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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.06.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-06-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010613015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901061301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901061301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-06
- Tag1901-06-13
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bürg, Dänemark, Schwed« «d Norwe««, Rußland, den Donanftaaw«, d»Sil«PttMn Türkei, Egypte«. Für »lle übrigen Pttuitt» ist der Bezug nur unter KteuzbüNd durch di« Ezpedttio» Blatte« «-glich. Die Morßen-Ausgub« erscheint u« '/«? Uhch die Lbend-Lu--«» Woch«»wg« >M k Utz«, ReLartiov und LrpeßMßn: 2»tznmii«gasie 8. Filialen: Alfted Lahn von». V. Klemm'« Lortt«. Uawersitütsstratze-S (Paulknmn),' ' 8»M Lösche, KathaNnenstr. 14, -vrt^ und K-nig-platz. 7. Vezrrs-'Prei- kn der Houptrrpedttion oder de« im Stadt bezirk und den Vororten errichtet« Ans« aabestellen «bgetzelt nterteljatznich bei zweimalig», tiialich« Lastellu» Hau«^«.«s »nrch di« Dkütschlend n. Oesterreich l Mertel via» adonntrt ferner mit Morgen-Ausgabe. WpMrTllMatt Anzeiger. NmLsöüttl des A'önigkche« Land- nnd Nintsgerichles Leipzig, des Aathes nnd VoNzei-Ämtes -er Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preis die sigespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem Redacnonsstrich («gespalten) -S vor den Familiennach- richten (6 gespalten) 50 Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen U-.L Offertenannahme Lb L, (excl. Porto). Ertra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabr, ohne Postbeförderung 60.—, mit Postbesörderung 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein, halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet« an di« Expedition zu richte«. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh S bis Abend« 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Holz tu Leipzig. 2S6. Donnerstag den 13. Juni 1S01. 95. Jahrgang. »ineiuzureden. Durch Derhaltungsparagraphrn aller Art ucht man di« Eisenbahner zu Leibeigenen Herabzudrücke». h»it dn d«r * Peking, 12. Juni. („Reuter's Bureau") Rockhill drfitzt eine Ucbersetzung des Edicts, aus der hervorzugehen scheint, daß die Bibliothek in der verbotenen Stadt auf Befehl des Hofes eingeäschert und nicht durch einen Blitzstrahl in Brand gerathen ist. DaS Edikt befiehlt, alle Archive zu zerstören. Tas Feuer muß einen Tag nach dem telegraphischen Eingänge des EdictS ausgebrochen fein, obgleich, als das Gerücht von dem Ein treffen Les Edicts auftauchte, Prinz Tsching und Li-hung-tschang dasselbe in Abrede stellten. * Peking, 11. Jr^ii. In der nächsten Zusammenkunft der Ge sandten wird der amerikanische Vertreter Rockhill den Vor schlag Amerikas einbringen, die Entschädigungsfrage dem Haager Schiedsgerichtshofe zu unterbreiten. Die Mehrheit der Ge- sandten ist gegen diesen Plan, nimmt vielmehr an, daß innerhalb der nächsten zehn Tage alles in Ordnung gebracht werden kann. Inzwischen werden die Gesandten möglicherweise Lurch die Vor bereitungen zur Abreise der Truppen und die Absicht deS Hofes, nach Peking zuriickzukehren, zu Entscheidungen gedrängt. Kßye NecaPitutcktjo» -er Ereignisse -es chinesische«, Lrieges man aber mit dem Schwinden der Munition und de« Proviants bei den Eingeschlossenen rechnen mußte, wurden sofort die Schritte zu ihrer Befreiung eingeleitct. Inzwischen verstärkten die Chinesen ihre Positionen bei Peitsang und Jangtsun und trugen die Revolution in alle Theile des Landes, von der Mandschurei bis hinab nach Kanton. Aber auch die,Mächte waren nicht müssig gewesen, aus Deutschland waren schön mn 3. Juli die beiden Seebataillone nach China in See gegangen und die Mobilmachung des Panzergeschwaders angeordnet worden. Außerdem wurde die Bildung eines aus Freiwilligen der Armee bestehenden Armeecorps in Stärke einer gemischten Brigade be fohlen. Die übrigen Staaten folgten dem Beispiele Deutsch lands, und so kamen, von Rußland und Japan abgesehen, die von vornherein mit größeren Truppenmassen auf dem Kampf satz erscheinen konnten, von Ende des Monats Juli an fast Tag für Tag Transportschiffe mit Soldaten in Taku an. Gleich wohl kommt der Bormarsch auf Peking erst in den ersten Tagen des August zu Stande. Am 5. Aug-ust kommt eS in Peitsang, wo General Ma mit 30 000 Mann, aber wenigArtillerie, den Weg versperrt, zu einer blutigen Schlacht, in der sich wiederum zwei deutsche Compagnien Marinemannschaften unter Capitänleut- nant Philipp rühmlichst auszeichnen. Nach Is/rstündigem Wider stande flüchten die Chinesen nach Jangtsun, wo es am 6. August neuerdings zum Kampfe kommt, der mit völliger Auflösung der Chinesen endet. Der Gouverneur der Provinz Petschili begeht daraufhin Selbstmord. Dem weiteren Vormarsche der Entsatz colonne setzen die Chinesen am 9. August bei Hosiwu und am 12. August bei Tungschou nur noch geringen Widerstand ent gegen, und auch bei der Einnahme Pekings selber, die am 15. Au gust erfolgt, ist dis Gegenwehr nicht ernst, da der kaiserliche Hof, der schon am 7. August Peking verlassen hat, die Leibgarde auf der Flucht nach Tayiienfu (Schansi) mitgenommen hat. Den deutschen Marinemannschaften unter Capitän Pohl von der „Hansa", welche der Entsatzcolonn« folgen, war es nicht mehr vergönnt, bei der Eroberung Pekings mitzuwirten, eine desto leb haftere Bethätigung entfalteten sich nach ihrer am ^8. August in Peking erfolgten Ankunft bei der Ausrottung der Boxer in Peking, der Säuberung der Umgegend und der Leistung von Polizeidiensten in der Stadt. Die befreiten Gesandten begaben sich mit ihren Angehörigen meistens nach Tientsin, um sich dort von den Strapazen der Belagerung zu erholen. (Schluß folgt.) Vie LilLung einer „Deutschen Partei" inSüdbrafiliea und die Stellung des brasilianische« Deutschtums. Au« Porto Alegre, Mitte Mai, schreibt man un«: Einen Lichtblick in die zerfahren« Parteiverbältnifse im Bunde wie in den Staaten wirft der Ausruf de- Bolk-verein- in Blumenau (Staat Santa Catharina), worin alle im 'dortigen Staat befindlichen deutschen Colonien aufgefordert werden, Zweigverein« zu gründen mit der ausgesprochenen Absicht, al- „Deutsche Partei" bei den Wahlen Alle« auszubieten, um diesem Eultur- element Einfluß auf die administrativen, finanziellen und politischen Geschick« de- Staate- und de- Bunde- zu ge winnen, und sich nicht mehr al- Bürger zweiten Range« be- handel» zu lassen, die nur zum Arbeiten, Steuerzablen und — Schweigen geduldet waren. Die Riopresfe griff merk würdigerweise sofort diese Aeußerung des (deutschen resp. deutsch-brasilianischen) BolkSwillen« auf Und zog theilweise in jakobinisch-nativistifcher gehässiger Weise darüber los, indem sie die »Deutsche Partei" — übrigens ist der Name auch unglücklich gewählt, „Coloni-partei" wäre besser gewesen — al- staat-- unb brasilienfeindlich hinznstellen bemüht war; aber selbst da- Journal „O paiz", da« sonst an den hiesigen Deutschen und Deutschbraülianrrn kein gute- Haar zu lassen gewohnt ist, nahm diesmal diese Bewegung gegenüber der Auslassung de» „Journal do commercio" von Rio in Schutz und widerlegte dasselbe Schritt für Schritt. Man dürft« nicht fehl geben, diese- Verhalten mit der nächsten Wahlcampagne in Zu sammenhang zu bringen. Jedenfalls ist aber da« Vorgehen de« Blumenauer VolkSvereinS symptomatisch und beweist, daß sich vaS hiesige deutsch« Element endlich wieder auf sich selbst zu besinnen beginnt, indem eS allmählich durch Conceutratiou seiner Kräfte auch Einfluß auf die politischen Geschicke Brasiliens und der Eiozelstaaten zu gewinnen trachtet. Cdarakteristisch für die Stellung de« deutschen Elemente» in Brasilien und seine steigende kulturelle und sociale Be deutung war auch das V. deutsche Buude-schießeu in PortoA legre. Bet diesetn Feste, welche- ohne jede» Mißto» unter Betbeiligung auch der StaatSbeborden und de» gerade anwesenden nordamerikanzsche» Gesandte«,. Obersten Page Bryan, verlief, wurde von autoritativer Seite ve- Oeftern auch der durch Arbeit gewonnenen achtunggebietenden Stellung ve- Deulschthums. im Allgemeinen wie de- riograndenser im Besonderen in außerordentlich lobender We,s« Erwähnung gelha». So führte in deutscher Sprach« z. B. der nordamerikamsche Gesandte, der übrigen» von den Staatsbehörden mit mehr al- au-gesuchter Zuvor kommenheit bebancelt wurde, in seiner beachtenSwerthen An sprache aus, daß baüpkiächlich dem deutschen Elemente Nord amerika seine intellektuelle und commercielle Machtstellung verdanke, und wenn beute Rio Grande und die zwei benach barten Südstaaten allen anderen Staaten Brasilien« al» nachabmenSwerthe Beispiele in stetiger ruhiger Entwicklung voranleuckten, so danken sie dies nicht etwa dem über sie speciell ausgegossenen Füllhorn der Natur, al- vielmehr der thätigen, unermüdlichen Mitarbeit de- deutschen Element«. Auch hier sei da« deutsche Element der wahre Träger und Verbreiter der Cultur zeworde«. Mit dem Wunsche, daß da« Deulschtdum auch fernerhin hier blühen und gedeihen möge, toastete Herr Page Bryan auf de» Staat Rio Grande do Sul. In ähnlicher Weise ver breitete fick der Staatspräsident vr. Borge- de Medeira wie der Chef der republikanischen (Regierung«-) Partei vr. Julio de Castillos über den günstige» Einfluß gerade de« deutschen Elemente- auf die Ent wicklung Rio Grande« theilweise unter Hinweis aus di« gerade eröffnete Staat-au-stelluag. Letzterer iasbesoadtre toastete auf die Arbeit und feierte die Deutschen in Rio Grande do Sul al- Männer der Arbeit xar orosUonos, welche Fortschritt und Gedeihen überall hintrügen, wo sie sich niederließen. Allerdings hat dieser Toast de» bervorrageoden Parteiführer- auf die hiesige deutsche Arbeit insofern einen nicht unbedenklichen Beigeschmack, als er gewissermaßen die Aufforderung an die Deutschen ent- bält, sich nur um die Arbeit zu kümmern u«d sich möglichst jede« versuche- zu enthalten, Einfluß auf di« politische Ge staltung de- Lande- ohne seine Mitwirkung zu gewiuueu. Der politische Einfluß, den die deutsche Eolonie seit der Er- klLrung der Republik ausübte, ist eben leider mit den leitende» Männer» Koseritz, Laensel und Bartolomae dahiugegangeu und dürfte hier so lange nicht- wieder errungen werde», als e- an einem richtige» Führer am richtigen Platze fehlt. Auf dem Gebiete der Schule und Kirche mag hier »och erwähnt werden, daß sich z. Z. sowohl das evangelische Stift i» Hamburgerberg wie die Synodalschule in Sta. Eruz in prcuniären Schwierigkeiten befinden; die bei beiden b«steh«a»en Pensionate sind theil« eingegaoaen, theils schlecht d«s»cht. «in« Folg« d«s häufigen Lehrerwechsels und ungenügender Lehrkräfte. Dagegen scheinen die katholischen Schwester- u»d Jesuiten schulen selbst von protestantisch« Seite sich eiaes immtr größer »erdenden Zuzugs zu ersreueu. von Paotingfu ansässige religiöse S«cte, die fremdenfeindlichen Elemente organisirten, zu offenen Gewaltthätigkciten gegen remde Missionare und eingeborene! Christen. Namentlich ;att«n die französischen Missionare in Paotingfu darunter zu eiden. Wohl erwirkten di« Gesandtschaften noch am 22. Mai «in gegen di« Boxer gerichtetes kaiserliches Dccret. Der gegen die Letzt««» gesandte chinesische General Jangfutung konnte aber gegen sie nichts mehr auSrichten, da sein« Truppen zu den Boxern übergingen, und gub sich selbst den Tod. Nun rückten die Boxer von Paotingfu längs der Luhan-Dahn nach Peking vor, raubend und mordend, und trieben die Bahnangestellten und Missionare mit ihren Familien in wilder Flucht vor sich her. Di« Gesandten assen von der internationalen Flotte, welche sich inzwischen vor Taku versammelt hat, wo auch die deutschen Schiffe, „Kaiserin Augusta", „Iltis" und „Iren«", 'vor Anker liegen, schleunigst Schutzwachen nach Peking kommen, denn auch hier beginnen sich die Verhältnisse zuzuspitzen. Am 28. Mai zerstören die Boxer den wichtigen Eisenbahnknotenpunkt Fenglai vor Peking, trotz dem gelingt eS ab«r noch am 9. Juni vem deutschen Officier Frriherrn v. Soden, mit 50 Mann nach Peking hineinzukommen. Hier ringen die vom Prinzen Tsching vertretene Friedens- wrtei und die vom Prinzen Tuan und dem General der Leib garde Tung-fu-shiang's repräsentirte fremdenfeindliche Partei um die Oberhand. Als aber Prinz Tschwang die Führerschaft der Boxer übernimmt und Herzog Tsailan, sowie die StaatSräth« Kangji, Tschaoschutschiao und Lipin- hcng auf seine Seite treten, entfchließt sich der Hof für den Krieg. Am 10. Juni wird der belgische Ge- ändtschaftssckretär auf offener Straße in Peking angefallen, der Kanzler der japanischen Gesandtschaft ermordet von Soldaten der Leibgarde und das Sommerhaus des internationalen Clubs zer- tört. Alle Fremden in Peking flüchten in die Gesandtschaften, reuen 2) <)ulu» ließen sich da« nicht zwei Mal sagen, deranstalteten sofort einen gewalti-«n Raubzug und kehrten schon nach kurzer Zeit mit Tausenden von geraubten Rindern und sonstiger großer Heute zurück. Al« Lohn für diese Schandthat Überließen ihnen ne Engländer aroßmllthig 10 Procent. NennenSwerthen Wider- iand sanden st» tn den schon längst von Boeren geräumten Distrikten nicht; ab und zu begegnete ihnen wohl ein alter zurück gebliebener Boer, und der wurde dann mit leichter Mühe von den Wilden gespießt. Frauen und Kinder waren schon eher an- utreffen, und wt« et drrsen ärmsten Geschöpfen erging, darüber chweigt man am besten. Auch «ine Rotte Weißer, welche als engländerfreunkdlich im Lande belassen worden war, hat an der Sache theilgenommen, trotz aller Proteste, welche von der crvilen Schernregieruna des Lande- erhoben worden waren. Genannter Abgeordneter Brunner wandte sich seiner Zeit an den Premier minister von Natal um Hilfe, erhielt jedoch nur die Zusage seines Bedauerns, da der Minister sich ohnmächtig fühlte gegenüber der MilitärdeSpoti« und die ganze Verantwortung auf den comman- direnden Hauptmann Bottomley schob. Die Sache wird ihr Nachspiel haben, zwar nicht in öffentlichen Kreisen der Eng länder — da wird ste einfach vertuscht oder todtgeschwtegen — andern in Zululand selbst, wo die Eingeborenen, nachdem sie nun einmal auf den KriegSpfav gedrängt, die Waffen gegen sich selbst kehren, um ihr« alten Ltammetstreitigkeiten auSzufechten. So liegen sich z. B. die Stämme UsibepuS und Dinizulus schon ganz kräftig in den Haaren, oder richtiger an der Kehle. Schließ lich -werden dann di« Engländer noch als Friedensstifter ein greifen müssen, waS die Kosten de» südafrikanischen Krieget noch um ein bedeutendes vermehren könnte. Es läßt sich bezweifeln, ob da- Vordringen nach de» Norden d«S Transvaals seitens der Engländer ein strategisch richtiger Zug war. Allerdings ist «S ihnen gelungen, den Nimbus zu zerstören, alt hätten die Boeren in diesem bisher noch nicht be setzten Lande eine bedeutende Reservearmee und wichtige Opera- tionSbastr besessen. Die Boeren sind eben auch hier wie überall beim ersten Anmarsch der Engländer in alle Winde zerstoben, aber was die Engländer einheimsten, war lediglich die schwierig« Aufgabe, nun noch weitere dreihundert Meilen Eisenbahn zu be wachen. Zur Entschädigung suchen sie nun daS Land „un verwundbar" gegen die Angrsffe der Boeren zu machen, in dem sie eS auf weit« Strecken langt der Eisenbahn aller Nah- rungtmittel entblößen und zur vollkommenen Wüst« nach bekann ten Mustern veröden lassen. DaS nennen sie dann die „Be. ruhiguvg" dtS LäNdeL Eigentlich ist aber aar nicht« mehr zu beruhigen, denn sämmtliche Bewohner, gleichviel, ob Weib, Mann oder KiNd, ob in Waffen «inheraehende oder friedlich ihren Her den obliegende Boeren, kurz Aller wat menschliche Gestalt hat, muß mitgehen und wird als Gefangener nach den großen Lagern in der Nähe englischer Garnisonen geschleppt. Im Grunde ist die» auch noch di« glücklichste Lösung, denn auf ihren Farmen allein gelassen, würden die Aermften doch dem bittersten Elend, wenn nicht gar dem Hunger oder wilden Bestien in Gestalt von Thttren unv Koffern zum Opfer fallen. Den Engländern gegenüber steht hier Delarey. Natürlich läßt er es nicht auf einen Kampf oder gar eine ordentliche Schlacht ankommen. Seine Aufgabe besteht vielmehr darin, di« zerstreut«, Boeren an sich zu ziehen und neu zu organifirrn. Delarey ist aegenwärtig der be liebteste unter den Boerengenercrlen. Seinem Eommando strömen di« meisten Boeren zu. Er bildet gleichzeitig daS Bindeglied mit dm im Freistaat kämpfenden Boeren und hat e» so einzu richten verstanden, daß er von dort eine Art regulärer Proviani- zufubr bezieht, welche die Boeren mit bekanntem Geschick den Engländern allenthalben, mit Vorliebe aber längt derEisenbahnen abknöpfen. Die Gezemnaßregeln der Engländer bestehen zunächst darin, daß sie längt der Bahnlinien in kurzen Abständen kleine blockhautartig« Fort» errichten, meist aus Stein, oft aber auch au« Holz und Blech, aber stet« kugelsicher. Dann beginnt die so genannte „ESaherna," »es Lantzes. Dies« besteht in Folgendem: Nachdem zuvor die Bevölkerung, sagen wir, de« ganzen 'westlichen Freistaate», zusammengetvieben und in Garnisonen untergebracht worden ist, beginnen die Eng- länder mit starker Lruppenmacht und in gehöriger Breitenaus, dchnung eine Art Fischzug, d. h. sie treiben von der daS Land durchziehenden Eisenbahn ab westlich gehend bis an di« äußerste Westgrenze de» unglücklichen Ländchen». Alle», wa» ihnen dabei in die Hände fällt, muß mitgehen, und wat nicht gehen kann, wird einfach verwüstet. Dann wird dar gleiche Experiment nach der Ostseite de« Freistaat«« wiederholt. Man sieht hiersuS, die Engländer haben gelernt, selbst au« den Zeiten von velisar und Narse«, namentlich, wa« die berühmte „eiserne Walze" des Letz- irren anbrlangt. Die so au» dem Freistaat herauSgeprehten, noch kämpfenden Boeren versuchen daher wieder einmal ihr Heil in der Tapcolonie, in die sie mit starker Macht an verschiedenen Punkten erngebrochen sind. Hierbei taucht dann auch der ein« Zeit lang ganz »erschollene Dewet wieder auf, welchen die Eng länder schon ganz und gar für weggezaubert hielten. Der wackre Hekd hat inzwischen eine klein« Spritzfahrt vom Norden der Cap. eolonie nach dem äußirsttn Osten und Norden de« Transvaal» gemacht, hatte sich nut Botha und Delarey verständigt und kam und nahm die Rückreise durch dm Westen de« Freistaat««. Bei dieser ganz außerordentlichen Fahrt begleitet«» ihn nur vierzig Mann seiner AuSerwählte«. Wo sein Leer «laentlich geblieben ist, weiß kein Mensch, wahrscheinlich hielt «» «m wenig Ferien unter Herzog und Brand, welch« ja gleichfall» der Ruhe bedurs- ten. Jetzt wird e« aber wieder lebendig; Pi« Boeren rücken an drei «erschisenen Punkten in die Eaveolonie ein und blasen den m- zwffchen ziemlich ermatteten Ausstand der sogenannten Cap- ubelkn wieder viit kräftigen Backen an. An drei Punkte» hab«, di» Engländer «mpftndnche Verluste an Menschenleben und Gütern erlitten und müssen sich offenbar dazu bequemen, wieder Truppen au» dem Freistaat« herabzuziehen. Der Krieg i« Südafrika. Au» Eapstadt, SO. Mai, erhält di« „Nhein.-Destf. Zig." folgende interessante Mittheilungrn: Ei» erbaulicher Zwischenfall spielt« sich dieser Lag« t» Nataler Parlamente ab, wo der Abaeordnete Bry« schwer« Au slage erhob gegen di« Militärverwaltung tn Zululand. DifAn klagen stützen sich »uf Vie Bericht« eine« gewisse» Herrn Brunner, welcher Abgeordneter für Zululand ist, und sanden weiteste Der» hreituna durch den Addrua im „Natal Mercury", eine« der ein flußreichsten und gelesenstm Blätter de» gen-nnim Lande«. Da nach handelt «I sich um nicht« Geringere«, a» die systemaNschr Wsfßstz»» »er AxftchsGm» gegen die Boeren. Aus Befehl der Engländer mußt«» sich di« Zulu» bewaffnen, «genschetnlich mit von den Snglsnder» selbst -elieftrk» Lafftn, und tn» Gebiet der vom« «infolrn. Die jede Verbindung mit der Außenwelt abgeschnitten wird. Die Befreiung der Gesandtschaften, s. Die Expedition Seymour. Inzwischen sind vor Taku Verstärkungen eingetroffen, darunter die deutschen Kreuzer „Hansa", „Hertha" und „Gefion", welche Landungscorps noch Tientsin entsenden, wo sich inzwischen etwa 8000 Mann versammelt haben. Am 11. Ium bricht die etwa 2000 Mann zählende Expe dition Scynumr zum Entsatz der Gesandten nach Peking auf. Bei der Expedition befinden sich 22 Officier« und 486 Mann von den deutschen Kriegsschiffen unter dem Befehl des Capitäns zur See von Usedom. Die Expedition kommt mit der Bahn nur bis zur zweiten Station hinter Tientsin, Losa, hier ist die Bahn linie zerstört und Boxer verwehren den Weitermarsch. Nach mehrtägigen, heißen Kämpfen, in denen sich die Expedition einen Weg bis Anting bahnt, gehen Proviant und Munition auf die Neig«, so daß am 16. Juni der Rückmarsch beschlossen wird. Letzterer muß Schritt für Schritt erkämpft werden, da die Gegend bis Tientsin von Boxern wimmelt, die auch Tientsin selbst angrerfen. Die Deutschen zeichnen sich bei dem Marsch als Avantgarde besonkerS aus und erstürmen am 23. Juni ein chine sisches Arsenal nordöstlich von Tientsin, in welchem sich die Expe dition erholen kann, bis zwei Tag« später eine Entsatzcolonne aus Tientsin eintrifft. d. Die Kämpfe um TakuundTientsin. Um der Expedition Seymour den Rückzug erbzuschneiden, haben die Boxer inzwischen Tientsin selbst angegriffen, aus 45 Schnellfeuergeschützen bombardirt General Rieh die Stadt und die schwache Besatzung kann nur das Fremdcnvirrtel schützen. Dabei sperren die Chinesen in Taku den Peiho durch Minen und verstärken die Besatzung der Forts, um weitere Truppen Nachschübe der Fremden zu verhindern. Daraufhin stellen die Be fehlshaber der Flotte an den Commandanten des Forts das Ultimatum, bi» zum Mittag des 17. Juni die Forts zu räumen. Di« Chinesen eröffnen aber schon in der Nacht vorher das Bom bardement auf die im P-iho liegende Flotte, diese nimmt den Kampf auf, wvbei sich besonders der deutsch« „Iltis" (Komman dant Corvettencapitän Lans) auszeichnet. Bei Tagesanbruch werden die Forte durch an Land gesetzte Marinemannschaften aller Mächte unter dem Befehl des Commandanten der „Hansa", Capitäns zur See Pöhl, «rstürmt. Jetzt ist Raum geschaffen für die Landung von Mannschaften, und bald sind 8000 Mann an Land gebracht, darunter 1200 Deutsche, die unter dem Befehl deS russischen Generals Stössel nach Tientsin vorrücken, dort am 24. Juni etntreffen und am 25. den Admiral Seymour ent setzen. Inzwischen haben sich in der Eingeborenenstadt von Tientsin und rings um die Stadt in den Arsenalen etwa 75 000 Chinesen angesammelt, welch« daS Fremdenviertel Tag für Tag beschießen. Immerhin dauert e» noch bis zum 13. Juli, bis di« Verbündeten, zu denen auf deutscher Seit« Capitänleutnant v. Weniger mit Marinemannschaften gehört, den Angriff auf Tientsin eröffnen können. Am ersten Tag« wird die südliche und östlich« Umgebung gesäubert und am 14. Juli die Einge borenenstadt erstürmt, nachdem die Japaner im Laufe der Nacht eine Bresche in die Stadtmauer gelegt haben. Die Verluste der Lhmesen sind ungeheuer, General Nieh fällt, die Derbiinorten verlieren inSgesammt 775 Mann. a. Die Expedition nach Peking. AuS Pekina waren in der ganzen letzten Zeit nur unbe stimmte, einander vielfach widersprechende Gerüchte bekannt ge worden, Venen man um so weniger Glauben schenken konnte, als die meisten Meldungen den Stempel absichtlicher Erfindung an der Stirn trugen. Nur soviel war bekannt geworden, daß am Tatze der Eroberung der Forts von Taku die Gesandten von der Regierung aufgefordert waren, unter ihrem Schutz die Stadt zu verlassen. Die Gesandten hatten das abaelehnt, da nach dem offenen Uebertritt Tuan'« und Tung-fu-shiang's auf die Seite der Boxer die Regkruna auch bei bestem Willen nicht im Stande aewrst» Warr, ihre Zusagen zu erfüllen. Wie angebracht dieses Mißtrauen War, zeigte sich schon am Nächsten Tage, am 18. Juni, wo der deutsche Gesandte Freiherr von Ketteier auf dem Wege nach dem Tfungll - Namen von einem Soldaten der Leibgarde 2nng-fu«shian/» erschossen und der Dolmetscher Lorde» schwer vevwundrt wurde. Dieser Angriff bildete das Signal zu dem offenen Krieae gegen dir Gesandtschaften. Di« österreichische und italienische Gesandtschaft a«hen in Flammen auf, die übrigen «erden von den Schutzwachrn vertheidigt. E» ließ sich au» den uncontr-lirbarrn Pekinger Meldungen entnehmen, daß sich die Gaßttpffchaste« noch der Einnahme Lientfin» hielte«. Da Deutsches Reich. Berlin, 12. Juni. (Kosaken in Preußen.) Das Organ der deutschen Avelsgenossenschaft, das „Deutsche Adels blatt", befriedigt durch seine Haltung in der Polenpolitik vie weitestgehenden Ansprüche, die das Polenthum nur erheben kann. Nicht genug damit, daß das „Deutsche Adelsblatt" ganz allgemein für die Provinz Posen die Ertheilung des Religionsunterrichts an Kinder polnischer Ab kunft in polnischer Sprache verlangt, es stellt auch die bekannten Wreschener Vorgänge auf eine 'Stufe mit den russischen Studentenunruhen, indem es schreibt: „Worüber die Blätter nichts zu berichten wissen, ist, wie es in den Herzen der Tumultuanten ausgesehen hat. Ganz wie in dem uns so eng befreunveten Nachbarreich, wo die Ko s a k e n ja auch die Ver zweifelten zur Ruhe brachten." — Also: fanatisirt« Polen, . vie nach der Parole jenes polnischen Probstes, daß deutsch beten Sünde sei, ihre Kinder zur offenen Auflehnung gegen die Lehrer aufreizten, — vas sind ebenso „Verzweifelte", wie die unter drückten russischen Studenten und die Organe des preußiscken Staates, welche die revoltirenden Fanatiker in gesetzmäßiger Weise zur Ruhe brachten, das sind „Kosaken"! Wie lange noch wird sich der christliche Adel deutscher Nation solche Ver höhnung der Autorität durch sein Organ, dem Polenthum zu Gefallen, bieten lassen? Und wie lange noch wird der Bruder der deutschen Kaiserin der Protektor dieser Gesell schaft sein? L.H. Berlin, 12. Juni. (Socialdemokratische Eisen- bahnarbeiterbewegung.) Die Agenten deS socialdemo kratischen Eisenbahnarteiterverbande» entwickeln eine rastlose Tbätigkeit. Von der Abhaltung von g roßen Versammlungen sind sic freilich abgekommen, weil durch die Veranstaltung solcher Versammlungen die Eisenbahnverwaltung sehr leicht in den Besitz der Tbeilnehmerlisten gelangen konnten; dafür wird in kleinen Cirkeln um so eifriger gearbeitet und die aushrtzendsten Pamphlet« in um so größeren Massen verbreitet. Der „Weckruf", da- Organ vr- Verbände-, veröffentlicht einen neuen Aufruf, der an Heftigkeit der Spracht kaum zu übertreffen sein dürfte. Es heißt in ihm: „Die Eisenbahner, hie die schwerste und bedeutung-vollste Arbeit in der modernen Production leisten, sind die am schlechtesten gestellten Arbeiter geworden. Unser Lohn ist geringer al- der aller anderen Arbeiter. Die Arbeit-zeit ist änger, die Behandlung ist schlechter. Wir find voll- iändig recht» und schutzlos gegen die Verwaltung, lnser Leben ist in steter Gefahr. Das Bureaukratentbum maßt ich au, in di« internsten Privat-Verhältniffe deS Eisenbahner-
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