Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.06.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-06-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010608014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901060801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901060801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-06
- Tag1901-06-08
- Monat1901-06
- Jahr1901
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Bezug--Preis t» der Hauptexpeditton oder den im Stadt- bezirk und den Bororte» errichtete» >»«- aabestellen abgeholt: vierteljährlich 4K0, bet zweimaliger täglicher Zusielluna Hau« S.ÜO. Lurch di« Post bezog«» jur Deutschland u. Oesterreich: Vierteljahr!. ^l Man abonnirt ferner mit entsprechende« Postausschlag bet den Postaustalt«» in der Schweiz, Italien, Belgien, Holland, Luxem- bürg, Dänemark, Schweden und Norwegen, Rußland, den Donaustaaten, der Europäischen Türkei, Egypten. Für alle übrigen Staaten ist der Bezug nur unter Kreuzband durch di« Expedition diese» Blatte» möglich. Di« Moraen-AuSaabe erscheint um Ubt, di« Lbend-AuSgabe Wochentag» um k Uhr. Le-action und Erpe-ift-«: 2ohanni»gaffe S. Filialen: Ukfded Pah» vorm. O. Klemm'- Sorttm. UmversitLUstraße S (Paulinum), Laut» Lösche, Kathartnenftr. 54, purt. und K»nig»platz 7. 287. Morgen-Ausgabe. Anzeiger. Ämtsölatt des Äönigliche« Land- und Ämlsgerichtes Leipzig, -es Mathes und Mottzei-Ärntes -er Ltadl Leipzig. Anzeigen «Preis die 6gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem Redacnonsftrich (4 gespalten) 7b H, vor den Familienna^ richten («gespalten) 60 Tabellarischer und Ziffrrnsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme LS H (excl. Porto). Ertra-Beilagen (gefalzt), nur mit de, Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderiing ^ii SO.—, mit Postbesörderung ^tl 7O -. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittag» 10 Uhr. Morgen-Au-gabe: Nachmittag» 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet» an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Druck und Verlag von L. Polz in Leipzig. Sonnabend den 8. Juni 1901. 95. Jahrgang. MaS wird unter diesen Umständen auS der diel besprochenen geheimen Verständigung zwischen Rußland und Oesterreich auS dem Jahre 1897? Die serbische Thronfolgefrage und überhaupt dir Zukunft Serbiens bergen mehr in sich und enthalten den Keim zu größeren Verwickelungen, als die Eingeweihten jetzt zugeben möchten. Die Wirren in China. Heimkehr Waldersce's. Vom Grafen Waldersee lief nach dem „Hann. Cour." gestern Abend au» Shanghai ein an seine Gemahlin gerichtetes Telegramm ein, daS mit den Worten schließt: „Auf Wiedersehen Ende Juli!" — Wie dem genannten Blatt mitgetbeilt wird, wird der Generalfeldmarschall wahr scheinlich auf demselben Wege zurückkehren, den er auf der Hinreise nach China genommen hatte. * VerltN, 7. Juni. (Telegramm.) Der Dampfer „Witte- ktnd" setzte mit dienstunbrauchbaren Mannschaften de» ostasiatischen ExpeditionScorp» an Bord am 6. Juni seine Fahrt von Aden nach Bremerhaven fort. Die Thronfolge und die künftige politische Gestaltung in Serbien. Man schreibt unS: Die eigerrthiimlichen Ereignisse am Belgrader Hose haben es naturgemäß mit sich gebracht, daß die Frage, wer in Zukunft berufen sein könnt«, Erbe d«S Thrones der Obrenowitsch zu werden, einen breiten Rahmen in den Erörterungen der Blätter findet. Die verschiedensten Cairdidaten sind namhaft gemacht worden, Angehörige von Fürstengeschlechtern drS Balkan, ein Mitglied des russischen Kaiserhauses und selbst zwei ungarische Freiherren als Nachkommen der weiblichen Linie des HauseS Obrenowitsch. Wie weit diese Personen in Betracht kommen werden, wenn König Alexander kinderlos stirbt, läßt sich vorläufig nicht bestimmen; die Angelegenheit ist noch nicht acut geworden und kann verschiedene Phrasen durchlaufen, k^vor sie ernstlich die europäischen Cabinett« beschäftigt. Aber sie besitzt eine so große politisch« Bedeutung, daß nicht nur die Balkanstaaten, sondern alle in Osteuropa interessirten Mächte schon jetzt gewisse Vor bereitungen treffen werden, um im Falle eines Thronwechsels nicht wehrlos den Ereignissen grgenüberzustehen. Rußland und Oesterreich sind es vor Allem, die in die Rege lung der serbischen Thronfolge direkt oder indirekt Eingreifen werden. Beide werden große Anstrengungen machen, um einem Prinzen die Königskrone zu sichern, der sich dem Einfluß der befürwortenden Macht unterwirft. Dabei wird es ohne Zweifel zu einem stillen, aber erbitterten diplomatischen Kampf« kommen, von dessen Ausgang für beide viel abhängen dürfte. Es hat den Anschein, als sei man in Petersburg über die Verhältnisse iw Belgrader Conak längst unterrichtet gewesen und hätte bereit» im vorigen Jahre in die Handlung eingegriffen. Auffallend ist es in hohem Maße, daß der zarische Gesandte die Werbung des Königs um Frau Draga Maschin so energisch begünstigte und die Zustimmung des Kaiser- Nikolaus zu dieser recht merkwür digen Heirath erwirkte. Dabei ist eS vollkommen gleichgiltig, ob der Kaiser Nikolaus sofort in die Pläne seiner Diplomaten ringeweiht war, oder nicht. Trotz der offenbaren Ungnade det Herrn Mansurow, der seine politische Laufbahn beschlossen haben soll und der daher wahrscheinlich nur unter falschen Vorspiege lungen den Zaren zur Heirath freundlich stimmt«, wird Letzterer gewiß kein«» Augenblick zögern und die für Rußland geschaffen« günstige Lage auszunützen suchen. Den Petertbuvger Macht habern wäre e» hochwillkommen, wenn dem serbischen Königspaave ;ed« Hoffnung auf zukünftigen Kindersegen genommen ist. Und «ach Allem, war man hört, scheint «ine derartige Annahme wohl begründet zu sein. Der Candidat des Zarenreiches wäre in jedem Falle der Fürst von Montenegro, beziehungs weise einer seiner Söhn«. Zwischen Rußland und Montenegro sind di« Beziehungen immer sehr «in time gewesen. Unter Alexander 111. wurde die Freundschaft zwischen beiden Reichen in ostentativer Weise vom Selbstherrscher aller Reußen proclamirt, und Fürst Nikolaus hat darauf nicht «zögert, die Erwartungen deS Kaisers nach Möglichkeit zu recht fertigen. Ohne sich in di« Machenschaften der russischen Balkan diplomaten einzulassen, hat der Fürst die Interessen deS Zaren reiche», wo «r e» vermocht«, gefördert. Daß Nikolau» von Monte negro selbst den serbischen Königsthron besteigen sollte, ist im Hinblick auf den Altersunterschied zwischen ihm und König Alexander recht unwahrscheinlich. Davon ist vermuthlich niemals die Rede gewesen, sondern nur von seinem Sohn«. Aber auch di« Thronfolge deS Prinzen Mirko würde nicht wenig zur Kräf tigung deS Zarenreiches auf der Ballanhalbinsel beitragen und Serbien vollständig unter den Einfluß desselben bringen. Die Candidatur deS Fürsten von Montenegro würde, wie di« Ding« liegen, in Serbien günstig ausgenommen werden. Der Fürst Nikolaus erfreut sich dort schon seit den Zeiten der Frei- heitskämpfe einer großen VolkSdhümlichkeit, und sein Bild ist in den serbisch«» Bauerrchäusern keineswegs eine selten« Erschei nung. Wen« Rußland demnach im Falle der festgestellten dauernden Kinderlosigkeit de» Königs Alexander den Freund auS den Schwarzen Bergen zum Erben der Krone der Obreno witsch vorschlägt, so würde «» beim Volke nicht nur keinem Widerspruch begegn«», sondern vorau»stchtlich lebhafte Zu stimmung finden. W«d«r der Prinz Peter Karagiorgiewitsch, noch einer der Freiherren Nikolitset von Rudua können in dieser Hinsicht mit dem Fürst«» Nikolaus concurriren. Oesterreich wird niemals zu diesen Plänen Rußland» seine Zustimmung ertheilen, denn eS betrachtet Serbien al» zu s«in«r Einflußsphäre gehörig. Allerdings ist darin schon seit Jahren, eigentlich seit den Tagen Stambulow'» und de» Fürsten Alexander von Bulgarien «ine Verschiebung zu Ungunsten der Donaumonarchie eingetreten. Denn al» da» russische Ansehen zeitweilig in Sofia zurückging und die nationale Politik Stam- bulow'S den -arischen PansladiSmuS zuriickzüdrängen schien, da suchten di« klugen Petersburger Staat»männ«r Ersah in Belgrad. Sie fanden in der That, was sie erstrebten. Inzwischen hat Bulgarien den Zaren als Führer der Kleinstaaten auf dem Balkan längst wieder anerkannt, aber au» Serbien sind die Ruffen deS- halb doch nicht sortgeiogen. Nur, al» Könrg Milan vom König« Alexander zurllckberufen war und da» Oberkommando über die Armee übernommen hatte, da gewann allerdtng» Oesterveich in Serbien vorübergehend auf» Neue an Boden. Seit der Hoirath de» König» mit Frau Draga Maschin ist da» wiederum ander» geworden, und der russisch« Einfluß herrscht heut« unbestritten im Belgrad«! Konak. Wird formell di« Thronfolge «in«» Mit glied«» de» montenegrinisch«» Fürsteng«schl«chte» in Gerbten ge sichert, so würde Oesterreich wohl für immer dir Möglichkeit ver lieren, sein frühere», ohnehin beetntriiebffgtr», Ansehen in Belgrad und im Lande selbst zuriickzugewimren. Sonderbarer Weise ist vorläufig von einer österreichischen Throneandidatur nicht» zu hören. Graf Eoluchowtki hat kürzlich in den Delegationen erklärt, di« Beziehungen zum Zarenreiche seien die besten und hält«» sich namentlich in letzt« Zelt besonder» freundlich gestattet. Auf dir serbische Frag« kann da» unmöglich sich bezogen Habs». Eine Verständigung ist dort ganz ausgeschlossen, auch wßm die Diplo- moten sich Mühe geben werden, die Öffentlichkeit an die ve- sritigung jeglichen Jnteressengeaensaife» und jeglicher Ver stimmung glauben zu mach«». Da» könnt« nur dadurch «rreicht mrden, wenn d«r Eine »der And«« auf drn Balkan verzichtet. China. — Gin historisch«» Resum«. Unter diesem Titel bringen die „North-China-Daily-NewS" einen interessanten Leitartikel über die Entwickelung der Be ziehungen Europa» und Amerika» zum Reiche der Mitte: „Europäische Beziehungen datiren schön au» alter Zeit. Die Portugiesen fanden mr sechrehnten Jahrhundert zuerst drn Weg, um den Handel mit Cvina zu eröffnen, und bald folgten ihnen die Holländer und die Engländer. Die beiden ersteren Nationen haben längst aufgehört, irgend welchen nenneuSwerthrn Einfluß im fernen Osten auSznüben, während andererseits England sich, wa» Handelsbeziehungen anbrtrifst, nach und nach auf di« erste Stelle unter den concurrirend«» Nationen rmporschwang. Es war jedoch Rußland, welches zuerst Verbindungen mit China nach einem nationale» Maßstabe anknüpfte. Die EroberunqSzüge der Mongolen im lll. Jahrhundert berührten sowohl Rußland wie Cbina, uitd al» später Aermarks mit feinen Kosacken den berühmten romantischen Zug noch Osten machte und sozusagen eine Verbindung zwischen Moskau und dem großen Stillen Ocean herstellte, da reifte vielleicht zum ersten Male im Ruffenreiche di« Idee, daß e» eine» Tage» die gewappnete Faust nach der Mandschurei werde au»- strecken müssen, wie e» beute thatsächlich bereit» ge schehen ist. Das aggressive Vorgehen Rußland» von heutzutage steht in ausfallendem Gegensätze zu seiner Politik der Angst vor den Millionen CdinaS vor etwa 250 Jahren, und noch im August 1680 werden di« Russen, die s«it langer Zeit nach dem Thal« de» Amur ver langt hatten, gezwungen, alle entsprechenden Pläne aufzu geben. Diese und spätere Mißerfolge haben den Moskowiter jedoch nicht abgeschreckt, sondern er hat günstigere Zeiten ab gewartet und zwar mit den beute sattsam bekannten Resultat. Seine letzten Fortschritte auf dem Ueberlandwege nach dem fernen Osten sind geradezu phänomenal gewesen; er hat von jeder Gelegenheit mit Vortheil Gebrauch gemacht und zwar in so erfolgreicher Weise, daß in Rußland heute die leicht zu verstehende Ansicht vorherrscht, daß da» ganze chinesische Ge biet jenseits, d. b. nordwärts der Großen Mauer ohne die geringste Berechtigung eine« Di-puteS Rußland zu Eigen gehören muß. . / Von Frankreich kennt die Geschichte China» vor dem Jahre 1718 nichts, nicht einmal den Namen. Während deS 18. Jahrhundert- erzielten französische Kaufleute einige Handelsbeziehungen mit Canton, und später im Jahre 1858 gab die Ermordung eines französischen Missionar« dem Kaiser Napoleon III. rin« willkommene Gelegenheit, an den damals auSbrechenden Kriege mit China ebenfalls theilzunebmen. Frankreich benutzte damals einen Theil seiner Streitkräfte für die Unterwerfung von Cochinchina und occupirte im Jahre 1862 die Hauptstadt Saigon. Spätere Gelegen heiten, seinen Einfluß noch weiter au-zubreiten, hat eS sich nicht entgehen lassen, und heute berühren di« Grenzen seiner Colonien im Süden diejenigen von China und in dem oberen tBirma diejenigen von Großbritannien. Al« Com- pensatioa für die „Verpachtungen" von Landstrichen durch China an Deutschland, Rußland und Großbritannien erhielt Frankreich einen neuen Fußpunct in Kuang-chouwan, und ist im Uebrigen heutzutage in d«r Ausübung seine» Einflusses und Erhöhung seine» Prestige» thätiger und glücklicher al» je zuvor. Deutschland» Einfluß in China datirt noch von gestern. Al» nach dem zweiten Kriege mit England China seine Ver träge mit England und Frankreich revidiren mußte, verlangten verschiedene „kleinere Staaten" ebenfalls diese» Privilegium, und zu denselben zählte auch Preußen. Al» damal» die Deutschen «intrafen, befanden sie sich lange Zeit in sehr bescheidener Stelluna und Lage und occupirten eine unbedeutende kleine Ecke Lande», welche heute zur englischen Gesandtschaft gehört. Die Deutschen waren damal» vom politischen Standpunkte au» betrachtet nicht« andere» al- Handlanger und Gehilfen in der allgemeinen Politik Großbritannien». Dann kam der Krieg von 1870/71, und Deutschland fing an seinen «iaenen Weg in China und dem fernen Oste» überhaupt energffch zu fuchen und schließlich auch zu finden, wobei e» nicht gerade immer mit GlacShaudschuhrn zugegriffen. Im Gegentheil, di« Deutschen wußten g«wiffe H ndernifse in «wer zwar oft sehr rauhen, aber doch sehr erfolgreichen Weise zu nehme», und . . . der Rest ist bekannt. En paar Missionare wurden ermordet, Kiautschau wurde oeeupirt, Port Arthur und Dei-hai-wri ebrnsall» von Anderen, die BoxerempSrung brach au», die' verbündete Armee marschirie »ach Peking und wurde dort unter drn Oberbefehl eine» General» gestellt, der zu einen der oben genannte» „kleinen Staaten", zu Drutschand, gekörte. Die» ist ein Fortschritt, zu welchem Deutschland sich jetenfall» jwatulirrn kann, obwohl e» zweifello» ist. daß die deutsch« Nation nicht etwa auf kriegerischem Gebiete, sonder» auf demjenigen de» Handel» und der Schifffahrt ihre größten Eroberungen zu machen hofft. In dieser Hinsicht steht Deutschland auf demselben Stand punkte wie Amerika, daS trotz seiner inferioren politischen Stellung im fernen Osten doch bereit» einen ganz bedeutenden Einfluß auf den chinesischen Markt auSübt. ES war im Jahre 1785, daß die Amerikaner ihr erstes Kauffahrteischiff nach Canton sandten, und eS ist eigenthüinlich, daß die Chinesen seit Anbeginn ihrer Bekanntschaft mit den AankecS die letzteren nur als Freunde betrachtet haben, weil sie nicht wie die britischen und französischen „Täuscher" kamen, um zu fechten. Neuerdings bat diese Freund schaft allerdings insofern einige Risse erhalten, al» die Amerikaner die Chinesen, welche sie nach Californicn exportirten, sehr schlecht behandelten und schließlich sogar alle chinesischen Arbeiter aus Manila vertrieben- Trotz dem aber nimmt Amerika als guter Freund bei Cbina immer noch die erste Stelle ein, wa» besonder» da» Ver halten der Vereinigten Staaten in der jüngsten Krisis hervor gerufen hat. In hervorragender Weise, historisch sowohl wie commerciell, ist Japan in China interessirt, und wenn für die übrigen genannten Völker der Handel mit China von großer Wichtigkeit ist, so ist er für Japan von vitaler Bedeutung. Wenn irgendwelche europäische Großmacht die letztere That- sache nicht rückhaltlos anerkennen wollte, so würde sic gegen eine Opposition anrennen, welche nicht so leicht auS dem Wege zu räumen wäre, denn Japan weiß, was e» seinen besten Interessen schuldig ist." Deutsches Reich. Berlin, 7. Juni. (Das Centrum und die G e - t r e i d e z ö I l e.) In einer Polemik mit dem „Vorwärts" über die Stellung des Centrums zur Erhöhung der Getreidezölle er klärt daS officielle Organ der bayerischen Centrumspartei: „Die Neugierde der „Vorwärts" in Bezug auf die Stellung deS Tentrums zu der Höhe der Getroidezölle zu befriedigen, würde uns natürlich nicht einfallrn, auch wenn diese Stellung uns heute schon bekannt wäre. Diese Stellung kann selbstverständlich erst genommen werden, wend der neue Zoll tarif dem Reichstage zugegangen sein wird, was frühe st ens im nächsten Winter der Fall sein wird." An sich ist ja gegen diese Erklärung durchaus nichts einzu-venden, aber sie stimmt doch nicht damit überein, daß gerade bayerische Tentrumsabgeordnete schon vor mehr als einem halben Jahre die Stellung des Centrums zu der Getreidezollfrage präcisirt haben und als ferner die Centrumspresse bereits im vergangenen Spät herbst darauf hingewiesen hat, daß diesmal die Centrunkspartei in der Frage der Getreidezölle einig sein werde. Wenn die Partei, wie das bayerische Blatt jetzt erklärt, zu der Frag« noch keine Stellung genommen hat, so kann doch auch wohl noch Nie mand wissen, ob die Partei zu einem einmiithigcn Entschlüsse gelangen werd«. Gerade weil das Centrum nicht wie die links liberalen Parteien und die Socialdemokratie die Zölle vrincipalitcr verwirft und weil sie andererseits nicht wie der Bund der Land- wirthe auf dem Standpunkte steht, daß die Getreidezölle gar nicht hoch genug sein können, kann sie sich nicht mit «inem principiellen „Ja" oder „Nein" begnügen, sondern muß sich auf ein« ganz bestimmte Summe einigen, sofern überhaupt eine Einigung zu Stand« kommt. Alsdann aber brauchte die Partei zu ihrer Stellungnahme auch nicht auf den Zolltarif zu warten, sondern sie könnte gerade in ihrer Stellung als größte und ausschlag gebend« Partei sich schon vorher darüber schlüssig mach«», wie weit sie gehen will. Die Bemerkung des bayerisch«» Blattes aber, daß der Zolltarif frühestens im nächsten Winter an den Reichstag gelangen werde — was wie «in Seufzer der Er leichterung über die noch gewährte Frist klingt — stimmt ganz mit der Abkanzelung überein, die das führende rheinische CentrumSorgan vor einiger Zeit dem Bunde der Landwirthe zu Tbeil werden ließ, weil er auf eine Beschleunigung der Ein bringung de» Zolltarifs drängt«. Wäre daS Centrum seiner Einigkeit sicher, so würde eS sicherlich so rasch wie möglich die Gelegenheit herbeiwünschen, diese Einigkeit auch äußerlich zu documentiren. Die schlecht verhehlte Freude über die Hinaus schiebung der Entscheidung läßt, wie Gabor sogt, „tief blicken". 6. N. Berlin, 7. Juni. (Die Aussichten der Deutschen in den Vereinigten Staaten.) In seinem soeben dem Reichsamte des Innern unterbreiteten Berichte über den Handel und die wirthschaftlichen Verhältnisse der Staaten Indiana, Kentucky, Ohio uno West-Virginia im Jahre 1900 hat sich der kaiserliche Consul in Cincinnati auch über die Aussichten der Deutschen in den Vereinigten Staaten aus gesprochen. Er sagt: Die schlechten Zeiten, welche im April 1893 anfingen und fast fünf Jahre anhielten, hatten zur Folge, daß die deutsche Einwanderung nicht nur fast zum Stillstände kam, sondern daß auch eine starke Rückwanderung einletzte. Da die Zeiten sich bedeutend gebessert haben, hat die deutsche Einwande rung wieder zugenommen. Im Jahre 1900 fanden nun zwar kräftige junge deutsche Handwerker und Arbeiter in den meisten Fällen ohne Schwierigkeit Beschäftigung, sie arbeiteten aber nicht selten auS Unkenntyiß der Verhältnisse für sehr niedrige Löhne und <» wurden ihnen häufig einheimische Handwerker und Ar beiter vorgezogen. Aeltere deutsche Einwanderer konnten, w;nn überhaupt, nur mit Mühe und nach langem Tuchen ein Unter kommen finden, denn bei der Mehrzahl der Arbeitgeber besteht eine große Abneigung gegen die Beschäftigung bejahrter Leute. Für deutsche Einwanderer, welche den gebildeten Ständen angehörten und harte Arbeit nicht verrichten konnten, gestaltete sich die Lage bald zu einer verzweifelten. Im Uebrigen sind die Zelten dahin, wo e» Einwanderer mit einem hohen Grade von Wahrscheinlichkeit zu einem gewissen Wohlstände bringen konnten. In Folge der Dichtigkeit der Bevölkerung sind alle Beruflarten überfüllt, der Wettkampf ein äußerst scharfer und zum Beginn eine» selbstständigen Geschäft» gehören große Geld mittel. O Vsrli«, 7. Juni, (Telegramm.) Zur gestrigen Frühstückstafel bei dem Katferpaar« war die Oberhofmeisterin der Kaiserin von Rußland Fürstin Galitzin und die Gräfin Schuwaloff mit Tochter geladen. Im Verlaus de« Nach mittag» unternahmen der Kaiser kund die Kaiserin eine Spazierfahrt durch die Gärten von Potsdam, später erledigte der Kaiser Rrgirrungsangeltgenheitru. Zur Abenvtasrl war Prinzessin Heinrich Schönburg und Frau von Trotha, die Gattin deS Hofmarschall», geladen. — Heute früh nahmen die diesjährigen Besichtigungen der Garde- Cavallerie-Regimenter durch den Kaiser auf dem Bornstedter Felde bei Potsdam ihren Anfang. Da die Zeit deS Beginnens bereits auf 6 Uhr angesetzt war, so hatten sich die Generäle und Ofsicierc der Berliner Garnison, welche an der Besichtigung direkt betheiligt waren oder derselben als Zuschauer beiwohnten, sowie der größte Tbeil der fremdländischen Militärbevollmächtigten schon gestern Abend nach Potsdam begeben und dort übernachtet, um heute rechtzeitig zur Stelle zu sein. Der Kaiser und die Kaiserin stiegen im Neuen Palais um 5'/, Uhr zu Pferde. (-) Berlin, 7. Juni. (Telegramm.) Der „Reichs anzeiger" veröffentlicht eine aus Straßburg vom 10. Mai datirte Urkunde über die Stiftung einer Lenkmünze für die an den kriegerischen Ereignissen in Lstafirn bcthettigt gewesenen deutschen Streitkräfte. Die Denkmünze wird in Bronze oder Stahl verliehen; sie zeigt auf der Vorderseite einen Adler, der einen Drachen unter seinen Fängen hält, auf der Rückseite den kaiserlichen Namen-zug, darüber die Kaiserkrone und bei der bronzenen Denkmünze die Inschrift: „Den siegreichen Streitern 1900 China 1901", bei der stählernen: „Verdienst um die Expedition »ach China". Die Denkmünze wird auf der linken Brust an einem orangefarbenen, weißgeränverien, mit roth und schwarzen Streifen durchzogenen Bande getragen. Die Denkmünze kann auch Angehörigen der außerdeutschen, mit den deutschen Truppen verbündet gewesenen Contingente verliehe» werden. D Berlin, 7. Juni. (Telegramm.) Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Wie bereits hervorgeboben worden ist, habe» sich di« Theilnehmer an der gestern geschloffenen Jalleanferen, über den Gang und den Inhalt der Verhandlungen abso lutes Stillschweigen auferlegt, Schon hieran» folgt, daß di« in verschiedenen Blattern verbreiteten Nachrichten über einzelne Ergebnisse der Conferenz lediglich auf will« kürlichen Combinationen beruhen. (-) Berlin, 7. Juni. (Telegramm.) Die „Nordd. Allgem. Ztg." schreibt: Die verschiedenen in der Presse um- lausenden Gerüchte über die Wtrdrrbesrtzung »r» Lder» Präsidium» zu Königsberg werden unS al« falsch bezeichnet. (D Berlin, 7. Juni. (Telegrom m.) LkgationSrath a. D. Friedrich v. Kehler, ged. am 1. Oktober 1820 in Berlin, seit 1871 Mitglied deS preußischen Abgeordnetenhauses, seit 1873 Mitglied deü Reichstag«, in beiden Körperschaften bi» in die neuere Zeit geschätzte» Mitglied der Centrum-fraction, ist der „Germania" zufolge heute früh hier gestorben. (Wdrht.) V. Berlin, 7. Juni. (Privattelegramm.) Der „Nat.-Ztg." zufolge finden heute im Reichs-Postamt Be ratbungen darüber statt, wie die höhere Beamten- lanfbahn in der Rcichs.Post- »nd Telegraptzenver» wattnng künftig zu gestalten sein wird. An drn Be- rathungen nehmen auch Vertreter anderer ReichSreffort« und preußischer Ministerien Theil. In der Hauptsache wird e» sich darum handeln, die Prüfung«- und Ausbildungs vorschriften für die künftige» Anwärter im Einzelnen festzustrllen. — Der Geburtstag der Kaiserin Alexandra Feo- dorowna von Rußland, welche beute ihr 29. Lebensjahr vollendet, wurde Vormittag« 11 Uhr durch großen Gottesdienst in der Capelle der russischen Botsckaft gefeiert, an welchem der russische Botschafter Graf von der Osten-Sacken mit Gemahlin, die Mitglieder der Botschaft, zahlreiche hier lebende Russen und eine Abordnung des 2. Garde-Dragoner-Regiment« Kaiserin von Rußland, dessen Commandeur, Oberst v. Mitzlaff, die Glückwünsche de» Regiments der Kaiserin telegraphisch übersandt hat, theilnahmen. Abends findet bei dem Officier- corpS deS 2. Garde-Dragoner-RegiinentS ein größere- Ge- bnrlSiagSdiner statt, zu welchem der Botschafter Graf von Osten-Sacken mit den Herren der Botschaft er scheinen wird. (D Tanzig, 7. Juni. (Telegramm.) Prinz und Prinzessin Johann Georg von Sachsen sind heute Vormittag II Uhr wieder ab gereist. (Wiederh.) (-) Lübeck, 7. Juni. (Telegramm.) Die Haupt versammlung der Deutschen Colonialgesellschaft wurde heute hier von dem Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg eröffnet. Es sind Delegirte auS allen Lheilen Deutschlands sowie auch au» dem Ausland», zusammen ca. 200, erschienen. Nach eingehender Berathnng wurde ein Antrag der Abtheilung Nordhausen auf Einführung der Markwährung in den Colonien abgelehnt. Der Antrag der Abtheilung Stettin, die NeichSregierung um den Ausbau der Häfen Dar-eS Salaam und Tanga zu ersuchen, wurde mit großer Mehrheit angenommen. (Wbrh. u. erg.) -s- vale a. k, 6. Juni. In auswärtigen Blättern ist die Nachricht verbreitet, daß von hier eine Anzahl Ausländer, die sich als lästig erwiesen, aus gewiesen worden seien. Hier weiß man von dergleichen nicht«. Vermuthlich ist da» Gerücht auf eine Auslassung de» hiesigen soctaldemokratischrn „VolksblatteS" zurückzufuhren, das die Vermuthung autsprach, wegen der erwarteten Ankunft des Kaiser- würden wobl die hier arbeitenden Italiener abgeschobrn werden. Der Zweck dieser „Vermuthung" ist unschwer zu erkennen. * Weimar, 6. Juni. Großherzog Wilhelm Ernst feiert nächsten Montag (10. Juni) seinen 25. Geburts tag; hier und im gan»en Lande sind für diese Feier, da sie die erst« ist, die er als regierender Herr begeht, mancherlei Vorbereitungen getroffen. Da an di« Reise drS Großherzog« nach Wien bekanntlich auch »iu Besuch beim Herzog von Cumberland in Gmunden sich angereibt ha», so hat da» schon seit einigen Monaten umlaufende Gerücht, daß der Großherzog sich mit der Prinzessin Alrxandr« v»u Cumberland (geb. 29. September 1882) verlobe» werd«, neue Nahrung erhalten. (Magdeb. Ztg.) s. Frankfurt u. vk, 6. Juni. Der Gedanke einer Reichs- Wohnung» «Gesetzgebung ist auch auf der diesjährige» Delegirtenversammlung der Evangelischen Arbeitervereine in Speyer gründlich erörtert worben. Namentlich wurde di«
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite