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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.06.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-06-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000628020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900062802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900062802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-06
- Tag1900-06-28
- Monat1900-06
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H. WWWIWWWWWWIW« BezngS-PrekS der Hauptexpedition oder den im Gkrtzt« »e»trk und den Vororten errichteten Au«- mvestellen abgeholt: vierteljährlich^ 4.50, vet zweimaliger täglicher Zustellung in» Hau« ü.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich 6.—. Direkte tägliche Kreuzbandieudung tut Ausland: monatlich 7.50. Di« Morgen-Nusgabe erscheint mn '/,? Uhr, dir Abend-Ausgabe Wochentags um 5 Uhr. Vedaction und Erpe-Mo«: IobanniSgaffe 8. Di« Expedition ist Wochentag« ununterbrochen Eröffnet von früh 8 bis Abend« 7 Uhr. Filialen: Alfred Hahn vonn. V. Klemm'» Lorti«. UusversitütSstrabe 3 (Paultnum«, Loui» Lösche, UllhmliimKi. I», hart, und »SnigSplatz 2. 324. Abend-Ausgabe. M iWM r Ä aAtlilaü Anzeiger. Amtsblatt des Ä-mgkichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Nathes und Nolizei-Amtes der Ltadt Leipzig. Nnzeigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem Redaction-strich (4a* * spalten) üOxZ, vor den Familiennachrichte» (6 gespalten) 40 Größere Echristr» laut unserem Preis« vrrzeichniß. Tabellarischer und Zisferafatz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Au-gabr, ohne Postbesörderun- 60.—, mit Postbefördenlug ^4 70.—. .Tinnahmeschluß für Anzeige«: Abend-Au-gabe: Bormittag« 10 Uhr. Morgen« Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Bel den Filiale» und Annahmestelle» je ei» halbe Stunde früher. Anzeige» sind stet« a» die Sxpeditta» zu richten. Druck und Verlag von E. Pol- in Leipzig Donnerstag den 28. Juni 1900. 91. Jahrgang. Die Wirren in China. Obgleich tagtäglich au« China nach Europa telegraphirt wird, ist da« Schicksal der Gesandten immer noch ungewiß. Eine gestrige Depesche ließ sie aus Peking nordostwärts nach Schan-hai-kwan am Golf von Liautong ziehen, während heute immer wieder versichert wird, daß sie sich bei Seymour befinden. Wenn sie wirklich Peking verlassen haben, so ist e« wohl möglich, daß sie ihre Wege ver schieden gewählt haben. Wer dabei am besten gefahren ist, daö ist recht unsicher. Schan-hai-kwan liegt an der Eisenbahnlinie nach Mulden und diese große mandschu risch« Stadt befindet sich jetzt auch in den Händen der Boxer. Nach einer Depesche aus Shanghai vom 27. d. M. haben diese dortselbst die Militärschule zerstört. 3000 Russen sollen ihnen von der .Grenze aus entgegen rücken. Es ist nach diesen Mittheilungen zu befürchten, baß die Gesandten aus der Scylla in die CharybdiS gekommen sind. Denjenigen aber, die sich zu Seymour geflüchtet haben, geht eS nicht bester. Noch ist nickt gewiß, ob Seymour entsetzt ist, ob ihn daö HilfScorpS überhaupt erreicht und nach Tientsin gebracht hat. Wann die Gesandten Peking ver lassen haben sollen, das steht nun fest. Es ist am 19. Juni gewesen. Eine schon mitgetheilte Depesche deö Generalinspectors der Zölle, Hart, besagt, daß die fremden Gesandtschaften an jenem Tage aufgefordert worden seien, Peking innerhalb 24 Stunden zu verlassen, und ein Telegramm aus Washington erklärt, daß der chinesische Gesandte Wu-Ting-Fang daselbst vom Tsung li Damen cm vom 19. d. M. datirtes Tbelcgramm erhalten har, daß die Gesandten der fremden Mächte und übrigen Fremden in Peking wohlbehalten und unversehrt seien, und daß Maßregeln ergriffen seien, sie unter Bedeckung aus der Stadt zu führen. DaS Telegramm fügt hinzu, die Gesandten hätten bereit« um die Erlaubmß ersucht, daß Schutzmannschaften für die Gesandtschaften nach Peking hineinkommen dürsten; diesem Verlangen sei zugestimmt worden. Darauf verlangten die Gesandten, daß diese Schutzmannschaften verstärkt würben, waS jedoch abgelehnt wurde. Die Einigkeit der Mächte und fämmtlicher Ausländer ist erfreulich. In Hongkong haben sich nach Depeschen, die den „Times" von dort zugegangen sind, alle Ausländer zum Kampfe für die Verthcidigung der Eolonie, wenn es nöthig sein sollte, erboten. Und bei einem von dem Lordmayor gegebenen Bankett in London hielt der Kanzler der Schatzkammer Hicks Beach eine Rede, in der er auch auf die Ereignisse in China zu sprechen kam und betonte, es sei die erste Pflicht der Mächte, unter denen er sich freue, Amerika und Japan zu sehen, die Gesandtschaften und Staatsangehörigen zu retten und zu schütze» und Ersatz für Schaden an Leben und Eigenthum zu fordern. Er glaube, daß alle Mächte in vollem Eniverständniß für das gemeinsame Gut der Civilisation handeln werden. Japan macht große Anstrengungen. Die gestrige Meldung, daß der Kaiser von Japan die Verausgabung von 15 Millionen Den zu militärischen Zwecken sanctionirt hat, ist nicht ganz richtig, es sind 50 Millionen Den. Er kommt mit dieser Bewilligung der Stimmung seines Landes entgegen, denn diese Stimmung fordert, daß um des künftigen nationalen Lebens Willen Japan seine Stellung in jedem Concert der Mächte zur Geltung bringe. Das thut es auch, es hat nunmehr 35 Transportschiffe gemiethet. Das gemeinsame Vorgehen der Mächte bleibt nicht ohne Eindruck in China. In weiten Kreisen mehren sich die Anzeichen dafür, daß die chinesischen Beamten allgemein anerkennen, daß die Unterstützung der fremden feindlichen Bewegung eine Thorheit der Mandschu-Partei sei, mit der sie nichts zu thu» haben wollen. Wir verzeichnen noch folgende Nachrichten: * London, 28. Juni. Aus Tschifu wird der „Daily Mail" unter dem 27. d. M. telegraphirt, daß nach de» letzten Berichten die Russen das Arsenal von Tientsin durch äußerst wirksames Ge« schützfeuer genommen haben. Bei der Truppe, die Tientsin entsetzte, seien mindestens sechs Geschütze gewesen. * Paris, 27. Juni. Die Budgetcommission der Deputirten« kammer bewilligte den vom Marineminister verlangten Credit von 3 Millionen Francs für die Beförderung der Truppen nach China und die Verpflegung derselben, sowie einen Ergänzungscredit von einer Million iu Hinsicht auf die Vorgänge in China. Ueber den Antheil der deutschen Truppen an den bisherigen Kämpfen wird uns aus Berlin geschrieben: Die Nachricht, daß Admiral Seymour, umzingelt von den Chinesen, 62 Tobte und 200 Verwundete gehabt, rief naturgemäß hier große Beunruhigung hervor, da bekannt lich unter dem englischen Obercvmmando sich mindestens 300 deutsche Soldaten befinden. Ob dies Mannschaften aus dem III. Seebataillon in Tsingtau sind oder von den Kriegsschiffen „Hertha", „Hansa", „Kaiserin Augusta" und „Iltis" abcommandirte Leute, ist nicht bekannt. Es ist daher nur mit Freuden zu begrüßen, daß die maßgebende Behörde den Cbef des Krenzergeschwaders Viceadmiral Bendemann unverzüglich ersucht habe, sobald als möglich eine Liste der Zusammensetzung der verschie denen deutschen Expeditionscorps zu geben; man wird daraus auch ersehen können, welche Officiere ein Landcommando haben. Wann die Liste eintrcsfen wird, siebt noch nicht fest; aber etliche Tage werden wohl noch vergehen. Hätte Viceadmiral Bendemann ein schnellfahrendes Depcschenboot (Torpedojäger), so würde sicher die Uebermittelung von Nachrichten nach Europa schneller erfolgen können; jetzt hat diese Aufgabe „Gefion" zu erfüllen, und wenn der kleine enzer auch 19 Seemeilen läuft, so bleibt er doch immer noch 7 bis 8 Seemeilen hinter einem guten Torpedodivisionöboot zurück. Die Stationirung von Torpedobooten wird sich wohl in Ostasicn nicht umgehen lassen; die Kanonenboote der „Jltisclasse" laufen bekanntlich nur 13 Seemeilen. v. Wilhelmshaven, 27. Juni. Für die China- Expedition haben sich folgende Officiere der Armee frei willig gemeldet und scheiden aus der Armee zum Uebertritl zur Marine-Infanterie, bezw. zur Anstellung in den beiden Scebataillonen aus: Leutnant Höhne vom 4. Thüringischen Infanterie-Regiment Nr. 72, Frhr. Treusck v. Buttlar- Brandenfels vom Infanterie-Regiment Nr. 163, v. Kleist vom Grenadier-Regiment von Kleist von Nollendorf, Rehbein vom Grenadier-Regiment Nr. 150, Witt vom Branden burgischen Jägerbaraillon; die königl. bayerischen Lcnlnanls Parraquin und Krickel vom 1. Infanterie-Regiment König, sächs. Leutnant Wunder vom 3. Infanterie - Regiment Nr. 103. Für die Marine-Feldbatterie: Hauptmann Block v. Blottwitz, Batteriechef im Feltartillerie-Negimcnt Nr. 35; Oberleutnant Rembe vom Feld-Artilleric-Negiment Nr. 67; Leulnant Richter von der Feld - Artillerie - Schicßschule, von Ziegner vom Felb-Artillerie-Regiment Nr. 75; v. Hvepfner vom Feld-Artillerie-Negiment Gcneralfeldzeugmeister Nr. 13. Für das Feldpionierdetachement: Hauptmann Klehmet, Com pagniechef im Pionier-Bataillon Nr. 16; Oberleutnant Hacnichcn vom Pionier-Bataillon Nr. 15; Leutnant Ziehlke vom Schles. Piouier-Bataillon; Oberleutnant Gundel imTelegraphen- bataillon. Die Oberleutnants Perriet von Tbaurenay vom I. Seebataillon und v. Bosse vom II. Seebataillon sind zum Stabe des Inspekteurs der Marine-Infanterie, Generalmajor v. Hoepfner, commandirt, welchem außerdem ein StabSofficier als Chef, ein Hauptmann, ein Oberstabsarzt, ein Oberzabl- meister und zwei Marinegeistliche «»gehören. Generalmajor v. Hoepfner, welcher das ExpeditionScorpS nach Ostasicn überführt, tritt nach Eintreffen auf der ostasialischen Station unter den Oberbefehl des Chefs des Kreuzer geschwaders. Dagegen führt er den Befehl über sämmtliche Landtruppcn. Heute Morgen traf von Spandau in Begleitung von Gardemannschaften ein 20 Wagen starker Sonderzug mit der Feldbatterie (6 Geschütze) und einer bedeutenden Menge Munition in Kisten ein, welcke auf der „Frank furt" verladen wurden. Es werden außerdem 2200 Armee zelte für je zwei Mann mitgenommen. DaS zweite Trans portschiff Lloyddampfer „Wittekind" traf heute Mittag ein. Das Reichs-Marine-Amt hat verfügt, daß für die beiden hinauSgehenden Seebataillone je ein Ersatzbataillon zu bilden ist. Eine Verstärkung der gesammten Marineinfanterie ist damit ausgesprochen, und eS ist anzunehmen, daß mit der Neubildung schon in allernächster Zeit begonnen wird. Mit den Vorbereitungen der Formation des Wilhelmshavener Er satzbataillons ist Hauptmann Wendenburz bereits beauftragt. Der Kaiser wird das Expeditionscorps vor seiner Ausreise nach Ostasicn im Vorbeimarsch besichtigen. Ueber Alter und Herkunft der gefallenen Mann schaften S. M. S. „Iltis" werden folgende Angaben gemacht: Büchsenmachermaat Baestlein, geb. 1. 8. 1873 zu Heinrichs, Kreis Schleusingen, Reg.-Bez. Erfurt; Ober matrosen 1) Sokvpf, Max, Sohn des Garnisonverwaltungs- inspectors in Lebe, geb. zu Wilhelmshaven, 2) Bothe, geb. 28. 12. 1879 zu Leipzig, 3) Maas, Johannes, geb. 20. 2. 1879 zu Gravenrath, Kreis Apenrade; Matrose Lehnhof, ged. 14. 4. 1879 zu Mahlstadt - Bürbach, Kreis Saar brücken; 4) Oberbeizer Holm, geb. 6. 8. 1880 zu Wehlau in Ostpreußen. — Oberleutnant HanS Hellmann war am 6. Dcccmber 1873 in Neisse, Provinz Schlesien geboren. Am 9. April 1892 war er als Cadett in die Marine ein getreten, am 15. September 1895 wurde er zum Leutnant z. S. und am 16. November 1898 zum Oberleutnant z. S. be fördert. Der Besatzung des Kanonenbootes „JltiS" gehörte Hellmann seit dem 1. December 1898 an. Politische Tagesschau. * Leipzig, 28. Juni. In dem schlesischen Ncichswahlkreise Waldenburg hat vor gestern eine ReichstagSersalzwahl stattgesunden, bei der es fick darum handelte, ob die vereinigten Ordnungsparteien im Stande sein würden, den socialdemokratischen Agitator Sachse, der bei den allgemeinen Wahlen von 1898 nur mit ganz geringer Mehrheit gesiegt hatte, zu schlagen. Die Frage ist zu Ungunsten der OrdnnngSparteicn und zu Gunsten des Socialdemokraten gelöst worden, der, wie der Telegraph bereits gemeldet hat, sofort im ersten Wahlgange mit 13 167 Stimmen gegen 11761, die auf den Freiconservativen Or. Ritter, und 1336, die auf den Candidaten der freisinngen BolkSparlei Fe i g e fielen, gewählt wurde. DaS charakteristischste Merkmal dieses Wahlergebnisses ist, daß dieses Mal schon im ersten Wahlgange eine höhere Stimmenzahl erzielt wurde, als bei der 98er Wahl in der Stichentscheidung. Diesmal erschienen inSgesammt 26 264 Wähler an der Urne, bei der Hauptwahl teS Jahres 1898 aber nur 22 108 und bei der Stichwahl 26 050. Die absolute Mehrheit betrug diese» Mal 13133. Sachse hat sonach mit einem PluS von 34 über die absolute Mehrheit und mit 1406 Stimmen über den ge meinsamen Candidaten der Reichspartei, der National liberalen und des Centrums gesiegt. Die Socialdemokratie hat gegen die letzte Wahl eine Zunahme von 1764 Stimmen erfahren, deren Ursprung nickt zweifelhaft sein kann, wenn man hört, daß die freisinnige Volkspartei einen Rückgang von geradezu elementarer Bedeutung erfahren hat. Während sie im Jahre 1898 noch 3037 Stimmen erzielte, brachte sie es diesmal nur auf 1336; sie hat sonach einen Rückgang von 2071 Stimmen oder 78 Procent erlebt. Davon ist die Mehrzahl der Social demokratie zugelaufen und ein Nest ist zu Hause geblieben. Sckon wiederholt ist darauf hingewiesen worden, daß der Freisinn bei der absoluten Gleichheit der Agitation allmählich von der Socialdemokratie ausgesaugt wird. Tas vorliegende Bei spiel von Waldenburg beweist aufs Neue die Nichtigkeit dieser Behauptung. „Für den Freisinn" — so bemerkt zutreffend die „Post" — „giebt cs nur einen Weg zur Rettung, aber diesen schlägt die Partei nicht ein. Er muß sich al- bürgerliche Partei fühlen und den Freihandel streichen, der ihm gegenüber der Socialdemokratie keine Concurrenzkraft giebt und ihn für die übrigen bürgerlichen Parteien üors äs coucours stellt. Aber in dieser Hinsicht ist kaum mit ihm zu pakliren. Er fühlt sich eben nicht als bürgerliche Partei. Er bat im vor liegenden Falle lieber durch Aufstellung einer eigenen Candidatur seine Schwäche enthüllt, al« daß er die bedrohten bürgerlichen Interessen gemeinsam mit den übrigen Parteien gewahrt hätte. Für dieses Mal hat er ja damit keinen weiteren Schaden angerichtet, denn bei seiner geringen Stimmenzahl vermochte er auch den Sieg deS SociaUsten nicht zu verhüten. Daß aber die Can didatur deö Herrn Justizrath Ritter eine glückliche war, geht aus der Stimmenzahi hervor. Er erzielte gegen die Wahl von 1898 ein Plus von 689 über die gemeinsame Stimm ziffer der drei Parteien. Wenn nicht eine Verschiebung in der Bevölkerung stattgefunden hätte, durch Auswanderung deutscher Arbeiter nack Westen und den Zufluß fremder Arbeiter, wenn auch zum größten Theile aus Deutschland, wenn also mehr seßhaftes Element vorhanden gewesen wäre, so hätte sehr leicht die Entscheidung eine andere sein können. Die kaum eingewanderten und zum großen Theile dem Centrum angehörige» Elemente haben sich wohl nur in geringem Grade an der Wahl bctheilizt. Jedenfalls aber ist durch das Zusammengehen der Parteien iu Waldenburg der Social demokratie gezeigt worden, daß nur die Parteizersplitterunz des bürgerlichen Elementes der Helfershelfer ihrer Erfolge ist. Was der Freisinn zur Verbesserung ihrer Aussichten thun tonnte, hat er gelhan. Ein braver Knecht war Fridolin!" Daß die Arbeite» Verhältnisse auf den »rotzen Gütern dcS östlichen Prcutzcus tadellose seien, hat noch kaum Jemand behauptet, und man hat wohl nicht die geringste Veranlassung, der Großzrundbesitzerschaft ein generelles sociale« Wohlverhal- Feuilleton. Diana. Roman von Marian Comyn. Nachdruck verboten. XIII. An demselben Abend kehrte Erich von seiner Reise zurück, und nachdem er ihr sein Herz ausgeschüttet und ihr alle Nach richten, Pauline betreffend, mitgetheilt hatte, erzählte ihm Diana von dem Besuche Antonius Beauchaanp's. „So, er ist also bereits hier gewesen?" rief der junge Mann aus. „Nun, er hat nicht lange damit gezögert. Und was hältst Du von ihm, Diana?" Diana sah ein wenig bestürzt aus und zögerte mit der Antwort. „Ich weiß picht recht", antwortete sie endlich; .„ich habe mir eine ganz andere Vorstellung von ihm gemacht; er ist ein hübscher und liebenswürdiger Mann und offenbar geneigt, sich freund schaftlich mit uns zu stellen, aber —" „Komme mir mit keinem Aber!" rief Erich fröhlich aus. „Wenn er jung, hübsch und liebenswürdig ist, so sche ich nicht ein, was Du noch mehr verlangen kannst. Du hast sehr viele gut« Eigenschaften, Diana, aber eine Meiffchenkennerin bist Du nicht; Frauen find da« niemals. Sie sehen immer zu weit und schießen daher stets über das Ziel hinaus. Wo ist er denn abgestiegen?" „In dem „Beauchamp-Wappen" unten im Dorfe. Er be absichtigt, wie er sagt, sich zwei bis drei Wochen hier aufzuhalten. Ich glaube, er hat nichts Besonderes zu thun, und e» gilt ihm gleich, wo er sich aufhält." „Nun, daS „Beauchamp-Wappen" ist gerade nicht der ange nehmste Aufenthalt, ich würde einen anderen vorziehen", sagte Erich. „Ich werd« morgen früh sofort zu ihm geh«n und ihn einladen, nach Erowhurst itberzusledsln. E» ist mir äußerst an genehm, daß er sich freundschaftlich zu unS stellt." „Befindet er sich in guten Verhältnissen?" fragte Diana nach denklich. „Ich glaube kaum. Drury sagt, wir, daß er viel Geld b«i den Diamant/Rinen in Südafrika zugesetzt habe. Er hat sich in Spekulationen eingelassen, und nachdem er erst Glück gehabt, habe er nachher Alles wisder verloren. Ich werde ja morgen Näheres von ihm selbst hören." Aber Erich erfuhr sehr wenig, denn Antonius Beauchamp pflegte niemals allzu diel von sich selbst zu sprechen, und in diesem besonderen Falle war er mehr als je geneigt, die Rolle des Zu hörers zu spielen. Man konnte nicht sagen, daß er zurückhaltend sei; es lag vielmehr eine wunderbare Offenheit in seinem ganzen Wesen, welche ihren Eindruck aus Erich nicht verfehlte, und als der junge Mann seinen Vetter einlud, nach Erowhurst zu kommen, nahm Antonius die Einladung ohne Weiteres an. „Das ist herrlich; ich nehme Ihre Einladung mit dem größten Vergnügen an", sagte er. „Wie ich schon zu Ihrem Fräulein Schwester sagte, es liegt mir wirklich daran, in freundschaftliche Beziehungen zu meinen neuen Verwandten zu treten." „Das ist sehr liebenswürdig von Ihnen", sagte Erich, und in seiner offenen Art und Weise fügte er hinzu: „Ich bin nicht ganz sicher, ob ich, wenn ich in Ihrer Lage .wäre, so freund schaftliche Gefühle gegen meine Verwandten hegen würde." Die beiden jungen Männer standen ganz allein in dem großen altmodischen Gastzimmer des Crowhurster Wirthshaufes, einem langen, niedrigen Zimmer, an dessen einem Ende ein großer Schanktisch stand, zu dessen beiden Seiten auf langen Regalen eine Fülle von Gläsern und Geschirr aufgestellt war, das den Neid jeder Hausfrau erregt haben würde. Bilder aus dem Sportleben zierten die Wände, und ein mächtiger, eichener, sauber gescheuerter Tisch nahm den Mittelpunkt des Zimmers ein. An den Fenstern hingen weiße Tüllgardinen, welche so steif waren, wie Stärke sie nur machen konnte, und mit breiten dunkelblau seidenen Bändern sorgfältig ausgenommen waren. Alles in diesem großen altmodischen Raume athmete die größte Ordnung und Sauberkeit. Antonius, der am Fenster stand und von dort aus die Schaar der Hühner und Enten beobachtete, welch« aus dem geräumigen Hose umhertummelten, wendete sich bei diesen Worten Erich's schnell um. „Es freut mich, daß Sie diesen Gegenstand zur Sprache bringen", sagte er eifrig, „es wird für uns Beide besser sein, wenn wir darüber gesprochen haben. Ich leugne durchaus nicht, daß ich sehr enttäuscht war, als ich von Drury erfuhr, daß Friedrich Beauchamp, ohne ein Testament zu machen, gestorben sei, und daß Robert Beauchamp einen Söhn hinterlassen, der Vie Erbschaft angetreten habe. Der alte Herr und ich, wir haben uns Jahre lang nicht geseben, das ist wahr, aber ich habe niemals daran gezweifelt, daß ich nach seinem Tode die ganzen Besitzungen erben würde; und e« war eine bittere Pille, die ich zu schlucken hatte, als ich die Wahrheit erfuhr. Doch ich habe es überwunden. Wenn man sich durch die Welt geschlagen hat, wie ich dies in den letzten sechs Jahren gethan habe,'so wird man ein Philosoph. Im Leben geht ei hinauf und hinunter, das ist nun einmal nicht anders. Glücklicher Weise stehe ich allein, ich habe weder Weib noch Kind, für die ich zu sorgen hätte, und es ist die vollständige Wahrheit, wenn ich Ihnen sage, daß ich den Schlag, den mir das Schicksal versetzt hat, heute über wunden habe. Ich hege keinen Groll gegen Sie, daß Sie sich in der Stellung befinden, die ich von jeher gewohnt gewesen, als die meinige zu betrachten. Das Glück ist Ihnen günstig gewesen — mir nicht! VoilL Wut! Weiter braucht nichts darüber ge sagt zu werden." Nichts konnte liebenswürdiger geäußert werden, und Erich nahm, nachdem Antonius seine Worte beendet, dessen beide Hände in die seinigen und schüttelte sie herzlich. „Sic sind der prächtigste Mensch, den ich kenne!" rief er enthusiastisch aus. „Glauben Sie mir, ich habe immer das Ge fühl, als ob ich ein Unrecht gegen Sie begangen hätte! Selbst verständlich müssen Sie einen Theil von dem Vermögen Onkel Friedrich's annehmen!" Antonius schüttelte ungeduldig den Kopf. „Lassen Sie das, wir wollen davon nicht sprechen, wenigstens nicht für den Augenblick. Ich habe gefunden, daß Vie Zeit am besten die verwirrten Fäden löst; überlassen wir «s also ihr, einen Ausweg zu finden. Und nun lassen Sie die Sache zwischen uns abgethan sein, ich habe Ihnen gang offen meine Ansicht darüber ausgesprochen, lassen Sie uns alle unangenehmen Dinge ver gessen!" Erich war es zufrieden; aber er hielt es für seine Pflicht, Diana von Allem, was Antonius zu ihm gesagt, in Kenntniß zu setzen, und das junge Mädchen konnte nicht Worte genug finden, um seine Uneigennützigkeit zu loben. Am nächsten Morgen langte Antonius nebst seinem Gepäck in Crowhurst an. Er verstand es, sich beliebt zu machen. Für Jeden, vom Herrn des Hauses an bis zu dem niedrigsten Diener desselben, hatte er ein freundliches Wort; er war der größte Optimist, den e» geben konnte, er sah Alles nur von der günstigsten Seite an. Wenn es heute regnete, so erklärte er, daß morgen ein Prachtwetter sein würde. Wie launenhaft Fortuna auch sein mochte, Antonius Beauchamp nahm Alles mit einem freundlichen Lächeln, mit gutem Humor auf. Für Alles und Jedes hatte er eine Entschuldigung. Selbst Nancy war nicht im Stande, seine gute Laune zu trüben, obgleich Diana die Bemerkung machte, daß er sie, wenn dies ohne aufzufallen geschehen konnte, ver mied. Gegen Diana war er die Aufmerksamkeit selbst, er las ihr vor, während sie mit einer Handarbeit beschäftigt war, er spielte T lavier — er war ein guter Spieler —, wenn sie in der Dämme ¬ rung beisammen saßen, und er begleitete sie auf ihren Spazier gängen, so oft sie ihm dies nur gestattete. Für Diana war dies Alles etwas ganz Neues. Bisher hatte sie sich stets nur für die Anderen gemüht und gesorgt, und sie hatte dies siir die natürliche Ordnung der Dinge gehalten. Sie war ganz erstaunt, daß es auch anders sein, daß Jemand darauf bedacht sein konnte, für ihr Behagen, für ihre Annehmlichkeit zu sorgen. Nichtsdestoweniger war cs alber sehr angenehm. Es mochte vielleicht eine Woche vergangen sein, seitdem Antonius Beauchamp nach Crowhurst übergesicdelt war, als Erich eines Morgens, als er in das Friihstiickszrmmer trat, Nancy an der Spitze des Tisches sitzen sah — auf dem Platze, den Diana sonst einzunehmen pflegte. „Wo ist Diana?" war feine erstaunte Frage. „Sie ist bis jetzt nicht heruntergekommen — ich denke, sie wird die Zeit verschlafen haben", erwiderte Nancy, den Kaffee in die Tassen gießend. „Diana sollie die Zeit verschlafen haben?" rief der junge Mann in ungläubigem Tone. „Warum denn nicht? Ist sie denn unfehlbar? Verschlafen doch andere Leute die Zeit, warum sollte sie es nicht auch thun?" erwiderte Nancy. „Ja, andere Leute mögen es thun; aber Diana — in ihrem ganzen Leben ist es noch nicht einmal dagewesen, daß sie die Zeit verschlafen hätte." „Nun, das ist um so mehr Grund, daß sie eS nun einmal gethan hat", sagte Nancy schnippisch. „Mein Himmel, wie viel Aufhebens Du um eine so einfache Sache machst! — Darf ich Ihnen noch eine Tasse Kaffee einschänken?" fügte sie, sich zu dem neben ihr sitzenden Antonius wendend, hinzu. Nachdem Antonius die Frage verneint hatte, sagte Erich in besorgtem Tone: „Bist Du oben gewesen? Diana ist doch hoffentlich wohl?" „Ich habe Johanna hinaufaefchickt und dies« sagte mir, daß Diana fest schlafe; ich habe eS daher für daS Richtigste gehalten, sie nicht zu stören." Erich schien dies durchaus nicht zu billigen. Er eilte hastig die Treppe hinauf und klopfte laut an die Thür, welche in Diana's Zimmer führte; als er jedoch keine Antwort erhielt, trat er ein. Diana schlief bei offenem Fenster, auch die Vorhänge waren nicht zugezogen, so daß der Helle Sonnenschein in» Zimmer fluthete und der Duft der Rosen, welche vor den Fenstern Diana's standen, den Raum erfüllte. Da» junge Mädchen schien tief und fest zu schlafen. Erich rief sie leise an und ergriff ihre Hand, die, al« er ste loSließ, schwer auf di« Kiffe« >urstckfiel.
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