Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.07.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-07-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000709025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900070902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900070902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-07
- Tag1900-07-09
- Monat1900-07
- Jahr1900
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Abend-Ausgabe wecken nach NWMIllgMM Druck und ««lag von «. P olz fie Lei»»«» 94. Jahrgang. Montag den 9. Juli 1900. Fenilleton 22> ip»i» Die Morgen-AuSgabe erscheint um '/,? Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentag» um 5 Uhr. K> „Dmitri sind aus mtion und m" erfährt, Aufstandes anischen sein, unver- imen wird, en größeren Pan darauf ndniß betr. Bureaus.) t ein Telc- urier, tvel- noch zwei chinesischen viele ihrer rirh Werden endurch irekls Sch wach Taku linefen- ombardirt. >00 Mann. Kaiser en Mac heilnahme preche Ich >arin den llturvölker Streitmacht auf dem ?)angse betrage fünfzehn Kriegsschiff«. Alles hänge von dem Verhalten de» Viceküuig» von Nanking ab. E» sei kürzlich eine große Anzahl von Schießbaumwolle-Minen vom Arsenal in Shanghai übersandt, aber auf Befehl de» BicekSnlg» noch nicht gelegt worden. * Shanghai» 8. Juli. (Meldung de» „Reuter'schen Bureau»".) Der englische Consul in Nanking bestätigt, daß der Gouverneur von Schantung Uuanschikai sich weigere, auf Besehl de» Prinzen Tuan gegen Nanking zu marschiren; offenbar bereite sich der Bice» könig von Nanking Liu vor, jeder fremden Einmischung am Paagtse Widerstand zu leisten. * Hongkong, 7. Juli. (Meldung de» „Reuter'schen Bureau»".) Canton verhält sich vollständig ruhig. Die Geschäfte gehen in gewohnter Weise fort. Die Chinesen erklären einhellig,«» werde zu keinen Unruhen kommen, fall» Li-Hung-Tschang in Eanton bleibe. Chinesen, welche vom Norden hier eingetroffen sind, sagen, die Boxers seien den Cantonesen feindlich gesinnt und sagten, e» seien Cantonesen gewesen, welche zuerst Europäer nach dem Norden von China gebracht haben. chang' s orkanischen n; «r er den hiesi- schang un) öffentlicht, -en Miete wtige Hin- situng fal- Li-Hung- rerngösische ehmvn, da Befehl erhalten, mit 18000 Mann geübter Nanking zu marschiren, doch sei, wie aus Quelle verlaute, dem Befehl nicht Folge ge- Der Director der Eisenbahnen, Sheng, welcher sei nach Nanking wäre nicht gefährdet, wenn der Vice« Amrahmefchluß für Anzelze«: Abend «Ausgabe: Vormittag» 10 Uhr. Margeu«Au»gabe: Nachmittag» 4lHr. Bei den Filialen und Annahmestellen je et» halb« Stunde früher. Anzeige» sind stet« an di« Gx-etzitta» »u richten. Filialen: Alfred Hahn vorm. v. Klemm'» Gorki» Uatyerntätsstraße 8 (Paulinum„ Louis Lösche, kochoetnenstr. In, hott, und König »platz A. Redaktion und Expedition: JobanniSgaffe 8. Di« Expeditton ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bt» Abend» 7 Uhr. abtelegraphirte Meldung, nach der in Tientsin ein Bote mit Reuig« leiten aus Peking, die bis zum 24. Juni reichen, eingetroffen war. Derselbe meldete, bei den Kämpfen um die britische Gesandtschaft seien fünf Seesoldaten gefallen, 1 Osficier und 6 Mann verwundet worden; außerdem seien je 1 Franzose, Holländer, Italiener und Russe gefallen und noch einige Europäer verwundet worden. Das Südthor der Tatarenstadt werde von den deutschen Soldaten mit von den Chinesen eroberten Geschützen bewacht. Das nächste Thor nach Osten zu werde von General Tung-Fu»Siang'- Truppen mit einem Hinterladergeschütz gehalten, während alle übrigen Thore von chinesischen Truppen mit Geschützen besetzt seien- Beinahe alle Häuser der Chinesenstadt seien verbrannt- ebenso hätten die Boxer das innere Thor der kaiserlichen Stadt nieder« gebrannt. Alle MissionSgebäude und die meisten Gesandtschaften seien gleichfalls eingeäschert, nur die britische, die deutsche und ein Theil der russischen Gesandtschaft seien noch stehen geblieben und würden von Truppen bewacht, auch alle chinesischen Häuser in der Nähe der Gesandtschaften seien zerstört. Die kaiserliche Stadt werde von den Soldaten Tung-Fu-Siang's bewacht, der 20 000 Mann zwischen Peking und Tientsin stehen haben soll. Tuan (?) und Tsching (?) sollen mit 2—3000 bewaffneten Truppen zum Kampf gegen die zogen sein, welche Tsching gefangen nehmen Bote berichtet, als er Peking am 24. Juni unter den Ausländern in Peking heiten geherrscht, auch sei Frauen und Kindern kein Leid ge schehen, aber Nahrung und Schießvorräthe seien so knapp ge wesen, daß die Soldaten nicht zu schießen wagten, um ihre Munition nicht zu erschöpfen. Der Correspondent de» „Reuter'schen BureauS" fügt hinzu, der Bericht scheine (I) den Stempel der Wahrheit zu tragen, doch sei er, da er au» chinesischer Quelle stamme, wahrscheinlich beträchtlich übertrieben. Die Lage der Fremden sei zwar unbedingt höchst verzweifelt, dennoch brauche die Hoffnung nicht aufgegeben zu werdrn, daß die Gesandtschaften sich noch einige Zeit länger halten könnten. (Wir bedauern, von der „Wahrheit" dieses Berichte» nicht» glauben zu können. D. Red.) * Tschifu, 7. Juli. (Meldung de» Reuter'schen Bureaus.) Der katholische Bischof, zwei Priester und zwei Schwestern sind in Mukden ermordet worden. Am 5. Juli telegraphirte die dänische Mission in Hsin Uung, sie sei von den Boxern einsgrschlossen und könne zwei Tage aushalten. Eine Abtheilung Kosaken in Begleitung mehrerer Ausländer, einschließlich de» eng lischen Consuls gingen zur Hilfeleistung ab. * London, 8. Juli. Die Blätter veröffentlichen ein« Depesche ans Shanghai, Lerzufolge alle britischen Unterthaneu Besehl erhielten, die Provinz Szetschuan zu verlassen. * Shanghai, 6. Juli. Der „Ostosiatische Lloyd" meldet, der Gouverneur von Schantung Pum Shi Kai hab« von dem Prinzen Tuan Truppen auf gut informirter leistet worden. eine starke fremdenfeindliche Gesinnung bekundet, Nanking gegangen. könig von Nanking, Liu, sich entschließe, einem Borrücken gegen seine Stadt Widerstand entgegenzusetzen. Seine Die Prinzen mit Gewehren Boxers ausgc« möchten. Der verließ, hätten keine Krank- Anzeiger. Anktsökatt des Hömgkichen Land- nnd NinksgerWes Leipzig, -es Mathes nnd Nottzei-Ävrks -er Ltadt Leipzig. rvatore begeisterten aften Heka- »ie Stimme ld Idealen, u belohnen, lacht keinen Leben Aller, ch klügelnd, in dem das I. Stimme . L.-A.) Die Be setzt. Pri- wer Söhne ne fische ruf Europa os bleiben, rrstückelung Kräfte zu- bellung der sung einer echten Ge fall.) Mi- onservcrtive »crfter Bei- ie "Geruches chmcm sehr ur Entsen- a sehe, daß Sigung der Mächte zu chinas lund r habe sich len, da Vie rode allein >e wahren stalien ver- und seiner ) Giolitti identen be- e Kammer er an. det, das ina werde ant Salsa di bestehen, n. Dem . Artillerie mppen, ein beigegeben en. rinisterium lharbin Verein mir l zerstören, l die Tele- tört. Die ein Kosak r 2V. Juni Ordnung. Ordnung, «des Genc- osawsk ge- in Kalgan legvaphen- Ruhe. In hrer- oder Anzeigen Preis die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reclamen unter dem RedactionSstrich (4 a«, spalten) bO^z, vor den Familirnnachrichre» (6 gespalten) 40/^. Größere Schriften laut unserem Preis» verzrichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Taris. Bezrrzs-Prefy tz« Hanptexpedition oder den i» Stadt« tzezirk und den Vororten errichteten Au»- ^bestellen abgrholt: vierteljährlich^ 4.50, «ei zweimaliger täglicher Zustellung in» Hau« 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich > 6.—. Direkte tägliche Äreuzbandiendung in» Ausland: monatlich 7.50. Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen«Ausgabe, ohne Postbeförderung 60.—, mit Postbesörderuug 70.—. Die „Pall Mall Gazette" veröffentlicht einen Brief eine» Mannes, der vor fünf Jahren in Tanger eine Unter redung mit Baron Ketteler, der nun in Peking er mordet worden ist, über die Missionare in China gehabt bat. Baron Ketteler, der, ehe er als Geschäftsträger nach Marokko versetzt worden war, mehrere Jahre der deutschen Gesandtschaft in Peking angehört batte, suchte den Haß der Chinesen gegen die Missionare folgendermaßen zu erklären: Unbescholtene Eingeborene oder solche, die zu verbesseren Classe gehören, kommen nur wenig mit den Missionaren in Berührung. Es ist der social« Paria oder der Ver brecher, der sich an den Fremden wendet, um seine Protection zu erlangen, für die er manchmal eine direkte Geld bezahlung zu machen hat, wie in der Türkei und Marokko, wo die Untrrbeamten der Gesandtschaften und Eonsulat» mit ihren Verbündeten, den Wucherern, vor noch nicht langer Zeit ein blühende» Geschäft betrieben. Wenn der Eingeborene nicht» hat, wa» er al» Bezahlung für Protection anbietea könnte, dann wendet er sich an den Missionar und affrctirt großen Eifer für dl< Religion und schließlich, wenn er sich da» Vertrauen de» Missionar» verschafft hat, enthüllt er ihm eine SchmerzenSgeschicht« und zeigt ihm, wie seine Landsleute ihm mißtrauen und ihn verabscheuen infolge seiner Abtrünnigkeit, wie sie alle conspiriren, um ihn auf irgend eine falsche Beschuldigung hin vor ein Gericht de» Landes zu ziehen, wie er dann von dem grausamen ungerechten Richtex ins Gefängntß geworfen werden wird, wo er Schläge und sogar Martern zu leiden haben wird. Durch solche Geschichten läßt sich der Missionär nur zu leicht bewegen, den unwürdigsten Betrügern seine Sympathie und Unterstützung zu geben, besonder» da er weiß, daß in Wirklichkeit häufig bei den Gerichten de» Landes kein« Gerechtigkeit zu finden ist. Der schlimmste hiermit ver bundene Umstand, sagte Baron von Ketteler, ist in Lhina, daß es im Allgemeinen gerade der unehrliche Schuldner und besonders der treulose Verwalter von ihm anvertrauten Geldern ist, in dem plötzlich die Ueberzeugung von der Schönheit und dem Werth der christlichen Religion erwacht. Auf diese Weise sind ost Landgüter und anderes Eigenthum von beträchtlichem Werthe der chinesischen Jurisdiction entzogen und unter dir Lonsulargerichte gebracht, und es ist unvermeidlich, daß der Unwille de» Volke», der dadurch hervorgerufen wird, eine schwere Gefahr bildet. Diana. Roman von Marian Tomyn. Nachdruck «ertöten. Warten Sie einen Augenblick, Mr. Bipont!" sagt« sie eifrig. „Sagen Sie mir vor allen Dingen, wie eS kommt, daß Sie den — Mann erkannten?" „Das war leicht genug", erwiderte der Detectiv. „Doch ich will Ihnen die Geschichte von Anfang an erzählen. Heute Morgen machte ich die Entdeckung, daß Sie durch irgend etwas, was Sie in der Zeitung gelesen hatten, in die größte Aufregung versetzt worden waren. Ich setzte mich daher sofort in den Be sitz sämmtlicher Zeitungen, die im Laufe der Woche ins Haus gekommen waren, und blickte sie sorgfältig durch. In einer der selben war die Flucht eines Gefangenen aus Dortmoor be schrieben, und als ich den Namen des Entsprungenen las, wußte ich sofort, was Sie in solchen Schrecken versetzt hatte. Und in demselben Augenblick, als Sie deS Mannes dort im Walde zuerst ansichtig wurden, errieth ich aus dem Ausdruck in Ihrem Ge sicht, wer derselbe war. Doch ich beschloß, mir Sicherheit dar» über zu verschaffen. DaS that ich, indem ich ihn seine» Hutes beraubte, wodurch mir Gelegenheit gegeben wurde, den kahl geschorenen Kopf, das Kennzeichen des Zuchthäuslers, zu sehen. Und als Sie mich mit dem Kessel fortschickten, um Wasser zu holen, war ich natürlich klug genug, Ihr Spiel zu durchschauen; aber da mir durchaus nichts daran lag, noch fernerhin mit Mr. Kennedy zu schaffen zu haben, gehorchte ich Ihnen. Doch ging ich natürlich nicht eher nach dem Flusse hinunter, al» bi» ich Sie mit Ihrem Gatten im Walde verschwinden sah. Und meine Nachfrage nach kleinem Gelbe war nur eine Falle, welche ich Ihnen stellte, um mich zu vergewissern, ob Sie ihm alles Gelb, worüber Sie im Augenblick verfügten, gegeben hätten, denn ich wußte, daß Sie eine gut gefüllte Börse bei sich hotten, al» wir abfuhren. Ich bemerkte die», als Sie das Chaussee» geld bezahlten. Da Sie mir kein Geld geben konnten, wußte ich, woran ich war. Und nun brennt Ihnen eine neue Frage auf der Seele, nicht wahr? Nun, so fragen Sie nur getrost!" „Ja, Sie haben Recht. Wer und was sind Sir eigentlich?" „Mein Name thut wenig zur Sache. Ich bin in amtlicher Eigenschaft hier und legte mir für die Zeit meine» Hierseins den Ihnen bekannten Namen zu." „Und was hat Sie nach Crowhurst geführt?" „Das sollen Sie auch wissen. Ich wurde hierher berufen, um herauszufinden, welches Bewandtniß es mit den sonderbaren Vorgängen im „Eichenen Zimmer" habe." „Ein eigenthümlichrs Lächeln umspielte die Lippen der Frau. „Nun — und haben Sie Erfolg gehabt?" „Zum Theil ja. Ich weiß, daß Sie ein« Rolle dabei ge spielt haben." „Wenn da» Alles ist, wa» Sie herausgefunden haben, so sind Sir nicht sehr weit gekommen. Wodurch wurde Ihr Arg wohn in Bezug auf mich rege gemacht?" „Durch das, was ich über Ihre Vergangenheit ausfindig machte. Die Dienerschaft in Crowhurst ist sämmtlich seit langer Zeit dort im Dienst. Sie waren erst seit vielleicht einem Jahre in Ihrer Stellung, was ich sehr bald herauSfand, und nahmen gewissermaßen eine Ausnahmestellung unter Ihren Gefährten ein. Sie waren eben — nun, wie soll ich sagen —, Sie waren eben anders, wie die Uebrigen, das wurde mir beim ersten Male, wo ich mit Ihnen zusammen war, klar." Keziah lächelte ge schmeichelt. „Ich forschte also nach und entdeckte, daß Ihre Papiere gefälscht waren. Si« hatten sich Ihre Zeugnisse selbst geschrieben, wobei Sie einen furchtbaren Schnitzer gemacht haben, den ich Ihnen eigentlich gar nicht zugetraut hätte. Sie haben nämlich Papier dazu benützt, welches ich an einem besonderen Kennzeichen als gestohlen«» Gut erkannt« und welches au» dem Hause gestohlen war, in dem Sie zuletzt «ine Stellung al» Stubenmädchen innegehabt hatten. Dort hatte Ihr Gatte, ver- muthlich unter Ihrem Beistand, jenen Einbruch verübt, der ihn nach Dortmoor gebracht hat. Zufälliger Wetsr war ich bei dem Verhör zugegen, und damal» standen Sie neben ihm, angeklagt, seine Mitschuldige zu sein. Aber der G«richt»hof war nicht unempfindlich gegen Ihr« Reize; Ihre blauen Augen und die hübschen rothen Lippen, di« Si« geschickt zu gebrauchen ver standen, thaten ihre Schuldigkeit, und doch war Ihr Einfluß nicht stark genug, um auch für Ihren Gatten mildernd« Um stände zu erwirken. Ich habe rin wunderbar gute» Gedächtniß, ein Gesicht, welche» ich einmal im Leben gesehen hab«, vergesse ich nicht wieder, und ich wußte sofort, al» ich Sie in Erowhurst zum ersten Mal« sah, daß wir uns schon begegnet waren, ob gleich ich mich im ersten Augenblick nicht besinnen konnte, wo die» gewesen sein könne. Erst einige Lag« später vermochte ich mich daran zu erinnern. Für einen Mann von meinen Erfahrungen war r» nicht schwer, heraulzufinden, daß Sie und Mr. Antoniu» zu einander in Beziehungen standen, ich brauchte nur die Blicke zu sehen, welch« sie wechselten, wenn St« sich zufällig irgendwo Die Wirren in China. Wenn e» auch kein Wunder ist, daß die Nachrichten aus Cbina sich verspäten unv nicht übereinstimmen, so ist doch be fremdlich, daß eine sichere Nachricht über da» Schicksal der Gesandten nunmehr nach Wochen nicht zu erlangen ist. Meldungen von Ende Juni ließen keinen Zweifel zu, daß sämmtlich« Fremde in Peking ermordet seien und nun kommen Nachrichten, angeblich vom 3. Juli direct au» Peking, die wieder die Hoffnung neu beleben. Eine solche Nachricht, die auch wegen der mitgetheilten Erlahmung deS BoxeraufstandeS mit Freude erfüllt, ist die Depesche, weiche heute das Wolff'sche Bureau verbreitet: * London, ». Juli. Das Londoner „Forelgn Office" ist seit der angeblich ans zuverlitfstger Mitthctlnng be ruhenden Meldung des Generalkonsuls tn Shanghai, die gestern sofort veröffentlicht wurde, und nach der sich au» :t. diese» Monats noch zwei Gesandtschaften ge halten hätten nnd auch unter den Boxern Zeichen starker Demoralisirung bemerkbar wären, ohne jede nähere Nachricht über die Luge in Peking. Was die letztere Bemerkung anbctriffl, so verweisen wir auf die Aeußerung des Herrn von der Goltz, die sich in Bezug auf die Dauer deS Aufstandes sehr optimistisch zeigte. Auch sonst wird heute von einem Weiter umsichgreifen des Aufstandes, insbesondere die Ansteckung der Aaugtse-Kiiig-Provinzen nichts gemeldet, man kann daher mit einiger Berechtigung annebmen, daß der Aufstand locali- sirt bleibt. In Tientsin hat sich freilich die Situation nicht geändert, und wenn man die einzelnen Nachrichten abwägt, jo bleibt immer noch eine recht gefahrvolle Lage für die Ver bündeten übrig; ein Glück ist es, daß eine Anzahl Frauen, Kinder und schwächliche Männer auf dem Wege nach Aokohama in Sicherheit sind. Ueber die Geschäftigkeit in Kiel zur Ausrüstung deS Panzergeschwaders wird uns, unter Ergänzung früherer Nachrichten, von unserem L--Correspondrnten, 8. Juli, ge schrieben: Die Ausreise der nach China bestimmten Division wurde vom Kaiser von Sonntag auf Montag verschoben. Es hatte sich einfach als unmöglich erwiesen, die Schiffe innerhalb dreierTage für eineReise von über 12000Seemeilen auSzurüstcn und für einen Zeitraum von 9 Monaten zu verproviantiren. Um die Ausrüstungsarbeiten auch am Sonntag fortsetzrn zu können, wurde die Sonntagsruhe vollständig aufgehoben. Bon dem Umfang der Verproviantirung kann man sich schwer eine Vorstellung machen; unaufhörlich wurden ganze Wagen ladungen von Lebensmittel der verschiedensten Art angefahren und in die großen Schifföbeiboote geladen, welche sie dann an Bord brachten. Jedem Schiffe wurden noch während der letzten Nacht Kühlräume eingebaut, da diese für die Tropen absolut nothwendig sind. Außerdem wurde lebendes Vieb verladen, damit die Besatzung möglichst lange frisches Fleisch hat. Die Arrestzellen wurden — in Voraussicht der guten Führung aller Mannschaften — mit Commisbrvden angefüllt. Trotzdem war eS einfach unmöglich, alle Anforderungen zu erfüllen, so daß in den nächsten 14 Tagen einTransportdampser mit Proviant den Schiffen folgen wird. An Bier wurden allein 200 000 Flaschen besten Exportbieres verlangt. Dies innerhalb drei Tagen zu beschaffen, erwies sich al» un möglich. Heute Mittag wurden die letzten Tropenanzüae, in I großen Kisten fest verpackt, geliefert. Und den ganzen Nach- > mittag, bis spät zum Abend, ging daS so fort. —Kurz vor Mittag fand an Bord deS Flaggschiffes des ContreadmiralS „Kurfürst Friedlich Wilhelm" großer SchiffSgotteSdienst statt, der letzte in der Heimath, zu welchem auch der Kaiser er schienen war und die Angehörigen der inS Ausland gehenden Besatzung ebenfalls eingeladen waren. Nach einer Stunde stiller Sammlung traten die Anforde rungen der Gegenwart wieder zwingend hervor. Mit großartigem Eifer wurde die Arbeit wieder ausgenommen. Und eS muß nachdrücklich yervorgehoben werden, daß die schleunige Ausrüstung der Panzerdivision eine ganz hervorragende Leistung war. Es will etwas sagen, daß die Schiffe, ohne gedockt zu werden, ohne große Reparaturen und nach einfacher Ausrüstung und Ver proviantirung nicht nur halb um den Erdball fahren können, sondern auch dann im Stande sind zu operiren. Der bis herige Cbef des Panzergeschwaders, Viceadmiral Hoffmann, hat die Schlagfertigkeit und die Bereitschaft seines Geschwaders glänzend dargethan. — Die Rüstungen schreiten in zwischen fort. Ein Feldlazareth ist in acht Tagen abgangsfertig für China und eine Torpedoboots- divifion wird auf Befehl deS Kaisers jetzt in Wilhelms haven mobilisirt. Sie wird einen Theil der besten Boote, wohl 4 DivisionS- und 2 Torpedoboote, umfassen und eben falls in acht Tagen abdampfen. Damit wächst die deutsche Flottenmacht in China auf fünf Divisionen an, je eine aus Linienschiffen, großen Kreuzern, kleinen Kreuzern, Kanonen booten und Torpodobooten. — Und morgen Vormittag 10 Uhr feuern unsere stolzen Panzer der „Brandenburg"-Claffe dem Kaiser für lang« Zeit den letzten Salut! Wir theilen nunmehr die eingelaufenen Telegramme mit: * London, 8. Juli. (Nach einer au» Tientsin heute Morgen aus dem „Foreign Office" eiugetroffenen, vom 6. d. M. datirten Meldung de» englischen Consul» in Tientsin haben die Chinesen da» Feuer aus die Fremdenniederlassungen wieder eröffnet. * Yokohama, 7. Juli. (Reuter'« Bureau.) Weiter, »ehn Transportschiff, find gechartert worden, um arur Truppen nach China zu bringen. ES ist ein Erlaß veröffentlicht worden, der di« Ausfuhr von Pferden verbietet. * Petersburg, 8. Juli. Der „Regierungsbote" veröffentlicht einen längeren Artikel über die Vorgänge der letzten Wochen in China und sagt zum Schluß, nach den letzten Mittheilungen der Admirale betrage die Stärke oller Truppen der fremden Mächte 20 000 Mann in Tientsin und Taku, wogegen die Zahl der chinesischen Aufrührer in dem Gebiet zwischen diesen Städten und Peking aus mehr ol» 150000 Mann geschätzt werde. E» sei daher sehr zweifelhaft, ob e» möglich sei, eine internationale Lruppenabtheilung mit Aussicht auf Erfolg vor Ankunft bedeutender Verstärkungen nach Peking zu entsenden. Da die rechtmäßige chinesische Regierung durch dir Macht der Umstände in die Unmöglichkeit versetzt sei, di« oufrührische Bewegung zu bekämpfen, so sei es selbstverständlich, daß die voll« Verantwortung für di« möglicherweise entstehenden Folgen auf die aufrührerischen chinesischen Würdenträger uud ihr« verbrecherischen Helfershelfer falle, welche die Macht in ihre Hände gebracht hätten. * London, 8. Juli. Da« „Reuter'sche Bureau" veröffentlicht ach-1 eine tn Tientsin am 29. Juni abgegangeue, gestern von Tschifu ich will jeder Möglichkeit eines Jrrthums Vorbeugen. Verstehen Sie mich?" Sie nickte mit dem Kopfe, und ihre Hände über dem Knie zusammenhaltend, sagte sie: „Fragen Sie — ich werde antworten." Vipont warf ihr einen Blick der Bewunderung zu. „Das muß ich sagen — Sie verstehen e» — so leicht kann e» mit Ihnen Keiner aufnehmen! Also, wa» ich zu wissen wünsche! Wa» führte Sie nach Crowhurst?" „Antonius Beauchamp hat mich hergeschickt. Es war etwa ein Jahr vor dem Tode des alten Herrn, da kam er nach England zurück, er hatte geschäftlich in London zu thun — ich glaube, es handelte sich um irgend welche Diamantminen in Südafrika. Der Zufall fügte es, daß er in einem Privathotel abstieg, in dem ich als Hausmädchen in Diensten stand. Nach Crowhurst ging er nicht, weil der alte Herr ihn dort nicht ge duldet haben würde. Mr. Antoniu» lag sehr viel daran, zu wissen, wa» dort vorgehe, da er gehört hatte, daß e» mit der Gesundheit seines Verwandten nicht gut geh« und derselbe jeden Augenblick sterben könne. Nun wollte er Jemanden haben, dem er vertrauen und nach Crowhurst schicken könne, damit er rechtzeitig benachrichtigt würde, wenn etwa» Ernstliches dort vor fiele. So kam e» schließlich, daß er mich versnlaßte, mich um eine Stellung in Crowhurst zu bewerben." „Weiter —" „Ich sollte zu erforschen suchen, ob der alte Herr ein Testament gemacht habe, außerdem wollte er wissen, welcher Art dir Briefe waren, die derselbe schrieb und empfing." „Ah", murmelte Vipont, „richtig, ich erinnere mich, Sie be sitzen eine groß« Geschicklichkeit, Briefe zu öffnen und wieder zu schließen, ohne daß eine Spur davon zu bemerken ist. Hm, nun — machte der alte Herr ein Testament?" „Ja, etwa drei Monate vor seinem Tode, und »4 traf sich, daß ich als Zeugin dabei fungirtr. Der zweite Zeuge war Ridley, der Kammerdiener des Herrn. Der arme Mann s'arb sechs Wochen darauf. Der alte Herr wählte uns Leide, weil, wie er sagte, wir nicht aussahen, al» ob wir viel schwatzen würden, denn er wünschte nicht, daß über dir Angelegenheit ge sprochen werde." „Wa» wurde aus dem Testament?" Keziah zögert« und erwiderte dann: „Ich weiß es nicht." „O ja, Sie wissen es doch!" entgegnete Vipont ruhig. „Und, wenn Tie klug sind, so machen Sie weiter keine Autflüchtc, sondern sprechen offen und ehrlich wefter.* begegneten. Dadurch hatte ich den Schlüssel zu dem Geheimniß gefunden, das Uebrige war leicht genug. Sie sehen, ich bin ganz offen zu Ihnen gewesen, und Sie sollten dies nun auch gegen mich sein, und mir Alles frank und frei mittheilen. Also, nun beichten Sie!" Sie blickte ihn mißtrauisch an. „Und wenn ich es nun nicht thäte, was dann?" fragte Keziah. „In diesem Falle würde ich Sie sofort verhaften, weil Sie sich falsche Zeugnisse beigelegt haben, um die Stellung bei Mr. Erich Beauchamp zu erhalten. Sehen Sie, hier — hier ist der Haftbefehl, unterzeichnet und in vollkommenster Ordnung." Vipont nahm das erwähnte Papier aus seiner Brieftasche und zeigte es Keziah. „Außerdem würde ich nach Worcester de- peschiren, daß der aus dem Zuchthause entsprungene Verbrecher James Kennedy sich hier in der Nachbarschaft aufhält, und im Augenblick würde die ganze Polizei in der hiesigen Gegend auf den Beinen sein. Man würde sämmtliche Züge beobachten, die kleinen Gasthöfe durchsuchen, kurz und gut, man würde Alles aufbieten, um seiner habhaft zu werden. Sie sehen, ich habe Allem vorgebeugt, Sie können mir nicht entgehen." Keziah sah, daß sie in eine Falle gegangen war, daß Vipont da» Netz, das er um sie gezogen hatte, nur zu schließen brauchte; und sie war klug genug, einzusehen, daß es nutzlos sein würde, dagegen anzukämpfen. „Zuerst möchte ich gern wissen, was Si« überhaupt nach Crowhurst führte", fuhr Vipont fort, nachdem er einige Augen blicke geschwiegen hatte. Ich wollte mit meiner Vergangenheit brechen und mir wieder einen ehrlichen Namen verschaffen, und ich konnte da» nur thun, indem ich eine Stelle al» Dienerin annahm, an einem Orte, wo ich von Niemandem gekannt war." Vipont schüttelte ungläubig den Kopf. „Pah, das können Sie mir nicht einreden, dazu kenne ich die Menschenclasse, zu der Sie gehören, zu gut. Es werden wohl andere Gründ« obgewaltet haben, die Sie veranlaßten, sich eine Zeit lang zurückzuziehen und Crowhurst zu Ihrem Aufenthalts ort« zu erwählen. Wenn Sie nicht Ihren Vortheil dabei im Auge gehabt hätten, wären Sie nicht hergekommen. Kommen Si«", sagte er in ernstem Tone, „mich können Sie nicht mit einigen bloßen Redensarten dumm machen, ich kenne Ihre Kniffe. Und nun seien Sie verständig. Ich bin freundlich und offen gegen Sie gewesen, zahlen Sie mir mit derselben Münze, sonst mögen Sie die Folgen tragen. Ich weiß von dem, wa» in Crow- hurfi vorgeht, vielleicht mehr, al» Sie mir sagen können — aber
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite