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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.07.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-07-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000725012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900072501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900072501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-07
- Tag1900-07-25
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V95L au» Lharbin abwartea, und ist daun di« Hoffnung Vorhand««, dl« verlassenen Sektionen allmählich wieder einzunrhmen. Die Waffen werden nur gegen die Rebellen gebraucht (?). Nach Eintreffen von Ber- stärkungen auS Rußland werden die Arbeiten wieder ausgenommen. Die Lage ist bis jetzt kritisch, da täglich Uebersälle seitens der Rebellen und Landstreicher, von denen die Mandschurei über« füllt ist, besürchtct werden. Auch ist eS nicht ausgeschlossen, daß die chinesischen Soldaten nach dem Beispiele der Soldaten in der Provinz Mulden, welch' Letztere Telin angegriffen hatten, ihre Waffen gegen die Eisenbahn kehren werden. — Die Gouverneur haben zu wenig Autorität, um die Fanatiker im kritischen Moment zu beherrschen, während die Bevölkerung bisher zurück haltend und friedlich gestimmt ist und sich vollkommen sym pathisch zur Eisenbahn verhält. Nach den Berichten der Ingenieure Ryshow und Ossenberg aus Dono vom 22. d. M. sind die Arbeiter der zweiten und fünften Sektion wohlbehalten in Abagaitui und Etaro-Zuruchajtuj an der russischen Grenze angekommen. Aus Charbin fehlen weitere Nachrichten. * New Vork, 24. Juli.. DaS „New Uork Journal" meldet aus Shanghai, daß 3000 Mann russische Truppen in Niutschwang von Port Arthur angekommen seien. Ihr weiterer Lormarsch werde durch 10000 Mann chinesischer Truppen, welche wohlbewaffnet seien, gesperrt, eine Schlacht sei bevorstehend. Tie Chinesen verhielten sich defensiv, seien jedoch entschlossen, den weiteren Vormarsch der Russen nicht zuzulassen. * New Kork, 24. Juli. Die „World" meldet aus Shanghai, Li-Hung-Tschang hätte in einer Unterredung erklärt, die Mit glieder der Gesandtschaften in Peking seien noch am Leben, doch würde der Vormarsch der Verbündeten nach Peking wahrscheinlich der Vorläufer des Todes aller Weißen in Peking sein. Er, Li-Hung-Tschang, würde im Stande sein, mit weniger als 20000 Mann weißer Truppen die Ordnung wieder herzustellen. Deutsches Reich. -4- Berlin, 24. Juli. (Eine Warnung des Herrn von Brandt.) Im demnächst erscheinenden August-Hefte der „Deutschen Revue" wendet sich unser früherer Gesandter in China, Herr von Brandt, gegen jenen kleinen Theil deutscher Zeitungen, der dafür eintritt, daß Deutschland von China territoriale Entschädigungen in Schantung zu erlangen suchen solle. Herr von Brandt ist überzeugt, daß derartige Pläne Deutschlands Interessen in Oslasien nicht wesentlich stärken, wohl aber seine ganze politische Zu kunft in Frage stellen könnten. Diesen Standpunkt begründet er u. A. folgendermaßen: „Wenn Europa aus den jetzigen Vor gängen in China nicht die Lehre zieht, daß die Bewohner des gewaltigen Reiches vielleicht in die Wege unserer Civilisation geleitet, aber ganz gewiß nicht in dieselben getrieben werden können, so werden, ganz abgesehen von den Gefahren, die die Rivalität der Mächte untereinander Hervorrufen kann, noch ungezählte Hekatomben von Menschen und Millionen von Mark für das geopfert werden, was vielleicht auf anverm Wege, aber ganz gewiß nicht durch rohe Gewalt, erreicht werden kann. In der berechtigten Entrüstung über die Vorgänge in China wird das Gefühl der Gerechtigkeit und Billigkeit für das, was das chinesische Volk zu fordern ein Recht hat, die Schonung seiner alten Civilisation, ... wahr scheinlich stark abgestumpft werden, aber es ist darum um so mehr die Pflicht derjenigen, die sich nicht von den Er regungen des Augenblicks fortrcißen lassen, auf die Gefahren aufmerksam zu machen, die ein Verlassen der Bahnen, die die Wahrung eigner größerer Interessen uns vorschreibt, unfehlbar nach sich ziehen muß. — In Ost - asien liegt unser Interesse nicht in einem Zu wachs territorialen Besitzes, der uns neue Pflichten und damit neue Opfer auferlegen würde, sondern in der Gewinnung eines möglichst großen Antheils an dem chinesischen Markte für unseren Handel und unsere Industrie; in der Weltpolitik haben wir alle Veranlassung, uns von den Zwistigkeiten fern zu halten, die sich aus de» sich widerstrebenden Interessen und Aspirationen Rußlands, Englands und Japans in Ostasien ergeben können, und unS vielmehr der Politik der Vereinigten Staaten anzuschließen, die nur ihre kommerziellen Interessen zu wahren bestrebt sind. Schon heute werden in der russischen Presse Stimmen laut, die Deutschland die Schuld an den Vorgängen in China zuschreiben, und in England ist man eifrig bemüht, Verdacht gegen Deutsch land zu erregen und Rußland und Frankreich gegen dasselbe aufzuhetzen; uns aber sollten diese Vorgänge auf die Gefahren aufmerksam machen, die sich für uns auS dem Versuch ergeben würden, eine führende Rolle bei den Ereignissen in China spielen zu wollen oder nur auf drängen zu lassen. Wir haben dort nicht mehr zu strafen und zu rächen als Andere, wir haben weder daö chinesische Räthsel zu lösen, noch die chinesische Nuß zu knacken, sondern unS nur so weit an den gemeinsamen Maßnahmen aller Mächte zu betheiligen, wie die genaueste Abmessung unserer Interessen dies nothwendig und heilsam erscheinen läßt. Alles Weitere würde vom Uebel sein, und eS kann nicht ernsthaft genug davor gewarnt werden." Ui Berlin, 24. )uli. (Sachverständige Beiräthe imReicheundinPreußen.) Wie schon gemeldet, dürfte aller Voraussicht nach der auf Grund des Gesetzes, betreffend die Bekämpfung gemeingefährlicher Krankheiten, einzusetzende Reichsgesundheitsrath schon im Frühjahr 1901 con- stituirt werden können. Mit ihm wird die schon jetzt stattliche Reihe der aus Sachverständigen gebildeten, den einzelnen Ressorts angegliederten Beiräthe um einen vermehrt werden. Es dürfte von Interesse sein, einen Blick auf die schon bestehenden Beiräthe zu Wersen. In Preußen ist diese Institution noch mehr ausgebildet, als im Reiche. In diesem sind eigentlich nur das Auswärtige Amt und das Reichsamt des Innern mit Bei- räthen versehen. Das Erstere hat den erst vor einiger Zeit ein gedichteten Beirath für das Auswanderungswesen und den schon länger bestehenden Colonia lrath angegliedert er halten. Im Reichsamt des Innern sind die Beiräthe zahlreicher. Derjenige Beirath, der hier wohl die ausgebreitetste Thätigkeit entwickelt hat und noch weiter entwickeln wird, ist der Wirth- schaftlüche Ausschuß für die Vorbereitung und Begutachtung handelspolitischer Maß nahmen. Es kommen ferner in Betracht der Börsenaus- schuß und die Commission für die Ausarbeitung des deut schen Arzneibuches. Man wird dahin auch die Com mission für A r b e i t e r st a t i st i k in gewissem Sinne rechnen können, da sie zur Hälfte wenigstens aus Reichstagsmitgliedern besteht. Schließlich wird hier auch noch die Reichsschulde n- rommission in dem gleichen Sinne Erwähnung finden müssen. Weit mehr ist die Institution der sachverständigen Bei räthe jedoch in Preußen ausgebildet. Der umfassendste Apparat auf diesem Gebiete ist Wohl der Eisenbahnverwaltung in dem Landeseifenbahnrath und in den Bezirkseksen- bahnräthen ungegliedert. Neben ihr haben aber noch Cultus-, Handels-, Landwirthschaftsministerium und Ministe rium des Innern solch« Beiräthe. Im Cultusministerium finden sich die Wissenschaftliche Deputation für das Medicinal- wesen, der Apothekerrath, die Technische Commission für pharmaceutische Angelegenheiten, die hauptsächlich die Taxfragen begutachtet, und der Aerztekammeraus- schuß, im Handelsministerium die ständige Commission für das technische Unterrichtswesen, im Ministerium des Innern der Versicherungsbeirath, im Landwirth schaftsministerium das Landes-Oekonomie-Colle- gium, die technische Deputation für das Veterinär- wese«, die Central-Moor-Commission und die Schiedsgerichte zur Entscheiduizg von Nennen. Schließlich wird, entsprechend der Reichsinstitution, auch die Staats- Schulden-Commission noch erwähnt werden müssen. Aus dem Zusammenarbeiten dieser Beiräthe mit den Behörden, das übrigens in anderer Form auch noch anderweit, beispiels weise im R e i ch » - V e r s i ch e r u n gs a in t, in die Er scheinung tritt, haben sich recht günstige Ergebnisse erzielen lassen und es ist deshalb mit ziemlicher Sicherheit Vorauszusagen, daß auch die Thätigkeit des Rcichsgesundheitsrathes, der übrigens dem Ressort des Reichsamtes des Innern eingefügt werden würde, ersprießliche Früchte zeitigen wird. L. Berlin, 24. Juli. (Privattelegramm.) Mit dem neuernannten diplomatischen Vertreter in China,'.Or. Mumm von Schwarzenstein, tritt heute außer dem ersten Dolmetscher Legationörath Freiherr v. d. Goltz, nach der „Nat.-Ztg.", auch der bisherige dritte Legativnssekretär in Washington, vr. von Bohlen und Halbach, an Bord der „Preußen" die Ausreise nach China an. L. Berlin, 24. Juli. (Privattelegramm.) Die AnS- landsrcisc -er deutschen Schulschiffe ist für dieses Jahr aufgegeben worden, damit beim Bedarf für China kein Personalmangel eintritt. — Um Mißverständnissen vorzubeugen fügen die „Berl. N. Nachr." ihren von uns übernommenen Angaben über die Aenderungen i'm Oberkommando der Schutz truppen hinzu: Ter Reichskanzler verliert vorläufig nur die militä rische Jurisdiction über die Schutztrnppen, in strafrecht lichen Fällen hat er keinen Einfluß mehr auf die Berufung des Kriegsgerichts; alle diese Anordnungen gehen ferner von den mili tärischen Oberen aus. Dagegen behält der Reichskanzler beziehent lich seine Vertreter aus der Colonialverwaltung die Discipli- narge walt über die Lchutztruppeu, auch kann der etwaige Civilgouverncur die Schutztruppe beliebig hinsendcn, wohin er will. Die bevorstehende Aenderung in Sachen des Oberkommandos hat keine praktische Bedeutung in denjenigen Schutzgebieten, wo ein Officier Gouverneur ist, wie in Ostafrika und Cüdweftafrika. Vor erst wird fie sich nur in Kamerun fühlbar machen. Togo kommt nicht in Frage, weil dort noch keine kaiserliche Schutziruppe, sondern nur eine Polizcitruppe besteht. Auch verbleibt es hinsicht lich der C o m m a n d o v e r h ä l t n i s se bei den bisher dem Reichskanzler, seinem Stellvertreter und dem Gouverneur der Schutz gebiete zustehenden Befugnissen. — Es werden von Bremen nach Bremerhaven von deutschen Truppen für China befördert: am Freitag, 27. d. MtS., etwa 4000 Mann» darunter die erste und zweite EScadron des ostasiatischen Reiterregiments, die auf dem Dampser „Dresden" eingeschifft werden, am Mon tag, 30. Juli, etwa 1200 Mann, am Dienstag, 31. Juli, etwa 1000 Mann, am Donnerstag, 2. August, etwa 2800 Mann und am Sonnabend, 4. August, etwa 3000 Mann, darunter die dritte Escadron des Reiterregiments, die auf dem Dampfer „H. H. Meier" eingeschifft wird. Auf dem Bremer Hauptbahnhofe ist eine KriegsverpsleczungS- station geschaffen. Zwei Stunden vor Ankunft in Bremer haven findet allgemeine Speisung und Vertheilung von Liebesgaben statt. — Mit dem gestern in Wilhelmshaven eingetroffenen Lloyddampfer „Gera", dem Hospitalschiff unserer ostasiatischcn Flotte, gehen für die Reparatur - Werkstät te in Tsingtau auch die Handwerker aller Ressorts der Wilhelms havener Werft, Kesselschmiede, Maschinenbauer, Schlosser, Kupferschmiede, Schiffbauer u. s. w. unter Leitung eines Werkmeisters und Werkführers nach Ostasien. Als leitender Techniker für dieses CorpS wird der Marine-Maschinen meister Breymann genannt. Das Arbeitercommando dürfte in Tsingtau den Stamm zu einem mit den Werstanlagen in Tsingtau wachsenden Werftarbeitercorps bihden. — Der geschäftSführende Ausschuß des deutschen Gast- wirthverbandes hat jetzt an die deutschen Gasiwirthe in ber Pilsener Bierfrage die Aufforderung gerichtet, da die Vertreter deS Bürgerlichen Brauhauses Pilsen, Gebrüder Camphausen, den Zoll nicht ganz tragen, sondern immer noch 1 pro Hektoliter die Wirthe tragen lassen, für 0,5 Liter Pilsener Bier 25 Zu nehmen, im klebrigen aber sich an gelegen sein zu lassen, das vorzügliche deutsche Pilsener Bier einzuführen und mit 20 daS halbe Liter zu verkaufen. — Die Frage der gesetzlichen Regelung der Haus arbeit in der Cigarren fabrikation geht nunmehr ihrer Lösung entgegen. Nachdem im Frühling dieses Jahres eine Abordnung aus dem NeichSamte des Innern im west fälischen Jndustriebezirke Studien über die Verhältnisse der Hausindustrie in der Cigarrcnfabrikation namentlich in Hinsicht aus die Zustände der Wohn- und ArbeitSräume der Hausarbeiter gemacht hatte, wurde das ReichSgesundheitSamt mit einer Begutachtung betraut, die jetzt an maßgebender Stelle vorliegt. Die Vorschläge deS NeichSgesundheitSamteS werden den Betheiligten zur Stellungnahme bekannt ge geben, und eS ist zu erwarten, daß zu dem Behufe eine An hörung von Sachverständigen aus dem deutschen Tabak gewerbe vom Reichsamt deS Innern angeordnet wird. Es dürften insbesondere in Betracht kommen: Die Kinderarbeit, die Beschaffenheit der Wohn- und Arbeitsräume und die Ueberwachung der Durchführung der zu erlassenden Vor schriften. Die Forderung der Mindener Handelskammer, daß minderjährigen Personen die Zulassung als selbstständige HauSarbeiter verwehrt werde, soll als ündiscutirbar aus den weiteren Erörterungen ausscheiden. — Eine Lohnbewegung der Rohrleger aller Branchen ist durch eine große Versammlung am Sonntag einaeleitet worden. Die AgitationScommission erhielt den Auftrag, in Verbindung mit der Ortsverwaltung des deutschen Metallarbeiterverbandes den Unternehmern in dieser Woche einen speciaUrten Tarif vorzulegen. Wird derselbe abgelehnt, so ist ein allgemeiner Streik zu erwarten. — Abgeordneter Professor van der Vorght ist jetzt der „Nat.-Ztg." zufolge auf Wunsch des Reichskanzlers vom 1. Oktober ab zunächst zur kommissarischen Beschäftigung im Reichs amt des Innern vom Cultusminister beurlaubt worden. * Breme», 24. Juli. Wegen Lohnstreitigkeitcn haben sämmtiiche hiesige GaSarbeiter die Arbeit nieder gelegt. * Eisenach, 23. Juli. Großfürst Konstantin von Ruß land ist heute zu mehrtägigem Besuche deS Großherzogs, der ihn am Bahnhof empfing, in Wilhelmsthal angekommen. * Köln, 23. Juli. Am 24. September und an den folgenden Tagen findet hier die 2. Verban dSversamm« lung und ArbeitSnachweiS-Conferenz statt. Auf der Tagesordnung stehen u. a.: Die Arbeitsvermittelung für weibliche Personen und Dienstboten, die Errichtung von Arbeitsnach weisen an kleineren Orten, die Erhebung von Gebühren seitens gemeinnütziger Arbeitsnachweise, Berichterstattung über die ArbcitSvermittelung für ländliche Arbeiter, Bericht erstattung über das Ergebniß zweier seitens des Verbandes veranlaßter Umfragen betreffend a. die staatlichen und städtischen den Arbeitsnachweisen gewährten Beihilfen, d. die AnstellungS- und Besoldungsverhältnisse der in den Arbeits nachweis-Verwaltungen beschäftigten Beamten, freie Dis kussion über Fragen aus dem Betriebe der Arbeitsnachweise, die Organisation der Facharbeitsnachweise und ihr Anschluß an den allgemeinen Arbeitsnachweis. * München, 23. Juli. Die apostolische Nuntiatur in München hat in letzter Zeit wiederholt die Oeffentlich- keit beschäftigt. Die Meldung, daß Frbr. v. Hertling in Nom für rin« Rangerhöhung der Münchener Nuntiatur thätig sei, wurde vielfach in der Presse besprochen und in jüngster Zeit von klerikaler Seite entschieden dementirt. „von durchaus zuverlässiger Seite" wird aber jetzt den „M. N. N." bestimmt versichert, daß Verhandlungen in dieser Richtung thatsächlich stattgefunden haben. Die Münchener Nuntiatur sollte in eine solche erster Classe umgewandelt werden. Damit würde erreicht worden sein, daß der Münchener Nuntius gleich dem in Wien und Paris für eine Reihe von Jahren auf seinem Posten ver bliebe. Der jeweilige Inhaber der Münchener Nuntiatur zweiter Classe versieht diesen Posten, wie bekannt, meistens nur für sehr kurze Zeit, und ist demzufolge nicht in der Lage» einflußreiche Beziehungen in bedeutendem Umfange anzubahneu, beziehungsweise solche fortzusetzen. Der häufige Wechsel in der Nuntiatur bedeutet demgemäß eine Schwächung der ultramontanen Herrschaft in Deutschland. Frhr. v. Hert ling bat jedoch mit seinem Plane, eine Münchner Nuntiatur für Deutschland zu schaffen, weder in Berlin, noch in München an den maßgebenden Stellen Glück gehabt. Frankreich. * Paris, 24. Juli. In der gestrigen Schlußsitzung des CongresseS für Rettungswesen und erste Hilfe wurde der Antrag Knoblauch-Äerlin, die erste Hilfe möglichst nur durch Aerzte ausführen zu lassen, einstimmig angenommen. Während deS hieraus gegebenen Bankers, bei dem auch den anwesenden deutschen Damen besondere Ehrungen zu Theil wurden, betonte der Präsident Boucher-Cadart daS friedliche Zusammenarbeiten mit Dcutsckland und den übrigen Nationen. Die in französischer Sprache gehaltenen ErwidcrungSreden von Direktor Schlesinger auS Berlin, vr. Sylvester aus London, Graf Lamezan auS Wien und Anderen fanden be geisterte Ausnahme. * Paris, 24. Juli. Die regierungsfreundlichen Blätter erklären, eS gebe keine bürgerliche Anstellung bei den nach China gesandten Truppen; Henri d'OrleanS Gesuch um eine solche könne daher nicht bewilligt werden. Einige gut gelaunte Minister schlagen vor, man solle dem OrlöanS gestatten, den Truppen als amtlich zugelassencr ZeitungSberichtcrstatter zu folgen, die Cabinetömehrhelt, der der Humor zu fehlen scheint, lehnte jedoch den Vorschlag ab. Von der Uebertraguna einer Führerstclle au Marchand, die einige nationalistische Blätter gemeldet hatten, war nie die Rede, aucy daß Ne grier eine chinesische Division bekommen werde, ist höchst unwahrschein lich. Da die von General Andrö vor wenigen Wochen ernannten Generalstabs-AbtbeilungS-Vorstände sich bestimmt weigerten, ihre Stellen anzutreten, versetzte der Kriegsminister sie wieder in ihre Regimenter zurück und vollzog gestern neue Ernennungen. — Der Schah von Persien trifft Sonnabend hier ein; man bereitet ihm einen großartigen Empfang vor; die Präsidenten der Republik beider Kammern und des Ministerraths werden ihn am Ostbahnhof erwarten, Truppen vom Bahnhof bis zum Fürsten palast Spalier bilden u. s. w. (Voss. Ztg.) Belgien. * Brüssel, 24. Juli. Die Bürgermeister von Brüssel, Antwerpen, Lüttich und Gent beschlossen, einen Aufruf zu erlassen, in welchem sie die Absendung von Freiwilligen corps nach China befürworten. Die betreffenden Bürger meister werden eine Versammlung in dieser Angelegenheit abhalten. Orient. * Belgrad, 24. Juli. Das Amtsblatt veröffentlicht den UkaS, durch den König Milan auf seine Bitte von den Functionen deS Armeecommandaalen enthoben wird. * Belgrad, 24. Juli. Nikola Christitsch hat den Auftrag zur Bildung des Cabinets abgelehnt, nach dem er erfahren hat, daß die Demission deS Königs Milan als Armeecommandant angenommen worden ist. Der Präsi dent des Appellhofes Jowanowitsch hat die Bildung des neuen CabinetS übernommen. Verschiedene Hosibargen, darunter der Flügeladjulant Solarowitsch, der Leibarzt vr. Michel und der Oheim des Königs Alexander Oberst leutnant Konstantinowitsch haben ebenfalls ihre Entlassung gegeben. Marine. G Berlin, 24. Juli. (Telegramm.) Nach Mittheilung des Chefs des Kreuzergeschwaders aus Taku vom 21. L. M. ist der zweite Admiral des Kreuzergeschwaders Contreadmiral Kirch hofs, welcher bisher den Verthcidigungs- und Etappendienst in Taku geleitet hatte, an Bord S. M. S. „Hansa" zurückgekehrt. — S. M. Spezialschiff „Hyäne", Commandant Corvetten-Capitän Schönselder, hat am 23. Juli zur Vornahme von Vermessungen auf der Jahde Wilhelmshaven verlassen. Poststation bleibt Wilhelms- Haven. — S. M. Schulschiff „Rhein", Commandant Oberleutnant zur See Heine, ist am 23. Juli von Kiel in See gegangen. — S. M. Schulschiff „Grille", Corvetten-Capitän Recke, ist am 23. Juli nach Kiel zurückgekehrt. * Ueber Vie Ehrengerichte der Officiere in der kaiserlichen Marine ist nachstehende Cabinetsordre ergangen: »Ich bestimme hierdurch: Der g 14 der Verordnung über die Ehrengerichte der Officiere in der kaiserlichen Marine vom 20. März 1899 erhält vom vorletzten Absatz an folgende Fassung: „Sind einzelne Dienstgrade unter den Mitgliedern des Ehrengerichts nicht vertreten, so wird in erster Linie auS den nächst niederen Dienstgraden, in zweiter Linie aus den nächst höheren Dienst graden gewählt." „Beförderung in einen höheren Dienstgrad be wirkt das Ausscheiden des betreffenden Mitgliedes aus dem Ehren gericht, falls Ersatz für denselben innerhalb des Ehrengerichts vor handen ist.« Bergen, an Bord Meiner Pacht „Hohenzollern", den 12. Juli 1900. Wilhelm." VI. Deutscher Gabelsberger Stenographentag zu Dresden. ii. Der gestrige Montag war vom frühen Morgen bis zum späten Abend ernstester Arbeit gewidmet. Bereits früh s/28 Uhr traten die Sektionen für Militärstenogrcrphie und für Damenstenozraphie zur Berathung zusammen, während kurz nach 9 Uhr in An wesenheit von etwa 1000 Personen die Haupt verhand- lung « n des Stenographentages unter Le'Tung des Herrn Pro fessors vr. Clemens- Wolfenbüttel begannen. Nach der Er ledigung der Registrande wurde eine Geschäftsordnung ange nommen und sodann beschloß die Versammlung, da der end- gilbige Abschluß der Bundesrechnung noch nicht möglich war, den seitherigen Bundesoorort Wolfenbüttel zu beauftragen, inner halb der nächsten vier Wochen die Bundesrechnung den rechnungs prüfenden Vereinen vorzulegen, die dann ihren Bcfundsbericht im Bundesbla'tt erstatten sollen. Alsdann wurde in die Berathung der zahlreichen Anträge eingetreten, und zwar zunächst in die der vier ersten, welche Systcmfragen betrafen. Hierbei entspann sich eine lange, lebhafte Debatte über einen Antrag des deutschen Ver eins in Wien, betreffend Einigungsverhandlungen mit den Systemsgegnern. Der Meinungsaustausch zöitdgte einen mit erdrückender Majorität gefaßten Beschluß auf Ablehnung des Antrages unter Zugrundelegung einer von Herrn vr. Gantter- Frankfurt a. M. vorgeleqten Begründung, in welcher der Er wägung Raum gegeben wird, daß durch eine Verschmelzung mit anderen stenographischen Schulen das System Gabelsberger's an wissenschaftlichem Gehalt und an Leistungsfähigkeit eine ent schiedene Einbuße erleiden würde, und daß ferner die Steno graphie als Schnellschrift nach wie vor dazu berufen sein muß, auch den höchsten Anforderungen der Schreibflüchtigkoit zu genügen. Mit diesem Beschlüsse erreichte die Vormittagssitzung ihr Ende und eine Pause von zwei Stunden trat ein. In der Nachmittagssitzung, die von Nachmittags s^4 Uhr bis Abends 6 Uhr dauerte, wurden zunächst noch die drei übrigen, Systemfragen betreffenden Anträge derart erledigt, daß man sich zunächst im PrinoiP dahin einigte, die Fortbildung des System» auf Grund de» mit dem Königlichen Stenographischen Institut zu Dresden bestehenden Vertrage» vorzunehmen, ?e« schloß per Acclamädion, einen Ausschuß von zwölf Mitgliedern und zwölf Stellvertretern zu wählen und 1902 auf einem außerordentlichen deutschen Gabelsberger Stenographentage in Berlin die Angelegenheit endgiltiz zu erledigen. Herr Hofrath Professor I)r. Rotter dankte Namens des Königlichen Steno graphischen 'Instituts zu Dresden für diesen Beschluß und ver sicherte die Rechtfertigung des bewiesenen Vertrauens. Alsdann erfolgte die Wahl der Revisionskommission durch Zuruf. Weiter theilte der Ausfluß zur Prüfung der Vollmachten mit, daß auf dem gegenwärtigen Stenographentage 953 Vereine mit 1665 Stimmen durch 406 Personen vertreten seien. Dies sei rin doppelt so starker Besuch, wie ber des 5. Stenographen'tages in Wien. Schließlich erstattete noch Herr Retichsrathsstenographen- rcvisor Weitzmann-Wien Bericht Namens der Commission zur Vorberathung der Anträge, wonach noch einige Beschlüsse mehr interner Natur gefaßt wurden. Danach erfolgte die Vertagung der Berathungen auf Dienstag Vormittag 9 Uhr. Den Abend füllte eine festliche Vereinigung im Concerthause des Zoologischen Gartens aus. (Dr. Anz.) Unterrichtswesen. — Freiberg, 23. Juli. Nachdem die ministerielle Genehmigung zu der Verlegung der Bauschule in Döbeln nach Frei berg i. S. erfolgt ist, eröffnet dieselbe hier am 16. October das Wintersemester. Ta nach den bereits vorliegenden Anmeldungen das Institut stark besucht werden wird, so sind frühzeitige Gesuche um Aufnahme zu empfehlen. Ausführliche Prospecte sind durch den Director Scheerer in Freiberg kostenlos zu beziehen. Vermischtes. —r. AuS Thüringen, 24. Juli. Die Gewitter am Sonn abend haben in Thüringen eine Reihe mehr oder weniger große Schäden verursacht. In Niederböhmersdorf traf ein Blitzstrahl die Windmühle und betäubte den am Mühlen werke beschäftigten Besitzer, der noch am anderen Tage be sinnungslos war. Ferner hat der Blitz in Zeulenroda, Weißendorf, Brückla, Auma und Hohenmölsen eingeschlagen. In Kulm itzsch wurde ein Wohnhaus durch einen Blitzstrahl eingeäschert. In Eineborn schlug ein Blitzstrahl in den Kirchthurm ein undsetztedieseu,sowie die Kirche inBrand, die bis auf die Umsassungsmauern eingeäschert wurde. Von der Einrich tung der Kirche verbrannte Alles bis auf die Alterbibel mit. Bemerkenswerth bei vem Brande war der Umstand, daß von den geschmolzenen Glocken auch nicht eine Spur zu finden war. — In Greiz wurden zwei werthvslle Ziehhunde, die kurze Zeit unbeachtet vor dem Wagen auf der Straße lagen, durch Strychnin vergiftet. — Bei Oldisleben ertranken in der Unstrut zwei Zigeunerknaben von 10 bis 13 Jahren. — In Mühlhausen hat ein l^/z Jahre altes Kind in einem unbewachten Augenblicke aus einer mit Kampferspiritus ge füllten Flasche getrunken. Nach kurzer Zeit mußte das Kiud sein junges Leben aushauchen. — Leoben, 23. Juli. Sonnabend früh stürzte der im Bau befindliche Schichtstollen des Turn-Tunnels der elektrischen Localbahn der Alpinen Montan-Gesell- schaft ein. Elf bei dem Baue beschäftigte Arbeiter wurden, in dreii Partien getrennt, von den Gestvinmasscn eingeschlossen. Die Befreiung der Verunglückten konnte, trotzdem achtzig bis hundert Arbeiter sofort mit der Rettungsaction begannen, während deS gestrigen Tages nicht mehr durchgeführt werden- Es gelang jedoch, in eine Höhlung, in welcher sich sieben Mann eingeschlosseu befinden, ein kleines Rohr einzuführen und sich auf diese Weise mit denselben zu verständigen. Man erfuhr so, daß gleich beim Einstürze ein Mann dieser Partie getödtet und ein Anderer so schwer verletzt wurde, daß er seit gestern Nachmittag auch kein Lebenszeichen mehr von sich giebt. Von der zweiten Partie weiß man, daß wenigstens ein Theil derselben am Leben ist, da sie den übrigen Verschütteten durch Hammerschläge Zeichen geben. Heute früh wurden sechs Arbeiter und um 11 Uhr Vormittags ein siebenter Arbeiter befreit. Die Rettungsarbeiten dürften bis morgen dauern. ----- Wien, 21. Juli. Nach Mittheilung der österreichisch israelitischen Union werden neuerdings zwei Fälle von Mä dchenraub in Galizien bekannt. Am 11. September 1899, am Versöhnungstage, wurde die sechzehnjährige Tochter Esther der in Szucinska bei Tarnow wohnhaften Wittwe Chane Weiser, während diese in der Synagoge war, von mehreren Bauern gewaltsam entführt und in das Kloster der Feliciane- rinmen gebracht. Alle Versuche der Mutter, zu ihrer Tochter zu gelangen, waren vergebens. In dieses Kloster wurde vor einiger Zeit die 15jährige Tochter Feigel des Handelsmannes Mendel Segeltuch aus Dobczycze von zwei christlichen Schneide rinnen gebracht. Auch diese konnte bisher trotz aller Bemühungen des Vaters nicht befreit werden. Außerdem sollen noch zwei Judenmädchen aus Russisch-Polen im Kloster sein. (Frkf. Ztg.) Ms dem Geschäftsverkehr. k Der Leipzmer Burgkeller wird jetzt wieder einer Nenova- tion unterzogen. Ter alte ehrwürdige Bau mit feiner eigenartigen Fa?ade hebt sich auffällig von unserer heutigen modernen Bauart ab. Was dem inneren Burgkeller einen besonderen Vorzug verleiht, ist der große interessante Raum mit seinen mächtigen Gewölben, welche den Besucher unwillkürlich an längst vergangene Zeiten erinnern. Inden Betrachtungen alter Bauarten versunken, findet der Besucher nwllige Plätzchen und Plaudercckcn. Die Küche zeichnet sich sowohl hinsichtlich der Güte wie auch der großen Auswahl der Speisen aus. Besonderer Erwähnung sei noch der vortrefflichen Bierverhältnisse gethan; Las Riebeck'sche Lagerbier, sowie das seit neuerer Zeit eingesührte Ricbeck'sche Pilsener wird hier ganz besonders gepflegt, was das ohnehin beliebte Bier nur noch begchrenswerther macht. Außer dem verzapft Herr Stein eck noch das berühmte Erlanger von Franz Erich-Erlangen, zu dessen Empfehlung nur der Hinweis auf die mehrfachen Präintirungen und Auszeichnungen genügt. Julius VMduvr Xaissl»!. unä Lönisl. HokpianokortetLbl'ik kingsng H/e8tsti'S886 59. Or-Duclilmile, Lrübl 2. Verkaufsstelle: kruur 8elkkert, Delprlx, Knrkortstrasss 1. < Or.Iüediiklllo, Lrülll 2. »cknelltgut pstsntbüdes». §LcK-Icii»ÄS Vas 8oliäv8to kabrraä i8t ^Vanäersk»".
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