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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.07.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-07-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000711020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900071102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900071102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-07
- Tag1900-07-11
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Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Filialen: Alfred Hahn vorm. O. Klemm'» Lortiuu Uusversitätsstraße 3 (Paulinum», Louis Lösche, KoShnntnachr. In, pari, und Königsplatz 7. Abend-Ausgabe. UtlpMer TagMaü Anzeiger. Amtsvkatt des Königlichen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, des Aathes und Nolizei-Amtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-PreiS die Sgespaltme Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter demRedactionSstrick (4ge» spalten) 50 vor den Familiennachrichten (6 gespalten) 40^. Gröbere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung 60.—, mit Postbeförderung ^l 70.—. ."knnahmeschluß für Anzeigen: Abend-AuSgabe: Vormittags 10 Uhr. Margeu-AuSgabe: Nachmittag- »Uhr. Bel deo Filialen und Annahmestelle« je et» halbe Stunde früher. Anzeige» sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig Mittwoch den 11. Juli 1900. 91. Jahrgang. Die Wirren in China. Vergebliche Hoffnungen, so haben wir schon auSgeführt, waren es, die durch das Telegramm des englischen Gencral- ConsulS in Shanghai, Mr. Warren, bervorgerufen wurden, wonach am 3. Juli die Europäer in Peking noch in Sicher heit gewesen sein sollten und wenigstens zwei Legationen noch unzerstört behauptet würden; in letzteren sollte sich das ganze Personal sämmtlicher Gesandtschaften mit Ausnahme natür lich des allgemein tief betrauerten Herrn von Ketteler, befinden und die fortgesetzten Angriffe der Chinesen mit zäher Ausdauer und größter Tapferkeit abweisen. Auf diese ver- hältnißmäßig erfreuliche Botschaft hin glaubte man endlich einmal wieder aufathmen zu können, aber die Freude sollte nicht von langer Dauer sein. Nach den jüngst eingetroffenen Kabeltelegrammen stellt sich leider heraus, daß Consul Warren, der seine günstige Nachricht von dem Taotai Scheng erhalten batte, vielleicht absichtlich genasführt worden war, denn dieser chinesische Mandarin hat zugcstehen müssen, daß in seiner Mittheilung an den englischen Generalconsul ein „Jrrthum" unterlaufen ist, indem der angebliche Bote von Peking, der die Hauptstadt am 3. Juli verlassen haben wollte, an diesem Datum bereits in Chinan-Fu sich befand. Da die Reise von Peking nach Cl)inan-Fu mindestens 5 Tage beansprucht, so müßte der Läufer bereits am 27. oder 28. Juni die Haupt stadt verlassen haben, d. b., wenn er überhaupt vou dort kam und nicht etwa nur mit einer gefälschten oder erfundenen Meldung eine der hohen Geldbelohnungen sich verdienen wollte, die auf Nachrichten auö dem Innern gesetzt sind. Wenn aber wirklich eine Botschaft auS europäischer Quelle in Peking vorlag, so kann diese natürlich nur vom 27. oder 28. Juni datiren, und würde unter allen Umständen hin fällig und belanglos sein, da das große Massacre der Euro päer und Christen nach den bisherigen Berichten in der Nacht vom 30. Juni und am Morgen dcS 1. Juli statt gefunden haben soll. Mithin scheint auch heute die Lage in Peking noch ebenso unaufgeklärt zu sein, wie zuvor, der Taotai Eisenbahndirector Scheng steht übrigens bei Einigen im Verdachte, daß er ab sichtlich widersprechende und confuse Nachrichten ossicicll lancirt, um die ausländischen Vertreter entgegen ihrer gewonnenen Ueberzeugung glauben zu machen, er stehe in keinerlei Ver bindung mit dem Prinzen Tuan oder anderen Führern der fremdenfeindlichen Bewegung. Herr Schenz will sich eben nach beiden Seiten den Rücken freihalten und eS mit keiner Partei verderben, um daun später sür jede Eventualität gesichert zu sein. Der Gouverneur von Schantnng, Duan-Schi-Kai, tele- graphirte am 5. Juli nach Shanghai, daß, wenn die Aus länder nicht innerhalb 2—3 Wochen die aufständische Be wegung niedergeworfcn hätten, er nicht mehr im Stande sein würde, zu verhindern, daß die ganze Bevölkerung von Schan- tung sich dem Aufstande anschließen würde. Dieses würde den sich häufig wiederholenden Meldungen von Unruhen und feindseligen Strömungen in der Provinz Schantung durchaus entsprechen und kann daher nur als ein neues Sturmzeichen angesehen werden. DaS Nähere ist auS den nachfolgenden Depeschen zu versehen. Zugleich finden daselbst unsere Leser eine Auf klärung über die Stellung Japans und Nordamerikas zur Chinafrage. DaS erstere hat seine bisher etwas prätentiöse Stellung, wie eS scheint, ausgegeben und schließt sich nunmehr ohne Vorbehalt allen Mächten an, Amerika aber hat noch keine Zeit zum Handeln gefunden und versteckt sich hinter Redensarten. * Shanghai, 9. Juli. (Telegramm deS „Reuler'jchen Bureau"). Es ist schwer, Informationen aus Peking zu erlangen, da die Consuln wegen derartiger Mittheilungen lediglich von dem Eisenbahndirector Scheng abhängen. Scheng und andere hohe chinesische Würdenträger haben ausgedehnten Grundbesitz und man glaubt (der Glaube wird nicht überall getheilt), er werde aus diesem Grunde alles in seinen Kräften Stehende thun, um die Ausländer in ihrem Bestreben, den Frieden zu erhalten, zu unter- stützen. In den Arsenalen lassen sich ganze Pöbelhaufen in die Soldatenlisteu ausnehmen und diese können immerhin später sich der Controlle entziehen. Die Behörden, welche ihre ganze Aufmerksamkeit auf die Vertheidigung deS Dang-tse richten, haben Garantien für den Schutz der Ausländer in Len Häfen des Aang-tse gegeben, vorausgesetzt, daß diese Ausländer in Len betreffenden Orten ihren festen Wohnsitz haben, und cs soll keinem Kriegsschiff gestattet werden, Truppen zu landen. Ferner soll auch nur einzelnen Kriegsschiffen gestattet sein, die Besestigungswerke zu passiren, wenn mehrere dieselben zusammen passiren wollen, sollen sie angehalten und soll eventuell auf sie gefeuert werden. Der Vorschlag Scheng's, ein chinesisches Freiwilligcncorps zu bilden, ist abgclehnt worden. * Wien» 10. Juli. Eine der „Pol. Corr." zur Verfügung ge- stellte von der competcntesten Stelle in Tokio ausgehende telegraphische Mittheilung vom 9. d. M. besagt, daß die Aeußerungcn der europäischen Presse, soweit sie telegraphisch bisher in Tokio bekannt wurden,bezüglich der Haltung der japanischen Regierung vou einer irrigen Voraussetzung auszugehen scheinen. Japan sei allerdings bereit, vollen Antheil an der gemeinschaftlichen Action der Mächte zur Rettung der Gesandten und der Fremden in Peking und an der Wieder herstellung der Ordnung in Nordchina zu nehmen, habe aber die ihm zugeichriebene Absicht, zu diesem Zwecke ein europäisches Mandat zu erlangen, oder diese Ausgabe allein durchführen zu wollen in keinem Stadium gehabt. DaS Bestreben Japans sei von Anfang an gerichtet gewesen und sei auch gegenwärtig gerichtet auf die Erhaltung der wünfchenswerthen vollständigen Harmonie sowohl zwischen der javanischen Regierung und den interessirten Mächten, als zwischen diesen untereinander. * Washington, 10. Juli. („Reuter's Bureau") Ter Staats sekretär Hat) richtete an die Vertreter Amerikas im Auslande am 3. Juli ein Rundschreiben, worin er erklärt, die Vereinigten Staaten sähen die Zustände in Peking als eine völlige Anarchie an und meinten, die Staatsgewalt und die Verantwort lichkeit beruhten thatsächlich zur Zeit auf den Local- und Provinzial behörden. So lange sich diese nicht offen mit den Ausrührern verbänden und die Gewalt dazu benutzten, Leben und Eigenthum der Fremden zu schützen, sehe Amerika sie als Vertreter des chinesischen Volkes an, mit denen man in Frieden und Freundschaft leben wolle. Die Ab- sicht des Präsidenten sei, wie bisher, darauf gerichtet, in Ueber- einstimmung mit den Mächten zu handeln, bei der Wiedereröffnung der Verbindung mit Peking und der Befreiung der dortigen Amerikaner, bei dem Schutze des Lebens und Eigenthums und der Interessen amerikanischer Staatsangehöriger und bei dem Bestreben, das Uebergreisen der Unruhen in andere Provinzen zu verhindern und solche Unruhen zu beseitigen. Die Politik Amerikas verfolge das Ziel, die Lösung zu suchen, die für China dauernden Frieden und Ruhe zu Stande bringe, die China als territoriales und administra tives Ganzes bestehen lasse, unter Wahrung aller den befreundeten Mächten durch Verträge und daS Völkerrecht gewährleisteten Rechte, und die schließlich den sür die ganze Welt im Principe gleichen und unparteilichen Handel mit allen Häfen Chinas festhalte. * Wien, 10. Juli. Die „Politische Korrespondenz" meldet: König Alexander von Serbien ließ durch seinen General adjutanten dem deutschen Gesandten in Belgrad Freiherrn v. Wäcker- Gotter den Ausdruck tiefen Beileids anläßlich der Ermordung des Frciherrn von Ketteler übermitteln. * Pest, 10. Juli. Ter „Pester Lloyd" meldet: Die Berathungen über die eventuelle Entsendung eines kleinen militärischen Nachschubes nach China haben kein positives Resultat ergeben. Es hat die Erwägung den Ausschlag gegeben, daß, so lange die direct interessirten Mächte mit ihren eigenen Kräften aus kommen, und so lange kein Hilferuf an unsere Monarchie gerichtet wird, keine weiteren Truppen nach China eingeschifft werden. * Paris, 10. Juli. Der französische Consul in Fu tschau meldet telegraphisch, Laß die Lage in dieser Stadt eine ruhige ist. Der Vicekönig und der tartarische Marschall haben eine den Fremden günstige Proklamation erlassen und fordern die fremden Kriegsschiffe auf, es für jetzt zu vermeiden, nach Fu tschau zu kommen. Andererseits soll der Prinz Tuan nach einem Telegramm des französischen Consuls in Shanghai vom 7. d. dem Gouverneur von Schantung befohlen haben, mit 18 000 Mann in der Richtung auf Nanking zu marschiren. Der Consul ist der Ansicht, daß der Gouverneur diesem Befehle nicht nachkommen werde. * London, 10. Juli. (Unterhaus.) Ashmead Bartlett fragt, ob Japan wegen Les Widerstandes Rußlands bei Beginn der chinesischen Krisis nicht Truppen nach China gesandt habe, die zur Wiederherstellung der Ordnung genügt hätten. Unterstaatssekrctär Brodrick entgegnet, die Regierung wisse nichts davon, daß die russische Regierung sich in irgend einer Weise ablehnend verhalten habe. Bartlett stellt sodann die weitere Frage, ob der Entschluß Japans, Verstärkungen nach China zu senden, von der Zu- slimmung aller Mächte abhänge, und ob, wenn dies der Fall sei, diese Zustimmung ertheilt sei. Unterstaatssekretär Brodrick er widert, ohne aus weitere Anfragen des Vorredners einzugehen, Japan habe für die Einsetzung seiner Truppen keinerlei Be- dingungen gestellt. Die auf die Vermehrung der Streitkräfte in Taku Bezug habenden Verhandlungen zwischen Großbritannien und Japan seien am 13. Juni eröffnet worden und hätten bisher ohne Unterbrechung svrtgedauert. Am 22. vor. Monats hätte die britische Regierung ihren Geschäftsträger in Tokio angewiesen, der japanischen Regierung von dec kritischen Lage der Gesandtschaft in Peking und davon Kenntniß zu geben, daß von Indien Ver stärkungen nach China beordert seien, und der japanischen Regierung die Nothwendigkeit einer sofortigen Action dringend nahe zu legen. Von dem britischen Gesandten in Peking Macdonald seien bis zum 28. Mai Depeschen eingegangen. Er beschreibe in der letzten eine Unterredung, die er mit dem Prinzen Tjching am 2. Mai ge- habt habe, und in welcher der Letztere betont habe, daß er als Commandeur der Truppen in Peking Willens sei, persönlich für den Schutz aller Fremden einzustehen. Trotz dieser Erklärung sei be- schlossen worden, Wachmannschaften für die Gesandtschaft zu schicken, damals habe es aber noch nicht den Anschein gehabt, als ob ein Angriff auf die Gesandtschaften geplant sei. (Wiederholt.) v. Wilhelmshaven, 10. Juli. Seit heute Morgen um 9 Uhr liegt die unter dem Befehl des Contre - Admiral Geißler stehende I. Division auf unserer Rhede, um noch den letzten Theil ihrer Ausrüstung für die morgen früh um 10 Uhr anzutretende Reise nach China an Bord zu nehmen. ES handelt sich nur noch um Frischproviant, Fleisch und Gemüse und um Trinkwasscr und Ergänzung der Kohlen, von denen jedes Linienschiff etwa 100 Tonnen empfängt. In der Hauptsache gilt wohl der kurze Aufenthalt der Division ihrer Besatzung selbst, welcher, wie es der Kaiser selbst befohlen bat, noch Ge legenheit gegeben werden soll, ihre h.äu glich en Angelegen heiten zu ordnen und noch ein paar ungestörte Stunden im Kreise ihrer Familie oder mit ihren Angehörigen zu verleben. Von diesem kaiserlichen Urlaub ist denn auch gern Gebrauch gemacht worden. Kaum hatte die Division Anker geworfen, so stießen auch schon von allen Schiffen zahl reiche Ruderboote und Dampfpinassen mit Beurlaubten ab, welche an den Hafeneinfahrten von den Ihrigen aufs Herzlichste empfangen und zur Stadt geleitet wurden. In den Straßen wogt es von Fremden. Viele haben selbst eine weite Reise nicht gescheut, um die wenigen Stunden des Zusammenseins noch genießen zu können. In all diesen Trubel mischte fick am Morgen noch die frische, echt maritime Scene des Auslaufens des niederländischen Kreuzers „Noord- brabant", dessen Osficiere und Mannschaften sich während seines mehrtägigen Aufenthaltes im Kriegsbafen der herzlichsten Kameradschaft und Gastfreundschaft der Garnison zu erfreuen halten. Die Bordcapelle spielte beim Verlassen des HafenS die Nationalhymne und die holländische Besatzung brachte ein fröhliches Hurrah. Langsam steuerte der „Noordbrabanl" an den in majestätischer Ruhe auf Rhede liegenden Linienschiffen vorbei, jedem Einzelnen ein kräftiges Hurrah hinüberrufend, aus welchem auch das kameradschaftliche Glück auf! heraus klang und von den unsrigen ausgenommen wurde. Mit den inzwischen auf kaiserlichen Befehl von den auswärtigen Stationen nach Ostasien beorderten Kreuzern, der I. Division und der Mitte dieses MonatS folgenden Torpedobootsdivision wird die Stärke der unter Befehl deS Admirals Bendemann stehenden Seestreitkräfle auf 25 Schiffe gebracht, mit einem Tonnengehalt von rund 122 000 t, 14 schweren Geschützen, 128 mittleren und 130 Maschinen-Geschützen. Die Besatzungen dieser Schiffe zählen 6200 Mann. Hierzu kommt die Garnison in Kiaulschau, der mit der „Köln" in Taku eingetroffene AblösungSlransport und das unter Generalmajor v. Höpfner unterwegs befindliche Expeditionskorps mit zusammen 3700 Mann, so daß die Gesammtstärke unserer Marine- und Land truppen in Ostasien im September rund 12 000 Mann be tragen wird. Das Rückgrat dieser ansehnlichen Streitmacht bildet aber erst die morgen Vormittag die Reise antretende Linienschiffsdivision unter Befehl deS Contre-Admiral Geißler. Politische Tagesschau. * Leipzig, 11. Juli. Der preußische Landtagsabgeordnete Herr 0r. Theodor Barth erläßt in einer Nürnberger fortschrittlichen Zeitung einen Aufruf, der wiederum mit der Vorbereitung der Handelsverträge sich befaßt und „die sorglosen Mafien auf gerüttelt und auf die ungebeure Gefahr aufmerksam gemacht" wissen will, welche ihren Lebenöinteressen droht, wenn dem nächst eine Erhöhung der Lebensmittelzölle staltfinven sollte. Herr vr. Barth, der für seinen mancbesterlichcn Schlachtruf neben der Socialdemokratie auch „einsichtsvolle" National- Feuilleton. Diana. Roman von Marian Comyn. Nachdruck vrrboten. „O, Diana, wie kannst Du so etwas glauben!" erwiderte das junge Mädchen in vorwurfsvollem Tone. „Aber, wenn ich meinen zukünftigen Gatten über Alles in der Welt liebe, so ist dies auch kein Wunder, denn Erich ist eben anders, wie alle übrigen Männer. Ist das nicht auch Deine Meinung?" „Gewiß, Pauline." „Und Erich ist auch ein hübscher Mann!" „Ganz entschieden!" erwiderte Diana lächelnd. „Ich finde sogar, daß er in der letzten Zeit noch hübscher ge worden ist. Meinst Du nicht auch?" Diana zog die Frage in Betracht. „Das möchte ich doch nicht behaupten, Pauline. Ich glaube, er ist etwas magerer geworden." „Nun, das kommt auf Rechnung der Besorgniß, die er meinet wegen empfunden hat. Wie hat er sich um mich gemüht, mich ge pflegt und mich gehätschelt! Freilich hatte ich während der ganzen Zeit eine Krankenpflegerin, aber von ihm nahm ich doch am liebsten meine Arznei oder die schrecklichen Suppen, die ich, um mich zu kräftigen, genießen mußte. O, Diana", rief Pauline mit einem glückstrahlenden Lächeln aus, „ich liebe ihn unsagbar — er ist meine ganze Welt, mein Ein und mein Alles!" Sie legte ihren Kopf auf Diana's Schulter, und diese strich liebkosend mit der Hand über das hübsche, krause Haar, welches wieder anfing zu wachsen und sich in ganz kurzen Ringeln an den Kopf schmiegte. Welch' ein« gewaltige Macht doch die Liebe war! Sie hatte eine wunderbare Veränderung bei der kleinen, hübschen, so weltlich gesinnten Pauline hervorgerufen. „Ich würde so nicht zu Dir sprechen, wenn ich nicht wüßte, daß Du mich verstehst — und mich deshalb nicht für thöricht und sentimental hältst. Ich bin durchaus nicht schwärmerisch ver anlagt, und wenn Jemand vor zwei Jahren so zu mir gesprochen I haben würde, wie ich soeben zu Dir gesprochen habe, so würde I ich dies für bloßes Geschwätz gehalten haben! Nun, Diana, I und Du? Du .scheinst nicht zum Schwatzen aufgelegt zu sein?" I sagte Pauline, fragend in das schöne, bleiche Antlitz vor ihr I blickend. Diana schüttelte den Kopf, das war ihre einzige Erwiderung auf Pauline's Frage. Da auch Pauline nichts weiter sagte, erhob sich Diana und nahm die Gelegenheit wahr, das Fenster zu schließen, da sie fürchtete, der Zug könne dem jungen Mädchen schaden. Er staunt — forschend folgten ihr die Blicke der von dem Schweigen Diana's ganz betroffenen Pauline. Sie lehnte ihren Kopf in die Kiffen zurück, welche die vorsorgliche Diana dem der Schonung noch so sehr bedürftigen jungen Mädchen zurecht gelegt hatte, und das hübsche Gesicht hatte einen sehr nachdenklichen Ausdruck, als sie mit halbgeschloffenen Augen so dalag. Diana, welche glaubte, daß das junge Mädchen schlafen wolle, verließ leise das Zimmer, um sie nicht zu stören. „Hm, da scheint nicht Alles so zu sein, wie es Wünschens werth wäre", sagte Pauline, nachdem Diana sie verlaßen, zu sich selbst; „nun, ich werde die Sache besser beurtheilen können, wenn ich ihren Verlobten gesehen habe!" Bald nachher kam ihr Mädchen und war ihr behilflich, das Reisekleid gegen ein hübsches blau- und weißgestreiftes Seiden kleid zu vertauschen. Und als das geschehen war, klopfte Erich an die Thür, um seine Braut ins Wohnzimmer hinabzugeleiten. XXIV. Pauline war fast geblendet, als sie aus dem Halbdunkel in das glänzend erleuchtete weiß- und goldschimmernde Wohnzimmer Crowhursts trat, wo bereits Alle versammelt waren. Lady Drummond trug eine geschmackvolle Pariser Toilette, welche jedoch fast verdunkelt wurde von der Pracht, in welche Nancy sich gekleidet hatte, um Pauline und ihrer Tante zu imponiren. Ein stattlicher, schöner Mann, der mit Lady Drummond sprach, erhob sich bei ihrem Eintritt und kam auf sie zu. Er wurde von Erich als: „Mein Cousin Mr. Antonius Beauchamp" vor- gcsttllt. Neugierig betrachtete Pauline ihn, als er sich jetzt in ein Ge spräch mit ihr einließ. Seine liebenswürdige Art und Weise, sein anregendes Geplauder, sein angenehmes Aeußere nahmen das junge Mädchen vollständig für ihn ein. — Hatte sie sich vor hin geirrt, als sie wahrzunehmen geglaubt, daß Diana einem ver traulichen Gespräch über ihren Verlobten auSwich? Nein — sicherlich nicht, sie brauchte nur einen Blick auf da» bleiche Ge sicht des jungen Mädchens zu werfen, um sich zu sagen, daß eine glückliche Braut so nicht auSsähe. Aber was bedrückte Diana, was hatte sie veranlaßt, dem Mann ihr Jawort zu geben, wenn sie ihn nicht liebte? Vergeblich bemühte sich Paulin«, dieses Räthsels Lösung zu finden, doch, obgleich sie während des ganzen Abends Antonius und Diana beobachtete, gelang ihr dies nicht. Weniger scharfsichtige Augen als diejenigen der klugen Pauline würden es schwerlich wahrgenommen haben, daß zwischen Antonius und Diana nicht Alles so war, wie es sein mußte. Aber diese junge Dame ließ sich durch das freundliche Lächeln, mit welchem Diana die Aufmerksamkeiten ihres Verlobten ent- geg«nnahm, nicht täuschen, und da ihr Argwohn einmal erweckt war, beschloß sie, nicht eher zu ruhen, als bis sie der Sache auf den Grund gekommen wäre. „Ich weiß am besten, was es heißt, geliebt zu werden und wieder zu lieben. Das Herz geht Einem über, und man muß das Glück, das man empfindet, mittheilen können, man kann es nicht in sich verschließen!" Pauline zog sich zeitig zurück, um sich zur Ruhe zu begeben, da die Anstrengung der Reise für ihre geschwächten Kräfte doch wohl zu groß gewesen war. Auch Lady Drummond folgte bald dem Beispiele ihrer Nichte. Als Diana, welche Pauline nach ihrem Zimmer geleitet und für alle Bequemlichkeiten der Reconvalescentin Sorge getragen hatte, den Corridor entlang schritt, überreichte ihr Johanna einen Brief, welcher, wie sie sagte, von einem Bauernjungen in der Küche für das gnädige Fräulein abgegeben worden sei. Der Junge habe sich, nachdem er sich seines Auftrages entledigt, ohne ein Wort zu sagen, sogleich wieder entfernt. Der Brief war ver siegelt und über der Adresse standen die Worte: „Unverzüglich ab zugeben!" Diana öffnete den Brief und las ihn bei dem Schein der Corridorlampe. Sie glaubte zuerst, es sei ein Bittschreiben, wie ihr deren schon so viele zugegangen waren, doch der erst« Blick, den sie, nachdem der Umschlag entfernt war, auf die Zeilen warf, zeigte ihr, daß sie sich getäuscht hatte. Der Brief war mit deutlicher, wenn auch etwas ungeübter Handschrift ge schrieben und enthielt nur wenige Zeilen. Er lautete wie folgt: „Gnädiges Fräulein! Ich möchte Si« in einer sehr drin genden Angelegenheit sprechen. Es betrifft nicht mich selbst, sondern eine Person, für welche sie sich intereffiren, und welche in großer Gefahr schwebt. Sie allein können dieselbe retten. Ich bitte, Sie, sowohl den Inhalt' dieses Briefes, als auch die Zusammenkunft mit ihr — vorausgesetzt, daß Sie sich dafür ent scheiden, zu kommen —, vor Jedermann geheim zu halten. Kommen Sie gleich, nachdem Sie diese Zeilen gelesen, ich werde an der Gitterthür, welche auS dem aPrk in die Anpflan zungen führt, warten, bis Sie kommen. Ihre ergebenste Kcziah Turner." Diana laS die Zeilen zweimal durch, und der Inhalt dcs Briefes erschien ihr, nachdem sie ihn zum zweiten Male gelesen, noch räthselhafter als das erste Mal. So sehr sie auch darüber nachgrüb«lte, vermochte sie sich doch nicht zu erklären, weshalb Kcziah sie zu sprechen wünschte — Keziah — welche vor acht Tagen Crowhurst in der größten Hast verlassen hatte, von der Diana glaubte, daß sie in London sei, um eine kranke Schwester zu pflegen! Und dennoch lag etwas in dem Tone des Briefe», das auf Diana nicht ohne Eindruck blieb. Jemand, für den Diana sich interesiirte, in Gefahr? Wen konnte Keziah damit meinen? Sie hatte nicht einmal erwähnt, ob die Person, um die cs sich handelte, dem männlichen oder dem weiblichen Ge schlecht angehöre. Diana überlegte einige Augenblick«, sie zögerte ein wenig, dem Rufe Folge zu leisten. Sie hatte Keziah niemals gern gemocht, sie hatte ihr sogar stets mißtraut, und es war durch aus nicht unmöglich, daß dies eine List irgend welcher Art war, die Unheil bedeutete. Doch war Diana so weit davon entfernt, feig zu sein, daß der Gedanke an persönliche Gefahr ihr gar nicht in den Sinn kam. Ueberdies war der bezeichnete Ort ja nicht so weit vom Hause entfernt, es erforderte nur wenige Minuten, um dahin zu gelangen. Das Geheimnißvolle, waS die Sache umgab, blieb auch nicht ohne Reiz für Diana, und so beschloß sie denn, zu der Zusammenkunft zu gehen. Sie trat in ihr Zimmer, um einen Mantel umzunehmen, und fand hier Johanna, welche damit beschäftigt war, die Finster zu schließen und noch einige Vorbereitungen für die Nacht zu treffen. Als Diana das Mädchen erblickte, stieg plötzlich der Gedanke in ihr auf, Johanna mitzunehmen. „Ich gehe in den Park, nach der Anpflanzung, Johanna, nimm Dir ein Tuch um, Du kannst mich begleiten!" Johanna blickte überrascht auf, und mit offenbarem Ver gnügen beeilte sie sich, dem Befehl nachzukommen. Durch eine Seitenthür verließen dann Beide, Herrin und Dienerin, ohne ge sehen zu werden, daS HauS. Sie mußten einen Theil der Terrasse überschreiten, um zu der Anpflanzung zu gelangen, und als sie dies thaten, drangen die Töne d«r Mandoline, auf welcher Antonius ein Präludium spielte, auS dem Wohnzimmer zu ihnen hinaus. Tiefe Finsterniß herrschte im Park. Es war zwar zu nehmender Mond, aber der Himm«l war nicht klar, und nur hier und da zeigte sich an demselben ein vereinzelter Stern. Die Blätter einer Silberpappel rauschten geheimnißvoll im Winde, als Diana unter derselben dahinschrikt. Ein leiser Schauer über«
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