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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 15.09.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-09-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189709152
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18970915
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18970915
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-09
- Tag1897-09-15
- Monat1897-09
- Jahr1897
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 15.09.1897
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widert haben sollte, e« Handl« sich un> eine Einladung seitens eines besten persönliche« Freunde«, der er unter allen Um- tLnden folgen werde. Diese sensationell« Erzählung wird "tzt auf Grund authentischer Informationen al« gänzlich an der Luft gegriffen bezeichnet, und e« wird versichert, daß zwischen dem Könige und seinem Ministerium nie ein der artiger Zwiespalt wegen der Reise nach Homburg bestanden habe. Für den Umstand, daß nicht Rudini, sondern der Minister de- Auswärtigen, den König begleitete, gab die Thatsache den Ausschlag, daß auch Präsident Faure aus seiner Reise nach Rußland von Herrn Hanotaux und nicht vom Ministerpräsidenten Msline begleitet worden war. Frankreich. Wegen Beschimpfung der Marseillaise ? wurde in Trouville dieser Tage der Marquis de Farge» 8 verhaftet. Er hatte den Musikern der Bord-Capelle des ! Aueflägler-Dampfers „Gazelle", als diese die Marseillaise r spielten, entrüstet zugerufen: „Hört mit diesem Schandzeug s aus! Meine Ahnen sind unter den Klängen der Marseillaise s zur Guillotine geführt worden." Auf Befehl der Staats- ! anwaltschaft wurde der Marquis nach dem Gefängntß in k Pont l'Eoeque gebracht. — Sehr „freiheitlich" ist ein solche- Berfahre« gegen den Marquis gerade nicht. Aber das blutige RrvolutionSlied hat durch da- Zusammenklingen mit der Russenhtzmne jetzt ja eine hohe Weihe erhalten. Spanien. Wie Übel die Dinge auf Cuba für die ! Spanier stehen, erhellt au» Aufsätzen spanischer Generale in dem militärischen Fachblatt „Sl Esercito Espanol." General Gaudo veröffentlich darin einen Artikel, der die Kriegführung de- General» Wcyler herb kritrsirt; Gaudo, der auch dem Senat angehört, schreibt nach einem Berichte der „Münch. ! Allg. Ztg." u. A.: „Ich behaupte, daß keine Verstärkungen ! nöthig sind, weder um Lücken auszufüllen, noch um die vor handene HeereSmacht zu vergrößern. Es wäre ein wahres i Verbrechen, auch nur einen einzigen Mann mehr nach Cuba § zu schicken! Die vorhandene Heeresmacht genügt vollauf, um E d:m Ausstand ein Ende zu machen, wenn man nur den Feld- s! zugSplan ändern will. Wird das lang eingehaltene System fortgesetzt, so wird selbst mit 100000 Mann weiterer Nach schübe der Aasstand nicht niedergeworfen werden. Das Aus standsheer besteht aus einigen Hundert Fanatikern, einem Tausend Ehrgeiziger ünd Streber und einem Haufen von Banditen und Mischlingen. Die gesummten Streitkräfte Maximo Gomez' haben nie über 25000 Mann betrage«, und r» ist eine «irltche Schande, daß diese i« Stande sind, ein reguläre» Heer von 200000 Mann in Schach zu halten. Dem ist aber so, und zwar deshalb, well wir die neutrale Mass« der Einwohnerschaft nicht für uns zu gewinnen wissen. Die Hauptthättgkeit der spanischen Soldaten besteht darin, das Land zu verwüsten und Alle- ntederzubrennen, angeblich um den Aufständischen jeden Rückhalt zu nehmen. Wir er reichen aber damit nur, daß die Geschädigten un« hassen und l deshalb dem Aufstand mit allen möglichen Mitteln Vorschub L leisten. Gegen ein Heer kann man wobl kämpfen, aber 8 gegen. ein ganze- Land nicht." General Ochando ließ sich s in ähnlichem Sinne au». Die Verwüstung de» Lande- durch z die spanischen Soldaten hält er für ein verfehlte» Mittel. - Nach seinem Erachten wird über kurzem der Ruin der einst so herrlichen Insel dermaßen fortgeschritten sein, daß selbst das spanische Heer Hunger leiden müsse. In den Spitälern lägen zur Zeit auf Cuba über 40000 HeereSangehörige, und jedes Bataillon zähle nur «ehr 300 bi» 400 streit bare Leute. Griechenland. Die griechische Deputirtenkammer soll für die nächste Woche einbrrufen «erde«, um über die Präliminarien des Friedensvertragr«, dessen Abschlüsse man in den nächsten Tagen entgegensieht, definitiv zu beschließen. Nach einer Athener Meldung wird eine Verständigung zwischen Deutschland und England über die Räumung Thessalien- al- bevorftehend angesehen. Nach einer anderen Meldung hat der Ministerpräsident Rallis sich dahin geäußert, Deutschland habe erklärt, es werde vor der Herstellung einer Finanz- ? controlle in keine Erörterung über die für den Dienst der i Kriegsentschädigungsanleihe angebotenen Einnahmen treten. ? Hoffentlich trägt diese Erklärung dazu bei, daß die griechische i Regierung einer Verständigung über di« Finanzcontrolle j ihrerseits keine weiteren Schwierigkeiten in den Weg legt. Kirchennachrichte» für Riesa. ' Set auste: Friedrich Georg, deS Schuhmachermeisters Paul Kaden S- Johanna Helene, deS Lehrers Ernst Ang. Martin Teub ner T Johanna Frida, der Verth-r Lina Clauß unehel. T. Albert - Otto, des Kaufmanns Albert Otto Elsen.eich S. Ida Anna, deS ! Fabrikschlosjers Emil Rich Clauß T. Clemens Bruno, des Hand- I arbtrs. Cl. Max Zimmermann S. Fritz Rudolf, des Art. Wachtmstrs. i Fr. Paul Wunde S. i Getraute: Friedrich Ernst Funke, HilsSseuermann in Weida, und Amalie Selma Keller. — Richard Gustav Werner, Poftajsistent in Löbtau, und Ida Frida Storl hier. Karl Johanne- Barth, Btlltermstr. hier, und Anna Maria Bemhardt in Großcotta. Beerdigte Frida Elsa, de- Tischler» Franz Emil Hering T., 3 M. 2t T. Marie Ida, de» Elbarbtr». Fr. Wilh. Neumann T., S M. 26 T. Linda Martha Elisabeth, de» Arbeiter» Paul Theodor Behrisch T.. 1 M. 17 T. Karl Moritz Kroße, Schiffszimmermann, 41 I. 10 M. 28 T. Anna Martha, des Ziegeleiarbtrs. K. Emst Herm. Jäger T, 4 M. 9 T Hermann Paul, de» Schlossers Herm. Karl Küster S-, 5 M. 27 T. Hermann Gustav, des V ottlob Wilh. Riebtsch, Hammerarbtrs. S., 1 M. 24 T. Seichs. Böhm. Dampfschifffahrt. Gütig vom 6. Septbr. bi» mit 3. October 1897. Ab Beigem - Mühlberg - Kreinitz — 8,20' 5,30 7, ' 7,50 10,30 12,40 2,30 3,20 5,— 5,50 11,20 1,30 - Strehla — 6,40 8,10 11,40 1,50 3,40 6.10 - Cohlis 6,- 8,30 12,— 2,10 4,00 6,30 in Rtesa —— 6,36 9,05 12,35 l-,45 4,35 7,05 ab Riesa 5,15 7,15 10,55 12,40 2,50 4,45 —- - Nünchritz 5,50 7,50 11,30 1,15 3,25 5.20 — - Merschwitz 6,10 8,10 11,50 1,35 3,45 5,40 — - DieSbar 6,40 8,40 12,20 2,05 4,15 6,10 — in Meißen 8,— 10,- 1,40 3,25 5,35 7,30 — - Dresden 10,48 12,80 4,25 6,10 8,25 — — a!> Dresden 6,40 8,15 11,30 2,30 4,- » Meißen — 6,40 8,35 10,15 1,30 4,35 6.- - Diesbar — 7,20 9,15 10,55 2,10 5,15 6,40 - Merschwitz — 7,40 9,35 11,15 2,30 5,35 7,— - Nünchritz — 7,58 9,50 11,30 2,45 5,50 7,15 in Riesa — 8,25 10,20 12,- 3,15 6,20 7,45 ab Riesa 7,18 8,45 11,10 1,— 4,15 6,30 - Gohlis 7,30 9,- 11,25 1,15 4,30 6,45 - Strehla 7,80 9,20 11,45 1,35 4,56 7,(5, — . Kreinitz 8, 9,30 11,55 1,45 5,- 7,15? —— in Mühlberg 8,30 1 12,25 2,15 5,30 «— — - Beigem —- — — 6 25 — — * Nur Donnerstags und Sonnabends. 1' Nur Mittwochs und Freitags. Das Bankhaus Gebr. Ar vH old in Dresden (s. Inserat löst bereits ron jitzt ab die am 1. October 1897 fällige Coupons, Dividcndenscheine und grloostcn Werthpapiere ein. Familienloqis, bestehend aus 5—S Zimmern nebst Zubehör, für 1. Oktober oder später zu miethen ge sucht. . Ofserten sind unter Chiffre 0. L. in der Expedition d. Bl. niederzulegen. Freundl. Logis, gute Lage, bestehend aus 3 Zimmern, Küche und sonstigem Beigelaß, steht sofort oder später preiswerth zu vermielhen. Off. erb. unt. Chiffre „Vermietkiuag" in die Exped. d. Bl. Schönes Logis f. 84 Mk. z. 1. Oktbr. zu verm. Näh Lnslsnit-ostr. 61, II l. Mut möblirteS Wohn- * und Schlafzimmer i Oktober zu ver mietheu 8, i. Et. In meinem Grundstück Gartenstr. 59 ist die erste Etage cvent. mit Gartengenuß sofort oder später zu vermiethen. 'Näheres im Parterre. HK «tz Biliuer Braunkohlen empfiehlt in allen Sorten ab Schiff I. G. Müller, Nünchritz. r MU" Jagdverpachtnng. "MG Die Jagd au' Zschepaer Mur von ungefähr 240 Hekt. jagdbarer Fläche soll ander- weit auf 6 Jahre vom 1. September 1897 bis 31. August 1903 aus freier Hand mit Aus wahl unter den Licitanten und Ablehnung sämmtlicher Gevote verpachtet werden. Es werden daher diejenigen, welche tägliche Jagd zu pachten gesonnen sind, gebeten, ihre Gebote mit der Aufschrift „Jagdpachtung betr.' portofrei bis 1. Oktober dieses Jahres, Mittags 12 Uhr bei Unterzeichnetem einzusenden. Bedingungen sind bei Unterzeichnetem einzusehen. Zschepa, den 15. September 1897. Ll. Lvstrviber, Jagd»orstand. Wozu dient vorzugsweise die vonrinK's 8ei1« mit ävv Lais? Sie dient als bewährte- Waschmittel für die Kleinen und Kleinsten; sie dient als probates Mittel zur Pflege der Haut wegen ihrer Reinheit und reichen Fettgehalts; sie dient — und das beweisen Hunderttausende durch ihren Gebrauch — als bevorzugte Toiletteseife für die Damen zur Erhaltung der Schönheit, der Frische und der Zartheit der Haut. Daher benützet Doering- Seife mit der Eule zu eurer Toilette. Für 4V Pf. ist sie überall erhältlich. 8quarv kvaä Saktt-Vviavu bester Qualität, besonders typischer Aehren, absolut sortenrein, die höchsten Erträge liefernd und ebenso winterfest als nichtlagernd, verkauft unter Garantie 1000 Kilo zu 220 Mk., 10V Kilo zu 22 5 Mk. frei Station Riesa Rittergut Cvttewitz b. Strehla a. Elbe. Eine freuudliche Wohnung, bestehend aus 2 Stuben, 2 Kammern, Küche, verschl. Vorsaal nebst Zubehör, ist veränderungs halber anderweitig zu vermiethen u. kann nach Uebereinkunfl jederzeit bezogen werden. Auskunft ertheilt die Expedition d. Bl. NMger Milchvieh. Sonnabend, als den 18. September stellen wir wieder einen größeren Transport der besten Oldenburger Kühe, Kalben, sowie junge, reinblütige Zuchtbullen in Livus im SLvdsjvdvll Lok zum Verkauf. Ferner machen wir darauf aufmerksam, daß wir Ende September und Anfang Oktober mit einigen Transporten »/«jähriger Olden burger und Ostfriesischer Kuh- und Bullenkälber eintreffen und daher vorherige Bestellungen sehr gern entgegen genommen werden. Poppitz u. Fichtenberg, Elbe. „Wo sind Raspus und die übrigen?" fragte er, sich wi derwillig jenen Liebkosungen unterwerfend. 10 „In Adolfs Zimmer beim Kartenspiel. Sie harrten Dei ner schon mit größter Ungeduld, und ich mußte Deine Stelle rinnehmen," lachte Irene, ihn zu einer offenen Thür füh rend, aus welcher ihm ein lautes Stimmengewirr entge- gentvnte. Adolf, Raspus und Dominik saßen um einen Tisch, aus welchem Karten zerstreut lagen. „Hier, setz' Dich auf meinen Platz, Paul, und spiele Tu für mich Weiler. Ich werde meinen Stuhl neben den Dei nigen rücken und Dir über die Schulter zusehen," sagte Irene. „Ich habe zwar wenig Lust zum Spielen, aber ich will mich nicht ausschließen," erklärte Paul in der zögernden Art, die ihm eigen war. „Du wirst bald mit ganzer Seele dabei sein," kicherte Raspus, seinen weißen Barl streichelnd „Dominik, gieb uns etwas zu trinken und die Cigarren." „Hier ist heißer Punsch und hier sind die Cigarren." „Gut, so trinken, rauchen und spielen wir Ach, das wird ein gemütlicher Abend werden. So hört sich das Heulen des Windes draußen viel behaglicher an." Paul und Dominik leerten ihre Gläser oft, Raspus und Adolf berührten sie kaum. Alle Vier zündeten Cigarren an, Irene rauchte eine Cigarette, und das Spiel begann. Raspus' Angen blitzten und seine Hände zitterten vor Ent zücken, als er die hohen Geldeinsätze in der Mitte des Tisches ordnete. Es war das alte, in alter Weise gespielte Spiel, und auch das Ende lies wie gewöhnlich ab. Paul lehnte es nicht ein einziges Mal ab, das frischge- füllte Glas auSzutrinken. Er war es, der, ärgerlich über seine beständigen Verluste, den Vorschlag machte, den Ein satz zu erhöhen. Um ihm gefällig zu sein, ging man aus die sen Wunsch ein. Jetzt gewann er hie und da, doch nur, um sich weiter und weiter drängen zu lassen, bis seine Börse Er trank gieriger. Die gegenwärtige Niederlage sollte auf die Koste» künftigen Glückes hinabgespült werden. Als all' sein Geld verloren, bot er seine Wechsel an. „Ah, ba, sie sind wertlos ohne eine gute Unterschrift aus der Rückseite," sagte Raspus „Ei, alter Freund, da Sie nicht daran denken werden, diese Papiere zu sammeln und aufzubcwahren, weshalb sollte Paul Anstand nehmen, jeden beliebigen Namen dar- auszusetzen, etwa den seines Onkels, oder seines Vaters?" bemerkte Adolf mit einem bedeutsamen Blick aus den alten Mann. „Ein vortrefflicher Rat, mein Junge, und die Sache ist ganz harmlos Sie erfordert nur starke Nerven," lachte Raspus und breitete ein Wcchselformular vor dem unzu rechnungsfähigen, betrunkenen jungen Mann aus. „Meine Nerven sind stark genug," lallte Paul. „Sie haben schon einige meiner Wechsel, geben Sie mir noch dreitausend Mark und stellen Sie mir einen neuen aus." „Aber das Giro?" flüsterte der alte Mann und winkte den anderen, ihm zu folgen, und verließ mit ihnen das Zimmer. Als sie wieder zurückkehrten, hielt Paul den tin- lenseuchten Papierstreifen zum Trocknen über die Lampe. Raspus nahm ihm denselben aus der Hand, prüfte die Rück- feite und ein triumphierendes Erröten übergoß sein Gesicht. „Alles in Ordnung, Paul. Hier ist das Geld. Drei Mo nate sind eine lange Zeit, aber ich bin augenblicklich nicht in Verlegenheit, und wenn ich es wäre, könnte ich mir diesen Wechsel leicht diskontieren lassen." „Diskontieren? Nein, nein. Versuchen Sie da» nicht," ries Paul, die neuen Banknoten, ohne sie zu zählen, in seine Tasche stopfend. Wieder wurde das Spiel ausgenommen, bis der arme Betrogene nicht mehr im stände war, sich auf seinem Sitze zu erhalten, und in trunkener Betäubung zu Boden fiel. „Ich war gestern fest entschlossen, nicht zu trinken," seufzte Paul, als er am andere» Morgen erwachte. „Ich gelobte es mir, ehe ich nach Nohland abreiste, mich in der -!S—SSSS!S-»S»M!—SSSS!SSS-S-»S»-!!—»—»s— Nähe meiner Mutter ordentlich zu betragen. Weshalb hieltest Du mich nicht zurück, Irene? Wo war Frau v. Gar- sen am Abend?" Sein Gesicht glühte, seine Lippen waren trocken und die Augen geschwollen. In seinem Wesen lag eine Hilflosigkeit und in seiner Stimme eine schmerzliche Klage, die Irene nur ein Lächeln abgewannen. Wieder war der schwache Entschluß von der Flut der Versuchung weggeschwemmt worden. „Ich habe Dich schon oftin einem schlimmeren Zustande gesehen, wie heute," sagte Irene ruhig. „Ich werde Dir ein Glas Selterwasser und Dein Frühstück bestellen. Du wirst Dich bald wieder Wohler fühlen." Mit einemausVer- achtung und Uebermut gemischten Ausdruck schwebte sie aus dem Zimmer. Paul warf sich stöhnend in einen Sessel. „O, Gott," seufzte er, den Kopf auf die Brust gesenkt und die Augen zu Boden schlagend, „ich, ich allein bin zu tadeln. Wes halb noch weiter leben und dieses schmachvolle Treiben Nacht für Nacht wiederholen?" Erstand taumelnd auf und trat vor den Spiegel. „Wie verwildert ich aussehe, wie wüst und abscheulich! Fluch Euch, Ihr heiteren Gefährten, die mich bei den Tönen einschmeichelnder Musik den Wein und das Spiel lieben lehrten. O, besser wäre mir, sie hät ten mich in den Tod geführt." Er zog eine Pistole aus seiner Tasche, nicht zum erstenmal that er es in derselben Absicht, aber noch niemals mit so festem Entschluß wie in dieser Stunde. Er spannte den Hahn und hielt die Waffe mit der Rechten, während die Linke das stürmisch pochende Herz suchte. Seltsamer Weise fuhr er noch fort in den Spiegel zu blicken, noch seltsamer war es, daß er glaubte, seiner Mutter Gesicht über seine Schulter geneigt und im Hintergründe das bleiche Antlitz Meta Löschs zu sehen. Wie teuer waren ihm diese schönen Züge einst gewesen, jetzt brannten ihm des Mädchens Augen wie die Verkörperung des Gewissens ins Herz. „Uebst Du eine Rolle für eine Theatervorstellung ein?" fragte Irene, mit dem Frühstück für Paul eintreteno. (Fortsetzung folgt.) 52,1S>
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