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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.07.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-07-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000710010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900071001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900071001
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- LDP: Zeitungen
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
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Politisch, weil er wiederholt die treulose, verschlagene Politik der chinesischen Regierung in die Erscheinung treten läßt, militärisch, weil er anfänglich einen Mißerfolg der Alliirten verzeichnet, als welcher leider ja auch die verunglückte Expedition des Admirals Seymour gelten muß. Am 13. December 1856 hatten die Chinesen das europäische Fremdenviertel in Canton unter verschiedenen Greuelthaten ein geäschert. Erst ein Jahr später erschien ein englisch-französisches Geschwader unter den Contreadmirälen Seymour und Rigault de Genouilly vor Canton, bombardirte die Stadt und nahm sie in Besitz. Daraufhin zeigte sich die chinesische Regierung zur Nachgiebigkeit geneigt und Bevollmächtigte Eng lands, Frankreichs, Rußlands, sowie der Vereinigten Staaten von Nordamerika schickten sich im Frühjahr 1858 an, in Shanghai die Verhandlungen zu eröffnen. Die chinesische Re gierung machte jedoch fortdauernd Ausflüchte, gemäß dem tra ditionellen System chinesischer Diplomatie, welches das fran zösische amtliche Werk über jene Ereignisse als ein Gemisch von Treulosigkeit und Hinterlist charakterisirt mit den Worten: „Die chinesische Staatskunst besteht darin, angesichts ernstlicher Schwierigkeiten zu laviren, um Zeit zu gewinnen; zum Schluß dann Bruch aller geschworenen Eide." Da auch damals alle Noten und sogenannte Ultimatums der europäischen Gesandten keinen Erfolg hatten, so ließen die beiden bereits genannten Admirale am 20. Mai 1858 wiederum ihre Schiffskanonen reden, brachten an demselben Tage die Forts an der Pei-Ho-Mündung zum Schweigen und setzten sich nach kurzem Kampfe in deren Besitz. Das wirkte. Die Chinesen er klärten sich bereit, in Tientsin die Verhandlungen zu eröffnen, wohin die Bevollmächtigten der Westmächte unter dem Schutze mehrerer Kanonenboote und Transportschiffe, welche Marinesoldaten an Bord führten, sich begaben. In Tientsin wurde denn auch am 27. Juni 1858 ein Friedensvertrag geschlossen. Die Chinesen zogen aber die Ratification desselben durch den Kaiser ein ganzes Jahr unter allen möglichen Ausflüchten hin aus, und als endlich die Delegirten Frankreichs und Englands im Juni 1859 vor Taku erschienen, um die Reise nach Peking anzutreten, wurden sie feindselig behandelt. Die Chinesen hatten die Zeit benutzt, um die von den Alliirten wieder geräumten Forts in Vertheidigungszustand zu setzen, und als die Flotte der Verbündeten in die Pei-Ho-Mündung einlief, um mit Landungstruppen die Forts auf dem linken Flußufer zu stürmen, erlitten diese Truppen eine empfindliche Niederlage. Sie mußten sich schließlich mit einem Verluste von 500 Mann zurllckziehen; außerdem hatten die Chinesen drei Kanonenboote in Grund geschossen. Der englische Admiral Hope und der französische Schiffscommandant Tricault waren ver wundet worden. Die militärische Leistungsfähigkeit der Chinesen hatten augenscheinlich die Verbündeten ebenso unterschätzt wie das Maß ihrer politischen Treulosigkeit. Nun rüsteten England und Frankreich ernstlich zum Kriege. Naturgemäß mußte in erster Linie eine starke Schiffsmacht in den chinesischen Gewässern zusammengezogen werden, weil nur sie sozusagen die schwimmende Operationsbasis bilden konnte für die Action der Landtruppen. Die letztere wurde in der Richtung Taku-Tientsin-Peking gedacht, wie das ja auch jetzt der Fall war mit dem Expeditionskorps des Admirals Seymour, und wie es wieder der Fall sein wird, wenn die Operationen größeren Stils gegen Peking eingeleitet werden. Allerdings be absichtigte man damals vorerst nicht, bis Peking selbst vorzu dringen, denn die Instruction für die Verbündeten lautete generell: eine solide Stellung zwischen Tientsin und Peking zu nehmen gemäß den geographischen Verhältnissen. Die Opera tionsbasis sollte aber stets die Flotte bleiben, deren erste Aufgabe es war, den Zugang zur Pei-Ho-Mündung zu forciren. An Landtruppen wurden im Ganzen 19 000 Mann bereit gestellt. Hiervon stellten die Franzosen 6100 Mann in zwei Brigaden, die zusammen 2 Bataillone Marine-Infanterie, 1 Jäger-Bataillon, 4 Linien-Jnfanterie-Bataillone, 4 Batte rien und 3 Genie-Compagnien umfaßten. Diese Truppen wurden Anfangs Februar in Toulon auf 11 Transportschiffen eingeschifft und trafen erst im Mai 1860 auf der Rhede von Woosung ein. Das Expediiionscorps der Engländer war zwei Divi sionen mit zusammen 13 000 Mann stark, hiervon ein Drittel Inder und zwei Drittel Engländer. Es zählte 2 Regimenter Cavallerie, die bei den späteren Operationen ausgezeichnete Dienste leisteten, 15 Bataillone Infanterie und 2 Batterien. Die Franzosen commandirte General Cousin- Montauban, dem späteren Grafen Palicao, die Eng länder General Hope Grant. Die französische Flotte unter stand dem Admiral Charner, die englische dem Admiral Paget. Die Generale der Verbündeten kamen überein, daS Expe ditionscorps unter Begleitung der Flotten nach dem Golf von Petschili zu dirigiren, und zwar sollten die Engländer auf der rechten Seite des Meerbusens bei Talienwan, die Franzosen auf der linken Seite desselben bei Tschifu festen Fuß fassen. Don da aus sollten dann gemeinsame Operationen gegen die Pei-Ho-Mündung eingeleitet werden. Man sieht, daß die Alliirten, eingedenk der schlechten Erfahrungen vom Jahre 1859, diesmal systematisch vorzugehen gedachten. Am 19. Juli fand der entscheidende Kriegsrath in Tschifu statt, wegen Forcirung der Pei-Ho-Mündung. Hiernach sollten die Kanonenboote in dem Fluß vorzudringen suchen, während die bei Peh-tang-ho, 12 Kilometer nördlich der Peiho-Mündung, gelandeten Truppen die Forts auf dem linken Ufer de» Flusses anzugreifen hatten. Die Landung bei Peh-tang-ho gelang ohne besondere Schwierigkeiten. ES stellte sich aber jetzt heraus, daß die Kanonenboote wegen der Flußsperren nicht so weit auf dem Pei-Ho Vordringen konnten, um die sehr stark armirten Forts deS linken UferS unter wirksame» Feuer zu nehmen. Man be schloß deshalb, von Peh-tang aus auf Tang-ko zu marschiren, welches weiter flußaufwärts liegt als die Forts, und letztere dann von Nordwesten herimRücken anzugreifen. Auch diese vorbereitende Operation wurde sehr vorsichtig durchgeführt. Ob gleich die Truppen der Verbündeten schon am 2. August bei Peh-tang landeten und die Entfernung von hier bis Tang-ko nur 12 Km beträgt, dauerte es bis zum 21. August, ehe der ent scheidende Angriff gegen die Forts ausgefllhrt wurde, nachdem schon einige Tage vorher das befestigte Lager von Tang-ko nach kurzem Kampfe von den Verbündeten genommen worden war. Am 21. August 1860 ging eine englische Colonne unter General Napier, 2000 Mann stark, und eine französische Co lonne unter General Collineau, bestehend aus zwei Marine bataillonen und einem Jnfanteriebataillon, gegen die Forts von Nordwesten her vor. Aber erst nach hartnäckigem Kampfe ge lang es den Sturmcolonnen, in die Forts einzudringen. Die Chinesen wehrten sich tapfer. Das beweisen nicht nur ihre eigenen Verluste, denn sie ließen allein 1000 Todte auf dem Platze, sondern auch diejenigen der Verbündeten. Die Fran zosen verloren 7 Officiere, 250 Mann, die Engländer 17 Offi- ciere, 230 Mann. Jetzt erst, nachdem die Peiho-Forts unschädlich gemacht waren und dem Einlaufen der Kanonenboote in den Fluß bis Tientsin keine ernstlichen Schwierigkeiten mehr entgegenstanden, konnte an den Beginn der eigentlichen Operationen, Vormarsch über Tientsin hinaus, gedacht werden. Am 26. August rückten die Verbündeten in Tientsin ein. Diese Stadt wurde nun der Aus gangspunkt für die weiteren Bewegungen. Bis hierher konnten alle Bedürfnisse der Armee per Wasser herangeschafft werden, und die directe Verbindung mit der Flotte gab unbedingte Sicherheit für das, was man im Landkriege Schutz der rück wärtigen Verbindungen nennt. Aber ehe die Operationen wieder in Fluß kamen, mischten sich die Diplomaten — sowohl die der Chinesen, wie die der Verbündeten — ein, und es kam zu Verhandlungen in Tientsin, die aber von den Chinesen sofort in treulosester Weise abgebrochen wurden, als sie die Ueberzeugung hatten, daß inzwischen größere Truppenmassen von Peking her auf Tientsin im Anmarsch begriffen seien. Vie Wirren in China. Die Verbündeten scheinen einige kleine Erfolge erzielt zu haben. In Tientsin haben sie die Chinesen zurückgeschlagen und dann sind russische und japanische Truppen nach Lang- Fang zu vorgerückt. Von Bedeutung ist freilick dieser Vorstoß nicht, dagegen scheinen die Vicekönize der der Provinz Petschili benachbarten Provinzen nach der Schlappe der Verbündeten kaum mehr im Stande, ihre Provinzen in Rübe zu behalten. Das Gerückt, daß Prinz Tsching die Europäer in Peking schütze, erhalt sich, doch kommen auch noch Nachrichten, die von einer Niederlage diese» Prinzen sprechen. Die Meldungen sind überhaupt ganz unzuverlässig. Jetzt geben die Chinesen selbst zu, daß sie sich in der Datirung ihrer Nachrichten aus Peking „versehen" haben, die Nachrichten datiren thatsäcklich viel weiter zurück. Es ist kaum etwas Gewisses zu erfahren. Die eingetroffenen Telegramme besagen folgendes Nähere: * Berlin, 9. Juli. Der kaiserliche Consul in Tschifu meldet heute: Der frühere Gouverneur von Shantung, Löpinghong, ist mit 8000 Mann von Nanking, wo der Gouver neur Aufenthalt nicht wünschte, nach dem Norden gezogen. — Nach einer telegraphischen Meldung des deutschen Consuls in Tschifu sind die katholische Mission in Tschingtschufu und die ameri kanische in Pingtu geplündert worden. Die Boxer bedrohten die Telegrapbenstatlon in Hunghsien und suchten die Bevölkerung in Tschifu aufzureizen. (Wdrhlt.) * London, 9. Juli. Wie Len „Times" auS Shanghai vom 5. d. Mts. gemeldet wird, sind die an diesem Tage fällig gewesenen Zinsen der Pekinger Anleihe voll gezahlt worden. Vom 8. d. M. wird den „Times" aus Shanghai gemeldet, England habe dem Bicekönig von Nanking die Versicherung materieller Unter- stützung bei der Unterdrückung jedweder Ruhestörung in der Gegend de» Uangtse gegeben. * London, 9. Juli. Aus einer privaten Mittheilung aus Eanton erfahren di» „Times", Li-Hung-Tsch ang habe dem chine- fischen Gesandten in London telegraphirt und ihn ausgefordert, er solle darauf dringen, daß England sich mit den Bereinigten Staaten in Verbindung setze, um gemeinsam Japan auf- zufordern, mit England und den Vereinigten Staaten zusammen für Aufrechterhaltung de» chinesischen Reiches und Ein- setzung einer starken Regierung zu wirken. Die drei Mächte sollten sich dann gemeinschaftlich um Unterstützung an alle Mächte wenden. * London, 9. Juli. Eine Depesche deS britischen Contre- admirals Bruce berichtet auS Taku unter dem 7. Juli: Es besteht Grund zu der Hoffnung, Laß der Prinz Tsching mit seiner Armee in Peking die Gesandtschaften gegen Prinz Tuan, dessen Armee und die Boxer schütze. * Brüssel, 9. Juli. (Agence HavaS-Reuter.) Eine hier ein- gegangene Depesche au» Shanghai vom 9. Juli berichtet, nach einem chinesischen Blatte seien die Truppen de« Prinzen Tsching in Peking »ingetroffen, um die dortigen Europäer zu ver- proviantiren und gegen die Ausrührer zu Vertheidigen. * London, 9. Juli. Die Morgrnblätter veröffentlichen rin Telegramm au» Shanghai von vorgestern, wonach eine große Abtheilung von Russen und Japanern, wie eine über Nanking eingegangene Depesche au» Paotingsu meldet, längs der Eisenbahn wieder auf Lang-fang vorgerückt sei und von dort einen Vorstoß nach Huang-tsun, 18 Meilen südöstlich von Peking, gemacht hab», wo sie den chinesischen Truppen eine schwere Niederlage beigebracht hab». Ueber tausend Chinesen seien gefallen. Der Gouverneur Ch»-kiang, welcher bisher den Anordnungen de» Prinzen Tuan Folge leistete, habe sich nunmehr der von den Gouverneuren der südlichen Provinzen befolgten Politik angeschlossen. Prinz Tuan habe ein Decret erlassen, welche» den Vicekönigen der südlichen Provinzen aadroht, sie würden al» Drr- räther behandelt werden. — Es verlautet, Tientsin werde infolge der Schwierigkeit, die Verbindungen aufrecht zu halten, aufgegeben. Die Chinesen hatten zwei neue Batterien errichtet und am 4. Juli das Bombardement mit schweren Geschützen wieder ausgenommen. Die Japaner hätten indessen an diesem Tage ebenfalls schwere Artillerie erhalten und das Feuer mit vorzüglicher Wirkung erwidert. Der Commandant der japanischen Artillerie Ota sei gefallen. — Nach einem Telegramm aus Nanking sollen 15 000 Mann kaiserlicher Truppen auf dem großen Canal hcranziehen, um Nanking anzu greisen. Der „Standard" meldet aus Shanghai vom 6. d. Mts., die englischen Seesoldaten, die bisher in Tientsin gewesen seien, hätten sich wieder auf ihre Schiffe begeben und würden durch Japaner ersetzt. „Daily Expreß" berichtet aus Shanghai von gestern, der Eisenbahndirector Scheng, welcher den Consuln seinerzeit das Telegramm mitthcilte, wonach die Gesandtschaften in Peking am 3. Juli noch unversehrt gewesen seien, sage jetzt, er habe sich versehen, der 3. Juli sei der Tag, an dem die Ueberbringer des Telegramms inTsinanfu angekommen seien." Zu der Reise von Peking bis Tsinanfu hätten die Boten 5 Tage gebraucht. Scheng berichte weiter, daß Mukven bombardirt werde und Laß die Telegraphenstation in das Regierungsgebäude verlegt sei. Die hierauf Bezug nehmende Mittheilung sage nicht, wer die Stadt bombardire. Scheng glaube aber, daß es sich um russische Truppen handle. * London, 9. Juli. Nach einem Telegramm der „Daily Mail" aus Shanghai von gestern haben die Deutschen, als der Angriff auf die Fremden in Peking begann, das Tschien-Mieng-Thor besetzt, während der den Boxern feindliche Prinz Tsching die übrigen Thore besetzte. Es habe sich ein heftiger Kamps entsponnen, bei dem 2000 chinesische Soldaten und 5000 Boxer gefallen seien. Die Deutschen hätten ganz Hervorragendes geleistet, indem sie mit ihren beiden großen Geschützen die engen Straßen an dem Thor rein fegten. Ein Courier, welcher am 3. Juli aus Peking abgegangen sei, versichere, daß die Gesandtschaften mit Nahrungsmitteln versehen seien. (Wiederholt.) * London, 9. Juli. Hiesige Abendblätter berichten aus Tientsiu unter dem 6. Juli: Die Chinesen machten heute früh einen erneuten heftigen Angriff. Die Verbündeten ant worteten mit dem Feuer dreier Zwölfpsünder vom Kriegsschiffe „Terible" und zwangen die Chinesen nach einem siebenstündigen Kampfe, sich zurückzuziehen. * Vokohama, 9. Juli. („Reuter's Bureau".) Die strengsten Maßregeln zur Geheimhaltung werden durchgesührt, um LaS Bekanntwerden der japanischen Rüstungen zu Lande und zu Wasser zu verhindern. Die Blätter erklären, falls die Ausländer in Peking umkämcn, könne Japan nicht von jeder Schuld frei gesprochen werden. Die Regierung hat beschlossen, die Streitkräfte in China sofort auf 23000 Mann und 5000 Pferde zu bringen. Eine Anzahl verwundeter Deutscher und Engländer ist hier ein getroffen. Der Krieg in Südafrika. * Kapstadt, 9. Juli. (Reuter's Bureau.) Feldmarsckall Roberts hat den Minengesellschaften mitgetheilt, daß ihre Angestellten frühestens im September nach Johannesburg zurückkehren können. * Pretoria, 9. Juli. (Reuter's Bureau.) General Buller ist nach einer Besprechung mit dem Feldmarschall Lord Roberts wieder abgereist. Deutsches Reich- Berlin, 9. Juli. (Die Stellung der preußi schen U n t e r st a a t s s e k r e t ä r e.) Zu der Ausführung eines süddeutschen Blattes, daß der C u l t u s m i n i st e r neben sich uiwt ei eu Unterstaatssekretär dulden werde, der eigene Politik machen wolle, bemerkt die „Freisinnige Zeitung", so unselbst ständig solle die Stellung des Unterstaatssekretärs doch wohl nicht sein, für die bloßen Functionen des Bureauchefs sei die Dotation des Amtes zu hoch. Diese Bemerkung zeugt von einer durchaus schiefen Auffassung. Früher war regelmäßig das Amt des Unterstaatssetretärs mit der Leitung einer Ministerial- abtheilung verbunden. Mit dem zunehmenden Umfange der Geschäfte hat sich mehr und mehr die Trennung des Unter staatssekretärs von der Stellung eines Ministeraldirectors voll zogen, so jüngst noch im Finanz-, im Cultus- und im Land- wirthschaftsministerium. Im Ministerium des Innern leitet dagegen der Unterstaatssekretär noch immer eine der beiden Abtheilungen. Im Ministerium der öffentlichen Arbeiten end lich ist der Unterstaatssekretär nur für das Ressort der Eisen bahnverwaltung bestellt. Abgesehen von der Vertretung des Ministers besteht die Hauptaufgabe des Unterstaatssekretärs darin, dafür zu sorgen, daß in den verschiedenen Abtheilungen einheitlich nach den Absichten und Ansichten deS verantwortlichen Ministers gearbeitet wird, ohne daß dieser genöthigt ist, sich allzu viel mit den Details seiner Verwaltung zu beschäftigen, und demnach die nöthige Kraft für die gesetzgeberischen Auf gaben, die Verwaltungsg-rundsähe und die Einzelfälle von größerer Bedeutung übrig behält. Diese Aufgabe des Unter staatssekretärs bedingt eine besonders verantwortungsvolle und umfassende Thätigkeit, namentlich während der Landtagssession, in welcher die Minister sehr stark in Anspruch genommen zu werden pflegen, zumal sie jetzt, abweichend von den früheren Gepflogenheiten, auch an den Commissionsverhandlungen über wichtigere Fragen ihrer Ressorts von Anfang bis zu Ende Theil nehmen. Von dem nach außen wenig hervortretenden, aber für den inneren Betrieb der Ministerien höchst bedeutungsvollen Wirken der Unterstaatssekretäre hängt es wesentlich noch ab, daß trotz des zunehmenden Umfanges der Geschäfte die Ministerien noch mit voller Verantwortung von ihren Chefs geleitet werden können. So wichtig daher die Stellung des Unterstaatssekretärs ist, so würde ein Unterstaatssekretär, der eine eigene, von der des Ministers abweichende Politik verfolgen wollte, direct gegen die Aufgaben und Pflichten seines Amtes verstoßen. Wie weit er thatsächlich Einfluß auf die politische Richtung des Ministeriums üben kann, hängt wesentlich von seinem Verhältniß zu de« Minister, sowie davon ab, welchen Werth dieser auf seinen Rath und sein Votum legt. Von einer Selbstständigkeit aber in dem Sinne, daß der Unterstaatssekretär eine andere Politik, als der Minister treiben könnte, kann nicht die Rede sein. U Berlin, 9. Juli. (Betriebsbeamte und In validenversicherung.) Das Reichs-Versicherungsamt hat sich zu der Frage, ob Betriebsbeamte, die vor 1900 mil Rück sicht auf ihren damaligen Arbeitsverdienst von nicht mehr als 2000 der Jnvalidenvcrsicherungspflicht unterworfen gewesen, demnächst jedoch, ebenfalls noch unter der Herrschaft des Jn- Valrdiäts- und Altersversicherungsgesetzes, wegen Ueberschreitung dieser Verdienstgrenze aus der reichsgesetzlichen Versicherung aus geschieden waren, vom 1. Januar 1900 an auf Grund des 8 14 des Jnoalidenversicherungsgesetzes auch dann wieder, in die Ver sicherung eintreten könnten, wenn sie an diesem Tage bereits über 40 Jahre alt waren und ein Jahreseinkommen von 2000 bi» 3000 oder auch über 3000 bezogen, folgendermaßen ausge lassen: Sowohl nach dem alten als auch nach dem neuen Jn- validenversicherungsgesetze ist zu unterscheiden zwischen dec Selb st Versicherung und der freiwilligen Fortsetzung des Versicherungsverhältnisses, der We i t e r v e r s i ch e r u n g. Wer auf Grund der Versicherungspflicht versichert war, kann von dem Rechte der Weiterversicherung Gebrauch machen. Dabei kommen sein Alter und die Höhe des Verdienstes überhaupt nicht in Betracht. Macht er von diesem Rechte der Weiterversicherung in der Zeit vom Beginn des Jahres 1900 an Gebrauch, so unter liegt er dabei den Beschränkungen des § 146 des Jnvalidenver« sicherungsgesetzes. Zur Selb st Versicherung, welche für die Erfüllung der Wartezeit günstigere Bedingungen als die Weiterversicherung bietet, ist ein Betriebsbeamter, der wegen Be zuges eines Arbeitsverdienstes von mehr als 2000 aus der Versicherungspflicht ausgeschieden ist, in seiner Eigenschaft als Betriebsbeamter nach dem alten Gesetze überhaupt nicht und nach dem neuen nur für die Zeit seit dem I. Januar 1900, und zwar auch hier nur insoweit berechtigt, als er beim Eintritt in die Selbstversicherung noch nicht 40 Jahre alt ist und als er nicht mehr wie 3000 Einkommen bezieht. Eine Selbstversichernng mit Rückwirkung auf die Zeit der Geltung des alten GaEtzes, welches für solche Fälle die Selbstversicherung nicht zulleß,- ist ausgeschlossen. Im klebrigen unterliegt auch die Selbst versicherung für die Zeit seit dem 1. Januar 1900 der Be schränkung des § 146 des Jnvalidenversicherungsgesetzes. Beim Ausscheiden aus dem die Selbstversicherung begründendes Der- hältniß ist die Fortsetzung der Selbstversicherung zulässig, und zwar ohne Rücksicht auf die Höhe des Verdienstes und das Lebens alter. /S. Berlin, 9. Juli. (Die Proceßagenteu in PreußenundBayern.) Mit Recht wird in der „ D< tt t- schen Juristenztg." darauf hingewiesen, daß in Bayern bezüglich der Proceßagenten viel verständigere Bestimmungen ge troffen sind, als in Preußen. In Bayern ist die dem Agenten zur Niederlassung ertheilte Ermächtigung unter allen Umständen widerruflich, also auch in dem Falle, daß das ursprüngliche Bc- dürfniß, weil ein Rechtsanwalt an dem betreffenden Orte Nicht vorhanden war, nicht mehr besteht. In Preußen aber soll die Zu rücknahme der Zulassung aus diesem Grunde nicht stattfinden dürfen. Ist also einmal ein Proceßagent an einem kleineren Orte — denn um diese handelt es sich ja vornehmlich, weil e» in größeren Orten an Rechtsanwälten nicht mangelt — zugelassen, so soll ihm die Erlaubniß, Parteien zu vertreten, vorausgesetzt, daß er sich nichts zu Schulden kommen läßt, nicht entzogen wer den können. Die Folge davon muß natürlich sein, daß nunmehr an kleineren Orten Rechtsanwälte sich überhaupt kaum noch nicderlassen werden, wenn dort Proceßagenten concessionirt sind. Die materiellen Aussichten an solchen Zwerggerichten, wie sie be sonders in den westlichen Provinzen Preußens vielfach bestehen, sind ohnehin für einen Anwalt nicht die rosigsten; wenn sie noch dadurch verschlechtert werden, daß ein Proceßagent sich eine Praxis ersessen hat und in dem warmen Neste sitzen bleibt, so muß jedem Anwälte die Neigung vergehen, unter so erschwerten Umständen den Kampf ums Dasein aufzunehmen. D Berlin, 9. Juli. (Telegramm.) DaS „Marine verordnungsblatt" veröffentlicht eine Lrtzre de» Kaiser», nach der die bisherige zweite Division de» ersten Ge schwader» erste Division wird, während dir bisbirige erste Division unter Hinzutritt de» kleinen Kreuzer» „Hela" zweite Division wird. Die nunmehrige zweite Division ist vom 8. Juli ab als besonderer Commandoverband detachirt und begiebt sich nach Ostasien, wo sie unter Beibehaltung der Bezeichnung „zweite Division de» ersten Geschwaders" in allen Beziehungen dem Commando des Kreuzergeschwaders unterstellt wird. Sämmtliche nach Ostasien entsandten Schiffe unterstehen mit ihrem Eintreffen auf der ostasiatischen Station dem Commando des Kreuzergeschwaders. D Berlin, 9. Juli. (Telegramm.) Wie die „Nordd. Allgem. Ztg." vernimmt, ist eine Sitzung tze» VuntzeSrath»- «usschuffcs für answörttge «lngelegentzetten auf den 11. Juli anberaumt. (-) Berlin, 9. Juli. (Telegramm.) Der „Reichs anzeiger" widmet dem verstorbenen Staatsminister a. D. vr. Falk «inen Nachruf, in welchem e» beißt: „Ja der Leitung de» CultuSministerium», wie in seiner ganze» Amtswirksamkeit bat er eine hohe geistige Begabung und eine hervorragende Arbeitskraft unverkürzt in den Dienst der ihm anvertrauten Aufgaben gestellt. Wa» er für Recht er- kannte, suchte er mit unerschütterlicher Folge richtigkeit durchzuführen." Der „Reichsanzeiger" hebt die Klarheit seine» juristischen Denken», die Sicherheit seine» Urtheil», sein organisatorische» Ge schick, die Schlagfertigkeit seine» Worte» und vor Allem seinen tiefen Ernst und seinen mannhaften Ueberzeugung»- muth, die selbst die Achtung der Gegner errungen hätten, sein unversiegliche« Wohlwollen im Verkehre und die seltene Lauterkeit seiner Gesinnung hervor. So lebt vr. Falk in der Geschichte Preußen» al» Vertreter einer bedeutungs vollen Epoche geistigen und kirchlichen Leben»
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