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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.07.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-07-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000727029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900072702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900072702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-07
- Tag1900-07-27
- Monat1900-07
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Abend-Ausgabe 2°k- Druck und Verlag do» L Polz tu Leipzig Jahrgang. Freitag den 27. Juli 1900« FerrrlZeton 6j /asmit 'sokstt. ^Ioz-4 I.Illll Dl« Morgen-Nusgabe erscheint um '/,? Uhr. dir Abend-Ausgabe Wochentag- um 5 Uhr. - S.lor. u L.cit. i««litr»id. <or<ja«t r. vllioo »»td»ün 112,60 71,80 141,10 88.50 76.50 178.25 m-Visv >»»nl«id «r iä«r 111« iLkion irevso II. »U 0.M. io n.L.»ev/SnIir orodr". lrook vsrdoisv.) „Holland", das französische „Surprise" und die japanischen „Takao" und „Akaji". * Wasliington, 26. Juli. („Reuter's Bureau".) Der Schatz sekretär wies die Zolleinnehmer an der Pacific-Küste an, die Ausfuhr von Waffen zu verhindern, wenn dabei die Möglich keit vorliege, daß sie von den Aufständischen in China zum Schaden von Amerikanern verwendet werden könnten. 2IS.OS 84,40 218,— SS,80 «1,80 SV2S «6,75 «1,25 57,— 103,28 «8,10 16^34 168,- 101,28 214,78 384,73 IS4,— 18« SO 207.— 147,70 121,20 108,30 IIS,SO 110.30 133 80 137.30 180.30 133.78 181,00 137 20 141,23 108.78 44. - ISS,10 105,26 80.80 188.30 180,76 14«,— 212.78 184,25 I«3,30 228.80 145,— 368.80 202,60 187,— 88,— «8L0 162,20 168,— SS,10 203,— 12810 217.80 S4,2S .Annahmeschluß für Anzeigen: Ab end-Ausgabe: Vormittag- 10 Uhr. Morge »-Ausgabe: Nachmittag- 4 Uhr. Lei deu Filialen und Annahmestellen je ei». halbe Stunde früher. Anzeige» sind stet- an die Ex-rditio» zir richten. Kob>«okuxs »7000, I)eur,oU- ltiLllosr 20» O., L 7vbv 8., 1700 v, oo v«ot«ckl»o<t S«rov>»r>l«tl»It 22 700 0., 22800 >00 6., 140-6»., I I 800 8.. k««u» iViid.Ira 11. U7L Filialen: Alfred Huhn vvrm. O. Klemm'» Lortii». Uulyerntät-straße 3 (Paulinum^ LouiS Lösche, S*th«iLe»kr. I», Port, und König-PlatzD al»' von Ksv U«wdorx <23/7) » Vlotori»" voa rk, »ürowlUc» -.von O»t»»l«ll 8»iodllrir; voll I,t«»»doll. -, vov.r M7> >»«t> S.wdo-ir, v kdU»4.tplit» ' >L »e«w«ll, tll Ne-action und Expedition: Jobanniöanfse 8. Die Expedition ist Wochentags ununterbroche» geöffnet von früh 8 bi- Abend- 7 Uhr. OreSitd. IbLllll l^v.coo LUL u« L.llk :v.8»ok VolUc. «x«ll»ok 11»»<!kr. «l«kt.S. i. iiles.d .Wi»ll«r Itt«8t.k >rüll !Lll üxv tlat-V Lr.uaic. ^vlckdr. e. Oödl. ksbotvle. r 6rud. -ilkMeti- lioioxip »lill-ll elldlscv ->o»«>kd. ?»drr»<1 x.LIIl.li r V.-ä. r6o»»t T'-irs UollLt« irx 8 7V Uoll»ts »u 8 r«. vttlllio. i» <io. SisUx. torr.-Lcr.! 128 eol>»<!iüol 7I'!> Die Wirren in China. Irgend welche Thatsachen von einschneidender Bedeutung '/ .. .1. . II _II.. . " > Telegrammen hervor, daß die Chinesen immer rübriger sind, daß sie insbesondere die Russen in der Mandschurei ' bedrängen und daß sie die Weißen tövlcn, wo können. Es scheint uns deshalb Pflicht der Consuln, v>» Weißen nicht bloß auf die Gefährlichkeit der Lage der Fremden im Innern aufmerksam zu machen, sondern Fremden anzuweisen, China zu verlassen. Daß sich Mächte von der Komödie, die Li-Hung-Tschang und tUrigcr.TagMatl Anzeiger. Ämtsvkatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Aatijes und Notizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. bei Schonhaikwan an Land gegangen und hat einen großen Sieg errungen. — Die „Times" schreiben au- Tientsin unter dem 2t. d. M.t An der Nachricht bezüglich der Streitfragen wegen der Controle der Eisenbahn ist richtig, daß diese sich lediglich aus die Sectionen Tientsin und Peilung beziehen sollte. Obcringeuieur Kinder traf mit dem chinesischen General ein Abkommen, betr. den Schutz über diese Sectionen. Falls da« Abkommen verletzt wird, ist die Zerstörung der Linie unvermeidlich. * London, 27. Juli. „Daily Erpreß" meldet aus Shanghai unter dem 26. d. M.: Der hiesige englische Consul hat die Nach richt erhalten, daß zwei englische Missionssrauen in Hesiavi, nördlich von Shanghai, ermordet worden sind. Wie „Daily Äraphic" berichtet, überreichte der chinesische Gesandte am 2k. d. M. dem Auswärtigen Amte ein langes Telegramm, das vom Kaiser vonChina herrührt und um dieVermittelung Englands nachsucht. Der Inhalt der Botschaft sei ein ähnlicher, wie der der an die amerikanische und französische Regierung gerichteten Botschaften. Die englische Regie- rung habe noch keine Antwort auf die Botschaft erlbeilt; man sei der Meinung, daß unter den gegenwärtigen außergewöhnlichen Ver hältnissen über den genauen Ursprung des Telegramms Zweifel obwalten müssen. * Petersburg, 26. Juli. Die dem Generalstab zugegangenen Nachrichten besagen, daß die britischen und dänischen Kabel gesellschaften ein Kabel zwischen Taku und Shanghai legen werden. Aus Mandschurin wird gemeldet, Laß die Chinesen am 23. d. M. neuerdings die Avantgarde des mongolischen Detache- ments im Fort Eeto angegriffen haben, aber mit großen Verlusten zurückgeschlagen wurden. Am 21. wurde, um die Beschießung der russischen Dampfer zu bestrafen, das chinesische Dorf Wan- lichoton verbrannt und der chinesische dort befindliche Posten beschossen und vertrieben. Von den Chinesen wurden 10 Mann getödtet oder verwundet, die Russen hatten keinen Verlust. Von der sibirisch-mongolischen Grenze wird vom 22. d. M. gemeldet: Tie Grenze wird Lurch Wachtposten aus der Kosakenbevölkerung bewacht. In den Bezirken Wiausinsk und Irkutsk ist die Be völkerung mit Säbeln, Gewehren und Munition versehen worden. * Petersburg, 26. Juli. („Russische Telegr.-Agentur".) Im amurischen Militärbezirke wird eine fünfte ostasiatische Schützenbrigade aus dem 17. Schützenregiment, sowie auS dem ostsibirischen 3., 8. und 10. Linienbataillon gebildet. Diese Truppen körper werden in drei ostsibirische Regimenter zu je zwei Bataillonen umgewandelt und 18., 19. und 20. Ostsibirisches Schützcnregiment benannt. * Bokohamlt, 26. Juli. („Reuter's Bureau" ) Nach Berichten aus Soul hat die koreanische Regierung gegen die An wesenheit russischer Flüchtlinge in Wiju Einspruch erhoben, sich jedoch nach einer Audienz des russischen Vertreters für beruhigt erklärt unter der Bedingung, daß die Flüchtlinge un- verzüglich nach Port Arthur geschafft werden. * Sydney, 26. Juli. („Reuter's Bureau".) Die von Neu- SüdwaleS gestellte 2ö3 Mann starke Abtheilung Marinrsoldaten geht am 7. August nach China in See. * Shanghai, 27. Juli. Admiral Seymour ist hier ein getroffen. Es heißt, daß die Kriegsschiffe „Centurion", „Undaun, ted" und „Dido" in Wusung angekommen sind. In Shanghai liegen bereits die englischen Kriegsschiffe „Daphne", „Alacrity', „Hart" und „Woodcock", das amerikanische „Castine", das holländische BeznAS-PrekS der Hauptexpedition oder den im Ktadt« tzezirk und den Vororten errichtete» Aus- ^bestellen ab geholt: vierteljährlich ^l4.5O, vei zweimaliger täglicher Zustellung in- HauS b.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich 6.—. Directe tägliche Kreuzbaudsendung in- Ausland: monatlich 7.öO. Graf Egon's neue Nachbarin. Novelle von G. von StokmanS (GcrinaniS). Nachdruck verboten. Ihre Art, Graf Egon zu necken, war immer etwas eigen« thümlich gewesen, nun, im Beisein der Baronin, das sie gewisser maßen schützte, — trat die Bosheit, welche sich hinter ihrer schein baren Sanftmuth verbarg, noch mehr zu Tage, und Graf Egon war völlig wehrlos dagegen. Seine Schwägerin griff ihn nie mals an, sie amüsirte sich nur über seine Eigenheiten und Lieb habereien, spottete über seinen Mangel an Ehrgeiz, nannte ihn ein Original und heuchelte eine Furcht vor seiner Tyrannei, die sie gar nicht empfand. In Wahrheit setzte sie ihn dadurch herab, versuchte ihn lächerlich zu machen und erzählte der Baronin sogar in seiner Gegenwart, daß er, als unverbesserlicher Weiberfeind, ihrer Ankunft mit Groll und Unbehagen entgcgengesehen habe. Ja, sogar gegen eine Begrüßung im Namen seines Bruders, habe er sich energisch verwahrt, und sich nur schwer entschlossen, ihr einen Besuch zu machen. DaS Alles sollt« ein Scherz sein, aber es war rin grausamer Scherz, Venn er brachte «ihn in die größte Verlegenheit, und auch die Baronin mußte sich peinlich dadurch berührt fühlen. Wohl suchte er sich zu entschuldigen, aber die Wahrheit selbst konnte er nicht leugnen, — und so hatte er das Gefühl, als ob jedes Wort, das er zu seiner Rechtfertigung sagte, ihn noch mehr belastete und innerlich weiter von seiner Nachbarin entfernte. Diese hörte Alles ruhig lächrlnnd mit an, meinte, sie fände eS ganz natürlich, daß Graf Egon sie al» Eindringling betrachtet habe, und sprach von dem Vorurtheil, dem sie, als geschiedene Frau, überall begegnet sei und begegnen werde, — aber sie sagte daS nicht auS Sympathie mit Graf Egon, sondern weil ihre ge sellschaftliche Liebenswürdigkeit keine Reibung zuließ und ihr ausgleichende, versöhnende Wort« in den Mund legte. Graf Egon fühlte diesen feinen Unterschied sehr wohl. Sie hatte ja schon zu ihrer Freundin gesagt, er sei »in unliebenswürdiger, pedantischer Mensch, und seine Person und Meinung erschien ibr nun so nebensächlich, so gleichgiltig, daß sie sich nicht einmal die Mühe nahm, ihm zu zürnen. Wie sollt« es aber auch anders sein? — Sein« Berliner Freunde hatten gewiß nur Gute» über ihn gtfägt, al» sie bei : i» Soinrkooz II vvr «»cdtoi oeU u»ck (28/7) Solm«U<l4wpk«r Gräfin Gabriele fand das sehr taktvoll und klug. Graf Egon war ja ganz ungefährlich und kam als Rivale nicht in Betracht. So sorgte auch sie denn dafür, daß er bei allen gemeinsamen Unternehmungen mit von der Partie war, um die allgemeine Aufmerksamkeit von ihrem Bruder abzulenken und der Sache ein harmloseres Aussehen zu geben. Der Oberst kam trotzdem zu seinem Recht, und die Baronin unterhielt sich viel lebhafter und unbefangener mit 'ihm, wenn der Andere dabei war, als wenn sie allein blieben und er sich verleiten ließ, einen wärmeren Ton anzuschlagen. Graf Max und Gräfin Gabriele waren doch gar zu oft durch Anderes in Anspruch genommen, um immer gegen wärtig zu sein, und der schweigsame alte Junggeselle schien wie geschaffen für daS neue, wenig dankenswerthe Amt. Stundenlang konnte er stumm und anscheinend theilnahmlos dasitzen, die Zeitung lesen öder eine Cigarre rauchen, und dabei sa^und hörte er doch Alles. Kein Wort entging ihm, keine Miene, kein Blick, er studirte die Baronin, wie sie noch nie studirt worden war, und bemerkte jede Schwankung und Ver änderung in ihrem Benehmen. Mitunter schien sic, hingerissen von dem Moment, auf die Intentionen des Obersten einzugehen, dann kam wieder ein Rückschlag, der den Freier, wenn er klug war, warnen mußte, denn er verlor dann wieder ein Terrain, daS er ber«itS zu besitzen geglaubt. Immer wieder drängt« sich Graf Egon di« Frage auf: „Liebt sie ihn, oder liebt sie ihn nicht? Wird er siegen durch die Macht seiner Persönlichkeit, oder bleibt sie ihrer Abneigung gegen die Ehe treu?" Hier kämpften Zwei gegen Eine, denn Gräfin Gabriele half dem Bruder nach jeder Richtung hin, und wie die Sache enden würde, daS war vor der Hand noch gar nicht abzusehen. Die Ungewißheit quälte und reizte ihn, und mitunter hatte er die größte Lust, auf und davon zu gehen. WeShalb unter stützte er die Jntorgue, Vie in Scene gesetzt wurde, um den Gold fisch zu fangen, — weshalb ließ er sich hin und her schieben nach Gefallen? — Gräfin Gabriele benutzte ihn doch nur als Elephant, als Folie für ihren werbenden Bruder, und die Baronin sich in ihm nur den gewünschten Dritten, den Strohmann im Spiele, weiter nicht». Sie hatte sich an seine Gegenwart gewöhnt, ja, sie war ihr sogar momentan entschieden angenehm und bequem, aber mehr auch nicht, und neben der glänzenden, bestechenden Er scheinung de» Obersten, der bald in Uniform, bald in tadel losem Civil auftrat, erschien Graf Egon sich recht spießbürgerlich. Die Situation war seiner unwürdig, ja, er haßte, er verab scheute sie, und doch verharrt« er freiwillig darin, wie durch einen Zauber gebannt. Wa» war eS, da» 'ihn fesselte, da» ihm Vie Freiheit des Entschlusses nahm? Hatte er denn keinen Stolz, keinen Willen mehr? — — die die ... die sogenannte Negierung spielen, indem sie Ersuchen an die fremden Mächte um Frieden richten und dabei ihre Truppen brennen nnd sengen lassen, nicht irrefübrcn lassen, ist selbst verständlich, ebenso daß sie auf das Versteckspielen mit den Gesandten nicht mehr eingchen. Es giebt für China nur eins, daS ist eine gehörige Züchtigung. * Berlin, 26. Juli. Aus hiesiger japanischer Quelle geht uns nachstehende Meldung zu: Tokio, 24. Juli. In einem aus Shanghai vom 23. Juli datirten Telegramm heißt es, daß der Gouverneur von Schantung Vuanschi-kai in Besitz eines vom 18. Juli datirten Briefes aus Peking sei, demzufolge ein Gesandtschasts- Courier, der eine Botschaft von der Gesandtschaft befördern iollte, von den chinesischen Wachen am 13. Juli gefangen genommen wurde. General Aung-Lu richtete an den Thron das Ersuchen, durch den Courier an die Gesandten ermuthigende Worte übermitteln zu lassen. TicS geschah, und es kam die Antwort, daß alle Gesandten wohl und alle für Wiederherstellung deS Friedens seien. Ein Beamter des Tsung-li-Pamen, mit Namen Bungtuan, besuchte später die Gesandtschaft und sprach mit allen Gesandten. Am 19. Juli wurde beschlossen, eine Denkschrift dem Kaiser von China zu überreichen, seine Genebmigung zu erlangen zu suchen für Versorgung der Gesandtschaft mit Vorräthen, und dann nach einer Berathung mit den Gesandten, diese unter dem Schutze von Truppen nach Tientsin zu bringen. General Dung soll große Schwierigkeiten haben bei der Intervention zwischen den aus ländischen Truppen, die am Südende der Gioka-Brücke stehen und den Truppen Tung's, die an der Nordseite der Brücke stehen; indessen hat der Kampf aufgehört. * London, 26. Juli. Unterhaus. Der Parlamentsunter. sckrctär deS Aeußcrn Brodrick erklärt, es seien keine weiteren Nachrichten aus China ringelaufen. Es gingen eine große Anzahl unbestätigter Gerüchte von verschiedenen Seiten um, doch hätte die Negierung keine amtliche Information. * London, 27. Juli. „Morning Post" meldet, Li-Hung- Tschang habe vor zwei Tagen aus eine an ihn gerichtete Anfrage mitgetheilt, Sir Robert Hart sei am Leben. Die „Times" berichten ans Shanghai unter dem 25. d. M.: Der der Großen Nordischen Trlegraphengesellschast gehörige Dampfer „Stare Nor- diske" wird morgen in Tschifu eintreffen und damit beginnen, zwischen Tschifu und Taku die Kabelverbindung herzu- stelleu. „Daily Mail" berichtet, der chinesische Dolmetscher, der gemeldet habe, daß die Mehrzahl der Mitglieder der Gesandt schaften bei seinem Weggange aus Peking todt seien und die Lage der Ueberlebenden hoffnungslos sei, habe Peking am 8. Juli verlassen. „Daily Telegraph" meldet aus Tokio vom 26. Juli: Wie berichtet wird, ist eine japanische Truppenabtheilung der Baronin verkehrten, aber erstens geschah dies nur für kurze Zeit, und dann standen auch sie damals unier dem bedauerlichen Eindruck, daß er mit seiner neuen Nachbarin nichts zu thun haben wollte. Jedenfalls hatten sie nicht versucht, bei Hr daS geringste Interesse für ihren Gastgeber M ekwecten, und nun, da sie unter dem Einfluß der Gräfin Gabriele stand, war auf eine Wandlung zum Besseren nicht mehr zu hoffen. Schließlich, was lag auch daran? Mochte Vie Baronin doch von ihm denken, was sie wollte. Sie hatte ja neue Freunde und Verehrer genug, sie brauchte ihn nicht, um die Rolle des wider haarigen, alten Junggesellen, die man ihm aufgvdrängt hatte, war nicht gerade schmeichelhaft, aber sehr bequem. Er konnte nun wieder, unbehelligt durch äußere Rücksichten und innere Bedenken, seinen Liebhabereien nachgehen, und da ihn jede neue Begegnung mit ihr unbegreiflicher Weise verstimmte, zog er sich immer mehr zurück und besuchte nur noch diejenigen Nachbarn, bei denen er sicher war, sie nicht zu treffen. — So vergingen wieder einige Wochen, — dann kam Gräfin Gabrielen's Bruder, der Oberst, und richtete sich für mehrere Wochen in Schollen ein. Er war schneidig und Patent dom Schekel bi» zur Zeh', eine stattliche Erscheinung und sine siebenswürivtge, gewinnende Per sönlichkeit. Sein ganzes Auftreten zeigte, daß er?» vorzüglich verstand, sich schnell zum Herrn der Situation zu machen, und, wo es etwas zu erobern gab, ohne Zögern zum Angriff überging. Auch diesmal verlor er keine Zeit. Seine Schwester hatte ihm ein- Photographie der Baronin gesandf, deritn Verhältnisse dargelegt und die Ueberzeugung auZgespröchen, daß die» di« rechte Frau für ihn sei, — nun war er da, hatte ssine Pferde und seine prächtige Husarenuniform mitgebracht, — al» Hilfstruppen, wie er lächelnd meint« —, und fuhr gleich am ersten Tage mit der Gräfin hinüber in» alte Schloß. Graf Egon, der die Beiden ankommen sah, lächelte spöttisch. Ohne daß Jemand ihm ein Wort gseagt hatte, wußte er gang genau, was dieser Besuch zu bedeuten hatte. Er kannte di« kalte Berechnung und Energie seiner Schwägerin und machte sich dar auf gefaßt, ein« interessante Komödie mit anzusehen, di« sie wieder einmal mit vielem Eifer und Geschick inscewirt«, aber da'ß auch er zum Mitspieler au»ersehen war, da» ahnte er nicht. Er glaubte, wi« gewöhnlich, nur Zuschauer zu sein, und war sehr un angenehm überrascht, als man ihn in einer Weise, dir sich nicht umgehen ließ, zur Mitwirkung heranzog. DaS Resultat der ersten Begegnung zwischen den beiden Hauptpersonen entsprach ganz und gar Gräfin Gabriele'» Er- Wartungen. Der Oberst war entzückt von den äußeren und inneren Borzügen der Baronin und brauchte sich keinen Zwang Vrtra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderuug 60.—, mit Postbesörderuug 70.—. AnzelgeN'PreiS die 6 gespaltene Petitzeile SO Pfg. Reklamen unter demRedactionSstrich (4ge» spalten) bO^ij, vor den Familiennachrichte» (6g«spaltrn) 40/H. Größere Schriften laut unserem Preis- vrrzeichniß. Tabellarischer und Ziffrrnsatz uach höherem Tarif. Politische Tagesschau. * Leipzig, 27. Juli. Zur Freude deS „Vorwärts" bemüht sich der Berliner Astronom Prof. Foerster in der „Ethischen Kultur" um den Nachweis, daß die Brrlctzung dcS Völkerrechts beim Pekinger Gesandtenmorde „zunächst von den C ult urvölkern auSgegangen ist". Eme solche Verletzung des Völkerrechts durch die Culturvölker erblickt Prof. Foerster einmal in der „fast unablässigen Reihe von Vergewaltigungen und Demütbigungen dcS Landes und seiner Behörden", worunter ohne Zweifel die Abtretungsverträge verstanden sein sollen, die China mit europäischen Mächten abgeschlcssen bat und gegen die Cbina nach europäischen Begriffen die Ent scheidung der Waffen im regulären Krieg« hätte anrufen müssen, wenn es sie als eine Verletzung deS Völkerrechts aus gefaßt hätte. Zum Zweiten sollen die Culturvölker das Völkerrecht vor den Chinesen dadurch verletzt haben, daß kleine Abtheilungen ihrer Truppen aus den Ruf der sich gefährdet fühlenden Gesandten in Peking erschienen. Infolgedessen haben, so meint Professor Foerster, die Führer der national erregten chine sischen Massen „den Eindruck gehabt, daß durch diese- Einrückcn fremder Truppen in die Hauptstadt ihres Landes die Negierung in Unsreiheit gesetzt wurde", und haben „dieses Einrücken bei anscheinendem FriedenSzustande über haupt als eine schwere Verletzung des elementaren Völkerrechte- empfunden". — Hätten die Chinesen in der Thal eine der artige Empsinvung gehabt, so würden sie zur Auslösung der selben ebensoviel Zeit gebraucht haben, wie Prof. Foerster sür die Entdeckung nöthig batte, daß das Erscheinen der Schutzmannschaften für die fremden Gesandten eine Ver letzung dcS elementaren Völkerrechtes bedeute. Dabei ist es Herrn Prof. Foerster nicht entgangen, daß die chinesische Negierung keinen Widerspruch gegen die Heran ziehung der Schutzmannschaften erhoben hat: er spricht von einer „sogenannten Zustimmung", welche die chinesischen Machthaber ertheilt hätten. Entgangen aber ist Herrn Foerster 1) das Erscheinen der Schutzmannschaften in Peking vor zwei Jahren, 2) die urkundlichen Zeug nisse, die der Pekinger Professor v. Bro en über die Natur der Boxerbewegung, wie sie schon lange vor dem jetzigen Eintreffen der Schutzmannschaften festzu stellen war, abgegeben hat. WaS die Heranziehung der Schutzmannschaften am 7. October 1808 anbelangt, so erfolgte sie sehr bald nach rem Staatsstreiche der Kaiserin - Wittwe, der Anfang October einen Angriff auf ein Mitglied der britischen Gesandtschaft gezeitigt hatte. Dank dem Erscheinen der Schutzmannschaftcn blieb damals, wie auch das Rundschreiben deS Grafen Bülow eS erwähnt, die Ruhe in Peking ungestört. Daß aber damals eine Verletzung deö elementaren Völkerrechts stattgesunden habe, ist unseres Wissens seiner Zeit weder von chinesischer, noch von chinesomanischer Seite, noch von Herrn Prof. Foerster behauptet »rltLteo. Uso!« Dr»«Ut.I8 »U.7N.8 i» u. 10 ». 2 n. 3 k!i»«ud. o. k.Uia. Isll.I.,,-0 >n» anzuthun, um vom ersten Augenblicke an die Rolle des warmen Verehrers und Bewunderers zu spielen. Der leichte Hauch von Melancholie, der über ihrem Wesen lag, entmuthigte ihn nicht, er schien ihm nur ein eigenartiger Reiz mehr, und der, durch ihre trüben Erfahrungen bedingte, mit Sicherheit zu erwartende Widerstand, spornte seine Eroberungslust in ganz besonderer Weise an. Er war ein Menschenkenner und ein Damenfreund, und nach dem er eine Stunde in dem reizenden Salon der Baronin gesessen und sich mit ihr unterhalten hatte, war er sich vollkommen klar, wie er es anfangen mußte, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen und Vie Möglichkeit einer schnellen Annäherung zu gewinnen. Sie interesiirte sich lebhaft für alle Arten von Sport, war früher mit chrem Bruder und ihrem Mann« selbst diel geritten, und rühmte die herrlichen, Weichen Reitwege im Walde, Vie wie geschaffen waren für zarte Pferdehufe. Als daher der Oberst ihr eins seiner Pferde anbot, eine reizende klsine Fuchsstute, Vie früher von einer Dame geritten worden war, und sie aufforderte, die kühlen Morgenstunden mitunter zu einem gemeinsamen Aus flug« zu benutzen, zögerte sie nur einen Augenblick und sagte dann gern und freudig zu. Ein Reitkleid besaß sie bereits, ein Damensattel fand sich noch in Schollen vor, und so wurde schon am nächsten Tag« der «rste schöne Ritt gemacht. Andere folgten, und bald der erschien der Oberst täglich im alten Schlosse, um di« Baronin abzuholen. — Mitunter begleitete -ihn Graf Max, mit unter ein Groom, immer aber kehrte die kleine Gesellschaft höchst vergnügt von der Tour zurück, und nicht selten blieb der Oberst hinterher im alten Schloß, um mit den Damen das Frühstück auf der Terrasse einzunehmen. Diesem schönen Leben machte anhaltender Regen mit einem Male ein Ende, — der Oberst wollt« darum aber dem häufigen Zusammensein mit der Baronin nicht entsagen, und da Gräfin Gabriele sie wicht täglich einladen konnte, ohne auffällig zu wer den, so heuchelte er eine lebhafte Zuneigung zu ihrem spröden HauSyrnossen, erschien alle Auoenblick« bei Graf Egon, der von dieser plötzlich auftauchrnden Freundschaft wenig erbaut war, uwd ging dann stet» zur Baronin hinüber, da «r, wie er sagte, nun einmal in ihre« Nähr sei und doch nicht heimkehren könne, ohne sie wenigstens begrüßt zu haben. Die Baronin war klug genug, um einzusehen, daß die Be suche bei Graf Egon nur ein Vorwand waren, aber wegschicken konnte sie den galanten Oberst schon au» Rücksicht gegen Gräfin Gabriele nicht. Da andererseits sein häufige» Kommen /ihr peinlich war und zu Gerede Anlaß geben konnte, bat sie den Grafen, ihn zu begleiten, ja, lud die beiden Herren nur noch z»- sammen ein. Die „Bcrl. Polit. Nachr." beklagen heute den Standpunct, den die Mehrbeit de» Reichstage» in der Frage de» tefferen Schutzes der Arbeitswilligen eingenommen hat, und weisen, um darzuthun, daß ein solcher Schutz dringend notbwendig sei, auf einen Vorfall hin, der sich jüngst in Holstein ereignet hat. ES wird über ihn berichtet: „Vor einem Jahre hat in Wilster eia AuSstand statt gefunden, den die Arbeitgeber hauptsächlich dadurch beendeten, daß sie auS anderen Gegenden Deutschlands Arbeitskräfte bc- zogen. Diese neuen Arbeiter blieben zum großen Theile auch nach der Beendigung de- Streik- in den Betrieben und zeigten sich im Allgemeinen als durchaus tüchtige Leut«. Ja der socialdrmokratisch gesinnten Arbeiterschaft waren sie natürlich verhaßt, da ja bekanntlich dir Socialdemokratie für sich völlige Freiheit de- Handeln- verlangt, sie Anderen aber gänzlich versagt. Auf einem Tanzboden vergnügte sich jüngst einer der neu zu gezogenen Arbeiter, al- dieser Haß zum Ausbruch kam. Eine Anzahl junger Burschen, die früher in den Betrieben beschäftigt gewesen waren, fiel über den Arbeiter her, und als dieser, um dem Streit ein Ende zu machen, das Local verlassen, wurde er draußen erschlage n." Dieser Vorgang, so bedauerlich er ist, beweist nicht, was er beweisen soll, denn die sogenannte Zuchthausvorlage setzte für solche Ausschreitungen keine höhere Strafe fest, als von den Gerichten aus Grund des Strafgesetzbuchs verhängt werden könne. Auf solche Fälle sollte man also auch nicht Hinweisen, um an ihnen die Nolhwendigkeit eine» besseren Schutzes der Arbeitswilligen darzutbun. Ein Gesetzentwurf, der einen solchen Schutz herbeizusühren sucht, wird ohnehin worden. ES dürfte auch einstweilen trotz der entgegengesetzten Auffassung Prof. Foerster'S Brauch der Culturvölker bleiben, in halbcivilisirte Staaten zum Schutze der Europäer nöthigen- falls Schutzmannschaften zu entsenden und nicht zu warten, dis solche halbciviiisirten Völker ihre Erkenntlichkeit sür die Wahrung des Völkerrechtes Förster'scher Observanz durch Ha lsabsckn eiden u.A. bewiesen haben. In Bezug auf die Natur deS Boreraufstandes sollte Prof. Foerster die Briefe des Herrn v. Broen als geschichtliche Actenstücke betrachten, aus denen unwiderleglich hervorgeht, daß die Boxerbewegung schon lange vor dem jetzigen Vntrefsen der Schutzmannschaften ihren blutdürstigen Charakter angenommen harte. Die Schutz mannschaften trafen, wie wir aus dem Rundschreiben des Grafen Bülow wissen, seit dem 3. Juni d. I. in Peking ein. Prof. v. Broen aber batte schon im Februar die ernstesten Befürchtungen ausgesprochen, und im letzten Drittel des Mai prangte am Haupttbore Pekings ein rotheS Placat, das für die Nacht vom 26. zum 27. Mai ein allgemeines Blutbad ankündigte. Um dieselbe Zeit wurde Herrn v. Broen von seinen Dienern erklärt, daß alle Europäer und Christen, die innerhalb zwei Tagen Peking nicht verließen, getödtet werden sollten. Außer diesen für sich selbst sprechenden That sachen kommt das vollständige Stillschweigen der Chinesen über den in Rede stehenden Punct in Betracht. Die zahlreichen amtlichen Kundgebungen der chinesischen Negierung gedachten bisher, so viel wir wissen, mit keiner Silbe der Heranziehung der Schutz Mannschaften als eines Acte-, der eine Verletzung deS Völkerrechts bedeute. Vielleicht bemächtigen sich die Chinesen jetzt der Deduktion des Prof. Foerster, von der übrigens schließlich noch gesagt werden muß, daß sie selbst in der „Ethischen Kultur" nur in der Rubrik „Sprechsaal" Aufnahme gefunden hat. sind nicht zu melden. Wohl aber gebt aus den nachfolgenden stark sie die «I cksN 828,— 1346di, 1383 22,80 21. ksnt« tu «elir llsr KoU rllvkso, Nr. I. Lm. n,v.S<II. 00M.-8. oo <1o SSO 2«c1» SSO 817 Osw Leist 7800 7680 — 80 — 4700 3S00 3600 - 17800 3480 3825 - 3800 3875 2028 2100 10800 I04K0 — - I76OO - , — 6400 - 12300 12500 7180 7380 13880 13800 5300 8425 2700 3828 3625 r — 800 l. IS25 1700 - 3860 3600 - 650 1000 r 2178 2250 2700 2800 — 3475 15800 rd - — 1375 2100 2175 or — 1875 780 825 175 165 2600 2850 1700 1780 170 160 — 20200 1200 1275 3500 — 1880 1625 — « - — 13800 — 350 i« 3«5O 3750 —— 1025 2780 — 11700 12000 — 1225 io<1 Vorv.rt. >«I<Ior«.r Sür».
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