SCHRIFTGESTALTUNG Die Schrift ist nicht nur ein ganz elementares, sondern das unent behrlichste aller gebrauchsgraphischen Ausdrucksmittel, denn es gibt kaum ein Werk der Gebrauchsgraphik, auf dem sie nicht in irgendeiner und wenn auch noch so bescheidenen Form in Erschei nung träte. Rein bildhafte Lösungen ohne eine erläuternde Be schriftung gehören heute zu den sehr seltenen Ausnahmen. Sie bedürfen fast immer einer zusätzlichen Erläuterung durch die Schrift, während umgekehrt wieder die aus reinen Schriftelementen gestalteten Lösungen schon völlig genügen, um sich dem Beschauer verständlich zu machen und damit ihren Zweck zu erfüllen. So läßt sich denn auch die Schrift in ihrer Verwendung als gebrauchsgra phisches Darstellungsmittel schon sehr frühzeitig an manchen mar kanten Beispielen wie schon an Belegen aus dem alten römischen Kulturkreis nachweisen, wo sie speziell in den Dienst plakativer Aufgaben gestellt wurde. Die Schrift war auch das einzige graphische Darstellungsmittel, das ungefährdet die Stürme der Völkerwande rung überstand und in den stillen Schreibstuben der Klöster eine liebevolle Pflegestätte fand, um hier jene bedeutenden schriftkünst lerischen Schöpfungen zu zeitigen, die als Zeugnisse eines unver gleichlichen handwerklichen und künstlerischen Leistungsvermö gens noch heute unsere Bewunderung erregen. Die Pflege der künstlerischen Handschrift ging selbst dann nicht verloren, als um das Jahr 1540 Gutenbergs Erfindung des beweglichen Letterndrucks der bis dahin geübten Praxis einer rein manuellen Schriftübermitt lung ein baldiges Ende zu bereiten schien, denn sie wurde trotz dieser neuen und revolutionierenden Erfindung fast überall und vornehmlich in den fürstlichen Kanzleien ungemindert weiterbe-