Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.06.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-06-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000625026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900062502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900062502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-06
- Tag1900-06-25
- Monat1900-06
- Jahr1900
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Bezugs-Preis der Hauptexpedition oder den im Stadt- Dezirf »nd den Bororten errichteten Aue. «»bestellen ab geholt: vierteljährlich >»4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung in« Hau» 5.50. Durch die Post bezogen für Deutjchland und Oesterreich: vierteljährlich 6.—. Direkte tägliche jkreuzbandfendung int Ausland: monatlich 7.ÜO. Die Morgen-AuSgabe erscheint um '/,7 Uhr. die Abend-Ausgabe Wochentags um ö Uhr. Maction un- Erxe-itiou: Johanntsgaffe 8. Dir Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet vou früh 8 bis Abend« 7 Uhr. Filialen: Alfred Hahn vorn,, v. Klemm'« Lortiw. Uutversitätsstraße 8 (Paulinumz LouiS Lösche, KnchmchmnVr. In, Porr. und KönlgSplotz L Abend-Ausgabe. MpMtr TmMllü Anzeiger. ÄmLsökatt -es Hömgkichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Aathes ««- Votizei-Ämtes -er Stadt Leipzig. Montag den 25. Juni 1900. Anzeigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter demRcdactionsstrich (4ga> jpalten) bO^z, vor den Familtrnuuch richte» (6 gespalten) 40/^. Größere Schriften laut unserem Preis- verzrichniß. Tabellarischer und Zisfernsatz »ach höhrrein Tarif. Ertra-Beilage« (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung 60.—, mit Postbesörderung 70.—. Annahmefchluß siir Anzeige«: Abend-Ausgabe: Vormittag- 10 Uhr. Margeu-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je «im halb« Stunde früher. Anzeige» sind stets an die Gxpeditio» zu richten. Darck und Verlag von E. Polz tu Leipzig 9^. Jahrgang. Die Wirren in China. —t>. Wenn man auch als ziemlich sicher annehmen kann, daß den Gesandten der fremden Mächte in Peking, speciell dem deutschen Gesandten, Freiherr» v. Ketteler, bis setzt, von der chinesischen Soldateska, regulärer und irregulärer, direct nichts zu Leide gethan ist, so fehlt doch leider immer noch die amtliche Bestätigung. Die beruhigenden Meldungen rühren von Tscheng, dein Director der chinesischen Eisenbahnen und Telegraphen in Shanghai, her. Auf der chinesischen Gesandtschaft in Berlin wird dazu bemerkt, daß, wenn auch die telegraphische Verbindung mit Peking ab geschnitten sei, der chinesische Telegraphen - Director vielleicht immer noch Mittel zur Information über die Lage in Peking habe, welche Europäern nicht zu Gebote stünden. Tscheng hatte die betreffende Nachricht be kanntlich schon vor einigen Tagen verbreitet, ohne daß in Erfahrung zu bringen war, ob sie ihm amtlich auS Peking übermittelt worden ist. Erst wenn diese Mittheilung als amtliche Kundmachung der chinesischen Centralregierung gekennzeichnet werden kann, werden daher die letzten Zweifel zerstreut werden. Unbegreiflich aber bleibt es, warum die Pekinger^ Regierung die Meldung nicht alsbald nach Tientsin und an die Küste gelangen läßt, um dem Blut vergießen wo möglich Einhalt zu thun und sich in ein besseres Licht zu setzen. Ausfallend bleibt auch, daß über den Zustand in Peking nichts Weiteres mitgetheilt wird, als daß die Gesandten in Sicherheit resp. unversehrt sind. DaS ist von wesentlichem Belang im Hinblick auf die folgende neuere Nachricht: * London, 24. Juni. Nach den letzten von zu verlässiger Seite aus Peking eingctroffenen Meldungen halten sich die Gesandtschaften noch. Die Chinesen haben sie umringt, jedoch nicht gewagt, sie von Neuem anzngreifen. Sie hoffen, e» werde ihnen gelingen, sie anszuhnnger». Das wäre echt chinesisch. Man läßt die Gesandten sich halb zu Tode hungern, und behauptet dann dreist, sie seien — unversehrt gebt,eben. Inzwischen kommt folgende weitere Meldung: * New-Aork, 24. Juni. Der Hongkonger Korrespon dent der „World" meldet aus chinesischer Quelle, Admiral Schmour habe die Tartarenstadt vou Peking besetzt. Ob die Nachricht sich bestätigt, bleibt freilich noch abzu warten. Es wär« sehr zu wünschen, denn daran, daß die Gesandten und die übrigen Fremden in Peking belagert werden — dasobigeLondoner Telegramm besagt ja: Die Gesandtschaften „halten sich" noch —, und daß ihnen die Leben-mittel knapp werben, scheint kaum noch gezweifelt werden zu können. Noch trostloser als in Peking ist die Lage in Tientsin. Die Stadt ist noch nicht gefallen, aber die Belagerten haben schreckliche Stunden zu durchleben, da das Bombardement Tag um Tag in sehr energischer Weise fortgesetzt wird, und die Entsatztruppen haben bisher nicht nur keinen Erfolg auf zuweisen, sie sind vielmehr wiederholt mit Verlusten zurück geschlagen worden und haben auch sonst Unglück gehabt. Man meldet uns darüber: * Shanghai, 2S. Juni. Aus Tschifu wird gemeldet, datz in Tientsin die vage kritisch, doch nicht hoff- nnngslos ist. Die Stadt wird bombardirt und stehtI thseilwetfe in Flammen, die Berthcidtgcr haben er-1 hebliche Verluste. Vorgestern (1) sind ungefähr 2000 Mann zum Entsatz ausgebroche». * London, 24. Juni. Mittheilungen, die der Korre spondent des „Neuter'schen Bureaus" durch das Telephon am 17.Juni aus Tientsin erhielt, bestätigen die früheren Meldungen über die Beschießung der Aremden- concesfion durch die Truppen des Generals Ntch. Die Geschosse fielen im öffentliche» Garten in der Nähe der Gordon Hall nieder, wohin sich die Franc» geflüchtet hatte». Eine Niedermetzelung der Fremde» wurde allgemein befürchtet. In Tientsin können im Ganzen nur 800« Mann ausländischer Truppen und fremde Ein wohner zusammengebracht werde». * London, 24. Juni. Da feit fünf Tagen nur ein Läufer von Tientsin durchgekommen ist, konnten keine wetteren Nachrichten eingchc», als Sie, Satz die Fremdenniederlaffung fast ganz zerstört ist und Satz die Fremden hart kämpfen. Es find Nachrichten ctngetrofsen, datz ein Versuch, Tientsin;» entsetzen, am 22. S. M. mit einige»» Vcrlnst zurü »geschlagen wurde. * Washington, 25. Juni. (Telegramm.) Ein Kabeltelegramm des Admirals Kemp ff von» 24. Annt meldet: In einem Hinterhalt bei Tientsin wurden au» 21. d. M. 4 Mann von Wallers Kommando getödtet und 7 verwundet. — Eine Streitmacht von 2000 Mann ist heute zum Entsätze Tientsins aufgcbrochcn. Bei der ungeheuren Uebermackt der regulären chinesischen Truppen ist es kein Wunder, wenn solche Zwischenfälle vor kommen und die Entsatzaction nicht zum Ziele gelangt. Das HilfScorps von etwas über 2000 Man»» deutscher, englischer und russischer Truppen wird hoffentlich genügen, um die Belagerungsarmee zurückzutreiben, aber wundern muß man sich darüber, daß es erst jetzt aufgebrochen ist; man hätte glauben sollen, daß eS bereits vor Tientsin angekommen sei. Der Kampf um die TakufortS. Mit freudiger Genugthuung wird man überall die Nach richt vernommen haben, daß bei der Erstürmung der TakufortS die deutschen Truppen sich besonders ausgezeichnet haben und daß der nachher schwer verwundete Commandant des „Iltis", Lans, die Seele des ganzen Angriffes war. Der Nachfolger im Eommando Oberst zur See Hoffmann — Lomatsch Edler von Waffenstein folgte seinem Beispiel. Er ist am 13. April 1889 in die Marine ein getreten und am 17. Mai 1892 Leutnant zur See geworden. Als junger Leutnant besuchte er die Marine schule, dann that er Dienst auf dem damaligen Panzerschiff II. Classe „Deutschland" (zur zweiten Division deS Manövcr- geschwaderS unter Contreadmiral von Diederichs gehörig) kommt daraus zur II. Matrosendivision und ist als ältester Leutnant zur See auf dem Aviso „Meteor" commandirt, der den Schutz derFischerei in der Nordsee auöübt. Am 13. Mai 1895 rückt Leutnant Hoffmann zum Oberleutnant auf, wird zur II., dann zur III. Matrosen - Artillerie - Abtheilung commandirt, thut Dienst auf dem Panzerschiff IV. Classe „Frithjof" (1. Stammschiff der Reservedivision der Nordsee) und später auf dem „Beowuls", dem 2. Stammschiff, und wird sodann erster Oberleutnant auf dem „Iltis". Erster Officier auf „IltiS" ist bekanntlich Capitänleutnant Kühne; da das Commando deS Kanonenbootes, nachdem Corvettencapilän Lans verwundet war, auf denselben nicht übergegangen ist, so ist ganz sicher anzunehmen, daß Capitänleutnant Kühne am Land ein Commando batte. Wie es heißt, hat der Kaiser den Osficieren deS „Iltis" eine besondere Ehrung zugedachr. Die deutsche Mobilmachung. Aus Wilhelmshaven, 21. Juni, wird nnS geschrieben: Durch den Wunsch des Kaisers, die beiden Seebataillone und die sich ihnen anschließenden Truppentheile der Armee vor ihrem Abgänge nach China zn besichtigen und sich von bnen zu verabschieden, ist daS Programm für die Mobilisation der Truppe und deren Ausrüstung wesentlich geändert worden. Der Kaiser trifft nach den neuesten Dispositionen am 2. Juli Nachmittags mit der „Hohen- zollern" ein und tritt, nachdem er am 3. Juli die Taufe deS neuen Linienschiffes „6" vollzogen hat, am selben Nachmittage die Nordlandsreise an. Die Ausreise deS Transportes ist demzufolge auf den 3. Juli festgesetzt und eS wird dementsprechend auch entweder am 2. oder 3. die Besichtigung der beiden Seebataillone durch den Monarchen stattsinden. Für die Ausrüstung der Truppen ist hierdurch kostbare Zeist gewonnen. Der Lioyddampfec „Franksurt" trifft jetzt am DienStag ein, der „Wittekind" am Mittwoch, um zunächst die Fracht an Bord zu nehmen. Auf der „Frankfurt" schiffen sich das II. Seebataillon, die 6,8 cm - Feldbatterie und das auf besonderen Befehl des Kaisers zusammengestellte Pionier-Detachement ein. Auf dem „Wittekind" wird daS I. Seebataillon und der Inspekteur der Marine-Infanterie, General-Major v. Höpfner, welcher den Transport nach China leitet, eingeschifft. DaS erste Seebataillon wird von Kiel hierher am Tage der Einschiffung mittels Extrazug be fördert. Das hiesige zweite Seebataillon ist bis auf die zu seiner Completirung auf Kriegsstärke gewählten Frei willige»» aller ArmeecorpS vollständig und konnte bereits ain gestrigen Tage durch seinen Commandeur, Major von Kron Helm, in der kriegsmarschmäßigen Ausrüstung inspicirt werden. Die Mannschaften erhalten außer ihrer gewöhnlichen Uniform, ohne Czacko, aber mit der kleidsamen Litewka, als Winteruniform, noch die Khaki-Uniform für den Sommer. Die etwa 600 Mannschaften der Armee werden morgen und in den nächsten Tagen der Woche eintrcsfen. Während der Lloyd für die Verpflegung der rund 2500 Mann vom Tage der Einschiffung bis zum Tage der Landung in China zu sorgen hat, hat das kaiserliche Verpflegungsamt für die Verproviantierung der Truppen zunächst für drei Monate Sorge zu tragen. In dem Proviantamt herrscht daher Tag und Nacht eine außerordentliche Thätigkeit. Außer den Hunderten von Fässern mit Rind-, Schweine-, und Hammelfleisch handelt es sich darum, über 6000 Kisten in sogenannter Marineverpackung für den Tropenversandt mit allen nur denkbaren Nahrungsmitteln, als Hülsenfrüchte, Mehl, Hartbrod, Backobst, Corned-Beef, Zucker, Kaffee, Thee, Gewürze rc. zn füllen und an Bord der Lloyddampser zu verladen. Aller Proviant wird zunächst in Mengen von 50 lcg und darüber in verlötbete Zinkkisten gefüllt. Diese werden mit einer starken, mit Bandeisen umschlagenen und schließlich signirten Holzkiste umgeben, deren Deckel darauf geschraubt wird. Zur Ausnahme deS festen Proviants werden 700 cbm Raum an Bord gebraucht. Hierzu kommen ncch die Getränke, Lazareth-, Apothekeneinrichtung und Kriegs munition. Wie verlautet, haben sich auch viele Reservisten frei willig zur Verwendung in China gemeldet, eine Art von Kriegsfreiwilligen, doch sind diese Anträge ablehnend beschieden worden, da die Ergänzung der Marinetruppen ausschließlich auS Mannschaften des activen Heere« erfolgen soll. Sonstige Trnppenaufgebote. * London, 24. Juni. („Reuter'- Bureau".) Die Admiralität hat von dem englischen Gcschwaderchef in Taku eine Tschifu, den 23. Juni, datirte Depesche erhalten, in der e- heißt, die Admirale der Mächte handelten im vollsten Einverständniß mit dem russischen Vice-Admiral als ältestem Osficier. 200 Mann des chinesischen Regiments von Wei-hai-wei seien am 22. ds. Mts. in Taku gelandet. * New Kork, 24. Juni. Wie dem „New Uork Herald" aus Washington gemeldet wird, wird die amerikanische Streit macht in China aus 4500 Mann, einschließlich einer Batterie unter General Hall von den Philippinen, und auS 16 Schiffen aller Art und 500 Mann Marinemannschaften unter Admiral Kenipsf bestehen. Das Thurmschiff „Monadnock", das sich jetzt in den Philippinen befindet, hat Befehl erhalten, nach Taku zu gehen. * Washington, 25. Juni. (Telegramm.) Der Marine sekretär Long hat den Admiral Remey angewiesen, mit dem Schiffe „Brooklyn" nach Taku zu gehen und sich dem General Mac Arthur gegenüber bereit zu erklären zur Beförderung von so viel Truppen, wie die „Brooklyn" fassen kann. Tie Haltung von Hof und Negierung in Peking. Wir haben schon gleich bei Beginn der Beschießung der TakufortS auf das Nachdrücklichste hervorgehoben, baß die Mächte cs keineswegs mehr mit „aufständischen" Boxern, sondern mit der gesammten kaiserlichen Armee, über die sogar ein kaiserlicher Prinz das Obercommando übernommen, zn thun haben. Es ist das vielfach bezweifelt worden, aber mit Unrecht, wie sich u. A. auch auS folgender Nachricht «rgiebt: * London, 24. Juni. Dem „Neuter'schen Bureau" wird aus Shanghai vom 23. d. M. gemeldet: Prinz Tuan hat Dunglu, den Oberbefehlshaber der Truppen im Norden, frine» Commandos enthoben und selbst den Oberbefehl über die Truppen übernommen, nachdem er angetündigt hatte, daß ec gegen Tientsin marschieren und dir Handvoll Fremder dort verjagen werde. Das ist Kriegszustand zwischen China und den Mächten. Wenn die Admiräle in ihrer Proklamation au die chinesischen Behörden erklärt haben, daß sich ihr Vorgehen allein gegen die Boxer und gegen diejenigen richte, die sich ihnen auf dem Marsche nach Peking widersetzten, so war da- ein in politischer und militärischer Hinsicht sehr kluge- Ver fahren, uin es der bessern Einsicht der chinesischen Generäle zu ermöglichen, durch eine Hinlerthür ihren Rückzug zu be werkstelligen und sich selbst blutige Arbeit zu ersparen; aber es wird und darf sie nicht abhalten, an ihrem Ziele fest zuhalten, und wenn „diejenigen, die sich ihnen auf dem Marsche nach Peking widersetzen", die ganze chinesische Armee sein sollte. Im Hinblick auf die chinesischen Rüstungen, die Haltung der kaiserlichen Armee und ihrer Führer fällt eS schwer, die Versicherung, die Berufung Li Hung TschangS nach Peking zur Verhandlung nnt den Mächte»» solle erkennen lassen, daß die Kaiserin oder die sonstigen Machthaber dem Zustande, den man als Aufstand der Boxer bezeichnet, ein Ende machen wollen, als baare Münze zu nehmen, zumal Li dabei den Wunsch ausspricht, die europäischen Mächte möchten von Feuilleton. Diana. Roman von Marian Comyn. ÄiaSdruck »erröten. „Es ist 'ne dumme Geschichte, gnädiges Fräulein", sagte der alte Mann, seinen grauen Kopf schüttelnd. „Mit den Weibern hat es so seine eigene Bewandtniß, den besten und zu verlässigsten von ihnen ist nicht zu trauen, sobald die Liebe ins Spiel kommt, dann verlieren sie Alle den Kopf." — Diana hatte ihn gefragt, ob er unter den weiblichen Dienstboten in Crow- hurst Jemanden für fähig halte, in Beziehungen zu den ver meintlichen Einbrechern zu stehen. Bon dem männlichen Dienstpersonal hatte FerguS eine bessere Meinung. — „Der größt« Theil desselben hat die erste Jugend hinter sich", sagte er, „und da sind die Menschen schon ein wenig verständiger; die Leute wissen auch, daß sie so leicht nicht ein so gutes Unterkommen finden, wie hier in Trowhurst, und sind daher bedacht, sich ihre Stellung zu erhalten. Fehler haben wir Alle, gnädige- Fräulein, aber Sir können ei mir glauben, unsere Leute sind dir schlechtesten nicht." Der Juli ging vorüber, und der August kam. Wohin da» Auge blickte, war nur eine Blüthenpracht, und der Garten war eine Quelle des Entzücken- für Diana, welche die Blumen leidenschaftlich liebte. Zum ersten Mal« tn ihrem Leben lernte Diana voll und ganz die Annehmlichkeiten deS Landlebens kennen. All' die Hast und Unruhe London- lag für immer hinter ihr. Es war eine Zeil angenehmer Ruh« — nicht Müßig keit — für da- junge Mädchen, denn müssig zu sein, wäre für Diana ein« Unmöglichkeit gewesen. Erich und Nancy ließen e- auch gar nicht dazu kommen, denn sie machten beständig Ansprüche an Diana'- Zeit. Und da» war Diana auch ganz recht, waren doch ihr« Lieben gkickkich. Da» Bewußtsein, daß sie endlich allen Sorgen entrückt seien, erfüllte da- junge Mäd chen mit einer unendlichen Dankbarkeit gegen da» Schicksal. Auch Erich gab sich mit Lust und Liebe den mancherlei Pflichten, die dal neue Leben an ihn stellte, hin. Da» Besitz- thum war in letzter Zeit vernachlässigt worden. Erich'» Groß onkel hatte, veranlaßt durch sein« Kränklichkeit und den darau» entstandenen Mangel an Energie, die Leitung deS Ganzen einem Geschäftsführer überlassen, der mehr an seinen Dortheil al- an den seines Auftraggeber» gedacht hatte. Diele» war verwüstet und vernachlässigt, und Erich beschloß, al» er die» erkannt hatte. sich selbst mit aller Entschiedenheit an die Spitze des Ganzen zu stellen. „Wenn man einen solchen Besitz sein Eigen nennt, so legt dies Einem auch groß« Verpflichtungen auf", sagte er zu Diana, „und ich beabsichtige durchaus nicht, mich denselben zu ent ziehen." Selbstverständlich machte er anfangs manchen Mißgriff, aber er ging mit vollem Ernste und Eifer an die Sach: und sparte weder Mühe noch Zeit, um sich die erforderlichen Kennt nisse zu erwerben. Er sann darüber nach, wie er die vernach lässigten Häuser seiner Pächter und Gutszugehörigen nicht nur praktisch, sondern auch schmuck und nett Herrichten könne, und eifrig saßen er und Diana oft bis spät in di« Nacht hinein und schmiedeten Pläne, wie sie Alles gestalten wollten. Pauline verlebte die ganze Zeit in dem kleinen Pastors haus« in Irland, welche» wirklich eine Art Gefängniß für sie war. Manchmal schrieb sie in dem frohen, übermüthigen Tone, den man an ihr kannte, aber oft klang auch «ine leis« Melancholie au» ihren Briefen hervor. Nachdem Erich wieder einmal einen solchen traurigen Brief empfangen hatte, faßte er kurz und bündig den Entschluß, nach Irland zu gehen und zu versuchen, ob er Pauline sehen und sprechen könne. „Es ist mir ganz gleichgiltig, ob Tante Mathilde mich sieht, oder nicht", sagte er, al» er Diana seine Pläne anvertraute, „mir wär« e» ganz recht, wenn sich mir die Gelegenheit böte, ihr ein mal meine Meinung über ihre und ihrer Schwester Handlungs weise gegen meine arme Pauline zu sagen." „Aber", sagte Diana, „das würde Pauline'S Tante nur ver anlassen, ihre Nichte noch strenger zu bewachen, als die» bereits der Fall zu sein scheint." „Ich wünschte, sie thäte «», denn dann Erde Pauline viel leicht eher zu bewegen sein, Vernunft anzunehmen." „Vernunft annehmen' hieß nach Erich'» Meinung unver züglich zu heirathen. Am Morgen seiner Abreise erhielt er «inen Brief von Mr. Drury. Der erste Theil desselben betraf ausschließlich Ge- fchäftsanyelegenheiten; erst am Schluffe de» Briefe» machte der Rechtkanwalt Erich eine Mittheilung von mehr persönlichem Interesse. „Ich habe einen Besuch von Ihrem Cousin Mr. Antonius Beauchamp gehabt", schrieb Mr. Drury, „welcher erst vor wenigen Tagen von Natal noch England zurückgekehrt ist. Ich habe ihm natürlich in meiner Eigenschaft al» langjähriger Rechtlbeistand der Familie den Tod seine» Onkel» mitgetheilt, und die Folge davon ist nun seine Rückkehr nach England. Er schien höchlich überrascht zu sein, als ich ihm sagte, daß Sie, als nächster Verwandter, die Erbschaft angetreten hätten; und ich halte es nicht für unmöglich, daß er uns einigen Trubel machen wird. Sollte er an Sie schreiben oder nach Crow- hurst kommen, so lassen Sie mich dies, bitte, unverzüglich wissen." „Er fürchtet, daß Antonius uns unfreundlich entgegentreten könne", bemerkte Erich, „offen gestanden, ich würde es ihm durchaus nicht verdenken, ich weiß nicht, wie ich handeln würde, wenn ich an seiner Stelle wäre. Es muß ein harter Schlag für ihn gewesen sein, als er in dem Augenblick, wo er die Erbschaft, auf die er Jahre lang gerechnet, antreten wollte, vernahm, daß sie ihm verloren sei, daß plötzlich Verwandte aufgetaucht seien, von denen er keine Ahnung gehabt. Was mich anbetrifft, so halte ich es für meine Pflicht, Antonius in der freundschaft lichsten Weise entgegenzukommen, er hat «in gewisses Anrecht auf unseren Beistand, und werde ich ihm denselben, wenn er es verlangt, nach besten Kräften gewähren." Damit war der Gegenstand für Erich abgethan, nicht so für Diana. Obgleich sie sich sagte, daß Erich's Stellung zu sicher war, um angegriffen zu werden, konnte sie sich dennoch einer unbestimmten Furcht nicht erwehren. An demselben Nachmittage, Erich war bereits auf dem Wege zu Pauline, sprach Nancy plötzlich die Absicht au», einen Spaziergang zu machen; und bald darauf schritten die beiden Schwestern unter den hohen Bäumen de» Parke» dahin. „Wir wollen nicht zu weit gehen", bemerkte Diana, nach dem Himmel hinauMckend, welcher sich etwas bewölkt hatte und nicht mehr das azurne Blau zeigte, wie am Morgen, „ich fürchte, es wird Linnen Kurzem regnen? „Ach, Du bist «in Unglücksrabe!" sagt« Nancy ungeduldig. „Ich habe nun einmal Lust, ein wenig spazieren zu gehen, und werde mich davon nicht zurückhalten lassen!" Nancy's Zustand hatte sich entschieden gebessert, sie war kräftiger geworden, seitdem sie in Crowhurst lebte, und er müdete nicht so leicht, wie in London, wo sie nicht zehn Minuten hatte gehen können, ohne sich inzwischen auSzuruhen. Selbst ihre fonst so bleickien Wangon hatten einen Schimmer von Farbe bekommen, und Diana gab sich der frohen Hoffnung hin. daß sich mit der Zeit die zarte Gesundheit Nancy'» dauernd kräftigen würde. Seufzend dachte die ältere Schwester an den Egois mus und die Unfreundlichkeit der verwöhnten Nancy, und sie mußte sich voll Schmerz zugestehen, daß hierauf weder die Landluft noch die veränderten Verhältnisse günstig einwirken würden. Nachdem die Schwestern eine Zeit lang im Park gewesen waren, erklärte Nancy, nun auf die Landstraße hinauSgehen zu wollen, da dort eher Gelegenheit sei, einmal Jemanden zu treffen. „Es ist mir zu langweilig, immer nur die grünen Bäume zu sehen", erklärte sic; aber dir Nachbarschaft von Crowhurst war nicht sehr zahlreich, und Nancy's Wunsch blieb daher un befriedigt. Gegenwärtig waren die beiden jungen Mädchen vor dem großen eisernen Gitterthor angelangt, welches di« Besitzung Philipp Heathcote's abschloß, und neugierig blieb Nancy stehen, um einen Mick auf das düstere alte Hams, welches am Ende der Allee sichtbar wurde, zu werfen. „Das sieht ja aus, wie der Wohnsitz irgend eine» alten Ogre", rief sie aus. „Ich möchte wohl wissen, wie der Ogre auSsieht! Wenn er doch einmal zum Vorschein käme!" „Unsinn!" sagte Diana. „Komm, Nancy, wir wollen gehen; laß uns nach Haufe zurückkehren." „Nein, das wollen wir lieber nicht thun! Siehst Du nicht, daß es anfängt zu regnen, und daß wir «in Obdach suchen müssen?" „Das ist nur unbedeutend und wird Dir nicht schaden; wenn wir uns ein wenig beeilen, werden wir Crowhurst noch vor Ausbruch des Unwetters erreichen!" „Da habe ich einen besseren Gedanken", entgegnete Nancy. „Wenn eS stärker zu regnen anfangrn sollte, so gehen wir nach Vern Hause dort und bitten um ein Obdach. Vielleicht be kommen wir dann den alten Ogre zu scher», und e» stellt sich dabei heraus, daß er nicht alt, sondern jung und schön ist." „Sei nicht so närrisch, Nancy", sagte Diana, welche anfing, sich über Nancy's Beharrlichkeit zu ärgern. „Ich bin über zeugt, daß Erich sehr böse sein würde, wenn Du etwa» Der artige» thätest!" „Nun, Erich braucht e» ja nicht zu wissen. E» sollte mir leid thun, ihn wegen einer solchen Lappalie zu erzümen. Usbri- gen» weißt Du doch, Diana, wenn die Katze nicht zu Hause ist, tanzen die Mätuse auf dem Tische. Du bist zu griesgrämig, Diana, Dir ist «S recht, wenn ein Tag wie der andere vergeht, ich glaube manchmal, Du bist schon al- ein wahre» Muster von Vernunft auf die Welt gekommen. Du kannst ja niemÄs jung gewesen sein! Jeder Mensch muß doch einmal einen dummen Streich begehen!" „Nun, so werde ich da» vielleicht Alle» im spaterm Alter nachholen!" rief Diana lachend au». „Aber nun laß un» gehen, Nancy, sei endlich vernünftig!" Doch Nancy dachte nicht daran, Diana'» Aufforderung
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite