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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.07.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-07-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000710029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900071002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900071002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
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dadurch das Kriegstheater auf Nordchina beschränkt Wie ll 0,04). or> »ea Viov Usiv 213,— 84,35 216,05 mit yU m d»L .-V, unk. ikdr. »i>M. IVU.— «5,15 214,— 354.— I8i),75 184,80 208.40 148,75 118.40 108,20 rdie. rnd. 2ktr Ink« en I«ed «Ikb, rr»ä Ul»Ii 1-otdrloxsll L«ll LurdacL, 188,— 154,— 141.50 210,— 178,— 152, - 222,35 143.50 205,75 343,60 203,— 167.— 146,— 88,— 68.10 150,10 161.— 66,75 202,30 128.50 218,— 84.10 °K» 0^5). OS). Monarchen stehend als stummer Zuschauer beiwohnte. Eine gedrungene, bäuerische Gestalt mit schwärzlichem Gesicht. Sonst wußte man von ihm nur, daß er ein großer Fremdenhasser und leidenschaftlicher Opiumraucher ist, und vielleicht sind manche der von ihm veranlaßten fürchterlichen Grausamkeiten in den durch diese Leidenschaft herbeigeführten Zuständen verfügt. Er war der Hauptanstifter des Staatsstreichs von 1898, zu dem er die Kaiserin-Regentin drängte. Bald nach diesem Ereignisse begann er eine als Leibgarde der Regentin bezeichnete Truppe zu formiren. Diese Truppe, aus mandschurischen und chinesi schen Bannerleuten zusammengesetzt, erhielt eine Stärke von ungefähr 10 000 Mann, sic wurde ohne Zuziehung von fremden Jnstructeuren nach alterthllmlichem System ausgebildet und mit Spießen, Gingals und Kanonen chinesischen Modells bewaffnet. Auch in der Bildung einer solchen Truppe zeigte sich der alles Neue und Europäische hassende Sinn des Prinzen. Schon im Frühjahr ging das Gerücht, daß Prinz Tuan mit der damals beginnenden Boxer-Bewegung sympathisier, doch lagen keine genügenden Beweise vor, um daraufhin gegen ihn klagbar zu werden. Sein Hauptmitschuldiger und bereits im Jahre 1898 Helfers helfer als Urheber des Staatsstreichs ist der ultrareaktionäre mandschurische Groß-Sekretär K a n g - y i. Er ist der Ver fasser der zahllosen gegen jeden Reform-Versuch gerichteten kaiserlichen Edicte. Schon im vorigen Jahre wurde sein Name vielfach genannt, als er im Sommer 1899 in die Uangtse-Pro- vinzen und nach Canton gesandt wurde, um von den Provinzial- Regierungen erhöhte Beiträge zu erpressen. Kang-Yi ist ein bornirter und vom wildesten Fremdenhaß beseelter Fanatiker, er wird darin aber noch übertroffen von dem über 80 Jahre alten chinesischen Groß-Sekretär H s ll t u n g, dem die Erziehung des Thronerben anvertraut worden ist. Ihm wird die Aeuße- rung zugeschrieben, er hoffe noch vor seinem Tode auf der Haut eines Europäers zu schlafen. Die Einrichtung der elektrischen Beleuchtung im Frühjahr dieses Jahres war ihm natürlich ein Greuel. Da er nicht verhindern konnte, daß die Drahtleitung an seinem in der Gesandtschaftsstraße gelegenen Hause vorbei geführt wurde, verläßt er seitdem seine Wohnung nur noch durch eine Hintere Thür, so daß er die verhaßten Beweise der An wesenheit von Europäern nicht yu sehen braucht^ Dies 'lllzsicirt, wessen ein solcher Fanatiker fähig ist. Ein gelehriger Schüler dieser eben genannten Meister ist der chinesische Minister des Tsung-li-Pamens und Director des Reichs-Eisenbahn- und Minen-Amtes, Chao-shu-chiao. Ihm sind die dem Eisenbahn- und Bergwerksbau bereiteten Hindernisse zu ver danken. Neben diesen hauptsächlichen Leitern der fremdenfeind lichen Ausbrüche sind die beiden früheren Gouverneure von Schantung zu nennen, Li-Ping-Heng, der auf Veran lassung der deutschen Regierung nach Ermordung der beiden Missionare Nils und Henle abgeseht wurde, dann aber entgegen dem von der chinesischen Regierung gegebenen Versprechen doch wieder in hohen Staatsämtern verwendet wurde, und Düh- sien, der im Beginn dieses Jahres auf Drängen der fremden Gesandten aus Schantung abberufen, dann aber zum Gouver neur der Provinz Schansi ernannt wurde. PUHsien muß direct als Organisator der Boxer-Bewegung bezeichnet werden, er hat hundertmal den Tod verdient. Sein Nachfolger als Gouver neur von Schantung, Auan-shih-kai — früher Resident in Korea, dann Eommandeur einer mit Hilfe von deutschen Jnstructeuren nach fremdem Muster ausgebildeten Truppe von 7500 Mann Stärke, die ihn zum größten Theil nach Schantung begleitet hat — ist eine viel bedeutendere Persönlichkeit, als alle Mr", vsrdoteo.l „Sie sind eine große Philosophin, Nancy. Ich bin von der Wahrheit dessen, was Sie sagen, vollkommen durchdrungen." Vipont, der inzwischen die steile Klippe mit kritischem Blick gemustert hatte, sagte jetzt: „Das ist ein hartes Stück Arbevt, dort hinaufzuklimmen, Herr Baron, ich meinerseits möchte es nicht versuchen." „O, wenn man die nöthige Vorsicht gebraucht, so ist die Sache gar nicht so schlimm", antwortete Antonius gleichmüthig. „Ich möchte wohl wissen, ob sich hier nicht irgend ein Haus oder eine Hütte in der Nähe befinden mag, wo ich meine Sachen trocknen könnte." „Ja, es muß ein Haus in der Nähe sein", fiel hier Nancy ein, „ich habe einen rauchenden Schornstein gesehen, als wir hierher gingen. Es muß dort drüben rechts unter den Bäumen liegen." Man verabredete, sich in einiger Zeit wieder auf dem Platze, wo das Frühstück eingenommen worden war, zusammenzufinden, und die beiden Damen stiegen allein die Treppe, die dorthin führt, hinauf, während Vipont Antonius nach dem erwähnten Häuschen begleitete, welche- man auch ohne Schwierigkeiten fand. Bald hatte die Eigenthümerin desselben das glimmende Herd feuer durch Auflegen von herrlich duftenden Tannenreisern hell angefacht und die verschiedenen Gegenstände, welche zum Trocknen vor dem Herde hingen, fortgenommen, um Platz für dir Kleidungsstücke Antonius' zu schaffen. Vipont erwies sich al- ein ausgezeichneter Kammerdiener; nachdem er Antonius behilflich gewesen war, sich seiner nassen Kleidungsstücke zu entledigen, wa» gar nicht so leicht gewesen war, bereitete er mit Hilfe der Wirthin eine Tasse Thee, welche er dem ganz durchkälteten Antoniu- brachte. „Hier, trinken Sie — da- wird Sie vor Erkältung schützen", bemerkte er freundlich, al» er da- Brett niedersetzte. „Da ich über die Güte des Thees nicht unterrichtet war, habe ich mir er laubt, eine gute Portion Cognac aus der Flasche, welche ich in Ihrem Rocke fand, hinzuzugießen." „Sie sind ein wahrer Schatz, Vipont — ein Mann, wie man ihn nur selten findet." Vipont wie- da- Tompliment bescheiden zurück. Antoniu» war in außerordentlichster Laune, denn er sagt« sich, daß er durch seinen Sturz in der Achtung Diana'» nichts eingebüßt habe, sie würde e» ihm sicher hoch anrechnen, daß er sich, um einen bloßen Wunsch ihrersert» zu befriedigen, einer solchen Gefahr ausgesetzt hatte. Von einer eigentlichen Gefahr konnte übrigen» gar keine Red« sein, denn Antoniu» war ein au»« 8 r. llko. äo. fernt, die Deutschen, und überhaupt die Fremden zu lieben, aber er hat während seines vieljährigen Aufenthaltes in Söul genug von der Außenwelt gesehen, um zu wissen, daß China nicht einmal einer europäischen Macht, geschweige denn allen fremden Mächten Widerstand leisten kann. Auan-shih-kai ist Opportu nist. Früher hielt er es mit der Reformpartei, verrieth dann aber im September 1898 seine früheren Freunde, wodurch er hoch in der Gunst der neuen Machthaber stieg. Aber jetzt scheint er eine abwartende Stellung einzunehmen, vielleicht ist ihm bei Neuordnung der chinesischen Verhältnisse noch -'ne bedeutende Rolle beschieden. Der greise Li-hung-chang ist vor einiger Zeit nach Canton entsandt worden, man darf wohl annehmen, daß er der Verschwörung gegen die Fremden fern gestanden hat, und daß seine Entsendung nach Canton seiner Zeit erfolgt ist, um seine etwaige Einsprache zu verhindern. Leider wird er sich jetzt schwerlich von Canton entfernen können, denn dort gährt es schon lange. Es ist allgemein bekannt, daß die un ruhigen Elemente in Südchina, unterstützt von den in Amerika, Australien und Holländisch-Jndien lebenden Chinesen, seit Jahren einen Aufstand gegen die Mandschu-Dynastie planen, und nur den günstigen Moment hierzu abwarten. Es wird der ganzen Schlaubeit und Energie Li-hung-chang's bedürfen, um sein Verwaltungsgebiet einigermaßen in Ordnung zu halten. Von den übrigen General-Gouverneuren und Gouverneuren sind der in Nanking residirende, den Fremden wohlgesinnte L i u- kun - yi und der fortschrittlich gesinnte Chang-chih-tung in Wuchang die mächtigsten und angesehensten. Sie scheinen vorläufig die beste Absicht zu haben, die ihnen unterstellten Provinzen von der fremdenfeindlichen Bewegung frei zu halten. Es kann nur gewünscht werden, daß sie hierin erfolgreich sind, und daß bleibt. sich bei dem amerikanischen Gesandten in Peking Conzet befinden. — Dec hiesige Generalquartiermeister hat Befehl erhalten, sofort Transportschiffe nach Cuba und Puerto Rico zu schicken, damit alle dort entbehrlichen Truppen für den Dienst in China zurückgebracht werden. Diese werden über San Francisco nach China gesandt. * London, 9. Juli. (Unterhaus.) Der Parlaments-Unter- sekretür des Kriegsamtes Wyndham erklärt, 71 Festung-- geschützt mit 1l 740 Geschützladungen, 123 Feldgeschütze mit 49 400 Geschützladungen und 297 Maschinengeschütze mit 4228 400 Patronen seien seit 1895 von englischen Firmen an China geliefert worden. Diese Zahlen seien nicht erschöpfend; sie umfaßten nur die Lieferungen zweier Firmen. * London, 9. Juli. (Unterhaus.) Der Erste Lord deS Schatzes Balfour theilt mit, es sei ein Nachtragsetat für die Expedition nach China nothwendig. Parlamentsuntersekretär des Aeußern Brodrick erklärt, ein bereits veröffentlichter, aus chinesischer Quelle stammender Bericht aus Peking scheine darzuthun, daß der bei den Angriffen auf die Gesandtschaften von diesen geleistete Widerstand aus die Angreifer großen Eindruck gemacht habe. Man habe Grund zu hoffen, daß Prinz Tsching, daS frühere Haupt des Tsung li Namen, seinen Einfluß geltend mache, um die Gesandtschaften gegen den Prinzen Tuan und die Boxers zu schützen. Aus den aus Tientsin kommenden Nach richten gehe hervor, daß weitere Kämpfe dort zu erwarten seien, doch werde darin keinem Zweifel Ausdruck gegeben, daß die Truppen der Mächte im Stande seien, ihre Stellung ausrechtzurrhalten. Brodrick fügt hinzu, daß indische Truppen schon Ende dieser Woche in China eintreffen werden. Im Aangtse-Gebiete sei es augenblicklich ruhig, aber weitere Marinemannschaften werden hinaufgesandt, damit man für alle Fälle vorbereitet sei, dort die Ordnung aufrecht zu erhalten. Bezüglich der Frage, ob die britische Regierung Japan nöthigenfalls ihren Schutz zur See während Le- Feldzuges angeboten habe, erklärt Brodrick, daß keine solche Frage auf getaucht sei und Japan überhaupt nicht solche Garantien gewährt worden seien. (Wdhlt.) * Part», 9. Jult. In Kammerkreifen verlautet, die Regierung werde für die China-Expedition außer den bereit- bewilligten vier Millionen Franc- noch weitere vierzehn und eine halbe Million verlangen. * Rom, 9. Juli. DaS zur Abfahrt nach China bestimmte Truppen-Continqent setzt sich aus 1882 Mann zusammen. Der Tag der Ausreise ist noch nicht bestimmt. »stttaoe- as Kent» kt« i,'. tu Sevr» la", to Lonr» »r. Hx«, vo» »»not»", voa »U« vier neck eeok» S«u>l>.- »»001»" aeek l/7) > Nluck Lewd - gezeichneter Schwimmer; auch hatte er klugerweise vermieden, den Anschein der Lächerlichkeit auf sich zu laden, indem er selbst zuerst über seine Erscheinung gelacht hatte. Vipont blieb bei Antonius und plauderte mit ihm, bis die Sachen endlich trocken waren. Dann half er ihm beim Anlegen derselben. „Entschuldigen Sie, Herr Baron", sagte er, auf ein kleines, viereckiges Packet, welches, in wasserdichtem Stoff eingehüllt, an einer dünnen Stahlkctte um Antonius' Hals befestigt war, deutend, „ist das ein Zaubermittel?" „Ein Zaubermittel?" fragte Antonius überrascht. Vipont erwiderte, indem er den in Rede stehenden Gegenstand forschend betrachtete: „Ich hatte einen Onkel, der lange Seereisen zu machen pflegte. Einmal brachte er meiner Mutter von einer solchen einen kleinen Beutel mit, in dem irgend ein Gegenstand steckte, eine Obi-Frau hatte ihm denselben gegeben und gesagt, daß er ihn vor jeder Gefahr zu Wasser und zu Lande schützen würde, wenn er den Beutel Tag und Nacht tragen würde." „Aha, ich sehe schon!" sagte Antonius. „Nein, das ist nicht der Zauber einer Obi-Frau, das ist ein Zauber von ganz anderer Art!" „Ich möchte den Inhalt wohl kennen!" dachte der Detectiv, der seine eigenen Gedanken darüber hatte. „Es steckt ein Papier darin — so viel ist sicher. Doch was kann e» enthalten? Ob e» da- Testament sein mag, von dem Keztah gesprochen? Ich gäbe etwas darum, wenn ich darüber Gewißheit haben könnte!" Während der ganzen Dauer der Rückfahrt nach Crowhurst, die er wieder an Keziah's Seite auf dem Wagen mit den Speise körben zurücklegte, erwog Vipowt diese Frage in seinem Geiste hin und her. Freilich war da» Auffindrn de» Testament- nicht die Aufgabe, die ihm gestellt worden war. Er war nach Crowhurst geschickt worden, um daS Geheimniß de» „Eichenen Zimmers" aufzu klären, und er war jetzt in der Lage, darüber genügenden Auf schluß zu geben. Er hatte seine Aufgabe gelöst und konnte Crow hurst, wenn es ihm beliebte, verlassen. Aber da» hatte noch keine Eile. Der Ort war ihm lieb geworden, und er hatte für die Menschen dort rin reges Interesse gefaßt, besonders für Diana, welche die Macht zu haben schien, fast jeden Einzelnen, der mit ihr in Berührung kam, an sich zu fesseln. Es beunruhigte Vipont in hohem Grade, daß sie so ernst und still war; sie war gar nicht mehr dasselbe Mädchen, welche» sie gewesen war, al» sie zuerst nach Crowhurst gekommen. E» war Diana. Roman von Marian Comyn. Nachdruck verboten. Diana gehörte nicht zu den Frauen, welche, nachdem sie einmal einen Entschluß gefaßt haben, bedauernd und reuevoll zurück blicken, sie hatte, ehe sie Antoniu- ihr Jawort gegeben. Alle» reiflich bedacht und erwogen, sie hatte zwischen ihrem eigenen Glücke und demjenigen ihres Bruders und ihrer Schwester zu wählen gehabt, und sie hatte zu Gunsten der Letzteren entschieden. Bon nun an blickte sie der Zukunft fest entgegen, immer im Auge habend, daß Alles, was sie that, zum Glück und Heil ihrer Ge schwister sei, ja, manchmal überkam sie sogar ein Gefühl der Er leichterung bei dem Gedanken, daß nur Alles einen solchen Aus gang nehme, ^enn war es nicht schließlich so besser, als wenn sic noch länger dieser hoffnungslosen Liebe nachgehangen, welche ihr nur Qual und Pein bereitet hatte? Nun war es ein für allemal damit vorbei. Antonius zeigte in seinem Benehmen gegen sie die größte Zuvorkommenheit und Aufmerksamkeit, jedem ihrer Wünsche kam er in der bereitwilligsten Weise nach, ja, mit einem wunder baren Ahnungsvermögen errieth er dieselben, noch ehe sie aus gesprochen waren. Sie war so wenig an solche Aufmerksam keiten gewöhnt, daß sie manchmal ganz gerührt davon war und fast Mitleid mit dem Manne empfand, der so viel Lieb« an ein Mädchen verschwendete, das dieselbe in keiner Weise erwiderte. Nichtsdestoweniger war Diana'- GemüthSstimmung heute nicht so sorglo» und ruhig, wie die» in der letzten Zeit der Fall gewesen war. Sie hatte heute Morgen, al» sie an ihm vorüber fuhren, Philipp Heathcote flüchtig gesehen, wi« er mit seinen Hunden und seiner Flinte über da» Feld schritt. Wie viel Un glück gab es doch in der Welt! Wie hoffnungslo» schien e» doch, gegen das Schicksal ankämpfen zu wollen! „Wenn ich ein Maler wäre, so würde ich diese Klippe malen", sagte AntoniuS, stehen bleibend, und auf die sich vor ihnen er hebende Klippe deutend. „Ich liebe die Maler überhaupt nicht", sagte Nancy, deren Gewohnheit es war, stet» dem, was ein Anderer sagte, zu wider sprechen. Mir hat ein Freund Erich'» in Belgien den Geschmack an der ganzen Kllnstlerwelt verdorben. Er war auch ein Maler, aber so von sich und seinen Bildern eingenommen, daß ich schließ- lich weder ihn, noch seine Bilder sehen mochte. Ich wurde an ihn durch Ihre Worte erinnert, denn er pflegte eigentlich nichts Anderes, als öde Klippen zu malen." Auf dem ziemlich steil emporsteigenden Felsen wuchsen Hunderte der verschiedenartigsten Farren. Als Diana zufällig äußerte, daß ihr eine besondere Art derselben, welche vielleicht auf halber Höhe des Felsens stand, sehr gefiele, begann Antonius, noch ehe Diana Zeit hatte, ihn davon zurückzuhalten, sofort den Felsen hinaufznklimmen, um ihr die Pflanze zu holen. Der Ver such war ein sehr gewagter, und wenn Antonius nicht durch seine Liebe für Diana verblendet gewesen wäre, so würde er denselben nicht unternommen haben. Die Schwierigkeit seines Unter nehmens wurde ihm nicht eher klar, als bis er den Aufstieg auf den glatten, fast senkrecht emporsteigenden Gestein begonnen hatte, und da war es zu spät, umzukehren. Er ging sehr vorsichtig zu Werke, bis er die Pflanze, nach welcher er begehrte, sicher in der Hand hatte, doch in diesem Moment — war es nun, daß er von seinem Erfolge berauscht und in Folge dessen weniger vorsich tig war, oder war es, weil er sich halb umgedreht hatte, um siegesbewußt seine Trophäe emporzuhalten, — genug, er glitt au», und im nächsten Augenblick fiel er in das unten vorüber fließende Wasser. Da- war die Veranlassung zu dem Aufschrei Nancy's gewesen, denKeziah vernommen hatte,und auf welchen hin Vipont hastig nach dem Flusse hinuntergeeilt war. Er kam gerade in dem Augenblick dort an, um zu sehen, wie Antonius das Ufer erreichte — mit nassen, triefenden Kleidern freilich, doch mit seinem gewöhnlichen, lächelnden Ausdruck. Er schüttelte da» Wasser, so gut e» ging, von sich ab, dann trat er auf Diana zu und überreichte ihr die unter so erschwerenden Umständen erlangte Pflanzt. „Ich fürchte, ich habe Sie erschreckt", sagte er. „ES war sehr unbesonnen von mir, ich gestehe eS, aber ich bin dafür bestraft. Er giebt Wohl kaum irgend eine Lage, in welcher ein Mann lächerlicher erscheint, al» nach einem unfreiwilligen Bade." „Ich stimme Ihnen vollkommen bei", entgegnete Nancy, ohne den vorwurfsvollen Blick zu beachten, den ihr Diana zuwarf. „Wenn ein Mann sein Leben aus irgend einem vernünftigen Grunde auf» Spiel setzt, so ist er ein Held, aber wenn er e» um weniger als nicht» ri»kirt, so kann ich da» durchau» nicht heldenhaft nennen. Und ein Farrenkraut ist in meinen Augen weniger als nicht«." AntoniuS lächelte, seine gute Laune wurde durch Nancy'S Unwillen nicht im Geringsten erschüttert. O 8., Lluwen- ulwp 2200 6, >550 L , Ilorck- 00 6., 4000 8, isbsupl»o«tou «Kit > 13460, HorU- ieiknrx 7IM, 8ok»ll»oUsn> w«d»U 14 500, 1875. L, Victor» 0 1430 L , Tie jetzigen Machthaber in Peking. Nachdruck verboten. Nach den spärlichen, auf die schrecklichen Ereignisse in Peking Licht werfenden telegraphischen Meldungen hat Prinz Tuan die kaiserliche Gewalt usurpirt. Prinz Tuan, so führt die „Weltcorrespondenz" aus, ist früher wenig an die Oeffentlichkeit getreten. Er ist ein Enkel des im Jahre 1850 verstorbenen Kaisers Tao-kuang, Vetter des unglück lichen Kuanghsü und Vater des im Januar d. I. zum Thron erben ernannten Prinzen Puchün. Als Groß-Kammerherr war Prinz Tuan ein College des Prinzen Ching (den er vor mehreren Wochen als Präsident des Tsung-li-Uamen ersetzt hat) und mit diesem häufig bei den Empfängen der fremden Gesandten durch den Kaiser Kuanghsü zugegen, indem er neben dem Throne des die Vorgenannten. Auan-shih-kai ist natürlich weit davon ent Politische Tagesschau. * Leipzig, 10. Juli. der Telegraph bereits berichtet hat, meldet die „Nortd. Allgem. Zta.", daß eine Sitzung des Vunde-ralh»- a»e,<-nsses für answä..ige Angelegenheiten aiff morgen anberaumt sei. Lange Zeit bat man von Sitzungen dieses Ausschusses, der nach Art. 8 der Rcich-verfasiung auS den Bevollmächtigten der Königreiche Bayern, Sachsen und Württemberg und zwei vom BundeSrathe jähr lich zu wählenden Bevollmächtigten anderer Bundes staaten (jetzt Baden und Mecklenburg - Strelitz) gebildet wird und in dem Bayern den Borsitz führt, nichts gekört. Daß eine solche Sitzung jetzt in Aussicht genommen ist, hängt aller Wahrscheinlichkeit nach mit den Wirren in China und den Aufgaben zusammen, vor die sie da- Reich stellen. Jedenfalls aber ist eS ein Jrrthum, wenn angenommen wird, der Ausschuß werde auch über die Frage der Einberufung deS Reichstag- wegen dieser Wirren in Berathung treten, denn diese Einberufung gst ausschließliches Reckt des Kaiser-, der nur zur Berufung des Bundesraths gezwungen ist, wenn sie mit einem Drittel von dessen Stimmenzahl verlangt wird, klebrigen- wird cs schwerlich eine Regierung geben, die sich den Bedenken verschlösse, die gegen eine baldige Einberufung des Reichstags sprechen und die jetzt selbst von der Presse des CentrumS al- berechtigt anerkannt werden. So schreibt die „Köln. Voksztg.": Da- Bewilligung-recht des Nelch-tag- kann auch jetzt noch nicht in Betracht kommen. Wenn der Reichstag etwas be- o L«tv,tr, » <7/7, ü vl>k >o»kouU <S/7> > Krim«»; t» VorU. los 8k»llkd»l >rt S«t<t <3/7> ltpolck- u»cb L a«r Oro» Salttrvor«, voll Die Wirren in China. Im heutigen Morgenblatte haben unsere Leser einen Be richt der Londoner Blätter über die Kämpfe um Tientsin Anfang Juli gefunden. Es war daraus ersichtlich, wie schwer der Kampf gewesen ist, wie gut bewaffnet und ge führt die Chinesen sind, aber auch, wie durch Mißverständnisse unter den Commandanten der europäischen Truppen manches versehen wird, was absolut nöthig ist, manche- vielleicht ver spätet oder gar nicht geschieht. Hier ist schnellste Aenderung am Platze, wenn nicht europäische Soldaten im gelben Lande nutzlos hingeschlachtet werden sollen. Am Morgen des 1. Juli wurde die Erkundung in der Richtung auf die Ein geborenenstadt durch die vereinigten Truppen, die aus Eng- iändern, Russen,DAmerikanern und Japanern bestanden, in Stärke von 1200 Mann unternommen. Die Streit macht stieß auf beträchtlichen Widerstand kleinerer feind licher Abteilungen, die leicht vertrieben wurden, ob wohl sie der Truppe einige Verluste beibrachten. ES wird gemeldet, daß 18 000 Boxer außerhalb der Westthore der Stadt sich befinden. Unter den Chinesen in der Stadt soll belrächtjiche Uneinigkeit herrschen. Täglich kommen Ver stärkungen für die vereinigten Truppen an; aber die Lage ist keineswegs frei von Besorgniß, da jegliche Nachricht über die Bewegungen der Chinesen fehlt. Zwei Voten kamen am 1. Juli auS Peking an und überbrachten einen Brief des dortigen englischen Gesandten Macdonald gleichen Inhalts, wie der von Robert Hart eingetroffene. Die Boten bestätigten die Er mordung deS deutschen Gesandten Frhrn. von Ketteler und erklärten ferner, Prinz Tsching thue sein Möglichstes, die Fremden zu schützen, aber die Chinesen seien gegen die Fremden sehr aufgebracht. Zwei hohe Beamte, deren Namen nicht angegeben sind, die sich den Boxern widersetzten, seien ermordet worden. Macdonald'S Brief ist vier Tage älter als der Hart'S. Japanische Pioniere stellen jetzt die Eisenbahn Taku - Tientsin wieder her. 340 französische Marine-Infanteristen mit sechs Gebirgskanonen und einigen amerikanischen Truppen sind am 1. Juli in Tientsin angekcmmen. — Ein Bote er klärt, er habe beobachtet, daß ein chinesischer General mit 10 000 Mann gegen Tientsin vorrücke und 30 Meilen auf dem Wege Peking-Tientsin sich befunden habe. Der Bote meldete weiter das Vorrücken eines anderen Generals, Sung, mit zahlreichen Truppen in der Richtung von Peking nach Tientsin. Weitere Depeschen besagen: * Washington» 9. Juli. Der hiesige chinesische Gesandte Wutingfang telegraphirte vor drei Wochen an den Director der Telegraphen Sheng, sowie an Li-Hung-Tjchang und die anderen großen Vicekönige im Süden, und forderte sie auf, ihre guten Dienste in Peking aufzubieten zur Sicherung der Gesandtschaften. Wutingfang wies in der Depesche darauf hin, daß ein unabweis- lichcr Antheil für China aus der Zerstörung der Gesandtschaften folgen werde. Wutingfang glaubte, daß die Vorstellungen nach Peking gelangt sind und zu dem Entschluß der chinesischen Regie rung beigetragen haben, das Aeußerste zu thun, um die Fremden zu schützen. Wutingfang telegraphirte an Sheng, daß hohe Be lohnungen für die Rettung der in den Gesandtschaften befindlichen Personen gezahlt werden. DieS ist nicht auf Veranlassung der Regierung der Vereinigten Staaten geschehen, sondern auf Ver anlassung der Verwandten und Freunde derjenigen Personen, die 6elck »ri«k 7800 7875 — 80 —— 4750 33SO 3450 — 17500 3300 3400 — 3850 — 2275 — — 10200 10500 — 18100 — »400 12000 — — 7000 13360 13550 5425 5500 2700 4250 575 «50 1600 1650 3450 3500 875 050 2050 2125 — 2750 — 3650 — 15600 — 1375 2050 2200 — 1675 » — 800 150 170 2400 2500 1750 1850 40 6!) , — 22000 1160 1210 3500 — — 2120 — — — 14450 — 625 — 3400 — 1050 ... 2300 0300 8600 —- 1225 16,32 ttld. von. 135,25 152,10 134 70 137,50 108,25 43,10 168,60 103,50 85,50 110.75 13325 137,60 157,— 82,80 83,10 81,60 »ak 00.25 «8,75 81,75 57,— 103,70 64K0 7a.8 >. ic> u. 8 end. kcka. sad. >tor. »eit. »Id. >ioa Um »eck >»vd >cdk t.8. r»»b Mer 8l.k >at» 110,75 71.50 141.50 88,25 78.50 180,25 la s»r », vor» a«r 8ooo»d«ack » 6«läit»a4 « teot«. nn- aa 8ckln»«« »r vmUU« avsvoUoU. Jahrgang. Dienstag den 10. Juli 1900. Anzeigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile SO Pfz. Reclameo unter demRedactionSstrich (4a» spalten) SO^, vor den Famtliennachnchm» (Sgespalten) 40/ij. Größere Schriften laut unserem Preis« verzeichniß. Tabellarischer und Zifferufatz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung M.—, mit Postbeförderung ^tz 70.—. Annahmeschlnß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittag- 10 UhL Morge».Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je ei» halbe Stunde früher. Anzeige» sind stet» an die -r-edttta» zu richten. Druck und Verlag von E. Pol» kn Leipzig. Tie Morgen-AllSgabe erscheint um Uhr, die Abend-?!usgabc Wochentag- um 5 Uhr. Filialen: Alfred Hahn vorm. O. Klemm'» Lortt«. Uufperfitätsstraße 3 (Paulinum* Laut» Lösche, kathaoiueuktr. I», von. und König-Platz 7. Redaktion und Expedition: IobauniSgaffe 8. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abend» 7 Uhr. BezirzS-PreiS der Hauptexpedition oder den im Gkutzt- ßezirk und den Vororten errichteten Au-- «gbestellen abgeholt: vierteljährlich^ 4.50, Sei zweimaliger täglicher Zustellung in» Haus ö.öO. Durch die Post bezogen für Trulschland und Oesterreich: viertestährlich 6.—. Direkte tägliche Kreuzbandienduug in» Ausland: monatlich 7.50. Abend-Ansgabe. KipMr TlMdtaü Anzeiger. Amtsblatt des Hönigkichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Nathes und Nolizei-Ämtes -er Lta-t Leipzig.
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