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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.06.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-06-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010614023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901061402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901061402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-06
- Tag1901-06-14
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300 SSI, l« lS b. 103,1 d. >k 103,10 184, 104, 84,SS t» a 450 1825 1S7S 2150 2200 2700 SSV S7S 1425 2850 12c» 500 2700 2800 400 II r 2225 2400 >,4400 SV,10 104,25 71,30 85,— 218,05 131.25 117,50 210,-- 183.25 ISO,— 174,75 60,SO 208 — 1157S 170 kV, 3300 2625 4300 625 1500 3025 625 1400 2300 2525 Ilt >tk, t L. 133,10 Itts 170,20 S6S0 85.60 84.60 101,60 87.25 87.25 i«n »U> k. iU(U2). 0,0». »odr »SU, U» ?r«i»» o»ii L»o, >iUs r«»r »b »r >4 >k 83,80 S7,2S vk td. »ck »li 16,25 101,50 ,Ik, ld. :tr les L»»«o/Lavl ar". i vsedolsn.) Lerivdt».) »e« 81,proi>. »ukrst» ia ?r> SodvLv- »trjxksit. — ,2b, 3>>,vroe. von kort 8 »ick v»od Lrmo»». ir» (12/6, 8 vier »cd Tort, d. t >0 ll 122V 1300 350 r» ou»»«i urck Ssrlio.I 7t». LllLllSt« ,»rttllx»«l«p»ll 525 St-tie. 141,— 110,30 107,70 » 78,— 41,25 149,— 1V00 160 8 >0 S 82,75 d. 1>. »t» r« till. 0 14 144,75 165,10 343,— 138,— 155,50 13850 131,— 82,75 110LV 123,60 44,40 155,— 112,10 5850 16200 4000^ 4100 3475 3550 475! 525 0550 10700 5800 16100 7800 — 1550 11625 86501 — 2100 12300 3200i )«rtlllL»«isp»ll 1, 1>otiirillL»ll 177b, Ssrvlll»» »wock 6S00 6., ., kUrst S«ill- S"«rai« Nbü L., 8. 281.75 ( 88,25 181,10 60,40 188.50 322, - 171.75 173,40 168.50 157.50 123,25 116.50 ik. ir, Hl. eo»cki»" (7/5) ln Snilldiirr von »»»lll Vlotorl» S»wdnr»; ck«r 1 IItckcki«»dn>. 2»" (12/6) von ,vd SllwbllrU, i»" OS«) voll >»IUwvr«: ck«r i»od »»wonrn. 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Umversitätsstraße 3 (Paulinum), Louis Lösche, Katharinenstr. 14, Part, und König-Platz 7. Abend-Ausgabe. MWMTaMalt Anzeiger. Amtsblatt -es Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Rathes und Polizei-Amtes -er Lta-t Leipzig. Freitag den 14. Juni 1901. Anzeigen» Prei- die 6 gespaltene Petitzeile SS H. Reklamen unter dem Redactioutstrich (4 gespalten) 75 L,, vor den Familieunach» richten (S gespalten) 50 H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 25 (excl. Porto). Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung 60—, mit Postbeförderung ^l 70.—. ^»nahmeschluß fiir Änzrigen: Ab end-Ausgabe: Vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag- 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Anzeige» find stets an die Expedition zu richten. Di» Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi- Abend» 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz tu Leipzig, S5. Jahrgang. Die Wirren in China. Gras Walderfee in Tokio. Die Aufnahme, die Graf Walderfee in Japan seitens deS Kaiser» in der officiellen Weise gefunden hat, war eine glänzende. Der Berichterstatter ves „Berl. Local-Anz.", Hauptmann Dannbauer, der den Feldmarschall nach Tokio begleitete, hat folgende Drahtmeldung über den Empfang gesandt: * Tokio, 11. Juni. Der Kaiser empfing erst heute den Grasen Walderfee, damit der Feldmarschall, wie der Kaiser es persönlich gewünscht hatte, nach der anstrengenden Seereise einen ErholungStag für sich zur Beifügung hatte. Graf Waldersee wurde nebst dem deutschen Gesandten Grafen Arco und seiner Be gleitung in Hofgalawagen vom Shiba-Palais zum Kaiserschloß ab- geholt. Dort stellte der Gesandte den Feldmarfchall dem Kaiser vor, welcher die japanische Generolsuniforin mit dem Schwarzen Adler orden angelegt hatte. Der Kaiser unterhielt sich ungemein gnädig zehn Minuten lang mit Waldersee, wobei der Ceremonienmeister als Dolmetscher fungirte. Der Feldmarschall stellte daraus seine Begleitung vor. Durch prachtvolle Säle wurde Graf Waldersee sodann zur Kaiserin geführt, welche europäische Tracht trug und den Grafen mit derselben Ceremonie empfing. Bei dem nachfolgenden Galafcühstück saß die Kaiserin links vom Kaiser, der Feldmarschall dem Kaiserpaar gegenüber. Lie mit Hilfe deS Dolmetschers ge- führte Unterhaltung war sehr lebhaft. Der Kaiser berührte in seinem Gespräch mehrfach militärische Fragen, die Kaiserin die Pflege der Verwundeten im Kriege und die Thätigkeit des Rothen Kreuzes. Geladen waren noch die kaiserlichen Prinzen nebst Gemahlinnen, die Minister, Generale und die deutsche Gesandtschaft. Ter Kaiser trank speciell dem FelLmarjchall zu. Nach dem Frühstück hielt der Kaiser Cercle ab. Morgen finden ein Frühstück und Gartenscst in der deutschen Gesandtschaft statt. Der Feldmarschall legte in Tokio auf dem Grabe des bei deu TakufortS gefallenen japanischen SchiffScapitänS Hattore einen Lorbeerkranz nieder, was von der Flotte und der Armee enthusiastisch ausgenommen wurde. Ueber die weiteren Vorgänge berichtet ein zweites Tele gramm deS „Loc.-Anz.": * Tokio, 12. Juni. Am Vormittag besichtigte der Feldmarschall das Cadettencorps und die Kriegsschule und hielt nicht mit seinem unbeschränkten Lob deS Gesehenen zurück. DaS Frühstück und das Gartenfest in der deutschen Gesandtschaft verlief ungemein animirt. Graf Arco toastete auf Len Landesherr» und die Souveräne sämmtlichrr Großstaaten. Prinz Komazu dankte und brachte einen Trinkspruch auf Kaiser Wilhelm und Graf Waldersee aus. Graf Ito verdeutschte den Toast, worauf Graf Waldersee seinerseits dankend die japanische Armee feierte, deren Trefflichkeit er bereits in China kenne» gelernt habe. Zum Gartenfest war ein reicher Damenflor erschiene». Von den Versammelten wurde ein Gruppenbild ausgenommen, auf welchem Graf Waldersee den kleinen Prinzen Komazu neben sich hat. Nachher fand eine Vorführung japanischer Schwert- und Lanzenkämpfe statt. Vor dem Abschied wurde Bier herumgereicht, wobei der Feldmarschall ein Hoch auf deu Gastgeber Grafen Arco ausbrachte. Morgen hält die hiesige Deutsche Gesellschaft für Völkerkunde eine Festsitzung ab. Unterzeichn»»« des ArtcdenSvertragS. * Shanghai, 13. Juni. Den „North China Daily News" wird von chinesischer Seite berichtet, Prinz Tsching und Li-Hung- Tschang sei ein kaiserliches Edict zugegangen, in dem allen Forderungen der Mächte zugestimmt werde; die Unter zeichnung des FriedenSvcrlrags dürfte demnach Ende Juni zu er- warten sein. Trmcnti; Die Deutsche» iu Shanghai. * London, 13. Juni. (Unterhaus.) Staatssekretär Hamilton theilt mit, General Gasalee habe die Regierung benachrichtigt, daß die von den Zeitungen veröffentlichte Meldung bezüglich einer zweiten Schlägerei in Tientsin unbegründet sei. Unter staatssekretär deS Auswärtigen Cranborne erklärt, die Regierung habe von der deutschen Regierung keine Mittheilung erhalten, daß eine deutsche Garnison in Shanghai verbleiben solle. In Erwiderung einer anderen Anfrage sagt Cranborne, die Regierung sei benachrichtigt worden, die militärischen Vertreter der verbündeten Mächte hielten es für nöthig, daß außer den Wachen der Gesandtschaften in Peking für den Augenblick noch 6000 Mann Truppen in Nordchina bleiben, doch habe die Negierung keine Mittheilung darüber erhalten, wie viel Mann von jeder Macht zu stellen seien. Der Krieg in Südafrika. Keine Fricdcnsverhandlunge«. In der gestrigen Sitzung des Unterhauses erklärte der Erste Lord des Schatzes Balfour auf eine Anfrage bezüglich der Sachlage in Südafrika, der Krieg werde dort von den Briten nicht mehr gegen große Truppenkörper geführt, denn die Boeren seien größtentheils in kleine Commandos von 100 bis 200 Mann aufgelöst; die Zahl ihrer sämmtlichen Truppen werde ruf 17 000 Mann geschätzt. Die umlaufenden Gerüchte über Friedensverhandlungen seien un begründet und auf politische Combination zurückzuführcn. Man müsse erst den weiteren Fortgang der militärischen Opera tionen abwarten. Demnach war das Dementi, das Krüger den englischen Mel dungen von neuen Verhandlungen Botha's mit Kitchemr ent gegensetzte, vollständig richtig und so gehört auch die weitere Nachricht, Botha habe zu verstehen gegeben, daß er auch gegen den Willen Krüger's den aussichtslosen Kampf gegen nur irgend annehmbare Bedingungen aufgeben werde — seine Frau solle Krüger davon verständigen — in das Reich der Fabel. Die Boeren kämpfen weiter und ihre Auflösung in kleine Corps wird den Engländern das Leben noch furchtbar schwer machen. Im englischen Parlament ist gestern der Bericht Sir David Barbour's, welcher nach Südafrika zur Prüfung der Finanzlage Transvaals und des Orange-Freistaats entsandt war, zur Vertheilung gelangt. Der Bericht behandelt ausführlich die Finanzlage unter der gegenwärtigen und unter der vorigen Verwaltung und sagt, in Transvaal sei kein« Aus sicht auf Entwickelung der Landwirthschaft und Viehzucht und die ganze Wohlfahrt des Landes hänge von den Minen ab. Der Bericht schlägt vor, von allen Actiengesellsckaften eine Ein kommensteuer von 3 Procent zu erheben, mit Ausnahme der Gokdminengesellschaften, die eine Steuer von 10 Procent von ihrem Gewinn zahlen sollen. Wenn Reformen, wie Herabsetzung der Zölle und der Eisenbahnfrachten, Abschaffung des Dynamit monopols zur Ausführung gelangten, könnten die Minen diese Steuer mit Leichtigkeit tragen. Bezüglich des Oranje-FreistaateS sagt der Bericht, es könne nicht erwartet werden, daß er zu den Kriegslasten beitragt, obschon er die Kosten seiner eigenen Ver waltung tragen könne, wenn es zur Abrechnung komme. Trans vaal und dem Oranje-Freistaat gehörige Actien oder andere Sicherheiten könnten nicht zur Deckung der Kriegskosten herange zogen werden. Wenn den Minen in Transvaal eine Zuschlag steuer auferlegt werde, wenn die Forderungen des Staates ordentkich eingetrieben und die Stempel-, Zoll-, Licenz- und Accise-Gesetze einer Revision unterzogen würden, würde Trans vaal in der Lage sein, so viel Ersparnisse zu machen, um die Kriegskost-n innerhalb zweier Jahre nach Friedensschluß zu decken. Der Bericht schlägt ferner vor, der Staat solle in Zu kunft sich einen großen Gewinnantheil an den Minenwerthen Vor behalten durch Beschränkung der bisher den Eigentümern solchen Landes, das Mineralien enthält, zugestandenen Rechte. Bezüg lich der Beitragsleistungen zu den Kriegstosten sagt Barbour, es sei unmöglich, gegenwärtig irgend eine bestimmte Summe fest zusetzen, schlägt aber vor, daß die neuen Colonien Anleihen unter Garantie der Reichsregierung aufnehmen. Politische Tagesschau. * Leipzig, 14. Juni. DaS amtlich ermittelte Ergebnis der ReichStagScrsatz- wahl im Wahlkreise Ottweiler-St. Wendel liegt zwar noch nicht vor, aber da nach vorläufiger Ermittelung der nationalliberale Candidat Prietze 15200, der CentrumScandidat Fuchs nur 14 600 Stimmen erhalten bat, so ist der Sieg deS ersteren nicht zu bezweifeln. Sein Erfolg ist besonders bemerkenswerth deshalb, weil der frühere Inhaber deS Mandat», der Reichsparteiler Frhr. v. Stumm, erst durch eine Stichwahl in den Besitz deS Mandats kam; er erhielt 1893 beim ersten Wahlgang 12 267 Stimmen, wahrend der CentrumScandidat 12 493 zählte; mit Hilfe der Nationalliberaleu siegte dann Frhr. v. Stumm bei der Stichwahl mit 16 896 gegen 13 432 Stimmen. Voraus sichtlich wird ja gegen Prietze's Wahl Einspruch erhoben werden, denn Herr Fuchs hat schon zum zweiten Male wegen der angeblichen Beeinflussung der Wahl zu Gunsten seines Gegners Beschwerde geführt. Wie sorgsam aber der Beschwerdeführer bei der Feststellung der Thatsachen zu Werke gegangen ist, läßt sich auS der Leichtberzigkeit schließen, mit der er bei der Adressirung seiner Beschwerde und bei seiner Berufung auf angeblich verletzte gesetzliche Bestimmungen verfuhr. Er hat nämlich den Minister des Innern telegraphisch ersucht, gegen „der Bergbehörde unterstellte Beamte" auf Grund deS H 336 des Strafgesetzbuches vorzugehen und zu Verbindern, daß solche Beamte die Wahlfreiheit ferner verletzen. Erstens ist der höchste Vorgesetzte der Dergbeamten nicht der Minister veS Innern, sondern der Minister für Handel und Gewerbe, also Excellenz Möller. Zweitens ist nicht der Minister des Innern, sondern die Staats anwaltschaft anzurusen, wenn ein Einschreiten auf Grund des Strafgesetzbuches gewünscht wird. Drittens bezieht sich der angezogene tz 336 des Strafgesetzbuches gar nicht auf solche Thaten, wie sie Herr FuckS Bergbeamten vorwirft, sondern auf die richterliche oder schiedsrichterliche Tbätigkcit von Beamten und richtet sich gegen Rechtsbeugungen zu Gunsten einer „Partei", wobei natürlich nicht an politische Parteien, sondern an Parteien in einem Rechtsstreite zu denke» ist. Wenn sich aber auch Herausstellen sollte, daß im Wahlkreise des Herrn v. Stumm einige nicht klerikale Arbeit geber ihren Einfluß auf die Arbeiter mißbraucht hätten, so würde sich jedenfalls leicht feststellen lassen, daß von Seiten der geistlichen Freunde deS Herrn Fuchs nicht minder mit unzulässigem Hochdrucke gearbeitet worden wäre. Wie ab stoßend die demagogische Art der von katholischen Geistlichen betriebenen Wahlagitation gewirkt hat, geht schon auS einem Telegramm hervor, welches katholische Wähler an den Bischof von Trier richteten und welches lautet: „Ew. Eminenz bitten die Unterfertigten, dahin wirken zu wollen, daß die Pastöre und Ca pläne im Rcichstagswahlkreise Ottweiler-St. Wendel- Meisenheim im Interesse des confessionellen Friedens ihre agita torische Thätigkeit für die bevorstehende Reichstags- Wahl ein st eilen, damit den durch eine solche Agitation ver- wirrten Arbeitern das Recht der freien Wahl nicht er schwert wird." WaS wird der soeialdemokratische Parteitag hinter ver schlossenen Thüren beginnen? DaS ist eine Frage, die manche Leute lebhaft beschäftigt, seitdem verkündet worden ist, daß diesmal im Gegensatz zur alten Gewohnheit neben de» öffentlichen auch geschlossene Sitzungen stattfinde» sollen. Ganz harmlos geberdet sich daS Berliner Parteiorgan, indem es die Sache so darzustellen sucht, als ob man etwa über den Preis der rothen Kalender für 1902 berathen wolle. In das entgegengesetzte Extrem verfallen die „Berl. Pol. Nachr.", die hinter den verschlossenen Thüren Pech und Schwefel wittern und dem Fürsten Hohenlohe nachträglich noch einmal klar macken, daß er durch die Aushebung deS Verbindungsverbots Deutschland rettungslos dem „Umsturz" ausgelicfert habe. Sie schreiben: „Wir stehen erst im Ansauge der Zeit, in welcher die vollen Folgerungen ans jenem Gesetze (der Aufhebung deS Verbindungs verbots) gezogen werden, und es ist mehr als voreilig, behaupten zu wollen, daß eS üble Folgen nicht gezeitigt habe. Große geheime Versammlungen einer Partei, welche den Umsturz der bestehenden Gesellschaftsordnung erstrebt, sind auf gesetzlichem Wege nicht mehr zu hindern, und damit ist dem ganzen dunklen Ler- hetzungswesen ein Bethätigungsseld eröffnet, für daS eS praktisch keine Grenze giebt." Die etwas beklommene Erklärung des „Vorwärts" da gegen lautet: „Jene Ankündigung, die unserer Redaction vou Sekretariat unserer Parteileitung zugegcngen war, kann natürlich nur bedeuten, daß geschlossene Sitzungen zur Behandlung rein geschäftlicher Angelegenheiten, denen jeder politisch« Charakter fern liegt (Buch handlungs-, Colportagewesen rc.) in Aussicht genommen sind. Wir stehen übrigens nicht an, zu erklären, daß unsere Redaktion zu einer Aenderung in der Art der Abhaltung unserer Parteitage, selbst nur in der angedeuteten Begrenzung, keinerlei Anlaß sieht." Daß in den geschlossenen Sitzungen „natürlich nur über rein geschäftliche Angelegenheiten" berathen werden soll, ist eine Auslegung des „Vorwärts", von der in ver Ankündigung deS Parteisekretariats nichts geschrieben steht. Andererseits ist eS eine starke Speculation auf mangelnde Denk- thätigkeit der Leser, wenn daS „Scharfmacher" - Organ durchblicken läßt, daß die Socialdemokraten in der ^anilletsir. SU Ein Engel -er Finsterniß. Roman von Gertrnde Warden. Autorisitte deutsche Uebersetzung von A. Brauns. Nachdruck dkrbotk». Noch nie hatte er ihr Haar gelöst gesehen, hatte überhaupt nicht geglaubt, daß solche Fülle von Haar auf dem Kopfe eines Weibes wachsen könnte — Welle an Welle duftender Seide, von röthlich-brauner, ins reinste Gold spielender Farbe. Es fluthete um sie herum, über die gelben Polster, über Schultern und Arme, die durch die Aermel des schwarzen Krepp hervor schimmerten. Es lag sogar, wenn sie den Kopf neigte, wie ein Teppich von feurigem Golde auf dem Fußboden. Haar, herab reichend bis auf die Knie, so lieblich duftend, und Augen, blau und klar, wie die eines unschuldigen Kindes, und eine Gestalt von solch' anmuthig gerundeten Formen, und eine Hautfarbe, wie ein weiße-, zart rosa angehauchtes wilde- Röschen, weich und glatt, wie ein Pfirsich bei der Berührung und — o jammer schade! — unter den äußeren Reizen ein Gemüth, hart, gefühl los, boshaft, wie eine Teufelin! DaS waren Dudley's Gedanken, als er verschlossenen, bleichen Angesichts und mit Augen, in welchen keiner ihrer Reize auch nur einen Funken von Leidenschaft wieder anzufachen vermochten, vuf sie herabsah. „Warum setzest Du Dich denn nicht, Dudley?" fragte sie nach geraumer Weile. „Du siehst so furchtbar ernsthaft aus, wie Du so dastehst! Und obendrein wirst Du doch von all' dem Reise« recht müde sein." „Ich bin nicht müde", »ersetzte er kurz und schritt hinüber an den Kamin, über dessen SimS die bekannte Kopie von Burne JoneS Circe, die Darstellung der Zauberin, wie sie eben den VerwandlnngSgifttrank in die Becher der Seefahrer gießt, ein gelassen war. Mr er jetzt das von ihrer Hand gestickte Bild betrachtete, da wunderte er sich wohl nicht mehr Uber ihre Geschicklichkeit in Handarbeiten, um so mehr dagegen über ihre Dreistigkeit, solch' ein Bild in ihrem Zimmer anfzuhängen, und somit den Schlüssel zu ihrem Charakter bietend. „Dermuthlich ahnst Du, was ich Dir zu sagen im Begriff stehe?" sagte er, sich plötzlich nach ihr umdrehend. „Jene er- bärmliche Creatur, Deine Verbündete und Gehilfin, ist sicher gebunden und eingeschlossen in ihrem Zimmer. Der Schlüssel ist in meiner Tasche." „Meine Verbündete?" „Jawohl; die Mühe des Lügens kannst Du Dir ersparen, Francesca. Ich kenne Dein ganzes Sündenregister, weiß, daß Du diese gemeine Person unter dem Vorwande, sie sei Deine Mutter, die doch seit zwanzig Jahren todt ist, in's Haus unserer Tante einschmuggeltest. Ich weiß, daß diese Schlaglähmung nichts weiter, als eine falsche Angabe war, damit sie unverdächtigt Eure teuflischen Pläne zur Ausführung bringen könnte. Ich weiß, daß Du Vortheil schlugst aus den thörichten Gespenster geschichten, die über die Stätte verbreitet und durch Josef Well- don's Streiche genährt wurden und das elende Geschöpf, das Du für Deine Mutter ausgabst, als Gespenst verkleidetest. Ich weiß, daß Du eigenhändig eine Copie von Mistreß Pensold's Anzug, wie er auf dem Bilde dargestellt ist, fertigtest. Ich weiß auch, daß Du Deine Kunst zuerst an den Hunden, die Deine Tante beschützten, versuchtest, und hernach, als Du ent decktest, daß Tante Margaret mit ihrem richtigen Jnstinct Arg wohn gegen Dich gefaßt, sie umbringen ließest, damit sie Dich nicht, nachdem ein Correspondent in Rom ihr über Deinen Charakter reinen Wein eingeschänkt, aus dem Hause weise und enterbe." Dudley hielt inne. Francesca verhielt sich auch jetzt noch schweigend und beobachtete ihn ganz ruhig, während sie eine lange Strähne ihres Haares liebevoll um einen ihrer Finger wickelte. „Jener Brief", fuhr er, ungeduldig über ihre Apathie, jetzt fort, „für den Du eine Belohnung ausgesetzt, wurde in einem Buche gefunden, mit dessen Lectüre Tante Margaret beschäftigt gewesen. Am Tage von meines BrnderS Begrübniß wurde er mir übergeben." „Bon wem?" „Von Betty Mannington." „Von Betty? Ah!" Ein häßlicher Strahl zuckte ans «inen Moment in ihren Auge auf, doch nur auf einen Moment. Im nächsten hatte fi: die weißen Lider und langen, goldbraunen Wimpern gesenkt. „Ditte, fahr« fort", lispelt« sie sanft. „Hernach machtest Du Dich »n die Arbeit", ftchr er fort, zu ruhigem Sprechen sich bestrebend uns auS dem Tonfälle der Stimme die Erregung fern zu halten, die er kaum fähig, zu meistern, „die Gesundheit eines Mannes zu untergraben, der Dich mit voller Hingebung liebte, der willig sein Leben in ^Dffnem Dienst« geopfert hätte. Noch nicht zufrieden mit der schändlichen, kaltblütigen Ermordung einer Frau, die Dich unv Dein miserables Werkzeug in ihr Haus ausgenommen und Euch vor dem Hungertod« gerettet und mit Wohlthaten überhäuft hatte, konntest Du die langsame Vernichtung eines der sanftesten und besten von unseres Herrgotts Geschöpfen planen, eines Mannes, der nichts Böses von Dir oder sonst einem zu glauben fähig war. Du konntest ihn Tag sür Tag vor Deinen Augen dem Rande des Grabes näher zuwanken sehen, konntest seine Leiden beobachten und berechnen, wie lange sie noch währen wür den — Du konntest das thun, und trotzdem, degradirtes Geschöpf, das Du bist, niedriger und abstoßender als die gefährlichste Gift schlange, Dir den Anschein geben, ihn zu lieben, und noch an demselben Tage, für den sein Tod bestimmt, damit er nicht zu seiner Mutter reise und Euch somit vielleicht entschlüpfe, konntest Du ihm das Versprechen geben, seine Frau zu werden gleich nach seiner Rückkehr von der Reise, die er nach Eurem Plane doch gar nicht antreten sollte. Bist Du ein Weib und von Fleisch und Blut? Wie Du so daliegst, möchtest Du Anderen wohl wie eine Frau erscheinen — «ine schöne Frau, aber in meinen Augen kannst Du nie mehr etwas Anderes sein, als was Du in Wirklich keit bist — eine Teufelm, vor der ein Mann in Abscheu und Ekel zurückbebt!" FranccSca, jetzt leichenblaß, erhob sich langsam, jedoch würde voll und graziös wie immer. „Du hast mich schon lange heruntergemacht und verleumdet", äußerte sie. „Nun dürfte es wohl an der Zeit sein, daß auch ich «i« Dort sage." rn Dudley nickte zustimmend mit d«m Kopfe. „ES steht Dir frei", versetzte er kalt, „Deine Darstellung zu geben. Sie wird m«in Verfahren, das ich eknzuschlagen ent schlossen bin, in keiner Weife beeinfluffen." „Du meinst", entgegnete sie mit einem Anfluge »on Spott, „daß Du, nachdem Du mit Deiner Verbündeten Betty überein- aekomm«», daß ich mich aller Arten unerhörtester Verbrechen schuldig gemacht, nicht die Absicht hast, irgend etwas, das ich z« sagen haben vnnte, da« Ohr zu leihen." „Ich höre zn." „Wo sind denn Deine Beweise?" fuhr sie zornig los, u»d trat dann näher an ihn heran. „Aus welchem Rechte wagst Du, mich in Beziehung zu bringen zu den, Tode der Tante Margarete in Fotze «ine» Herzleiden», oder mit dem Tode Deiner Bruders Viktor durch Ertrinken?" „Deine Pflegemutter hat sie Beide umgebracht, wie Dir sehr wohl bekannt ist. Sie schlich in der Gespenstoerkleidung in der Tante Zimmer und tödtete sie; dann heimlich im Spukzimmer sich versteckend, tropfte sie vermittels eines beweglichen Paneels den Höllentrank in die kühlende Limonade, dre Du für meinen Bruder zurecht machtest. Heute Nacht probirte sie ihre Kunst an mir, wollte mich vergiften; doch kam sie da schlecht an—, ich war glücklicher Weise, sie erwartend, auf meiner Hut." „Und willst Du damit sagen", fragte sie, und kam noch näher, so nahe, daß sie ihn fast berührte, „ich wäre Mitwisserin dieser Versuchs, wenn überhaupt solch' ein Versuch vorlag — Dich zu vergiften, da Du doch weißt, daß ich in mein Zimmer einge- schlosscn war?" Dudley fuhr zurück, unwillkürlich bewegt durch da» jähe Er blassen, die zuckenden Lippen und die ihre Augen füllenden Thränen. „Dessen habe ich Dich nicht beschuldigt", warf er «in. „Wessen beschuldigst Du mich denn also?" „Warum die ganze Geschichte noch einmal von vorn durch nehmen", erwidert« er müde. „Ein kolossales Vermögen war unter drei Revelsworth's zu vertheilen. Wahrscheinlich hast Du die gottlose Kreatur in daS Haus unserer Tante mitgebracht in der Absicht, sie mit Hilfe ihrer vielbewährten Vergiftungs methode zur Ermordung Deiner Miterben zu verwendrn und dann im nächsten Jahre das Gesammtbesitzthum für Dich allein in Anspruch zu nehmen, oder auch «inen von uni zu morven und den Anderen zu heirathen, obschon Du dem letzteren Arvage- ment mehr abgeneigt sein dürftest, da Du bereits verheirathet bist." „Verheirathet?" „Allerdings. Ueber diesen Pu«ct sino all« ferneren Lügen weggeworfene Mühe. Gestern um diese Stund« war ich mit Deinem Manne zus«mm«n und erfuhr »on ihm die ganze Ge schichte Deiner Ehe." „Er hat sie Dir erzählt?" „Richtiger würde eL wohl sein zn sagen, rr habe mir Vie Mit- thrilnng verkauft." „Und D« schenktest dem Morte einck» solchen GrschüpM ^ge« das meinige Gla-ben?" „Ich glaube weder ihm noch Dir. Sein« Geschichte adel ist die glaubwürdigere und seine Lügenleistungen habe ich noch nicht, wie die Deinigen, erprobt." „Dudley, wie kannst Du nur so hart sein?" rief FranceSca plötzlich und erfaßte seine Hände. „Du liebtest mich — standest im Begriff, Dich mit mir zu verheirathen —"
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