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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.07.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-07-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010710010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901071001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901071001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-07
- Tag1901-07-10
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Ämlsötatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Nathes und Nolizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Mittwoch den 10. Juli 1901. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 25 F. Reklamen unter dem RedacrionSstria» (4gespalten) 75 H, vor den Familiennach- richten («gespalten) Vst Tabellarischer und Ziffernsah entsprechend höher. — Gebühren sür Nachweisungen und Offertenannahme LS H (excl. Porto). Ertra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung SO.—, mit Postbesörderung ^il 70.—. Annahmeschlnß für Änzelgeu: Abeud-AuSgabe: vormittags 10 Uhr. Morg«n-AllSgabe: NachmMagS 4 Uhr. Bet den Filialen aud Annahmestellen je eine halb« Stunde früher. Anzeige« sind stets an di« Expedition zu richte«. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi- Abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Pol- tu Leipzig. 95. Jahrgang Ein „Vergessener"? L. Während sogar die Franzosen dem verstorbenen Fürsten Chlodwig von Hohenlohe Worte der An erkennung und der Hochschätzung in das Grab nachsenden, benimmt sich die deutsche socialdemokratische Presse auch bei dieser Gelegenheit mit der ihr eigenen Taktlosigkeit und Unwahrbaftigkeit. Die „Sachs. Arbeite rzt g." wählt für ihren Nachruf die anmuthige Ueberschrift „Ein Ver gessener gestorben". Unter diesem Titel schreibt sie: „Sein Tod erregt nicht die geringste Sensation, kaum flüchtiges Interesse, sein Name klingt fast schon wie verschollen — Chlodwig von Hohenlohe ist der deutschen Nation nichts gewesen und sein Wirken hat keine Spuren hinterlassen." Die deutsche Nation macht sich nicht der Unwabrbaftig- keit — oder ist es Unwissenheit? — schuldig, die aus der „Sachs. Arbeiterztg." spricht. DaS deutsche Volk erinnert sich daran, daß dieser Chlodwig von Hohenlohe in einer un gemein wichtigen Zeit in dem zweitgrößten deutschen Staate Empfindungen wachzurusen gewußt bat, die trotz der Ver bohrtheit gewisser ultramontaner Kreise Bayerns König und die Mehrheit der bayerischen Bevölkerung in den entscheiden den Junitagen von 1870 dabin gebracht haben, die Conscguenz aus dem Schutz- und Trutzbündnisse zu ziehen. Vielleicht am kräftigsten und erfolgreichsten hat der Fürst seines Amtes als nationaler Eckart südlich des Mains in den Augusttagen des Jahres 1867 gewaltet. Damals halte Napoleon III. mit dem Kaiser Franz Josef eine Zusammenkunft in Salzburg verabredet und der französische und der österreichische Gesandte in München ließen alle Minen springen, um den König Ludwig II. zu bewegen, sich ebenfalls in Salzburg einzusinden. Fürst Hohenlohe wußte diesen Machenschaften jedoch zu begegnen; er ant wortete, wie jetzt die „M. N. Nachr." wieder in Erinnerung bringen, den, König aus eine Anfrage: „Ew. Majestät wissen, daß ich die Leitung der Geschäfte über nommen habe, um nach dem schweren Schlage von 1866 der Krone Bayern die größte Kraft und Selbstständig, keit zu erhalten und Las hart getroffene Land von Len Wunden wieder genesen zu machen, welche noch so frisch bluten. Zur Erfüllung dieser Aufgabe ist es aber nothwendig, die guten Beziehungen zum Norddeutschen Bunde und das Vertrauen des Berliner Hofes ungetrübt zu er halten und neue Verwicklungen und Unruhen zu ver meiden, die bösem Willen Gelegenheit geben könnten, gegen die bisher noch gewahrte Unabhängigkeit Bayerns weiter vorzugehen. Ew. Majestät werden überzeugt sein, daß ich gegen jedes solches Vorgehen mit aller Energie und allen mir zu Gebote stehenden Mitteln handeln würde. Ich halte es aber der Klugheit sür an- gemessen, Conflicte nicht zu provociren, in denen wir allein einer mit allen Actionsmitteln ausgerüsteten und diese Mittel rücksichtslos gebrauchenden Macht gegenüberstehen oder uns aus die Hilfe des Auslandes angewiesen sehen würden, denn was Oesterreich betrifft, so müssen uns wohl die Er- fahrungen von 1866 belehrt haben, welches Schicksal seine Alliirten zu erwarten haben. Ich bin deshalb und zwar in Uebereinstimmung mit meinen Collegen der Meinung, daß Ew. Majestät es vermeiden sollten, durch einen Besuch in Salz- bürg und durch eine Theilnahme an Len dortigen, noch sehr un klaren, aber jedenfalls dem Berliner Cabinet verdächtigen Ver handlungen die preußische Regierung zu reizen. Würden aber Ew. Majestät auS Rücksicht auf den Kaiser Franz Josef einen kurzen Besuch zu machen wünschen, so würde ich Allerhöchstdieselben dringend bitten, mir nicht befehlen zu wollen, Sie zu be gleiten, damit Sie durch die Abwesenheit Ihres Ministers die Ablehnung aller eingehenden politischen Erörterungen motiviren könnten und damit zugleich diese Abwesenheit dem Besuch Ew. Majestät in den Augen der europäischen Cabinette die politische Bedeutung nähme und denselben als eine reine Höflichkeit er- scheinen lasse." Der König erwiderte auf diesen Vortrag des Fürsten, er werde auch nicht zu einem bloßen Höflichkeitsbesuche nach Salzburg gehen. Er habe die Andeutungen, welche Napoleon ihm gemacht habe, wohl verstanden; es solle ein Südbund geschaffen werden unter österreichischer Führung. „Habe ich aber das Schwert gezogen zur Vertheidigung gegen die preußische Hegemonie, um mich unter Oesterreich zu stellen, dem die Macht fehlt, einen Alliirten zu schützen? Wer würde der Schirmherr dieses Bundes sein? Nicht das schwache, in sich selbst beschäftigte Oesterreich, sondern Frankreich, welches für diesen Schutz seinen Preis ans deutscher Erde schneiden würde." Daß diese Antwort des Königs nur das Echo der Darlegung deS Fürsten waren, bezweifelt wohl selbst die „Sacks. Arbeiterztg." nicht. Im selben Jahre handelte eS sich um die Zustimmung Bayerns zum ZollbundSvrrtrage, gegen den gerade die aristokratische ReickSrathSkammer sich erklärte. Da lud Fürst Hohenlohe den Führer der Kammer, Frbrn. v. Thüngen, ein, mit ihm nach Berlin zu reisen, um sich zu überzeugen, ob Preußen in der Lag» wäre, den unerfüllbaren Wünschen, an die die ReickSrathSkammer die eventuelle Annahme knüpfen wollte, stattzugeben. Die Reise überzeugte den Freiherr« von Tbüngen im Sinne der Anschauungen des Fürsten Hohenlohe und der Vertrag wurde nunmehr auch von der ReichSratbSkammrr angenommen. Diese Reise wirkte aber noch weiter, waS sich eben in den Julitagen 1870 heranS- stellte, denn dieser selbe Frhr. von Thüngen hielt in jenen bewegten Tagen im ReichSrathe eine flammende Rede für die Uebernahme der au- dem Schutzbündnisse sich er gebenden Verpflichtungen. Er sprach das schöne Wort: „Deutschland» Eyre ist auch unsere Ehre!" Dies zeigt, daß, wen» auch Fürst Hohenlohe kurz vor dem Aus bruche de» Kriege» von 1870 auS dem Amte als bayerischer Ministerpräsident geschieden war, seine nationale Thätigkeit von Ende 1868 bi» 1870 stark nachgewirkt batte. Schon darum ist Chlodwig ». Hohenlohe der deutschen Nation etwa« gewesen und schon darum bat sein Wirken Spuren hinter lassen. Ueber daS Segensreiche seiner Thätigkeit als Bot schafter in Paris und als Statthalter von Elsaß-Lothringen und über den Nutzen dieser Thätigkeit für das deutsche Volk ist in diesen Tagen genug gesagt worden. Seine Nachfolger in Paris und sein Nachfolger im Statthalteramte wandeln genau in seinen Spuren, so daß man also auch hiervon nicht sagen kann, daß sein Wirken keine Spuren hinterlassen habe. Zum Schluffe noch cinS: Wenn die ,^Säcks. Arbeiterztg." sich begnügt hätte, im Namen der Socialdemokratie zu sprechen und auszuführen, daß einige Gesetze, die unter der Kanzlerschaft Hohenlohe's eingebracht worden sind, der Social demokratie nicht gepaßt haben, so wäre das ihre Sache gewesen. Wenn sie aber, wie erwähnt, sagt: „Chlodwig von Hohenlohe ist der deutschen Nation nichts gewesen", so spricht sie nicht im Namen der Socialdemokratie, sondern sie maßt sich an, im Namen des gejammten deutschen Volkes ein Unheil abzugeben. Und von diesem Stand- puncte aus ist der erwähnte Satz nicht nur, wie nach gewiesen worden ist, ein Beweis entweder von Unwissenheit oder von gröblichem Mangel an Wahrheitsliebe, sondern ein Beweis von unerhörter Anmaßung. Wenn gelegentlich irgend eine Partei, selbst eine kleine Partei, ihre Anschauungen mit denen der Nation identificirt, so ist das gewiß auch eine Uebertreibung, über die sich übrigens gelegentlich Fürst Bis marck lustig gemacht hat; wenn aber eine Partei, die über haupt den Begriff der Nation leugnet und nur dann von der deutschen Nation etwas weiß, wenn es gilt, dem deutschen Empfinden ins Gesicht zu schlagen, — wenn eine solche Partei es wagt, im Namen der Nation zu sprechen, so übertreibt sie nicht, sondern fälscht mit Bewußtsein und Absicht. Die Anarchisten in Südamerika. co Bor einigen Tagen sind in Buenos Aires, der Haupt stadt von Argentinien, Unruhen auSgebrochen, die einen so ernsthaften Charakter trugen, daß die Verbängung deS Be lagerungszustandes nothwendig wurde. Wie nun gemeldet wird, haben sich die in Argentinien lebenden Anarchisten in hervorragender Weise an den Ruhestörungen betheiligt. Diese Meldung ist um so wahrscheinlicher, als sich die feindseligen Demonstrationen mit in erster Reihe gegen den derzeitigen Präsidenten von Argentinien, Roca, rickteien, der den Anarchisten aus guten Gründen besonders verhaßt ist. Hat doch im vergangenen Jahre unter seiner Leitung die argentinische Negierung bei der Kammer einen dircct gegen die Anarchisten gerichteten Gesetzentwurf eingebracht, nach welchem der Präsident ermächtigt sein sollte, gemeingefährlichen Fremden den Eintritt in das Land zu verwehren, bereits ansässige Fremde solcher Art aber entweder des Landes zu verweisen oder sie an einen von dem Präsidenten nach eigenem Ermessen zu bestimmenden Orte des Landes zu verbannen und sie dort unter Polizeiaussicht zu stellen. Ebenfalls auf den Einfluß des Präsidenten waren Beschlüsse zurückzuführen, die die argentinische Deputirtenkammer im Herbst v. I. annabm. Verschärfung der Strafbestimmungen für gewaltlbätige Hand lungen, Ablehnung der Aufbebung der Todesstrafe, höbe Ge- fängnißstrafen, ja unter Umständen Zuchthausstrafe für die jenigen, die bei Arbeilsausständen arbeitswillige Personen an der Ausführung ihres Willens verhindern. Man sieht, die argentinische Regierung war fest ent schlossen, den unruhigen Elementen energisch gegenüber- zulreten. Die Nolhwcndigkeil eines solchen Vorgehens ergab sich schon aus der großen Anzahl der Anarchisten in Argen tinien und dem Nachbarstaate Uruguay. Hierüber schrieb unter dem 18. August 1900 derMitarbeiter der„Welt Correspondenz": „Daß in den drei La Plata-Staaten, wie auch in Chile, die anarchistische Bande ziemlich zahlreich vertreten ist, kann nicht befremden bei dem sehr lcbbasten Verkehr Südcuropas mit Südamerika. Zu Tausenden landen hier namentlich Italiener, Spanier und Südsranwsen, darunter erwiesenermaßen viele Individuen, welche alle Ursache haben, der europäischen Polizei aus dem Weg zu gehen. . . . Wenn auch die Angabe eines hier lebenden Anarchisten, der die Zahl seiner Genossen in Argentinien auf über 20 000 schätzt, übertrieben ist, so ist doch zuzugeben, daß sich hier nach, und nach eine ganz erkleckliche Anzahl solcher schlimmen Gesellen eingefunden hat." Gleichzeitig theilte der Berichterstatter als charakteristisch mit, daß in Montevideo, der Hauptstadt von Uruguay, gelegentlich der Ermordung des Königs Humbert von Italien, die dortigen Anarchisten Maueransckläge an brachten, in welchen die greuliche Mordlhat als ein zu billigender Act der Volk-rache hingestellt wurde. DaS energische Vorgehen der argentinischen Regierung gegenüber den Ruhestörern soll die einstweilige Herstellung der Ruhe herbeigcsübrt haben. Es ist aber zweifellos, daß die Anarchisten in Verbindung mit den in südamerikanischen Republiken stets zahlreich vorhandenen unzufriedenen und revolutionären Elementen eine ernste Gefahr für das Land bedeuten und in jedem Augenblicke neue Unruhen Hervor rufen können, die sich dann vielleicht nicht so schnell unter drücken ließen. Ernsthafte Störungen in Argentinien aber würden auch für uns durchaus nickt gleichgiltig sein, und zwar sowohl vom wirlhsckaftlichen wie vom politiscken Slandpuncte auS. Vom wirthschaftlicken Standpunkt, weil die deutscke Industrie und daS deutsche Capital gerade jetzt neue Beunruhigungen schwer vertragen können. An Argentinien aber sind sowohl industrielle Interessenten, wie Capiialisten stark betheiligt; be finden sich doch große Summen argentinischer Staatspapiere in deutschen Händen. In politischer Rücksicht ist zu berücksich tigen, daß die Vereinigten Staaten nur auf unfriedlicke Zu stände auf dem südamerikanischen Continent lauern, um die wirthschaftliche Suprematie, die sie dort mehr und mehr auS- zuübcn beginnt, mit der politischen Oberhoheit zu verbinden. Je übermächtiger aber die Vereinigten Staaten werden, desto schlechter ist rS um die Sache deS Weltfrieden« bestellt. Sv haben also auch wir alle Ursache, den südamerikanischen Republiken eine Entwickelung zu wünschen, die ihnen die Erhaltung ihrer Selbstständigkeit sichert, indem sie sie gegen BergewaltigungSgelüst» widerstandsfähig macht. Fürst Hohenlohe f. (D Ragaz, 9. Juli. (Telegramm.) Nachdem heute Morgen um 7h» Uhr die Leiche des verewigten Fürsten Hohenlohe nach katholischem Ritus iu Anwesenheit der Familienmitglieder, des deutschen Gesandten in Bern v. Bülow und eines Freundes der Familie, Grafen Hutten-Czapski eingeseanet worden war, wurde der Sarg aus dem Hotel zimmer nach dem mit Kränzen geschmücken Leichenwagen ge tragen. Die Curcapelle spielte beim Hotel Trauerweisen Unter dem Geläute aller Glocken der katholischen und protestantischen Kirchen setzte sich der Leichenzug in Bewegung. Hinter der Geistlichkeit schritten Fürst Philipp Ernst zu Hohenlohe, sowie die Prinzen und die Damen des fürstlichen Hauses, ferner der deutsche Gesandte in Bern, v. Bülow, Graf Hutten- CzapSki, die Honoratioren von Ragaz und deutsche Cur- gäste. Am Bahnhof wurde die Leiche nochmals gesegnet und dann der Sarg in den mit Blumen geschmückten und mit schwarzem und weißem Tuch drapirten Wagen gehoben, wo er au» einen Katafalk gestellt wurde. Heute früh war uock eine silberne Platte auf dem Sarg angebracht worden mit dem Namen, sowie dem Geburts- und Todestag des Fürsten. In den Sarg wird noch eine silberne Platte mit folgender Inschrift gelegt werden: „Chlodwig Karl Victor Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst, Prinz von Ratibor und Corvey, geboren am 31. März 18l9 zu Rotenburg an der Fulda, gestorben am 6. Juli 1901 zu Ragaz, deutscher Reichs gesandter 1848, bayerischer Ministerpräsident und Minister der auswärtigen Angelegenheiten 1867 bis 1870, deutscher Botschafter in Frankreich 1874 bis 1885, kaiserlicher Stadt haller in Elsaß-Lothringen 1885 bis 1891, Kanzler des deutschen Reiches 1894 bis 1900". — Der Zug mit der Leiche des Fürsten zu Hohenlohe ist um 102/4 Uhr von hier abgefahren. Mit demselben Zuge begaben sich die Familien angehörigen nach Schillingsfürst. (7) Dresden, 9. Juli. (Telegramm.) Der König wird sich bei der Beisetzung deS Fürste n Hohenlohe in Schillingcfürst durch den sächsischen Gesandten in München Frhrn. v. Friesen vertreten lassen. (Wiederholt.) (D Berlin, 9. Juli. (Telegramm.) Der stellvertretende Vorsitzende des Bundesrathes Graf v. PosadowSky wird sich morgen zu der BeisetzungS feier nach Schillingsfürst begeben. (Wiederholt.) (-) Ragaz, 9. Juli. (Telegramm.) Vom Sultan ist dem Fürsten Philipp Ernst zu Hohenlohe folgendes Tele- gramm zugegangen: Konstantinopel, 8. Juli. Der Fürst zu Hohenlohe, Ihr Vater, hat sich durch seine treue Hingabe an den deutschen Kaiser aus gezeichnet und hat Len Beweis seines aufrichtigen Bestrebens er- bracht, die freundschaftlichen Beziehungen, welche zwischen dem Keuschen Reiche und Meinem Reiche bestehen, aufrecht zu er halten. Ich drück- Ihnen anläßlich des Todes des Fürsten Mein tiefstes Beileid aus. Möge der gütige Gott Ihre Familie trösten! Abdul Hamid." * Bezüglich derAufzeichnungen des Fürsten Hoben lobe schreibt die „Köln. Ztg.": Es wird berichtet, daß Fürst Hohenlode umfassende Memoiren hinterlassen habe, die an geblich zur Drucklegung schon bereit sein sollen. Wir haben Anlaß, die Milthcilung in dieser Form für unrichtig zu hallen, und zwar auf Grund von Angaben, die der Fürst wenige Monate vor seinem Tode selbst gemacht hat. Es ist richtig, daß der Fürst seit vielen Jahrzehnten nahezu täg liche, jedenfalls fortlaufende Aufzeichnungen gemacht hat, die naturgemäß nicht nur persönliche Erlebnisse, sondern auch solche Angaben enthalten, die für die politische Ge schichte der letzten Jahrzehnte von großem Interesse sind. Diese sind aber in keiner Weise geordnet, und der Fürst sagte, Laß man gar nicht daran denken könne, diese Memoiren, die er selbst als eigentlich lose Blätter bezeichnete, in ihrer jetzigen Form zu veröffentlichen. Der Fürst schien nicht abgeneigt, diese Aufzeichnungen in systematischer Weise ordnen zu lassen. Es ist auch nach einigen Andeutungen des Verstorbenen nicht unwahrscheinlich, daß Verhandlungen mit einer geeigneten Persönlichkeit stattgefunden haben, eine Sichtung des Materials ist aber bisher schon auS dem Grunde nicht erfolgt, weil dem Fürsten bis vor einem Jahre seine Amlszeschäfle nicht die nölhize Zeit gaben. Seit seinem Rücktritt aber war der Fürst so vielfach auf Reisen, die er zur Erholung seiner Gesundheit unternahm, baß er auch hier kaum in erheblicher Weise an seinen Memoiren gearbeitet haben kann. Der Krieg in Südafrika. Präfioent Krüger. Im „Boerenfreund", dem Organ der internationalen Boerenliga, finden sich Aeußerungcn des Präsidenten Krüger, die Herr von Reibnitz nach einer Auldienz ausgezeichnet hat. Es heißt da unter Anderem: Der Kampf, der jetzt in Südafrika ausgefochten wird, be deutet mehr als «in Krieg um politische Grenzen, mehr als der Kampf um Minen und Farmen. Dort ringen zwei Weltanschauungen mit einander, der harte, kalte Materialismus, der in konsequenter Entwickelung zum brutalsten Egoismus entartet, und oer Idealismus, welcher allein di« Grundlage wahrer Civilisation bildet. Was unsere Männer leisten, ist viel, sehr viel, aber mehr ist, was unsere Frauen ertragen. Wenn sie von den Stätten ihres friedlichen Glückes, die sie in Rauch und Trümmer zurücklaffen, fortgeschleppt werden und dann mit eigenen Augen zusehen müssen, wie ihre kriegsgefangenen Kinder langsam dahin sterben, so ist 'dies das Fürchterlichste, was je Mütter zu ertragen hatten. Unsere Gegner erwarten, daß unsere Frauen unter dem Drucke ihrer Leiden die Männer veranlassen, die Waffen nieder zulegen; aber auch hierin werden sie, wie in allen ihren Be rechnung««, eine Enttäuschung erleben. In dem Grade, wie sich die Leistungsfähigkeit der englischen Armee vermindert, nimmt die Kriegstüchtigkeit ver Unseren zu, unsere Verluste werden durch dauernden Zuzug gedeckt, Munition und Proviant erbeuten wir über Bedarf. So kann der Krieg dauern, wenn es sein muß, noch Jahre, bis entweder die englische Armee, oder aber, was wir hoffen wollen, das englische Parlament ver sagt. Aus einer vollständigen Verkonnung unserer Verhältnisse beruht auch Die Absicht der Engländer, nach dem Kriege unser Volk durch eine st arte Einwanderung zu erdrücken und aufzusangen. Die Masse der Einwanderer sind Geschäftsleute, sind Städter und bleiben in den S t ä d te n, sie beherrschen diese unv geben ihnen das Gepräge, der Kern unseres Volkes aber auf dem Lande bleibt von ihnen unberührt. Diejenigen Elemente der Einwanderring aber — auch die aus England —, welche bei uns Farmer werden und Farmer bleiben, das ist ein anders gearteter Menschenschlag, als jene Stadtbevölkerung, die hängen an ihrem Besitz, die lernen unser Volk lieben unv achten, die rücken uns näher als ihren Stammesgenossen in der Stadt, die werden von uns aufgesaugt, die rverden Boeren, wenn nicht in der ersten, so in der zweiten Generation. Wir haben eine ganze Anzahl solcher Boeren, die englischer Einwanderung entstammen, und auch sie befinden sich bei unseren Commanivos und kämpfen mit für die Freiheit ihres Landes. Um die Zukunft meines Volkes habe ich keine Sorgen, wenn nur die Gegenwart nicht so schwer und hart wäre, und wenn wir nur den Kampf unter dem Schutze des Völkerrechts und Kriegsrechts ausfechten könnten. Möge Ihr Verband uns Dazu helfen und die Gewissen der Völker wach halten, damit es nicht zum Grundsatz der Welt werde, daß in der Politik für die Moral kein Platz sei. * London, 9. Juli. (Telegramm.) Lord Kitchener be richtet aus Pretoria unter dem 8. Juli: Seit dem letzten Berichte vom 1. Juli sind nach Len Meldungen der verschiedenen englischen Truppentheile 40 Boeren gefallen, 27 verwundet und 182 gefangen genommen worden; 24 haben sich ergeben. Ferner sind 149 Ge wehre, 7000 Patronen, 312 Wagen und eine große Anzahl Pferde und Rinder erbeutet worden. (Wiederholt.) * Loudon, 9. Juli. (Tel. d. Voss. Ztg.) Am Schlüsse einer Besprechung des neuen Vlaubuches über die Unterhand lungen zwischen Kitchener und Botha sagt „Standard": Die Regierung muß ihre militärischen Maßnahmen fortsetzen, bis die Boeren sich unterwerfen, weil ihnen kein anderer Ausweg bleibt. Einem Feinde gegenüber, der nur der Gewalt weichen wolle, nütze es nichts, an Politik oder Unterhandlungen zu denken. Gewalt müsse kräftig und schonungslos in gehöriger militärischer Weise an gewendet werden, bis das letzte Boerencommando vom Felde ge trieben und die letzte Guerillabande gefangen genommen und ent- wafsnet worden ist. (Worte, nichts als Worte! Was das mächtige England thun konnte um das kleine Boerenvolk niederzuringen, hat es gethan und ist in der Wahl der Kampfmittel wahrhaftig nicht peinlich gewesen. Es kann nicht barbarischer und schonungsloser vorgehen als bisher, und deshalb wird der „Standard" sich noch ein wenig gedulden müssen, bis er „die letzte Guerillabande ent waffnet sieht. Red) * Brüssel, 9. Juli. (Telegramm.) In der Vormittags- Sitzung der Kammer erwiderte der Justizminister auf eine gestern von dem Abgeordneten Maenhout gestellte Anfrage, es sei un zutreffend, daß die Polizeibehörde Andries Dewet aufgesoidert habe, das belgische Gebiet zu verlassen. Die Wirren in China. Der „Birmingham Post" zufolge sind sehr wichtige Unter« Handlungen zwischen Tcutschland und Rußland bezüglich Chinas im Gange. Die russische Regierung bestehe darauf, daß Deutschland anerkenne, daß Rußland nicht nur in der Mandschurei, sondern überhaupt in ganz China nördlich der Großen Mauer die oberste Controle und ein erstes Interesse haben soll, wofür dann Rußland Deutschland gewisse Vortheilc, die es wünsche, einräumen wolle. Deutschland sei nicht sehr bereit, Rußlands Wunsch zu erfüllen, und es sei wahrscheinlich, daß im Herbste eine Zusammenkunft zwischen Lamsdorff und Bülow stattfinde, auf der die fraglichen Puncte besprochen werden. Die ganze Mittheilung des Birminghamer Blattes hat ver- muthlich nur den Zweck, Mißtrauen gegen Deutschland zu er regen. Graf Bülow hat bekanntlich erklärt, daß es uns gleich giltig sei, was aus der Mandschurei werde. Dem „Bureau Laffan" wird der „Frkf. Ztg." zufolge aus Peking gemeldet: Während Edicte erlassen sind, welche gemäß den Forderungen der Gesandten einige wenige Beamte wegen ihrer Vergehen gegen AnSlSnder mit Strafen belegen, sind andere Edicte erlassen worden, welche denen, die den Ausländern Widerstand geleistet haben, ein Avancement gewähren, und einer großen Anzahl Beamten, welche bei Angriffen auf Ausländer ihren Tod fanden, Ehren erweisen. Der Hof hält noch an dem Glauben fest, daß der Krieg gegen die Ausländer legitim war. Fortschrittliche Beamte sind zweifelhaft darüber, welche Behandlung ihnen nach der Rückkehr des HofcS zu Theil werden wird. Der Hof befahl den Vicekönigen Liu- kunyi und Tschangtschitung, Pläne zu machen, wann die Entschädigung bezahlt werden soll. Die Gesandten werden aber wahrscheinlich deren Vorschläge nicht annehmen, da sie nur die Friedensbevollmächtigten allein anerkennen. Die Nachricht, daß der chinesische Hof seine Residenz überhaupt nicht wieder in Peking aufzuschlagen, sondern für die Dauer nach Kai-Fang-Fu zu verlegen beabsichtige, beruht nach einer der „Polit. Corresp." auS London zugebenden Meldung auf Gerüchten, di« schon seit Monaten in Umlauf sind, ohne bisher eine einigermaßen verläßliche Bestätigung gefunden zu haben. Ja Eingeborenen kreisen behauptet man allerdings, daß in Kai-Fong-Fu die Vorkehrungen für die Niederlassung des Hofes bereits aetroffen worden seien. Sollte dieser Residenzwechsel zur Tbatsacke werden, so wüide er den vollständigen Sieh der reaktionären Partei bedeuten. China würde sich in diesem Falle neuerdings gegen das Ausland möglichst abspcrren, die sremdrn Staaten würden diretter Bezirhuagra mit d»r
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