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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.06.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-06-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190106022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19010602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19010602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-06
- Tag1901-06-02
- Monat1901-06
- Jahr1901
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.06.1901
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Anzeigen.Preis die 6 gespaltene Petitzeile 25 H. Reklamen unter dem RedactionSstrich (4 gespalten) 75 H, vor den Famllieunach» richten («gespalten) 50 H. Tabellarischer und Zisfernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Lffertenanuahme 25 H (excl. Porto). Extra-Bei lagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesürderung 60.—, mit Postbesörderuug 70.—» Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-AuSgabe: Bormittag- 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je rin« halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets au die Expedition zu richten. Die Exprditiou ist Wochentag- ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Pol- in Leipzig. 276. Sonntag den 2. Juni 1901. 95. Jahrgang. Aus -er Woche. Die Enthüllung deS Nationaldenkmals für den Fürsten BiSmarck ist wegen deS ebenso überraschenden wie betrübenden Hin scheidens deS im besten Manne-alter stehenden zweiten SohneS des großen Kanzlers verschoben worden. Der Entschluß des Denkmai-ComilSs verdient all gemeine Billigung, wenn er auch manche ReisediSpositiou durchkreuzt bezw. manche bereits unternommene Reise ihres Zweckes beraubt. Der todte Oberpräsident hat das Schick sal erfahren, das den Söhnen und den Enkeln überragender Männern kaum jemals erspart bleibt. Dennoch wäre eia Vergleich mit Goethc's Enkeln nicht am Platze. Auch sie glaubte die thörichtc Welt mit dem Maßstabe deS VaterS messen zu dürfen und zu sollen. Aber auf sie, die Nach kommen eines Dichters, wurde nicht der wilde Haß über tragen, den der fest und wenn nöthiz rücksichtslos zugreifende Staatsmann sich zugezogen hatte. Die Söhne des Fürsten BiSmarck haben die Uebertragbarkrit dieses Hasses reichlich erfahren und sogar dessen Erblichkeit. Noch nach dem Tode deS ersten Kanzlers bedurfte eS nur irgendwelchen Hervortretens eines der beiden Herren, um den alten Ingrimm hervorzulocken, und in den freisinnigen Blättern vermag ihm sogar der Tod des Grafen Wilhelm nicht Schweigen auszucrlegen. Bollsaftiger und lebenskräftiger als die Nachkommen Goethe's, die sich von der Größe und dem Ruhme des Großvaters niederdrücken ließen, haben die Söhne BiSmarckS sich durch daS Vergleichen mit dem Gewaltigsten seiner Zeit und durch die Ueberleitung der Abneigung seiner Gegner auf sie das Leben nicht verbittern lassen. Mit den Grafen Wilhelm BiSmarck ging «in heiterer, liebenswürdiger Mann dahin, überdies eine Persönlichkeit mit vielfachen geistigen Interessen und ein gewissenhafter, modernen Ideeen zugänglicher Staats beamter. Der Gedanke, daß es dem Vater, der so zäitlich an seinen Kindern hing, erspart geblieben, daS frühe Ende des Sohnes zu erleben, ist der erste Trost seit dem Hiutritte deS Unvergleichlichen. DaS also, was man seit mehr als Jahresfrist „Die Wirren in China" nennt, ist beendet. Der deutsche Kaiser hat von Friedensschlüssen gesprochen, der Befehl, das Obercommando und den größeren Theil der ostasiatischen Expedition aufzulösen, ist ergangen. Diese Nachricht, die die baldige Rückkehr unserer Soldaten verheißt, ist mit selbst verständlicher Freude vernommen worden, aber auch der ge- sammte Verlauf der Action, soweit Deutschland daran betheiligt gewesen, darf Befriedigung erwecken und erweckt sie. Beweis für das Letztere, daß der „Vorwärts" von einer „kläglich geendeten Affaire" spricht. Deutschland hat größere Anstrengungen gemacht, als irgend ein anderer Staat, cS hatte aber auch für die schwerste Unbill, die Ermordung seines Gesandten, Genugthuung zu verlangen. WaS bei der Ausfahrt Niemandem im Volke gefiel, darf nun der Vergessenheit anheim gegeben werden, vorausgesetzt, daß nicht allzu ergebene Organe durch neue Ueberschwänglichkeiten die Wiederaufnahme der Kritik als im öffentlichen Interesse ge legen erscheinen lassen. Gewisse ofsiciöse Anfänge zum Iubiliren und Aujubeln sind schon zu verzeichnen. Ihnen gegenüber muß nachdrücklich betont werden, daß die chinesischen Erfolge ausreichend, aber eng begrenzt sind, daß die deutsche Diplomatie während der Campagne, weil sie sich zu weit vorgewagt — man denke nur an das Schicksal der deutschen Note vom 19. September, die die Auslieferung der Schuldigen forderte — wiederholt einen Echcc erlitteu und daß, was die Hauptsache ist, Dauerndes für die Beruhigung Chinas nicht geschaffen worden ist — außer in der Mandschurei. Mau hat einen Criminalfall erledigt, gebessert ist der Bestrafte nicht; der Lösung der chinesischen Frage oder der chinesischen Fragen ist man nicht näher gekommen. Mög lich, ja nicht unwahrscheinlich, daß jetzt Schwierig keiten für den Handelsverkehr und die Sicherheit der Fremden sich erheben, größer als man sie in den achtziger und neunziger Jahren gekannt. Und mit Gewißheit ist eine solche weitere Rückentwickelung vorauSzusehen, wenn man nicht allgemein von Versuchen absteht, die „Kreuz zugs" - Theorie nachträglich dadurch praktisch werden zu lassen, daß man daS Missionswesen, die „Bekehrung" der Chinesen zum Cbristenthum, forcirt. Die Missionen in ihrem bisherigen Umfange sind bekanntlich nicht ohne Schuld gewesen an den Vorgängen, deren Repression so viel Gut und Blut gekostet hat. Daß wir mit einem deutsch-englischen Abkommen mehr in der Mappe au- China abziehen, ist — natürlich — ein morali scher Gewinn. Politisch hat cS, daS die territoriale Integrität China« sich zum Ziele setzte, sich nicht verwirklicht, denn Ruß land besitzt die Mandschurei thatsächlich, die RechtSform ist gleichgiltig, und eS wird sie behalten. Der Zar bat wirklich Anlaß zu der Befriedigung, die aus seinem jüngsten Telegramm an Kaiser Wilhelm spricht. Die Mandschurei ist für Deutsch land eine gleichgiltige Sache, eben deshalb aber wird eS Wobl ewig eia diplomatische» Geheimniß bleiben, warum wir zu jenem Abkommen geschritten sind. DaS Zusammenwirken der Mächte in China, da» zudem nicht ohne wenig erfreuliche „Zwischenfälle" sich vollzogen, wird di« europäische Politik nicht beeinflussen, am allerwenigsten die Stimmung Frankreich» gegen Deutschland. Die Rede de» Kriegsminister» Andr» mit ihren kaum verhüllten Revanche spitzen ist gewichtiger al- der Trinkspruch deS General» Bonnal. Wir haben indessen nicht die Absicht, auf da« Internationale der Episode in der Caserne de» »weiten Garderegi men t» rinzugehrn. Dagegen gebührt der Art der Ver öffentlichung deS Vorgangs noch ein Wort. Dir Rede de» Kaisers und da» von ihm verlesene Zarentelegramm sind bekanntlich im „Local-Anzeiger" veröffentlicht worden, der „Reichsanzeiger' kennt Beide» noch heute nicht. Deswegen in einer großen Anzahl von Zeitungen di« Be hauptung, da» genannte Blatt habe den von der „Nordd. Allgem. Ztg." gerügten „Vertrauen-Mißbrauch" begangen. Indessen daran glaubt Niemand, wohl am wenigsten die, die diese Behauptung drucken ließe». Der Herausgeber de» „D. L.-A." ist ein kluger Geschäfts mann und vor allen Dingen ein Mann, der dem Orden, den er besitzt, noch weitere binzugesügt sehen möchte. E» ist ganz ausgeschlossen, daß dieser Herr durch eine unbefugte Veröffent lichung die allerhöchste Ungnade auf sein Haupt herab beschworen haben sollte. Er hätte seinem SensationS- bedürfniß, daS gewiß nicht gering ist, Zügel angelegt, wenn er zur Veröffentlichung nicht von einer Seite aufgefordert worden wäre, die er für autorisirt hielt und die ihn, ohne deshalb getadelt zu werden, schon öfter mit „schäyenüwerthem Material" und Aufträgen zu dessen Berwerthung versehen hatte. Er wird denn auch sicherlich nicht wegen „VertranensmißbrauchS" angefaßt werden. Daß er eö bei seinem Sicherheitsgefühle sogar unterläßt, die Erklärung der „Nordd. Allgem. Ztg." in seinem „Local-Anz." auch nur zu erwähnen, läßt darauf schließen, daß sein Gewährsmann sehr großen Einflusses sich erfreut. Daß dieser Gewährsmann dem Reichskanzler Grasen Bülow den Einfluß nicht ein geräumt sehen möchte, der dem einzigen verantwortlichen Reichsbeamten zukommt, ist selbstverständlich. Die Klerikalen als Autorität für ein nationalliberales Blatt! Jene Herren haben bekanntlich vor einiger Zeit herauS- gefunden, in Sachsen exislire Beschränkung der „freien Aus übung" des katholischen Bekenntnisses, und daS wiederholt die „Nationalztg." jetzt. Gewiß, im ultramontanen Sinne ist die Ausübung des Bekenntnisses hier zu Lande nicht unbeschränkt; das ist sie aber auch in Preußen und in Bayern nicht. Die römische Kirche versteht unter Freiheit das Recht zu ihrer schrankenlosen Bethätigung, mit welchem Ansprüche sie die Nichtachtung der Freiheit anderer Bekenntnisse sehr gut zu vereinbaren weiß. Sie sieht auch in der begehrten Un möglichkeit, Unter den Linden in Berlin die Fronleichnams- processivn abzuhalten, eine „Beschränkung der freien Aus übung deS katholischen Bekenntnisses", und wenn sie zur Zeit aucb nicht mit der Forderung nach dieser und nach parallel lausenden Richtungen hervortritt, so unterbleibt dies eben aus Klugheitsrücksichten. Die Klagen über die Be- schränkung des katholischen Bekenntnisses in «Lachsen sind aufgebracht worden nicht aus einem religiösen Bedürfnisse heraus, sondern nur um einen Krystallisationspunct für eine ausgedehnte katholische Propaganda zu schaffen. DaS sollte man doch auch in Berlin wissen. . Vie Wirren in China. Ueber die Vorbereitungen, die zum Rücktransport der deutschen Truppen aus China getroffen sind, verlautet aus Hamburg nunmehr, daß nicht weniger als 13 Dampfer gechartert wurden. Von der Hamburg-Amerika-Linie sind dies die „Arkadia", die vor einiger Zeit mit Fracht von New Uork nach dem Osten abgegangen war, und di« „Batavia" und „Sylvia", die innerhalb der nächsten 14 Tage von Hamburg abgehen werden. Die „Sylvia" ist ein ganz neuer Dampfer, die „Batavia" «in Schiff von 10 000 Tonnen, das schon bei dem Hintransport der Truppen Verwen dung gefunden hat. Die „Batavia" hat auf der Rückreise einen russischen Truppentransport nach Odessa geführt. In den chine sischen Gewässern befinden sich bereits die Dampfer „Palatia" und „Alesa" derselben Linie, von denen die letztere besonders zum Pferdetransport bestimmt ist. Der Norddeutsche Lloyd stellt, wie bereits berichtet, die Dampfer „Neckar", „Dresden" und „Straßburg", von denen die beiden ersten, gleich den Ham burgern, in etwa 14 Tagen aus Deutschland abgehen, während die „Straßburg" sich schon auf der Ausreise nach Japan in den indischen Meeren befindet. Die in Reichscharter in den chine sischen Meeren liegenden Lloyddampfer „Krefeld" und „Gera" werden ebenfalls zum Rücktransport benutzt, und zwar dürft« der Feldmarschall Graf Waldersee mit d«r „G«ra" die Heimreise antreten, falls er nicht vorzieht, über Amerika zu gehen, wovon in letzter Zeit mehrfach di« Rede war. Diesen Dampfern unserer großen Gesellschaften werden sich noch der „Tucuman" der Hamburg-Südamerikanischen Linie und die „Pisa" von der Firma Rob. M. Sloman in Hamburg und endlich der Dampfer des Oesterreichisch-Ungarischen Lloyds, „Erzherzog Franz Ferdi nand", der ebenfalls «inen deutschen Truppentransport führen wird, anschließen. Mit der ersten Schiffsgruppe, die sehr rasch bereit sein kann, dürften über 3000 Mann toansportirt werden, die zwei auf der Ausfahrt begriffenen Dampfer werden etwa 2000 Mann laden können, und die dritte Hauptgruppe wird dann etwa 9000 Mann befördern. Diese letzteren Schiffe dürften Ende Juli auf der Taku-Rhede liegen und in der zweiten Hälft« September in Deutschland eintreffen. Außerdem werden die regulären Reichspostdampfer in ihren vierzehntägigen Fahrten Rücktransport« laden, so daß bis Ende September etwa 18- bis 19 000 Mann in Deutschland eing«troff«n sein werden. * Berlin, 1. Juni. Die deutsche Panzerdivision ist heute von Wusung nach Singapur« abgegangen. Deutsche- Reich- Berlin, 1. Juni. (Die Vereinigten Staaten und das Haager Abkommen.) DaS auf der Haager Friedensconferenz am 29. Juli 1899 unterzeichnete Abkommen und die dazu gehörigen Erklärungen (betreffend das Verbot de» Werfens von Geschossen und Sprengstoffen aus Luftschiffen oder auf anderen ähnlichen neuen Wegen, ferner betreffend das Ver bot der Verwendung von Geschaffen mit erstickenden oder giftigen Gasen, und betreffend das Verbot von Geschaffen, die sich leicht im menschlichen Körper ausdehnen oder platt drücken) sind von den Staaten, deren Vertreter sie unterzeichnet haben, mit Aus nahme Chinas, Luxemburgs, Serbien» und der Türkei, rati» ficirt worden. Die RatificationS-Urkunden sind im Haag hintev- legt worden. Die Abordnung der Bereinigten Staaten gab bei Unterzeichnung de» Abkommens die folgend« Erklärung ab: „Don dem Inhalt« dieses Abkommens darf nichts derart ausgelegt werden, daß es die Vereinigt«» Staaten von Amerika verpflichte, von ihrer überlieferten Politik abzuweichen, auf Grund der«n si« sich eine» Eingreifen», einer Einmengung oder einer Ein mischung in die politischen Fragen oder tn die Politik oder in die innere Verwaltung irgend eines fremden Staates enthalt«». Es ist gleichermaßen selbstverständlich, daß in dem Abkommen nicht» so au»gelegt werden darf, als ob es für die Vereinigten Staaten von Amerika eine Aufgabe ihrer überlieferten Haltung in Ansehung der rein amerikanischen Fragen kn sich schlöffe." Das heißt nicht viel weniger, als daß die Vereinigten Staaten in rein amerikanischen Fragen nach alter Gewohnheit handeln und in anderen Fällen die übrigen Mächte das Gleiche thun lassen werden. H Berlin, l. Juni. Die Maßregeln der deutschen Handwerkskammern gegen die LehrlingSzücbtung werden in der Berliner Halbmonatsschrift „Der Arbeits markt" zusammengestellt. Von 45 in die Uebersicbt ein bezogenen Handwerkskammern hat dis starke Hälfte (24) von ihren gesetzlichen Befugnissen bis jetzt keinerlei Gebrauch ge macht. 9 weitere baden die Angelegenheit noch verschoben, aber die Bedürfnißfrage anerkannt oder von Fall zu Fall geprüft. 7 Kammern haben allgemeine Grundsätze über daS Verhältniß der LehrlingSzahl zu der Gesellen zahl ausgestellt. Es sind dies die rheinischen Kammern Köln, Düsseldorf, Aachen, Koblenz, Wiesbaden, außer dem Arnstadt und Oldenburg. Den genauen Weg, die Höchstzahl der Lehrlinge für jedes einzelne Gewerbe zu bestimmen, haben die bayerischen Kammern betreten. So München mit einer alphabetischen Liste von 45 Berufen, ähnlich Regensburg, in kleinerem Maßstabe Würzburg. Außerhalb Bayerns hat bis jetzt nur Bromberg dieses Bei spiel nachgeahmt, lieber ein einzelnes Gewerbe (Schlosserei) hat sich Stralsund gutachtlich geäußert. Nach einer Mit- tbeilung des genannten Blattes ist der Gegenstand auf die Tagesordnung des zweiten deutschen Handwerks- und Ge- werbekammertages gesetzt, der im Herbste dieses IahreS zu sammentreten soll. -7- Brrltn, 1. Juni. (DieVerbreitungdesStaats- b a h n s y st e m s.) I)r. A. von der Leyen, ein hervor ragender Kenner des Eisenbahnwesens, veröffentlicht im Juni heft der „Deutschen Rundschau" einen lehrreichen Artikel über die Staatseisenbahnverwaltung in Preußen, vr. A. v. d. Leyen zeigt darin u. A., wie das Vorgehen Preußens auf dem Gebiete der Eisenbahnverstaatlichung zur Verbreitung des Staatsbahnsystems in anderen Ländern beige tragen hat. Nicht nur haben die deutschen Mittelstaaten die in ihren Grenzen befindlichen Privatbahnen angekauft, sondern auch fal' HL» gesammte Ausland ist in dieser Richtung vorge gangen. Df» unseren unmittelbaren Nachbarn haben Oester- reich ^^»llngarn ihre Staatsbahnnetze durch Erwerb von Privatbank«!! erweitert. Das österreichische Staatsbahnnetz hat heute eine Ausdehnung von fast 10 000 Kilometern, das ungarische eine solche von über 13 000 Kilometern. In Ruß land hat sich seit 1882 ein vollständiger Umschwung der Eisen bahnpolitik vollzogen. Von den 21104 Werst Eisenbahnen, die der Staat im Jahre 1880 besaß, waren nur 62 Werst Staatsbahnen. Von den Ende 1897 vorhandenen 36 731 Werst waren 23 905 Werst Staatsbahnen und nur noch 12 826 Werst Privatbahnen. Dazu kommen die Staatsbahnen in Finland und im asiatischen Rußland, die transkaspische und die sibirische Bahn. Das reine Staatsbahnsystem ist weiterhin durchgeführt in Serbien, Rumänien und Bulgarien. Von den drei nordischen Königreichen hat Dänemark ein geschlossenes Staatsbahnnetz von 1866 Kilometern neben 840 Kilometern Privatbahnen. In Norwegen sind fast ausschließlich Staatsbahnen, in Schweden neben 3685 Kilometern Staats bahnen noch 7022 Kilometer Privatbahnen, deren Erwerb für den Staat seit Jahren erstrebt, aber noch nicht erreicht ist. Von unseren westlichen Nachbarn hatBelgienim Jahre 1898 mit dem Reste der Privatbahnen durch Ankauf der Grand Central Belge und einiger kleiner Bahnen aufgeräumt. Das gesammte Staatsbahnnetz wird vom Staate verwaltet. Auch in den Niederlanden hat im Jahre 1890 die Regierung die noch vorhandenen Privatbahnen erworben. Ihr Betrieb erfolgt allerdings nach wie vor durch zwei Pachtgesellschaften. Eine ähnliche Lösung hat nach langen Wirren Pie Eisenbahnfrage in Italien im Jahre 1885 gefunden. Der Staat hat alle Hauptlinien angekauft und den Betrieb auf zunächst 20 Jahre an Privatunternehmer verpachtet. Daß beide Staaten mit diesem System der Verpachtung keine erfreulichen Erfahrungen gemacht haben, ist bekannt. Die Schweiz hat nach langen Erwägungen und Schwankungen der Eisenbahnpolitik in dem Bundesgesetz vom 15. October 1897 den Uebergang zum Staats bahnsystem beschlossen. Seit dem 1. Januar d. I. sind die ersten Bundesbahnen in Betrieb. Die französische Eisen bahnpolitik hat, seitdem durch die Verträge von 1883 die dortigen sechs großen Privatbahnen in ihrem Besitzstand bestätigt sind, keine grundsätzlichen Aenderungen erlittten, das verhältnißmäßig kleine Staatsbahnnetz, das zwischen die Orleans- und die West bahn eingekeilt ist, besteht neben den sechs Privatbahnen weiter. Aber die Privatbahnen Haven so ungewöhnlich reiche Unterstützungen vom Staate erhalten, ihre finanzielle Gebahrung ist so eng ver quickt mit der des Staates, auch ist ihr Heimfall — wenngleich in der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts — vorgesehen, daß man in Frankreich eigentlich von einem reinen Privatbahnsystem nicht sprechen kann. Von den Ländern, die eine selbstständige, eigene Eisenbahnpolitik treiben, haben das reine Privatbahn- system nur noch das europäische Großbritannien und die Vereinigten Staaten von Amerika beibehalten, und eS steht nicht so au», als ob deren Beseitigung in naher Zeit bevorstände. Die Gründe hierfür liegen theils in der alten, überkommenen Ueberlieferung, theils im Volkscharakter und den ganzen staatlichen Einrichtungen. In den Vereinigten Staaten scheint ein Uebergang zur Staatsbahnpolitik so lange undenkbar, als nicht mit der Reform des Civildienstes Ernst gemacht und ein Stamm ehrlicher, fachmännisch vorgebildeter, von dem Wechsel deS RegierungSsystemS unabhängiger Beamter vor handen ist. Daß die Eisenbahnen beider Länder bessere Leistungen aufzuweisen hätten, als die der europäischen Fest landsstaaten, wird schwerlich bewiesen werden können. (-) Berlin, 1. Juni. (Telegramm.) Heute Vormittag fand vor dem Stadtschlosse in Potsdam eine Parade der Potsdamer Garnison statt. Die kaiserlichen Prinzen waren bei dem 1. Garde - Regiment zu Fuß eingetreten. Ter Kaiser, begleitet von dem Prinzen Heinrich der Nieder lande und dem tiroßherzoa von Mecklenbura-Tchwerin, ritt mit großer Suite, in der sich unter den fremd herrlichen Officieren General Bonnal und Oberstleut nant Gallet befanden, die Fronten ab und befahl sodann Präsentiren. Unter einem dreimaligen Hurrab der Truppen er schienen in diesem Augenblicke auf der Schloßrampe die Kaiserin und die Königin von Holland. Es erfolgte sodann ein zweimaliger Vorbeimarsch, wobei der Kaiser das I. Garde-Regiment z. F. und das Regiment GardeS du CorpS, und Prinz Heinrich der Niederlande daS Garde- Iäger-Bataillon vorführten. Nach der Parade fand bei den Majestäten im Muschelsaale deS Stadtschlosses zu Potsdam FrühstückStafel statt, an der die hohen Gäste mit Gefolge, die hier anwesenden Prinzen und Prinzessinnen, die fremden Officiere, sowie die selbstständigen Com- mandeure, die heute in Parade gestanden haben, theil- nahmen. Es wurde an einzelnen Tischen gespeist. Am ersten Tische saßen die Königin der Niederlande zwischen dem Kaiser und der Kaiserin, rechts vom Kaiser die Prinzessin Friedrich Leopold, Prinz Heinrich der Niederlande, Herzog Adolf Friedrich von Mecklenburg, Prinz Ernst von Sachsen- Altenburg, links von der Kaiserin der Großherzoa von Mecklenburg-Schwerin, die Erbprinzessin von Hohen- zollern, Prinz Friedrich Wilhelm und der Herzog von Coburg. Gegenüber der Kaiserin saß der Kronprinz; nach rechts folgten die Herzogin von Albany, Prinz Eitel Friedrich, Prinzessin Alice von Großbritannien, Prinz Chlodwig von Heffen-PhilippSthal, der Erbprinz von Hohen- zollern, nach links die Prinzessin Ernst von Sachsen-Alten burg, die Prinzen Friedrich Leopold, August Wilhelm und Oscar und Prrnz Albert von Schleswig-Holstein. — Der Großberzog von Mecklenburg - Schwerin hat heute Mittag die Rückreise nach Schwerin an getreten. Zu derselben Zeit sind die Prinzen Eitel Friedrich, August Wilhelm und Oscar nach Plön abgereist. — Der Kaiser bat der Königin von Holland den Luisen-Orden mit der Jahreszahl 1813/14 und dem Prinzen Heinrich der Niederlande den Schwarzen Adler- Orden, den dieser bei der heutigen Parade bereit- trug, verliehen, Herzog Adolf Friedrich von Mecklenburg hat das Großkreuz des Rothen Adler-Orden- erhalten. (Z. Th. wiederholt.) (-) Berlin, 1. Juni. (Telegramm.) Der '„Reichs anzeiger" veröffentlicht das Gesetz über die Handels beziehungen zum britischen Reiche und daS Gesetz wegen Abänderung des FlaggenrcchtcS Ser Kauffahrteischiffe, beide vom 29. Mai. — Ferner meldet der „Reichsanzeiger": Dem reußischen Staatsminister Engelhardt in Gera wurde der Rothe Adlerorden zweiter Classe mit Stern, den Staats ministern v. Tcwttz in Neustrelitz, Wittich-Oldenburg und v. Starck-Rudolstadt der Kronenorden erster Classe verliehen. (D Berlin, 1. Juni. (Telegramm.) Die „National zeitung" meldet: Im ReichSgesundheitSamte trat heute der Ausschutz des RctchSgrsundhcitSamteS für daS ErnährungS- wesen zur Berathung der AuSfübrungsbestimmuugen deS Weingesetzes zusammen, die dem BundeSrathe noch vor seiner Vertagung im Sommer zugehen werden. L. Berlin, 1. Juni. (Privattelegramm.) Die „Nat.-Ztg." schreibt: Die „Rhein.-Wests. Ztg." sucht die von ihr und anderen Blättern gebrachte falsche Mittheilung über die Ausschließung der Abiturienten der Oberreal schulen vom Studium der Medicin durch ein Citat aus dem bezüglichen Beschluß deS BundeSrathS aufrecht zu erhalten. Derselbe wird dabei unvollständig wiedergegeben. Die Angelegenbeit steht so, wie wir berichteten: Die Abi turienten der Realschulen werden unter der Bedingung einer Ergänzungsprüfung im Lateinischen zum Studium der Medicin zugelassen. — Die Königin Wilbelmina von Holland wird vor ihrer Rückkehr nach Holland in Begleitung ibreS Gemahls auch dem Lockstädter Lager einen kurzen Besuch abstatten, um das dort gegenwärtig befindliche 15. Husaren-Regi- ment auS Wandsbeck zu besichtigen. Die Königin ist bekanntlich Chef des Regiments. — Kronprinz Wilhelm wird schon morgen wieder daS Neue Palais bei Potsdam verlassen und sich zur Wiederaufnahme seiner Studien nach Bonn begeben. — Prinz Albrecht von Preußen, der Regent von Braunschweig, wird auf Einladung deS Kaisers in seiner Eigenschaft als General-Inspecteur der l. Armee- Inspection dem großen Herbst-Kaisermanöver des 1. und 17. Armeecorps beiwohnen. — Zum Tode deS Oberpräsidenten Graf v. BiSmarck erfährt die „KgSbg. Hrtg. Ztg." noch folgende Einzelheiten: Ter Oberpräsident erlag einer Bauchfellentzündung, einer Complication des bereits früher bei ihm in di« Erscheinung ge tretenen Darmlelden». Die tödtliche Krankheit hat sich der Ver storbene anscheinend auf der Reise von Königsberg nach Barzin am 20. Mai zugezogen. Schon einige Tage nach seiner Ankunft in Barzin trat die mit großen Schmerzen verbundene Krankheit auf. Alsbald wurde Prof. vr. Schwer»lager an da» Kranken bett gerufen, der aber Mittwoch Abeud von Barzin wieder abreipe, da nach seiner Ansicht keine Gefahr vorhanden war. In der selben Nacht trat jedoch eine Verschlimmerung eia und gegen Morgen verstarb der Oberpräsident im Kreise der Seinigen. - — Zu der Thatsache, daß ein Theil der neuen Ge wehre auch in der bayerischen Gewehrfabrik Amberg hergestellt werden soll, wird der „Schief. Ztg." geschrieben: Mit Ueberwrisung einer größeren Lieferung de» Gewehr» dl V8 an die Amberger Wasfenfabrik hat die Reich-Militärverwaltung dem Bundesstaat Bayern eia» Soucessloa gemacht. Bei dem lang samen Tempo, in welchem die» Gewehr fabricirt wird, vermochten di« drei preußischen Gewehrfabriken mit der gleichfalls zur Lieferung herangezogrnen Maoser'schrn Fabrik la Oberndorf den Bedarf auch bei kleinem Betriebe zu decken. Zur Herstellung einer neuen Waffe bedarf e» in der Fabrik jedeSmal sebr kostspieliger maschineller Neueinrichtungen. Wenn jetzt die Ausgaben hierfür ausgewendet werden, um auch in Amberg neue Gewehre fabriciren zu können, obwohl, wie erwähnt, für den Bedarf leicht auch ander weit gesorgt werde könnte, so wird damit ein besonderer Wunsch der bayerischen Staat-regiernng bezw. Militärverwaltung erfüllt. Ein
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