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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.06.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-06-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000616026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900061602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900061602
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- Wahlperiode
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- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
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4V24 werbetreibeaden, indem man sie ioycottlrt und so der zu ihrer Existenz nothweodtgea Kundschaft beraubt. Dabei arbeiten sich beide Zweig» polonisirender Thätigkeit planmäßig in die Hand. Die neuen polnischen Ansiedler auf dem flachen Lande liefern die uöthige Kundschaft für die in den Städten zu rtablirenden polnischen Ge- werbetreibenden. Und diese wiederum drücken aus den Ersatz deutscher Bauern durch Pole». Die Gefahr der weitergehenden Poloni- sirung und der weitergehenden Verdrängung deS DeutschthumS in den preußischen Ostmarken ist daher eminent uud schleunige Abhilfe dringend geboten. Es ist die unabweisbare Pflicht LeS preußischen Staate- und seiner Regierung, mit vollster Kraft da« große nationale Werk wirksamen Schutzes und der Erhaltung des DeutschthumS in den Ostprovinzeu in Angriff zu nehmen und in dauernder planmäßiger Arbeit durchzuführen. Kein Opfer darf für diese» hochwichtigen Zweck zu groß erscheinen. Die volle persönliche und finanzielleKrast deSStaateS und seinerOrgaue muß und wird in denDienst derselben gestellt werden. Aber auch daS deutsche Volk im Ganzen muß sich dessen erinnern, daß in dem vorliegenden Falle von ihm selbst daS Wort gilt: tu» res u^itur, und demzufolge die Politik Preußens zur Wahrung deS DeutschthumS in seinen Ostmarken mit allen Kräften unterstützen und fördern. Nur so kann und wird dem Vordringen des PolenthumS in die deutschen Landstriche und Be völkerung Halt geboten und dem Osten die deutsche Cultur er- halten werden." Hiernach ist anzunehmeu, daß der preußische Landtag in seiner nächsten Tagung sich mit weittragenden Vorlagen zu beschäftigen baden wird, die daS Zurückdrängen deS Polen- thums zum Zwecke haben. Auf eine harte Probe wird da durch die CentrumSfraction des Abgeordnetenhauses gestellt werde». Sie ist zwar nicht ausschlaggebend wie im Reichstage, aber sie ist sich zweifellos bewußt, daß ihre Parteinahme für die Polen und deren Bestrebungen die Regierung davon abhalten muß, die im Reichs tage von einem Tbeile des CentrumS geleisteten „Flotten dienste* durch Nachgiebigkeit gegen klerikale Forderungen in Preußen zu belohnen. Sollte, waS nicht unwahrscheinlich ist, ein Theil deS preußischen CentrumS geneigt sein, die Polen fallen zu lassen, um den klerikalen Einfluß in Berlin nicht zu verlieren, so könnte sich leicht in dem „festen Thurme" ein tiefer Riß bemerklich machen. Schon aus diesem Grunde wird man mit Spannung der nächsten Tagung des Landtages entgegensehen dürfen. Der Aschanti-Aufstand macht dem Colonialamt in London fortgesetzt die größte Sorge. Von dem commandirenden Officier der englischen Entsatztruppen, Oberst Willcocks, erhielt das Amt eine vom 12. Juni ab Prahsu datirte Depesche, in welcher er berichtet, daß ihm die erste directe Nachricht aus dem belagerten Kumassi zugegangen sei. Ter belagerte Gouverneur der Goldküste thrilte darin mit, daß er wiederholt vergebliche Versuche gemacht habe, Boten mit Briefen durch die Linien der Rebellen zu senden. Kumassi's Garnison bestehe aus 700 Mann unter Major Morris, und die Europäer sowohl wie die Eingeborenen und Soldaten seien bereits auf halbe Rationen gesetzt. Der MunitionSvorrath sei so gering, daß Offensivmaßregeln unmöglich seien, und derselbe müßte sehr sparsam gehandhabt werden, damit der Platz bis zum Ein treffen der Entsatztruppen gehalten werden könne. Der Gouver neur betont, daß der Vormarsch des Obersten Willcocks durch zahlreiche Rebellenhaufen, die sich rund um Kumassi verschanzt haben, behindert werden wird. Zm Allgemeinen sei der Ge sundheitszustand gut, aber die vorhandenen dreitausend Ein geborenen befänden sich bereits in einem bedauernSwerthen Zustande. — Diese Botschaft klingt wenig erfreulich und wenn die von den Aufständischen drohende Gefahr für die belagerte Garnison bereits groß genug ist, so dürfte der Umstand, daß dreitausend bunger ge .»cger sich dieser schwierigen Probe ihrer Loyalität zu unterziehen haben, die Situation in Kumassi nicht gerade verbessern. Der schnellstmögliche Entsatz, den der Gouverneur Sir Frederick Hodgson in seiner Meldung erbittet, dürfte demnach sehr wünschenSwerth sein, und es steht zu hoffen, daß Oberst Willcocks mit seinen Truppen schnell genug vorrücken kann, um nock zeitig genug einzutreffen und die belagerte Stadt zu erlösen. Allerdings scheinen die tropischen Regenstürme in diesem Jahre besonders stark aufzutreten und den Entsatz truppen außerordentlich große Schwierigkeiten in den Weg zu legen. Unter gewöhnlichen Umständen wäre vielleicht eine sehr kleine reguläre Truppe hinreichend, um selbst größere Haufen von rebellischen Eingeborenen in die Flucht zu schlagen, aber in diesem dichtbewaldeten Lande, wo jeder Baum und jedes Gebüsch den Feind als Deckung dient, unter einer fortwährenden Sintflutb von Regen, der den europäisch ausgerüsteten Soldaten aus Schritt und Tritt hindert und belästigt, während der nackte Wilde unbehindert durch Sumpf und Morast schlüpfen kann, ist es nahezu unmöglich, von einer disciplinirlen GefechlSart Gebrauch zu machen. Außerdem bietet die Träger-Frage ungeheure Schwierig keiten; und Oberst Willcocks mit seinen verschiedenen detachirten Atheilungen scheint noch keinen Ersatz für Voxerb-rvegrrng die vielen Dcsertationen in seinem Trägercorps erhalten! Zu haben, obwohl rS heißt, daß zwei- bis dreitausend Schwarze von der Küste nachgesandt wurden. Die Lage ist jedenfalls eine äußerst kritische und das Colouialamt des Herrn Chamberlain hat noch einige unruhige Stunden und Tage vor sich, in denen sich das Schicksal des nicht bei Zeiten mit genügenden Truppen versehenen Gouverneurs von Aschanti-Land entscheiden wird. — Heute trifft folgende Meldung ein: * kapc koast kastle, 15. Juni. Hauptmann Mellin, der mit den Grcnztruppen von Fumsu nach Kwissa vorrückt, stieß bei den Monsi-Hügeln auf den Feind; rin Mann wurde getödtet, ein Unterosficier und sechs Mann verwundet. Aus Kumassi liegen keine neuen Nachrichten vor. Der Krieg in Südafrika. Nach den Kämpfen bei Eerste Fabriken, östlich von Pretoria, hat General Botha sich, wie jetzt bestätigt wird, noch weiter östlich zurückgezogen. Seine neue Position ist eine sehr günstige und höher ge legen als die frühere, und wie Roberts berichtet, macht die große Ausdehnung der feindlichen Linie und das schwierige Gelände den Vormarsch der englischen Truppen sehr lang sam. Ueber die Kämpfe bei Eerste Fabriken wird noch be richtet: * London, 15. Juni. Von Feldmarschall Roberts ging heute eine ausführliche Depesche über die Kämpfe vom 12. Juni ein. Darin heißt eS: Die Boeren waren zu eifrig auf ihre Flanken be dacht, daß sie ihr Centrum vernachlässigten, das General Hamilton mit dem Jussen- und dem Derbyshire-Regiment und den City Volonteers niit Unterstützung der Garden in glänzender Weise nahm. Die Briten verloren weniger als 100 Mann. Die berittenen Corps waren gestern mit der Verfolgung der Boeren beschäftigt. General Hamilton erlitt durch eine Schrapnell-Kugel eine leichte Verletzung an der Schulter, ist aber nicht dienstunfähig. ' Diese Meldung zeigt auch, daß der Telegraph zwischen Pretoria und der Südküste wiederhergestcllt ist. Erfreuliches wird sonst nicht gemeldet. Die westlich von Pretoria versprengten Boerencorps sehen sich genötbigt, vor der eng lischen Üebermacht die Waffen zu strecken. Bei Klerksdorp bat sich, wie gemeldet, der Boerenführer Cronje, wohl ein Sohn des gefangenen Generals, ergeben und deS Weiteren wird berichtet: * London, 15. Juni. Oberst Baden-Powell sandte aus feinem Lager, 40 Meilen südwestlich von Rust en bürg, eine Depesche, in welcher es heißt, er habe über 100 Aufständische festgenommen und sei mit einer Truppe von. 800 Mann in Transvaal eingrrückt. Er stelle jetzt planmäßig die Ordnung wieder her, indem er Waffen und Vorräthe einsammle. 600 Boeren hätten sich ergeben; auch seien 230 Gefangene gemacht worden. Eine besondere Bedeutung haben diese verstreuten Frag mente der Boerenmacht jetzt nicht mehr. Gegenwärtig concen- trirt sich die Kriegsaction auf Lydenburg unv die südlichen Verbindungen Roberts'. Von Buller wurde bekanntlich auS seinem Hauptquartier bei Laings Nek unter dem 14. Juni berichtet, daß Volksrust und Charlestown von den britischen Truppen occupirt worden seien. Buller sagt, daß CbarleStown zum Tbeil zerstört ist, erwähnt aber nicht von wem, wogegen Volksrust ohne Schaden davon gekommen ist. Bei Inspektion des von den Boeren gesprengten Laings-Nek - Tunnels fand der englische General heraus, daß die Wiederherstellung desselben und die Instandsetzung der Eisenbahnlinie nur ein paar Tage in Anspruch nehmen dürfte. Die Occupatio» der historischen Position am Majuba-Hügel fand unter besonderer Feierlichkeit und großem Enthusiasmus der englischen Soldaten statt. Im Nordosten von Volksrust soll sich eine größere Anzahl von Boeren befinden, die die Absicht haben, die Waffen nieder- znlegen. Buller nennt seinen Vormarsch in der ihm üblichen bescheidenen Weise einen „großen Erfolg", der unter höchster Anspannung seiner Truppen erzielt worden fein soll. Die allgemeine Kriegslage scheint sich im Ganzen mehr und mehr zu Ungunst en der Boeren auszuwachsen, besonders da die Engländer in der glücklichen Lage sind, den durch ihre nachlässige Bewachung der Linien und die Aktivität der Boeren entstandenen Schaden an den Eisenbahnverbindungen ohne viel Zeitverlust wieder gut zu machen. Die Demission des Ministeriums Schreiner. Der Gouverneur der Capcolonie, Milner, hat die Demission des holländischen Premierministers Schreiner angenommen und deu Engländer Gordon Sprigg mit der Neubildung des CabinetS betraut. Die Demission Schreiner's ist auf Differenzen zurückzuführen, die sich im Schoße deS CabinetS zwischen ihm und (einen Minister-College» Merriman, Sauer und te Water über die gerichtliche Behandlung der in englische Gefangenschaft yerathenen Auf ständischen aus der Capcolonie ergeben haben. Die genannten drei Minister machten sich nämlich zum Sprach rohr des unter Hofmeyer's Führung stehenden Afrikander- bondS, der die allgemeine Amnestie für alle Aufständischen fordert, während Schreiner auf die Durchführung de- von der britischen Regierung empfohlenen Entwürfe- drang, demzu- folge ein AuSnahmgerichtShof zur Rechtsprechung über die Aus- ständischen geschaffen werden soll. Die holländische Majorität.deS Cap-ParlamentS ist natürlich gegen den englischen Entwurf, den Schreiner wohl auch kaum gebilligt haben konnte, wenn er ihn auch unter dem Drucke des Gouverneurs Milner eine Zeit lang im Ministerrathe vertreten hat. Schreiner war damit in eine Sackgasse gelangt, aus welcher ihn nur die Demission herauSsühren konnte. Man darf nun begierig sei», wie sich sein Nachfolger Gordon Sprigg, der sich auf die bis herige Opposition, nämlich die englische Minorität, stützen muß, auS der Affaire ziehen wird. Die „Daily Mail" macht über die Persönlichkeit deS bis- berigenPremierminister- der Capcolonie,deS Herrn Schreiner, folgende Mittheilungen: Herr Schreiner hatte in dem Cabinet, da« jetzt seine Demission gegeben hat, die schwierigste Rolle in einem sehr schwierigen Stücke zu spielen. In seiner Eigenschaft al- Minister der Krone war er zur Loyalität verpflichtet, die er aber als Führer der holländischen Afrikander-Partei nicht zu sehr zur Schau tragen durfte, um seinen Ein- fluß nicht zu gefährden. Hätte er sich zu loyal verhalten, so hätten ihn seine Anhänger zweifellos verlassen uud ein all gemeiner Aufstand der Capholländer wäre die Folge gewesen. — William Philipp Schreiner ist der Sohn eines deutschen Missionar-, der in Südafrika wirkte. Seine Mutter ist eine Engländerin, eine geborene Miß Lyndall. Im „South African College" zu Capstadt, einer der ersten Erziehungsanstalten der britischen Colonien, ist Schreiner erzogen worden und er lieferte dort bereits durch her vorragende Leistungen den Beweis für seine außerordentlichen Fähigkeiten. Als er die Anstalt verließ, erhielt er die größte Auszeichnung, die die Schule zu vergeben hatte — eine jährliche Unterstützung von Lstrl. 200, um seine Studien an einer englischen Universität vollenden zu können. Der junge Schreiner ging nach Cambridge, um Jura zu studiren, und bestand dort glänzend sein Examen. Nach Vollendung seiner Studien ging er sofort nach Südafrika zurück und begann dort jene juristische Thätigkeit, die ihn in verhältnißmäßig kurzer Zeit zu einem der hervor ragendsten Leiter südafrikanischer Politik machen sollte. Er durch streifte auf seinen Reisen daS ganze Land und folgte damit jenem Wandertriebe, der ibn schon in den Tagen der Kind heit veranlaßt hatte, die Missionsstation seines Vaters, die inmitten einer Wildniß lag, zu verlassen und mit seiner Schwester Olive die Geheimnisse des Landes zu durch forschen. Seine Erfolge als Jurist waren außer ordentliche. Er studirte dabei die verschiedenen Natio nalitäten, die im Lande vertreten waren, und er warb sich dadurch seine genaue Kenntniß der holländischen Sprache und deS Volkscharakters, wie der Sitten und Gewohnheiten der Holländer. Bevor er in das Ministerium Rhodes berufen wurde, kam keine Sache von Wichtigkeit in der Colonie vor die Gerichtshöfe, an der er keinen Antheil genommen hätte. Schreiner ging eine Heirath ein, die ebenfalls auf seine politische Entwickelung von großem Einfluß wurde. Er heirathete nämlich eine Schwester des Herrn Reitz, des früheren Präsidenten deS Oranje-Frei- staateS und jetzigen Staatssekretärs von Transvaal. Frau Schreiner ist eine außerordentlich gebildete Dame, und ihr HauS in Capstadt, „Sweet Nepose" (Süße Ruhe), ist ein Sammelpunct aller Talente in der Colonie ge wesen. Im October des JahreS 1898 wurde Schreiner Premierminister — er stand an der Spitze des Afrikander bundes und war allmählich einer der stärksten Opponenten von Cecil RhodeS geworden, mit dem er einstmals zusammen gearbeitet batte. Zur Zeit des Jameson-Einfalles geriethen die beiden Männer in Streit und Schreiner schloß sich Herrn Hof mehr, einem der Bundesführer und Gegner von Rhodes, auf'S Innigste an. Als Sir Alfred Milner im vorigen Sommer mit dem Präsidenten Krüger Unterhandlungen an knüpfte, glaubte der Premierminister selber im Stande zu sein, zwischen den beiden Leuten vermitteln zu können, aber das Ultimatum Krüger'S machte dieser Hoffnung ein jähes Ende. * Kapstadt, 15. Juni. (Reuter's Bureau.) Gordon Sprigg stößt auf Schwierigkeiten, ein Cabinet zu bilden, das Aussicht hat, das Vertrauen des Cap-Parlaments zu gewinnen. Schreiner, der bisherige Premierminister, weigert sich, einem von Cecil Rhodes beherrschten Ministerium seine Unterstützung zu leihen. Ein Coalitionsministerium scheint unmöglich; man befürchtet deshalb eine Verfassungskrisis. (Wiederholt.) Der kongrctz des Afrikander-Bonds. * London» 15. Juni. Wie das „Reuter'sche Bureau" aus Paar! meldet, ist dort heute der Congreß des Afrikander- Bond« eröffnet worden, zu dem ungefähr 60 Delegirte, unter ihnen 7 Mitglieder der Gesetzgebenden Versammlung des Caplandes, erschienen waren. (Wiederholt.) * Paarl, 16. Juni. (Telegramm.) Der Präsident des Afrikanderbonds Thrrou richtete an den Congreß eine An sprache, in welcher er aussührte, der Bond habe alles Mögliche gethan, um den Krieg zu verhindern. Er habe auch soweit Erfolg gehabt, daß Chamberlain felbst zugestanden Bayswater Road und der Fremde, der zu ihrer Hilfe herbeigeeilt war, noch so lebhaft vor ihren Augen stand. Natürlich tonnt« er das Nicht gewesen sein. Was sollte ihn hierhergeführt haben? Ihre Einbildung hatte ihr einen Streich gespielt, das warAlles! Jetzt lag Schloß Crowhurst vor den Augen der beiden Mädchen, ein großes, stattliches Gebäude, so viel man in der Dunkelheit wahrnehmen konnte. Die Aufmerksamkeit der Ankommenden war auf die beiden großen eichenen Thüren gerichtet, welch« sich beim Herannahen Les Wagens weit öffneten und das Licht der Lampen, welche in der Halle brannten, voll herausströmen ließen. Es war kein einziger Diener sichtbar, aber auf der Schwelle stand Erich im Gesellschaftsanzug, eine Blume im Knopfloch. Mit freudig glänzendem Antlitz eilt« er auf den Wagen zu, um seine Schwestern zu begrüßen und ihnen beim Ausfteigen behilflich zu sein. „Wie ungeschickt das von ihm ist!" murmelte Nancy. „Wa rum läßt er den Diener nicht den Schlag öffnen!" „Willkommen, Diana — willkommen, meine geliebte, süße Schwester, willkommen in Eurem neuen Heim!" sagt« der junge Mann mit ein«r Stimme, der man die tiefe Bewegung, in der er sich befand, anhörte. Er beugte sich zu Diana herab, um ihr« Wangen zu küssen, wobei er die Wahrnehmung macht«, daß die selben feucht waren. Nancy war entschieden die Einzige von den Dreien, welche ihre Selbstbeherrschung zu bewahren wußte. In ihren Augen standen keine Thränen, und ihre Stimme klang vollkommen ruhig, wenn sie sprach, ja, sie vermied xs sogar, sich neugierig in der schönen, eichengetäfelten Halle umzusehen, damit die Diener nicht etwa glauben möchten, solche Pracht sei ihr etwas Unge wohntes. Auch als sie später von der Haushälterin in ihr Schlafzimmer geführt wurde, wußte sie sich den Anschein zu gaben, als ob ihre Umgebung durchaus keinen besonderen Ein druck auf sie mache. Erst als sie allein und unbeobachtet war, prüfte sie Alles auf daS Eingehendste, und sie fand unter den hübsch«» Sachen sogar Manche-, waS ihren jetzigen hohen Ansprüchen durchaus nicht genügte. „Das muß geändert werden", entschied sie in Bezug darauf. „Die Sachen sind zum Theil alt und unmodern. Ich werde morgen mit Erich deswegen sprechen." ES war etwa vierzehn Tage später, und der Juli hatte daS prächtigste Sommrrwetter gebracht. Die Rosen blühten und erfüllten die Luft mit ihren wunderbaren Düften, die Korn felder waren so hoch, daß man kaum darüber hinwegsehen konnte, während die blauen Kornblumen und der röche Mohn in ihrer Mitte dem Auge ein farbenprächtiges Bild boten. Die Helle Morgensonne schien warm auf die festgefügten Mauern von Crowhurst, welche zum großen Theil mit Epheu bewachsen waren, der sich an einzelnen Stellen fast bis zur vollen Höhe des stattlichen Hauses hinaufschlängelte. Vor einer Fülle voll aufgeblichter Päonien, die von bunten Schmetterlingen umgaukelt waren und in deren Kelchen eine Anzahl Bienen ihr leckeres Mahl hielt, stand in vollem Glanz der Sonne Diana Beauchamp, das lieblichste Bild in dem herr lichen alten Garten, der sich an die südliche Mauer des Hauses anschloß. Neben ihr befand sich eine alte Sonnenuhr, deren halb verwischte Zahlen und ernste Inschrift Diana zu entziffern suchte: Tsnapuo ku^it! Ja, auch ihr war die Zeit in den letzten beiden Wochen nur so dahingeflogen, und nur langsam vermochte sie sich an di« groß« Veränderung, di« mit ihr vor gegangen, zu gewöhnen. Sie fragte sich mehr als einmal, ob sie wache, oder träum«, ob sie denn ihren Sinnen trauen dürfe oder nicht. D«r Uebergang war ein so plötzlicher gewesen und der Unterschied zwischen Shepcherd's Bush und Schloß Crow hurst ein so außerordentlicher, daß cs wohl begreiflich war, wenn das jung« Mädchen manchmal fürchtete, der schöne Traum könne zerrinnen. Es war schwer zu begreifen, daß sie einen Shilling nicht mehr als ein so köstliches Gut anzusehen brauche, von dem man sich nicht so leicht trennen dürfe; schwer, sich daran zu gewöhnen, daß das Leben nur ein langer herrlicher Feiertag sei, und sie nicht mehr nöthig habe, sich damit abzuquälen, dem widerspenstigen kleinen Mariechen Drummond französische Vo kabeln und deutsche Grammatik beizübvingen. Nancy war in dieser Beziehung glücklicher veranlagt als Diana, sie nahm all' die Herrlichkeiten, die ihr geboten wurden, als etwas ganz Selbstverständliches hin, ja, sie war sogar geneigt, zu glauben, es sei nicht ganz in der Ordnung, daß daS Glück sie erst jetzt und nicht schon viel früher ausgesucht habe. Der einzige Punct, der Nancy ein« gewiss« Besorgniß einflößte, war die Furcht, daß irgrrkd Jemand erfahren könne, in welch' bedrängter Lage sie sich früher befunden habe und ihr in Folge dessen mit weniger Hochachtung begegnen würde. Vielleicht war «S seit ihrer Ankunft in Crowhurst an diesem Morgen zum ersten Male der Fall, daß Diana sich ganz frei von dem bedrückenden Gefühl fand, daS der Gedanke, der schön« Traum könne wieder zerrinnen, ihr verursachte. Sie gab sich gang dem Entzücken über den schönen Sommertag hin und dem köstlichen Gefühl des Wohlbehagens, das Reichthum im Gefolge zu haben Pflegt. Als jetzt einer der Gärtner mit einem Karren den Gartenweg entlang kam — ein alter, grauhaariger Mann, der den größten Theil seines Lebens in Crowhurst zugebracht hatte, und dessen Art und Weise Nancy bereits als ein« unpassende Vertraulichkeit bezeichnet hatte —, wendete Diana, welche vom ersten Augen blicke ihres Hierseins auf gutem Fuß« mit ihm gestanden, sich zu ihm um. „Fergus", sagte sie, indem sie ihn zum Stehenbleiben nöthigte und mit der Hand auf einige Schornsteine deutete, welche hinter einer jungen Anpflanzung von Lärchenbäumcn in einiger Ent fernung sichtbar waren, „was liegt dort für ein Haus?" Der Gärtner setzt« seinen Karren nieder, er war nur zu gern bereit, ein wenig mit der liebenswürdigen jungen Herrin zu schwatzen. Soin« Augen folgten der Richtung, welche sie an deutete, und als er ihr jetzt über das Gewünschte Auskunft gab, lag ein eigener Ausdruck auf seinem Antlitz. „Das ist Priors Holm. Es war, so viel ich weiß, früher ein mal ein Kloster und gehört jetzt Philipp Heathcote." „Philipp Heathcote!" sagte Diana sinnend. „Ich möchte wissen, ob er schon bei uns gewesen ist." „Er — bei Ihnen gewesen?" wiederholte Fergus in verächt lichem Tone. „Er geht zu Niemandem und Niemand geht zu ihm. Kein Mensch würde das thun!" „Warum nicht?" fragte Diana verwundert. Fergus rieb sich di« Stirn, ein Experiment, welches er stets anwendete, wenn er nicht recht wußte, was er antworten sollte. „Hm", erwidert« er bedenklich, „Mr. Heathcote gehört nicht zu den Menschen, deren Gesellschaft von den vornehmen Leuten gesucht wird." „So ist er nicht aus gutem Hause?" „O, waS das anbetrifft, ja gewiß, aus gutem Haus« ist er. Aber darauf kommt es doch nicht allein an!" sagte Fergus etwas orakelhaft. „Giebt es keine Mrs. Heathcote?" fragte Diana. Der Gärtner blickt« sie zuerst etwas überrascht an, dann lachte er spöttisch, als ob ein« solche Annahme gar nicht denk bar sei. „Nein, gnädiges Fräulein, die giebt es nicht, und vermuth- lich wird es auch niemals eine MrS. Heathcote geben. Keine Dam« hier aus der ganzen Umgegend würde sich ärzu hergeben, und wenn eS ihr noch so sehr umS Heirathen zu thun wäre' Es giebt genug, die nur allzu gern einen Mann haben möchten", sagte der Gärtner mit einem leisen Kichern, „aber dazu —", Er schüttelte den Kopf. In diesem Augenblick sah er eine der Dienerinnen über den Grasplatz schreiten. „Da kommt Keziah Turner", unterbrach er seinen angefangenen Satz, „es scheint, sie will zu Ihnen, gnädiges Fräulein. Guten Morgen!" Er schob seinen Karren weiter, nachdem er zuvor einen Blick unverhohlener Feindseligkeit auf die hübsche junge Person ge worfen, welche sein Gespräch mit der jungen Herrin unterbrochen hatte. Keziah Turner bekleidete eine der besseren Stellungen im Hause; sie war eine junge, ehrbar aussehende Frau von etwa dreißig Jahren mit schönem Haar und sanfter Stimme, deren Schritte lautlos zu sein schienen, und di« offenbar alle Tugen den besaß, die man von einer Dienerin in ihrer Stellung nur verlangen konnte. Diana hatte «in Vorurtheil gegen sie gefaßt, obgleich sie sich selbst sagte, daß es unverständig und ungerecht von ihr sei, denn Keziah blieb stets gleich freundlich und aufmerksam gegen sie. Sie war immer sauber und nett gekleidet; heute trug sie ein dunkelblaues Kleid mit Kragen und Stulpen von tadelloser Sauberkeit, ein schneeweißes Spitzrnhäubchen saß auf dem vollen Haar, und eine ebensolche Schürze schützte das Kleid. Gerade in der ausgesuchten Einfachheit, mit der sie alles Auf sehen vermeiden zu wollen schien, lag eine gewisse Koketterie, welche die Aufmerksamkeit herausforderte. Ihr Helles, etwas röthlich schimmerndes Haar war zierlich geordnet und ver- rieth durch sein« Glätte, welche Sorgfalt die Eigenthümerin darauf verwendet hatte. „Ich wollte Sie fragen, gnädiges Fräulein, ob Sie geneigt wären, Ihr Schlafzimmer für diese Nacht mit einem anderen Zimmer zu vertauschen", sagt« die Dienerin jetzt, „ich habe heute Morgen das Unglück gehabt, ein« der Fensterscheiben zu zer brechen. Der Glaser im Dorfe, nach dem ich sofort gesendet habe, ist heut« den ganzen Tag über Land gegangen, und kann daher di« Scheibe erst morgen früh wieder eingesetzt werden." „DaS schadet nichts, ich lasse zu dieser Jahreszeit während der Nacht stets die Fenster in meinem Schlafzimmer offen." „Ja, gnädiges Fräulein, aber die zerbrochen« Scheib« ist gerade diejenige mben Jhnm Bett, die Zugluft würde Sie ge rade treffen." „Ich denke, es darauf zu wagen." (Fortsetzung folgk.) hab», TranSt England» bewi partet sei zu s Nachdrücklichste die Lolherrschast Engl Loyalität geg« Mitgliedern deS B zu suchen; das -iminel schreie * Leipzig, li Minister v. d. P gclisch-Luthe wäre das Wort Soldaten und ( werden, als u tüther. Kircheiy kämmen, glaubt Sache eine so g auS der vori noch einer E abgethau be kirchliche Organ „Man ist unter ligkeit und Groß! denn es läßt sich Kamps und die s jchcidung erschwei hast königlichen die Segenswunsch Herzen zur Höhe den bedrängten l trauen sehen die Negierung enipo' Majestät noch » ganzen Volkes." Wir stimm schränkung zu. Majestät eine ! wenn man ihn von ihm erkan solcher in Ve worden ist. * Berkin, StaatSeisen folgende Wa Deutschlands" Ausruf an die Angestellten d „ahme auf di« der Großen V zur Verbessert Zwecke dem ge Beamten und socialdemokrat und in weite breiten, ist ni verschiedensten und in man StaatSeisenba stets mit der Betheiligung « und Vereinen bahn unvertrc Verbänden, s unnachsicht verhält» amten und A die für sie mo Umfange und unterrichtet. ! eisenbahn-Ver Socialdemokr gesetzten und nirgends in 6 erwarten, d, gebenen Anlä mnernng gebt um die Anj letz,in gen abj Gefahren zu — Die Kaiser hat g — Dem für den Gi Trauer an. — Die I stimmt, da Führungen allerdings m zu sein. 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