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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.06.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-06-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000620029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900062002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900062002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-06
- Tag1900-06-20
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Redaktion und Expedition: JohamriSgaffe 8. Di« Expedition ist Wochentag- ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi- Abend- 7 Uhr. Filialen: Alfred Hahn vorm. v. klemm'- Lorttm. UuivrrsitätSstraße 3 (Pauliuumi, Loui» Lösche. shMH-iluinkN. In, Part, u»d Köuig-platz 7. BezngS-PrekS > her Hauptexpedition oder den im Gtabt« bezirk und den Vororten errichteten Au-» vbestellen abgeholt: vierteljährlich ^14.50, kri zweimaliger täglicher Zustellung in« Hou« 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: viertestährlich ^l S.—. Direkte tägliche Kreuzbandsendung tu« Ausland: monatlich 7.50. Abend-Ausgabe. UchMr TaMatt Anzeiger. Amtsblatt -es Königkicheit Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Aatljes uud Notizei-Ämtes -er Lta-t Leipzig. Anzeigeu-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile LO Pfg. Reklamen unter demRrdactioasstrich (öge» spalten) üO^j, vor den Familienaachrichten (ügrspaltra) 40/^. Gröbere Schriften laut unserem Preis« verzrichnib- Tabellarischer und Ztfferusatz nach höherem Tarif. Extra-Veilasea (gefalzt), nur «N der Morgen »Ausgabe, ohne Postbesürderung 60—, mit Postbeförderuag ^l 70.—. Anaahmeschlnß fir Anzeigen: Ab eud »Ausgabe: Vormittag» 10 Uhr. Marge»»Au-gabr: Nachmittag» -Uhr. Vei dea Filialen und Annahmestellen je ei» halbe Stunde früher. Anzeige» find stets an die Expeditto» zu richte». Druck md ««lag von E. Polz t» Leipzl» Mittwoch den 20. Juni 1900. 9L Jahrgang. 7 Die Wirren in China. 'p. Man wartet vergeblich auf Nachrichten — und wird wohl auch noch eine Weile warten müssen — welche daS Räthsel von Peking lösen. Da bis jetzt keinerlei Bestätigung der Meldung, daß die fremden Gesandtschaften in Peking „genommen" seien, eingetroffen ist, möchte man hier und da an der Richtigkeit zweifeln, aber einmal ist eö nicht wahrscheinlich, daß ein japanisches Kriegsschiff sich dazu hergegeben habe, ein nicht beglaubigtes Gerücht nach Tschifu zu übermitteln, ohne es als solches zu kennzeichnen und dann ist daS Ausbleiben jedweder Nach richt aus Peking überhaupt kein gutes Zeichen. AnvererseitS bat die japanische Regierung noch keinerlei amtliche Be nachrichtigung über die Katastrophe. Die „D. Wacht" hat auch noch auf der japanischen Gesandtschaft in Berlin über deren Ansicht nachgefragt. Die Niederbrennung der Gesandtschaften in Peking wird kort nicht geglaubt, erst die Einnahme der Forts von Taku könnte das Signal zum Angriffe aus die europäischen Gesandten in Peking gegeben haben. Die chinesische Regierung, die Wohl mit den Boxern gemeinsame Sache mache, hätte bis jetzt sicher noch die Herrschaft über den Pöbel in Peking und würde trotz aller Fremdenfeindschasl zunächst keinen thätlicben Angriff aus die Gesandtschaften und Gesandten zugelassen haben. Endlich glaubt die japanische Gesandtschaft an eine baldige Unterdrückung des Ausstandes; zehntausend Japaner (?) würden binnen Kurzem die Ordnung Herstellen. Die Umkehr der Entsatztruppe» wird jetzt wieder zweifelhaft. Was das deutsche Detachement betrifft, so liegt keine Meldung darüber vor, daß es ebenfalls nach Tientsin zurückgekehrt ist. Nach den letzten, vom Sonnabend datirten Telegrammen über die Vorwärtsbewegung der fremden Truppen war eö selbstständig auf Peking weitermarschirt. Außerdem äußerte der Unter-StaatSsekretar des Aeußeren Brodrick gestern im englischen Unterhause: Dem britischen Contreadmiral war bis L Uhr Nachmittags des I7.Juni keine Nachricht zugegangen, daß der commandirende Admiral nach Tientsin zurückkchrte. Diese Meldung ist neuer, als die am 18. eingegangene Nachricht des japanischen Torpedobootes von der Rückkehr des Admirals. Ucber die Eroberung der TakufortS machte Brodrick noch folgende nähere Mittheilungen: Die letzte Nachricht stammt vom Commandanten des „Endymion" bei Wei»hai»wei und ist von gestern Abend 8'/, Uhr datirt. Die» selbe sagt, daß die FortS von Taku, welche daS Feuer am 17. Juni aus die Schiffe der vereinigten Geschwader eröffneten, nach sechsstündigem Gefecht zum Schweigen gebracht, und von den vereinigten Streitkräften besetzt wurden. Berstärkungs» Mannschaften zum Sturme der Forts waren am vorhergehenden Nachmittage von Len Schiffen an Land gesandt worden. Die britischen Schiffe, welche sich auf dem Flusse selbst am Gefecht beteiligten, waren die Eorvette „Algerinr" und zwei Torpedoboots» zerstörer. Die letzten beiden nahmen vier chinesische Torpedoboots- Zerstörer. Die Verluste auf der „Algerine" sind leicht, die Verluste der Sturmcolonnen sind unbekannt. Die verbündeten Admirale hielten einen chinesischen Kreuzer zweiter Classe auf der Außenseite von Taku zurück. Nach einer der „Frkf. Ztq." telegraphisch übermittelten I Meldung der „Times" aus Shanghai bemerkten die Cvm-1 Mandanten der Schiffe vor Taku am 16. Juni Nachmittags, s daß große Abtheilungen chinesischer Truppen sich in den Forts sammelten und daß Torpedos im Flusse gelegt wurden, während alle Communication ab geschnitten wurde. Die Commandanten hielten darauf eine Berathung ab und beschlossen, ein Ultimatum zu schicken, worin die Auflösung der Truppenkörper verlangt und hinzugefügt wurde, wenn dies nicht bis 2 Uhr Morgens ge schehen sei, würden die vereinigten Geschwader die Forts zer stören. — Nach der „Central News" erfolgte die Antwort in der Weise, daß Sonntag Morgen um 1 Uhr alle Forts gleichzeitig aus die Schiffe daö Feuer eröffneten. Der „Daily Mail" zufolge lagen 32 Kriegsschiffe vor denFortS. — Nach einem Telegramm der „Daily Expreß" aus Shanghai richtete sich das Feuer zuerst auf die Kanonenboote, welche nahe an der Küste lagen. Es waren dies die Boote „Algerine" (englisch), „Iltis" (deutsch), „Atago" (japanisch), „Aorktown" (amerikanisch) und„Mandschur" (russisch). Anfangs richteten die chinesischen Geschosse keinen Schaden an, bald aber fanden die Chinesen die Zielweite und „Algerine"und„Jltis"wurd en schlimm beschädigt,dasie 13 oder 14 Malgetroffen wurden. Das vereinigte Geschwader eröffnete dann ein furchtbares Feuer, das vom ersten Schüsse an genau gezielt war. Die Forts wurden buchststäblich in Stücke zersprengt. Die russischen Truppen an der Landseite sollen beim Angriffe mitgewirkt haben. Landungsabth eilungen trieben die Chinesen mit dem Bajonett weg. Viele Hunderte Chinesen wurden getödtet, als sie nordwärts flohen. Das Gros der angreifenden Truppen bestand aus Russen, von denen bis jetzt einige 10 000 Mann bei Taku gelandet sind. Durch die Explosion des Magazins auf dem russischen Kanonenboot „Mandschur" wurden sieben Matrosen getödtet und viele verwundet. — Folgende Meldung ist noch von Interesse: * London, 19. Juni. Bis jetzt liegt weder aus der Admirali tät noch an einer anderen Stelle eine Bestätigung des Gerüchtes vor, daß zwei englische Kriegsschiffe bei dem Angriffe auf die Forts von Taku in den Grund gebohrt sind. Man hält hier das Gerücht für unbegründet. Zwischen Taku und Tientsin sind Telegraph und Eisen bahn zerstört und auch der Flußweg ist laut einer Meldung Wolff's gefährdet. Der Fluß ist, wie die „Köln. Ztg." bemerkt, nur für flachgehende Kanonenboote fahrbar, aber besonders jetzt, wo der Wasserstand niedrig sein dürste, ist es auch für solche Boote gefährlich, den tief in die Ebene eingeschnittenen, vielfach sich krümmenden, schmalen Peihofluß hinauszufahren, weil sie gegen die überhöhten Ufer bin sich nur schwer feindlicher Angriffe erwehren können. Der Vor marsch auf Tientsin muß also wahrscheinlich zugleich auf dem Landwege erfolgen; da aber auch hier Widerstand von chine sischen Truppen zu erwarten ist, so ist es fraglich, ob dazu die LaudttugSmannfchaften der Kriegsschiffe — es sind deren jetzt gegen 70 auf der Rhede von Taku versammelt — ausreichen, und ob nicht alsbald größere Bestände von Landtruppen aus dem russischen Port Arthur, aus Japan und aus den französischen Colonien in Jndochina herangezogen werden müssen. Denn wie die Dinge sich bis jetzt ansehen, handelt es sich, wie schon hervorgehoben wurde, nicht mehr um eine Expedition gegen die Boxer, sondern um einen Krieg der Mächte mit China. So wird denn auch über weitere Truppensendungen der Mächte berichtet: * Paris, 19. Juni. Eine Note der „Agence HavaS" besagt: Tie französischen Streitkräfte, welche sich bereits in China befinden oder noch zur See nach Taku unterwegs sind und zwischen dem 25. Juni und 3. Juli dort eintreffen, belaufen sich auf etwa 2000 Mann. Die Streitkräfte, welche Frankreich am 29. Juni in zwei Transporten verlassen, werden 2200 Mann betragen. Mit der Krcuzerdivision, welche gegenwärtig armirt wird und welche spätestens am 29. Juni von Frankreich abgrht, werden sich fran zösischerseits in den chinesischen Gewässern alsdann sieben Kreuzer, ein Aviso und vier Kanonenboote befinden. (Wiederholt.) * Wien, 19. Juni. Tas russische Cabinet theilte, wie hiesig« Blätter melden, den europäischen Cabinetten mittelst Circulardepesche die Entsendung von 4000 Mann nach China zum Schutze der russischen Unterthanen und der Europäer überhaupt mit. Die „Neue Freie Presse" theilt mit, das Circular enthalte eine Stelle, in welcher auf das Festhalten an den Vereinbarungen der inte» venirenden Mächte hingewiesen wird, sodaß somit jedes Sonder interesse Rußlands ausgeschlossen sei. * London, 19. Juick. Die gegenwärtig in Portland liegen den englischen Kriegsschiffe „Diadem" und „FuriouS" haben Befehl erhalten, nach China zu gehen. (Wiederh.) Daß Amerika 5000 Mann von Manila nach Tientsin sendet, also seine dortige Position gegen die FilippinoS erheblich schwächt, wurde schon erwähnt, ebenso daß 6 Regi menter Eingeborenen-Truppen, eine Compagnie eingeborener Pioniere und eine Batterie Artillerie auS Britisch-Jndien nach China gehen. Kaiser Wilhelm hat, wie uns der Telegraph meldete, die Mobilmachung des 2. Seebataillons zur Ent sendung nach China befohlen. Unsere Marine hat drei Seebataillone, das erste steht in Kiel, das zweite in Wilhelms haven und daS dritte mobile Bataillon in Tsingtau im Gouvernement Kiautschau; alle drei zusammen bilden unsere Marine-Infanterie. Ter Friedensbestand der beiven ersten Bataillone beträgt 44 Osficiere, 168 Untervfsiciere und 1038 Gemeine; die Kriegsstärke des Bataillons zu 4 Com pagnien soll 1400 Mann betragen. Commandeur deS 2. Scebataillonö ist Major v. Kronheim, Adjutant Leutnant Schultz, Compagnieführer sind die Hauptleute v. Falken- bayn, Fricke, Wellenkamp und Gudewill. Der Zweck der Marinc-Jusanterie ist nach Contre-Admiral z. D. Aschenborn hauptsächlich die Vertbeidigung der Reichskriegshäfeo und die Commandirung der Seesoldaten-DetachementS an Bord der Panzerschiffe. Sie hat indessen auch schon früher im Dienste unserer Colonien Verwendung gefunden, so wurde bereits 1893 für kurze Zeit eine Compagnie nach Kamerun und nach der Besitzergreifung von Kiautschau bekanntlich ein Bataillon nach Tsingtau geschickt. Ob das 2. Bataillon ebenfalls im Kiautschaugebiet oder anderwärts in China, wo deutsche Staatsangehörige und Interessen bedroht sind, Verwendung finden wird, bleibt abzuwarten. Rivalitäten? Japan bat den Mächten die Entsendung von 3000 Mann angezeigt. Wie aus Paris verlautet, werde eS sofort weitere 20 000 Mann folgen lassen als Antwort auf die großen I Truppensendungen Rußlands. Man fürchte, daß eS zu einem I Conflict kommen werde. Was an diesen Meldungen richtig I ist, läßt fick nicht controliren. Der „Deutschen Wacht" wurde aus der Berliner japanischen Gesandtschaft gesagt, daß nach Ansicht derselben Japan mit den übrigen Mächten Hand in Hand gehen und nie Sonder^iele verfolgen wird. „Japan verfolgt mit den anderen Machten zusammen Pläne, deren Ausführung im Interesse der gesammten Civilisation liegt", betonte der befragte Diplomat wiederholt. Japan werde vielleicht Truppen in China landen in größerer Zahl, eS werde aber in jedem Falle sich vorher mit den Mächten verständigen. Entgegen einem in der „Neuen Freien Presse" veröffentlichten angeblichen Interview mit einem „japanischen Diplomaten" betonte der Gewährsmann deS Berliner Blattes, daß sicherlich Japan in China Fuß fassen werde, und daß eS deS Entgegenkommen» der Mächte dafür sicher sei. Wo Japan eine feste Stellung wünscht, daS entziehe sich vorläufig noch der öffentlichen Erörterung. Eine Furcht vor russischen Sonderbestrebungen bestehe bei Japan nicht, ebenso kein Abkommen mit England. Japan» Stellung in Korea sei durchaus gesichert. So viel scheint also sicher HU sein, daß Japan als nächster kriegsbereiter Nachbar eine praponderirende Stellung bei der Niederschlagung der Boxererhebung, der Bekämpfung der regulären chinesischen Truppen und der Befreiung der Ge sandtschaften spielen möchte und daß es dafür später eine Entschädigung in Form eines jedenfalls nicht unbedeutenden Landbesitzes erwartet. Ob Rußland, daS in dem Rufe steht, mit Japan im Eioverstädniß zu sein, damit einverstanden sein wird? Die Kaiserin-Wittwe. Die Brüsseler „Jndependance" veröffentlicht einen Pekinger Brief, nach dem die Kaiserin-Wittwe den festen Entschluß kundgegeben haben soll, bis zum Aeußersten den europäischen Mächten Widerstand zu leisten, so daß ein regelrechter Krieg mit China bevorsteht. Sollte ibr Unternehmen scheitern, so ist die Kaiserin angeblich entschlossen, dea Kaiser Kwangsu zu tödten und dann Selbstmord zu verüben. — DaS liest sich ganz indisch, gäbe einen guten Stoff für »ine Tragödie, braucht aber deshalb noch nicht ganz wahr zu sein. Ein Boxer-Placat. * Die Londoner „Evening News" giebt nach chinesischen Zeitungen, welche mit der letzten chinesischen Post angekommcn sind, folgenden Wortlaut eines Boxer-PlacateS wieder: „Die Götter helfen den Boxern, Dem patriotischen, harmonischen Corps, Und zwar darum, weil die fremden Teufel daS Reich der Mitte stören. Sie nöthigen da» Volk, ihre Religion anzunehmen, Dem Himmel den Rücken zu kehren, Die Götter nicht zu verehren und die Vorfahren zu vechrssea. Männer verletzen die menschlichen Verpflichtungen, Frauen begehen Ehebruch. Fremde Teufel sind nicht von Menschen erzeugt. Wenn ihr es nicht glaubt, So seht sie genau an, Die Augen aller fremden Teufel sind bläulich. Kein Regen fällt, Die Erde wird trocken, Dies geschieht, weil die Kirchen den Himmel verschließen Die Götter zürnen, Tie Genien sind ärgerlich: Bride kommen herunter von den Bergen, um ihre Lehr« zu predigen. Ferrillrtsn. y Diana. Roman von Marian Comyn. N-ibtruck vtristen. Erich konnte keinen Geschmack an Nancy's Vortrag, den sie jetzt über die neuesten Moden begonnen hatte, finden und, sich vom Frühstückstisch erhebend, eilte er in den Garten, wohin ihm Diana bald folgte. Wie gewöhnlich schlang sie ihren Arm in den seinen und blickte liebevoll zu ihm auf. „Ist Dir etwas, lieber Erich?" „Ja, Di, ich bin in rechter Sorge", erwiderte der junge Mann, einen tiefen Seufzer ausstoßend. Diana schien von diesem Vorkommniß nicht sonderlich über rascht zu sein, sie schmiegte sich nur noch zärtlicher an den Bruder an, und im Tone innigster Theilnahme fragte sie' „Was ist'», Lieber?" Er antwortete nicht sogleich, eine dunkle Röche überfluthete sein hübsche» männliches Antlitz. ! „Ich will Dir Alle» erzählen, Diana", sagte er dann mit gepreßter Stimme, „und dann magst Du selbst urcheilen und kannst mir vielleicht helfen. Du weißt doch — ich glaube wentgstsnS, daß dies der Fall ist —, daß ich Pauline vom ersten Augenblick an, wo ich sie gesehen, geliebt habe?" DaS Alle» wurde in schüchternem fragenden Tone gesagt. Diana konnte sich beim besten Willen eine» leisen Lächelns nicht evwelhren. Als oh Erich'» Liebeskummer ihr jemals ein Gcheimniß gewesen wäre! Al» ob sie in seiner Seele nicht ebenso gut wie in ihrer eigenen gelesen hätte! „Ja gewiß, Sieber!" sagte sie, bestätigend mit dem Kopfe nickend, „Nun, und —" „Nun. so lange ich ein armer Buchhalter war, habe ich mein Geheimniß für mich behalten. Aber gleich nachdem ich Mr. Drury gesprochen hatte, machte ich den Versuch, eine Unterredung mit Pauline zu «»halten. um mich endlich offen mit ihr auS- zvsprechen. Ich olnö zu dlesam Zwecke nach Park Lane, aber an statt, n^e ich gehasst, von Pauline wurde ich von Lady Dnnnmond empfangen, welch« mir sagte, daß ihre Nichte verreist sei und erst nach sech» Wochen zurückkehren würde. Die Dame weigerte sich, wir Pauline'» Adresse, rrm die ich sie bat, mit- znkheUen, und so habe ich da» Haus verlassen und befand mich auf demselben Standpunkt wie zuvor. Ich hatte nun immer gehofft, daß Pauline einmal an Euch schreiben würde, aber leider vergeblich. Es war vorgestern, als mir der Name Drummond beim Lesen der Zeitung in die Augen fiel. Unter den „Nachrichten aus der Gesellschaft" las ich, daß Pauline irgend einen großen Ball in London besucht habe; ich schrieb sogleich an sie, aber — hier schickt Pauline's Tante meinen Brief zurück und erinnert mich daran, daß Pauline noch unmündig ist, zugleich verbietet sie mir auf das Entschiedenste, jemals wieder den Versuch zu machen, mich mit Pauline in Verbindung zu setzen." Er händigte Diana den Brief Lady Drummond's ein, welchen diese, nachdem sie ihn gelesen, ohne irgend welche Be merkung zurückgab. „Sie ist eine kalte, hochmllthige, herzlose Frau", rief Erich erregt, „und der Gedanke^ daß Pauline in ihren Händen ist, ist mir schrecklich! Ich habe große Lust, Pauline zu entführen und sie sofort zu heirathen!" „Ich fürchte, daß Du noch manche Schwierigkeiten zu über winden haben wirst, ehe Du zu dem gewünschten Ziele gelangst", bemerkte Diana lächelnd. „Nein, das ist kein vernünftiger Plan!" fügte sie kopfschüttelnd hinzu. „Was rächst Du mir zu thun? Sprich, Diana! Sehen muß ich Pauline!" „Natürlich mußt Du sie sehen, vorausgesetzt, daß es möglich ist!" sagte Diana. „Ob es möglich ist!" sagte Erich, sein volles Haar zurück werfend und spöttisch auflachend. „Da giebt'S kein „Wenn" oder „Ob", lieber Schwesterchen! Cupido lacht aller Schlösser und Riegel, und wenn sich fünfzig Ladies Drummond mir entgegen stellten, so würde ich den Kampf mit ihnen aufnehmen! Du weißt nicht, waS Liebe ist, Diana!" „Nein" — sagte Diana ruhig. „Aber Du wirst es eines TageS erfahren", fügte Erich er- muthigend hinzu; dann fuhr er in ernsterem Tone fort: „Ich weiß nur nicht, ob eS einen Mann in der Welt giebt, der Deiner würdig wäre!" „Ich auch nicht", erwiderte sie lachend. „Aber wir wollen solche fernliegende Dinge außer Betracht lassen, hier giebt eS nur Eine», wogegen wir anzukämpfen haben, und da- ist Lady Drummond. Ich glaube nicht, daß es einen Zweck hätte, wenn Du eine Unterredung mit ihr nachsuchtest und ihr Deine Wünsche vortriiarst. ES würde ein vergeblicher Versuch sein, denn ste ist nicht die Frau, die einen einmal gefaßten Plan aui bloßer Herzensgute aufgiebt. Ich weiß, daß sie den Wunsch hat, Pauline mit ihrem Sohne Wilfred zu vermählen, und sie wird Alles daran setzen, daß diese Verbindung stattfindet. Wenn ich Dich recht verstanden habe, Erich, so hast Du Pauline noch gar nichts von Deiner Liebe zu ihr gesagt?" „Nein, aber wir verstehen rms auch ohne Aussprache, sie weiß, daß ich sie liebe, und ich bin von ihrer Gegenliebe überzeugt!" „Es würde aber unter den gegenwärtigen Umständen besser sein, wenn eine Aussprache zwischen Euch stattfände. Ihr könnt Euch dann, wenn auch nur In aller Stille, mit einander ver loben. Verweigert Pauline's Tante ihre Einwilligung, nun, so müßt Ihr eben warten, bis Pauline mündig ist. Ihr seid ja Beide noch jung genug, und die wenigen Jahre werden Euch schnell genug vergehen. Aber eine Form muß doch die Sache haben. Du befindest Dich jetzt in der Lage, um Pauline werben zu können, und sie kann und wird erwarten, daß Du sprichst!" „Diana, Du bist ein Engel!" sagte Erich entzückt. „Und nun will ich auch keine Secunde länger zögern", fuhr er nach einer kurzen Ueberlegung fort. „Ich habe meinen Feldzugs plan schon entworfen. Um II Uhr 50 geht der nächste Zug nach London, ich kann denselben noch ganz bequem erreichen, und, in London angclangt, gehe ich geraden Weges nach Park Lane und versuche, eine Unterredung mit Pauline zu erlangen. Vielleicht ist mir daS Glück günstig. Uebrigens" — er stockte plötzlich — „es würde Dir doch nicht unangenehm sein, wenn ich jetzt fortgche und Dir das Haus allein überlasse?" „Gewiß nicht! Wie kommst Du auf einen solchen Ge danken?" „Ich kann ja nicht wissen, ob die Ereignisse in der ver gangenen Nacht Dich nicht ein wenig ängstlich gemacht haben", antwortete er in scherzendem Tone. Nachdem Diana ihn über diesen Punct beruhigt hatte, kehrte er ins Haus zurück, um so schnell wie möglich seine Vor bereitungen zur Abreise zu treffen. Diana begleitete ihn zur Bahn, sie lenkte den kleinen Ponywagen selbst und fuhr bei ihrer Rückkehr an Prior» Holm vorüber. DaS mächtige Gebäude sah bei dem Hellen Morgensonnenschein ebenso düster au» wir sonst. VI. Diana war entschlossen, trotz der Ereignisse der letzten Nacht, ihr alte» Zimmer dennoch wieder zu beziehen, und sie hatte Keziah bereits ihre diesbezüglichen Anweisungen ertheilt. Trotz- dem klopfte ihr Herz höher bei dem Gedanken an jene feste, energische Hand, welche sich auf ihren Arm gelegt hatte, und sie beschloß, während der Nacht eine Lampe brennen zu lassen und versah sich mit einer Glocke, deren Klang sofort einen der Diener zu ihrem Beistand herbeinifen sollte, falls sie durch irgend etwa» beunruhigt würde. Nancy hatte heute früher als gewöhnlich ihr Schlafzimmc» ausgesucht, und Diana hatte ein Buch zur Hand genommen, um ein wenig zu lesen. Doch dasselbe vermochte sie heute nicht zu fesseln, sie war zerstreut und unruhig. Ungeduldig legte sie das Buch nach einiger Zeit bei Seite und ging hinau» in den Garten, wo der Duft der Blüthen die Luft erfüllte und die Thautropfen in den Kelchen derselben wie Diamanten funkelten. Langsam schritt das junge Mädchen durch den Garten dem angrenzenden Park zu; daS tiefe Schweigen um sie her that ihr wohl und mit Behagen athmetc sie die frische Nachtluft ein, An einer niederen Gitterthür, welche zu einer Anpflanzung von Lärchenbäumen führte, blieb sie stehen und, ihre weißen Arme auf die Thür lehnend — sie trug ein leichte», schwarzes Grenadinekleid, welches den Unterarm und einen Theil des Halses frei ließ —, blickte sie, in Träumereien versunken, in die Nacht hinaus. Wohl zehn Minuten hatte sie so gestanden, kein Laut, als da» leise Rauschen der Bäume über ihrem Haupt«, war an ihr Ohr gedrungen. „Miß Beauchamp!" Heftig zusammenschreckend, richtete sie sich empor, und im ersten Augenblicke glaubte sic noch zu träumen, denn gerade der Mann, mit dem sich ihr« Gedanken beschäftigt hatten, stand vor ihr — auf der anderen Seite deS Gitter», einige Schritte von ihr entfernt, aber doch nahe genug, daß sie den Ausdruck der Uebrrraschung in seinen Augen wahrnehmen konnte. „Ja, ich bin e»", antwortete sie, wie au» einem Traume er wachend. Dann, ihre Selbstbeherrschung wieder gewinnend, fügte sie, ihm die Hand entgegenstreckend, hinzu: „Sie sind gewiß sehr erstaunt, mich zu dieser Zeit hier zu finden?" „Es ist nicht so sehr spät", antwortete Philipp Heatheote ausweichend, „und", fuhr er, sich ring» umblickend, fort: „Sie sind doch vermuthlich nicht allein?" „Ich bin ganz allein!" erwidert« Diana. „In diesem Falle ist e» sehr gewagt von Ihnen, sich so weit vom Hause zu entfernen!" sagte er in ernstem Tone. „Ist eS denn so weit?" fragte da» junge Mädchen der^ wundert. „Ich war so in meine Gedanken vertieft, daß Ich kaum weiß, wie ich hierher gekommen bin. E» ist ein« so wunderbar schöne Nacht . . ." „Das mag sein", unterbrach er sie schnell, „aber wir sind in diesem Theile deS Lande» nicht sicher vor Landstreichern, und es könnte doch sehr unangenehme Folgen für Sir haben, wenn Sie einem derselben begegneten. Al» ein Bewei» für Da», wa» ich sage, maq Ihnen dienen, daß die Veranlassung meine» Hierseins ein verdächtig auSsebender Mann mit einem großen Schlapp hute ist, den ich durch eine Lücke der Hecke zur Linken der An»
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