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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.07.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-07-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000702013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900070201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900070201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-07
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Es ist bekannt, baß Friedrich schon in früher Jugend mit der böhmischen Prinzessin Jutta verlobt war, und nur auf Drängen Ludwig'- wurde Jutta, die wie üblich am Hofe ihres Verlobten auf der Wartburg erzogen wurde, ihren Eltern zurück geschickt, eine Handlungsweise, di« nicht schön war und die dem armen Volke, das von der ganzen Derloderei nichts hatte, viel bös« Kriegsstunden brachte. Ob Friedrich schon vor Jutta als noch kleinerer Knabe mit einer brandenburgischen Prinzessin ver lobt war, bleibe dahingestellt. Jedenfalls liev^köniz Johann von Böhmen durch seinen Sohn Karl die Friedrich schon als Mitgift übertragene Stadt Görlitz wieder wegnehmen. Dies Zerwürf- niß scheint jedoch nicht lange gedauert zu haben, denn schon im Jahre 1332 verglich sich Friedrich mit Johann, und es wurde fest gestellt, daß sie sich ihr ganzes Leben lang gegenseitig gegen ihre Feinde helfen wollten. Im Jähre des Regierungsantritts fand auch die Vermählung Friedrich'- mit Mechtild statt. Sie wurde mit großem Pomp «feiert. Aber die versprochene Mitgift von 10 000 Mark Silber konnteLüVwig nicht zahlen, und so gab er denn seinem Schwieger söhne dafür die Städte Mühlhausen, Nordhausen und Goslar al- Unterpfand. Leider wurden solche Unterpfänder immer eine Quelle von Verdrießlichkeiten und Streitereien, die mit dem Schwert« geschlichtet werden mußten. Siebzehn Jahre bestand die Ehe zwischen Friedrich und Mechtild und neun Kinder ent sprossen ihr. Don diesen Kindern überlebten Friedrich, Baltha sar, Ludwig Wilhelm, Elisabeth, Beatrix, Clara, Anna ihren Vater. Bemerkt möge hier gleich werden, daß die Kinder sehr «inträchtig zusammen lebten, und zwar alle zusammen am Hofe Friedrich'-, bi- auf Ludwig, der Geistlicher wurde und ein sehr fideler Herr war. Zuletzt war er Erzbischof von Magdeburg. Al- solcher befand er sich im Jahre 1382 auf einem Maskenball in Halle, alt «m Brand ausbrach. Alle» flüchtete und versuchte sich zu retten. Auch der Erzbischof, der sich recht angenehm vergnügt hatte, stürmte die Trepp« hinunter. Da fiel er hin, die Anderen über ihn weg, und ehe sich der Knäuel entwirren konnte, hatten die Flammen die Leiber verzehrt. Auch im Leben Wilhelm'S spielt« das Feuer eine Rolle. Er träumte nämlich, Bischof Benno von Meißen habe ihm mit einer Fackel ein Auge ausgebrannt. MS «r aufwachte, blieb sein Auge tatsächlich auf immer ge schlossen. Er hieß deshalb auch der Einäugige. Die letzten beiden Kinder, Clara und Anna, sollen Zwillingsschwestern ge wesen ein. Ihre Geburt wird in das Jahr 1345 (7. August) gesetzt und zugleich bemerkt, sie seien von ihrer Schwester Beatrix erzogen worden, wonach sie die Mutter überlebt hätten. Ein anderer Chronist spricht bloS von drei (ungenannten) Töchtern, davon die eine an den Burggrasen von Nürnberg vermählt, die anderen aber vom Vater dem Kloster Seußlitz übergeben worden seien. Mechtild's Ehe, schreibt Stichart, fiel in eine kampfvolle Zeit, indem ihres mächtigen und tapferen Gemahls rauher Ernst, von dem er seinen geschichtlichen Beinamen erhielt, in fast ununter brochenen Fehden erprobt wurde. Ebenso hatte ihr kaiserlicher Vater, bei aller seiner persönlichen Sanftmuth und Milde, die jedoch zur rechten Zeit der kraftvollen Entschlossenheit nicht ent behrte, von dem Tage seiner Erwählung an bis an sein Ende, das ihn bereits im Jahr« 1347 ereilte, gegen weltliche und geistliche Machthaber angestrengt im Kampfe liegen Müssen. Letzterer stattete ihr zu ihrer hohen Freude im Jahre 1333 auf der Wart burg einenBesuch ab. Leider hat uns die Geschichte von Mechtild's Persönlichkeit nicht das Mindeste überliefert. Die im Jahre 1345 erfolgte Entbindung von Zwillingstöchtern kann leicht den Grund zu ihrem frühzeitigen Tode gelegt haben. Bereits am 3. Juli 1346 ward die erst im 37. Lebensjahre stehende Fürstin auf dem Schlosse zu Meißen vom Tode überrascht, sie, deren treue Für sorge den noch im zarten Alter stehenden Söhnen und Töchtern noch so nöthig gewesen wäre. Der durch ihren Hingang tief er schütterte, 36 Jahre zählende Gemahl folgte ihr bereits nach drei Jahren in die Gruft nach. Mechtild's sterblich« Ueberresie wurden in der von ihrem Gemahl mit großem Aufwande als Erbbegräb- niß neu errichteten und nach fernem 'Schutzpatron benannten St. Andreas-Capelle im Kloster Alt-Zelle beigesetzt, deren Um fassungsmauern noch jetzt stehen. Katharina von Henncbcrg. Auf Friedrich den Ernsthaften folgte Friedrich der Strenge. Im Jahre 1344 fand in Eisenach «in großes Turnier statt und hier knüpfte, nicht ohne Zuthun der Großmutter Elisabeth, sich ein wirkliches Liebesverhältniß zwischen Friedrich, dem Sohne des Ernsthaften, und Katharina, der Tochter des Grafen von Henne berg, an,das auch mit Uebereinstimmung beider Eltern im Jahre 1346 zur Hochzeit führte. Man hätte nun glauben sollen, daß dem jungen Brautpaare nach der Verlobung d«r Himmel voller Geigen hing und daß eS recht glücklich sein mußte. Weit gefehlt. Erst mußte der übliche Mitgistslamps ausg«fochten werden, den wir nun schon so ost zu beobachten hatten, und Friedrich der Ernsthafte war der Mann, der, an Streit und Krieg gewöhn vielleicht von Natur selbst etwas zänkisch und rechthaberisch, nicht gern nachgab. Die beiderseitigen Väter waren nämlich übereingekommen, daß die Braut als Mahlschah die umfängliche Coburger Pflege nebst mehreren anderen Schlössern und Städten (Frankenstein, Sonmnberg, Neustadt, Rodach u. s. w.) erhalten sollte. Sei es nun, daß der Wortlaut des Ehevertrags nicht deutlich und be stimmt genug abgefaßt war, oder daß der Graf von Henneberg später feine Willensmeinung änderte, kurz, Friedrich II. war der Meinung, daß dieses Heiraihsgut sofort nach der Vermählung an ihn übergeben werden sollte, während Graf Heinrich die Aus lieferung erst nach seinem Tode erfolgen zu lassen Willens war. Durch diesen Zwiespalt fand sich Friedrich der Ernsthafte be wogen, die sofort nach der Verlobung an seinen Hof genommene junge Gräfin Katharina trotz der Thränen und Bitten seiner Ge mahlin und des liebenden Paares an ihren Vater zurückzusenden. Dieser aber ward durch solchen ihm angethanen Schimpf so em- pövt, daß er seine Vasallen cmfbot und sich in aller Stille zum Kriege gegen den Landgrafen rüstete. Plötzlich überfiel er des Nachts, in Gemeinschaft mit dem, dem Landgrafen damals feind seligen Grafen von Schwarzburg die alte Stadt Creuzburg an der W«rra und stürnste gegen di«selbe an, sand aber so tapfere Gegenwehr, daß er, nachdem viele seiner Ritter erschlagen worden, abziehen mußte, im Abziehen steckte er noch mehrere Häuser vor der Stadt in Brand. Hierauf wendeten sich die Geschlagenen nach der zwischen Gocha und Eisenach gelegenen Burg Scharfen berg und verübten von da aus viel« Plünderungen. Hier kam es zum Kampfe, an welchem der Landgraf Friedrich der Ernst hafte persönlich sich betheiligte, und, bereits m Gefangenschaft gerochen, nur durch die Tapferkeit eines Eisenachers gerettet wurde. Die Henneberger wurden hierauf abermals zurückge schlagen. Da erkannte endlich Graf Heinrich die Fruchtlosigkeit des ungleichen Kampfes und knüpfte freundliche Unterhandlungen mit dem Landgrafen an. Man kam über die Auswechselung der Gefangenen nicht nur, sondern auch über Katharina's Rück kehr auf die Wartburg und über deren Mitgabe überein. WaS die letztere betrifft, so ließ sich Friedrich II., namentlich durch die Beredsamkeit seiner bejahrten Mutter zu Gotha bewegen, sich gefallen zu lassen, daß ihm und seinem Sohne auf die fraglichen Heirathsgüter der LehnSeid geleistet, die Auslieferung derselben aber erst nach dem Tode von Katharina's Eltern (dem Grafen -Heinrich und seiner Gemahlin Jutta) geschehen sollte. Endlich nach zwei Jahren, 1346, konnte auch daS Paar hei- rachen und dann lebten sie in ungetrübter Ehe und Harmonie 35 Jahre miteinander. Es dauerte vier Jahre, ehe ein Kind kam, und daS starb auch bald. Nun war großer Kummer im markgräflichen Hause. Jahre vergingen und der so sehnlichst er wartete Erbe erschien nicht. Da wandte sich Katharina in from mem Glauben an Gott und legte ein Gelübde ab, daß sie, wenn Gott ihr noch «inen Erben schenke, bis an ihr Ende allem Schmuck entsagen und sich nur in einfache schwarze Kleidung kleiden werde. „Daz erhorete sy Gott, daz sy in korczin jarin noch ehnandir gewan dry weydeliche sone, Frederichen, Willihelmen, vnde Morien." Geschichtlich treten nur Friedrich, geboren 1369, und Wilhelm der Reiche, geboren 1370, hervor. > Die Geschichtsschreiber aus der alten Zeit sind, wenn sie Katharina's Ende erwähnen, voll ihres Lobes. Der Eine nennt sie „äußerst klug und ehrbar", ein Anderer versichert, „von ihrer Tugend und Demuth gegen arme Leute wäre wähl fast (viel) zu sagen, daß es zu lange währen würde, sie alle zu berichten." Auf ihrem Grabsteine wird sie bezeichnet als „des Landes Cyrheit (Zierde), der Tugend Schreyn", ferner als „der Ruhm der Mütter und ihrem erlauchten Gemahl ganz zügcneigt und er geben" und von ihr gesagt, daß sie „den Luxus haßte und nicht schöne Halsbänder trug, sondern die strengste Einfachheit liebte." Diese letztere Tugend, deren nächster Anlaß bereits oben angedoutet wurde, ist, fügt Stichart hinzu, der Mark- und Land gräfin Katharina um so höher anzurechnen, je bedeutender schon im Mittelalter der Luxus, nament lich auch an fürstlichen Höfen, war. Die Ein richtungen der Fürsten waren reich an Kostbarkeiten. So enthielt z. B. die Ausstattung der heiligen Elisabeth aus Ungarn viele und große silberne Göfäße (selbst eine Badewanne von Silber), die werth-vollsten Diamanten, Ringe, Ketten und andere Schmucksachen, viele und verschiedenartige Kleidungsstücke von Seide und Purpur, viele seidene Stosse und anderes kostbares Ge rüche. Dabei war in den Gegenständen desSchmuckes nicht blos die Kostbarkeit, sondern auch die Künstlichkeit und Zierlichkeit her vorleuchtend. An der prachtvollen Ausstattung der englischen Prinzessin Elisabeth bei ihrer Vermählung mit Kaiser Fried rich II. wird der unschätzbare Reichchum an goldenen Ringen und Ketten, Juwelen, Gold und Silber, sowie an Pferden und Be gleitung gerühmt; aber von dem Geräthe für Speise und Trank, das, wie sogar das Küchengeräche (Töpfe, Krüge, Schüsseln u. s. w.) von Gold und Silber war, wird hinzugefügt, daß die Arbeit noch die Materie übertroffen habe. Daß Katharina auch fromm war, haben wir schon erwähnt, sie hatte bei dem Papste einen großen Stein im Brett, denn 1361 erlangte sie vom Papste eine Bulle, in der der Papst genehmigte, daß ihr Beichtvater ihr alle Sünden vergeben könnte. Bei solchen Ueberlieferungen wundert man sich nur immer und eine Frage drängt sich auf. Sind die Menschen damals wirklich so ängstlich gewesen, daß sie nicht im Stande waren, Recht und Unrecht zu unterscheiden, und daß sie für Sünde ansahen, was keine war, oder begingen sie so viele Sünden bewußter maßen, daß sie selbst bei dem rohen Charakter der Zeit das Bedürfniß nach einer Reinigung verspürten, die dann irgend ein „frumber Pater" gegen klingenden Lohn besorgte? Friedrich der Strenge starb 1381. Es beweist nichts mehr die eheliche Liebe, die Friedrich zu Katharina hegte, als daß der Sterbende kurz vor seinem Tode die be-den älteren Söhne an sein Krankenlager rief und sie verpflichtete, „daß sie lebenslang bei ihrer Mutter sein und bleiben wollten, ihr auch ohne allen Widerspruch unterthänig und gehorsam zu sein und alle ihre Sachen und Geschäfte nach ihrem Rathe anzusahen und zu thun williglich." Auch sollten sie insbesondere „dann, wenn sie zu ihren Jahren gekommen wären, Niemand anders zu ihrem Vor mund ernennen und erkiesen, denn allein ihre liebe Mutter". Solches mußten die Prinzen ihm eidlich versprechen. So väter lich wies er die Söhne an die Mutter. Vertrauen und Liebe bildeten das Band, wodurch diese Familie geeint wurde, welcher ein herber Verlust durch den Tod drohete. Friedrich erlag seinem Krankheit-übel am 26. Mai 1381, erst 49 Jahre 7 Monate alt. Er entschlief zu Altenburg und ward zu Alt-Zelle beigeseht. Katharina, welcher der theuere Gemahl als Witthum ihr Erbe, die Pflege Coburg, und die Herrschaft Weißenfels über ließ, überlebte denselben noch sechzehn Jähre und verwaltete während dieser Zeit die ihr übertragene vormundschaftliche Re gierung mit vielem Ruhme. Unter ihre urkundlich bestätigten Fr »iilleton. Lilliger Einkauf. Kumore-ke nach dem Ungarischen von Arnim Ronai. Nachdruck verboten. Bei meinen Einkäufen habe ich von jeher die größte Vorsicht walten lassen, um nicht den Geschäftskniffen der Kaufleute zum Opfer zu fallen. Meine geringen Erfahrungen kennend, kaufe ich stet- nur in mir ganz bekannten Geschäften ein, oder in solchen, über deren Maaren und Preise ich mich vorher genau informirt habe. DaS Feilschen ist mir von jeher verhaßt ge wesen, und bin ich einmal in einem Laden drin, so zahle ich auch schlank Alle-, was von mir verlangt wird. DaS ist der Grund, daß ich mich eigentlich immerfort dafür interessire, was dieser oder jener Gegenstand beim Einkauf ge kostet hat. DaS dient zu meiner Information; und da ich als Familienvater immerhin Mancherlei einzukaufen habe, so weiß ich Bescheid, in welchem Geschäft ich dies oder jenes am besten und billigsten bekommen kann. In der letzten Zeit habe ich aber bei derartigen Erkundigungen «ine auffallende Erscheinung constatiren müssen. Es wurde mir immer schwerer, von meinen Bekannten gezahlte Preise zu er fahren. Die Sache ging mir sehr nahe, denn ich war dadurch gewissermaßen um meine CourSnotirungen gebracht. Wo sollte ich, der vorsichtige Käufer, der für eine ziemlich große Familie Einkäufe zu besorgen hatte, mich fortan orientiren, wenn meine Bekannten mir unter allen möglichen Ausflüchten jede Auskunft verweigerten? Dor etwa drei Monaten ist eS mir zum ersten Male zuge- stoßen. Lei einem guten Bekannten sah ich einen wunderschönen Hut, der mir sehr gefiel, so daß ich gleich beschloß, mir einen ähnlichen zu kaufen. Ich betrachtete ihn von allen Seiten, erbat mir die Erlaubniß, ihn in die Hand zu nehmen, und je langer ich daS Prachtstück von einem Hut ansah, desto besser geftek er mir. Natürlich begann ich sofort, meine Infor mationen einzuholen. „Bitte, sagen Sie mir doch, wo Sie diesen Hut gekauft haben!" „Bei Stephan Krempe L Co. in der Filzgaffr." „So, danke. Und, wenn ich fragen darf — was ließen sich denn die Leute bezahlen?" „Ach, wissen Sie — er war nicht theuer, ich habe ihn sehr billig bekommen." „DaS freut mich. Doch würde mich'S interessiren, den genauen Preis zu erfahren." „Bedaure sehr, ihn nicht nennen zu können. Ich habe meine Hand darauf gegeben, ihn nicht zu verrathen." „WaS, Ihre Hand? Wem denn? Dem Prinzen von Wales oder dem Kaiser von China?" „Nein, Herrn Krempe selbst." Ich machte zu dieser Erklärung ein Gesicht, wie Jemand, der vor einem undurchdringlichen Räthsel steht, worauf der Herr noch hinzufügte, er sei mit dem Chef der Firma einigermaßen befreundet. Vor einiger Zeit habe er das Glück gehabt, mit Herrn Krempe in einer lustigen Gesellschaft zusammenzutreffen, wo Wein, Bier und Sect in Strömen floß. Herr Krempe hatte dann die Freundlichkeit, ihn, der von den drei Flüssig keiten vielleicht etwas zu viel zu sich genommen, sicher nach Hause zu geleiten. Und seit jener Zeit fühle er sich Herrn Krempe sowohl, als auch der Firma zu großer Dankbarkeit verpflichtet. Er kaufe nun natürlich seinen ganzen Hutbcdarf dort ein, und da ihn die Firma gewissermaßen als Freund be trachte, so werden ihm außergewöhnlich billige Preise gemacht, freilich — er zuckte dabei bedauernd mit den Achseln — habe er die Versicherung geben müssen, diese Preise absolut geheim zu halten. Aus dieser umständlichen Erklärung habe ich ent nommen, wie nützlich es unter Umständen sein kann, mit In habern von Hutgeschäften in lustiger Gesellschaft zusammenzu treffen. Da ich aber bei der Verschwiegenheit jenes Herrn über den Hutpreis gar keine Auskunft bekam, so gab ich die Absicht, mir einen ähnlichen zu kaufen, definitiv auf und trug ruhig meinen vorjährigen weiter, WaS übrigens von einem Familien vater nur lobenSwerth ist. Kurz darauf brachte mich daS Schicksal mit meinem alten Freunde Stanislaus zusammen. Mein Jugendfreund hatte bei dieser Gelegenheit einen nagelneuen Regenschirm modernster Kon struktion in der Hand. Ich bat mir das prächtige Ding sofort zur Ansicht aus, und ich muß sagen, schon im nächsten Moment erwachte dar Verlangen in mir, einen ebensolchen Patentschirm mein Eigen nennen zu dürfen. StaniSlauS wollte anfangs gar nicht recht mit der Sprache heraus, und nur mit schwerer Mühe konnte ich von ihm erfahren, wo er den Schirm gekauft hatte; als ich jedoch nach dem Preise fragte, wurde er ganz ernst und zugeknöpft. „Bitte, lassen wir da-, ich habe mein Ehrenwort gegeben, den Prei» nicht zu verrathen." „So, so . . . und warum denn?" „Ich habe den Schirm zu einem so billigen Preise be kommen, wie er einem Anderen nicht verkauft werden kann." AIS ich die- hörte, war ich schon der Meinung, auch mein Freund Stanislaus habe bei einer lustigen Gesellschaft die Wein- und Lterbekanntschaft eine» Schirmhandlers gemacht, dem er nun au- Dankbarkeit seine Schirme zu unmöglich billigen Preisen abkaufe. Aber ich hatte mich geirrt. Diesmal war eS Ver- wandtschaftSsache. StaniSlauS hatte eine Schwägerin, die mit der Frau deS Schirmhändler- in entfernter Verwandtschaft stand. Und dieser Beziehung verdank« er die märchenhaften Preise, die zu verschweigen er sich ehrrnwörtlich verpflichtet hatte. Nachdem wir uni getrennt hatten, blieb ich in tiefen Ge danken zurück und grämte mich im Stillen darüber, daß keine meiner zahlreichen Schwägerinnen Verwandtschaften aufzu weisen hatte, die e- mir ermöglichten, Schirme halb geschenkt rinkaufen zu können. Kaum eine Stunde später begegnete ich einem dritten Freunde. Er war ganz außerordentlich gut gelaunt und forderte mich auf, ihn nach Hause zu begleiten, da er mir etwas sehr Schönes zeigen wolle. Es war dies ein mächtiger, wunderschöner Diplomatenschreibtisch mit reicher Schnitzarbeit und unzähligen kleinen Fächern. „Ist eigentlich für die Weltausstellung gemacht worden, kam aber doch hierher", erklärte mein Freund, vergnügt lächelnd. „Ah, das ist interessant! Wie kam denn das?" „Heute Vormittag stehe ich vor einem Möbelgeschäft und bewundere die ausgestellten Gegenstände, besonders den Schreib tisch, den Du hier siehst. Da kommt der Besitzer des Geschäfts heraus und fordert mich auf, den Schreibtisch näher zu be trachten. Von der Nähe gefiel mir daS Stück natürlich noch viel besser. Der Kaufmann erklärte, der Tisch sei für die Welt ausstellung angefertigt worden. Einen ganz kleinen Material fehler habe man aber erst nachträglich im Holz entdeckt. Nur aus diesem Grunde sei er bereit, mir den Schreibtisch um ein Viertel seines wirklichen Werthes zu überlassen. Ich müsse mich aber rasch entschließen; denn wenn sein Compagnon dazu käme, so wäre an einen so billigen Preis nicht zu denken. „Und wie theuer war der Tisch?" fragte ich mit gewohntem Interesse. „Das darf ich nicht sagen ... ich hab's heilig versprochen . . . schon wegen seines CompagnonS." — Seit jener Zeit sind mir ähnliche Fälle noch oft vorgekommen. Als verfolge mich ein besonderes Schicksal, konnte ich von meinen Freunden und Bekannten nie erfahren, welchen Preis sie für diesen oder jenen Gegenstand dem Kaufmann bezahlt haben. Auf allen Gebieten deS Handels und der Industrie begegnete ich solchen, die sich ehrenwörtlich verpflichtet hatten, die fabelhaft billigen Einkaufspreise unter allen Umständen zu verschweigen. Einmal endlich lächelte auch mir ein Glücksstern, und auch ich kam in die Lage, etwas, gleich meinen Freunden, zu unerhört billigem Preise einzukaufen. Die Sache hatte folgenden Verlauf: Meine Frau wollte unter allen Umständen ein neues Pianino haben; unser altes war wirklich schon sehr abgenützt. Und weil ich ein solche- Möbelstück sehr schätze, da daS Spiel meiner Frau mich zur Flucht ins WirthShauS zwingt, so entschloß ich mich zum Ankauf. Ich ging in ein Geschäft, das mir als solid empfohlen wurde, dessen Inhaber mir aber absolut unbe kannt war. AlS ich kn den Laden trat und dem Chef meine Absicht auSeinandersetzte, blickte er mich eine Zeitlang scharf an und sagte dann: „Habe ich nicht da- Vergnügen, Herrn Blauberger vor mir zu sehen?" Damit, daß ich nicht der Blaubergrr bin, war ich ja voll kommen im Reinen, und ich hätte dem Kaufmann sofort sagen können, daß er nicht das Vergnügen habe, Herrn Blauberger vor sich zu sehen. Aber ich sagte e- nicht; denn eS kam mir blitzartig der Gedanke, daß ich aus dem Jrrthum Nutzen ziehen könnte. Vielleicht hat der Blauberger, mit dem er mich ver wechselt, ihm einmal da- Leben gerettet, oder sein Haus vor Brandschaden bewahrt, und er überläßt mir nun aus Dankbar keit ein Clavier tief unter dem Fabrikpreis, natürlich gegen ehren wörtliche Zusicherung tiefster Verschwiegenheit. So kam es, daß ich nach kurzer Ueberlegung in aller Ruhe sagte: „Jawohl, mein Name ist Blauberger." Der Clavierhändler griff nach meiner Hand und rief: „Ferdinand . . . nicht wahr? Ferdinand Blauberger?" „Ganz richtig, Ferdinand Blauberger." Ich empfand innerlich ein höllisches Vergnügen, als der Kaufmann darauf umständlich zu erzählen begann, daß mein Vater, Johann Blauberger, mit seinem Vater jahrelang in intimster Freundschaft gelebt habe. Johann Blaubcrger, der ein tadelloser Gentleman war sein Leben lang, habe seinem Vater wiederholt mit größeren Geldbeträgen ausgeholfen, ohne je einen Pfennig an Zinsen zu nehmen. Mit Johann Blauberger's Geld habe sein Vater auch dieses Claviergeschäft gegründet, also ver danke er meiner Familie seine ganze Existenz. „Geehrter Herr Blauberger", rief der Clavierhändler, „mein Vater kam nie in die Gelegenheit, sich für den Edelmuth Ihres Vaters dankbar zu erweisen. Wie glücklich bin ich nun als Sohn, dem Sohne einigermaßen dienlich sein zu können. Seien Sie versichert, daß ich diese Begegnung als das größte Glück meines Lebens betrachte." Der Kaufmann schien sehr ergriffen zu sein, ich aber war ziemlich verlegen und wollte schon gewissenhaft eingestehen, daß ich gar kein Blauberger bin. Aber schließlich behielt die Ge winnsucht in mir die Oberhand, und das billige Clavier zer streute alle auftauchenden Bedenken. Ich hatte bald ein ausgezeichnetes Instrument gefunden, dessen fixer Preis laut Buch 1150 betrug. Der Kaufmann erklärte sich aber bereit, mir den Flügel für rund 800 zu überlassen, und stellte nur die Bedingung, daß ich diesen billigen Preis absolut geheimhalten müsse, sonst wäre es um seine Ruhe geschehen, denn jeder Mensch im Lande würde bei ihm ein solches Instrument zu solchem Preise kaufen wollen. So billig habe er nur mir verkaufen können im Andenken an den Gentleman und Freund seines Hauses, Johann Blauberger. Mit welchen Schwierigkeiten der Transport des Claviers vor sich ging, damit der Kaufmann nicht erfahre, daß ich kein Blauberger bin, will ich verschweigen. Auch muß ich gestehen, daß ich mein dem Clavierhändler gegebenes Versprechen, den billigen Einkaufspreis keinem Menschen zu verrathen, bi heutigen Tages ehrlich gehalten habe. Es hätte mich genirt, einzugestchen, daß ich mein Clavier mit 800 bezahlt habe, während, wie ich später erfuhr, Andere, die absolut nicht Söhne Johann Blauberger's waren, dasselbe Instrument für 700 bekommen hatten. Und al- ich daS constatiren konnte, so war ich auch voll kommen im Reinen mit mir, warum meine Bekannten und Freunde so ehrlich verschwiegen sind, wenn sie gewisse Gegen stände unter besonderen Umständen zu so außergewöhnlich billigen Einkaufspreisen erlangt haben.
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