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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.07.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-07-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010715025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901071502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901071502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-07
- Tag1901-07-15
- Monat1901-07
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Ämtsölatt des Hönigkichen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, des Rashes und Nakizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Montag den 15. Juli 1901. Anzeige« «PrelS die 6gespaltene Petitzeile 2S Reklamen unter dem RedactionSstrich (4 gespalten) 7K Lp vor den yamtlieanach» richten («gespalten) KO Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 25 H (excl. Porto). Grtra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-AuSgabe, ohne Postbefürderung VO—, mit Postbesörderung ^l 7V.—. Ännatsmeschluk für Anzeigen: Abead-Lu-gabe: Vormittag» 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: Nachmittag- 4 Uhr. Bet den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stund« früher. Anzeigen sind stet- an die Expedition zu richten. Di» Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abend» 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Pol» tu Leipzig S5. Jahrgang. Der Krieg in Südafrika. Präsident Ttcij» entkommen. * London, 15. Juli. (Telegramm.) Eine Depesche Lord Kitchener's au» Pretoria vom 13. Juli besagt: In der Capcolonie brannten die Boeren öffentlich» Gebäude in Murrays- bürg und einige Farmen nieder. Zwei britische Colonnen kamen iu Zeerust an, nachdem sie aus Widerstand gestoßen waren und einige Gefangen» gemacht hatten. Auf Seiten der Briten ist ein Officier gefallen, drei Officiere und 2t Mann sind verwundet. — Einige britische Eolonnrn, von Osten her marschirend, kamen in Heilbro» an. Während des Marsches überraschte die Brigade vroad- wood's den Ort Reit; und na hm denvrudcrTtetfn'«' sowie mehrere Andere gefangen. Lteijn selbst entkam (wie bereits gemeldet wurde). — Hine andere Depesche «ttchcner's vom 14. Juli besagt: „Bezüglich dcS gestrigen Telegramms füge ich hinzu, Satz die sogenannte Negierung des Oranfe-AretstaateS gefangen ge nommen worden ist. Rur Stets n und ein Anderer sind entkomme n." (Tie Hauptsache ist, daß der Präsident des Freistaates sich gerettet hat; da er die Seele des Widerstandes bis zum letzten Mann ist, hätte seine Gefangennahme entmuthigend auf die Boeren wirken können. Bei der kolossalen Uebermacht der Engländer sind solide Ueberraschungen, wie die Aufhebung eines Hauptquartiers, immer mit in Rechnung zu ziehen, aber auch Kitchener und French sind gegen dergleichen Streiche nicht gefeit. D. Red.) Tie „Allgemeine Evangelisch»Lutherische Kirchenzeitnng-, begründet von Geh. Rath. Professor vr. tkeol. «t pstil. Luthardt, hcrausgegeben seit Anfang dieses Jahres von Pastor vr. tirool. Hölscher hier, ist in Südafrika ver boten worden. Das vom britischen Censuramt in Capstadt unter dem 10. Juni d. I. ausgefcrtigte, darauf be zügliche Schriftstück lautet in deutscher Uebersetzung: „Mein Herr! Ich bedaure, Sie davon in Kenntniß setzen zu müssen, daß in Folge gewisser, in Ihrem Blatte erscheinender Artikel ich es nicht für Wünschenswerth halte, daß es während deS gegenwärtigen Standes der Feindseligkeiten in Districten, die unter Kriegsrecht stehen, circulirt, und daß es deshalb vorläufig verboten istt Ihr ergebener W. Angel Scott, erster Censor." Die Leitung der „Allgem. Ev.-Luth. Kirchenzcitung" bemerkt hierzu u. A.: „Steht es in Südafrika bereits so schlecht mit der Sache Englands, daß sogar in den zwei oder drei Nummern unserer Kirchenzeitung (denn mehr Leser haben wir dort nicht), die allwöchentlich hin übergehen, eine Gefahr für die Millionenbevölkerung Südafrikas erblickt wird? Noch dazu für eine englisch und holländisch redende Bevölkerung, welche zum größten Thcile eine deutsche Zeitung nicht lesen kann! — Ein Greuel der Verwüstung ist an gerichtet, der zum Himmel schreit und alle gebildeten Völker mit Abscheu und Haß gegen England erfüllt, wie noch nie eine Na tion gehaßt worden ist. Von der fluchwürdigen Zerstörung der Missionsstationen und des Missionswerkes, welche hier das „christliche" England sich erlaubt, wollen wir ganz schweigen. Wenn nun das Alles wahr ist, wenn englische Kriegsminister und Officiere, englische Zeitungen und Berichterstatter offen da von reden, worin besteht die Schuld dieser Kirchenzcitung, daß auch sie davon Mittheilung machte? Nur zweierlei Gründe können Wir uns denken. Entweder ist es das peinliche Gefühl, wie es jeder Verbrecher empfindet, wenn man ihm seine Thaten vorhält. In der That bietet ja dieser Krieg gegen die Boeren und die Art, ßDM M MÜM > wie er geführt wird, eine solche Reihe von Verbrechen gegen alle göttlichen und menschlichen Gesetze, daß in der Geschichte christ licher Völker kein zweites Beispiel gefunden wird. Man findet nicht einmal mehr ein Erröthen über das Brechen feierlich be schworener völkerrechtlicher Bestimmungen. Aber wenn man auch nicht mehr erröthet, so kann cs einem doch peinlich sein, an all' das erinnert zu werden. Und das ist wohl der eine Grund, wes halb das Censuramt in Capstadt die Kirchenzcitung nicht mehr sehen will. Dadurch schafft es freilich die Thatsachen nicht au5 der Welt, auch nicht die Erinnerung daran. Ein anderer Grund mag die Besorgniß sein, daß die Boeren in ihrem Widerstande gestärkt werden, wenn sie hören, mit welcher unverminderten Lheilnahme das christliche Europa ihrer gedenkt." * Erabvck, 13. Juli. („Neuter's Bureau.") Ter Rebell Coetzee ist heute früh wegen Mordes und BerraihS hin gerichtet worden. * Capstadt, 14. Juli. („Neuter's Bureau.") Während der letzten drei Tage ist kein neuer Pest fall vorgckommen. Politische Tagesschau. * Leipzig, 15. Juli. Die „Germania" veröffentlich die Einladung zu der 48 Gencralversammlniig Per „Kathol.keu Tcutschlands", die bekanntlich vom 25. bis zum 29. August d. I. in Osnabrück tagen soll. In rem von dem Osnabrücker Ortsausschüsse unterzeichneten Schriftstücke heißt eS: „In den Tagen vom 25. bis 29. August d. I. bat Osnabrück, die älteste Bischofsstadt des Sachienlandcs, die Ehre, die General- Versammlung der Katholiken Deutschlands in ihren Mauern beherbergen zu dürfen. Mehr als ein halbes Jahrhundert ist verstossen, seitdem diese großartige Kundgebung katholischen Geistes und Wirkens im goldenen Mainz ins Leben trat . . . Wir sind unS dabei wohl bewußt, daß wir vor einer schweren, unsere Kraft fast übersteigenden Ausgabe sichen. Wir vertrauen ober dem echt katholischen Sinn der Ein- wohner unserer Diöcese und der Nordischen Missionen. Wir hoffen aus den gut katholischen Geist unserer Landbevölkerung, welche ohne Zweifel in Schaaren herbeieilen wird. Wir erwarten von den uns stammverwandten Löhnen der rothen Erde, daß sie uns in altwestsälischer Treue durch ihr zahlreiches Erscheinen zu Hilfe kommen werden. Wir setzen endlich unsere Zuversicht auf das ganze katholische Deutschland, welches uns in diesen Tugen viele seiner besten Söhne senden wird." Sodann erinnert der Aufruf an die geschichtliche Bedeu tung Osnabrücks: „Zählt doch dir alte Sach enstadt der Jabre schon über elf hundert, und darf sie ihren Ursprung auf den groß » Kaiser Karl zuriiäfiihren. Schwere Stürme, die im Laufe der Zeiten über unser Gemeinwesen hereinbrachen, sind siegreich überwunoeu, und hat Osnabrück namentlich in den letzten drei Jahrzehnten einen glänzenden Aufschwung genommen. Große Mä Iler, deren Namen zu den ersten in Deutschland zäülen, lebten und wirkten am Strande der Hase. Vor Allem aber dürfen wir jene-- bedeutenden Mannes nicht vergessen, dessen Wiege in der Näh. Osnabrücks stand und der seine Werdejahre in unserer Stadt ver brachte: Ludwig Windthorst. An dem Feste des hl. Ludwig beginnt die Generalversammlung. Möge dieser Umstand für den Verlauf des Ganzen von guter Vorbedeutung sein!" Die charakteristischste Stelle des Aufrufs ist aber die folgende: „Osnabrück ist durch den denkwürdigsten aller Atiedensschlüsie als Stadt des Friedens vor der ganzen Welt gekennzeichnet Im Geiste des Friedens wird auch die diesjährige General, Versammlung tagen. Wir wollen unsere, und zwar nur unsere Angelegenheiten berathen." Besser konnte der „Geist des Friedens", in dem die 18. Gencralversummluiig lagen soll,nicht gekeun;eicknet werden, als durch die indirecic Behauptung, daß auch die irüueren Generalversammlungen in diesem Geiste getagt halten, nnd durch den Zusatz, die Versammlung werde nur ihre An gelegenheiten berathen. Wenn man sich erinnert, daß der „Frierensgeisl", der eie letzte Generalversammlung beherrschte, sich in dem stürmischen Beifall äußerle, den einer der Hauptredner durch die Aufforderung zu einem von Gott gewollten „Kreuzzuge" gegen die „Feinde der Kirche" entfesselte, so kann man sich einen Begriff machen von dem Geiste, der „auch" die Osnabrücker Versammlung be seelen wird. Einen anderen Geist kann man freilich nicht erwarten von einer Versammlung, die sich nur mit ihren Angelegenheiten beschäftigt, d. h. im Sinne des Ultramon- laniömuS nur mit den „berechtigten" Forverungeu der römischen Kirche. Andere Rechte giebl eS ja für den Ullra- monlanismus nickt, für ihn ist also ein Zustand deS Friedens nur der, in dem diese „Neckte" bis zum letzten Puucle anerkannt sind und ihrer Ausübung nickt das geringste Hittdcrniß in den Weg gelegt wirb. Im Namen dieses „Friedens" wird also auch in Osnabrück die Wieveraufrich- lung der weltlichen Macht des PapslthnmS, nvlhigcn- falis mit Gewalt ter Waffen, die Wicterzuiaffung des Kamps ordens ter Jesuiten >m ganzen Reiche und alles daS gefordert werden, was, wenn eS gewährt würde, die „Feinde ter Kirche" so lauge friedlos macken müßte, bis sie aufgehvrl hätten zu sein, oder ihrer Uebcrzeugnng Ausdruck zu geben. Und wie man riese Forderungen im Namcu des „Friedens" wiederholen wirk, so wird man sie anch im Namen der „Toleranz" erheben, die ja im Sinne deö Ultramontanis- muS nichls Anderes ist und jein kann, als die völlige Freiheit ter röiuif.vcu Kirche, ihren Lehren Geltung zu verschaffen. Da kann eS denn auch nicht befremden, raß unter den Unter schriften, die ter Aufruf trägt, die Namen vieler Osnabrücker Katholiken fehlen. Gerade dort erinnern sich viele der älteren Lmte der Jahre vor dem Vaticanum, in denen protestan- luck' und kalboUime GoniUch friedli r nebeneiiiandcr wirkten nnd Mil ^inai dci in re n B.st Grii w ilc-ferlen, lenen Geist wahre Duldung zu psi gen, der nur da herricheu kann, wo man gch gewohnt, u»ck fi>mrc Rechte anzuc>kenu<u. Tie Vcrauua lcr ter Gcneralv i'ammlungeu werden fick sieUick über die Lack u in d > Lille In» Unterzeichner ebenso wenig Inmlncrn, wie um alitalholr u> Summen und streckte, und »venu die Osnai rnck > Tage vcn 0 neu in Mainz und anderen Hochrrir.zen res U.lramvnl uusmu sich wirtlich etwas nnlerjckuden, io wird dieser U. leriäu.d daran bruemn, tag iu den Tagen vom 25 iS zum 2!>. 2! grill der Grift des WeljenthnniS nock traft, r zum Anscincke lomun, a>s in frühen» Jahren— nalnruh eilt recht im ullramvnia cn ..Frievensgeistc". Wenn die Mitlbestungcn eine- rheinischen BlattcS, daß die Wa lersckafi im Rcrch.ungs- Wntitticijc Tutcckurg feil den letzten allgemeinen Wahlen nm >3 225, d. h. um nahezu ein Fünftel, gewachsen sei, richtig ist, fo kann man sich n,ckl verhehlen, daß durch diesen außerordentlichen Stimmenzuwachs die Aussichten des nationalliberalen Bewerbers ver schlechtert werden. Denn der weitaus größte Thcil des Zu wachses entfällt wohl auf die Arbeiterschaft und kommt mithin in erster Reihe der Socialdemokratie zu Gute. Danach ist es sehr wohl möglich, daß diese Partei, die bei den letzten Wahlen schon 8000 Stimmen, fast 3 Mal so viel als bei den Wahlen von 1800, erhalten hatte, eS diesmal auf l l —12 000 Stimmen bringt und dadurch bei der Stich wahl eine noch viel entscheidendere Rolle spielt, als bisher. Zum Zweiten aber ist bekanntlich gerade in den letzten Jahren die Abwanderung von Polen nach dem Westen eine sehr starke g wesen und so düifie auch in Duisburg ein nicht unbeträcht licher Tbeil der 13 000 neuen Wähler polnischer Nationalität sein. Dafür spricht auch der Umstand, daß die Polen in dem Wahlkreise sich außerordentlich rühren und bereits eine ganze Anzahl von Wahlversamm lungen al'geballen haben. Natürlich ist das Centrum nach Kräften bemüht, diese Polen für sich einzusangen, und katholische Geistliche haben denn auch bereits Zusagen betreffs der Abhaltung polnischen Gottesdienstes gemacht. Trotzdem ist eine Einigung zwischen dem Centrum und den Polen noch nicht erfolgt. Mögen nun aber auch die Polen einen eigenen Eandidaten aufstellen oder, soweit sie der Socialdeiuvkratie angeboren, im ersten Wahlgange für den socialistischen Bewerber stimmen: so viel ist sicher, daß bei der unvcrmeidlicken Stichwahl zwischen den Natwnalliberalcn und dem Centrum die weit überwiegende Mehrheit der polnischen Stimmen dem Centrumscandidaten Zufällen wird. Daran wird anch durch den Umstand nichts g ändert, daß die radical-polniscke „Praca", die zuerst die Aufstellung eines eigenen polnischen Candidaten in dem Wahlkreise angeregt hat, nach K ästen gegen das Centrum wettert. Wenn eS zur Entscheidung kommt, werden die polnischen Wähler schließlich doch auf die katholischen Geist- lichcii mehr höien, als auf die „Praca". Tic Nationalliberalen werden also ihre Kräfte auf das Aeußerste anzuspannen haben, um den KrciS zu behaupten. Ucber die Hebung dcS Kleingewerbes in Oesterreich thcilt der Bericht der Wiener Handels- und Gewerbekammer für 1000 Folgendes mit: Um die andauernd ungünstige Lage dcS Kleingewerbes zu bessern, war der niederosterretchischü Land lag ans eine Regelung der öffentlichen L eferungen zu Gunsten desselben bedacht. Um cs namentlich an den HcercSliefciungeu in einem größeren Maße theil- nehmen zu lassen, wirb die Errichtung einer Centralstelle geplant, von der ans der Einkauf ver Rohmaterialien im Großen bewerkstellig!, die Vertheilung der Arbeit und die U bernahme der fe>ligen Waaren besorgt werben soll, ferner ist auch die Errichtung einer Centcalwerksiätte geplant, in w Icker zunächst die Zuschiicidearbeil für Schuhwerk maickincll betrieben werden soll; in einem späteren Zcit- puucle könnte eine ähnliche Werkstätte auch für die Vor- berciinngsarbeit der Unijormschnciberei errichtet werden. In r n duick den LautcsauSfchnß zu errichtenden Central- ive lsiäucu fvll die Verarbiit tu ch eigene Znsckncitermeister inasck ucll > eso gl Uuiv.ii. We vorgericktcten Lerer-, rczu, Uiigswctw Siosti.^iie winden dann den Meistern Uver- gebcu weiden. D.nch den Einkauf vvn Leder und Tuchen im Gnst-u und dun. die mafck'iiclle Leistung der Vorarbeit würden die Kieinnicisier, welche die Fertigstellung der Waaren besorgen, den bmhcrigcn Großlieferanten gegenüber leistungs fähiger sein. D e bezüglichen Anträge wurden im Landtage Die verhängnißvolle Inschrift. 1j Roman von A. W. Kahle. Nachdruck derbsten. I. „Nun schnell, Demoiselle Sophie! Er ist da! Aber höchstens zehn Minuten!" Der Mann, der diese Worte mit unterdrückter Stimme einer weiblichen Gestalt zurief, die hastig den matt erleuchteten Corri- bor herabkam, öffnet« ein« niedrig« Thür, in welcher di« Gestalt verschwand. Dann ging er langsam den C-orridor hinab, bis zu dem Puncte an welchem derselbe sich mit anderen Gängen kreuzt« und von dem aus die benachbarten Treppen zu übersehen wuven. „Wenn's nur gut abläuft!" sagte er leise vor sich hin und ri«b sich die Stirn, während «r zugleich nach allen Seiten blickt« und auf jedes Geräusch achtete. „Man macht doch zuweilen recht dumme Streiche — aus reiner Gutmüthigkeit! Na, 's wird wohl noch einmal so abg«hcn." Und vorsichtig, theils still stehend, theilS auf- und abschreitcnd, immer bereit, wenn Jemand ihn erblicke, sich die Miene eines Unbefangenen oder Geschäftigen zu geben, htelt er sich in der Näh« jenes PuucteS, von welchem aus er die Gänge und Treppen beobachten konnte. Aber eS blietb Alles still. Die Scene spreite nach acht Uhr Abends an einem Februartag« in der königlichen Porzellan-Fabrik zu Berlin, wo da- Tagewerk beendigt war. Der Director, das wußte der Mann, hatte die Fabrik verlassen, und der Inspektor saß jetzt mit seiner Familie bei der Abendmahlzeit. Nur selten hörte er in weiter Fers« den Schritt irgend eines Dieners oder Arbeiters. Alles schien sicher. Inzwischen war jene weibliche Gestalt, als sie die Thür des Zimmers hinter sich geschlossen, mit dem freudigen Rufe: „Sophie, da bist Du!" begrüßt worden. Stumm hatte sie sich von den Armen, die sich ihr entgegen öffneten, umschließen lassen; stumm ließ sie die Stirn auf der Schulter ideS Mannes ruhen, der sie innig umfing, und dessen Gesicht sich mit dem Ausdrucke der Zärtlichkeit und deS Schmerzes auf sie medeöbeugt«. Es war ein trübes und geheimes Wiedersehen, das verrieth diese stumme Umarmung, wenn auch nicht di« Vorsichtsmaß regeln, di« jener Wächter getroffen, es schon angedeutet hätten. Als der junge Mann mit seinen Lippen das gelockt«, braun« Haar berührte, das in üppiger Regellosigkeit das Haupt umfloß, welches sich an seiner Brust verbarg, hörte er ein leises Schluchzen. „Sophi« — mein Herz, meine theure Sophie!" rief er mit lriser, inniger Stimm«, „ich bin gekommen, um Dich freudig, nicht um Dich weinen zu sehen!" Mit einem schweren Seufzer, einem Seufzer, mit dem ein hart geprüftes Herz die Fluth ver Leiden zurückdrängt, um der bitteren Nothwendigleit dcS Lebens fester ins Auge zu schauen, erhob sie das Gesicht und blickte ihn an, mit feuchten Augen, bleich, mit zitternden Lippen. „Du wirst mich nie mehr freudig sehen, Reinhold. Ich habe all« Hoffnung aufgegeben! Tag auf Tag, Woche auf Woche, Jahr auf Jahr verfließt in dieser schw:ren, ertödtendrn Ge fangenschaft. Mein Geist verdunkelt sich mehr unv mehr — kaum, daß ich noch arbeiten kann! Und wie arbeite ich! Qual voll und mühsam ringt sich vine ärmlich« Idee aus meinem verworrenen Geist«, die Hand zittert mir, die Farben ver schwimmen mir vor den Augen, die sich oft mit Thränen füllen, ohne daß ich es weiß! Der Gram ertödtet Alles, was di« Natur mir gab, und was der Fleiß und Deine Hilfe in mir entwickelten! Meine Gedanken weilen bei den Eltern, bei Dir. Wie können sie schaffen, waS Ander« erfreuen soll, wenn sie düster sind, wie die Nacht und das Grab! Ich möchte die Kunst verdammen, die mich einst so glücklich machte, die mich ein Segen für di« Eltern werden ließ und mir Dein Herz zu führte. Selbst Drin« heimliche Anwesenheit macht mich nicht glücklich. Deine Näh«, di« Art, wie ich Dich sehen kann, zeigt mir nur um so klarer, wie fern Du mir bist. Reinhold, trenn« Dein Schicksal von dem eines Wesens, das dem Unglück verfallen ist, und nur bald noch ein Schatten der Vergangenheit sein wird. Es ist germg an einem Opfer!" „Sophie, Slchhie, waS sprichst Du!" rief der junge Mcm-n. „Wie entsetzlich mußt Du leiden, wenn Deine Seele kleinmüthig genug geworden ist, um den Gedanken einer solchen Trennung in sich aufzunehmen." Sie hatte di« Hände von seinen Schultern sinken lassen; er hatte sie mit den seinen ergriffen. So standen sie, die beiden edlen Gestalten, mit gesenktem Haupte, Bilder dcs schwersten und tiefsten Kummers. „Zürne mir nicht, Reinhold! Ich hab« viel ertragen, ich bin geprüft in der Schul« der Leiden — aber es ist zu Ende — ich fühle, daß ich meinem Leben eine andere Wendung geben muß, und wäre es die entsetzlichst«, einer Trennung von Dir, einer Gutsagung alles Dessen, was mir einst das Leben so golden und hell erscheinen ließ. Ich habe Dir von dem Manne erzählt, der mit der Aufsicht über mich unv einige andere Gefangen« be auftragt ist, ein mir widerwärtiger Mensch, nicht weil er ein Jude ist, sondern weil ich ihn für schlecht und hinterlistig halte. Er ist aufmerksam gegen mich, weil ec mich ausbeutet. Ich arbeite in den Feierstunden für ihn, um doch den Eltern zu weilen einig« Thaler sensen zu können. Er hat sich, wie es scheint, bei dem Könige cinzuschmerck>eln gewußt, denn er ist ge schickt und brauchbar zu Allem, wozu nur Fertigkeit der Hände unv Schlauheit nöthig sind. Vor acht Tagen sprach er mit mir. Der König wolle nichts von einer Freilassung wissen, sagte er. Wir sollten arbeiten, nach wie vor. Ich ganz besonders solle dafür gestraft werden, daß ich mich weigere, so gut zu arbeiten, wie früher. Ja, wenn ich fortfahre in meinem Starrsinn, so werde man mich an einen Soldaten vrrheirathon." „Sophie, — unmöglich! Der König kann nicht so grausam sein!" rief Reinhold leidenschaftlich. „Der Mann, von dessen Edel- muth oie Welt tausand Zeugnisse zu erzählen weiß, kann nicht ein Tyrann sein gegen ein armes, unglückliches Mädchen! Ich habe es begriffen, obwohl es Deine Eltern und mich elend machte, daß er Dich und 'vie Anderen aus Meißen hierher führen ließ — er that es mit dem Rechte des Krieges, der erbarmungslos die Einzelnen zum Werkzeuge seiner Zwecke macht. Ich halb« es begriffen, daß der stolze Mann Dir zürnte, weil Deine Kunst sich seinem Willen nickt beugen und Dein Talent in dieser frem den Luft 'der Gefangenschaft nicht blühen wollte, wie es einst blühte, in der Heimath und im Glücke. Aber, ich habe nie die Hoffnung aufgegeben, daß eines Tages sein Herz sich dem Mit leid oder der Gerechtigkeit öffnen würde. Sophie, ich bin ent schlossen, Alles zu wagen — ich gehe selbst zu ihm, ich sprech« zu ihm, ich fordere Dich zurück! Ich sage ihm, daß er eine Künstlerin nicht behandeln dürfe, wie ein« Kriegsgefangene!" Er hatte den Kopf erhoben und seine dunklen Augen leuchteten. „Ich hoffe nichts davon, Reinhold", sagte Sophi« still. „Du würdest Dich unglücklich machen und mir nicht helfen. Der König zürnt mir, tveil er mich für eigensinnig, weil er für Absicht hält, was doch nur ein« Wirkung des Leidens ist. Ob Salsman Wolf die Wahrheit sagt, weiß ich nicht. ES ist möglich, daß er mich täuschen will. Denn im Hintergründe seiner Miltheilungen schlummert eine Absicht. Ich 'weiß, daß er den Gedanken hat, sich taufen zu lassen, und mich dann vom Könige zur Frau zu fordern." „Und welches Recht hätte der König, Dich an «inen solchen Intriganten zu schmieden, als ob Du ein« Leibeigen« seist?" rief Reinhold. „Nein, nein, Sophie; der Gram verdüstert Deinen Geist, Du siehst zu schwarz. Dieser Mensch lügt, will Dich ein schüchtern —" „Es ist möglich, aber ich fürchte 'das Schlimmste!" sagte die Künstlerin tonlos. „Willigst Du in unsere Trennung, so weis« ich die Bewerbung Wolf's zurück und werde die Frau des ersten besten Soldat«», den man mir bestimmt. Reinhold, mein Herz steht still, während ich das sage. Aber mein Schicksal muß einen Abschluß erhalten — ich muß eine rechtliche Stellung in der Welt «innehmen, um meinen Eltern Helsen zu können. Jetzt bin ich ein Nichts, ein namenloses Wesen, eine Maschine. Ich will Gott bitten, daß er mich diesen Schritt ertragen lasse, obwohl ich fürchte, daß er mein Herz brechen wird!" Reinhold stand eine Minute wie betäubt. „Und das muß em Mann hören, dessen ganze Seligkeit Du bist?" sagte er dann fast bitter. „Sophie, wenn Du unsere Trennung willst, wesbalb zeigst Du sie mir in so gräßlicher Gestalt?" „Ich, die Trennung wollen, Reinhold?" rief ldaS Mädchen, und ihre Stimme war nichts, als ein einziger Schrei der Ver zweiflung. „Aber ein Ende muß eS haben! Ich fürchte mich vor mir selbst, ich fürchte den Wahnsinn. Ich denke an di« Eltern und an Deine Kraft der Jugend, die meinetwegen unge nützt verfliegt. Ich will das Opfer sein. Vergiß mich! Oder kannst Du es nicht, so giebt es nur ein Mittel, mich zu reiten — die Flucht!" „Die Flucht!" sagte Reinhold leise und fast erschreckt. „Aber wohin, Sophie? Es ist fast unmöglich, die Grenz« zu erreichen, und selbst über die Grenze hinaus sind wir nicht sicher vor dem mächtigen Arm dieses Königs. Es wäre ein letztes, rin äußerstes, ein verzweifeltes Mittel!" „Aber ohne diese- Mittel bin ich verloren für mich und für Dich!" rief sie leidenschaftlich. „Der Himmel wird uns schützen — arbeiten können wir überall — die Eltern werden uns folgen! Die Fabrik zu verlassen, ist leicht. Rennert, >der mir so viel Theil- naknne zeigt, wird mich begünstigen. Ich könnte in diesem Augerd blick mit Dir gehen. Laß uns fliehen, Reinhold!" Der jung« Mann legte die Hand vor die Stirn. Seim Lippen verzogen sich starr und schmerzlich. Er athmete schwer. „Es ist nicht möglich, Sophie!" sagte er dann. „Warum nicht möglich? Dickes Haus ist bald verlassen. Mit einem Wagen erreichen wir schnell dir Grenzen von Mecklenburg, vielleicht Hamburg. Ein Mann, wie Du, so begabt, findet überall Freunde und Gönner! Du kannst nicht zagen, wenn ich selbst den Muth zu einer solchen That finde!" „Sophie, Dein« Wort« zerschneiden mir das Herz", rief er
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