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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.07.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-07-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010701011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901070101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901070101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-07
- Tag1901-07-01
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V«st«usschlag bst den Postanstllten in der Schweiz Jtalttn, vet-ti«, Holland, Luxem- bnra, Dtwnnark, Gchiosd« md Norwegen, Rußland, den Douaustaatiu, der Europtische» Gürtet, Egtzpten. Fs, alle übrige« Staate« tft der vezieg «er ««ter Kreuzband durch die Expedition diese» Blatte» «»glich. Dl» Mora«nMu»aab« erscheint um '/,? Ude, dt» Abeud^kusgab« Wochentag- »m 5 Uhr. Lrdactio» u»d LrpeLitton: JohauntSgass« 8. Fitialru: Alfred Hahn vor«, v. Klemm'» Sorti«. UalversitLUstraße 8 (Paulin««), 8o«t» Lösch«, Kathartnenstr. purt. und K-nig-ylatz 7, Morgen-Ausgabe. WpMrrTllgMatt Anzeiger. Ämksölatt -es Königlichen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, -es Nathes nn- Nolizei-Nmtes -er Lta-t Leipzig. die egespaltene . Reklamen unter den, NebaettoEpW ' r'' (»gespalten) 7K vor den AamMaiWch^^'^v richten (»gespalten) 50 L,. ' - ? Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Lffertenannahme 25 H («zcl. Porto). Ertra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesürderung SO.-, mit Postbesörderung 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. Margeu-Au»gabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei de« Filialen und Annahmestellen je ein» halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richte». Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Holz tu Leipzig. 32S. Montag den 1. Juli 1901. 95. Jahrgang. Heilquellen und Ladeorie in Sachsen. IV. In dem Dresdner Kreis und in der Lausitz fin-d-et sich gleichfalls eine größere Zahl von Quellen, welche für Heilzweck« verwrnidet, und von Bädern, welche zum Thetl schon längere Zeit benutzt werden; in neuerer Zeit sind jedoch gerckoe in diesem LandeStheil« auch zahlreiche Curanstalten entstanden. Dresden selbst ist als Badeort wohl niemals gerühmt worden, sein« Kunstschätze und seine herrliche Lage haben Vie Fremden zum Besuche veranlaßt, nicht zwei mineralhaltige Quellen, «welch« schon im 18. Jahrhundert Grund zur Errichtung von zwei Badeanstalten gaben. Da» Bad „zum Lämmchen" (an der Annentirche) soll der LeSven an Ausschlägen, Gicht und Hämorrhoiden Heilwirkung geübt hüben, da die dazu benutzte Quell« Kochsalz, kohlensaure und salpetersaure Salze enthielt. Es ist ebenso «ingegangen, -wie das Lmcke'sch« Bad, welches 1764 gegründet und lange Jahre benutzt wurde, wo bereits im Jahre 1766 ein Theater bestand und 1824 di« Toncerte «daselbst ge rühmt wurden; «» ist jetzt ganz zum Vergnügunzslocal um gewandelt wotden. Tharandt. Nächst Karlsbad ist wohl kein Badeort so oft in Versen ver herrlicht worden als der Ort, welcher an der Verzweigung des Weißevitzthgl-e», am Ende >oeS sogenannten Plauenschen Grundes und am Anfänge des Granatenthales gelogen ist. Seine Schloß ruine, sein als „Heilige Hallen" weitbekannter Buchenbestand haben ebenso «Vie fein Bad zu dichterischen Ergüssen Veranlassung gegeben und fast jäv« Specialbeschreibung von Tharandt bietet auch eine oder mehrere Proben von Poesien über diesen Ort, welcher vielfach auch als „Tharand" bezeichnet -wird. Daß das Schloß, dessen Ruine den Ort und die Thalgabelung überragt, gegen 800 Jahre alt und zuletzt (1500—1510) von einer säch sischen Fürstin, der Herzogin Sidonie, bewohnt gewesen sein soll, pflegen di« Ortsbewohner den Fremden zuerst zu melden, dann erinnert man an di« Anwesenheit der Dichterfürsten Goethe und" Schiller, gedenkt des großen Forstmannes Heinrich Cotta, welcher 1811 dir Focstakademie gründete uns dadurch dem Ort eine groß« Zahl hochverdienter 'Lehrer des ForstsacheS, wie auch eine erheb lich« Anzahl von Schülern zuführte, und zählt schließlich die Spaziergänge auf, welche die hübsche Umgebung bietet. Die Ortseinwohner sprechen weniger gern von der Heilquelle und dem Bäbe, da dar hier seit 1885 eingerichtete, auf Kaltwasserkur ge gründete Heilanstalt für Nervenkranke auch als Bad bezeichnet wird und mit einem weniger angenehmen Beigeschmack verbunden ist. Es verdient aber daS Mineralbad durchaus nicht solch«, Zu rücksetzung, denn eS besitzt recht heilkräftig« Cur-mittel, und es gebührt ihm die Beachtung, welche es seit nunmehr 100 Jahren sich zu sichern gewußt hat. Wenn die Quellen auch schon früher bekannt gewesen sein mögen, so wurden sie doch erst benutzbar dadurch, daß nn Jahr« 1793 der Amtschirurg Johann Gottfried Butter die eine Quelle auf der fiskalischen Sreinwiese fassen ließ und -dabei ein Wohnhaus errichtete. Im Jahre 1795 waren 180, im Jahre 1803 über 200 Badegäste anwesend; 1804 über nahm da» Badeanwesen Geh. Rath Graf Hagen für 14 900 T-Haler und errichtet« daS jetzt noch vorhandene Badehaus mit 9 Zimmern und 15 Wannenbädern. Wiederholte Untersuchungen -der Sidonienqurlle haben ergeben, daß sie dvppe-ltkohlensauresEiien und Mangan -neben kohlensaurem Natron und Magnesia, sowie etwas Kochsalz enthält, auch sich im Quellraum etn schwacher Geruch von Schwefelwasserstoff bemerkbar macht. Da di« Temperatur konstant 12 bis 15 Grad Celsius ist, so ist von Aerzten mehrfach die Heilkraft der Mineralbäder Tharandts an erkannt worden. Im verganzenen Jahrhundert hat das Bad noch 15 mal seinen Besitzer «wechselt und hat der Verkaufspreis dafür von 10 000—55 (XX) T-Haler geschwankt. 'Sehr bemüht um Verbesserung der Badeemrichtungen haben sich di« letzten Besitzer H. W. Donner und Franz Kranz; es hat sich der Besuch des Bades auch in den letzten Jahren -befriedigend gestellt. Größer als die Zahl der Badegäste ist natiirlkch die Zahl der Passanten; denn die reizend« Umgebung Tharandts bildet anhaltend ein sehr beliebtes Ausflugsziel für die Bewohner und Besucher der Residenzstadt Dresden. Berggießhübel. Indem Goilleubaihal welche» von Pirna aus auf dem linken Etbgehänge bi» zur sächsisch^böhmischen Landesgrenze sich hin- ausz-ie-ht, ist eine Nebentba-Hn zur Zeit bis zu dem Ort Berg gießhübel in Betrieb. Ehemals wurde hier ein leibhafter Berg» bau auf Eisenstein betrieben und es befanden sich hi«r Gießhütten für Roheisen. Seit 1719 ist der Ort auch bekannt geworden durch eine Badeanstalt, das Berzgießhübler Bad, Georgenbad oder auch Johann -Georgen - Bad genannt, da man mit den Eisensteingruben zu dieser Zeit einen Sauerbrunnen, den Friedrichsbrunnen, erschloß, welcher als starker Stählqu-ell er kannt und sofort gefaßt wurde. Das Bao erfreute sich ein«S guten Besuches; der Fabeldichter Gellert und der geistreiche Rabener haben hier Frohsinn und Begeisterung zu ihren Geistes erzeugnissen erlangt, als sie zur Stärkung ihrer Gesundheit sich hier aufhielten und auf dem prächtigen Thatlweg sich ergingen, wo noch jetzt «in Denkstein davon Kunde giebt und der noch jetzt als Poetengang bezeichnet wird. Die Erschließung von zwei neuen Quellen, im Jahre 1806 ein Schwefelbrunnen und 1820 der Augustusquell am Bade-Hause, hätte das auch als Friedrichslhal früher bezeichnete Bad vor dem Verfall kaum retten können, wenn nicht der Besitzer, Baron von Leyser, im Jahre 1822 vas Bäochaus erneuert und di« Bade einrichtungen mit Hilfe von sachkundigen Aerzten verbessert hätte. Im Jahre 1876 genügt« diese Anlage nicht mebr und wurde ver größert, so daß 33 Zimmer zur Verfügung standen; der derzeitige Besitzer, Commerzienrath Eschebach, hat im Jahr« 1898 das Bad vollständig erneuert und Unterkunft und Verpflegung so ver bessert, daß die eisenhaltigen Mineralbäder jetzt recht vielfach zur Heilung von Lähmungen, Nervenschwäche, Hautkran-kh«iten und gichtisch-rheumatischen Leiden ausgesucht wevden. G o t t-l e u b a. U«ber die Zusammensetzung -des Wassers, welches in Gott- l-euba zur Bereitung der Stahlbäder benutzt wird, enthält der Prospect nur die Angabe, daß Eisenoxyd, Kalt, Magnesia, Schwefelsäure und Chlor neben freier Kohlensäure in bestimmten Mengen nachgewiesen worden sei; di« gegenseitige Verbindung dieser Stoff« zu wirksamen Salzen ist nicht feb -rstellt, nur von BezirkSarzl 1-r. Erar> in Pirna calculirr woro: i Letzterer be zeichnet das Wasser als erdige Stählquelle von hohem Eisen« Malt; dir verwendete Moorerve ist als reich an Eisenoxyd und «Schwefel befunden worden. Aus diesem -Grunde ist -das ein« halbe Stunde oberhalb Berggießhübel gelegen« Bad Gottleuba, welches 40 Moor-, Dampf- und Wasserbadezellen enthält und 1880 erbaut, 1887 aber erweitert wurde, s-ehr -bald in Aufnahm« gekommen, und der große KrankheitStveis feiner Heilmittel, welch«» d«r alljährlich erscheinende Badeprosprct angirbt, wird manchen Kranken veranlassen können, -das gut eingerichtete Bäd mlt seiner waldreichen Umgebung zur Erholung aufzusuchen. Di« freundliche Stadt bietet geeignete Unterkunft, falls -das gut ge halten« Badohotel besetzt sein sollte; die Verwaltung -der Stadt läßt sich angelegen sein, die Umgebung zu erschließen und den Fremden'besuch zu heben. AIS Badeorte Sachsens auf dem rechten Ufer der Elbe beziehungsweise in 'der Lausitz mögen folgende kurz erwähnt werdm: Schandau. Die Stadt Schandau erachtet man als «im slawisch« An-> fiadelu-ng etwa aus dem Jähre 1000 n. C-Hr. und -deutet den Namen a-l» ,ch«r Ort im dunklen Thal«" oder „im -finsteren Gruckd"; daS Bad hat im Jahre 1899 sein lOOjähriges Bestehen ««feiert, da an der seit Anfang des 18. -Jahrhunderts als' Ge- ftlndbrunnen -bekannt gewesen«n eisenhaltigen Mineralquelle iM Jahre 1799 vom Kaufmann Hering ein Badehaus mit Bade« Zellen, Fremdenzimmern und Gesellschaftsräumen erbaut worden ist. An Stell« -dieses alten Bädchauses hat wie Stadtgemeinde daS derzeit noch vorhandene Neue CurhauS errichtet, daS, wir das da-bei befindliche Parkhotel, an Hotelier Dresse! verpachtet ist. Die Mineralquelle, welche 0,02 Theike kohle-nfauves Eisenoxydul (auf 1000 Theile) «Hält, wird zum Trinken und -Baden -benutzt und soll Heilung bei allgemeinen Schwächezuständen, Nerven krankheiten, Erkrankungen der Akhmungsorgan-e, des Herzen» und der Gelenk« gewähren. Die Geschichte des Bades ist «ine einfache und sehr erfreuliche, da -der Besuch des Badeortes ziemlich anhaltend in Zunahme be findlich ist, was man allerdings nicht -der Heilkraft seiner Quelle all«in zuschreiben darf, da als Sommerfrische, besonders als Ferienaufenthalt kinderreicher Familien seit vielen Jahren Schandau einen guten Ruf be! den Großstädten, besonders den Berlinern, Dresdnern und Leipzigern, genießt und sein« bevor zugte Lage in der sächsischen Schweiz ungezählte Fremde zu einem Besuche veranlaßt. Augustusbad — Liegau. Bon dem fast als «in Welt-badeort zu bezeichnenden Schandau wenden -wir unsere Schritte bei Dresden vorbei durch die Lange- drücker Haide nach einem kleinen Thal«, -das etwas seitwärts vom Verkehrswege liegt. Es ist dies der Tannengrund, ein kurzes Seitenthal des -von Radeberg nach der preußischen LandeSgrenze sich hinabzichenden Rö-derthales. Hier liegt das Augustus - bad, dessen -heilkräftig« Quelle im Jähre 1714 durch Zufall entdeckt wurde, als man im Tannengrund Spuren alten Berg baues -fand und beim Schürfen nach Eisenerzen in einem allen Stollen einen Quell erschloß, dessen Heilkraft sich sofort dadurch erkennbar machte, daß die Wunden, welche der Entdecker der Quelle, Bürgermeister Seftiel von Radeberg, bei diesen Arbeiten sich zugezog-en hatte, auffallend schnell zur Heilung gelangten, als Genannter bei Reinigung des Stollens in dem Wasser längere Zeit stehen mußte. Schon im Jahre 1719 richtet« Seidel ein Bäd ein und ließ im Jahre 1720 -die Quelle unterfuchen; nach dem er 1724 die Gerechtigkeit zu-m Beherbergen erhalten hatte, könnt« Seibel 1727 und 1729 sein Bad erneuern. Nach dem Tüve S-eide-l's im Jähr« 1747 -haben di« Erben das Bad einige Zeit forigcfü-hrt, doch kam es durch den Siebenjährigen Krieg zum Verfall und 1765 erstand es Oberconsistorialrath Gottschalk für 4600 Thaler; dieser erschloß eine neu« Quelle, oerkauft« es an Graf von Wallwitz, welcher verschiedene Neubauten aufführen ließ, zwei neu« Quellen erschloß uns es 1807 wieder an Kammer herrn von Schön-berg für 12 000 Thaler abtrat. Von diesem Be sitzer wurden di« Promenaden angelegt und -das „P-alaiS" erbaut, mäbreiid -oe: Nachbesitzer vr. Klos« die fohxbar» Straße zum Bade anlegen netz Nach mehrmaligem wen-eren Wechsel gelangre AugustuSbad im Jahr« 1897 i-n den Besitz -des Herrn Commer zienrath Schwabe-Leipzig, welcher hier ein -Genesungsheim für Mitgl'.a«r von Versicherungsanstalten, B«ru-fsy«nofltnschaften und Krankenkassen «iurichtete. Es hat sich im Jahre 1900 der Besuch auf 1400 Curgäste gestellt und wurden verabreicht 19153 Mineral- und 3163 Moorbäder. Es machte sich in Folge solcher Frequenz -noihwendig, die -Badeanlagen zu erweitern, urkd stehen jetzt 14 Wohngebäude mit 250 Zimmern, 46 Bachezellen, darunter 6 für Moorbäder, der Badeverwaltung zur Verfügung. Die er schlossenen fünf Quellen find schwach kohlensäure-haltige Eisen quelle» u-nd wird dir alt« Stollenquelle zum Trinken, die anderen (Soda-, Stahl-, Sälzqurll« und Tiefbrunnen) vorwiegend zur Bereitung der Mineralbäder -benutzt. Für Dlutarmuth, Scro- phulose, Bleichsucht, Herzleiden, Störung der Verdauungsorgane und -bei verschiedenen Frauenkrankheiten haben sich die Quellen als -heilkräftig erwiesen und der durch Spazierwege erschlossene große Park -wie auch der umgebende Wald machen das Bad recht geeignet zu dem Genesungsheim, welches in liberalster Weif« der Besitzer hier errichtet hat. Weit oeschtidenrr als Augustusbad ist da» im Thale der großen Räder gelegen« Li« gau. Auch dieses besitzt rin« Quelle, in welchem vorwiegend kohlensaurer Ersenoxydul, daneben kohlen saurer Kalk, Natron und Magnesia, etwas Chlornatrium, schwefelsaur«s Kali, Kieselsäure mit Spuren -von Mangan, Thonerde, Zinn, Küfer, Phosphorsäur«, Ameise-nsäure und Quellsäure enthalten ist, so daß man ihr «ine belebende und reizende, den allgemeinen tStoffwechsrl anre-gewoe und erhöhend« Wirkung zuschreiben kann. Die Badeanstalt g«hört zum Ritter gut Liegau und besitzt nur wenige Zink- und Holzwannen, sie ist eigentlich als «in Zubehör des nur 20 Minuten entfernten AugustusSades zu betrachten und dürfte durch Kammerherrn von Schönberg während der Zeit, wo er mit Rittergut Li-ebau auch da» August»»bad in Besitz hatte, eingerichtet worden sein. Marienborn (Schmeckwitz). Zu Anfang des neunzehnten Jahrhundert» fand der Physikus vr. Bönisch zu Kamenz am Fuße des sogenannten Weinberges bei Dorf Schmeckwitz eine -dem Braunkohleng-ebirg« entfließende Quelle, welch« er in Gemeinschaft mit Professor Ficinus im Jahre 1817 untersucht; es ergab sich dabei «in Gehalt von schwefelsauren Salzen, so daß man sie als eine Schwefelquelle mit besonderer Heilkraft anzufehen hatte. Da auch noch zwei Quellen mit Min-era-lgehalt aufgefunden -wurden, so errichtete-der Besitzer, Accisin-spectör Horn, eine einfache Baveeinrichtung mit 14 Baoawannen und -der zur Erwärmung des kalten Quell wassers erforderlichen Einrichtung. Das Bad wurde zu Ehren des in der Nähe befindlichen jungfräulichen Cistercienserstiftes Marienstern als Marienborn bezeichnet und hat sich bis heutigen Tages eines guten Besuches zu erfreuen gehabt. Es stehen jetzt 65 Wohn- und Schlafzimmer zur Verfügung und -wepo-en neben Mineral-Schwefelbävern auch Moorbäder v«r-abr«icht; im ver gangenen Jahre waren 394 Personen zum Gebrauche der Cur anwesend uns -wurden 1066 Moor- und 2090 Schwefelbäder ge währt. Neuere genauere Untersuchungen durch vr. Schweissinger haben ergeben, daß ine Marienborner Eisen-Schwefelquelle 5,6 T-Heile schwefelsaurer» Kalk neben schwefelsaure-m Kali, Natron und Magnesia, sowie -doppel kohle ns au r«S Eisenoxydul, Kalk und Manganoxydul, 0,006 Theile Schwefelwasserstoff und 1,1 T-Heil Kohlensäure in 10 000 Theilen Wasser enthält, wäh rend in der Moorerde neben organischer Substanz vorwiegend Eisenoxyd, Thonerde, Kalk, Schwefelsäure und Phosphorsäure nachgewie'en wurde. Aerztlich wird das Bad verordnet gegen Gicht, Scropheln, Flechten, Unterleibs- und Frauenkrankheiten, sowie Mtallvergiftungen. Der derzeitige Besitzer (R. Jäger), wie der als Badearzt fungivende vr. Noack in Kameng versichern, daß 'den in Marienborn gewährten Bädern Erfolge zuzusprechen find, welche die Wirkungen der T-Hermen von Teplitz und Wies baden erreichen bez-w. übertreffen, und wenn auch außer dem nahegelegenen Kloster Marienstern und Schloß Neschwitz mit seinem -herrlichen Parke die Umgebung dieses Badeortes nicht gerade reich an Sehenswürdigkeiten oder -landschaftlichen Schön heiten ist, so mag doch dies gerade wohl die Heilerfolge unter stützen, -rdem der Curaaft vom Gehast' uns Getriebe d-r Welt entfern», hier in idyllischer Ruhe sich der Pflege und Heilung überkassen kann und -die Wirkung -oer kräftigen Moorbäder nicht durch UeberaNstrenguirzen beeinträchtigt. Neben den hier aufgezählren Bädern fließen auch im östlichen Theile unseres Vaterlandes vielfach Mineralquellen, welche theils früher zu Heilzwecken Verwendung fanden, theils noch jetzt, aber kaum nennenSwerth, benutzt werden, so daß «» kaum -berechtigt gewesen wäre, diese Orte al» Bäder aufzuführen. Bei der KönigSmühl« -im Plauenschen Grunde ist «in eisenhaltiger Mrneralquell aufgefunden worden, L-ber welchen die Dresdner TageSdlätter im Jahre 1811 «in« Mit- theilong brachten. Bekannter ist das Buschbad -bei Meißen, welches im Jahre 1796 durch Schu-lphyfikus vr. Lutteritz ein gerichtet -wurde und sich längere Zeit de» Besuches von Heilungs. bckdürftigen erfreute. In Kön tast«i n besteht noch heute eine kleine Badeanstalt, welche einen Mineralquell benutzt und deren Heilkraft dem Schandauer Bade gleichgestellt wird. Auch bei Maxen, Hellendorf und Pirna sind Mineralquellen gefunden worden, der Schlu-mperbrunnen bei Kreischa fließt aus einem 1591 erbauten, 1841 von Reißbach «rmuerten Stollen. Bei Großenhain, Moritzburg, Lö-bau, Zittau- und Lückersvorf, unweit -Kamenz, -hat man zumeist eisenhaltige Quellen auf- zrfuüden, doch dieselben nie als Heilquellen 'benutzt, dagegen hat im siebzehnten Jahrhundert der Heilbrunnen von Gottsch dorf bei Kö-n-igsbrück sich eines besonderen Rufes zu «rsre-u-en gehabt und lassen Berichte aus dem Jahr« 1646 vermu-t-hen, daß wen-ig«r der Gehalt an Salz oder Eisen, als der Glaube an die Wunderkraft dieses Heikbrunn«ns den Hauptantheil an feinen Erfolgen gehabt hat. Die vielen Curanstalten «der Sanatorien in Dresdens Um gebung (Nie-derlößnitz, Weißer Hirsch, Kreischa, Königsbrunn, Schweizermühle u. s. w.) seien nur erwähnt, -wenn auf dir vielen Heilanstalten unseres engeren Vaterlandes einmal hinge-wiesen -werden sollte. Haben auch nur wenige dieser Badeorte große Feuilleton. Vie Malen« i« -er Fremde.*) „Die Wahrheit selbst besitzt Niemand", sagt schon Lessing. „Aber wenn e» auch für uns keine absolute Wahrheit giebt, nenne ich doch die Menschen wahrhaftig, die die Eindrücke treu so wieder geben, al» sie sie empfunden haben. Das thue ich gewiß. Daß ich trotzdem manchen Jrrthum berichten werde, daß ich, den Ein gebungen meine» Naturells nachgebend, mitunter die Ding« zu hell, mitunter zu dunkel sehen werde, da» ist gewiß." Diese Worte der Malerin Clara Biller, die über die Erlebnisse auf ihrer Studienreise durch Spanien und während eine» mebr- jährigen Aufenthalte» in Pari» sehr interessante Briefe an ihre Familie geschrieben hat, Briefe, die jetzt veröffentlicht worden sind, charaktrristren die Schreiberin in zutreffendster Weise. Sie stiebt sich in ihren Schilderungen ungemein, ja man möchte sagen, bi» zur Naivität wahr. Dabei ist Alle», wa» sie schreibt, so subjektiv, wie nur denkbar, gefärbt. Nur wai sie persönlich erlebt, womit sie persönlich in Berührung gekommen ist, scheint eine tiefgehend« und nachhaltige Wirkung auf sie auSzuüben. G-ir ist sich dieser Eigenthiimlichkeit wohl bewußt, ohne sie ab«' al» solche »« empfinden. Da» geht au» ihrer, keineSwea» unan fechtbaren, Aarßtrung hervor, „daß Reiseberichte im Allgemeinen keinen Verth hatte», weil «an daraus mehr den Reisenden selbst kennen ktrne, al» da» Land, da» er bereise'. Gegen die ver- «llaeweineruna diese» Satze» kann man Widerspruch erheben, auf di» besonder» Art Clara Biller'» paßt er durchau». Lu» Briefen, beziehunaSweise Reiseberichten, lernt der Leser ste pösskoMstrn ke»nen, nnd Zwar al» eiste hochinteressant« Persön- lichhtztzt. de«» hervorstechend« Eigenschaften ein stark aus- MMßBeMWl«PBg>r, sch» viel Muth und rnergifche Thatkraft >P»^«MWinwr VBfe Mtbrhrtz sie bet aller Festigkeit und Vari»sindSpanirn von Clara WA Mt Carl «eitzner in vr«»den. Kübnheit der Entschlüsse jeden Selbstvertrauens, soweit ihr künstlerisches Können in Betracht kommt. Dieser Mangel an Zuversicht, an Vertrauen zu ihrem Talent als Malerin wirkt im Gegensatz zu ihrem leidenschaftlichen Wunsche, vorwärts zu kommen, und zu den enormen Opfern an Geld und physischen Anstrengungen, die sie ihrer Kunst gebracht hat, wahrhaft tragisch. Sie ist dabei so durch und durch Malerin und nur Malerin, daß sie beispielsweise von Pari» nur Erlebnisse be richtet, die auf ihre Studien und ihr Suchen nach Modellen Be zug haben. Lediglich was dabei an sittenbildlichrn und localen Eindrücken ihr in den Weg tritt, findet Empfänglichkeit bei ihr. Bon dem übrigen Paris bemerkt sie so gut wie nichts: in dem Maflengetriebe der gewaltigen Stadt verschwindet ihre Persön lichkeit, hier weiß sie nicht« au» jener und nicht» auS letzterer zu machen. Ganz ander» wirkt dagegen Spanien auf sie ein. Hier er regt sie Verwunderung und Aufsehen, ragt sie über da» Niveau de» Alltaock hinaus. Für da» spanische Volk war zu Ende der sechziger Jahre deS vorigen Jahrhunderts eine allein reisende Dame, und obendrein ein« Malerin, eine geradezu unfaßbare Erscheinung. In Avila hat sie einmal auf dem Marktplätze ge malt, wa» sie zu der Bemerkung veranlaßt: „Es gehörte ein Muth dazu, der an antike Heldenthaten erinnert. Eine Frau, die malt! Hätte der Mann au» dem Mond« einen Frack an- «zogen und wäre heyrntergekommen,«» hätte kaum eine größere Aukreaung geben können. Neugierig, zudringlich, mich fass am- stoßend, umstanden sie mich. Dabei da» laute Brüllen vor Freud«, wenn sie etwa» erriethen oder erkannten. Kw anden Alle» wunderbar, sHr getroffen. „Wie diel kostete! Bild? Malen sie mich! Mich! Nein, ich will gemalt few ' Alle» schrie untereinander, stellte sich soldatensteif vor wich Hin, Einer prügelte auch wohl den Anderen vom besten Platz —«» war nicht möglich, zu arbeiten, aber eine ganz amüsant« Art, di« Menschen zu sehen. Ich lachte über eine Bemerkuna, ich Unglückliche! von meinen „Perlen" (Zähnen), in Sold gefaßt, war eine vom Stift gegangen, und der goldene StA von einer Spanierin be merkt worden. Sie schrie fast Lbev^ Markt: „Lch Gott, wa» bad« ich Wunderbare» gesehen, a-* kür »in Wunderzahn!' Bun »ar für einen Augenblick ' - über den Wunder zahn »ergrssen. Ich tzlaub«, d< Zielten «S für ein, Verzierung. Wenn ich nur sprach oder lachte, bückten sie sich schnell, um den Zahn besser sehen zu können." Diese Art de» Volke«, den Fremden zum Mittelpunkt seine» Interesses zu machen und sein ganze» Gebahren al» ungewöhnlich zu begaffen, scheint die Empfänglichkeit der Verfasserin für da» Eigenartige de» DolkScharakterS erst wachzurufen. In Spanien erst erweist sich ihre Beobachtungsgabe «l» eine weiter um fassende, eine über den Horizont ihrer künstlerischen Studien hinauSaehende. Sie stellt Betrachtungen an über sociale und politische Verhältnisse, die von großer kritischer Schärfe zeugen und nicht nur interessant, sondern auch cultur- und sitten geschichtlich werthvoll sind. Der Eindruck, den sie von Land und Leuten empfängt, ist in der Hauptsache ein beklemmender. So schreibt sie aus Madrid im März 1869: „Ihr kennt ja meine Vorliebe für die Spanier, di« sich zur Begeisterung steigert, sobald ich sie nur in ihren malerisch- n Eigenschaften bewundere — aber sie ist schon sehr herunter?'gangen. Ich seh« überall, wo ich Hinblick«, Schmutz, Aberglauben, Unwissenheit, verlotterte» Wesen. Da» ist «in Volk, das keine Zukunft hat und nur noch im Licht feiner großen Vergangenheit steht. Der Himmel und die Natur find dieselben geblieben, und doch ist Spanien todt, und weder eine Freiheits!)»mne, noch ein neuer König werden es wecken. Sein Marr ist rrank, ihm fehlt Thatkraft und Arbeitslust, die ersten LrbtnSbedjngungen eine» Volke». Wa» erzeugt der Spanier unter so günstigen klimatischen Verhältnissen? Da» Brod ist theurr, weil Getreidemangel herrscht; nicht weil der Boden Früchte versagt, sondern weil die Faulheit nicht säen will, und also nicht ernten kann. D«r Gebrauch de» Oele» macht freilich die Butter fast überflüssig, aber warum muß sie ungenießbar sein? E» sind doch Kühe vorhanden und Wiesen — und wa» für Mesen! Die Sonne reist ja fast Alle» von selbst, wie venig hätte die Menschenhand zu thun!" An anderer Stell« heißt r»: „Die Cc stilianer sind eine faule, indolente Rasse. Wa» würden unsere Bauern an» solchem Acker mach«»! Ich glaub«, der Weilen mag hier fast wild wachsen, Mühe geben sie sich nicht damit. Mast sieht di« kräftigsten Menschen, Männer und Frauen M Schaaren von Kindern, an den Rainen hermnliegrn und betteln." Wie Sn» di. Reinlichkeit de» Volke» bestellt ist, läßt ein sehr amüsanter Vorgang, den die Malerin auS Avila, Fonds de San JosL, berichtet, erkennen. Der betreffend« Brief beginnt mit der scherzhaften Aeußerung: „Solltet Ihr zufällig von Seifensiedern hören, die nach Spanien auswandern wollten, so sagt ihnen, eS sei hier nichts zu gewinnen, man kenne den Artikel Seife sehr wenig und gebrauche ihn fast nie. Neulich sitze ich Abend» bei der WirthSfamilie und man fragt mich, wozu ich daS viele Wasser gebrauche, das ich täglich consumire. „Ich wascht meine Pinsel und brauche es für mich selbst." „Den Körper?" schrie Alles und fing an laut zu lachen. „Sie wäscht den Körper", lachte der Wirth, der sonst so ernst aussieht, und es liefen ihm fast die Thränen herunter. „Hi, hi, hi", kicherte die dicke Mithin, „den Körper! Aber da» thut doch hier Niemand!' Ihr hättet die Verwunderung der Mägde erl^ßMn sosten! Ich bin überzeugt, wenn jetzt Einer im Hause fragil „Wbs treibt denn die dentsche Dame?" so werden sie die Köpf« schütteln und sagen: „Es ist nicht ganz richtig mit ihr, denn denken Sie, sie wascht ihren Körper!" Ich bitte hier dringend, nicht an eine poetische Licenz zu glauben, die Geschichte ist buchstäblich wahr. Der liebe Gott, der in seiner Allwissenheit dies« Eigenschaft der Spanier wohl im Vorau» gewußt hqt, hat den Lonsequeazen wahrscheinlich abhelfen wollen und deswegen so viel Orangen- blüthen hier auigestreut — aber „alle Wohlgerüchr Arabien» reichen nicht auS, es muß eben ertragen werden". Unerhörte» auch berichtet die Schreiberin au» Sevilla: „Da» Schönste, wa» Andalusien hat, weit schöner al» seine Oralen bäume, seine Frauen und sein Himmel, sind sein« Murillo». Sie hängen in einem hohen Saale, und dicke Vorhänge »vr den Fenstern, ohne eine brauchbare Schnur, womit man die Gar dinen zurückschieben könnte." Fräulein Biller fragt nun den Schließer, ob die Schnüre nicht wieder reparirt werde« könnten? Da» koste ja höchsten» ein paa? Franken. Di« Asttwort lautet: „Ja, wer wird da» Geld auSgeben, Eie vielleicht?" Mit heiligem Eifer erwidert dir Malerin: „Da» will ich^ja! Sagen Sie Hhrem Director, daß wenn dir Spanier kein Geld dazu hätten, so hätten di« Fremden so diel Achtung vor Murillo, um r» für sie au»zulegen. Eie verdienen e» gar nicht, diese Bilder zu besitzen. Ich wollte, die Franzosen hatten sie mttgö-
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