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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.06.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-06-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000626013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900062601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900062601
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- LDP: Zeitungen
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
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ÜL86 LS. Juni nach China abgegangene Heine Kanonenboot „Tiger" die ersten Verstärkungsmannschasten bei Taku landen werde, ist irrig. Der „Tiger" wird sowohl von den beiden Lloyddampfern „Frankfurt" und „Wittekind", als von dem Panzerkreuzer „Fürst LiSmarck" überholt werden. Der „Tiger" besitzt eine geringe Fahrgeschwindigkeit und beschränkte Bunkerräume, so daß er auf der 12000 Seemeilen weiten Fahrt dreimal Kohlen über nehmen muß. Der „Iltis" brauchte 1897 für die Fahrt von Kiel nach Shanghai mehr als drei Monate,, wobei freilich in Betracht zu ziehen ist, daß unterwegs vielfach stürmisches Wetter Herrschte und der „Iltis" durch die Einschleppung des im Atlantischen LKean in hilflosem Zustande treibenden englischen Dampfers „Port Darwin" nach Coruna eine erhebliche Fahr störung erlitt.' Anders bei unfern Kreuzern und den Lloyd dampfern. Die schnelle „Kaiserin Augusta" machte die Reise von Wilhelmshaven über Kreta nach Hongkong 1897 in 33 Tagen. Der Kreuzer „Prinzeß Wilhelm", der eine etwas geringere Geschwindigkeit besitzt, legte dieselbe Strecke in 40 Tagen zurück. Da in diese Fahrzeit der Aufenthalt in Gibraltar, Port Said, Aden, Colombo und Singapore ein geschlossen ist und „Fürst Bismarck" bei einer Strecke von 6600 Seemeilen in der Fahrgeschwindigkeit die „Prinzeß Wil helm" übertrifft, aber hinter der „Kaiserin Augusta" zurück- Lleibt, so ist mit Sicherheit anzunehmen, daß das Schiff bereits in den ersten Augusttagen in den chinesischen Gewässern ein trifft. Von Hongkong aus erreicht der Panzerkreuzer in vier Tagen Tsingtau, in sechs Tagen den jetzigen Kriegsschauplatz. Erheblich früher werden aber die beiden kriegsstarken See bataillone unter Generalmajor v. Hoepfner China erreichen. Die 1897 mit der Ueberführung des dritten Seebataillons und der Matrosen-Artillerie betrauten Lloyddampfer „Darmstadt" und „Crefeld" gebrauchten nur reichlich 30 Tage. Mithin werden „Frankfurt" und „Wittekind", die voraussichtlich schon am 25. oder 26. Juni die Hcimath verlassen, bereits Ende Juli die chinesischen Gewässer erreichen und die ersten Verstärkungen landen. Die Abfahrt des „Luchs" nach China erleidet eine Heine Verzögerung, da das Schiff zur Vornahme einiger Ände rungen an der Maschine in die kaiserliche Werft geht und dort bis Anfang Juli bleibt. Das Schiff unternimmt alsdann noch eine Probefahrt und geht bei günstigem Verlauf im ersten Drittel deS Juli nach Taku ab. Das nach Ostasien bestimmte Detache ment Marinematrosen der Matrosen- und Werftdivision schifft sich am nächsten Montag an Bord des „Fürst Bismarck" ein. In Folge der Verzögerung der Ausreise des „Luchs" ist die ur sprünglich beabsichtigte Einschiffung des Detachements an Bord deS Kanonenbootes aufgegeben worden. Tic Mächte. Eine in New Dorker Blättern abgedruckte directe Meldung auS Shanghai besagt: Allgemein glaubt man hier, Ruß land habe die Unruhen angestiftet, um dadurch Gelegenheit zu erhalten, unter den Deckmantel der Wiever- herstellung der Ordnung sich Pekings zu bemächtigen und sich zum Protektor Chinas zu proclamirrn. Dies wurde durch daS Vorgehen der anderen Mächte verhindert. Amerika hat den Schlüssel, da eS über dem Verdachte steht, ländergierig zu sein (?), und eS ist in der besten Lage, die Führung zu übernehmen, indem eS ein dauerndes Arrangement vor schlägt mit vorheriger Entthronung der Kaiserin-Mutter. Weiter heißt eS in der Meldung: Es besteht eine thatsäck- liche englisch-amerikanische Allianz in China, die englischen Truppen sind nicht ausreichend; Enzlänver und Amerikaner erwarten die Entsendung mehrerer amerikanischer Regimenter von den Philippinen. — Li-Hung-Chang ver dient kein Vertrauen. Vorstehendes ist, so fügt ein New Dorker Correspondent hinzu, die Probedepesche eines neuen Shanghaier Cvrrespon- deaten, der offenbar Hetzen will. Eine Washingtoner Meldung, die sich mit der obigen Shanghaier Depesche beschäftigte, besagt: Die Behauptung von einer englisch-amerikanischen Allianz bat in hiesigen amt lichen Kreisen Unwillen erregt; dieselben erklären, sie würden dessen müde, immer wieder ganz bestimmt betonen zu müssen, daß eine solche Allianz nicht besteht, vielmehr lediglich eine Parallelaktion Amerikas und der anderen Mächte zum Schutze der Angehörigen der betreffenden Mächte. Dem mag sein, wie ihm wolle, jedenfalls ist Amerika gewillt, sein Wort mit allem Nachdruck in die Waagschale zu werfen. Wird doch gemeldet: , * Washington, 25. Juni. (Telegramm.) Ter Befehl zur Entsendung des Thurmschiffes „Monadnoh" Sach Taku ist znrnckgezogc» worden. Die vom Kriegs amte getroffenen vorläufigen Mafruahme» sind in beispiellosem Umfange erfolgt »nd sehen jede mögliche Eventnalität in China vor. (Reuter meldung.) Die Widerstandskraft Chinas. Vor mehreren Jahren wurde unter Beihilfe der R'ichsrcgie- rung eine industrielle Commission nach Ostasien entsandt, um di« besonderen Bedürfnisse des chinesischen Marktes zu erkunden, neue Anknüpfungspuncte zu schaffen und mit der gewonnenen Kenntniß die deutsche Industrie in Stand zu setzen, ihre Maaren den osiasiatischcn Bedürfnissen anzupassen. An Vieser Expedition nahm der gegenwärtige außerordentliche Pro fessor in Kiel, vr. Schumacher, Theil, der in dem von Gustav Schmoller, Max Sering und Adolph Wagner herausgegebenen Sammelwerke „Handels- und Weltpolitik" auf Grund der bei jener Reise an Ort und Stelle gewonnenen Eindrücke in einem soeben erschienenen lesenswerthen Aüfsatz über „Deutschlands In teressen in China" sich eingehend äußert. Wir schicken diejenigen Auslassungen voraus, die für einige Privatstrategen nützlich zu lesen sind, welche bereits mit Bleistift und Lineal Eroberungszüge unternehmen, di« alle Thateir Alexan- ver'L deS Großen in Schatten stellen. „Wer aber China und das Chinesenthum einigermaßen kennt", so lautet die sachkundige Be lehrung, der weiß, daß von einer Auftheilung des Reiches der Mitte nicht die Rede sein kann. Dazu ist das chinesische Volk — so indifferent, so gleich- giltig für alle nationalen Fragen der einzelne Chinese unS auch stets erscheinen wird — eine durch Jahr hunderte alte Bande verschiedenster Art viel zu fest verbundene einheitliche Volksmasse, deren Be wußtsein der Zusammengehörigkeit in gewöhnlichen Zeiten allerdings nur in einer allgemeinen Abneigung gegen alles Fremde dumpf sich äußert, aber jäh emporflackern wird in kritischen Zeiten, in denen die Hand des verhaßten Frem den auseinanderzureißen sucht, was seit Menschengedenken zu sammengehört hat, was seit Jahrhunderten, wenn auch in noch so verfallenem Zustand, bestanden hat und den ehrwürdigen Jnbsdriff dessen ausmacht, was der bezopfte Sohn des Reiches der Mitte von Jugend auf als chinesisch zu betrachten gewohnt ist. Keine Macht der Erde wird es wagen, auch nur wenige Dutzend der nach Hunderten zählenden Millionen von Chi nesen ihrer Herrschaft zu unterstellen. Sie würde — darüber sind fast all« Kenner Chinas sich einig — rathloser als die schwächliche jetzige Regierung den ungeheuer schwierigen Auf gaben gegenüberstehen, die die Beherschung einer so großen Volksmenge an sich schon bietet und di« ins Unermeßliche an schwellen, wenn Rastenverschiedenheit die Möglichkeit einer Derstssndigung außerordentlich erschwert und «in gegenseitiges aus Vertrauen erwachsendes Derständniß dauernd gänzlich l auischließt. «Sie würde auf den steten Widerstand des ganzen Volke», da» ebenso meisterhaft zur Jntrigue und zur Geheim bündeln,-wie zum passiven Widerstand befähigt ist, gefaßt sein müssen. Verschwörungen, die jetzt schon gegen die Fremdherr schaft der chinesirten Mandschus beständig sich richten, würden einen fruchtbaren Boden hier finden, wie die Weltgeschichte ihn vielleicht noch nie gesehen hat. Im größten Maßstabe würde sich wiederholen, was Japan in Formosa, Nordamerika au den Philippinen erlebt. Die gegebene Politik der europäischen Mächte in China be sieht eben darr», möglichst in der Richtung „conservirend" zu wirken, daß eine starke Staatsgewalt erhalten bleibt, mit der ein geordneter, völkerrechtlicher Verkehr geführt und von der be ansprucht werden kann, daß sie Leben und Eigenthum und die friedliche gewerbliche Bethätigung des Europäers schützt. Die Interessen, die eine europäische Macht in China vernünftiger Weise verfolgen kann, sind, wie vr. Schumacher darlegt, darauf gegründet, daß die so außerordentlich bedürfnißlose chinesische Bevölkerung, die dicht beisammenwohnt, fleißig arbeitet und «in Land mit reichen wirthschaftlichen Hilfsquellen bewohnt, mög lichst consumtionsfähig wird. Den unmittelbaren Schutz dieser friedlichen Culturarbeit vermag Deutschland von Kiautschau ausreichend zu üben, von wo aus auch hinreichende Deckung den deutschen Kaufhäusern gewährt werden kann, die in weit größerer Zahl, als gewöhnlich, angenommen wird, bereits in Hongkong und Shanghai und in den anderen chinesischen Häfen, die den Ausländern offen stehen, thätig sind; nur die englischen Häuser sind ihnen, und nicht mehr wert, voran. Eingehend schildert I)r. Schumacher auf Grund eigener Kenntniß, wie viel seitig der deutsche Kaufmann in Ostasien schafft, wie geachtet dort seine sociale Stellung ist, und wie gewissenhaft er seine Anhänglichkeit an die Hcimath bethatrgt. Weiter berichtet Schu macher über den überraschenden Aufschwung der deutschen Schiff fahrt in Ostasien, die unter reger Betheiligung des „Nordd. Lloyd" nun auch sich anschickt, 2000 Kilometer weit auf dem Jantsekiang in das Land hinein in Wettbewerb mit den Eng ländern zu treten, die auf diesem Flusse bisher das Monopol gehabt haben. Allerorten sieht man Kräfte thätig, die sich er sprießlich weiter entwickeln können, ohne daß es eines größeren Landerwerbs bedarf, sondern nur derjenigen Sicherungen, die ein Culturvolk bei anderen zu finden berechtigt ist. TeutschlandS Verkehrsstellung in Lstasie». Im Auslande, besonders in England und Nordamerika, fin det man häufig eine klarere Auffassung und ein richtigeres Ur- theil über die Stellung des Reiches in der Weltwirthschaft und ihren großen Interessensphären, als in Deutschland selbst. Das gilt vor Allem in Bezug auf Ostasien. Man denkt in Deutsch land etwas zu ausschließlich an Kiautschau und sucht dort gern den Mittelpunkt, wenn nicht den Gipfelpunct der deutschen In teressen in Ostasien. In Wirklichkeit ist Kiautschau nur ein militärischer Stützpunkt, dessen Nothwendigkeit durch die jüng sten Vorkommnisse in ein sehr Helles Licht gerückt worden ist, nur eine Art von detachirtem Fort zum Schuhe der großen deutschen Interessen, die in Zukunft gewiß auch im Hinterlande von Kiautschau geschaffen werden, vorerst aber noch ganz über wiegend außerhalb dieses kleinen Gebietes zu suchen sind, in den deutschen Geschäftshäusern, Unternehmungen und Ansiedelungen ES kann nach der bisherigen Entwickelung der Dinge wohl keinem Zweifel mehr unterliegen, daß die Ereignisse in China einer genaueren Eintheilung desselben in Interessensphären (nicht der politischen Auftheilung, d. h. Zerstückelung) des himm lischen Reiches zutreiben. Darum bieten wir unseren Lesern in bekstrhendem Kartenbilde eine Uebersicht, in welcher Weise schon jetzt die einzelnen „Interessensphären" der fremden Mächte sich entwickelt haben. Im Norden hat sich seit langer Zelt "Rußland einen über wiegenden Einfluß aüf China gesichert und besonders große Fortschritte zur wirthschaftlichen Erschließung des Reiches der Mitte auf friedlichem Wege gemacht. Wir nennen nur die Er- theilung verschiedener Bahnconcessionen in der Mandschurei und den südlich davon gelegenen Provinzen und die Verpachtung Port Arthurs und der Talirnwan Bay seitens der chinesischen Regierung an die Russen. Unsere Leser finden di« projectirten, zum Theil schon im Bau begriffenen Eisenbahnlinien in der Karte angegeben. Demnach würde als russische Interessensphäre zu betrachten sein: 1) Di« Mandschurei, zu welcher die beiden Provinzen Ho- lung-kiang und Kirin gehören. 2) Die Provinz Schön-king mit der viel umworbenen Liau- tung-Halbinsel. 3) Der nördliche Theil der Provinz Tschili. 4) Der nördliche Theil der Provinz Shansi. 5) Der östliche Theil der Mongolei, durch welchen die große Karawanenstraße von Peking nach Kiachta führt^ läng» welcher sich schon seit Jahren feste russische Militärposten befinden. Deutschland ist nach der Besitzergreifung der Bucht von Kiautschau und nachdem «S die Concesfion zum Eisenbahnbau innerhalb der Provinz Shantung nach Tsinan und nach Jtchou, sowie zum Bau der Anschlußbahn Tsinan-Tschau (in der Pro vinz Tschili gelegen), am die groß« projectirte Nordsüdbahn Pe- king-Hankau erhalten hat, vollauf berechtigt, al» in seine Jnter- rffensphäne stellend anzusehen: 1) Die Provinz Shantung mit Ausnahme von Wei-Hai-Wei und der Nordostspitze. 2) Den südlichen Theil der Provinz Tschili. 3) Den nördlichen Theil der Provinz Honan. 4) Gewissermaßen als Hinterland den südlichen Theil der Provinz Shansi mit ihren reichen Kohlen- und Erzlagern. Frankreich betrachtet als zu seiner Interessensphäre ge be» fernen Osten», in dem deutschen Handel und nicht zuletzt in dem deutschen Verkehr. Wer das Verkehrsmittel eines Landes in seiner Gewalt hat, hat das Land selbst in seiner Gewalt. So sagte einmal Fried rich List, und dieser Ausspruch gilt — mindestens in wirth- schaftspolitischem Sinne — heute mehr als je, nachdem die Ver kehrsmittel mit ihrer steten Vervollkommnung größere Bedeutung in jeder Hinsicht erlangt haben. Als Ende vorigen Jahres der Norddeutsche Lloyd in Bremen jene beiden Schiff fahrts-Gesellschaften ankaufte, die mit 25 Dampfern den Küsten verkehr in Ostasien beherrschen, die Holt'sche Ostindische Ocean- dampferlinie und die Schottische Orient-Dampfschifffahrts-Ge- sellschaft, da erregte diese Nachricht in England und Nord amerika das größte Aufsehen, während ihr in Deutschland weit aus nicht die genügende Beachtung geschenkt wurde. Es war dem Norddeutschen Lloyd bekannt geworden, daß beide Unterneh mungen verkäuflich seien. Die Verhandlungen wurden still und klug geführt. Wenn man in England davon Kenntniß gehabt hätte, würde man den Uebergang dieser beiden verkehrspolitisch wichtigen Unternehmungen in deutsche Hände und-/ nun gar an eine so leistungsfähige Gesellschaft, wie es der Norddeutsche Hloyd ist, mit allen Mitteln verhindert haben. Aber man erfuhr davon erst, als es zu spät war, als die vollzogene Thatsache vor lag. Man mußte sich fügen und die öffentliche Meinung kam nicht einmal recht zu Wort, da ihre Aufmerksamkeit anderweitig gefesselt ward. Inzwischen hat der Norddeutsche Lloyd die neuen Linien übernommen, er beherrscht jetzt den Verkehr zwischen Singapore, Hongkong, Bangkok und den übrigen Häfen jenes wichtigen Ge bietes, er vermehrt die Verbindungen und bringt sie in engeren Anschluß an den Reichspostdampfer, er schafft dem deutschen Handel neue wichtige Vorbedingungen zu weiterer Entfaltung und er bethätigt in wirthschaftspolitischem Sinne das List'sche Wort, indem er es übernimmt, die Verkehrsmittel des ostasia tischen Küstengebietes, die Nerven in dem Leben auch dieses Weltwirthschaftskörpers, zu nationalisiren, unter deutschen Ein fluß zu bringen und sie so functioniren zu lassen, daß sie in erster Reihe auch für deutsche Interessen im engeren wie im weiteren Sinne arbeiten. Welche Bedeutung man im Auslande dieser Wandlung des ostasiatischen Seeverkehrs beimißt, zeigen einige Bemerkungen des New Dorker „Sun" vom 26. Mai. In England habe der Verkauf der beiden englischen Schifffahrtsgesellschaften in Ostasien an den Norddeutschen Lloyd tiefe Entmuthigung unter den Interessenten des ostasiatischen Verkehrs hervorgerufen; sie befürchten davon eine dauernde Abwendung des 1) den westlichen Theil der Provinz Kuangtung einschließlich der Halbinsel Leichou und der zu dieser Provinz gehörigen Insel Hainau, 2) den südlichsten Theil der Provinz Kuangsi, und 3) den größeren östlichen Theil der Provinz Jllnnan. Bezüglich der Provinzen Kuangsi und Jllnnan erhebt aber auch England nicht ganz unberechtigte Ansprüche. England be sitzt in Shantung Wei-Hai-Wei mit dem die Ostspitze Shantungs umfassenden Gebiet, außerdem im Süden Hongkong, und es kann nicht überraschen, daß die englische Regierung mit der ihr eigenen Bescheidenheit die Verbindung Hongkongs mit den bri tischen Besitzungen in Indien möglichst nahe der nördlichen Grenze Tongkings anstrebt, um so einer Ausbreitung des fran zösischen Einflusses im Süden Chinas besser entgegenarbeiten zu können. So würde als Sphäre der hauptsächlich englischen In teressen sich ergeben: 1) der kleinere westliche Theil der Provinz Jllnnan, und 2) der größere westliche Theil der Provinz Szechuan. Außerdem wird England entschädigt durch «ine Gebiets erweiterung seiner Colonie Hongkong. Als neutral oder international würde dagegen noch anzu sehen sein: 1) das ganze Jangtsekiangthal stromaufwärts bis Tchunking, mit den anliegenden Provinzen Nganhwei, Kiangsi, Hupe, HuNon, und dem kleineren östlichen Th<il der Provinz Szechuan, 2) die Küstenprovinzen Kiangsu, Tschekiang, Folien und der östliche Theil der Provinz Kuangtung. 3) die beiden Provinzen Kwei-tschou südlich und Shensi nördlich vom Jangtsekiang gelegen, 4) der größere nördliche Theil der Provinz Kuangsi und 5) die Mongolei, abgesehen von einem kleinen östlichen Theil, welcher in die russische Interessensphäre fällt, und Tibet. Japan strebt nach dem der Insel Formosa gegenüberliegen den Festlandsgebiet; in wie weit dies mit Erfolg geschieht, muß ja wohl die nächste Zukunft lehren. In unserer beistehenden Kart« sind die Jn'ereffensphärcn der verschiedenen Nationen durch besondere S'gnetur (siehe die Zeichenerklärung) kenntlich gemacht. Diejenigen Gebiete, welche nach den obigen Ausführungen als international betrachtet wer den müssen, sind weiß gelassen. Der Deutlichkeit halber sind in unserer Karte mir die hauptsächlichsten Städte Chinas, ferner fast alle in dem obigen Artikel genannten Orte und Vertrags häfen angegeben. Die Linflutzgebiete -er Mächte in China. fremden Handels von der LrNkschen Flagge. Nach der Behauptung des New Dorker „Sun" wäre der Ankauf der beiden englischen Schifffahrtsgesellschaften kein gewöhnliche» Geschäft gewesen, sondern eine Phase in der Politik deS deutschen Kaisers gegenüber dem fernen Osten und auf seinen Wunsch er folgt, um die deutsche Handelsflotte zu vergrößern und ein neues gewichtiges Argument für seine Seeepolitik beizubringen. Un seres Wissens liegt dieser Behauptung Thatsächliches nicht zu Grunde. Generaldirector Wiegandt vom Norddeutschen Lloyd machte vor zwei Jahren eine Studienreise nach Ostasien. Er lernte die Verhältnisse an Ort und Stelle kennen und als ihm die Verkaufsconjunctur bekannt wurde, da betrieb er durch seine Agenten mit Thatkraft die Verhandlungen und brachte sie rasch und glücklich zum Abschluß. Daß der Kauf auch rein geschäft lich betrachtet, gut war, ist von der englischen und nordamerika nischen Presse ausdrücklich anerkannt worden. Der britische Handel in Ostasien, sagt der New Dorker „Sun", hat einen harten Schlag erlitten, der ostasiatische Handel ist der britischen Controle entzogen worden. Nach dem neuen Erfolge Deutschlands wird das britische Prestige in Ostasien verschwinden, da die Engländer selbst mit den größten Opfern mit der eingeführten ehedem britischen, nunmehr deutschen Ge sellschaft nicht concurriren können, und es sei nur eine Frage der Zeit, wann die britische Flagge im fernen ostasiatischen Meere zu einer gänzlich unbekannten werden wird. Das mag übertrieben sein. Das bedeutende Anwachsen der deutschen Schifffahrts- und Handelsinteressen in Ostasien durch den Kauf des Norddeutschen Lloyd ist zweifellos und wird noch durch eine weitere Thatsache nachhaltig gefördert, durch die Ein beziehung des Jangtsekiang bis Hankau und Jtschang hinauf in das deutsche Verkehrsnetz. Für diesen Dienst sind bereits 4 Dampfer fertiggestellt und 6 weitere im Bau begriffen. Von Shanghai aus werden gleichzeitig neue Linien mit Swatan und Hongkong eingerichtet werden. Lader, Sommerfrischen und Reisen. 8 Ostseebad Wustrow. Im Nordosten von Mecklenburg liegt auf einer langen, sruchtreichen Landenge das Seebad Wustrow. Die hier meilenlange Seelüfte mit vorherrschend westlichen Winden und die Lage zwischen zwei Meeren sind Ursache des hier herrschenden gesunden Klimas. Dies vorzügliche Klima mit der reinen Seelust und die sehr salzhaltigen, hohen Wellenbäder veranlassen die Arrzte, Wustrow allen Erholungsbedürftigen, den Nervenleidenden jeglicher Art, den Blutarmen und Magenschwachen zu empfehlen. Der Aufenthalt hat aber auch in anderer Weise seine Annehmlichkeiten. Der Ort liegt nämlich in einem Walde von Obst» und Zierbäumen, und schattige Alleen durchziehen denselben bis zum Strande, auch ein Kiefernwald mit Spaziergängen ist vorhanden. In komfortabel eingerichteten Hotels mit guter Küche finden Gäste allzeit freund liche Aufnahme. Wer Privatwohnung mit Küche sucht, findet die selbe in den von Gärten eingeschlossenen, äußerst sauberen Woh nungen der Einwohner. Gesellige Zusammenkünfte in den größeren Hotels oder im Strandpavillon, sowie Spaziergänge in die nächsten Ortschaften, Segelfahrten oder ergiebige Angelei geben den Gästen genügend Abwechselung. Post-, Telegraphenstation, sowie auch Fernsprechverbindung mit allen großen Städten besteht. Wustrow steht durch Dampfschiffe im täglichen Verkehr mit der nächsten Eisenbahnstation Ribnitz. Die Ueberfahrt dauert 50 Minuten. Ribnitz ist von Berlin auS über Stralsund oder Rostock in fünf Stunden zu erreichen. * Frequenz an Kurgästen in Bädern und Curorten: Bad Elster: (22/6) 2857 Personen, Soolbad und Inhalatorium Sal zungen: (22/6) 626 Pers., Eisenmoorbad Schmiedeberg: (23 6) 741 Pers., Bad Bern eck: (23/6) 349 Pers, Karlsbad: (23/6) 21158 Pers., Helgoland: (2l/6) 1129 Pers., Schandau: (22/6) 883 Pers., Kgl. Soolbad Dürrenberg: (22/6) 1005 Pers., Sulza: l2I/6) 598 Pers., Krummhübel (23/6) 656 Pers., Marienbad: 22/6) 6295 Pers., Wyk: (20/6) 480 Personen, Oppelsdorf: (23/6) 485 Personen, Sylt: (23,6) 1093 Personen, Nordseebad Benning- stedt: (23/6) 1104 Personen, Suderode: (23/6) 1149 Personen. Reise und Verkehr. 8 Carl Stangen'» Reise-Bureau, Berlin IV., Friedrich straße 72, veranstaltet vom Juli ab während der Dauer der Welt ausstellung jede Woche zwei Sonderfahrten nach Paris und bezeichnet diese Reisen je nach dem Abfahrtstage von Berlin, Dienstagsreisen und Mittwo chsreijen. Für die Dienstagreisen werden ungefähr je 250 Theilnehmer angenommen und gewöhnlich von Köln ans mit Sonderzug nach Paris befördert. An den so genannten Mittwochsreisen können sich jedeSmal höchstens 100 Per sonen betheiligen. Nach Schweden, Norwegen und Däne mark werden von dem Bureau im Monat Juli verschiedene Reisen angetreten. Die am 30. Oktober beginnende zehnte Carl Stangen'sche Gesellschaftsreise um die Erde ist durch genügende Ein- schreibungen gesichert. Ausführliche Programme giebt das Bureau kostenfrei aus. von einigen tausend angesehenen Pro fessoren und Aerzten erprobt, an gewandt und empfohlen! Beim Publi cum seit 18 Jahren als das Vlalrvlilisullßs- o. 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