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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.06.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-06-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000619019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900061901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900061901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
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von Nutlöndern ringrMet. Uivrrall stand man. vor Allem in dem «wegen seiner weitgestreckten Ebenen zum Eisenbahnbau be sonders geeigneten Nordchma vor ungewissen Umwälzungen, die Vie Zukunft brachte, und von denen der Chinese um so weniger «vwartete, je mehr eS der Ausländer lhat. Außerordentlich wur den somit die Reibungsflächen -wischen Fremden und Chinesen vermehrt. ES waren jetzt außerhalb der VertragLhäfen nicht nur Ausländer -als Missionare, sondern auch als Ingenieure und Unternehmer anzutreffen; rS handelte sich nicht mehr ausschließ lich oder auch nur überwiegend um eine Lehre, di« Mißfallen erweckt«, und um Wohlthütigkeit, die mißverstanden wurde, son dern um «wirthschaftliche Unternehmungen, die störend und um gestaltend in die bestehenden Verhältnisse eingriffen wie noch kein Ereigniß in der vieltausendjährigen Geschichte Chinas und deren Einfluß im Ganzen und Einzelnen ins Ungeheuerliche sich ver größerte im verzerrenden Doppelspiegel von Fremvenhaß und Aberglaube. Man wußte nur, daß alle diese neuen Fremden, Vie di« schwache Regierung in bas bisher ängstlich gehütete, im Mthergckommenen erstarrte Land hereinließ, ausgingen auf Ge- w'rnn, auf reichen Gewinn, und Visser Gewinn sollte nach der Ansicht des Volles dem Chinesen nicht nur entgehen, sondern auf sein« Kosten gemacht werden, so daß er gleichbedeutend erschien mit einem Verluste .für ihn. In oft gar wunderlicher Weise äußert« sich die Aufregung, Vie auch bei uns heute ein neues großes Verkehrsproject in den verschiedensten Kreisen noch her vorruft. ' Ehe di« Thadsachen die übertriebenen Besorgnisse widerlegten, wie eL in kurzer Frist bei der Eientsin-Peking-Eiscnbähn seiner- geit der Fall gewesen war, galt es zu handeln, wollte man diese vermehrt« Fülle von Reibungsmöglichkeiten zu einer allgemeinen Dewegung ausnutzen. Dazu bedürfte es einer Organisation, die Vie auS verschiedenen Quellen stammende, in weit auseinander liegenden Gebieten hervorgetretene Unzufriedenheit einheitlich zujsammenfaßte und damit den Fremvenhaß, der früher in einem plötzlichen kurzen Aufflackern schnell -sich erschöpfte, zu einer Flamme von weiterer und dauernderer Zündkraft anfachte. Eine solch« Organisation war im Stillen unter Beihilfe Vieler ge schaffen worden. Der vor Kurzem obgesetzte Gouverneur Mhien von Schän dung, der heute allerdings das gleiche Amt in der Provinz .Schanisi wieder bekleiden soll, hat nachweislich die Unruhen in Schantung begünstigt. Heute heißt es, daß der Vater und der Vormund des kürzlich ernannten Kronprinzen mit den Auf ständigen in Verbindung stehen. Es wird sogar behauptet, daß daS auch bei der Kaiserin-Regentin der Fall sei. Ob daS wahr ist, läßt sich schwer beurtheilen. So weit sich Lberfthen läßt, stammt die Behauptung aus englischer Quelle, und diese Quelle ist in diesem Falle nicht die reinste. Aber trotz der nicht unverdächtigen Quelle erscheint die Nachricht, daß die Kaiserin hinter den „Boxern" stehe, sachlich keineswegs unglaubwürdig. Schon jetzt hat die chinesische Regierung da durch, daß sie die verschiedenen Gcbietsabbröckelungen zulicß, den Fremden Eisenbähnbau und Bergbau gestattete und zu Gunsten ihrer Anleihen das Volk mit neuen Abgaben belastete, sich den Ruf zugezogen, gegenüber den Fremden zu willfährig zu sein. Das Vertrauen des Volkes zur Regierung ist stark erschüttert. Schwach und beargwöhnt durfte sie nicht die Gefahr lausen, es ganz ein- zubüßen dadurch, daß sie aus eigener Initiative mit Strenge und Schärfe einer Bewegung entgegentrat, die sich richtete gegen die Fremden. Mußte sie doch sogar zweifeln an ihrer Kraft, der Bewegung schnell Herr zu werden, und wußte sie doch, daß der größte Theil der Truppen wahrscheinlich abtrünnig werden würde, sobald die Aussicht sich bot, durch Anschluß an den Auf ruhr sich mehr zu erwerben als den meist allzu kärglich be messenen Lohn. So mußte die chinesische Regierung und da mit -di« Kaiserin selbst widerwillig gegenüber einem gegen di: Fremden gerichteten Aufstand, der größere Dimensionen annahm, zum mindesten abwartend, wenn nicht wohlwollend sich ver halten. Vom Standpunkte der fremden Mächte ist der' Unterschied nicht groß, ob die Regierung der Kaiserin mit dem Aufruhr in Verbindung steht, oder nur in zaghafter Unthätigkeit ihm gegenüber verharrt. In beiden Fällen ist energisches Eingreifen nöthig, sei es, um die fehlende Kraft, sei es, um den fehlenden Willen, oder Beides zu ersetzen. lDabei fällt Deutschland vieqeicht eine besondere Rolle zu. Man könnte bei oberflächlicher Betrachtung allerdings glauben, Deutschland sei an einem auf Selbsthilfe gerichteten Vorgehen der Mächte heute weniger interessirt. Denn gerade ist es ihm ge lungen, ohne Verstimmung der chinesischen Regierung die Pro vinz Schantung von Aufruhrhorden zu säubern. Es hat es gerade erreicht, daß der fremdenfeindliche Gouverneur Aühien, der hier das Herz der Unruhen war, abgesetzt und statt seiner derjenige Mann ernannt worden ist, der vielleicht von allen Ehinssen heute die größte Garantie des Friedens zu bieten ver mag. Es ist Auanschikai, rin ausgesprochener Günstling der Kaiserin, der die einzige Truppenmacht in ganz Nordchina com- mandlrt, die europäischen militärischen Anforderungen einiger maßen entspricht. Lord Beresford, der englische Admiral, der kürzlich im Auftrage der englischen Handelskammern China be reiste, sagt von dieser nicht ganz 10000 Mann starken, mit deut schen Mausergewehren ausgerüsteten Truppe: „Bei der Parade erschien die ganze Streitmacht als eine ganz außergewöhnlich 'trefflich« Truppe von Männern äußerst guter Gesundheit. Sie waren augenscheinlich gut genährt; ihre Uniformen waren zweck mäßig und gut gehalten.... Ihre Diseiplin war ausgezeichnet. Dies« Armee ist die einzige, nach europäischen Ansichten in allen Einzelheiten vollständige, die ich in China vorgefunden habe." Und über ihren Führer, den jetzigen Gouverneur von Schantung, fügt der englische Admiral hinzu: „Ich fand in dem General einen höchst energischen, intelligenten, wohlunterrichteten und gut gebildeten Mann. Er ist auch ein von Grund aus patriotischer Chinese und höchst anhänglich an die Dynastie. Er sprach sein« lebhafte Befürchtung für di« Zukunft feines Landes aus und war der Ansicht, daß eS, wenn nicht Maßnahmen zu seiner Er haltung ergriffen würden, zusammenbrechen werde." Dieser Charakteristik hat Nuanschilai in Schantung entsprochen. Auf Grund geschickter deutscher Unterhandlungen mit ihm hat er dort in kurzer Frist Ruhe wiederhergcstellt, und wenn auch die Eisen bahnbauten noch nicht ihren ganz ungestörten Fortgang wieder nehm«» konnten, so ist doch das ganze Hinterland KiautschauS, daS anfangs zum Kampfschauplahe von den Boxern erkoren zu sein schien, von den jüngsten schlimmsten Unruhen verschont wor den. Aber da di« deutschen Interessen in China sich keineswegs beschränken aus Schantung, vielmehr außerhalb Chinas Welt um fangreicher und gewichtiger sind und bleiben werden, so kann die Rücksicht auf daS Hinterland von Krau- tschau nicht die ganze deutsche Chi n a - P o l i t i!! bestimmen. Heute gilt eS, di« Stellung der Deutschen im ganzen Lande zu wahren. Da dürfen wir hinter Niemand zurllck- blrfben, und daS um so weniger, als Deutschland im fernen Osten ein« gewisse natürliche Vermittlerrolle wichtigst«! Art zu fällt. Gilt eS doch nicht nur die Unruhen in China zu über winden. sondern hierbei auch möglichst Complicationen zwischen den beiden großen politischen Rivalen in China, zwischen Eng land und Rußland, zu verhüten. Der Lrleg in Südafrika. -p. Ein Capstädter, in London vorliegende- Telegramm will wissen, eS seien wichtige Operationen Robert-' im Gange, welch« die Beschlagnahme der Lelagoabaybahn an einem wichtigen strategischen Puncte auf portugie sischem Gebiete in sich schließen. Da- könnte doch nur mit Zustimmung Portugal» geschehen und wäre ein eclatanter Neutralitätsbruch, dem die übrigen Mächte schwerlich theiluabmloS zusehen würden. Wir bezweifeln, daß England die Lage in dieser Weise und im gegenwärtigen Augenblicke, wo e» geuöthigt ist, erhebliche Truppenablhei- langen dem südafrikanischen Kriegsschauplätze zu entziehen und nach China zu schicken, so compliciren wird, daß sich internationale Weiterungen daraus ergeben können. Die Lnkunst der voeren-Re-ubltkeu. * London, 14. Juni. Bezüglich der Art und Weise, wie man die Boeren-Republiken nach der formellen Annexion auch thatsächlich in englische Colonien umwandeln könnte, hat man schon verschiedene interessante Ideen geäußert. Die einfachste Idee, daß man die anneclirlen Republiken allmäh- ich durch eine genügende Anzahl Engländer colonisiren lassen olle, oder die Idee, daß man einen Theil der jetzt dort be- indlichen englischen Truppen Gelegenheit geben solle, sich während eines gewissen Zeitraumes dort „probeweise" nieder zulassen, finden nicht viel unbedingte Zustimmung, und darum verfällt man hier und dort auf andere' Ideen, die schnelleren und sicheren Erfolg versprechen ollen. Man bat vorgeschlagen, verhungernde Indier aus Indien nach Südafrika zu bringen, damit diese dann an Stelle der Boeren als treue Unterthanen Englands daS Land bevölkern. Auch hat man den Vorschlag gemacht, die ihrer Heimath müden Irländer, welche stets nach Amerika auSzuwandern pflegen, zur Auswanderung nach Südafrika zu veranlassen. Die capitalistiscde Presse Süd afrikas hat den Vorswlag geäußert, man solle die Boeren nack Rbodesia verpflanzen, damit diese jenes so wüste und nothleidende Land so weit als möglich cultiviren und in den Re- rubliken dann die Engländer freies Feld haben. Den radikalsten Vorschlag hat aber ein in Singapore erscheinendes englisches Blatt, die „StraitS TimeS" gemacht. Dieses Blatt schreibt Folgendes: „Bis jetzt ist nur in winzigen Bächen Blut geflossen. Im Interesse deS Friedens wird es künftig in Strömen ließen müssen. Es wird nicht eher Frieden in Südafrika herrschen, ehe nicht die Boeren auSgerottet sind und mau aus beiden Seilen des Baal keinen anderen Laut hört, als das Wehklagen der Frauen über ihre gefallenen Gatten, Söhne, Väter und Verlobten. Vollständige Unterdrückung ohne Erbarmen kurze Abweisung jedes Gesuches um Unterhandlungen, unerbittliche An griffe und Verfolgungen, das sollte fortan Englands Politik sein. Wenn die Boeren sich in Las Zululand zurückziehen, dann sollle Len ZuluS erlaubt werden, in die Theile von Transvaal einzufallen, in welchen unsere Truppen nicht verwendet werden können, und wenn die Frauen der Boeren dann darunter leiden, so möge» sie daran denken. Laß sie eS waren, die die Männer zum Kämpfen trieben. Wenn wir erst die Boeren zur Unterwerfung gebracht haben, so muß die britische Armee in den beiden Republiken das Boereu-Ungeziefer ansrotten und die Erde mit ihrem Blute düngen, damit das Gras um so schneller wächst." Es ist immerhin gut, daß auch solche Auslassungen etwas niedriger gehängt werden. Tie grfrttctr» Kugeln der Boeren. Man wird sich erinnern, daß die englischen Blätter Mord und Brand über die elenden Boeren heraiifbejchmoren, bei welchem sie Patronen mit vergifteten Kugeln gefunden haben wollten. Kurz danach stellte ei» englischer Chemiker fest, daß daS vermeintliche Gift nichts anders ist, als gekochtes Pferdefett. Der Grund, warum dir Kugeln mit Pferdefett beschmiert werden, ist, nach den uns gewordenen Schilderungen eines Mitkämpfers auf Boerenjeitr, folgender: „Tie englischen Patronen aus der Fabrik von Chamberlaiu's Bruder (Kynoch Ltd.) paßten nicht genau in die Mausergewehre, übcr welchen unehrlichen Handel sich Aristokratie und Plebs in England in gleicher Weise freuten. Die Patronen waren am Hals erwaS zu kurz, so daß die Hülsen sprangen und anfänglich verschiedene Uuglückssälle vorkamen. Ein Boer kam zufällig auf die Idee, Liefe Patronen theilweije zu fetten und zwar bis zu der Stelle, wo die Hülfe am dicksten ist. Infolge dessen sprangen keine Hülsen mehr, aber da diese Procedur sehr um ständlich war und die müden Boeren oft bis zum späten Abend an den Lagerfeuern damit beschäftigt waren, wurden durch die Commandos, die u. A. vor Ladysmith tagen, deutsche Patronen verlangt, welche sich vorzüglich bewährten. (Deutsche Wochcnztg. i. d. Niederlanden.) General Llivtcr welcher, wie auS Lourentzo Marques berichtet wird, gefallen sein soll, war eine Zeil lang ein berühmter Mann durch den glücklich gelungenen Rückzug der CommandoS, welche die Republiken zu Anfang Marz im Norden der Capcolonie ge habt hatten. Mit General Grobler halte er die Ehre, 6000 Mann mit einer Anzahl Kanonen und Hunderte von Wagen über den Oranjeriver längs der Grenze deS BasutolandrS sicher nach Kroonstad zu führen, obgleich verschiedene eng lische Armeecorps auSgesandt waren, um der langsam vor- wärtSziehenden Colonne, die viele Stunden lang war, den Weg abzuschneiden. In England hielt man Olivier und Grobler bestimmt für verloren, aber sie wußten den Engländern zu entschlüpfen. Es hat vielleicht einige Ver wunderung erweckt, daß man seitdem von Olivier so wenig hört. Tie Ursache war, daß Olivier doch nicht der Mann war, um auch fernerhin mit einem belangreichen Auftrage betraut zu werden. Er hatte nicht genug Einfluß auf seine Bürger, sie waren ihm nicht unbedingt ergeben, und daS war eine böse Sache nach der Uebergabe von Bloemfontein. General Lemmer und besonders General Christiaan de Wet waren in dieser Hinsicht bessere Anführer. Jedoch wird der Name von Olivier in dieser Kriegsgeschichte stets mit Achtung genannt werden, sowohl betreffs seines AntbeilS an den Er eignissen in der Capcolonie, wie auch an dem meisterhaften Rückzug nach Kroonstad. (Dtsche. Wochenztg. i. d. Ndlndn.) Deutsches Reich. * Leipzig, 18. Juni. Ueber die Weltausstellung in Paris, resp. die Mängel, die sie noch so lange nach ihrer Eröffnung aufweist, wurde in einem in voriger Woche von uns mitgetheilten Berichte deS „Bcrl. Tagebl." bittere Klage geführt, die ein unS befreundeter Besucher al» durchaus berechtigt bezeichnete. ES zeigt sich aber auch in diesem Falle wieder, daß nicht nur die „Geschmäcker", son dern auch die wohl abgewogenen Urtheile besonder- über große Veranstaltungen sehr verschieden sind. Ein anderer uns befreundeter Besucher, dem wir bereit» eine Anzahl ein gehender Berichte über Theile der Ausstellung ver danken, bezeichnet in einer an unS gerichteten Zuschrift daS Urtheil deS Gewährsmannes deS „Berl. Tagebl." al» ent schieden zu hart, empfiehlt gerade jetzt den Besuch der Aus stellung und begründet dieses Urtheil folgendermaßen: „Wenn man vom 11. Mai bi» 10. Juni aufmerksam beobachtet hat, wa» thatsächlich fertig gestellt worden ist, so kann man wohl in sichere Aussicht stellen, daß die wichtigsten Vorführungen bi« Ende Juni fämmtlich fertig gestellt sein werden. Einen Lor- behalt erfordert nur die Ausstellung von Linken«»». Unzweifel, haft ist dies« von der Hauptau»stelluug weit entlegene Neben- ausstelluug «och weit zurück; und daß gerade Fahrräder uud Auto mobilen, di, in jüngster Zeit eine so allgemeine Verbreitung und Wichtigkeit erlangt haben, noch im Rückstände sind, muß die sportkundigen Besucher unangenehm berühren. Aber einig« andere Anziehungspunkte, wie «rbeiterwohuhäuser, EiseabahnbetriebSmaterial und amerikanische Arbeitsmaschinen waren am S. ds». Mt». doch wenigsten» soweit gediehen, daß man dir Studien daran beginnen konnte. Weit besser ist e» bestellt mit der Hauptau-stellung entlang der Seine. Einzeln« Labinra und einzelne Maschinen fehlten am 10. d. M. uud fehlen sicher auch heut« noch, ja man glaubt, daß einig« Plätze sogar unbenutzt bleiben werden. Aber wa» will da» sagen gegen die Unmass« de» SrheoS- werthen, da- fertig ist und jetzt in Muße besichtigt werden kann? Der Unstern, der gerade über der deutschen Textilindustrie waltet, ist bereit» an anderer Stelle eingehend besprochen worden. Ist e» aber auch höchst bedauerlich, daß gerade dies« Lücke die deutsche Abteilung schändet, so wird doch nur der Fachmann eben diese Lücke bemerken. Wer sonst die Ausstellung besucht und seine Aufmerksamkeit nicht auf eine einzelne Gruppe concentrtrt, wird gewiß nicht unbefriedigt bleiben und sicherlich wjxd kaum der lOOOste Besucher ahnen, wie eS an vielen Stellen vor wenigen Wochen auSgesehen bot. Bon gar manchem Besucher wird man sogar dir Klage hören, daß eher zu viel al» zu wenig zu sehen sei. Der Mangel an er läuternden Epecialschristen wird sich vou Tag zu Tag mindern uud der Uebelstand der erste» Wochen, daß man keine Auskunft erhalten konnte, werde bald behoben sein. Auch die Herstellung deS osficiellen AuSslellungSkatalogeS scheint nunmehr risrlger betrieben zu werden, obschon am 8. d. M. erst 6 der zu erwartendeu 20 Theile er schienen waren. Da nur die beiden Palai» in den Elyseeischen Feldern und da» AuSslellungSgebäude aus dem MarSfcld als bleibend in echtem Steinmaterial aufgeführt wurden, so werden Hitze und Staub in wenigen Wochen viele Gebäude uud Ausstellungsobjekte un scheinbar machen, auch dürften die massenhaften Besucher manchen Gebäudetheil beschädigen, wodurch die Zerstörung von Beton, Stuck und Gips noch beschleunigt werden dürste. Auch auS diesem Grunde ist rS nicht rathjam, Len Besuch der Ausstellung bis auf die zweite Hälfte des Septembers zu verschieben. Wie die Gebäude jetzt noch frisch und schmuck sind, so erfreut «uch gerade jetzt das Auge frisches Grün an vielen Puncten in der Ausstellung sowohl, a!S auch in den Parks von Paris und der weiteren Umgegend. Wer nicht kühle regnerische Tage zum Besuche der Ausstellung abwarten kann, wird also die.jetzige Jahreszeit wählen müssen, um sich von der Hitze und dem Staube der Hallen in Fontainebleau, Versailles, Vincennes rc. erholen zu können. Daß die französische Tagespresse die Unfertigkeit recht kräftig gegeißelt hat, ist unbestritten; aber dieselbePresse hat auch ununterbrochen Notizen gebracht über dieEröfsnungeinzelner Theile der Ausstellung, welche zumeist mit kleinen Festlichkeiten verbunden waren. Daß solche Notizen immer seltener werden, ist doch wohl als ein schlagender Beweis dafür anzusehen, daß nunmehr die Ausstellung im Großen und Ganzen als fertig bezeichnet werden kann." -s- Berlin, 18. Juni. (Die chinesischen Wirren und die deutsche Socialdcmokratie.) An die bisher unbestätigte Nachricht von der Ermordung des deutschen Gesandten in China knüpft der „Vorwärts" die Behauptung, die chinesische Frage sei „durch die deutsche Invasion von 1898" ausgerollt und daS deutsche Reich trage die mora lische Verantwortung für alle Folgen jener „impulsiven" Handlung. Abgesehen davon, daß die thatsächlich erfolgte Ermordung deS japanischen Gesandtschastssekretärü den „Vorwärts" daran erinnern müßte, von seinem Stand punkte auS vor Allem den japanisch-chinesischen Krieg in Betracht zu ziehen, ist dieser Standpunkt im Allgemeinen falsch. „Der Fremdenkrieg" überschreibt daS socialistische Cenkralorgan den Artikel, in dem es die obige Behauptung aufslellt. Hat eS aber seit hundert Jahren eine Z-it ge geben, in der die Chinesen den Fremven freundlich gegenüber standen? Haben sich nicht vielmehr die Chinesen während Les ganzen 19. Jahrhunderts fast unablässig im Kriegs zustände gegen die Fremden befunden? Gewaltthatcn und Mißhandlungen sind in größerem oder geringerem Umsange immer und immer wieder selbst an den friedlichsten Fremden, den Missionaren, verübt worden; auch in Aufständen hat sich der chinesische Fremdenhaß Luft gemacht und in Negierungs erlassen ist, z. B. 1857, zu völliger Vertilgung der Fremden aufgerufen worden. Die Ermordung europäischer Würden träger ist ebenfalls wiederholt vorgekommen; eS sei nur die Ermordung deS portugiesischen Gouverneurs Amaral in den 40er Jahren und die des französischen ConsulS bei dem Blutbad« von Tientsin am 21. Juni 1870 erwähnt. Hätten die europäischen Colonialmachte nicht von ihren chinesischen Stützpunkten auS mit bewaffneter Hand einzugreifen vermocht, so würde der chinesische Fremvenhaß vollkommen triumphirt haben. In dieser Eikenntniß hat Bischof Anzer der deutschen Negierung, wie Gras Bülow am 8. Februar 1898 im Reichstage miltheille, auf daS Unzweideutigste erklärt, „daß unsere Festsetzung in Kiautschau eine Lebensfrage sei, nicht nur für das Gedeihen, sondern geradezu für den Fortbestand der chinesischen Mission." — Im Widerspruch mit seiner eingangs angeführten, tendenziös-hetzerischen Behauptung bemerkt der „Vorw." deS Weiteren, China lehne sich gegen daS Bestreben auf, zum Ausbeutungsobjecte deS gierigen europäischen Capitalismus zu werden. ElwaS Wahres ist an dieser Be hauptung zweifellos; aber datirt dieses „europäische" Be streben etwa erst seit der Besetzung KiautschauS? Oder hätte dieses „europäische" Bestreben aufhören müssen, wenn das deutsche Reich in China nicht festen Fuß gefaßt hätte?! Wenn der „Vorw." endlich sagt, China werde eine gefährliche Probe für jene Wcltpolilik sein, „an der sich die herrschenden Classen brutal berauschen, deren Kosten aber mit dem Blut der Unschuldigen bestritten werden" — so kennzeichnet sich diese Hetzerei im Lande der allgemeinen Wehrpflicht ganz von selbst. * Berlin, 18. Juni. (Zur Berliner Lohnbewegung.) Bei den im Verbände organisirten Maurern sollen im Juli die Sammelkarten geprüft werden. Den Controlstempel erhalten nur Karten, die die richtige Beiiragsleistung bi- zum Mai nachweisen. Wegen Ueberstundenarbeit sind wieder mehrere Mitglieder ans dem Verbände ausgrjchlossen, andere verwarnt worden. Den ausständigen Canal-Maurern hat der Unternehmer 60 Pfennig Stundenlohn bei 9 stündiger Arbeit geboten. Die Führer der seit fünf Wochen ausständigen Maurer wollen auf den Vergleich nur eingehen, wenn er von der Eommissiou de» Ver bände» genehmigt wird. Ja Spandau sind von 180 ausständigen Maurern nur noch 30 zu unterstützen, die übrigen sollen außerhalb Beschäftigung gesunden haben. Auf den Bauten wird überall gearbeitet; zahlreiche italienische Maurer sind beschäftigt. Die Meister wollen einen Stamm zuverlässiger Gesellen, denen für das ganze Jahr Arbeit zuqesichert wird, von außerhalb zu gewinnen suchen. — Im Verbände der Bau- und Erd- Hilfsarbeiter wird über daS unsolidarische Verhalten zahl reicher Mitglieder geklagt. — Die Parkettbodrnleger haben ihren Ausstand für beendet erNärt; fast alle Meister haben den neuen Taris durch Unterschrift anerkannt. — Die Stuckateure haben mit einer größeren Unternehmer-Firma vor dem EinigungS- amte ein Abkommen dahin geschlossen, daß zur Schlichtung späterer Streitigkeiten eine au» Arbeitern und Arbeitgebern zu sammengesetzte Commission gewählt werden soll. Die Arbeiter haben die Mitglieder ihrer Lohncommission zu Mitgliedern der neuen Schiedskommission ernannt. Die schiedsgerichtlich verein- barten Forderungen sind noch nicht in allen Werkstätten durchgesührt. — Die städtischen GaSrohrarbeiter hatten vor einiger Zeit bei der GaSverwaltung um eine Erhöhung ihre» Stundenlöhner von 35 aus 40 nachgesucht. Sie soll ihnen auch angeblich zugesagt worden sein, bei der Löhnung wurde die Zulage jedoch nur etozelneu Arbeitern gezahlt. Die Hofarbeitrr der Gasanstalt, deneo dieselbe Erhöhung zugejagt sein soll, erhielten bei der Löhnung 38 -H. — Die Kleber haben über verschiedene Bauten, wo der Tarif nicht inne- gehalten wird, die Sperre verhängt. — Wie von dem Vorstände de» Verbände» der Handel-Hilfsarbeiter mitgetheilt wird, sind diesem Verbände 50 Wärter de» Zoologischen Garten» bei- getreten, um bessere Lohnbedingungrn zu erreichen. Angeblich erhalten sie jetzt 30 Stundenlohn hei 10- und llstündiger Arbeit, lieber- stunden werden nicht bezahlt, Sonntagsruhe soll nur selten gewährt werden; auch sind die Wärter mit der Einstellung von Frauen unzufrieden, die neuerdings in größerer Anzahl beschäftigt werden und täglich l,75 erhalten. Zunächst soll EouutagSruhe und Bezahlung der Ueberstundeu gefordert werden. — Bet der Wahl de- GejellenauSschusseS für die Zwangsinnung der Schuhmacher wurden dir von der hiesigen VerbandSorganisatio» der Schuhmacher ausgestellten Eondidaten mit großer Mehrheit gewählt. Der sür die Schoßarbeiter der Friedrichstadt mit den Meistern vereinbarte Tarif wird jetzt auch in anderen Stadtgegendeu gefordert, von den Meistern aber abgelehnt. Eine Bewegung soll zum Herbst erwogen werden. — Die seit Ostern ou-stäudigro Eigarrroarbeiter und -Arbeite rinnen in Finsterwalde wenden sich an die hiesige» Berriu« um Unterstützung; von den 800 Ausständigen sind mehr al» 600 Arbeiterinnen; sie fordrru für 1000 Eigarrea eine Lohnerhöhung von 7ü G Berlin, 18. Ium. (Telegramm.) Da« Kanzler- amt de» Deutschen Flottenvereins theilt mit: Bei Gelegenheit der Eröffnung deS Elbe-Trave-CanalS in Lübeck hat der Kaiser dein Präsidenten des Deutschen FlottenvereinS Fürsten zu Wied den Allerhöchsten Austrag ertheilt, allen Mitgliedern deü Deutschen Flotten- vereinS seinen kaiserlichen Dank für die treue und erfolgreiche Mitarbeit an der Lösung für die Flotteufrage auszusprechen. (-) Berlin, 16. Juni. (Telegramm.) Der „Staats anzeiger" meldet, daß Graf v. Hohenthal auf Dölkau (Kreis Merseburg) zum Mitglied deS Herrenhauses auf Lebenszeit berufen worden ist. — Bon dem Verbände preußischer Apothekencon- cessionSanwärter war an den preußischen Medicinal- niinister eine Eingabe gerichtet worden, in der insbesondere um die Berücksichtigung deS BeschäftigungSalterS der Be werber bei der Vergebung von Apvtbckerconcessionen gebeten worben war. Darauf ist (nach der „Apothekerztg") folgender Bescheid des Ministers eingeganzen: „Aus daS Schreiben und die Vorstellung vom 10. Februar d. I. erwidere ich, daß ich mit Rücksicht auf die zur Zeit schwebende reichs- gesetzliche Regelung der Apothekengewerbefrage zu meinem Bedauern nicht in der Lage bin, in die Erörterung einer etwaigen Aenderung der bestehenden Bestimmungen einzutreteu. Bei Gelegenheit der reichSgesetzlichea Regelung werden di« Wünsche deS Ver- bandeS in wohlwollende Erwägung gezogen, und e» darf ange nommen werden, daß ein Theil derselben hierbei seine Erfüllung finden werde." (Fortsetzung in der 1. Beilage.) Bei der Gesammtauflag« der vorliegenden Nummer befindet sich als Sonderbeilage von der Roßberg'schen Buch- Handlung in Leivzig ein Prospekt zu „Kürschner'» Lexikon de» deutschen Recht»", auf welchen auch an dieser Stelle hin gewiesen sei. erspart jeder, der sich zum täglichen Ge- brauch beim Waschen und Baden nur der Pat. Myrrholin-Seife bedient, da sich dieselbe bei gutem Schäumen nur sehr langsam verbraucht, im Gegensatz zu vielen anderen Seifen und in Folge ihrer hygienischen Eigenschaften die Haut gesund er hält, hierdurch werden die verschiedenartigsten Hautleiden vermieden, deren Behandlung oft große Kosten verursachen würde. DaS „Myrrholin" conservirt die Haut und erzeugt den von den Damen so hochgeschätzten schönen Teint. Die Pat. Myrrholin-Seife ist überall, auch in den Apotheken, erhältlich. ökMM, tu der Nähe von Walds Hut (Baden). MftMsl M 10,000 WrWrktll. S-ir Herbst 1898 auf Schweizer Gebiet im Bau befindlich. Vor- theilhaste Abgabe von elektrischer Energie für industrielle Unter nehmen. Günstig gelegenes Luduftrieterratn am Rhein auf badischer Seite, mit Geleiseanschluß, wird billig zur Verfügung gestellt. Auskunft ertheilt die Besitzerin des Werkes TKLoror» LlelrtrlLttrtt, »»«le« <8vIr«elLt. 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