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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 20.09.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-09-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189709209
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18970920
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18970920
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-09
- Tag1897-09-20
- Monat1897-09
- Jahr1897
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 20.09.1897
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Riesaer Edlageblall x»«str-chf«L, «r. 20. Telegramm-Adresse la tt«, Rlesiu und Anxeiger (Weblatt Md Anzeiger) Amtsblatt der König!. Amtshanptmannschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. 218. Montag, 20. September 1807, AvendS. SO. Z«hrg. »al Mesa« Sägeblatt «scheint irden La, «end» mit Au,nahm« d« Eon», und Festtage. BiatrtjShrlich« »qn^retS bet Abholung ln den «xpedlrio»,» M Mesa und «ttchi, oder durch n»s«« rckg« sreiLW» Hau, 1 Marl.vv Pfg., bei Abholung am Gchalt« der kaisrrl. Postanstalt« 1 Mart 2k» Pfg., durch d« vttestrikg« sret ln, Hau, 1 M-rl W Pfg. M»ei»»«nmchn»» Mr dle «ummu »M LnSgabetagrS bl, vormittag S Uhr oh« Gewähr. Druck und «erlag von Langer A »interllch «n «lesa. — GeschästSstell, »astaalenstr-ß, VS. — Kür dl, Nedaetio» MmmtwortUch; Hermann Schmidt in Mesa. Das unterzeichnete Amtsgericht hat am 15. September 1897 den Gutsbesitzer Herrn Friedrich Wilhelm Gaumnitz in Pochra als Gerichtsschöpperr für diesen Ort in Pflicht genommen. Riesa, am 16. September 1897. Königliches Amtsgericht. Hellmer. Brehm. Die Ausführung nachstehend benannter Arbeiten auf dem Truppenübungsplätze Zeit hain, als: 1. Die zur Befestigung der Rabenhorftstrntze erforderlichen Steinsetzer» arbeite«, 2. Die zur Neubeschotterung der König Albert-Allee nothwendigen Gteiu- fetzerarbeiteu, sämmtlich einschließlich Materiallieferungen sollen in öffentlicher unbeschränkter Submission ver geben werden. Die Verdingungsunterlagen liegen im Geschäftszimmer des unterzeichneten Garnison-Bau beamten Dresden-Albertstadt, Administrationsgebäud«, Flügel Q. l. 94. zur Einsicht nahme auS und können Berdingungsanschläge gegen Erstattung der Selbstkosten daselbst ent nommen bezw. bezogen werden. Angebote sind verschlossen und mit einer den obengenannten Herstellungen entsprechender Aufschrift versehen bis Donnerstag, de« so. Geptember 18V7 und zwar: »tt 1. Vormittag 11 Uhr, - 2. - 11»/. - postfrei an die vorbezeichnete Stelle einzureichen, woselbst die Eröffnung in Gegenwatt der etwa erschienenen Bieter erfolgen wird. Die Auswahl unter den Bewerb«» bleibt Vorbehalten. Zu schlagsfrist 4 Wochen. Dresden, den 18. September 1897. Königlicher Garnison-Vaubeamter III, Dresden. Volkstag in Letschen. Von Hertwig-Behringer. (Nachdruck verboten.) Erft Eger und Asch, nun heute Tetschen. Aber welcher gewaltige Unterschied zwischen den beiden Volkstagen i« Eger- lande und dem heutigen in der Elbestadt. In Egcr sah man früh in der 6. Morgenstunde schon Hau, an Haus gefliggt und alle die Hunderte Personen, die schon zu so früher Stunde auf den Beinen waren und die Straßen belebten, die trugen als Abzeichen ihrer nationalen Zusammengehörigkeit schwarz- roth-goldene Schleifen oder Bänder. In Asch wurde schon das gesellige Beisammensein am Vorabend des VolkStageS zu einer deutsch, nationalen Kundgebung und warmempfundene Worte, deutsche Lieder ließen die patriotisch-nationale Be geisterung entflammen. Und wie war es nun am heutigen Sonntage in Tetschen? Fast scheint es, als hätten Jene Recht, die da sagen, der deutsche Michel trage noch immer die Zipfelmütze auf seinem Kopfe und als ob es selbst den Drangsalirungen des pol nischen Grafen Badeni noch nicht gelungen sei, die Deutschen allseitig aus ihrer politischen Lathargie aufzuwecken. Wohl sah man auch hier in Tetschen die Häuser ziemlich reich ge flaggt, wohl waren auch hier am Morgen des VolkStageS die z Straßen belebter als sonst, und dennoch — es war ganz » anders wie in Eger und Asch: die rechte Begeisterung fehlte. I Dieses vorstehende Bild ist das des Vormittags und es ? könnte fast den Anschein erwecken, als wenn die ganze deutsche f Bewegung hier nicht verstanden würde. W it gefehlt I Al f Nachmittag in der dreistündigen Versammlung im leider für i dnsen Zweck viel, viel zu kleinen Saale des Schützenhause« f zeigte es sich, daß auch die Tetschener Bevölkerung von echt j nationalem G-iste ersüllt ist. Man schien hier in Tttschen s nur etwas vorsichtiger zu sein, um jedweden Zusammenstoß f zu vermeiden. Und daß diese Vorsicht nicht unangebracht war, zeigte sich am Abend, als e» an der Kreuzung der Kirch- mit der Bahnhofstraße zu einem Zusammenstöße mit der auf gebotenen Gendarmerie kam. Es läßt sich rundweg behaup ten, daß hier das Einschreiten der Gendarmerie, die in der „gewohmen" Weise ü Is Eger und Asch, wieder mit gefäll tem Gewehre und aufgepflanztem Bajonett gegen die Men- schenmassen vorging, eine thatsächliche Provokation war. Doch davon weiter unten! Bon Eger und Asch hatten die Regierungsorgane wenig stens so viel gelernt, daß sie den Volkstag nicht gänzlich ver boten, sondern eine Versammlung in geschloffenem Lokale (Schützenhause) gestatteten. Nachdem am Vormittag eine Zusammenkunft der zum Ordnerdienst bestimmten Mitglieder des „Gesellenverein" stattgefunden hatte, in welcher diesen Verhaltungsinstruktionen ertheilt wurden für den Fall, daß ! die Sozialdemokraten den Versuch machen sollten, die Ver sammlung zu sprengen, begann sich nach Tisch der große Garten de« Schützenhauses zu füllen und al» die Saalthüren geöffnet wurden, war der Saal tm Nu mit Besuchern ge stillt. Die Galerie war so stark besetzt, daß aus Sicherheits gründen deren theilweise Räumung angeordnet werden mußte. Weit vor Beginn der BolkStagS - Versammlung stand die Menschenmenge bereit« hart gedrängt, auf dem Flur war so gar eine Malerleiter aufgestellt, deren Sprossen ebenfalls! ewige Theilnehmer trugen. . Nachdem die Regtrruag«vertreter, Bezirkskommissar Dr. Czerny und Statthaltereiconcipist Graf Zelltwitz, erschienen waren, die übrigen» mit wohl ironisch gemeinten H-tl-Rufea begrüßt wurden, eröffnete der Vorsitzende, Herr Rechtsanwalt Dr. Hans Klaus, mit Begrüßung«- und Dankesworten an die erschienenen Ehrengäste, Abgeordneten und allen Volks- tagStheilnehmern die Versammlung. Erschienen waren die Reichsrathsabgeordneten Dr. Fournier, K. H. Wolf, Kirch ner, Glöckner, Günther, sowie die LandtagSabgesrdneten Rich ter, Schlegel, Dr. Funke, BoenS und die Stadtvertretungen von Tetschen, Bodenbach, Aussig, Teplitz. Der Vorsitzende betonte in seinen Begrüßungsworten, daß die Versammlung einberufen worden sei, um zu protestiren gegen die dem deutschen Volke durch die Sprachenverordnungen angethane Schmach, die jedem Deutschen die Röthe des Zorne» ins Antlitz treiben muß. Diese Versammlung solle dazu dienen, auf- Neue den Eid der VolkeStreue abzulegen; die deutsche Scholle müsse deutsch bleiben immerdar. Herr Bürgermeister Karl John-Tetschen, eine gedrungene Gestalt mit so recht germanischem Typus führte aus, gerade die Gewißheit auf dem Boden des Rechtes zu stehen und nie den Boden des Gesetzes verlassen zu haben, werde Kraft verleihen, um den Kampf durchzufechten. So werde durch Einigkeit der Deutschen untereinander bald ein geeintes deut sches Volk in ganz Oesterreich erstehen, zum Heile Oester reich», aber auch zum Heile des Volke». Das dies geschehe, das walte Gott! Als nächster Redner ergriff Herr Reichsrath Professor Fournier da- Wort, auSsührend, daß in den nächsten Tagen der Entscheidungskampf nahe für des Volke» Höchsts Güter. Man habe gesagt, die Abgeordneten schüren die Bewegung in Böhmen, weil sie sonst erlöschen würde. Dies sei jedoch gründlich falsch. Nicht der gewiegteste Agitator hätte die Wirkung heroorbringen können, die durch die Badeni'fchen Gewaltmaßregeln der letzten Zeit erzielt wurden. Die Gier der Slaven, in Oesterreich sich mehr zur Geltung zu bringen, hat den Zwist gezeitigt, der nicht enden will. Die Sprachen- Verordnungen sind gegeben worden, obwohl sie anderen Ge setzen direkt widersprechen. Durch sie wurde dem tschechischen Chauvinismus Thür und Thor geöffnet. Als Genossen im Kampfe gegen die Deutschen stehe« beieinander Polen, Tsche chen, Deutsch-Klerikale, Christlich-Soziale. Ein solches Re gierungssystem, wie i» durch Badems Sprachenverordnungen bekundet worden ist, zu bekämpfen, ist Pflicht gegen unsere Nationalität, gegen den Staat und gegen den Kulturfortschritt. Die Deutschen, die jetzt bekämpft werden, waren von jeher Oesterreichs wärmste Patrioten; sie haben sich bewährt als der Staat in finanziellen Schwierigkeiten war, und die deut schen Steuergulden wurden ohne Murren htngegeben. Was ist der Dank dafür? Daß man heute unsere Vaterlandsliebe in frechster Weise besudelt! Stolz find wir auf die Sym pathien der Deutschen im Reiche, wir finden darin einen starken moralischen Rückhalt, den Kampf jedoch werden wir nur au» eigenen Kräften führen und mit der schärfsten par lamentarischen Waffe: Obstruktion. In eingehender Weise besprach der Redner die Ausgleich-Verhandlungen zwischen Deutschen und Tschechen, sowie den für Deutsche undiskutir- baren Cbenhoch'schea Gchulantrag und gelobte zu« Schluffe, daß der Widerstand nicht unterbrochen werden würde, so lange die Sprachenverordnungen bestehen bleiben. (Stür mische» HeUrufen.) Folgender Redner war LandtagSabg. Dr. Funke, wel- cher ausführte, daß diese in letzter Stunde vor Eröffnung de« Rtichsrathe» etnberufene große erhebende Versammlung dazu dienen solle, kundzuthun, wie und was der Deutsche denkt, i fühlt, daß er entschlossen ist zu handeln und dadurch dem ' Gegner zu beweisen, daß die Deutschen einig zusammenstehe» j im Kampfe gegen die Sprachenverordnungen. Badeni ist der i Mann, der jetzt in Böhmen am meisten genannt wird, aber gelobt wird er eigentlich von Niemand, denn ihm «ar e» be- schieden, den Deutschen eine Demüthigung eine Schmach an- zuthun, wie es sich noch Niemand gewgt hatte. (Der Abg. Wolf betritt den Saal und wird in stürmischer Weise be grüßt.) Die Sprachenoerordnungen werden die Aufruhrsakte in ganz Böhmen und ganz Oesterreich bilden, weil die deutsche Volksseele im Innerste« erbebt ist über die Schmach, die man ihr anthun will. Wir werden keinen Ausgleich eingehen oder in Verhandlungen eintreten, so lange die Sprachenverord nungen bestehen. In scharfer Weise ging der Redner mit Badeni'- Regierungssystem in» Gericht und erörterte, welche Folgen die Sprachenverordnungen für die deutschen Sprach gebiete (es find deren 75 mit 1160000 Deutschen gegen «ur 18 000 Tschechen) haben werden. Wir geloben, nicht zu er lahmen in dem uns aufgedrängten Kampfe und werden darin auch aushalten trotz jener Deutschen, welche Verrath an ihrem Volke üben. Wir kämpfen um unser Sein, um unsere Existenz; wir wollen nicht den Fluch der Nachkommenschaft auf uns laden, daß wir nicht unser deutsches Recht, unsere deutsche Sprache gewahrt hätten. Mit eine« „Hell" dem - deutschen Volke schloß der Redner und trat hierauf, um f wenigstens etwas frische Luft in die heiße Saalatmosphäre zu bringen, eine kurze Pause ein. ( Nach Wiederbeginn der Versammlung begann Herr ' LandtagSabg. Richter seine längeren Darlegungen damit, daß s er da« jetzige Regierungssystem als ein solches bezeichnet, » welches entweder aus Dummheit oder aus Baterlandsverrath f mit der Existenz de« Volkes spielt. Unser Staat schifft leck > und mit morschen Masten, das Staatsschiff beginnt bereit» zu sinken. Für die Badeni'sche Handlungsweise sei die Be zeichnung Wort- und Treubruch viel zu wenig, das sei ein- s fach Lug und Trug, politische Gaunerei. Die Handhabung ! des Versammlung-rechte- gegenüber den Deutschen erinnere sehr lebhaft an russische Willkür. Wir werden uns die nationalen Rechte nicht kürzen lassen, so wenig wie man uns die Sonne verhänge« kann. Die Arr und Weise de» Er lasses der Sprachenzwangs-Verordnungen characterisirt den Character Badenis, den Mann; der Inhalt der Verordnung characterisirt da» System. Bei Weiterentwickelung der Dinge stehen wir am Beginn eine» neue« weltgeschichtlichen Ereig nisses. Oesterreich ist bereits auf de« besten Wege aus der Reihe jener Staaten auszuscheiden, in welchen Deutsche noch maßgebende Faktoren find. Ein reaktionäre» Oesterreich taugt nicht al» Bundesgenosse Italiens und der Staat, wo die Deutschen zu unmaßgebenden Faktoren herabfinken, taugt nicht al» ein Bundesgenosse Deutschland». Oesterreich nähert sich bereit» bedenklich der russischen Liga. Wir stehen damit aber auch an einem Wendepunkte der internationalen Politik. Wa» jetzt hier vorgeht ist nur ein Borpostengefecht, jene» unausbleiblichen Kampfe» zwischen Germanen- und r Slaventhum. Gegen ein Regierungssystem, da« solche Folgen ! zeitigt, müssen wir kämpfen und wteder kämpfen. Nur über i die politische Leiche von Casimir Badeni kann der Weg zum s Siege gehen. Wir wollen aber eher deutsch sterben, al» ' slavisch verderben. Da» schwören wir bei allem wa» uns heilig ist, bei unsrer deutschen Mutter schwören wir e-k ' (Lebhafte Hetlruse danken dem Sprecher für seine wohldurch- dachten, in logischer Folge sich entwickelnden Ausführungen
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