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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.07.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-07-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000717028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900071702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900071702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-07
- Tag1900-07-17
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UuiversitätSstrabe 3 (Paulinumz Loui» Lösche, ßlthssiiostt. 1», p«n. u»d König-Platz L Abend-Ausgabe. Wpzigcr TagMM Anzeiger. Ämtsvlatt des Költigkichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Mathes und MEzei-Ämtes der Ltadt Leipzig. 35S. Dienstag den 17. Juli 1900. Anzeigen-PreiS die S gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Keekamen unter dem RedactionSstrich (4ga» spalten) 50vor den Familieunachrichte» (6 gespalten) 40 Größere Schriften laut unserem Preis- verzrichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-AuSgabe, ohne Poslbesörderung M.—, mit Postbeförderung 70.—. Annahmeschluß für Ilnzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je ei» halbe Stunde früher. Anzeige» sind stets an die Exprditior zu richten. Druck nnd Verlag von E. Polz in Leipzig 91. Jahrgang. Vie Wirren in China. Die heute im Morgenblatt mitgetbeilten Depeschen haben die gestrigen bestätigt und ergänzt. Es ist nicht daran zu zweifeln, daß die Verbündeten nunmehr Tientsin erobert daben und daß dies unter japanischem Oberbefehl geschehen ist, stellt dieser jungen Macht ein recht günstiges Zeugniß aus. Die Verbündeten haben große Verluste gehabt und eö bestätigt sich, daß die chinesische Artillerie mit ihrem unaufhörlichen Granat- unv Shrapnellfeuer große Verwüstungen anrichtete und daß sie durch die Genauigkeit und Sicherheit, mit welcher die Geschütze von den eingeborenen Kanonieren unter ihren eigenen Officieren bedient werden, überrascht. Hier scheint leider wieder der europäische Militärinstructeur zum Nachtbeil seiner eigenen Landsleute schwer ins Gewicht zu fallen, denn spcciell dei der chinesischen Artillerie bat sich bis jetzt immer eine verhältn iß- mäßig hervorragend gute Schulung und Disciplin gezeigt, die sie nur von ausländischen Drillmeistern gewonnen haben kann. Dieses gute Schießen der Chinesen hat zu der besonders von englischen Schandblättern, wie „Daily Expreß", colportirten Mär Veranlassung gegeben, daß die Chinesen thcilweise unter europäischem Befehl ständen, ja der englische Capitän Payley von dem englischen Kriegsschiffe „Aurora" soll „cvn- statirt" haben, daß er mit eigenen Augen sah, wie ein Nicht chinese in europäischer Kleidung die kaiserliche Artillerie, welche Tientsin beschießt, commandirte resp. dirigirte. Der „Daily Expreß" läßt durchblicken, daß eS Deutsche sein „könnten", die mit den chinesischen Kanonen handirlen. A Wird wirklich Zeit, daß diesen englischen Hetzblättern, die ihre Hetzerei und Verlcumdungssucht nicht einmal angesichts der Waffenbrüderschaft der Deutschen und Engländer und deS gemeinsamen Todes für eine Sache nicht lassen können, das lose Maul gestopft wird. Von den vielen aus chinesischer Quelle stammenden Ge rüchten und Berichten entbehrt eine Meldung nicht eines gewissen Interesses, wonach in Peking der Versuch gemacht ma soll, den Prinzen Tuan durch Mord aus dem Wege zu räumen. Ein kaiserlicher Ossicier soll sich in der Nacht in den Jamen des Prinzen Tuan geschlichen haben »nd sogar bis in dessen Schlafgemach vorgedrungen sein, woselbst er jedoch durch die Wächter des Prinzen überrascht wurde, als er gerade im Begriffe war, den Mord auSzu- führen. Prinz Tuan ließ den Mann sofort enthaupten, seinen Kopf in einen Korb packen und diesen mit einer höhnischen Botschaft an den General Dung Lu senden, der nach dem Bekenntniß des Hingerichteten der Anstifter zu der That gewesen sein soll. Wie aus den weiter unten mitgetheilten Telegrammen hervorgeht, wird die Lage immer ernster, so daß auch die Amerikaner an eine erhebliche Vermehrung der Streit kräfte denken. So ist die Meldung von der Theil- nahme der Truppen deS VicekönigS in Schantung am Kampfe gegen die Verbündeten noch nicht demcntirt, ebensowenig weiß man, was der alte Fuchs Li-Hung-Chang mit den angeblich 50 000 Schwarzflaggen (Piraten) machen will, und dann liegt eine Nachricht vor, daß die Boxer sich nunmehr auch nach dem Süden wenden und sich in Tsching- sang-po festsetzen wollen. Angeblich gute Vicekönige sind zum Prinzen Tuan übergegangen und in Niutschwang steht ein erbitterter Kampf bevor. * Paris, 16. Juli. Nach einem Telegramm des „Temps" auS Shanghai beschlossen die Gouverneure der Provinzen Hope, Hunan und Honan den Weisungen des Prinzen Tuan zu gehorchen. Zahlreiche Christen wurden massacrirt, Kirchen zer stört. In der Provinz Che-Kiang beginnen gleichfalls Ruhestörungen. Auf Ersuchen des französischen Consuls in Shanghai traf der dortige Gouverneur Maßnahmen zum Schutze der Franzosen. * London, 17. Juli. Eine Shanghaier Depesche des „Daily Mail" vom 16. Juli bezeichnet als eins der ernstesten Merkmale der Lage, daß nach amtlichen chinesischen Quellen den Boxern nahgelegt worden sei, sich nach Süden zu wenden. Es heiße, daß sie Tschinghangpo am Großen Canale zum Zielpuncte von 5 Regimentern zu machen beabsichtigten, die nach diesem Platze abgehen und sich unterwegs ergänzen sollen. Die Depesche berichtet ferner, daß in Niutschwang ein ernster Kampf bevorstehe. Die Boxer ständen dicht bei der Fremdenniederlassung. Tie Russen hätten die Straßen verbarricadirt und die russischen Bankbeamten hätten das Geld und die Werthpapiere nach Port Arthur gebracht. * London, 16. Juli. (Unterhaus.) Parlamentsunterjekretär des Auswärtigen Vrodrick erklärt, obgleich die Negierung keine positive Mittheilung bezüglich der schrecklichen Katastrophe in Peking erhalten habe, so könne man doch kaum sich noch irgend welcher Hoffnung hingeben. In wesentlichen Punctcn seien aller dings die Berichte über die Niedermetzelung der Fremden ungenau. Der britische Geueralconjul Warreu habe aus Shanghai vom 15. Juli gemeldet, er habe aus gut unterrichteter chinesischer Quelle erfahren, die Geschütze sollen, wie man glaubt, am 8. Juli auf die Gesandtschaften gefeuert haben. Darauf wäre die Nieder- metzelung der Fremden gefolgt, um einen nicht wieder gut zu machenden Bruch mit den Fremden überhaupt herbei- zuführen. Diese Nachrichten, fügt der Consul hinzu, seien noch nicht bestätigt worden, doch fürchte er, daß sie wahr seien. Vrodrick thcilt ferner mit, es sei ein Telegramm eingctrofsen, welches besage, Admiral Seyinour sei wieder an Bord seines Schiffes gegangen, nachdem er eine genügende Anzahl Mannschaften der Marine brigade in Tientsin zurückgelassen, um die Geschütze zu bedienen. Admiral Seymour telegraphirte ans Taku vom 14. d. M., er glaube,, daß die vereinigten Truppen von allen Forts mit Ausnahme des FortS von Tientsin Besitz ergriffen hätten. Vrodrick giebt sodann folgende Darstellung über die Stärke der bei Taku ünd Tientsin am 10. Juli vereinigten Truppen der Mächte: Die Russen haben 149 Officiere, 8200 Mann, die Japaner 124 Officiere, 5100 Mann, Eng land 175 Officiere, 2400 Mann, Frankreich 103 Officiere, 2400 Mann, Deutschland 36 Officiere, 2400 Mann, die Amerikaner 10 Officiere, 1300 Mann; außerdem sind noch kleine Abheilungen der Oesterreicher und Italiener dort, sodaß sich die Gesammtslärke der vereinigten Truppen aus 604 Lssicicre und 20 700 Mann beläuft. Bedeutende Truppcnvcrstärkungcn werden jetzt auSgefchisst oder sind noch unterwegs, jedoch ist das Landen von Truppen in Taku infolge mangelnder Vorrichtungen beschränkt. In Beantwortung verschiedener Anfragen erklärt der ParlamentSunterfekretär des Auswärtigen Vrodrick weiter: Die Instructionen, die die englische Regierung dem ältesten Marine-Osficier auf der chinesischen Station gegeben habe, lauteten dahin, daß alle Angelegenheiten im Einvernehmen mit den befehligenden Officieren der anderen Mächte zu erledigen seien, lieber verschiedene Puncte schwebten Verhandlungen zwischen den Regierungen. Weitere Erklärungen könne er nicht abgeben. Hinsichtlich der Frage, ob die eng lische Regierung den Vorschlag genehmigt habe, die verbündeten Truppen unter dem Befehl eines japanischen Officiers zu stellen, er ¬ klärt Vrodrick, daß ein solcher Vorschlag gar nicht gemacht worden sei. Der erste Lord Les Schatzes Balfour erklärt, daß dem Hause ein Nachtragscredit in bedeutendem Umfange werde unter breitet werden, um, wie er hoffe, die letzten Mittel für den Krieg in Südafrika zu beschaffen und ferner die Kosten der Operationen in China zu decken. Balfour erklärt weiter, es werde dem Hause ein Gesetzentwurf vorgelegt werden bezüglich der Einreihung der Matrosen und Marinesoldaten in die Reserve nach einer zwölfjährigen Dienstzeit. Balfour drückt die Hoffnung aus, daß die Tagung in der am 5. August beginnenden Woche geschlossen werden könne. * Brüssel, 16. Juli. Ter Minister des Auswärtigen hat von der belgischen Vertretung ein aus Shanghai vom 16. Juli Abends 8 Uhr Latirtcs Telegramm erhalten, das den-Sieg der ver bündeten Truppen in Tientsin bestätigt. * Brüssel, 16. Juli. Die Depesche des belgischen Vertreters aus Shanghai vom 16. Juli Abends bemerkt ferner, daß dem Taotai von Shanghai noch keine Bestätigung der allgemeinen Ermordung der Fremden in Peking zugegangen sei. * Petersburg, 16. Juli. Beim Hauptstabe sind folgende Meldungen eingelaufcn: Aus Nikolskoje im Ussuri-Gebiete wird unter dem II. Juli gemeldet: Tie Lage der Mandschurei ist kritisch, da die chinesischen Truppen zusammen mit den Boxern operircn, und die Bewegung, der die Regierung sympathisch gcgenüberstcht, zweifellos national ist. Am 9. Juli be schloß Japan, eine neue Division nach Taku zu senden; die Einschiffung begann am 12. Juli. Ter Hauptingenieur der mandschurischen Bahn meldet, Laß die Eisenbahnbeamten und Schutz wachen nach den Grenzstationen zurückgezogen worden seien. Hierauf seien die Bahnstationen geplündert, die Vorräthe vernichtet und die Telegraphenverbiudung mit Chabarowka gestört worden. — Eine Meldung ausDscharkent vom 11.Juli besagt, LaßKuldscha(Wcst- grcnze der Mongolei) unruhig sei, und daß eine Compagnie zum Schutze Les Consuls dorthin entsandt worden sei. — Nach einer Nachricht aus Söul vom 9. Juli ist die Telegraphenverbin dung mit Port Arthur gestört. — Der Militärgouverneur des Amur-Gebiets meldet unter dem 14. Juli: Ter Dampfer „Michael", der von Chabarowka nach Blagoweschtschensk mit 5 Barken nnd Artilleriemunition für diesen Ort abgegangen war, wurde beiAigum mitschüssen empfangen und durch Signale aufgehalten. Drei bewaffnete chinesische Officiere begaben sich an Bord mit dem Befehle, die Schifffahrt auf dem Amur ein zustellen , und verlangten, den Schiffscommandantcn und die Officiere zu sprechen. Während der Verhandlung stieß der Dampfer „Salcnga" mit einem russischen Grenzcommissar und einem Zuge Kosaken an Bord zu dem Dampfer „Michael". Der Commissar ertheilte den Befehl, die Fahrt fortzusetzcn. Als der Dampfer sich in Bewegung setzte, eröffneten die Chinesen ein Gewehr« und Geschützfeuer. Die Kosaken erwiderten das Feuer, und eS gelang den Dampfern, obwohl beschädigt, nach Blagoweschtschensk zu kommen. Ter Commissar und 4 Mann sind verwundet worden. Unterdeß war eine stärkere russische Truppen- abtheilung aus Blagoweschtschensk abgesandt worden, um den russi schen Schiffen die freie Fahrt sicherzustcllen. * Washington, 16. Juli. Admiral Nemey meldet auS Tschisu vom heutigen Tage: Nach hier eingegangeneu Berichten griffen die verbündeten Truppen die Eingeborenen stadt in Tientsin am Morgen des 13. Juli an. Die Russen am rechten Flügel mit dem amerikanischen 9. Infanterie- Regiment und die Marine-Truppen aus dem linken Flügel. Die Ver luste der verbündeten Truppen waren groß. Die Russen verloren 100 Mann, einschließlich eines Artillerie-Obersten, die Amerikaner über 30 Mann, die Engländer über 40, die Japaner 58 Mann ein schließlich eines Obersten; die Franzosen büßten 25 Mann ein. Um 7 Uhr Abends wurde der Angriff der Verbündeten auf die Eingeborenenstadt mit großen Verlusten zurückgewiesen. Die Berichte sind noch unvollständig. * Washington, 16. Juli. („Renter's Bureau.") Es ist Grund zu der Annahme vorhanden, daß 8000 bis 10 000 Mann so schnell als möglich zusammengezogen werden, um nach China zu gehen. Sollte es die Lage erfordern, daß mehr Truppen aufgeboten werden, müßte der Congreß zusammentreten. Tas Blutbad in Pcking wird in folgenden Telegrammen der „Voss. Zig." phantasievoll geschildert: "London, 16. Juli. (Eig. Drahtber.) Eine Shanghaier Drahtung des „Daily Expreß" vom 14. Juli besagt, Sheng, der Taotai von Shanghai, verlangte heute Audienz bei dem gesammten Consularcorps und benachrichtigte es anscheinend mit tiefer Bewegung, daß gegen den 30. Juni grego rianischer Zeitrechnung sämmtliche Ausländer in der britischen Gesandtschaft ermordet worden sind. Er hätte, sagte er, diese Nachricht vom Gouverneur von Shantung Auanshikai empfangen, der meldete, daß die fremden Gesandten und Legationswachen, die mit Frauen und Kindern Hungerqualen litten, da sie seit vielen Tagen ohne Lebens mittel waren, beschlossen, in der Nacht zum 30. Juni einen Ausfall zu machen. Der Angriff erfolgte unerwartet. 200 chinesische Truppen wurden von den Legationswachen getödtct. Tungfuhsiang's Truppen, die die Thore der Gesandtschaft be setzt hielten, wie die Boxer, versuchten alsdann die Gesandt schaften zu stürmen, stießen aber auf verzweifelten Widerstand und zogen sich zurück. Wüthend gemacht durch diesen Wider stand und die Verluste seiner Truppen, ließ General Tung schwere Geschütze auffahren und die Gesandtschaft beschießen, bis sie zerstört war und in Flammen stand, alle Fremden, die nicht durch Kanoncnfeuer oder durch Tung's Truppen oder die Boxer getödtet wurden, kamen in den Flammen u m. Tuan hatte die Gesandtschaften umringen und die Lebensmittelzufuhr abschneiden lassen, in der Annahme, daß die Gesandten, um ihr Leben, wie das der Frauen und der Kinder, zu retten, sich bedingungslos ergeben würden und er dann in der Lage sein würde, mit den Mächten Unterhandlungen wegen der Zerstörung der Takuforts anzuknüpfen. Tuan ver mochte nicht zu verstehen, wie die Fremden so lange Stand halten konnten, und entdeckte schließlich durch Wachen, daß Prinz Tsching sie mit LebensmittelnundMunitionversah. Auf seinen Befehl wurde auf Tsching's Mandschutruppen gefeuert. Diese wurden mit großen Verlusten zurückgetrieben. Das Schicksal Tsching's ist unbekannt, er soll entweder getödtet oder schwer verwundet sein. Der Angriff auf die Gesandtschaft wurde nach den ersten sechs oder sieben Tagen stets bei Einbruch der Nacht eingestellt und die Fremden, die von Tsching mit Munition für ihre Gewehre, aber nicht für die Maschinenkanonen versehen wurden, glaubten, sie könnten die Soldaten an den Thoren Nachts erfolgreich überrumpeln und sich durchschlagen. Der Ausfall wurde am frühen Morgen des I. Juli gemacht. Alle FrniHetoir, Vs Viana. Roman von Marian Comyn. Nachdruck «erboten. „Auffälliger Weise geschah dies an jener Stelle, in deren Nähe sich das Häuschen zweier früheren Diener meines Vaters befand, eines alten Mannes Namens Candy und seiner Frau — die selben, welche jetzt in Priors Holm leben. Adelaide ging zu ihnen, und die alten Leute nahmen sie bei sich auf, trockneten ihre Kleider und suchten sie dann zu überreden, Nachrichten nach Priors Holm zu schicken, damit wir wüßten, wo sie wäre; doch dazu wollte sie ihre Einwilligung nicht geben. Natürlicher Weise war sie über ihre That beschämt und wollte dieselbe geheim hal ten. Am amdernMorgen bracht« der alteCanidy, der auf dem Felde thätig gewesen war, die Nachricht ins Haus, daß man den Fluß durchsucht habe, da ein Knabe gesehen, wie sich eine Dame ins Wasser gestürzt habe. Und da bemächtigte sich Adelaide's ein furchtbarer Gedanke — furchtbar in der That, wenn man be denkt, zu welchen Folgen derselbe führte. Man hielt sie für todt, und sie beschloß, diesem Gerücht nicht zu widersprechen, in der Hoffnung, daß der Kummer um sie die Liebe ihres Gatten wieder zum Leben erwecken würde. Es war eine wahnsinnige Idee, aber sie war jung, und die Leidenschaft machte sie blind. Unglück licher Weise war es nur zu leicht, diesen Plan mit Erfolg durch zuführen. Rebecca Candy, welche Adelaide's Amme gewesen, war ihr treu ergeben und ließ sich leicht dazu bewegen, ihre An wesenheit in dem Häuschen geheim zu halten, und der alte Mann wurde ebenfalls dazu veranlaßt, Schweigen zu bewahren. „So vergingen beinahe vierzehn Tage, als Adelaide eines Abends, als es schon vollkommen finster war, nach Priors Holm ging und durch das hohe französische Fenster das Bibliothek zimmer betrat — mein sogenanntes Arbeitszimmer. Die Vor hänge an den Fenstern waren herabgelassen und eine Lampe er hellte das Zimmer, aber es befand sich Niemand in demselben. Auf dem Tische stand «in Kasten mit Pistolen, die am Morgen jenes Tages von London angelangt und von AntoniuS geprüft worden waren. Er beabsichtigte, Priors Holm noch an dem selben Abend zu verlassen und eine Reise nach Egypten anzu treten. Er hatte seine Reisevorbereitungen zum größten Theile getroffen und der Zufall fügte es, daß er, als Adelaide in Priors Holm eintraf, gerade nach Crowhurfi hinübergegangen war, um sich von Friedrich Beauchamp zu verabschieden. Nachdem Ade laide eine geraume Zeit im Zimmer gewesen war, hörte sie Schritte draußen im Corridor, und nicht wissend, wer da kam, verbarg sie sich hinter den Falten eines Vorhangs. Die Person, die gleich darauf das Zimmer betrat, war keine andere, als Hefter Lane, welche die Reiseflasche Antonius', mit Sherry ge füllt, in der Hand trug. Wenige Minuten später betrat Antonius selbst das Zimmer." Philipp hielt einen Augenblick inne und warf einen Blick auf Antonius, welcher seiner Erzählung, wenn auch aufmerksam, doch ohne Erregtheit zu folgen schien. In der That schien sich An tonius von dem ersten Schreck, der ihn bei der Nachricht, daß seine Gattin am Leben sei, ergriffen hatte, erholt zu haben, er bewahrte seine Haltung in wahrhaft bewunderungswürdiger Ruhe und schien tatsächlich der am wenigsten Erregte in der kleinen Gesellschaft zu sein. Er war sich noch nicht klar über sein Verhalten, zuerst wollte er alle Einzelheiten der Situation er fahren und erst dann Stellung zu der Sache nehmen. Philipp selbst empfand seine Lage auf das Peinlichste und beim Schluß seiner Enthüllungen vermied er es geflissentlich, Diana anzublicken. Er wendete sich zu Antonius. „Wenn ich in manchen Einzelheiten vielleicht irre", sagte er, „so bitte ich Sie, dieselben richtig zu stellen. Ich erzähle alle diese Thatsachen in Ihrer Gegenwart, um Ihnen Gelegenheit zu geben, sich zu vertheidigen, wenn Sie dazu in der Lage sind." Antonius schüttelte ungeduldig den Kopf. „Kommen Sie zu Ende. Es wird Zeit genug sein, wenn ich dann spreche." „Wie Sie wollen. Was sich während Ihres Zusammenseins mit Hefter Lane ereignete, brauche ich wohl kaum zu wiederholen, genug — sie hatte die Arme um Ihren Hals geschlungen und nahm mit Thränen in den Augen Abschied von Ihnen. Sie trösteten sie mit dem Versprechen Ihrer baldigen Rückkehr, ver sicherten sie Ihrer aufrichtigsten Zuneigung und deuteten an, daß Sie 'das Mädchen nach Ihrer Rückkehr zu Ihrer Gattin machen wollten. Alles dies hörte Adelaide in der Fensternische, in der sie verborgen war, mit an, und es ist sicherlich nicht zu verwun dern, daß sie von einer an Wahnsinn grenzenden Verzweiflung ergriffen wurde. Dann sagten Sie zu Hefter Lane, es sei die höchste Zeit, daß Sie fort müßten, und Sie gaben ihr den Rath, noch einige Zeit in dem Bibliothekzimmer zu verweilen, bis die Spuren der Erregung auf ihrem Antlitz nicht mehr sichtbar wären. Als Sie das Zimmer verlassen hatten, sank das Mäd chen halb ohnmächtig in einen Armstuhl nieder und bedeckte das Gesicht mit beiden Händen. In diesem Augenblick verließ Ade ¬ laide den Platz, an dem sie sich verborgen gehalten, halb wahn sinnig vor Eifersucht. „Ich weiß nicht, was zwischen den beiden Frauen vorgegangen und würde, selbst wenn ich es wüßte, nicht für nöthig erachten, cs zu wiederholen. Was mich anbetrifft, so hatte ich an jenem Abend das Haus verlassen, weil ich ein Zusammentreffen mit Ihnen vermeiden wollte, ich kehrte erst, nachdem ich den Wagen, der Sie nach der Bahn bringen sollte, hatte fortfahren sehen, in das Haus zurück, und zwar durch eine kleine Seitenthür. Ich bcgab mich direkt nach dem Bibliothekzimmer. In demselben Augenblick, wo ich ins Zimmer trat, hörte ich den Knall eines Schusses, und nachdem der Rauch sich verzogen hatte, sah ich Adelaide — noch mit dem Revolver in der Hand vor mir stehend —, vor ihr auf dem Fußboden lag Hefter Lane, erschossen — todt." Philipp hielt einige Augenblicke inne und strich sich mit der Hand über die Augen, die Erinnerung an jene schreckensvolle Stunde übermannte ihn fast, — doch gleich darauf nahm er den Faden seiner Erzählung wieder auf: „In einem Augenblick hatte ich — wenigstens zum größten Theil — begriffen, was geschehen war. Ein Blick auf Hefter Lane genügte, um mir zu sagen, daß das Leben bereits entflohen; mein erster Gödanke war, wie ich Adelaide vor den Folgen ihrer furcht baren That schützen könnte. Hastig fragte ich sie, wo sie sich während der letzten Zeit verborgen gehalten, und sie erwiderte mir: bei den alten Candy's. Ich forderte sie auf, sogleich zu ihnen zurückzukehren und zu vermeiden, daß sie auf ihrem Wege dorthin gesehen würde. Ich rieth ihr, den Fußweg durch den Wald einzufchlagen und nicht über die Brücke zu gehen, sondern den Fluß bei den Steinen, die hinüber führten, zu kreuzen. Ich fügte hinzu, daß ich mich später mit ihr in Verbindung setzen würde, beschwor sie aber, Niemanden außer die alten Candy's wissen zu lassen, daß sie am Leben sei. Sie hatte kaum das Zim mer verlassen — durch das französische Fenster, welches ich hinter ihr verschloß —, als bereits einige erschrockene Diener und Dienerinnen in das Zimmer stürzten. „Sie hatten den Schuß gehört und waren im ersten Augen blicke nicht ganz sicher gewesen, woher derselbe gekommen sei. Was sie dachten, als sie mich an der Seite des ermordeten Mäd chens fanden, überlasse ich Ihnen, zu beurtheilen. Es wurde zum Arzte und zur Polizei geschickt und ein Bote eilte Antonius nach, um denselben zurückzuholen. Was nun folgte, ist nicht nöthig, näher auszumalen. Ich wurde des Mordes angeklagt und die Thatsachen sprachen so furchtbar gegen mich, daß man fast all ¬ gemein davon überzeugt war, ich hätte das Verbrechen begangen. Es war kein Wunder. „Trotzdem mußte man mich schließlich doch entlassen, aber der Verdacht blieb bis zum heutigen Tage auf mir ruhen. „Das Erste, was ich that, nachdem ich die Freiheit wieder erlangt hatte, war, Adelaide im Geheimen nach Priors Holm zu bringen, um sie vor jedem Argwohn zu schützen. Das war leicht genug zu bewerkstelligen. Die sämmtliche Dienerschaft hatte Priors Holm verlassen, auch die Cousine meiner Mutter war nicht mehr im Hause. Wir hatten also nichts zu befürchten. Isaac Candy und seine Gattin verließen ihr Haus und zogen zu mir nach Priors Holm, wo sie mir bis zum heutigen Tage treu zur Seite gestanden haben. Niemals ist etwas von der Existenz Adelaide's laut geworden, das Geheimniß ist bis zum heutigen Morgen bewahrt geblieben!" — In einfacher, schlichter Weise hatte Philipp Heathcote seine furchtbare, ergreifende Geschichte erzählt. Von der Schmach und der -Qual, die er die langen Jahre hindurch empfunden, während er die Bürde fremder Schuld zu tragen gehabt — von der Ver zweiflung, die ihn oft ergriffen — von dem Muth und der Ausdauer, welche dazu gehört hatten, um seine Schwester vor den Folgen ihres Verbrechens zu schützen — von allen diesen Dingen war weder in seinen Worten noch in seinem ganzen Ver halten das Geringste zu bemerken gewesen. Diana's Kopf war tiefer und tiefer herabgesunken und jetzt hatte sie ihr Antlitz in den Händen verborgen, um die Thränen, die ihren Augen entströmten, nicht sehen zu lassen. Welch ein Held er war, der Mann, der von seinen Mitmenschen verstoßen und geringschätzig behandelt worden war! Ohne auch nur einen Augenblick zu schwanken, hatte er den Weg verfolgt, den er sich vorgezeichnet hatte. Was mußte er erduldet, Vie tief und furcht bar mußte er gelitten haben! Erich ging mit ausgestreckter Hand auf Philipp zu. „Mir fehlen die Worte, um Ihnen zu sagen, wie ich über Sie denke, Mr. Heathcote. Wenn Sie mir erlauben wollen, Sie meinen Freund nennen zu dürfen, so würde ich mir dies zur hohen Ehre schätzen. Wie thöricht, wie verblendet wir Alle ge wesen sind!" Philipp reichte ihm seine Hand. „ES war nur natürlich. Die Thatsachen sprachen zu sehr gegen mich. Wenn ich an Ihrer Stelle gewesen wäre, so würde ich vermuthlich ebenso geurtheilt haben. Ich glaube, nur Frauen sehen klarer in solchen Dingen!" Seine Augen blieben unwillkürlich auf dem gesenkten Kopfe Diana's haften. Erich folgte seinem Blick.
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