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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.07.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-07-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000721021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900072102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900072102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-07
- Tag1900-07-21
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Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich ^l 6.—. Direkte tägliche Areuzbandsenduug in» Ausland: monatlich 7.50. Die Morgen-AuSgabe erscheint um '/,7 Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentags um 5 Uhr. Nr-action un- Expedition: Iobanniözaffc 8. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» Abeud» 7 Uhr. Filialen: Alfred Hahn vorm. O. Klemm'» Tortt«. Uuiyersitätsstrabe 3 (Pauliuum^ Loui» Lösche, Hultzmiuiikii. 1«, pir. uud Söuigsplatz 7l> Abend-Ansgave. Anzeiger. Nmtsötatt des Äönizlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Mathes und Matizei-Amtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-Prel- -ie Sgespaltme Petitzeile 59 Pfg. Neelamen unter demNedactionsstrich (»ge spalten) 60>4, vor den Familirnnachrichteu (6 gespalten) 40^. Gröbere Schriften laut unserem Preis« verzrichniß. Tabellarischer und Ziffer »sag uach höherem Tarif. Gxtra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesördernng 60.—, mit Postbesördernng ^l 70.—. .'Xnnahmeschluß siir Anzeige«: Abrnd-Ausgabe: Vormittag» 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: Nachmittag» »Uhr. Lei den Filialen und Annahmestelle» je ei» halb« Stunde früher. Anzeige» find stet» an die Gxpeditio» zu richte». Druck und «erlag von E. Polz dl Leipzig 3K7. Sonnabend den 21. Juli 1900. 94. Jahrgang. Die Wirren in China. Das neueste Hauptstück chinesischer Diplomatie ist die NaSführung der Washingtoner Regierung. Cs ist der ameri kanischen Regierung natürlich in erster Linie darum zu tbun, zu wissen, wie eS ihrem Gesandten in Peking, Mr. Conger, gehe. Um dies zu erfahren, erließ das Staatsdepartement am 11. Juli eine kurze Anfrage nach Nachrichten von dem amerikanischen Gesandten Conger in Peking in der im Staatsdepartement gebräuchlichen Chiffre-Schrift. Der chinesische Gesandte in Washington übernahm eS, diese Depesche dem Gesandten Conger zustellen zu lasten, wenn er noch am Leben fei. Es gelang ihm, dies zu thun? Am Freitag früh erhielt da« Staatsdepartement folgendes Tele gramm des amerikanischen Consuls in Shanghai: „Der Gouverneur von Schantung benachrichtigt mich, daß er heute eine vom 18. Juli datirte ckiffrirte Depesche des Gesandten Conger erhalten habe." Wenige Minuten später erschien der chinesische Gesandte Wu-ting-fang im Staatsdepartement mit einem Telegramm des Eiscnbahn- Directors Sch eng vom 20. Juli, welches Wu-ting-fang am Freitag früh 8^ Ubr erkalten batte und welches folgender maßen lautet: „Ihr Telegramm ist befördert worden und ich sende Ihnen, wie gewünscht, vom Tsung li Damen folgende Antwort: „Ihr Telegramm vom 15. Tage dss. Mts. (11. Juli) ist hier eingegangen. Das Telegramm des amerikanischen Staatsdepartements ist dem Gesandten Conger übermittelt worden. Hier ist seine Antwort: „In englischer Gesandtschaft unter fortdauerndem Gewehr- und Geschütz feuer der chinesischen Truppen. Schnelle Hilfe kann allein allgemeines Mastacre hindern"." „Diese Antwort war in der im Staatsdepartement üblichen Cbiffreschrist abgefaßt und wird vom Staats departement als echt angesehen, da Fälschungen unter diesen Umständen ausgeschlossen zu sein scheinen", fügt man in Washington hinzu. Weiter veröffentlicht daS Staatsdepartement die folgende Bekanntmachung: Der Staatssekretär empfing heute (20. Juli) früh folgende Depesche des amerika nischen Consuls in Tschifu, vom 19. Juli, Nachts 12 Uhr, datirt: „Ein Blatt aus Shanghai behauptete am 16. Juli, alle Ausländer in Peking seien getödtet. Ich habe deswegen an den Gouverneur telegraphirt und gefragt, ob diese Meldung wahr sei. Der Gouverneur erwiderte, sein Courier habe Peking am 11. Juli verlassen. An diesem Tage seien alle wohlbehalten gewesen. Der östliche Theil der Stadt Peking sei indessen von den Auf ständischen genommen, in der Absicht, die Ausländer zu tödten. Sobald Conger'S Telegramm entziffert war, wurde ein Cabinetsrath nach dem Bureau des Staatssekretärs berufen/ Wir halten die Nachricht von Conger für durchaus er logen. Wenn auch hinzugefügt wird, daß die Antwort in Chiffreschrift geschrieben sei, so beweist dies gar nichts, denn der Text des Conger'schen Telegramms, vorausgesetzt, daß er echt ist, kann zu jeder Zeit, also auch schon vor dem Mastacre, Ende Juni, geschrieben sein. Der Herr Sch eng, Post- und Lügendirector, hat einfach damals begreiflicher Weise die Depesche zurückgehalten. Inzwischen wird er Muße gefunden haben, die Chiffreschrift zu studiren und zu begreifen. Die innere Unwahrheit veS Dcpeschen- weckselS liegt klar zu Tage-denn wie ist eS möglich, daß eine Negierung, daS Tsung li Damen, amtlich mit ihrem Post director aus einer Stadt verkehrt, in der nach den Tele ¬ grammen der fremden Gesandten und nach ihrem eigenen Eingeständniß der Aufruhr wüthet, die Regierung selbst durchaus bedroht ist, der Aufenthaltsort der Gesandten belagert wird? Kann ein vernünftiger Mensch, selbst wenn er n» Staatsdepartement zu Washington sitzt, glauben, daß durch die schießende und belagernde Menge sich ein Depeschenbote Bahn bricht, in die Gesandtschaft herein gelassen wird, dort sein Telegramm abgiebt, die Antwort entgegennimmt (die andern Gesandten hätten doch auch gern telegraphirt) und kreuzfidel diese Antwort unbeschädigt durch die Boxer trägt, um sie nach Washington zu telegraphiren? Das glaubt Wohl Niemand und überdies, das Datum vom 18. Juli läßt sich fälschen. DaS ist doch keine Chiffreschrift! Die amerikanische Negierung hält jedoch die Depesche Conger'S für echt und hat sämmtliche fremden Negierungen ersucht, „zum Entsätze Pekings" mitznwirken, und der Marine sekretär Long hat den amerikanischen Admiral Nemey ersucht, „alle möglichen Mittel anzuwendcn, um Conger sofort zu befreien". In Washington scheint man die Geschichte der letzten vierzehn Tage nicht zu kennen oder stellt sich so. Das Papier ist geduldig. Auch der belgische Coni'ul in Shanghai meldet ver gnügt, daß am 18. Juli ihm Scheng mitgetheilt habe, daß die Fremden in Peking am 18. d. Mts. wohlbehalten gewesen seien. Ein kaiserliches Edict vom 16. Juli habe den Bicekönig in Tientsin angewiesen, die durch die Unruhen angerichteten Schäden abznschätzen, und den localen Milizen sei der Befehl ertheilt worden, den Aufstand zu unterdrücken!! Diese Nachricht kommt officiell. Hat man denn auch in Brüssel noch nichts von den schweren Kämpfen am 13. und 14. Juli um Tientsin gehört? Welche Oberflächlichkeit gehört doch dazu, angesichis der Tbatsachen eines mächtigen Kampfes, eine solche Depesche zu veröffentlichen und sich einzubilden, daß der Bicekönig von Tientsin den Schaden, den der „Auf stand" bereite, abschätze und die localen Milizen, die gar nicht cxistiren oder mitgefochten haben, den Aufstand dämpfen werden. Nicht blos der Krieg und Pie Pest, auck die Hitze richtet Verheerungen an. Nachstehende Telegramme müssen wir theilweise wieder holen : * Berlin, 20. Juli. Von dem Chef des Kreuzerg. schwaders ist nachstehende Meldung eingegangcn: Ab Taku 18. Erstens: Englischer Admiral theilt mit, daß der Gouverneur vonHong- kong ihm die Abreise Li-Hung-Tschaug's nach Norden mitgetheilt habe Zweitens: Arsenal Sikov, nördlich von Tientsin, ist am 18. von den Russen ohne Widerstand besetzt. (Wiederh.) * Danton, 19. Juli. Die Flußbefestigungen werden stark bemannt, das Bogue-FortS hat jetzt 5000 Mann, daS Wampoa- Forts soll nächster Tage ebenso viel erhalten. (Wiederholt.) * Hongkong, 20. Juli. (Neuter's Bureau.) Nach Berichten aus Canton sind alle tartarischen Truppeu in das Vogue- Forts und in die übrigen Außenforts verlegt. Einige Schwarz flaggen sind in das Hauptquartier des Tartaren-Generals gelegt. 3000 Schwarzflaggcn mit ihrem Ches befinden sich in einem ver schanzten Lager, 7000—10 000 Mann an anderen Punctcn. In Canton herrscht Ruhe. — Japan erthrilte seine Einwilligung, daß amerikanische Truppen und KriegSvorräthe in Nagasaki zur Weiterbeförderung nach Taku gelandet werden. * Paris, 20. Juli. Der Berichterstatter des „Temps" in Shanghai telegraphirt, nach Unterredungen, die er mit hervor ¬ ragenden Kaufleuten und den ChesS großer finanzieller und in dustrieller Häuser gehabt habe, sei der Gang der Geschäfte ruhig und regelmäßig. In den südlichen Bezirken des Dangtse sei der Waarenverkehr ungestört, der Seidcnmarkt sei sehr gut. Unter den Europäern bestehe Solidarität und Alle seien zu Freiwilligencorps vereinigt. * London, 20. Juli. Unterstaatssekretär des Aeußern B rodrick erklärt, die Verstärkungen an Schiffen, die seit Ausbruch der gegenwärtigen Unruhen nach China gesandt seien, bestanden aus einem Schlachtschiff, sieben Kreuzern und drei Kanonenbooten, ferner seien 860 Matrosen und Seesoldaten nach China geschickt worden. Die Entsendung weiterer Verstärkungen werde vom Gange der Ereignisse obhängen. 10 000 Mann seien von Indien nach China entsandt, die aus Hongkong herausgezogenen Truppen seien ersetzt worden. In Indien stünden weitere Truppen bereit und könnten, wenn nöthig, sofort abgehen. Die Regierung wisse, daß man in Shanghai und anderen Dangtse-Häfen die feste Uebcrzeugung habe, daß es Wünschenswerth sei, Laß Schiffe und Truppen zum Schutze der Europäer dorthin gesandt werden; über die Wirkung einer solchen Maßregel seien die An sichten aber nicht einig. Die Truppen aus Indien träfen jetzt schnell ein. Die in Hongkong und Wei-hai-wei commandirenden Officicre seien angewiesen, sich mit dem englischen Consul Warren in Shanghai in Verbindung zu setzen, um jeder Eventualität be gegne» zu können. Brodrick erklärt weiter, über die Nachricht von der Niedermetzelung von 60 Missionaren in Schansi sei ihm eine Bestätigung nicht zugegangen. Auf dem Jangtse be- fänden sich jetzt 16 englische Kriegsschiffe, die ihren Standort täglich je nach Lage der Dinge wechselten. Der älteste Seeofficier in Wusung stehe in ständiger Verbindung mit dem Consul in Shanghai. * Petersburg, 20. Juli. („Russische Telegraphen-Agentur".) Dem Generalstabe sind folgende Berichte zugegangen: Die Truppen, die zum Schutze der beim Baue der chinesischen Bahn beschäftigten Arbeiter und Ingenieure, die abgeschnittcn waren, entsendet worden sind, bcwegcn sich uach allen Richtungen mit gutem Erfolge. Das schöne Wetter in der Mandschurei be günstigt die Bewegungen der Truppen, zumal da auch das Wasser des Amur und des Schilka bedeutend gestiegen ist. Die russische Grenzbevölkerung ist von den Chinesen nicht überrumpelt worden. Die Stadt Blago weschtschensk ist in verschiedene Bezirk« eiugetheilt, deren Be wohner unter der Leitung der Localbehörden besondere Energie und besonderen Scharfblick bei der Vertheidigung der Stadt be weisen. Oberst Denisow marschirt mit Echutztruppen aus Charbin. Die chinesischen Wachen verließen die Eisenbahnlinie und kehrten nach dem Fort Falk zurück. Mudadzien ist von den Russen besetzt. General Grodekow meldet über Blagoweschtschensk unter dem 11. Juli: Die Beschießung wird seit früh fort gesetzt; die russische Artllerie antwortet nur selten. Der obere Theil des Dorses Sachalja, der der Stadt gegenüber liegt, ist von der russischen Artillerie in Brand geschossen worden. Der Gouverneur ist voll Lob über die Haltung der Einwohner, die sich in Trancheen be finden, welche nur unbedeutend beschädigt sind. Ein Truppen detachement, das die Ausgabe hat, Blagoweschtschensk zu ver- stärken und freie Schifffahrt aus dem Amur zu erhalten, ist in Sojetensk marschfertig. Reisende, die mit dem Dampfer „Knjez Alexei" aus Charbin am 11. Juli cingetrossen sind, erzählen, daß die Eisenbahnzllge bis zu der zweiten Station Aschiho gehen. Hauptmann Gregorjew ist, aus dem Süden sich zurückziehend, mit Lastfiihren in Kuang-Asching-Su eingetroffen. Die Bewohner des Bezirks Charbin sind ruhig. Der chinesische General Pau, der 2000 Mann commandirt, ist noch immer in Charbin. Di« russische Bevölkerung in den Gebieten Giltschinsk und Zavitinsk hat aus 480 Mann zwei Gruppen zur Unterstützung der Kosakenposten am Amur gebildet. — General Grodekow berichtet über die Lage in Blagowescht schensk: Die Beschießung der Stadt hörte um 8 Uhr Abends auf. Ein Haus ist durch Granaten in Brand geschossen worden, doch wurde das Feuer bald gelöscht. DaS Haus des Wohlthätigkeits-VereinS ist beschädigt; 9 Soldaten und ein Knabe sind verwundet. Die Chinesen werfen die Tobten in den Amur; am 17./7. sah man 40 Leichen auf dem Amur treiben. Die Chinesen versuchten über den Fluß zu dringen und den Zanseiskischen Bezirk anzugreifen, wurden aber von Kosaken zurückgeschlagen. Es wurden Truppeu abgesendet, um jeden Uebergang über den Fluß unmöglich zu machen und Len Uebergang über den Zeja-Fluß und die Dampferstation an der Mündung dieses Flusses zu schützen. Tcr interne „Betrieb" chinesischer Rebellionen. Ein Correspondent in Shanghai schreibt unter dem 16. Juni: „Seit Monaten haben die hiesigen Preßleute sich bemüht, die Großmächte zu warnen, und auf die Gefahren-aufmerksam zu machen, die unbedingt aus dem maliciösen, 'heimtückischen und rücksichtslosen Treiben der chinesischen officiellen Kreise erwachse» müssen, falls nicht bei Zeiten mit energischer, und, Wenns sein muß, mit „gepanzerter" Faust von außen eingegriffen wird. In diesem Falle sind es leider durchaus keine falschen Prophezeiungen gewesen, welche den Ausbruch der jetzt täglich anwachsenden Christen- und Fremden-feindlichen Bewegung in China voraussagten. Jeder, der chinesische Gebräuche, Anschauungen und Gewohn heiten genau kennt, weiß zur Genüge, in welch' charakteristischer Weise das Volk über Rebellion, Ruhestörungen und dergleichen denkt, und was die Anzeichen für solche Ausbrüche des Volks unwillens sind. Vor allen Dingen kann man mit ziemlicher Sicherheit alle chinesischen Aufstände größeren oder kleineren Umfanges mit dem warmen, freundlichen Wetter in Verbindung bringen, welches den verschiedenen Secten ganz besonders für ihre blutigen Experimente und aufrührerischen Bestrebungen geeignet zu sein scheint. Was die Localität des Ausbruches von Aufständen anbetrifft, so ereignen sich die letz teren mit Borliebe in Gegenden, wo Ausländer eine über mäßige Energie in der einen oder anderen Richtung entwickeln. Entweder ist es eine Eisenbahn, die gerade gebaut wird, oder eine Dampfbootlinie auf einem der Flüsse, ein neues Minen unternehmen, oder eine neue Missionsgründung, und zwar ganz besonders die letztere, die den unruhigen Elementen im Lande eine willkommene Gelegenheit geben, ein Pronunciamento zu risciren. Gewöhnlich bildet sich zunächst ein geheimes Comits von zwei oder drei Männern, die dann die Literatur, die Noblesse und nach Möglichkeit auch die kaiserlichen Beamten in ihr Vertrauen ziehen und mit Hilfe derselben die Bevölkerung auf die kommende Revolution vorbcreiten. Dann tritt der Zeit- punct ein, wo die Druckerschwärze zu Hilfe gerufen wird. Placate werden angcfcrtigt, angeklebt und im Volke vertheilt, Gerüchte aufreizenden Charakters werden eifrigst verbreitet und hochstehende Personen, die im Wege sind, mit allen nur denk baren Mitteln verleumdet und unmöglich gemacht. Die igno- Feuilleton. i) Graf Egon's neue Nachbarin. Novelle von G. von Stokmans (Germanis). . e.rbotln. Ein leichter Jagdwagen, mit zwei flotten Juckern bespannt, hielt vor dem Bahnhofsgebäude einer kleinen, schlesischen Eisen bahnstation; der Kutscher in lehmfarbener Livree mit hohem Hut und weißen Handschuhen saß in tadelloser Haltung auf dem Bock, ein gelber Affenpinscher, der von den Pferden un zertrennlich schien, thronte neben ihm auf dem hohen Sitze. Als der Zug einfuhr, eilte der Gepäckträger zu einem Ab teil zweiter Classe, riß dienstbeflissen die Thür auf und be mächtigte sich des Handkoffer» eine- vornehm auisehenden älteren Herrn, der, ohne ihn zu brachten, gemächlich auSstieg und mit der Sicherheit der Gewohnheit zu dem seiner harrenden Wagen ging. Der Kutscher hob ehrfurchtsvoll grüßend den Hut, der Hund trippelte erregt auf dem Sitz hin und her und da» Handpferd wendete flüchtig den Kopf, um zu sehen, ob der Herr und Ge bieter auch wirklich da sei. Dieser, welcher noch auf die Ausfertigung der Abendpost wartete, ging, die Hände in den Hosentaschen, den weichen, grünen Filzhut etwas schief auf dem Kopfe, langsam auf und nieder, musterte di« Equipage mit kritischem Blick und wandte sich dann befriedigt dem Kutscher zu. „Na, Johann", sagte ek, „wie steht eS zu HauS? Sind die Herrschaften im neuen Schloß alle wohl?" „Zu Brsthl!" Ivar die Antwort. „Kein Besuch da?" „Augenblicklich nicht, aber die Frau Gräfin erwarten den Herrn Grafen heut« Abend zum Thee." „Schön, wir können gleich hinfahren. Sonst Alle» in Ordnung?" Der Mann schwieg einen Augenblick, dann sagte er zögernd: „Jawohl — daS heißt: die Handwerker sind ja nun glück lich zum Hause hinau», aber sie haben Wirthschaft genug ge macht und daS NachräumeN wat keine Kleinigkeit." Der Graf hob erstaunt daS kluge, scharfgeschiiittene, von einem modern zugestuhten, hellblonden Vollbart umgebene Ge sicht, zog die Stirn in Falten und wiederholte ungläubig: „Handwerker? In meinen Räumen? Donner und Doria, Mensch, davon weiß ich ja nichts." „Der Herr Graf werden verzeihen, die Sache hat ihre Richtigkeit. Im alten Schloß waren sie, und vierzehn Tage haben sie da gekleistert, gehämmert, gestrichen und gekratzt, aber nicht bei uns, sondern auf der anderen Seite, und wir halten nur die Unruhe und den Schmutz davon." „Und wozu das Alles? Nach dem Garten hinaus wohnt ja kein Mensch?" „Nein, aber es kommt Jemand. Die Leute sagen, das alte Schloß sei zur Hälfte vermiethet und in wenigen Tagen ziehe eine fremde Herrschaft ein." Der Graf wollte ungeduldig auffahren, aber er beherrschte sich, wendete sich kurz um und murmelte nur: „Das ist ja eine nette Ueberraschung, die ich unzweifelhaft wieder meiner verehrten Frau Schwägerin zu verdanken habe. So wie ich den Rücken wende, richtet sie irgend ein Unheil an und mein Herr Bruder, als gut gezogener Gatte, sagt natürlich Ja und Amen dazu. Bin nur neugierig, wen eS gelüstet, nach dem alten Eulennest zu ziehen. Bisher hat mir noch Niemand das Terrain streitig gemacht, und langt hält eS auch Keiner dort aus. Da» ist immerhin ein Trost." In diesem Augenblick trat der Gepäckträger heran und über gab dem Grafen die Briese und Zeitungen, welche mit dem Zuge gekommen waren. Er kannte die Gepflogenheiten der Herrschaften und war einet» guten Trinkgeld«» gewiß. Auch diesmal wurde er für sein« Mühe belohnt, aber der Graf hatte nicht, wie sonst, «in freundliche« Wort für ihn. Mit zerstreuter Miene stieg er schnell in den Wagen, ri«f dem Kutscher daS ge wohnte „Los!" zu und verschwand bald darauf ln einer Staub wolke. In der ganzen Gegend war er unter dem Namen „Graf Egon" bekannt, während sein älterer Bruder, der Majorats herr von Schollen, Graf Hörnsbach, oder einfach „der Herr Graf" genannt wurd«. Graf Egon war in pekuniärer, wi« ln socialer Beziehung gleichsam nur dir Null nrbrn der großin, vollwichtigen Eins, welche s«in Bruder repriisrnlirlr, denn während Jener als Standelherr im Herrenhaus« saß, lm Kreise eine hervorragende Stellung einnohm und drti schön«, umf,ngreiche Giitrr sein Eig«n nannte, schien Graf Egon » Existenz wrder dem Staate, noch dem Kreise irgend»»« nothwendig zu sein, «nd da» Einzige, was das Majorat ihm gewährte, war eine jährliche Apanage von fünfzehnhundert Thalrrn, Futter und Stallung für drei Pferde und freie Wohnung auf einem der Güter. Daß er auch freie Jagd hatte und als vorzüglicher Schütze zu allen Jagden eingeladen wurde, die im Umkreise von fünf Meilen stattfanden, versteht sich von selbst. Graf Egon war überhaupt außerordentlich beliebt in der Nachbarschaft, aber man machte doch einen großen Unterschied zwischen ihm und seinem Bruder, dem Majoratsherrn, einen Unterschied, an den er sich längst gewöhnt hatte, dessen Vor handensein er aber doch ab und zu schmerzlich empfand. Er war eben gewissermaßen «ans oonsöquenoe, eine minder- werthige Persönlichkeit, die sich überall gut und bequem ein- schieben ließ, mit der man aber nie ernstlich zu rechnen brauchte. Am deutlichsten zeigte sich dies an drei Stellen: bei der Tischordnung, der Vertheilung der Plätze auf der Jagd — Graf Egon bekam niemals einen besonders guten Stand — und lagt not Ivast, auf dem Heirathsmarkte. Die Mütter, selbst die harmlosesten, wählten ihn, als ungefährlich und selbst gar nicht in Betracht kommend, zum Vermittler und Bertrauens- mann, die Töchter verkehrten mit ihm wie mit einem lustigen Onkel oder langweiligen Vetter, und keine von ihnen dachte daran, daß auch er einmal als Bewerber auftreten könne. Er war ja nur der jüngere Sohn und Bruder, ein Mann ohne vermögen und Stellung, dessen Einkommen mit seinem Tode erlosch und dessen Aussichten auf das Majorat bei dem Kinderreichthum de» Grafen Max gleich Null waren. Natürlich konnte kein Mensch einer jungen Dame zumuthen, eine so schlechte Partie zu machen, und er selbst sah daS offen bar auch ein. Jedenfalls hatte er sich noch nie um ein weibliches Wesen ernstlich bemüht, und Gräfin Gabriele, seine Schwägerin, be hauptete sogar, er sei im Innersten seine« Herzens ein Weiberfeind. Daß tr keine allzu hohe Meinung von dem schönen Ge schlecht besaß, läßt sich nicht leugnen. AIS müßiger Zuschauer an der Tafel de« Lebens, hatte er sich unwillkürlich auf» Be obachten gelegt, und da diese Beobachtung immer auf einige wenige Kreise beschränkt blieb, kannte er eigentlich nur drei Arten von Frauen: kühle, kluge, ehrgeizige — eitle, kckrtte — und biedere, beschränkte. Keine der drei Arten war ihm sym pathisch und er zog den bequemeren und intereffanieren Ver kehr mit Herren bei Weitem vor. Eine gewisse Indolenz lag überhaupt in seinem Charakter, er kannte für sich weder Ehrgeiz, noch Eitelkeit. Bei seinen guten Anlagen und Beziehungen wäre e» ihm nicht schwer ge ¬ worden, als Officier oder Diplomat Carriere zu machen, aber er war Philosoph und betrachtete als solcher die Dinge aus der Bogelperspcctive. Da erschien ihm das, was Andere oft mit Mühe und schweren Opfern errangen, so gleichgiltig, so wrrthlos und so gering, daß er ihre krampfhaften Anstrengungen gar nicht begriff und sein bescheidenes, aber völlig ungebundenes Dasein den höchsten Aemtern und Würden bei Weitem vorzog. Was er für seine Person brauchte, war ja vorhanden, und auch an der nöthigen Beschäftigung fehlte er ihm nicht. Er hatte Cameralia und Forstwissenschaften studirt und ersetzte seinem Bruder, der zweitausend Hectar Wald besaß, einen fleißigen und gewissenhaften Oberförster. Außerdem war er ein eifriger Jäger und Naturfreund, und ein nicht unbedeuten des Talent für feine Federzeichnungen füllte seine Mußestunden aus. Wenn er auf ein paar Wochen nach Berlin ging, was jeden Winter geschah, schwelgte er in Kunstgenüssen jeder Art und verkehrte fast ausschließlich mit Künstlern, die ihn dann ihrerseits wieder im Sommer besuchten, um in Feld und Wald ihre Studien zu machen. Schollen, das Haupigut de- Majorats, das seit Jahr hunderten in der Familie war, besaß nämlich zwei Schlösser, rin altes und ein neues, und erstere- hatte Graf Egon sich zu seinem Wohnsitze erwählt. ES lag abseits von der großen Hterstraße, ln nächster Nähe des Waldes, zwei Kilometer vom eigentlichen Dorf und dem neuen Schloß entfernt, und machte mit seinen grauen, rphcu- umsponnenen Mauern, den hohen, schmalen Finstern und dem kurzen, kantigen Eckthurm einen ernsten, fast dvsirrrn Eindruck. Die Wirthschaftsgebäude und Beamtenwohnungr«, die eS früher im weiten Halbkreis umgeben hatten, waren zu« größten Theil abgerissen und an anderer Stelle wieder aufgebaut worden, der fretgewordenr Platz, der smmrr etwa» wüst aütsah, wurde al« Fohlenkoppel benutz», und fettwärt« stand eine Försterei mit hölzernem Vorbau und grün bemoostem Schindel- dach, die wohl ebenso alt war, wie da« Schloß. „Sehr romantisch, aber nicht sehr gemilthlich", pflegten die Leute zu sagen, wenn sie Graf Egon'« Tusculum zum ersten Mal sahen, indessen — ihm gefiel e« gerade so, wir r« war. Schon als Kind hatte er für da» alte Hau« mit den kiesen Fensternischen, den weiten Kaminen und den wunderlichen, mythologischen Deckengemälden geschwärmt, und auch der alter- thümliche Hausrath, der noch von Urväterzeiten herstammte, war ihm gerade recht. — Er genügte, um seine drei Gemächer, den Hausflur und ein paar Gastzimmer rigenartig und br«
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