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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 24.06.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-06-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189906242
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18990624
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18990624
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-06
- Tag1899-06-24
- Monat1899-06
- Jahr1899
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 24.06.1899
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- VH - der gegenüberliegenden W«d zu. Autogen und den Strolch packe», »ar für Marti« Strasser da^Wrrk ei«» Augenblick. Im Stalle standen sechs wohlgepflegte Pferde. Boll Zorn schüttelte er jetzt den Kerl, rißftM ans dmHof a»ch»s Tages- llcht u»d erkannte in ihm einen der Zigeuner, die sich seit dem Maischießen in der Gegend herumgetricben hatten: »Etnäch, was hast hier zu schaffen? — Gesteh'», wa» hast mit da» Gäulen gemacht?" Der Zigeuner war eine kleine schmächtige Gestalt, di« den Riesenkräfte» de» breitschultrige» Rosenbauer» nicht zum zehnten Theil gewachsen «ar. Er wand sich unter den wür- geaden Griffe» seine» Gegner» und sprudelte endlich die Worte heraus: »Bigo ist ei» ehrücher Zigeuner, haben nix gestohlen, habe» »ix gemacht, wolle» nur schlafe» i« Schatten!" „Du Racker, da hättest sollen in das Wald gehr»!" »Gigo will nicht komme» wieder in Hof, laß Gigs gehen zu Leute» seiaigen!" .Ja, »mm Du Deine Lektion hast, Spitzbub'! — Huber meine Peitsche!" HÄer war der neue Knecht, der auf dem Hose schaffte. „Laß Gigo gehe», schimpfir' ihn nicht, hat er doch Blut von Könige» i» den Ader»; nit schlagen, nit schlagen!' flehte der Arrmste. .Lügeusack! Bon Könige»? — Du meinst wohl den Kartenkönig, Du Strolch! Du sollst mein Bieh nit stehl«,!" »Gigo sein unschuldig, mach' ihn nit verachten unter Volk srinigem, daß sie ausstoßen ihn und werfen ihn mit Staub! Nit schlagen!" »Huber, die Peitsche! — Recht so!" Und nu» hörte ma» da» Geschrei de» Aermstrn, auf welche» Loni und Frau Elisabeth herbeiellten. .Marti», Marti», laß de» Beugel lausen!" — rief Frau Nftobeth, .laß ihn laufen oder übergleb ihn dem Be- richt,; Was hat er -rthan?" Der Rosenbauer aber ließ sich nicht stören, bläute den arme» Bursche» gründlich durch, dann ließ er ihn los, wo- rauf Jener mit Pfeile» Schnelle dahlnschoß. Am Thore ries er dann athemlo»; .Gigo verflucht Dich, Hab und Gut Deinige» soll ver brennen mtt Feuer, Studer Deinige Men sterben, Du sollst schmachte» nach einem Trank, kühligen, und der vorn hier, klarer, soll drrfiecheu!" Der Bauer hörte mit Grauen den Fluch de» Zigeuner»; der THLter war entflohen. Auf die Vorstellungen aber von Frau Elisabeth sagte Marti» Straffer: .Ich brauch' schon selbst mein Recht; verstehst'»? Wozu erst »ich Schulz' und Richter senden; selbst der Mann, da» ist da» Richtige!" Sie seufzte nun und ließ ihn gewähren. Wa» war denn aber heute lo»? — War der Mann, der da jetzt zwischen de» Föhre» die Alm herabflieg, nicht der Ramsauer, der Bieh- knecht? — Richtig! Der bracht« gewiß auch eine Hiobspost. .He, wa» ist pasfirt, Ramsauer?" .Die Sennerin Broni liegt oben todtkrank, Bauer!" „Auch da» noch! Was fang ich an?" .Schick doch Deine Loni, '» ist et» geschickte» Ding in der Senuwtrthschast!' Der Bauer schlug sich vor den Kops: .Geh t» die Küch, Ramsauer, erquick Dich, und dann hurtig zurück! Die Loni send ich schon am Nachmittag. Loni, Loni!" Dtrse hörte mit großer Befriedigung die Wort« de» Baler». Aas Woche», vielleicht aus Monde, war sie dann fort vonvHau», wo Alle» sie an Ihn gonahnte, und de» st für immer verloren hatte. Der Alt« aber fuhr fort: Mach Dich bereit und geh nach dem Essen gleich 'n, auf die Mn. Kennst ja Weg und Steg. Sorg gut für» Blei, binnen wenig Tagen komm ich und seh nach, wie'» geht. Weg«, Doktor und Apothek schick den Ramsauer, er ist flink und treu." Sie nickte: »Sollst zufrieden sein, Bater!" Damit verschwand sie im Hause. Der Bauer aber ging di« halbe Treppe in sein „Rechenstüb'l", wie er» nannte, hin auf, wo er sich aufhielt, wenn er allein sein wollte, seine Bücher führte, schrieb und rechnete. Nachdem er die Thür sorgsam verschlossen, ging der Rosenbauer vor einen blankpo- lirten Schrank, schloß ihn mittclst eine» Schlüssel», den er i» der Brusttasche trug, auf und zog dann au» einer Ecke einen nagelneue» prächtigen Stutzen hervor. ,'» ist ei» prächtig Bewehr, und wie weich der Knall ist! Hm, Pfilzrr, Grünrock, jetzt sollst wohl lauschen! '»letzte Mal, da war» schlimm. Aber böser war» doch dazumal, al» fi« mir auf der Ferse waren und ich mit den Rappen den gewagten Zug den Berg hinunter machte. Puh! Sie wurden wild und gingen durch. Wär der Sepp nicht gewesen —, Ach, der Sepp! Wär er ein Bauer und meine» Gleichen! weiß Gott, er ist brav, er sollt» Mäd'l haben; aber so! Und er kommt auch nit und fragt nochmal» au I Ist viel zu stolz. Na, meinetwegen! — Heut Abend mach ich» besonder» schlau. Der Grüne lauert, da» ist gewiß. Jetzt fahr ich bi« Füssen, da stell ich die Rappen, die Blitzthiere, mit dem Wägelchen in» Gehölz. Dann geh ich von da übern Segel. Al» ich gestern spürt«, — haha, ohne Büchs', wenn sie mich etwa witterten — da hat ich gleich seinen Wechsel! Muß rin kapi taler Kerl sein, der Hirsch! Na, wart Bursch, bi» heut Abend! Der Mond steht auch nit allzu hoch!" Er stellt« den Stutzen wieder in den Schrank und schloß ihn sorgfältig ab. Dann stieg er die halbe Treppe wieder hinab in» Wohnzimmer hinunter. Da» Mittagessen war eben aufgetragen; Frau Elisabeth svrach da» Tischgebet, wie'» seit hundert Jahren im Rosenhof Sitte gewesen. Man nahm lautlo» da» Mahl ein; der Bauer gab einige Befehle an die Knechte, dann wünschte er »gesegnete Mahl zeit" und ging in die Kammer, um einen langen Schlaf zu thun. Gegen Nachmittag hieß er die Rappen anschirren und bemerkte gegen Frau Elisabeth, er müsse in die Stadt. Im Wagenkasten aber steckte schon Jagdtasche, Stutzen und Pulver «bst Blei. Nicht vergeblich hatte Pfilzrr, der Oberjäger, voll Hasse» Tage lang s>en Rosenhof umlauert. Al« er au» dem Gebüsch herau» den Wagen vorfahren sah, murmelt« er: »Aha, alter Fuchs, un» bist doch nit schlau genug!' Er rannte eiligst zurück in» Gehölz und war verschwunden. G * * E« war gleich nach Mittag, al» Loni, eine Hucke auf dem Rücken, Schwengau verließ, um auf die Alm zu gehen. Ihr Weg führte dabei am Ropp'schen Häuschen vorüber. Scho« von Weitem sah sie Sepp auf dem Stein vor der Thür fitzen, al« warte er auf Jemand. Al» er nahende Tritte hörte, sprang er auf; die Freude röthete sein Gesicht, al- er unerwartet Loni vor sich sah: »Grüß Gott, liebe Loni, wo kommst her?" -pon Hau» komm ich; die Sennerin Broni ist krank geworden; da hat der Bater mich geschickt." »Bleibst lang dort?" »Einige Woche» gewiß." — S» - »Komm Herrin!" »Ich darf nit, SepA der Bater hat» verboten." »Er sieht» nit, Loni." »Aber sein Fluch träs «ich, erführ er'».' »Ungerecht« Flüche hört Gott nit, Loni!" schallt« plötz lich die Stimm» der Mutter Anna dazwischen. »Komm ruhig herein meine Tochter; seit dem Tag. wo sie meinen Valentin ladt vom Walde helmbrachten, hab ich solchen Kummer nit gehabt, wie jetzt über meinen Sepp, und daß Dein Bater ihn hat von Rosenhof getrieben." »Ach, ich bedau'r 's am meisten, Mutter Anna," schluchzte Loni, »mir ist ja zum Sterben zu Sinn!" Dabei brach sie 7 ein heftige» Weinen au», daß Mutter Anna nur genug thun hatte, den heftigen Ausbruch der Gefühle de» Mäd- - zu stillen. Ja", begann Loni dann wieder, »nun soll ich Dich auch r heimlich sehen und sprechen, hat mir der Bater bei luch geboten. Wa» sangen wir nun an?" gehorsam, Loni", meinte darauf der gutmühttge r denken desto mehr aneinander; vergessen werden ll« Ewigkeit nit!" ntgegnrte - -r'll ick trag ^'.7, ' eine V 5'1 r.1', sie kon ' laden. 1« kommen , noch rin Stückl Weg» die Hucke 'S ist da» letzte Mal! Hab zwar rle kann mich zurückrusen wenn hast den Stutzen, er ist ge ilt, schieß'n ab, wenn ich »Adjc ' »Adje, -'u -7 Sie gin^ »Ich soll n ch Sepp im Gehen fort »einen Prinzen s rr de- , d-.r in üisländischen Diensten General ist. Er i " aoL-Dchw.mgau, wo er halt herrlich beim König 't di. Gesellschaft nach Füssen und dabei ei« . . w r i ich den Führer abgrben soll." »Also ein Prinz ? n>. st » .'.d.nn-ch stolz, Sepp?" »Ach, red nit so, L 'n! t ch vor Bel fort einen Kameraden geh< >. . .^,fizier, der war auch ein Prinz, dem Königs . nz nahe verwandt, der hat oft meine Hand gesa, zr-.'g'- »Kamerad Ropp, bleib ses. . - incuer Seit und sag mir Bescheid, wenn ich einen Fehler mH, de>-- ich kenne den Dienst noch zu wenig." »Nun guck Einer an! Und das H s' erzählt?" „'S ist aber doch wahr. In der S''. - ' Bourbaki und di« französisch« Armee, die sich nac. Hu.. und Württem berg 'neinschmuggrln wollte, haben die 7 > Ingling verwundet. Da dauerte mich da» junge L ' L d ihn in den Arm genommen und mitgeschleppt bi n ' r Scanze. Die Franzosen sind mir hinterher gewesen, ->vt, .ch ihn doch gerettet. Nachher hab ich den Schuß in r . § ch c! c ur- kriegt, wurde in» Lazareth geschafft und hab u.r. . ,,izler nie wieder gesehen, auch nicht« von ihm gehört. „Da» war undankbar, Sepp." „Wer weiß, ob er nit todt ist?" Sie waren bi» an den Almpfad gekommen, al» ein Schuß fiel. „Nun rufen sie mich doch! Leb wohl, Loni; ich besuch Dich da oben, wenn ich frei hab. Mir hat der Rosenbauer > nix zu sagen! B'hüt Bott I" „B'hüt Gott, mein Sepp." Sie nahmen Abschied und er schaut« ihr noch nach, bi» sie um den Borsprung verschwunden war, dann kehrte er schnell zurück. Bor der Hütte der Mutter Ropp stand schon ei« König licher Jäger in grüner Uniform mit bandbreite, Goldtresse« am Beinkleid und auf der Schulter» einem hohen breiten Hctte auf dem stolz erhobenen Kopf, um den eia Basch dunkelgrüner Federn wehte, und einen Hicschsänger an der Seite. Es war ein Lribjäger, wie man sie nennt. Ungeduldig wartete er schon auf Sepp, al» der Bursch« eilig Herbeispranz: „Run kommt nur flink; die Herrschaften sind mit dem Diner bald fertig, da soll« gleich loSgrhen. Seine Hoheit Prinz Adalbert, find ganz verscsftn aus da«B'rgst izen. I danke schön. Gott sei Dank, daß Seine Maj stör der Köm. nicht dafür schwärmen; die hören lkber ei« große Oper o>e» ein neues Schauspiel. Ich auch. Wie der Herr. So der Knecht! — Nur die Einsamkeit liebe ich nicht, wie Seine M j-stä'. ' Sepp guckte den städtischen Diener voa der Seile an „Wie ihr gelehrt seid." „DaS wollt ich meinen. Wer immer so in der Hrupt» stadt lebt, in den Palästen der Großen, der hört und sielst." „Ich beneid Euch fast." „Grämt Euch nit so sehr drum; der Eine so. der Andre so. Doch seht, da ist Hoch-schwengau." ES war ein stolzer Bau, dieses Schloß, einst der Besitz Nürnberger Patrizier, die verarmten und dasselbe an da» Herrscherhaus de» Nachbarlandes abtreten mußten. Jetzt «ari der Sommersitz der regierenden Dynastie. Man schritt an Wachen vorbei durchs Thor in dea Schloßhof, wo bereit» Maulthiere der Retter und Reise lustigen harrte». Ein altehrwürdiger Bau, aber überall glänzend restau» rirt, umgab den Hos, in dessen Mitte eine hohe Fontäne plätschert«: „Seht, dort hinter jenen Fenstern stuften die Herrschaften; jetzt geht» aber gleich loS," meinte der Leibjäger. Schon nach fünf Minuten trat eine Menge Herren in C'vil und Uniform auS dem Portal herau». Man bemächtigt« sich drr Maulthiere, eine Trompetenfansare schmetterte durch den Raum und die Kavalkade setzte sich in Bewegung. Al» man den Bergpfad erreicht, ritt der Vornehmste de» Zuge«, ein noch junger Mann in dunller Untsonn und Feldmütze, auf der Brust einen großen Stern, zu Sepp, der rüstig an der Spitze marschtrte, heran: „Ihr seid der Führer?" „Ja wohl, Excellenz." „Königliche Hoheit," verbesserte hier ein Begleiter de» Reiter«. „Ja wohl. Königliche Hoheit!" verbesserte Sepp. „Ihr kennt den Weg über den Kuhberg, den Kegel, die Oese, den Wildsprung und den Küchel in der angeführte« Reihenfolge?" „Ja wohl, Königliche Hoheit, doch ist» sehr beschwerlich; richtiger geht man vom Segel nach dem Kuhberg, der Oese, dem W'ldsprung und dem Küchel; e» ist bequemer." „Aber ich finde den ander» Weg interessanter." „Wie Königliche Hoheit wollen." Dabei hob Sepp seine blaue» Auge« zu drm Prinz« auf. Herr Gott, wa« war dm da»? Bei Gott, da« war ja sein Leutnant von Belfort her. Auch der Prinz war betreten: „Habt Ihr nicht seiner Zelt beim Werderscheu Corps gestanden?" „Zu Befehl, Königlich« Hoheit.«
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