität und Feinheit deS Parfüms mit dem orientalischen sich nicht messen kann, so war eS doch bei den Griechen sehr hoch ge schätzt. Lange «ar Phaselis wegen seiner Rosenparfüme hoch gefeiert, später mußte es seinen Ruhm an Neapel, Capua und Präneste abtreten. Mit Hilfe dieses Rosenöls zauberte die Griechin die lieblichste Atmosphäre um sich, und eS versteht sich, daß die raffinirten Römerinnen der Kaiserzeit diese kos metischen Mittel in noch weiterem Maße gebrauchten. Aber während die Rose bei den Griechen in der Hauptsache für den feineren Geruch bestimmt war, mußte sie im kaiserlichen Rom vor Allem dem derberen Gaumen dienen. Wohl kannten auch die griechischen Damen da» Recept eines Rosencompot»; von den römischen Gourmands aber konnte Seneca mit Recht sagen: „Der Ausfall ihrer Küchenkünst« hing von der Zufuhr von Rosen ab." ES gab Rosenpudding, Rosenconfituren, Rosen- Honig. Besonders gern wurde die Rose mit dem Tranke ver mischt. Ursprünglich bereitete man eine Art Maiwein, indem man Rosenblätter auf den Wein streute; später aber wurde richtiger, künstlich zubereiteter Rosenwein «in Modegetränk, ja, nicht nur daS. sonder» man badete sich selbst in Rosenwein. Air Parfümirung de» BodeS wurden die Rosen auch sonst verwandt, und die lüsterne KUopatra ließ einmal in der Zeit, da die Rosen selten waren, für ein ganze« Talent Gold frische Rosen kaufen und in ihren Schloßweiher werfen, um sich darin zu baden. Doch sie wurde übertroffen durch jenen Kaiser Heliogabal, der Fischteiche mit Rosenwein füllen und, nachdem er sich darin ge badet hatte, den Wein an da» Volk verschenken ließ. Dieser selbige Heliogabal war übrigen» überaus stolz aus seine große Erfindung, den Rosenwein durch Beksatz von Pinienzapfen ver- bessert zu haben. Man kann sich «ine Vorstellung machen, wa» ein derartiger Trank kosten mußte, wenn man erfährt, daß ein Genosse der Verschwendungen de» Nero einmal gelegentlich eine» Feste» für einen Rosenwein über 4 Millionen Sesterzen, da sind rund 400 000 «L, au»gab. Man darf e» al« ein Glück bezeichnen, daß ein derartiger sinnloser Rosenluzu« in der Geschichte nur einmal zu ver zeichnen ist. Da» Mittelalter stand ja hinter der Antike, und speciell hinter Italien, in seiner Rosencultur viel zu weit zurück, al» daß e» ein derartige» Raffinement bei der Ver- werthung der Rose hätte entwickeln können. Doch wußte die ritterliche Frau de» Mittelalter» den Werth der Rose zu kos metischen Zwecken gleichfalls gar wohl zu schätzen. Et war be sonder» daS Rosenwasser, das die Ritterfrauen und Ritterfräu lein mit Vorliebe verwandten; vermuthlich war sein Gebrauch mit den Kreuzzügen in Europa bekannt geworden. Das Rosen wasser half gegen alle Unreinlichkeiten des Teints; in Rosen wasser wuschen die Damen sich vor Beginn der Täfel ihre Hände, und bei dem Italiener Barderino werden der jungen Königin Hände und Antlitz mit Rosenwasser gewaschen, bevor sie zur Hochzeit geht. Das Parfüm der Rose im Allgemeinen galt für stärkend; auch übten die Damen des Mittelalters be reits den Gebrauch unserer Großmütter, getrocknete Rosen blätter -wischen die Wäsche zu legen. Dann war die Rose gegen vielerlei Beschwerden der Damen gut. Der Fluß der Augen wurde durch Rosenthau gebessert, Rosenpraparate halfen gegen Liebestränke, und wessen Haar mangelhaft gedieh, der wandte Rosenöl an, darin Bienen oder Kanthariden gekocht waren. DaS waren kleinere Leiden; daß aber der Rose Heilkraft gegen mehrere Dutzend der schwersten Krankheiten zugetraut wurde, sei hier nur beiläufig erwähnt. Einige der berühmtesten Ar- cana deS Mittelalters, die lange Jugend und Schönheit spenden sollten, wie z. B. daS „königliche Geheimniß", daS Elisabeth von England dem Kaiser Rudolf II. schenkte, bestanden zum guten Theile auS Rosen. Auch in der Küche wollte daS Mittelalter die Königin der Blumen nicht missen. Wieder war auch hier das Rosenwasser ganz besonders beliebt. Man verwandte «S zu Saucen, Ra gout« und Suppen. So aß man z. B. die gebratenen Reb hühner gern in Rosensauce. In Süddeutschland dienten die Rosenblätter für Würze deS Geflügels, und noch bis in die jüngste Zeit hinein sind weiße, in einen leichten Teig gebackene Rosen dort eine beliebte Speise gewesen. Confitüren und Backwerk aller Art wurden im Mittelalter in erheblicher Anzahl von Rosen bereitet. Wir sind aber hiermit der geschichtlichen Entwickelung be reit» vorausgeeilt und müssen jetzt vor Allem einen Blick auf den Orient werfen, in dem die kosmetische Bedeutung der Rose ihren Höhepunct erreicht. Der Orient hat den Ruhm der Erfindung de» Rosenöl». Unter dem echten Rosenöle ist na türlich nur da» überaus feine ätherische Oel gemeint, daS in den Rosenblättern selbst sich befindet. Ganz echter und ganz «ine« Rosenöl soll, wie eS heißt, so fein sein, daß ein ver schütteter Tropfen in der Luft verflüchtigt, bevor er die Erde erreicht. Wenn daS Mittelalter dem Rosenparfüm, wie wir sahen, eine kräftigende Wirkung zuschrieb, so liegt darin inso fern etwas Richtige», als da» Rosenöl in der That eine wohl- thuend belebende Wirkung au»zuüben scheint. Natürlich ist für un» die Erfindung dieser berühmtesten aller Parfüme von Interesse. Die Perser haben sie durch eine Sage gefeiert. Al» die berühmte Prinzessin Nurmahal mit ihrem geliebten Prinzen Djianguye Hochzeit feierte, ließ sie die Canäle in ihrem Garten mit Rosenwasser füllen. Al» dann da» Liebespaar an ihren Ufern spazieren ging, be merkte e» auf dem Wasser eine Art Schaum; man nahm ihn herunter — es war Attar-gul, die Roseness«nz. Diese Sage wird in da» 17. Jahrhundert verlegt, und e» ist in der That nicht wahrscheinlich, daß da» Rosenöl im Oriente früher be kannt war. Bi» zur Regierung Aureng-Zeb'» (gest. 1707) war e» so theuer, daß etwa ein Gramm 350 -F kostete. Di«l älter ist da» Rosenwasser. Diese» wird schon von Firdusi in seinem Königibuche al» etwa» allgemein Verbreitete» und um 950 n. Ehr. war es auch bereits in Byzanz bekannt, da eS in dieser Zeit bei der Beschreibung eines dortigen Hoffestes als Wasch wasser genannt wird. Ja, es ist wahrscheinlich, daß das Rosen wasser schon auf dem Putztisch der vornehmen Hebräerin der späteren Zeit leine geringe Rolle gespielt hat, da der Talmud seiner erwähnt. Die Hebräerinnen mögen das Rosenwasser aus Fayum in Ober-Egypten bekommen haben, wo noch heute ganze Aecker mit Rosenstauden bepflanzt sind. Ein anderer wegen der Herstellung des Rosenwassers und Rosenöls berühmter Ort im Oriente ist Ghazipur am Ganges. Als das vorzüglichste Rosenöl gilt im Oriente das von Kaschmir. Doch ist auch das Rosenöl von Schiras, Damaskus, Basra u. f. w. berühmt. Was wir in Europa erhalten, kommt fast ausschließlich aus den großen Rosendistricten am Südabhange des Balkan, wo Ka- sanlyk (nicht gar weit von Ndrianopel) wegen seines Rosenbaues das europäische Paradies genannt wird. Moltke hat in seinem Buche über die Türkei von dieser Gegend und von ihrer Rosen zucht eine anschauliche Schilderung gegeben. Rumettens jähr liche Production an Rosenöl bewegt sich zwischen 800 und 1000 Kilogramm; es wird übrigens gegenwärtig das türkische Rosenöl an Feinheit des Geruches bei weitem von dem deutschen über troffen, das seit dem Jahre 1884 die Leipziger Firma Schimmel L Co. aus sächsischen Rosen herstellt. Rosenwasser und Rosenöl spielen in Poesie, Geschichte und Leben des Orients eine große Rolle. Die Dichter erwähnen «» hundert Mal. Den Schönen werden die Füße mit Rosenwasser gewaschen, ein Becher mit Rosenwasser gilt als ein köstlich Ge schenk, und selbst die Leichen der Helden werden mit Rosen wasser bespült. Das Rosenwasser gilt als reinigend. Ms der Khalif Omar Jerusalem erobert hatte, ließ er den ganzen Felsen, auf dem der Tempel Salomonis gestanden hatte, mit Rosenwasser abwaschen, «he er Allah eine Moschee darauf er richtete. Und als die Christen diese Moschee in eine Kirche verwandelt hatten, ließ Saladin 1188 wieder alle ihre Mauern mit Rosenwasser bespülen; 500 Kameele brachte die köstliche Essenz herbei. Es versteht stch, daß in den verschwiegenen Harems der türkischen Großen das Rosenöl und das Rosen wasser eine außerordentliche Rolle spielen. Es wird beim Bade verwandt, es dient als Parfüm; der Kaffee muß nach Rosen duften; in dem berühmten Sorbet befinden sich Rosen, und Rosenpasten schlucken die genäschigen Orientalinnen gern. Naht sich der gefürchtete, aber im Orient nicht eben seltene Gast, die Cholera, so trinken die Schönen Rosenwasser, das mit einigen mysteriösen Ingredienzien vermischt wird. Es würde zu weit führen, wollte man alle Gerichte aufzählen, zu denen die Orien talen die Rose benutzen. Ihre Rolle in der Küche hat die Rose für un» wenigsten» im Wesentlichen aurgespielt; im Boudoir behauptet sie sich in ungeschmälerter Bedeutung. Und wenn man einen Blick auf die unendlich mannigfaltigen Verwendungen der Rose im Bou doir und Küche vom Rosenwasser de- Orient», vom Rosen pulver der Griechin und vom Rosenweine der Römer herunter bi» zum Rosenschnitz der Bayern und zum Rosenlikör (rooosiio) der Italiener betrachtet, dann muß man dem alten Anakreon in seinem Worte zustimmen: „Wa» könnte irgend ohne Rosen gr- than werden?" , - -
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