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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.07.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-07-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010706011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901070601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901070601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-07
- Tag1901-07-06
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Morgen-Ausgabe. Druck »»d Verlag vo» E. yolz t» Lechzt Uedartiou und Lrpe-Won Ämtsölsstt des Königlichen Land- «nd Änrisgerichles Leipzig, -es Ralhes «nd Nalizei-Ämtes -er Lladt Leipzig. Türkei, Ugtzpt«. Für alle übrige» ist der Bezug mrr unter KrevzbaÄ durch di« Ixpeoitio» diese» Blatte» möglich. Anzeige« »Preis die 6 gespaltene Petitzeile LS Neelameu anirr dem Rrdacrtou»strich (Sarspaltra) 78 vor d« FamUinmach- richten (V ges pal teu) 80 Tabellarischer mrd «tsferusatz entsprechend höher. — Gebühren für Rachivetfungea «d UWM.TWMM Anzeiger. VezugS »Preis IN der Hauptrxpedlticm oder de» im Stadt» deck« uud d« Vororten errichtete» An»- aabestelln, abgeholt: i bei jvetmaüger tögliö Lau» ^l 8.80. Lurch Deutschland ». vekerre Ertra-Beilage» (gefalzt), »», mit der Morg«»-A»Saab«, ohne Postbeförderuag 80.—, mit Postbefördenlag 7V.—. Xunahmeschluß für Flyei-m: Abond-AnSgabor Bormtttag» IO Uhr. M»r-»»-Ll»Sg«b«: Nachmittag» 4 Uhr. Bet den Filiale» mrd UnnahmeRNle» ie et»e halb« StnndeMher. Anzeige» stad ft^» « di« Uxpebttto, z» richte». Die Expedition ist Wochentag« mnmtrrbrvchea Fllialru: Alsted Bah« vor«, v. Klemm'» Sorttm. UnwersitLUstraße 8 (Paultauw), Lvuiö Lösche, OathartMMßr. 14» Putt. uud Küntgöylatz 7. 339. Sonnabend den 6. Juli 1901. 95. Jahrgang. Deutschlands angebliches Interesse . an Marokko. 8«r Ankunft der marokkanischen Sondergesaudtfchaft in Berlin. ES scheint bei gewissen Blättern zur Gewohnheit werden zu sollen, die Worte deS Grafen Bülow von den BiSmarck'schen Jrrthümern dahin auSzubeuten, daß Jeder, der einen BiSmarck'schen politischen Grundgedanken auSspricht, als „gedankenloser Nachbeter" hingestellt wird. So ereifert sich die „Vossische Zeitung" darüber, daß die „Hamburger Nach richten", das einstige Organ des verstorbenen Reichskanzler» und jetzt wohl das Organ deS Fürsten Herbert Bismarck, unter Zugrundelegung des BiSmarck'schen Satzes, Deutsch land habe keine eigenen Interessen im Mittel meere, auSführt, es komme für Deutschland nicht darauf an, ob die Franzosen durch de» Besitz von Tanger die Eng länder in Gibraltar in Schach halten können. Um die politisch-militärische Bedeutung Marokkos für Deutschland darzuthun, führt die „Vossische Atg." aus, daß, wenn erst die Franzosen und die Ruffen am westlichen Ein gänge zum Mittelmeer eine beherrschende Stellung einnähmen, diese» völlig zu einem französisch-russischen Binnenmeer herab sinke» würde, denn Rußland wäre durch ein über Armenien und Syrien kommendes Landheer im Stande, den östlichen Eingang, den Suez-Canal, zu sperren. Könnte aber England seine Flotte nicht mehr in daS Mittelmeer hineinbringen und dadurch Italiens bedrohte Küsten schützen, so wäre dieses auf Gnade uud Ungnade dem Zweibuode preiSgegeben, mit bin genöthigt, auS dem Dreibunde auszutreten. Von der Besetzung Tangers durch die Franzosen di- zur Sprengung deS Dreibundes also wäre nach der „Voss. Ztg." nur eia Schritt. In diesem Falle wäre Marokko gewiß von höchster militärisch-politischer Bedeutung für Deutschland. Mit ihrer Civilstrategie aber übertrifft die „Voss. Ztg." Alle-, waS bisher auf diesem Gebiet« geleistet worden ist. Der Suez »Canal wird dadurch gesperrt, daß «iy über Armenien uud Syrien kommende» russische- Land Heer ihn in Besitz nimmt! DaS sagt daS Blatt so, als ob e« sich um eine» Spazier gang von Berlin nach Potsdam handelte. Gon der armenisch russischen Grenze bis nach Suez sind in der Luftlinie unge fähr 1800 Kilometer, also mehr als 200 deutsche Meilen. Dieser Weg ist schon unter europäischen Verhältnissen eine gehörig« Leistung für ein kriegsmäßig ausgerüstete« Heer. Nun nehme man aber die jammervollen Wege BorderasienS, die armenische Hochebene, daS mörderische Klima Syrien- und Arabiens, und man wird zugeben, daß eia Heer, selbst wenn ihm kein Gegner in den Weg tritt, eine geraum« Heil braucht, um von Kar« nach Suez zu gelangen. Nun wäre aber der erste Schritt eine» russischen Bataillon» über die türkisch-armenische Grenze gleichbedeutend mit einer Kriegs erklärung. Die Türkei halt schon an ihrem europäischen Besitze mit denkbarster Zähigkeit fest, wieviel mehr an ihrem asiatischen, der den letzten Rückhalt deS OSmanearriche» bildet. Im russisch türkischen Kriege von 1877/78 überschritten die russischen Truppen Ende April 1877 die türkisch-armenische Grenze und erst nn April 1878, also genau ein Jahr später, konnten die Russen in Erzerum einzieheu, und zwar auch nicht auf Grund einer Eroberung der Festung, sondern nur in Folge der Abmachungen von San Stefano. Somit brauchten die Russen ein Jahr, um etwa 200 km Weik auf türkisch astatischem Gebiete vorwärts zu kommen. Danach mag man ungefähr berechnen, wann die russischen Soldaten in Suez ankommrn würden, und man mag weiter darnach berechnen, wie viel Dutzend Male die Engländer wohl inzwischen ihre Flotte durch den Suez-Canal nach dem Mittelmeere hindurch geschickt haben könnten. Selbst wenn der Flotte de» Atlan tischen Ocean» der Durchgang durch die Straße von Gibraltar gesperrt wäre, so würde sie um da« Cap der guten Hoffnung herum und durch den Suez-Canal noch immer zehnmal eher im Mittelmeere angelangt sein, als die Russen rn Suez rm- trefsen würden. Die- der östliche Eingang zum Mittelmeer. WaS den westlichen anbelanat, so bleibt eS, selbst wenn di« Franzosen in den Besitz von Tanger gelangen sollten, doch noch sehr die Frage, ob Tanger Gibraltar in Schach halten, oder ob nickt vielmehr Gibraltar Tangerüb erlegen sein würde. Und selbst wenn Tanger in französischen Besitz und Gibraltar den Eng ländern abgenommen wäre, so bliebe e- immer noch fraglich, ob eine überlegene englische Flott« nicht den Durchgang forciren könnte. Da» Mittelmeer al« russisch-französischer Binnensee ist also Zukunftsmusik im Superlativ. Al» englische» Binnen meer hingegen ist e» nicht Zukunftsmusik, sondern heute be stehender Zustand. Denn so schwer dir Russen in der Lage sind, den Canal vo» Suez zu sperren, so leicht sind die Ena- länder trotz der nominellen Neutralität de» Caual» al- doaü possiclsutes von Egypten jederzeit dazu ia der Lage. Ob dieser Zustand für Deutschland unter allen Umstände« gar so wünscheuSwerth ist, will un» doch recht fraglich erscheinen. Wir wolle» indessen nicht so weit gehen, eine Macht verschiebung an den Eingangspforten zum Mittelmeere al» für Deutschland» Interessen notbwendig zu erklären, aber irgend welches politisch-militärischeS Interesse Deutschlands, ktwaigea französische« Aspirationen in Nordwestafrika hindernd «ntgeaeuzutreteu, müssen wir bestimmt bestreiten, selbst wenn die „Boss. Ztg." «n» ebenso wie die „Hamburger Nachr." da« „Nachplappera starrer Formeln" vorwerfen sollte. Ja dem Sinne der „vollkommenen Wurschtigkeit" — wir plappern schon wieder eine vi-marck'sche Formel nach — Deutschlands gegenüber französischen Machtansprüche« in diesen Gebieten dürste wohl auch di« marokkanisch« Gesandtschaft bri ihrrm Empfang« in Berlin instrnirt werde». Wir sind wahrlich Gegner jede» RachlaufenS gegenüber den Franzosen, aber ihnen den Gedanken an Elsaß-tzothringen geradezu da durch «utfzubräagr», daß wir ihr«, colonial,n Bemübungra dott. wo wir eigene politische Interessen nicht besitzen, Hemnt- «iss« in den Weg legen — fei eS auch nur auf diplomatischem Die Wirren in China. ' Was wird au» uusereu Ehtuakriegcr» k Man schreibt Berliner Blättern: Da über die Frage, waS au» den zurückkehrenden China- kriegern wird, im Publicum noch vielfach unklare Ansichten bestehen, so ist bei dem allgemeinen Interesse, daS diesem Gegenstände eotgegengebracht wird, eine Aufklärung sicherlich von dieser Stelle aus willkommen. Zunächst handelt eS sich noch um alle einzeln oder io kleinen Transporten nach Deutschland zurückkehreuden Angehörigen deS ostasiatischen ExpeditionScorpS. Bei Auflösung ganzer Truppentheile und Entlassung größerer geschlossener Transporte ergehen im Einzelfalle besondere Bestimmungen. Die einzeln oder in kleineren Transporten zurlickkehrenden Chinakrieger werden bis zu ihrem endgiltigen Ausscheiden aus dem Expeditions korps Truppentheilen des Gardecorps überwiesen, die für Löhnung und Verpflegung zu sorgen haben, uud zwar „auf Rechnung über den Etat der ostasiatischen Expedition" bis zur Einreihung in etatsmäßige Stellen deS Heere». So werden überwiesen dem 2. Garderegiment zu Fuß die Angehörigen deS 1. Ostasiatischen Infanterie regiments, dem 3. Garderegiment zu Fuß die Angehörigen deS 2. Ostastatischen Infanterieregiments u. s. w, dem Garve- trainbataillon die Angehörigen der SanitätScompagnie, der Train- und Etappenformationen u. s. w. DaS weitere Verfahren regelt sich nach folgenden Grund sätzen: Die Entscheidung über die weitere dienstliche Be stimmung und Pensionirung für Officiere, Fähnriche und SanitätSosficiere ist durch daS Generalkommando deS Garde- corp» beim Kaiser, für Beamte und Unterbeamte beim preußischen KriegSministrrium zu beantragen, und zwar soll nach Möglichkeit den bei der Ueberweisung der Betreffenden ausgesprochenen Wünsche« des Commaudos des Expeditions korps Rechnung getragen werden. Die Mannschaften werden behandelt als dienstunbrauch bare, al- tropendienstfähige oder als tropen dienstunfähige, je nach ihrer körperlichen Brauch barkeit. Dir Dienstuubrauchbareu werden Pen sion irt auf Grund und nach Maßgabe de» GesrtzcS vom 31. Mai 1901 und dessen AussührungSbeftimmungrn vom 9. Juni 1901, sofern bei ihnen „KriegSinvalidität" auerkaant ist. Die Tropendienstfähige» scheiden gänz lich au», wenn sie auü irgend welchen Gründen — Straf- Verbüßung, wegen vorübergehender Krankheit — vor Ablauf ihrer Dienstverpflichtung in die Heimath zurückgeschickr werden, ferner wenn sie ihrer Dienstpflicht genügt haben und endlich bri Auflösung ober Verminderung von Truppentheilen des Expeditionskorps. Die noch in der Erfüllung ihrer gesetzlichen aktiven Dienstpflicht befindlichen Mannschaften werden von dem betreffenden Gardetruppentheil ihrem früheren Truppentheil zugeschickt, woselbst sie bis zu einer vom Krieg-Minister zu machenden Mittheilung auf Rechnung über den Etat des Expeditionskorps verpflegt werden. Ehemalige Capilutanten des aktiven Heeres werden auf ihren Wunsch bei ihrrm früheren Truppentheil wieder eingestellt. - Alle übrigen Mannschaften sind zum Beurlaubtenstande zu entlassen. Bei denjenigen Mannschaften, welche dem Expedition». corpS auf Grund eine« noch nicht abgrlaufenen CapitulationS- oder AnwrrbevertratzrS «»gehören, und bei welchen der Wortlaut der Verträge nicht «ine Handhabt zur Aufhebung bietet, kann letztere» nicht ohne ihre Zustimmung geschehen. Die Tropendirnstunfäbigrn find, sofern sie sich noch in der Erfüllung ihrer gesetzlichen aktiven Dienstpflicht befinden, wie die tropend,eastfähigeu Capitulauten zu behandeln. Alle übrigen Mannschaften sind mit einem Tropendienst- uufahigkeitSzeugniß zum Beurlaubtenstande zu entlassen. Man ersieht au» dieien Bestimmungen, daß sich voraus- sichtlich Verlegenheiten bezüglich der Eiurangirung und Ver pflegung der Ehiaakrieger nicht ergeben werden. Eine große Zahl von Capitulanten- und Untervsficierstellen konnte bei den Truppen nach Abgang der Stelleuinhaber zum Expe ditionskorps nicht wieder besetzt werden, so daß eine große Anzahl dieser Kategorie ohne Weitere- in di« Verpflegung der Truppentheile übernommen werden kann. * Marseille, 8. Juli. Heute früh 5 V. Uhr traf der Dampfer „Mytho" mit de» ersten au» China zurückbrfürderten franzSstsche» Soldat«» hier ein. Di« Soldaten befanden sich bei der «nkouft Alle aus Deck uud wurden von einer großen Menschenmenge mit Kundgebuogea empfangen. Admiral Besson begab sich mit zahlreichen Officiere» an Bord de» Dampfer-, um di« Soldaten zu begrüße». Die Zahl der zurückbrfördertra Soldaten beträgt 1871; darunter befinden sich 120 Kranke. » ' «' k § 777-7-^7-4-7—.' Der Krieg in Südafrika. Wte tzte G» gl in der tzie Kaffer» gegen Sic voerei» «»»spielen. Au» Pretoria, 8. Juni, schreibt man un«: vor einigen Wochen wurde au» dem hiesigen Gefängnis! ein wichtiger poli tischer Gefangener der Boeren entlassen. SS war d,e» der Kaffern Häuptling Mpefu, da» Oberhaupt de» Magato-StammeS im ZouipanSberg-District. Sein Stamm hielt die Verge der sogenannten Spelonken besetzt, «in äußerst schwieriges Terrain für einen Angriff, und e» ist daher be greiflich, wenn die Boeren-Regierung nur sehr ungern zu der endlich nicht mehr zu vermeidenden Abrechnung mit dem mäch tigen und immer herau»fordernd«r auftretenden Stamm schritt. — Der Feldzug benothigke dir Mobilifirung von 8000 Boeren, eine für einen Kaffernkrieg enorm« Zahl. Nach einigen Monaten «lang e», di« Koffern au» ihren Bergvesten zu werfen, worauf fast der aanze Stamm nach Maschonaland auSwanderte. Mpefu war In di« Hände der Boeren gefallen und wurde seither von diesen gefangen gehalten. Die Engländer haben ihn nicht nur in Freiheit gesetzt, sondern ihm auch erlaubt, wieder in fein Bergland zurückzukehren, von fern und nab sammeln sich bereit» seine Getreuen um ihn; von Maschonaland fallen 10 000 von feinen Kaffern auf dem Wege nach Zp^panSberg fein. ^Inzwischen Hetzen alle Kenner . der Kaffern und der Verhältnisse in ZoutpanSberg überhaupt, diesen Gnadenact der Engländer mit recht gemischten Gefühlen an. Es läßt sich leider nicht verkennen, daß zur Zeit gerade in der so hochwichtigen Eingeborenenfrage, um die Kaffern gegen die Boeren aufzuhctzen, große Fehler gemacht werden. So ist den ebenso streit- wie raublustigen ZuluS „erlaubt" lvordey, „ihre Grenzen selbst gegen die Boeren zu schützen". An der Westgrenze war dies seiner Zeit auch dem Kaffernhäuptling Linchwe erlaubt worden, und dieser hatte solch' weitgehende An sichten über Vertheidigung seiner Grenzen, daß seine Leute Streif und Raubzüge dis nach Rustenburg unternahmen. Den Engländern mögen diese schwarzen Hilfstruppen in ihrer gegenwärtigen bedrängten Lage ja sehr willkommen sein; aber der Einfluß dieser Handlungsweise aus die Kaffern ist der aller schlimmste. Es ist nur zu gewiß, daß sehr bald nach Beendigung des gegenwärtigen Krieges die Nothwendigkeit an die Engländer berantreten wird, die Kaffern mit Waffengewalt in ihre Schranken zurückzuweisen. * Loudon, 5. Juli. (Telegramm.) Lord Kitchener meldet aus Pretoria: Gestern ist ein von PieterSburg kommender Zug fünf Meilen nördlich von Naboonspruit von den Boeren in die Luft gesprengt worden. Ein Ossicier, 11 Soldaten, der Loco- motivsührer, der Heizer, 1 Schaffner und 4 Eingeborene wurden getödtrt. Die» ist der erste Fall dieser Art auf der nörd lichen Linie. * Pari», 5. Juli. (Telegramm.) Nach mehreren Blättern hat Andries Lew et, ein Neffe des BoerengeneralS Dewet, der dieser Tage, nachdem er auS Brüssel auSgemiesen worden war, In Paris eingetroffen ist, von den Behörden die Anweisung erhalten, Pari» zu verlassen. * London, 5. Juli. (Telegramm.) Nach Brüsseler Nach ¬ richten hielt Präsident Krüger bri der Abreise von Kämpen eine lange gegen di- englische Politik in Südafrika gerichtete Rede. Nach einem Hinweis aus den Einfall Jameson'S erklärte er England ausschließlich verantworlich für da» Blutvergießen in Südafrika. Die jüngsten Berichte Botha'S und anderer Bocren- sührer haben Krüger'S Hoffnung auf einen günstigen AuSgang deS Kriege» erhöht. (Voss. Ztg.) , Deutsches Reich. * Leipzig, 5. Juli. Zur Verlängerung der Gel tungsdauer der Rückfahrkarten treffen noch die folgenden ergänzenden Meldungen ein: Oldenburg, 5. Juli. Auf den oldenburgischen Bahnen ist im Berkehre mit den preußisch-htlsischen StaatSeisrnbahnen und den Stationen der sächsischen, der mecklenburgischen Friedrich Franz-Eisenbahn, der Lübeck-Büchener und der Eutin- Lübecker Eisenbahn die GiltigkettSdauer der Rückfahrkarten auf 45 Tage ausgedehnt worden. Dagegen bleibt im Berkehre der Stationen der oldenburgischen Bahnen untereinander die eintägige Giltigkeit der Rückfahrkarten bestehen. Stuttgart, 5. Juli. Wie der „Schwäbische Merkur" hört, hat nunmehr auch die Generaldirection der württembergischen StaatSeisrnbahnen bestimmt, daß die Rückfahrkarten vom 6. Juli d. I. ab 45tLgige Giltigkeit haben. Zwischen Bayern, Württem berg und Baden wurde «ine Vereinbarung getroffen, nach welcher die Giltigkrit-douer der Rückfahrkarten sowohl für den Verkehr innerhalb Württemberg» als auch im wechselseitige» and Durchgangsverkehr ringeführt ist. München, 8. Juli. Lom 6. d. M. ab werden -ütägige Rück- fahrkarten auch für den uiederbayerischeu Verkehr ringeführt. Berlin, 8. Juli. (Zur Frage der Heeresver- mehrung.) Trotz aller halbofficiösen Ableugnungen will die Frag« der HeereSvermehrung — und zwar nicht nur um 7000, sondern um 25 000 Mann — nicht zur Ruhe kommen; dafür sorgt die agrarische Presse. Unter der UeLerschrift „Zur Frag« der Heeresverstärkung" veröffentlicht die „Deutsche Tageszeitung" in zustimmendem Sinn« den vollen Wortlaut eine» Artikels der „Deutschen Dolkswirthschaftl. Korrespondenz", der sich so ge berdet, als wenn er vom Kriegsministerium ausging«. Denn danach klingt es, wenn es heißt: „Durchaus nicht ver schlossen hat sich di« Heeresverwaltung der E r w ä g u n g, daß u. s. w.". Nur um seiner «dwaigen Herkunft willen ist der Artikel von Interesse und nur um deswillen sei auch auf di« darin angeführten Gründe für ein« neue hohe Forde rung hingewiesen; an sich sind diese Gründe weder neu noch zu treffend. Denn wenn gesagt wird, die Qualität der Ausbildung sei durch di« Einführung der zweijährigen Dienstzeit verringert worden und di« geringste Forderung einer Gegenleistung und einet Ausgleiches hierfiir sei ein der Volkskraft entsprechender Ausbau der Heeresorgamsation, so ist darauf zunächst zu er widern, daß di« Verschlechterung der Qualität durchaus wicht als schlechthin erwiesen angenommen werden darf. ES sei beispielS- weise daran erinnert, daß erst vor Kurzem die „Post", ein sehr militärfreundliches Blatt, darauf hingewiesen hat, daß die Ver minderung d«S Bestandes der DiSciplinarabthetlungen und der Straffälle beim Militär überhaupt auf die Einführung der zweijährigen Dienstzeit zurückzuführen sei, denn früher hätten gerade di« sogenannten alten Leut«, die ihr drittes Jahr ab- düntrn, da» Hauptcontinaent zu den Straffälligen gestellt, d. h. mit anderen Worten, daß die DiSciplin der Mannschaften jetzt eine bessere ist, und diel ist ein so wichtiger Factor, daß dadurch selbst ein etwa durch die Verringerung der Dienstzeit veranlaßtes geringere» Maß an AuSbilmmg ausgeglichen wird. Im klebrigen ist «» durchaus unzutreffend, e» so darzustellen, al» ob die Gegen leistung in der Gestalt eine» der Volkskraft entsprechenden Aus baues der Heerekorganäsation nicht gewährt worden sei. Seit der Einführung der zweijährigen Dienstzeit, also seit kaum acht Jahren, ist die deutsch« Arm« um ihres damaligen Bestandet oermehrt worden, wa» doch wahrlich lein« Kleinigkeit ist. Trotz dieser raschen Vermehrung, mit der obendrein rin« noch raschere Vermehrung der Flott« Hand in Hand ging, würden sich nationale Kreise sicherlich nicht einer neuen Forderung ver schließen, wenn deren alsbaldige Nothwendigkeit irgendwie nach gewiesen wäre. Daran aber fehlt eS in dem erwähnten Artikel trotz ferner Läng« vollkommen. Denn wenn der außerordentlich« Nachtheil der Regimenter mit 2 Bataillonen in den grellsten Farben dargestellt lvird, so werden nicht nur di« Gegner, sondern noch viel mehr die aufrichtigen Hreunde der Arm« sich besorgt fragen, warum denn ein so grober Fehler vor zwei Jahren be gangen werden mußte und ob dann nicht überhaupt jede neue Organisation sich abermals bald als schwerer Fehler, der die Manöver, und, was noch wichtiger ist, di« Mobilmachung ge fährdet, Herausstellen wird. An jenem Heere, welche» durch die Reorganisation vor 40 Jahren geschaffen wurde und daS kurz hintereinander drei glorreiche Kriege durchführt«, ist lange Zeit so gut wie nichts geändert worden, außer oen natürlich durch die Gewinnung neuer Provinzen und später durch die Schaffung des norddeutschen Bundes und des deutschen Reiches selbstverständ lich nothwendig gewordenen Veränderungen. Seit einem Jahr zehnt aber jagt eine „Reform" die andere, und zwar bei allen drei großen Organisationen: bei der Infanterie, der Artillerie und der Cavalleri«. Wenn nun schon immer nach zwei Jahren er klärt wird, di« neu« Organisation sei schlecht, so wird dadurch nicht nur das Vertrauen des Volkes zur Arm««, sondern auch das Vertrauen der Armee zu sich selbst erschüttert. Wir wünschen wahrlich nicht, daß das Heer in einen Zustand der Erstarrung gerathe, wie in der Zeit nach Friedrich dem Großen, aber wir wünschen ebenso wenig, daß es zum Versuchskaninchen gemacht werde. Berlin, 5. Juli. (Die Wohlthaten der Kranken versicherung.) AuS der soeben für da» Jahr 1899 ver öffentlichten Statistik der Krankenversicherung (Gesetze vom l5. Juni 1883 und 10. April 1892) heben die Mittheilungen für Vertrauensmänner der nationalliberalen Partei folgende Hauptergebnisse hervor und vergleichen sie mit denen des Jahres 1891, als deS ersten Jahre-, in welchem die Novelle vom 10. April 1892 vollkommen zur Geltung gekommen war. In diesen sechs Jahren gleicher gesetzlicher Voraussetzungen hat sich die Versicherung in folgender Weise entwickelt: 1894 1899 Zahl der Krankenkassen überhaupt 21552 f 22872 darunter Gnneindekranktnvcrsichermigcn " 8302 8 521 OrlSkrankencassea 4410 4623 Fabrikkrankencaffea 6 591 7344 Baukrank«ncassen 106 90 Inn ungSkraakeacassen 507 SIL Hilsscassen, eingeschriebene 1375 1447 „ lande-rechtliche 261 , 235 Zahl der versicherten Mitglieder außer den KnavpschaftScafftn ' ' 7 292 609 9155582 daruuter 1934 1899 in der Gemeinde- Versicherung 1 §54 058 (17,2 Proc.) 1484 436 (15,7 Proc.) in den JnailngScaffen 100 727 ( 1,4 - ) 169328 ( 1L - ) in den «tngeschriebenen Htls-cassen 662 697 ( 9,1 - ) 805354 ( 8,8 - ) (bei den KnavPickastScaffen betrug die Zahl im Jahre 1894 47LS24, im Jahre 1895 583 793 Mitglieder). 1894 1899 Erkrankungsfälle 2492 308 3 476 067 d. t. auf den Kopf der Mitglieder , . 0,34 0,38 und zwar: in der Grmeindeversicherung 0,26 0,26 ia den JnnungScassen 0,32 - 0,85 in den eingeschriebenen HilfScasse» 0,8« 0^8 KrankhrttStage 43 686 440 80 406683 d. i. aus den Kopf der Mitglieder , , . 6,00 - L. S§0 und zwar: < i tu der Gemeindeversicherung . 4,27 4,42 in den JnnungScassen 5,17 , 5,65 in den Villtcass«» 6,56 7,05 Krankhrtttkoste» ^il 99 588 457 >il 145 824242 d. i. auf daS Mitglied: - 13,67 - 15,87 und zwar: in der Gemeindeversickerung - 7,87 . 8^6 in Len JnnungScassen - 11,62 . 13,77 in ten eingrschr. HilfScaffen - 15,46 - 17,67 BeiträgeundEintrittS- geld«r . 111509 631 - 154711407 Ueberschuß der Activa , über die Passiva » 94 305 642 - 152356 627 d. i. aus da- Mitglied » 12,95 - 16,64 darunter: Reservefonds - 83 792 433 . 138417 281 d. i. auf da» Mitglied - ' 11,51 - 15,12 Diese Entwickelung ist eine überaus erfreuliche. Ia der Gemeindeversickcrung mit ihren bescheidensten Leistungen sind nur noch 15,7 Proc. der Versicherten, gegen 17^2 Proc. im Jahre 1894. In den OrtS- nnd Fabrikkrankencaffea, die ihre Leistungen immer weiter zu steigern bestrebt sind, wächst verhältnißmäßig auch die MitgUederzahl am stärksten. Allerdings hat die Zahl der ErkrankungSfälle wie der KrankheitStage um rund 10 Proc. und die Ausgabe für Krankheitskosten sogar um nahezu 15 Proc. zugeuomme». Aber daS hängt wesentlich mit der verbesserte» und länger auSgedebnten Krankheit-pflege zusammen und ist keineswegs äl- Zeichen eine» verminderten GesundheitStzradr» in der Arbeiterbevölkerung zu verstehen. Andrerseits ist der auf den Kopf deS Mitgliedes entfallend« Aatheil am Ver mögen von 12,95 auf 16,64 ^k, also um 28,7 Proc. vermehrt worden, wovon der Hauptbetrag als Reservefonds gesetzlich sicher angelegt ist. Der sechste Theil deS Volke», mit den Versicherten in den KnappschastScassen rund 9^/4 Millionen Deutsche, genießen die NechtSwohlthaten der Krankenversicherung und besitzen in dieser BersicherungSeiurichtung ein gemein- sameS Vermögen von über 152 Millionen! - * Vertin, 5. Juli. Neue Kämpfe im Baugewerbe stehen bevor. Gegen 1000 Putzer Berlin- und der Vor orte waren am Mittwoch Abend im Gewerkschaft-Hause ver sammelt, um zu dem Vorgehe» deS ArbeitgeberbuudeS für da» Baugewerbe, der ungünstigere Lohn- und Arbeit-« bedingungen aufgestellt haben soll, Stellung zu nehmen. Nach längeren ^Auseinandersetzungen einigte man sich über folgende Resolution, die mit allen gegen 3 Stimme« ««- genommen wurde: >, "4^ „Di« Versammlung erklärt, daß di« Putzer di« «en« Lohn- «mb Arbeitsbedingungen, welch« der Arbeitgrkxrbund für da» Vaaaemer-o V«rüffrnt1icht hat, niemals anerkenn«» wrrde», da dirstlbm et»« b«- deuteod« Berichlechternng der s«it zwei Jahren bestrhinde» Loh»- und Arbeitsbedingungen berbkiführrst ^wLsdkv/'di« - stito»- d«k
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