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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 21.12.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-12-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189412211
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18941221
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18941221
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-12
- Tag1894-12-21
- Monat1894-12
- Jahr1894
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 21.12.1894
- Autor
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iesaerG Tageblatt und Anzeiger (Lltttlttl md Lyeizn). Kmtsktatt der König!. Amtshauptmannfchast Grobenhain, des König!. Amtsgerichts und des GtadtrathS z« Mesa. S9«. Freitag, S1. Tezemver 1894, Abends. 47. Jahr,. Das Riesaer Tageblatt erschein! irden Tag Abends mit Ausnahme der Sonn- uns Festtage. Vierteljährlicher Bcza,S»»«iS bei Abholung in den Expeditionen in Mesa und Strehla, den «nggMßMG^ sowie am Schalter der taiierl. Pojlanftalten 1 Mart 25 Ps., durch die Träger frei ins Hau« 1 Mart 50 Ps., durch den Briefträger frei tu» Hau» 1 Mark -S Pf. Ansrigeu-Ammhaw s2r dt» Rnm» des Ausgabetages bis Vormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer ir Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastanienstrahe 59. — Fü> die Redaktion verantwortlich: Aar». Schmidt in Nias», Konkursverfahren. .. lieber das Vermögen des Kaufmanns Thomsen Paul Gotthilf Ullner, alleinigen Inhabers der Firma Paul Ullner in Riesa wird heute am 21. Dezember 1894, Vormittags '/4I2 Uhr das Konkursverfahren eröffnet. Ter Rechtsanwalt vr. Mende in Riesa wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungen sind bis zum 25. Januar 1895 bei dem Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und eintretenden Falles über die in 8 120 der Konkurs ordnung bezeichneten Gegenstände — auf den 21. Januar L8VS, Vormittags L« Uhr — und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf de« 2. Mürz 18VS, Vormittags 1« Uhr — vor dem unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemeinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 25. Januar 1895 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht z« Mesa, am 21. Dezember 1894. Ass Relchelt. Bekannt gemacht durch: Sänger, G. S. Die auf morgen Vormittag 10 Uhr angesetzte Versteigerung zweier Pferde ist aufgehoben. Riesa, den 21. Dezember 1894. Der Ger.-Vollz. des Kgl. Amtsger. Riesa. Sekr Eidam. Bekanntmachung. Bei der am 11. diese- Monats stattgefundenen Stadtverordnetenergänzungswahl sind die Leimfabrikant Moritz Richter, Zimmerer Wilhelm Hammitzfch, Hotelbesitzer Julius Starke, Rechtsanwalt Or. Mende als ansässige und die Herren Rendant Thost, Kaufmann Gustav Fritzsche als unansässiae Stadtverordnete auf die Zeit vom 1. Januar 1895 bis 31. Dezember 1897 gewählt beziehentlich wiedergewählt worden. Riesa, am 20. Dezember 1894. Der Stadtrath. Schwarzenberg, Stadtrath. L Weihnachtsstimmung, rechte fröhliche, selige Zufriedenheit, ist es nicht, was die politische Welt diesmal mit in das schöne Fest hineinnimmt. Verstimmung und Unzufriedenheit bilden leider den Grund ton und es fehlt auch wirklich nicht an Gründen dazu. Mit einem Mißton hat die vorweihnachtliche Session des deutschen Reichstages begonnen, mit einer fchrillen Dissonanz bat sich das Haus vertagt. Der wundervolle Prachtbau, der sich den Vertretern des gesammten deutschen Volkes erschlossen hat, scheint wie ein Hohn auf das Empfinden des Volkes. Außen Glanz, innen das Bild trostloser Wirrnisse! In wenigen Monaten wird ein Vierteljahrhundert vollendet sein, seitdem auf den Gefilden von Sedan die deutsche Einheit blutig be stritten wurde. Welcher Jubel durchbrauste damals alle deutschen Gaue, da der Traum der Väter endlich, endlich erfüllt war. Und heute? ES ist ein schlechter Trost, im Unglück Gefährten zu haben. Aber wohin man den Blick auch wendet, überall auf diesem Erdenrund sehen wir die gleiche oder ähnliche Misere. Unser habsburgisches Nachbarreich zeigt in seiner „deutschen" Reichshälfte den schweren Kampf um die Wahlreform, der nicht zur Entscheidung kommen will und der die Gemüther der unteren Klassen auf das Tiefste erregt. Das Ministerium Windischgrätz, aus den drei koaliirten Parteien bestehend, ist womöglich noch hilfloser, wie das ihm vorhergegangene Regi ment Taaffe, das die Losung „Wahlreform" als nicht be« gehrenSwerthes Erbschaftsstück hinterließ. — In der anderen Reichshälfte rühren die neuen kirchenpolitischen Gesetze die Volksleidenschaften auf und trotz der Sanktion durch den . König" werden jene Gesetze noch lange nicht zu gleichmäßig friedlicher Ausführung gelangen können. Italien, unser anderer Verbündeter, steht unter dem Banne eines Skandals, der womöglich noch die Panama- Affäre an Schmutzigkeit überbietet, da der leitende Staats mann der Hauptangegriffene ist. Das von diesem gewählte Mittel der Kammervertagung ist als ein zweifelhaftes zu bezeichnen. Sind die von Giolitti vorgelegten Dokumente wirklich Fälschungen, wie Crispi behauptet, sind seine Be ziehungen zu Banca Romana wirklich nur reine gewesen, so hätte er dies, meint man, auch vor offener Kammer darlegen können. Jetzt hat er die Hilfe der Gerichte angerufen und diese werden ja prompt und schnell arbeiten, während Giolitti — weit davon ist gut vorm Schuß — das Weihnachtsfest bei seinem Schwiegersohn in Charlottenburg bei Berlin ver bringt. Frankreich ist und bleibt das Land der politischen Skan dale. Wilson, d'Andlau, Limousin, Panama — das sind alles Etappen, denen sich neuerdings die Akten Dreyfus und Zei tungserpressungen beigesellen. Mit der Affäre Dreyfus ver quickt war vor einigen Tagen noch die schlimme Verdäch tigung der deutschen Botschaft in Pari-, daß sie es gewesen, die zu Dreyfus Beziehungen unterhalten, und in weiterer Uebertreibung, daß sie ein ganze- Heer von Spionen in Frankreich besolde. Der deutsche Botschafter hat im Auftrage seiner Regierung ein ernstes Wörtlein mit dem französischen Minister de- Auswärtigen gesprochen und dieser hat klein beigegeben. Aber man empfängt leider nicht den Eindruck, als ob alle Kourtoisie unseres Kaisers, die er Frankreich und den Franzosen gegenüber übt, bei der „ritterlichen Nation" auch das nöthige Verständniß fände. Es scheint vielmehr, daß die Hoffnung, jemals wieder zu Frankreich in freund nachbarliche Beziehungen zu kommen, ein Hirngespinst ist. Daß in England ebenso wie in Nordamerika die Arbeits und Erwerbslosigkeit einen erschrecklichen Umfang angenommen hat, trägt dort auch nicht zu einer friedlicheren Gestaltung der inneren Verhältnisse bei. In Rußland wartet man noch auf Reformen, die vom neuen Zaren ausgehen und welche wenigstens die äußersten Härten des bisherigen Regimentes mildern sollen. Die Polen sind zwar froh, daß sie Gurko losgeworden sind, aber noch im Zweifel darüber, ob nicht auch unter seinem Nachfolger das „System Gorko" bestehen bleibt. Die Türkei hat ihre „armenische Frage", in die sich auch Rußland zu mischen gewillt ist ; — Bulgarien spielt Minister krisis, bei der man noch nicht weiß, was herauskommen wird; — Dänemark hat seinen Kammerkonflikt, Norwegen seinen Konflikt mit Schweden, der stet- nach neuen Erscheinungs formen sucht. Der Krieg in Ostasieu mag hier nur neben her erwähnt werden, da er uns bisher so gut wie gar nicht berührte! Alles in allem ist schlechtes Weihnachtswetter in der Politik und wir müssen uns ganz in uns selbst zurückziehen und die Augen schließen, wenn wir ein fröhliches Christfest feiern wollen. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Der Kaiser kam vorgestern vom Neuen Plais nach Berlin, fuhr bei dem Reichskanzler Fürsten Hohenlohe vor, mit dem er über eine Stunde arbeitete, und begab sich alsdann nach dem Opernhause. Der König und Prinz Georg von Sachsen sind gestern um 1?/« Uhr Nachmittags eingetroffen ; sie wurden vom Kaiser am Bahnhof erwartet und begaben sich in das Schloß zur Frühstückstafel. Nachmittag 5*/« Uhr begaben sich der Kaiser, der König von Sachsen, Prinz Georg und der Herzog von Sachsen-Altenburg zur Jagd nach Wusterhausen. Der Bundesrath überwies in seiner gestrigen Sitzung die Vorlage betreffend die anderweite Ordnung der Finanzen des Reiches, sowie die Vorlage betreffend den Entwurf eines Tabaksteuergesetzes den zuständigen Ausschüssen und beschloß, dem Reichstagsbeschlusse betreffend die Vorlegung eines Ent wurfes eines Heimstättengesetzes zur Zeit keine Folge zu geben. Der Reichstagsabgeordnete Leuß zeigte gestern dem Reichstage die Niederlegung seines Mandate- an. Der konservative Abg. v. Langen hat den Antrag gestellt, die Immunität der Abgeordneten in dem Falle aufznheben, daß diese sich de» Vergehens gegen ß 95 de» Reichsstrafgesetz- buche- (Majestätsbeleidigung) schuldig machen. Der Jahresbericht über die Unfallversicherung für 1893 ist dem Reichstage vorgelegt worden. Die Anzahl sämmt- licher zur Anmeldung gelangter Unfälle betrug im Jahre 1893 264130 gegen 236 265 im Vorjahre. Die Anzahl derjenigen neuen Unfälle, für die im Jahre 1893 Ent schädigungen festgestellt wurden, belaufen sich auf 62 729 Mk. gegen 55 634 Mk. im Vorjahre. An den Reichstag richten auch in dieser Session die Jmpfgegner wieder Petitionen um Aufhebung des Jmpfge- setzes. Die Herren zählen zu den getreuesten Petenten des Reichstages. Im Jahre 1893/94 hatten sie bei dem deut schen Parlament nicht weniger als 5241 Petitionen einge reicht; es waren das 10 ProMt von allen Petittonen, die dem Reichstag zugingen. Es wird bestätigt, daß der preußische Landtag bereits am 8. Januar, also demselben Tag, an dem der Reichstag seine Sitzungen wieder aufnimmt, eröffnet wird. Der Grund einer frühzeitigeren Einberufung des Landtages liegt haupt sächlich in dem Wunsch, den Staatshaushalt diesmal recht zeitig festzustellen. Die Wirkungen der Handelsverträge, die im Jahre 1891 mit Oesterreich-Ungarn, Italien, Belgien und der Schweiz abgeschlossen sind, beabsichtigt nach offiziöser Mittheilung der preuß. Handelsminister übersichtlich zusammenstellen zu lassen. Die Festung Thorn hat durch ihre Erweiterung für die Landesvertheidigung eine hohe Bedeutung gewonnen. Die Stärke ihrer Kciegsbesatzung, ihre Einwirkung auf den Grenz schutz und der ausgedehnte Befehlsbereich machen es noth- wendig, eine Gouverneurstelle schon jetzt durch den Etat für 1895/96 zu schaffen und mit einem General im Range eines Divisionskommandeurs zu besetzen, der die für eine Verther- digung bereits im Frieden vorzubereitenden Maßnahmen selbst leitet und sich mit allen für den Krieg in Betracht kommen den Verhältnissen der Festung schon im Frieden vertraut machen kann. Die bisher mit den Gebührriffen eines Bri gadekommandeurs ausgcstattet.' Kommandantcnstelle wird da gegen auf eine solche mit den Gcbiryruissen eines Regiments kommandeurs herabgesetzt werden. Die „Hamb. Nachr." schreiben: Wie wir bereits mit- getheilt haben, erfolgt die liebersiedelung des Fürsten Bis marck von Varzin nach Friedrichsruh in dieser Woche. Der Tag ist noch nicht bestimmt; er wird geheim gehalten. Die Freunde des Fürsten werden gewiß der neulich bereits durch unser Blatt an sie gerichteten Bitte entsprechen und von allen Begrüßungen während der Reise und bei der Ankunft in Friedrichsruh Abstand nehmen. Die Berliner Bahnhöfe werden diesmal nicht berührt ; die Fahrt erfolgt ohne Aufent halt um Berlin h rum auf der Ringbahn. In Friedrichsruh wird vermuthlich der Bahnsteig abgesperrt werden und der Fürst sich ohne Zweifel sofort nach Ankunft ins Haus begeben. Das Unheil gegen Leuß lautete auf 3 Jahre Zuchthaus und 5 Jahre Ehrverlust. In dem gestern erschienenen „Socialist" wird erklärt: Das Blatt werde nicht eingehen, sondern lustig und fröhlich weiter leben. Als Redakteur zeichnet ein Rixdorfer Arbeiter.
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