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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.07.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-07-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000713016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900071301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900071301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-07
- Tag1900-07-13
- Monat1900-07
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Gewalt zu lösende Brems- oder Ofenhebel schließt sich von selbst aus. Dergleichen würde eben bei der Sehnsucht der Chinesen, sich billig in den Besitz aller möglichen blanken Gegenstände zu setzen, nicht lange an seinem Platze bleiben. Man kann sich also einen Eisenbahnwagen, vorausgesetzt, daß er für Chinesen brauchbar sein soll, nicht einfach genug vorstellon. Für den ge bildeten Europäer ist natürlich das Reisen unter solchen Um ständen und in solcher Gesellschaft nicht gerade ein Vergnügen. Man hat sich deshalb hier und da bereits entschlossen, eigene Wagen oder wenigstens eigene CoupLs für die Europäer zu bauen. Zu den bis jetzt noch schwer empfundenen Uebelständen beim Bau und Betrieb chinesischer Eisenbahnen gehört endlich das Bestechungs- und Begllnstigungswesen. Kann im Reiche der Mitte eine Eisenbahn schon nur unter unsäglichen Hindernissen und Quertreibereien vollendet werden, wenn nicht der geheime Widerstand der chinesischen Behörden durch Trinkgelder in allerlei Gestalt gebrochen worden ist, so wird es später beim Betriebe fast noch schlimmer. Auf den älteren chinesischen Bahnen wenig stens mußte man die Mattdarinen und ihr Gefolge frei befördern. Bei dem umfassenden Schmarotzerthum in der chinesischen Be amtenwelt bedeutet daS eine solche Menge von Freipaffagieren, daß der Etat dadurch wirklich belastet wurde. Nicht nur das unmittelbare Gefolge der reisenden Mandarinen schwoll zu ganzen Karawanen mit einem Berge von Gepäck an, auch die Schmarotzer und Trabanten der hohen Beamten nutzten dieses Vorrecht in unerträglicher Weise aus. Es heißt, daß bei den neueren Bahnbauten, zuerst wohl bei derjenigen zwischen Shang hai und Wusung, diese» Vorrecht beseitigt sein soll, und hoffent ¬ lich gelingt es, den Einfluß der Mandarinen bei der Anlage und beim Bau der Bahnen ebenfalls mit fester Hand zu unterdrücken. Gewiß wird es von Interesse sein, über die Eröffnungsfahrt einer chinesischen Eisenbahn einige Worte aus der Feder eines Augenzeugen zu lesen. Es ist die schon mehrfach erwähnte Shanghai-Wusungbahn, über deren Einweihungsfahrt seiner Zeit die „Deutsche Verkehrszeitung" einen ausführlichen Bericht aus Shanghai brachte. Einige für das Verhalten der ein heimischen Bevölkerung bei dieser Gelegenheit charakteristische Acußerungen daraus geben wir nachfolgend wieder: „Eine große Menge chinesischer Kaufleute sprach die Bitte au», mitfahren zu dürfen, was ihnen bereitwilligst gewährt wurde. Am 6. August 1898, 10 Minuten nach 4 Uhr Nachmittags, setzte sich der Zug in Bewegung unter Johlen, Schreien und Pfeifen der den Bahn hof füllenden Chinesenmenge. So weit das Auge sehen konnte, erblickte man längs des Eisenbahndamms die staunende Land bevölkerung, di« herbeigeeilt war, um das schnaubende Ungeheuer zu sehen. Einige dreiste Burschen wagten sich sogar bis dicht an den Schienenstrang heran, liefen aber schreiend davon, sobald der plötzlich ausgelassene Dampf ihnen auf daS Fell brannte. Ihre Landsleute im Zug wollten fast bersten vor Lachen über die possierlichen Sprünge der für ihre Neugier so schnell bestraften Kerls, denen man ansah, daß der „eiserne Drache" ihnen einen gewaltigen Schrecken eingejagt hatte. Unsere chinesische Reise gesellschaft hatte offenbar groß« Freude an der Fahrt. Bold an diesem, bald an jenem Fenster Ausschau haltend, erschreckt zurück fahrend, wenn eine Telegraphenstange vorbeisaust, trippeln die Chinesen im Wagen auf und ab mit ihren großen Hornbrillen auf der Nase und dem unvermeidlichen Fächer in der Hand. »lttv 8t»tious-k«uno. 6rössrs8 Lrstss ttorvl 0eur8vtüLoü8 wegen bedeutende Steigerung Fahr! 757 762 759 768 763 765 7«4 765 765 764 764 761 756 762 764 760 761 759 756 762 763 760 762 758 754 753 760 764 757 757 756 757 758 758 758 755 755 öxpkdition di Acöaction de L'nckdruckcrei Mrrd Hahn versitätsstrah LoniS Lösche, straße 14: 2 kUektoux Lock StLrko ck« Wiocks«. beckeekt becksekr wolkig wolkig ksirer beiter wolkix bock seiet wolkig Diese W Besuch Auskunft u. 8W Isiekt WKW leiebt still 8 mässig 8VV mässig dl leiebt , KO leiebt KKO leiebt 8W leiebt 80 leiebt 80 »edwueb 080 leiebt KKW mässig 0 leiebt 080 sebwucb 0 triseb 080 leiebt KO seb vvaek 080 leiebt 0 triseb dl leiebt KW «ebwueb dldlVV leiebt k leiebt KKW biseb 080 leiebt still 880 leiebt chinesisch« DandieS, mit feinen seidenen Kleidem angethan und mächtigen Federfächern in den Händen. Lebhaftes Zurufen seitens der Freunde, die bereits im Zuge sitzen. Doch ein Chinese hat immer Zeit. Ein mächtiges „Heulen" der Maschine macht ihnen aber begreiflich, daß es die „höchste Eisenbahn" sei. Er schreckt erklettern sie unseren Wagen, lebhaft gestikulirend. Wahr scheinlich machen sie sich über die Eile der „rothhaarigen Teufel" lustig. Noch einmal heult der Eisendrache, und fort geht's. In 17 Minuten legt diesmal der Zug, ohne anzuhalten, die Strecke bis nach Shanghai zurück." Daß übrigens die Eisenbahnzeit auch in China nunmehr mit Macht ihren Einzug, den auch die gegenwärtige Anarchie nicht lange wird aufhalten können, hält, beweist der vor einigen Jahren vollzogene Bau eines großen, prächtigen Salonwagens für die Kaiserin Wittwe. Der sechSachsige Wagen ist nach dem Muster der modernsten europäischen Salonwagen und nach den Angaben deS europäischen Chefs der nordchinesischen Eisenbahnen, und was am meisten sagen will, in China selbst gebaut worden. Die Kaiserin von China hat übrigens für ihr unmittelbares Ge folge auch noch zwei sogenannte Mandarinenwagen Herstellen lassen, von denen der eine dem ihrigen während der Fahrt un mittelbar vorausgeht, der andere ihm folgt. Das ist zweifellos eine sehr gute Schutzvorrichtung, di« die Beamten schon um ihrer eigenen Sicherheit willen veranlassen wird, dem guten Zustande und der Führung de» kaiserlichen Sondrrzuges alle Aufmerksam keit zuzuwenden. 16 17 17 16 18 15 19 MM Mei Die Was Leipzig, best Tricotagen Das Lag ,:r Uhr i« demselben Ti Leipzig, Sei' Die befo gegeben, iu»b> Ttadtfahrt Bord. Ferm Helm-Canal Unter leickton vörcklieben Winckeu ksrrsebts nm 11. luli ckurebwe^ beiteres, trockenes, tagsüber nnkaltenck sonniges Welter mit runedmencker Demveratur. Lio tieksten Llinima betrogen noeb 4°, ckio Kittolwertbv blieben nur nocb 1—2'/,° kinter neu normalen ruritek, im Llarimum traten zeckock nur bei Leipzig 20" ein. vobsrsiebt ckor W«tt«rl»eo in Lorop» beuto trüb; vis Luktckruckvertkoilung ist sebr gleichmässig, ^in tieksten ist derselbe im IV, nm bucksten Uder cker sUcklicben 0-8ee. Unter norcküstlieben dis sUcköstlieben Winden ist allgemeine Aufklärung unck weitere Würmerunabme eingetreten. ver kort- bestanck ckieser Wetterlage ist vakrsedeinlleb. aus die Dau Bersiche Policen Gesellschaft. Sm Manchmal blicken sie die Europäer an, um zu erforschen, welchen Eindruck die Fahrt auf diese macht. Die ganze Fahrt dauert 26 Minuten. Ein Strom von Chinesen und Europäern ergießt sich in den Wartesaal des Bahnhofs Wusung. Schnell entwickelt sich hier ein reges Treiben. Eicksge chinesische Damen, die auch mitgefahren sind, zünden sich ihre Wasserpfeifen an, kokettiren mit ihren kleinen Füßchen und stecken kichernd hinter den großen Federfächern die Köpfe zusammen, als wir si« anblicken. Bei Whisky, Soda und einer dampfenden Manila besprachen die Chinesen, lebhaft gestikulirend und mit unangenehm lauter Stimme, die Einzelheiten der Fahrt. Der Aufenthalt unter der lärmenden Menge ist nicht gerade angenehm. Die Chinesen räuspern sich und spucken bei einer Unterhaltung fortwährend. Zudem riecht eS bald sehr stark nach China. Endlich wird zur Rückfahrt gepfiffen oder „geheult", wie John Chinaman vom .Eisendrachen" sagt. Wir eilen nach dem Bahnsteig, wo sich un» ein lebhafter Bild bietet. Jeder will der Erste sein. Die Trittbretter sind ziemlich hoch, und der Chinese muß deshalb erst seinen Rock aufnehmen, um sich hinaufschwingrn zu können. Di« chinesischen Damen mit ihrem an dasWatscheln der Enten leb- haftrrinnerndenGangmüssenhinaufgehoben werden. Am nächsten Wagen sieht man einen bezopften Ganymed deS BahnhofSrestau- rantS einen LandSmannn, der soeben einsteigen will, krampfhaft am Rocke zerren. Der Kerl hat entweder seine Zeche nicht be zahlt oder einen nützlichen Gegenstand, vielleicht einen Pfropfen zieher, mitgehen heißen. Doch die Sach« scheint nicht so schlimm zu sein, denn der Kellner läßt s«in Opfer nach einer kurzen Aus einandersetzung loS und derschwindet darauf im Bahnhofsge bäude. Jetzt treten au» der Thür de» Warlesaal» noch zwei volkig wolkeulo« volkig wolkenlos wolkenlos wolkenlos wolkenlos wolkenlos Kebst wolkenlos wolkenlos wolkenlos bsckevkt wolkenlos wolkenlos wolkenlos wolkenlos wolkenlos wolkenlos beiter beiter beckeekt b»lb deckeckt Kegen Kegen wolkig koiter beiter Central-Hotel, Berlin 500 Lmmep von 3 M. — 25 Hk. Wetterbericht Ne» L. >. i» Lbewakt» vom LS. Lull. 9 vbr Llorgens. Meteorologische Leobachtungen »nkcker Sternwarte kn vekprlg. Hübe 119 tletsr über ckew Llsere. Marine. G Berlin, 12. Juli. (Telegramm.) S. M. S. „Pfeil" ist aus dem Verbände des ersten Geschwader» entlassen worden und hat de» Schutz der Nordseefischerri wieder übernommen. Poststation bis auf WeiiereS Kiel. S. M. S. „Niobe" ist am 10. Juli 7 Uhr Nachmittag» in Wilhelmshaven eingelaufen, um 8 Uhr Nach mittags wieder in See gegangen, hat am II. Juli 5 Uhr 50 Min. Vormittags im Nordhasen von Helgoland geankert und ist um 8 Uhr Vormittags wieder von dort in See organgrn. Die Statiousyacht „Farewell" ist am 10. Juli von Wilhelmshaven nach Cuxhaven kn See gegangen. Das Wachtboot „Wega" ist am 10. Juli von Wilhelmshaven nach Helgoland in See gegangen. Adressen all« Garantie W Catalog grab Nuskunftsstrl in Leipzig rlnSkunstSstcl verwalt» beide geöss brachen bi Vormittag ». im Persr Zuganscdli Fahrpreis b. im Güt< Frachtsätze ÜliiSkunstSste Relief-Weltb Blücherplatz was 9—12 Haupt-Melde kirchhof 2, 9 Uhr Vorn Vorm. An Ihrer Mas« Meldeamt ge Patent-, (Seb lTuchhalle), öffentliche Un ivrrsit Wochenta, Les Som ist geössn abends) 9 Annahme nähme de St adtbibI an den ü jeden Ta, nur Mon Bibliothe Bücheram 3-7 Uh 8—7 Uhr Volksbibl Volksbibl 7V.-9'/« Volksbibl Volksbibl gong Rai Volksbib Vüdagogisch, bans, Kran 2'/.-4'/. I Volköbibliat jeden Mittw „Volksbure«! und ähnlick von 5V, bi Städtische» Kunstverei tagen '/,I1- tagen 10—, und Freita ölllios VIMImor Xal8srl. uirü KöinZI. ttokpiavokortskadrik Eingang ^68lsti-s8ss 59. 18. ^uni — 1 1900 Lü mit dem wir äen La in ktMtd etvk ullkttschildtn und drr Politik des dtrzritlgen Ministerium» angepaßt bleiben. * vreSlau, 11. Juli. Der Breslauer Magistrat beschloß, die Straßenbahnen fortan nur in städtis cher Regie zu erbauen und zu leiten und alsbald die Concession für die erste städtische «lektrischc Straßenbahn Königsplatz—Friebeberg nachzusuchen. , D Nürnberg, l2. Juli. (Telegramm.) DerFleischer- VerbandStag sprach sich gegen di« Gestattung der Eia- fnbr von Lebern und Zungen und für die Einführung de» Zwange», Pferdewurst in Frachtpapieren al- solche zu erNären, au». Der nächste VerbandStag wird im Jahre 1901 in Rostock abgebalten werden. Al» Vor sitzender de» Verbandes wurde Eitel au» Düsseldorf gewählt. D Karlsruhe, 12. Juli. (Telegramm.) Denanfang» August bevorstehenden Transporten de» ExpeditionScorpS nach Ostasien wird ein stärkere- Commando von Officieren, Beamten und Mannschaften vorauSgehen, um die Ausschiffung, die erste Unterbringung und Verpflegung, sowie die Abnahme der angekauften Pferde vorzubereiten. Zur Führung deS CommandoS ist der dem Generalstabe des 14. ArmeecorpS angehörige Major v. Falkenbain bestimmt, dem nach seiner früheren mehrjährigen Tbätigkeit als militärischem Instruktor in China und im Gouvernement Kiautschau die Kenntniß der örtlichen Verhältnisse und Sprachkenntnisse zur Seite stehen. Gerichtsverhandlungen, königliche» Schwurgericht. VIII. Sitzung. Leipzig, 12. Juli. In der heutigen, unter Ausschluß der Oefientlichkeit geführten Sitzung, in der sich drr am 8. Januar 1863 in Borutin, Kreis Ratibor, geborene Handarbeiter Johann Stephan Mratzny und der am 21. Juli 1870 in Grimma geborene Hand arbeiter Otto Hermann Fischer zu verantworten hatten, handelte eS sich un« das Verbrechen des Meineid» bezw. um Anstiftung dazu. Der Gerichtshof bestand auS den Herren Landgerichts- director vr. Franze als Vorsitzender und Landrichter vr. Wetzke und Assessor vr. Döge. Die Anklagebehörde war durch Herrn Staatsanwalt vr. Kunze vertreten. De» Angeklagten standen die Rechtsanwälte Martin (für Mratzny) und vr. Koritzer (für Fischer) zur Seite. Die Geschworenen bildeten die Herren Rösch- Dehnitz, Lehmann-Großdeuben, Uhde-Wickershain, Kopp-Ottenhain, vr. ValdainnS-Leipzig-GohliS, Weickert-Leipzig, Kämpffe-Ochsensaal, Körner-Kohren, Valentiner-Leipzig, Dodel-Leivzig, Pätz-Leipzig- Cutritzsch und Mayer-Frohburg. Gemäß dem Wahrspruch der Ge schworenen, Obmann HerrDoLel-Lripzig, wurden beide Angeklagte» frrigrsprochen und sofort au» der Untersuchungshaft entlassen. Deutsches Reich. * Leipzig, 12. Juli. Au-wärtS ist die Mittheilung ver breitet worden, daß bei den Vorstandsmitgliedern der ver schiedenen Leipziger Polenvereine in der letzten Zeit polizeiliche Haussuchungen stattgefundcn, daß ferner die Be hörden zu ermitteln gesucht haben, ob von den VereinS- vorständen, bez. einzelnen Vorstandsmitgliedern Beiträge für den Nationalschatz nach RapperSwyl abgesandt worden sind, auch sollen bei zwei Vereinen die Protokoll- und Cassenbücher beschlagnahmt worden seien. Wie wir festgestellt haben, ist in dieser Nachricht der ihr zu Grunde liegend« Vorgang sehr aufgebauscht worden. Aus Anlaß des Lcitgeber- procefses sind zwar die Vorstandsmitglieder zweier hiesiger Polenvereine polizeilich befragt worden, Haus suchungen und Beschlagnahmen haben aber nicht stattgefuudea. Berlin, 12. Juli. (Staatliche WohnungS- fürforge.) Den ReichStagSbesckluß vom 14. November 1899, durch Untersuchung der bestehenden Wohnungsverhält nisse und der hierauf bezüglichen Verwaltunzsbestimmungen festzustellen, ob und in welcher Weise ein Eingreifen des Reiches zur Beseitigung der Wohnungönoth angezeigt ist, haben Albert Schaffte und Paul Lech ler zum Anlaß genommen, ihren Gedanken über Wohnungs form unter staatlicher Beihilfe die für die gesetz geberische und administrative Lösung deS Problems geeignete Formulirung in zehn Leitsätzen zu geben: „Die staatliche Wohnungsfürsorze aus Anlaß des NeichStagS- beschluffeS vom 14. November 1899." Verlag von Ernst Hofmann <L Co., Berlin. Darin wird, wie wir der „Socialen Praxis" entnehmen, die leitende Mit wirkung zur allgemeinen und gleichmäßigen Verbesserung der Wobnungszustänke der kleinen Leute den staatlichen Organen in Negierung, Gesetzgebung und Verwaltung zngesprocben; hierzu seien die Gemeinden und übrigen Selbstverwaltungs körper für sich allein nicht befähigt, wenn auch zur Mit wirkung berufen. Der preußische Finanzminister vr. von Miguel hält bekanntlich umgekehrt die Lösung dieser Frage gerade für eine Sacke der Communen. Der Staat soll — nach den beiden Autoren — die Bau-, Verkehrs-, GesundheitS- und Sittenpolizei wirksamer üben, dein Vermiethungs- wucher cntgegentreten, den kleinen Leuten die WohnungS- felbstfürsorge mittelbar ermöglichen, wohlfeilen Baucredit schaffen, später vielleicht einmal theilweise bei Woh- nunzSnolh Wohnungen selbst Herstellen bei minimalem Risiko. Ein umfassendes ReichSwohnungSgesetz sei, zunächst wenigstens, eher zu vermeiden, dagegen sei eine vor bildlich wirkende Initiative einzelner, namentlich größerer Bundesstaaten willkommen zu heißen, immer unter Wahrunc der bestehenden Zuständigkeitögrenzen. DaS erste Materia müsse eine allgemeine WohnungSenquete bilden. Die staatlichen Gewalten hätten sich als Specialorgane LandeS- Wohnunzscommissionen zu schaffen, deren freie Con- ferenz das ReichS-Centralorgan bilden könne, wenn ein Reicksamt nickt beliebt werde. DaS ReichS- Centralorgan soll anrezen, Gesammtberichte und Gutachten erstatten und sich an der Controls über die unter Reichs garantie gewährten Baucredite betheilizen. Ohne Gewährung staatlicher BaucapitalSvorschüsse oder ohne staatliche Garantie des BaucreditS werde die Beschaffung der Geldmittel in ausreichendem Maße nickt gelingen. Vollcredite sollen vor läufig nur an gemeinnützige Baugesellschaften oder -Genossen- schaslen gegeben werden. Die Ausgabe tilgbarer besonderer Bau-Rententitel mit dem Charakter staatlicher Baupfand briefe werde eine in finanzieller und administrativer Hinsicht wünschenSwerthe Scheidung zwischen der socialpolitischen Creditvcrmittelung deS Staates und der eigenen SlaatS- credit-Wirthschafk bewirken. — Bei der jetzigen Stimmung der Reichsregierung und der Volksvertretung ist die Durch führung solcher oder ähnlicher Pläne schwerlich bald zu erwarten. Berlin, 12. Juli. (Steigerung der Zahl der Invalidenrenten.) Schon öfter ist darauf hingewiesen, daß die Zahl der Invalidenrenten sich in den letzten Jabren ganz beträchtlick gesteigert hat. In einer vom ReichS-Ver- sickerungsamt veranstalteten Statistik werden dafür die ziffer mäßigen Nachweise gegeben. Von den festgesetzten Invaliden renten entfallen auf daS Beginnsjahr 1891 in absoluter Zahl 2926 oder 8 vom Tausend, auf 1892: 34 462 oder 91 o/oo, auf 1893: 44 029 oder 117 o/oo, auf 1894: 51 059 oder 136 o/gg, auf 1895: 55 492 oder 1470/oo, aus 1896: 65 080 oder 173«/oo, auf 1897: 73 618 oder 1950/go und auf 1898: 50 213 oder 133 vom Tausend. Die Steigerung der Zahlen von 1892 bis 1897 ist ganz bedeutend, und wenn die Zahl für 1898 kleiner als die für 1897 ist, so darf daraus keinesfalls auf einen Rückgang der entsckädlgungöpfticktigen Jnvaliditätsfälle geschlossen werden. Die niedrige Zahl ist schon dadurch erklär lich, daß viele Ansprüche aus diesem Jahre verspäteter Anmeldung u. s. w. bis Ende 1898 noch nicht erledigt werden konnten. Die bedeutende Steigerung der Zahl der in den einzelnen Jabren eingetretenen Jnvaliditätsfälle, die zur Bewilligung einer Rente führen, ist dem Zusammenwirken verschiedener Ursacken zuzuschreiben, zum Theit dürfte sie darauf zurückzuführen sein, daß viele in den ersten Jahren erwerbsunfähig gewordene und inzwischen gestorbene Personen ihre Ansprüche aus Unkenntniß des Gesetzes nicht geltend gemacht haben. Von den 376 879 Invalidenrenten sind bis zum Schluß des Jahres 1898 durch Tod, Wiedererlangung der Erwerbsfähigkeit rc. bereit» 117 567, also 31 Procent, wieder weggcfallen. DaS Verhältniß zwischen der Zahl der festgesetzten und der weg- gekallenen Invalidenrenten ist bei den einzelnen Versicherungs anstalten sehr verschieden. So waren von je 100 der bis Ende 1898 festgesetzten Invalidenrenten bis Ende 1898 wieder weggefallen in Ostpreußen 25, Westpreußen 21, Berlin 36, Brandenburg 30, Pommern 27, Posen 24, Schlesien 29, Anhalt 34, Schleswig-Holstein 24, Hannover 29, Westfalen 34, Hessen-Nassau 34, Nhein provinz 31, Oberbayern 27, Niederbayern 29, Pfalz 41, Le/t/s 'AU Or'össto knbrlk von Selckenstokken In Snebsen. Xssnlglteker, OrossberrogUeber nock Uerrogl. KoMekerant. Specinlititt: 8vIcko»I»ari» »etvlisstr. S» SS. Oberpfalz Obtdfranken 82, Mittelfranken 87, Unttr- ranken 3l, Schwaben 32, Königreich Sachsen 38, Württem- >erg 31, Baden und Großherzogtbum Hessen je 38, Mecklen burg 31, Thüringen 40, Oldenburg 3l, Braunschweig 41, Hansestädte 32, Elsaß-Lothringen 33. Die Anstalten Pfalz und Braunschweig zeigen demnach die höchsten, Westpreußen, Posen und Schleswig-Holstein die niedrigsten Wegfallzablen. Die großen Unterschiede sind aus verschiedene Umstände zurückzuführen. Eine erhebliche Nolle spielt hierbei u. A. die Verschiedenheit der Alterövertheilung der Rentenempfänger. 6 Berlin, 12. Juli. (Telegramm.) AuS Bergen, 12. Juli, wird gemeldet: Der Kaiser erledigte heute Vor mittag RegierungSgeschäste mit den Vertretern der Cabinete. DaS Mittagsmahl wurde beim deutschen Consul eingenom men. DaSWetter ist sehr schön. Jn PuddeSford prangten heute früh alle Schiffe, die dort vor Anker lagen oder die „Hohenzollern", deren Musik nationale Weisen spielte, um kreisten, in Flaggengala. Gegen 10 Uhr Vormittag» traf das norwegische Panzergeschwadrr unter donnernden Salutschüssen ein und fuhr an der „Hohenzollern" vorbei, auf der Kaiser Wilhelm stand, und ging dann vor Anker. DaS Gesckwader besteht auS den Panzerschiffen „Haralv Haarfager" und „Tordenskjoeld" und dem Kreuzer „Frithjof" und wird von Viceadmiral Krogk befehligt. Dieser machte gleich, nachdem daS Geschwader vor Anker gegangen war, dem Kaiser seine Aufwartung. Der Kaiser besuchte darauf daS Geschwader. — Die Norblandreise des Kaisers ist dem „Hamb. Corresp." zufolge vorläufig bis zum 6. August d. I. geplant, doch ist eine Abkürzung bei der herrschenden politischen Lage natürlich nicht ausgeschlossen. — Der zum Präsidenten deS neu zu errichtenden Reichs Militärgerichts ernannte Generalleutnant Freiherr v. Gemmingen ist gleichzeitig bis zum 1. Oktober d. I. zu den Officieren von der Armee mit Anweisung seines Wohn sitzes in Berlin versetzt worden. Freiherr von Gemmingen war bisher Commandeur der 38. Division in Erfurt. Er bat am 1. October 1861 sein Leutnantspatent erhalten, am 22. März 1881 wurde er Major, am 17. April 1888 Oberstleutnant, am 24. März 1890 Oberst, am 27. Januar 1894 Generalmajor. Generalleutnant ist er seil dem 10. September 1897. — Der zum Commandeur deS ostasiatischcn ExpeditionScorpS ernannte Generalmajor v. Lessel hat zuletzt die 28. Division in Karlsruhe commandirt. Sein Leutnant-patent erhielt Herr v. Lessel am 7. April 1866, zum Major wurde er ernannt am 12. November 1885, zum Oberstleutnant am 14. Februar 1891, zum Obersten am 17. März 1894 und zum Generalmajor am 17. April 1897. * Wilhelmshaven, 11. Juli. Das frühere Panzerschiff „Kronprinz" ist, den „Hamb. Nackr." zufolge, als Werk- stältenschiff für Ostasien in Aussicht genommen, welches mit freiwilligen Arbeitern der Werft besetzt werden soll. Zahlreiche Meldungen sind bereits eingelaufen. Krotoschin, 11. Juli. Wie der „Goniec Wielkopolski" mittheilt, hat in der letzten Zeit bei polnischen Gymna- si asten wieder eine Röihe Haussuchungen stattgefunden. Es wurden mehrere Bücher beschlagnahmt, u. A. auch Exemplare des neuesten Romans von Heinrich Sienkiewicz „(Zuo vaäis". Nach d:m genannten polnischen Blatte fanden die Haussuchungen auf Veranlassung der Schulbehörde statt. * Paderborn, 11. Juli. Die päpstliche Bestätigung der Wahl des Bischofs I)r. Schneider ist hier eingetroffen. Die Consecration findet am 15. August statt. tti. SondcrShauscu, 11. Juli. Zu dem bevorstehenden 70. Geburtstag des Fürsten tbeilt daS Hofmarschallamt mit, daß der Fürst den Tag in aller Stille zu begeben und keinerlei Widmungen oder Festgaben anzunehmen gedenkt. —r. Ans dem Ärotzljcrzogthum Sachscn-Weimar, 12. Juli. Die Agitation für die im kommenden Herbst bevorstehenden Wahlen zum 29. weimariscken Landtage hat bereits begonnen und wird namentlich von den OpositionSparteien mit Hochdruck betrieben. So bat u. A. die freisinnige Volks partei eine VertrauenSmänner-Versammlung abgehalten, die aber dem Vorstand eine Enttäusckung bereitet haben dürfte, da nur auS fünf Städten Delegirte anwesend waren. Die Verhandlungen waren streng vertraulich, eS kann aber wohl ohne Weiteres angenommen werden, daß der Antrag Kühner-Eisenack, mit dem sich die Versammlung beschäftigte, Vorschläge zu Wahlbündnissen machte, durck welche die frei sinnige Volköpartei aggressiv vorzugeben hofft gegen die ihr unangenehme politische Nicktung des Ministeriums des Innern. Die Aussichten für den Wahlkampf saßt die „Ostthür. Ztg." dahin zusammen: Die Socialdemokraten hoffen nicht allein den seit einer Reihe von Jahren in ihrem Besitz befindlicken Wahl bezirk Apolda-Stadt zu behaupten, sondern noch die Wahlkreise Apolda-Land, Allstedt und Ilmenau zu erobern. Hier ist aber die Aussicht aus einen Sieg überall gering, wenn nicht etwa die bürgerlichen Parteien sich noch lässiger zeigen als bisher, der ge- fährdetste Bezirk ist Apolda-Land. Die, freisinnige Volks partei, gegenwärtig durch 3 Abgeordnete (Weimar-Stadt, Eisenach-Stadt und Marksuhl-Ruhla) vertreten, rechnet darauf» diese Mandate nicht nur zu behaupten, sondern mindestens noch Jena-Stadt mit Hilfe der Demokraten und Social demokraten zu gewinnen. Eisenach wird ihr sicher, Marksuhl- Ruhla aber nur dann verbleiben, wenn die dortige agrarische Strömung sich nicht als stark genug erweist, um den früheren Abgeordneten, Bürgermeister Gerlach-Marksuhl wieder durchzubringen. Dagegen dürfte ihr Weimar, wenn hier ein geeigneter nationalliberaler Candidat gefunden wird, verloren gehen, da der derzeitige Abgeordnete wegen seiner recht befremdlichen Wirksamkeit als Stadtrath keine besonderen Sympathien innerhalb der Bürgerschaft mehr genießt. Die Nakionalliberalen werden höchstens Jena ver lieren, was durch den Wicdergewinn Weimars ausgeglichen würde, während die Conservativen und Agrarier für ihre bisherigen 17 Mandate — die die absolute Mehrheit dar stellen — kaum irgendwie besorgt zu sein brauchen. Der neue Landtag wird sich von seinen Vorgängern dennoch schwerlich ^Uükilbi ktUIvr, I ^1 A, 1 Gefells ksr Z KO sebwuck K1V leiebt 0 miissüx 0 leiebt k leiebt 80 wiissür 0 leiebt 8 leiebt OKO leiebt io Lueksen um 11. luli 1900: Stornoway . 8Iavk5oä . . Obrisuuusuock Kupuruoä» . kkuckeeoLe « Stoekbotm . Lopollbuxeo Kemel . . 8wioemllocks 8k»xeo . < 8xlt . . . Kumdurr , Kelcker . . 8<üII^ ... tltiontor , , Lorlio. . « Larlsruds , kruoklurt L. Ll. Lletr . . » < karis . . » < Uüoekeo. , . Odemuitr. . « Wien .... kn« « f » < Lrukuo » . < Lembore. . < Kerouunntackt < Irieet. . , kitt» .... kvkersdorir . < kumdurgbeuck < Kol^deuct . < Lurstcustlo . < ^berckoeo. . . Rocbespoiot. . Varmutb. . < Valentin. . < Olermoot. . < Oderdoure . < ^VitteroneeverlLul Schweden. * Stockholm, 12. Juli. (Telegramm.) In dem I heutigen StaatSrathe wurde Amtmann K. S. HuSberg zum Minister ohne Portefeuille ernannt. Orient. Revolution in Eypern7 * Konstanttnopel, 12. Juli. (Meldung de» Wiener k. k. Telezrapben-CorrespondenzbureauS.) Nach einer au» der Hauptstadt Cy Perus, Lcvkosia, im Mdiz-PalaiS ein gegangenen Nachricht soll daselbst eine aufrührerische, gegen England gerichtete Bewegung zu Tage getreten sein. Die Königin von England sei hiervon verständigt, und eS sei ihr nahe gelegt worden, sich an den Sultan zu wenden. Einige Mitglieder der revolutionären Partei seien ver haftet. Die Ruhe sei wieder hergestellt, doch herrsche die Ansicht, daß die Bewegung von Neuem zum Ausbruche ge langen werde, wenn nickt entsprechende Anordnungen getroffen würden. In hiesigen englischen Kreisen ist von einer derartigen Bewegung absolut nichts bekannt. Man glaubt, daß die Urheber, darunter mohamedanische Geistliche, zu persönlichen Zwecken die Nachricht verbreiten. Mohamedanische Geistliche und der Mufti von Levkosia sind nach Konstantinopel berufen, um Aufklärungen zu geben. — Der provisorische Präsident der Nationalversammlung und der Senat von SamoS haben auss Neue telegraphisch die Bitte an den Sultan gerichtet, die Arbeiten der Nationalversammlung bis zur Ankunft deS kaiserlichen CommissarS zu suSpendiren. -t- 13 ff- 15 -t- 12 -i- 2l -t- 16 -t- 13 -t- 18 -l- 15 -i- 15 -t- 17 -i- 16 -i- 19 -l- 20 Ltution Leek. w '1'eio>>er»tur IViuä »Wer- Kirrei Kmim. Lresckou .... 115 -s-16,2 4- 7,7 k 1 — 1«iprie .... 117 -s-I6,6 4- 7,7 0 1 — Ooläirr « . . 169 -t-16,1 4- 5,9 K1V 1 —— kuntrsn .... 202 -t-152 4- 6,2 KKO 1 0,0 AttLU ..... 258 4-14.6 4- 10,3 KKW 2 1,5 ObemllilL. . 310 4-14,2 4- 6,4 KW I — Kreiders . . . 398 4-15,0 4- 7,4 KO . I — 8eboesbsrx ... 435 4-14,2 4- 4,2 KKO 4 —— LLrer 500 4-13,4 4- 1.9 KW L — ^tenderjx . . . 751 4-13,2 4- 4,4 OKO 2 —- keidreobuin . . . 772 4-11,2 4- 0,5 KO , 3 kicdteldertr . . . 1213 4- 8,8 4- 4,5 KO 5 — (Kinimum ouck kieäersedlue worden um Kittae ubesleseo.) 2vti cker Lsodkiedtunx. Lurom. r«cl. »iik Idsrwo- wslsr. UslLtiv« l'rueti- vuu.-», Wtu<1- rlektime u. Sttrk» Hirn MH Ich- 11. 5uU Lb. 8 V. 754,5 4-17,5 67 080 L klar 12. ^uli K«. 8 - 752,5 4-17.6 71 0 1 klur » km. 2- 750,5 4-22,3 45 KO 3 klar Kaiimuw cker I'omverutur — 4» 21".4. Cmiwllm »» 4- lO'.O.
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