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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.07.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-07-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010719010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901071901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901071901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-07
- Tag1901-07-19
- Monat1901-07
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Vezug-»Preis K dO HoptqMdttto« od« O» 1» St»d»> bezirk und d« Vororte» errichte tr» L^> gäbest elleu »bgeholt: virrteljährluh 4.S0, bei »wetnuUiger täglicher Zntillnng w» Haa« ^l Uv. Durch di, Post bezog« für Deatfchland ». Oesterreich: vtrrtrljährl. ^g Ma» abouuirt ferner mit mtsprrchendem Postaasschlag bei beu Postanstalt« tu der Schwei», Italien, Belgien, Holland, Luxem« bürg, Dänemark, Schweb« und Norwegen, Rußland, den Douaustaat«, der Luropütschea Türket, Egypten. Für alle übrig« Staate, ist der Bezug nur unter Kreuzband durch die Expedition diese» Blatte» «»glich. Di« MorgenMnsaab« erscheint m» di« AbeakAn-gab, Wochentag» am v Uhr» Lrdartton »ud Lrpeditt-U- T»-«»t»-ass« 8» Filiale»: Alfred «ahn vor«, v. Klenmi't Sorttn». UuiversitLtSstraße S (Paulinnm), Lv,t» Lisch», Eakhariuenstr. 14» purt. und K-alg-pkatz 7. 363. Morgen-Ausgabe. UpMcrIagMatt Anzeiger. ÄnrlsVlatk des Königliche« Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Aathes imd Nolizei-Ämtes der Stadt Leipzig. Freitag den 19. Juli 1901. Anzeige« »Preis die Sgespaltene Petitzeile SS Reelamea unter dem RedaMou»strich (-gespalten) 7» vor d« Kamtlteunach- richt« (»gespalten) SO Tabellarischer and Hifferusatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisung« und Offertenannahm» 35 Lz (excl. Porto). Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderuug SO.—, mit Postbesörderuag 7V.—. Aunahmeschluß für Aszeigea: Lbead-An-gab«: Vormittag« 10 Uhr. Morg«a»AaSgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Bei d« Filialen und Annahmestelle« je ei« halbe Stunde früher. Luzeig« find stet» an di« Expedition zu richt«. Di« Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» Abends 7 Uhr. Druck und Verlag vou E. Polz in Leipzig 95. Jahrgang. Die Leziehungerr Deutschlands zu den Vereinigten Staaten. E« ist nicht zu bezweifeln, daß die Beziehungen zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten allmählich wieder den normalen Charakter gegenseitiger Freundlichkeit an genommen haben, trotzdem in den Vereinigten Staaten längere Zeit und zielbewußt in der Oeffentlichkeit auf ein entgegen gesetztes Ziel hingearbeitet ist. Es dürfte für den Ausländer kaum möglich sein, sich über die Bewegung in der amerikanischen Presse wirklich su lait zu halten. Es giebt überhaupt kein Organ, das die öffentliche Meinung maßgebend vertritt. Im Osten mißt man anderen Blättern erheblichere politische Be deutung bei, als im mittleren und ferneren Westen, und gerade diejenigen Zeitungen, die in Europa am meisten citirt werden, haben thatsachlich den allergeringsten Einfluß. Seit der Zeit des spanisch-amerikanischen Krieges ist von verschiedenen Seiten systematisch auf eine Verhetzung zwischen beiden Ländern hin gearbeitet worden. Die sogenannte „gelbe Presse" hat hierbei nicht allein mitgewirkt, sondern ihr und anderen ist daS Material wahrscheinlich aus solchen Richtungen zugeflossen, die in ihrer amtlichen Stellung nicht in der Lage waren, offen sich zu ihnen zu bekennen. Durch die wildesten und unsinnigsten Gerüchte über Deutschlands Haltung im spanisch-amerikanischen Kriege und namentlich in der Philippinenfrage wurde die öffentliche Meinung auf daS Schwerste erregt, durch Gerüchte, die, sowie man ihnen zu Leibe gehen wollte, sich als taumelndes Gerede betrunkener renommistischer Officiere herauSstellten, in den Thatsachen aber auch kaum irgend einen Hintergrund besaßen. Zahllose Versionen circulirten in Amerika und wurden ge glaubt, Beweise aber für die Behauptung niemals beigcbracht, sondern, sofern eine Luge desavouirt wurde, wurde eine andere an ihre Stelle gesetzt. Das hat man aber, so schreibt ein ge legentlicher Mitarbeiter des „Hamb. Corresp.", der von einer längeren Reise in Nordamerika sehr vernünftige Ansichten mit gebracht hat, allmählich satt bekommen, und die Dinge wären längst in Vergessenheit gerathen, wenn nicht die systematische Hetzarbeit im Stillen weiter gegangen wäre. Eine Zeit lang suchte man wirthschaftspolitische Zwietracht zu säen. Nachdem durch den Handelsvertrag des Jahres 1900 die Schwierigkeiten momentan beseitigt waren, ging man auf daS Gebiet der Ver dächtigungen über, und unausgesetzt wurden Nachrichten über Deutschlands böswillige Absichten in allen Welttheilen, vor allen Dingen aber in Süd- und Mittelamerika, verbreitet. In der chinesischen Frage suchten sich die Amerikaner als reine Engel darzustellen, während die üblen Deutschen womöglich Schuld an allen Unruhen haben sollten. Natürlich mußte diese Ansicht um so nachdrücklicher aufrecht erhalten werden, als sich die amerikanische Politik in China als durchaus verfehlt er wies und das Staatsdepartement zu Washington zahlreiche Schlappen erleiden mußte. Es mag dahingestellt bleiben, ob Amerika in China eine andere Politik verfolgen konnte, weil es durch seine inneren Verhältnisse, die bevorstehende Präsidenten wahl und die Volksstimmung gehindert wurde. Jedenfalls hat aber der Staatssekretär des Acußeren, Hay, selbst ein alter Journalist und in der Handhabung der Presse im Öffentlichen und im Geheimen gar wohlgewandt, verstanden, das Volk bis zum Ende über die Aufnahme, die seine Politik fand, und ihre Wirkungen zu täuschen. Er hat die Presse am Gängelband, wie kein Anderer vor ihm, und weiß dieses Instrument zu Gunsten seines eigenen Ruhmes und seiner unerschütterlichen und überwältigenden Englandfreundlichkeit meisterhaft auszu nutzen. Immerhin aber haben, wie gesagt, in Amerika die Angriffe auf Deutschland im Ganzen nachgelassen und finden auch kaum mehr ein Echo in der öffentlichen Meinung, die mit richtigem Gefühl ihre Grundlosigkeit erkennt. Nur in zwei Richtungen werden sie noch fortgesetzt. Die eine Seite vertritt der „New Port Herald", Uber dessen Bedeutung man sich in Deutschland nicht ganz klar zu sein scheint. Der „New Uork Herald" ist ein viel gelesenes Blatt, das ist nicht zu bezweifeln, indeß wird er nicht als ernste politische oder wissenschaftliche Kost genossen, sondern er ist das Blatt der Sensation und der Annonce. Nie mand nimmt ihn in den Vereinigten Staaten politisch ernst. Niemand würde sich seine Meinung au- ihm holen. Dafür hält man in New Aork Blätter, wie die „Tribüne", „Time-", -Sun", das „Journal" oder die „Evening Post". Kein Ameri- Inner wird behaupten, daß der „Herald" irgend welchen Einfluß auf di« öffentliche Meinung jemals ausgeübt hat. Der Jrr- thum der Europäer ist daher zu erklären, daß der „Herald" eine Pariser Ausgabe hat,'die man frühzeitig zur Hand bekommt. Ein Vergleich dieser beiden Zeitungen zeigt sehr oft, daß die Sensationsnachrichten in der europäischen und der amerika nischen Ausgabe gar sehr verschieden sind; denn Lügengeschichten, die über den Ocean hinüber trefflich wirken, kann man im «iaenen Lande nicht erzählen. Da- Verdienst des „Herald" ist, sensationelles Material in großem Umfange zu produciren «nd dadurch die sensationslüsternsten Gemuther zu befriedigen, obgleich ihm darin die „World", und namentlich das „Journal", doch noch erheblich geistig überlegen sind, — und ein großes Annoncenblatt zu sein. Er hat durch seine Pariser Filiale die Technik des Boulevard-SensationaliSmuS gelernt und ein wenig von jenem frivolen Ton der Demimonde, der zwar dem DurchscbnittSamerikaner höchst unsympathisch, einer gewissen Tlasse überreizter Naturen aber nothwendige Kost ist. Der bemimondatne Zug, der ihm anhaftet, tritt auch in seiner stanzen Art der Redaction hervor; er ist sensationell oberfläch lich, felbstüberhebend, von lächerlicher Eitelkeit, auf der anderen Seite wohlthätig und mit einem großen Zug in seinen Unter nehmungen. Gleich den Pariser Kameradinnen aber legt er sticht den geringsten Werth auf die Wahrheit. Jedermann in Amerika, und auch wohl dir Sachkenner in Pari-, wissen genau, daß e» nicht amerikanische Politik ist, die der „Herald" kerbt, sondern daß er dir russisch-französisch en, stör allen Dingen aber die russischen Interessen in Amerika txrtritt. Au- welchem Grunde er da- thut, darüber sind die Meinungen unter den Optimisten getheilt. Die deutsche Presse möge aber in Zukunft sich der Milbe ruhig Lberhobrn erachten, stuf Angriffe de- „New Kork Herald" irgendwie ernsthaft ein- tugehen. Der Schreiber dieser Zeilen hat unter den Ameri- wnern stet« da- größte Erstaunen darüber gefunden, daß man in Deutschland tue Stellung diese» Blatte» so ungeheuer falsch beurtheil«. S- ist ebenso sicher, daß der „Herald^ Deutschland In Amerika nicht schaden, wie Rußland nicht nützen kann. Selbst al» er im vorigen Jahre mit aller Energie für eine rus sische Anleihe Stimmung zu machen suchte, blieb dies vollständig ohne Wirkung. Sehr viel ernster ist die Thätigkeit einer Persönlichkeit zu beurtheilen, die gleichzeitig als Correspondent zweier großer und geachteter Zeitungen und der amerikanischen „Associated Press" von Berlin her gegen Deutsch land Stimmung zu machen sucht. Es wäre interessant, zu erfahren, in wessen Auftrage unausgesetzt aus Deutschland ungünstige und unfreundliche Nachrichten, sei es in Kabelbriefen, in besonderen Telegrammen oder in schriftlichen Wochenberichten, eingesandt werden. Hier liegt wohl der letzte Rest einer systematischen Arbeit vor, die vorher ein größeres Echo gefunden hat, aber auch heute noch insofern nicht ganz ohne Bedeutung ist, als die Nachrichten der „Associated Press" ihre Verbreitung über daS ganze Land finden. Man hat in Deutschland vielleicht keine Ahnung davon, mit welch' unwürdigen und gemeinen Mitteln gelegentlich gearbeitet wird. Da- Mißtrauen gegen die deutsche äußere und innere Politik, gegen die Solidität der deutschen Industrie und Ge schäftswelt, wird gleichmäßig genährt, und wenn die anständigen amerikanischen Blätter den gegenseitigen Beziehungen und sich selbst einen guten Dienst thun wollen, so werden sie unzweifel haft bald dafür Sorge tragen, daß diesem unwürdigen Zu stande ein Ende gemacht wird; denn sachlich liegt gewiß nicht der mindeste Grund für einen Zwiespalt vor. Durch politische oder wirthschaftliche Kämpfe würden sowohl Amerika wie Deutschland nur die Geschäfte anderer Länder besorgen, was allerdings vielleicht die Absicht der Hetzer und ihrer Hinter männer sein mag. Materiell liegt weder in der wirthschaft- lichen Lage, noch in der Volksstimmung beider Länder ein Grund vor, andere als die freundlichsten Beziehungen zu pflegen, sofern nicht etwa Amerika durch eine Fortsetzung seiner übertriebenen Schutzzollpolitik und die Handhabung der Aus- führungsgesehe die Stimmung Deutschlands wie ganz Europas weiter ungünstig beeinflussen sollte. Der Krieg in Südafrika. „Kroncolonien." Man schreibt unS au» London, 17. Juli: „ES werden wieder einmal alle Hebel in Bewegung gesetzt, um officiell und osficiös der Kriegslage in Südafrika ein für die britische Sache günstigeres Colorit zu geben, damit die öffentliche Meinung in England keine weiteren rapiden Fort schritt« in der Kriegsmüdigkeit macht. Die durch die „Daily Mail" in Scene gesetzt« Hetz« gegen die Boeren läuft jetzt schon ganz üffen darauf hinaus, di: Regierung mit allen Mitteln dahin zu bringen, daß sie in eingebildeter, künstlicher Macht vollkommenheit den Transvaalern und Freistaatlern die sämmt- lichen Rechte kriegführender Parteien abspricht und sie, soweit sie noch unter Waffen stehen, in Zukunft einfach als Rebellen be trachtet und behandelt. Dies« Rückkehr zur rücksichtslosesten und brutalsten Barbarei würde den Herren Jingos und vor allen Dingen den Machern hinter den Coulissen höchst willkommen sein, da diese nun einmal ohne «ine möglichst vollständige Aus rottung der Bo«ren naturgemäß kein« Sicherung und Friedens garanti« für die Zukunft in Südafrika erblicken können. Es wird sich jetzt nur noch darum handeln, ob die jetzige eng lisch« Regierung stark g«nug ist, diesem wüthenden Drängen niicht nachgugeben und, wenn sie den Raubkrieg in Afrika nun einmal fortsetzen muß und will, ihn dann nicht vollständig zu einem barbarischen Vendetta-Kriege deg«niriren zu lassen. Auch in Capstadt giebt man sich jetzt auf Seiten der Regierung der Colonie die größt« Mühe, tüchtig gegen die Boeren zu Hetzen und mit London in jeder Hinsicht Hand in Hand zu gehen. Der Premierminister der Colonie, Sir Gordon Sprigg, sprach sich, wie schon kurz gemeldet, in einer öffentlichen Versammlung in Capstadt dahin aus, daß die beabsichtigte und gefürchtete Auf hebung der Verfassung in Ker Colonie durchaus unnöthig sei, da di« augmblickliche Lage in der letztern «in solches Vorgehen durchaus nicht nothwendig mache. Der Krieg befinde sich jetzt in einem viel hoffnungsreicherem Stadium für die britische Sache, als dies seit dem AuSbruch 'ver Feindseligkeiten jemals der Fall gewesen fei. Die Capvegierung beifinde sich in vollständigem Einver- ständniß mit dem Londoner Cabinet, und halte es auch für un bedingt nothwendig, daß daS Republikanerthum der Boeren in Südafrika unbedingt auSg«rott«t werden müss«, da eS eine große Gefahr für die britische Herrschaft bedeute. Die Londoner Regierung sei auch bereits bezüglich alkr zukünftigen Arrange ments nut d«m Capministerium gänzlich einig und die beider seitige Ansicht geh« dahin, daß in den Boerenstaaten zunächst eine militärisch« Diktatur herrschen müsse, bis der Krieg und die Rebellion ihr Ende gefunden hätten. Dann würde eine Ver waltung der neuen Territorien als Kroncolonien unter dem Regiment britischer Gouvern«ur« mit ein«r berathenden Executive folgen, und wahrscheinlich erst nach einem beträcht lichen Zeitraum«, aber sobald alt möglich, würde «in« freie Sekbstregierung zugestanden werden. Diese letztere Einrichtung könne unmöglich sofort getroffen werdon, da noch nicht vorauS- zusehen sei, ob die unterworfenen Länder mit einer solchen Administration betraut werden könnten. Um eine beschleunigte Einführung einer derartigen Sewstregstrung zu fördern, hege die Regierung die Absicht, nach einem groß angelegten System ein« Einwanderung von Loyalisten aus Großbritanni«» und dem übrigen britischen Weltreich« nach dem TrwnSvaal und dem Orangrfreistaate in Scene zu sehen. Später sei dann ein« Föderation aller südafrikanischen Colonien in Aussicht genommen, was aber noch in weiter Fern« liege. Dies« Aeußerungen de- Cappremier« sind von besonderem Werthe und kennzeichnend für di« ganze britisch« Auffassung der Lage auf dem Kriegsschauplätze und von der Gesinnung und der Stimmung der noch im Felde stehenden Boeren. Im Ein klang istit der oben erwähnten Absicht, die beiden Boennvölker soweit al» möglich autzurotten, würde «» stohen, wenn „nach einem groß angelegten System" ein« Einwanderung von sogenannten Loyalisten beabsichtigt wäre. Di« Bo«r«n sollen ver schwinden und an ihr, Stelle der Abschaum der Bevölkerung de» britischen WeltwicheS treten. Da- wäre natürlich auch dos Ideal der Londoner Jingo», die selbstverständlich dem Premier minister am Tast der guten Hoffnung für seine Anti-Voerenrede bi- in den Himmel heben." * London. 18. Ault. (Telegramm.) Der „Daily Mlegraph" meldet au» Pretoria vom 1k. Juli: Die Nachrichten über die von den Boeren bei Blaksontetn begangene» Grausamkeiten haben sich als unbegründet heranSgestellk. Tie Boeren handelten während de» Krieges mit wenigen Ausnahme» immer human und grotzmüthcg. * London, 18. Juli. (Telegramm.) Lord Kitchener berichtet vom 17. Juli auS ElandSfontein: Bei den Kämpfen in der Oranjefluß-Colonie sind Karl Botha, ein Sohn Philipp Botha'S, Leutnant Thomas Huinun und Fcldcornet Oliver gefallen. Deutsches Reich. Berlin, 18. Juli. (DieDeutschen Dolksbäder.) An der Hand einer Erhebung, die der Berliner Statistiker Or. E. Hirschberg über den Stand d«s deutschen Volksbadewesrns im vorigen Jahre bearbeitet hat, beschäftigt sich in der „Socialen Praxis" A. Graetzer mit den deutschen Voltsbävern. Nach jener durch Vermittelung der Kreisphysici gewonnenen Er hebung gab es in Deutschland 2918 Warmbadeanstaltrn, d. i. je eine aus 18 000 Einwohner. Die Warmbadeanstalten besaßen 19 25s Badewannen, 743 Brausezellen und 251 Schwimmbäder, so daß im Reiche auf je 10000 Einwohner 0,5 Schwimmbassins, 36,8 Badewannen und 14,0 Brausebäder entfielen. Berücksichtigt man, daß die ärmere Bevölkerung ganz überwiegens auf die öffent lichen Badegelegenheiten angewiesen ist, so wird man mit Graetzer die obigen Zahlen als recht niedrig ansehen. Dagegen unterschlägt Graetzer doch wohl die Badegelegenheit, die Durch die Ein richtung von Badestuben auch in kleineren Wohnungen für die ärmere Bevölkerung geschaffen wird. Daß in Fabriken, Berg werken u. s. w. für Badeeinrichtungen noch viel mehr gethan werden könnte, steht außer Zweifel. In dieser Beziehung aber hält« Graetzer erwähnen dürfen, daß manche Staatsbetriebe, z. B. vie Militärwerkstätten in Spandau, für ihre nach Tausenden zählende Arbeiterschaft ein nachcchmenswerthes Beispiel gegeben haben. Um di« Bedeutung der obigen Statistik g«nau zu beur theilen, müßte ferner, wie Graetzer selbst bemerkt, die Fre quenz der Warmbadeanstalten gekannt werden. Wir besitzen jedoch nur eine Statistik aus dem Jahre 1895, die sich auf einige im städtischen und gemeinnützigen Betriebe befindlichen Anstalten einzelner Großstädte bezieht. Danach steht Stuttgart mit 32 937 Bädern auf je 10000 Einwohner an der Spitze, dann Dortmund mit 29 571. Es folgen in einigen Abständen: Ersfeld, Bochum, Bremen, Nürnberg, Magdeburg, Düsseldorf (17 852» u. s. w. Von den Badenden entfielen drei Viertel auf das männliche Ge schlecht. Diese Ziffern richten sich natürlich nach den vorhandenen Anstalten. Fünf Orte mit mehr als 25 000 Seelen und starker Arbeiterbevölkerung besitzen gar keine öffentliche Badegelegenheit, nämlich: Königshüttr, Gelsenkirchen, Meydetich, Altendorf, Rheydt. Merkwürdiger Weise weisen gerade die westlichsten und östlichsten Bezirke des Reiches die geringste Zahl an Badewannen auf (Koblenz 4,8 auf je 100 000 Einwohner, Münster 8,1, Stade 8,2, im Osten Marienburg mit 9,0, Gumbinnen mit 9,6, Posen mit 12,4). Am höchsten stehen die Seebadebezirke Köslin und Stralsund mit 87,6 und Berlin 86,9, noch höher Dresden, 132,0, und einzeln« badische, württembergische und thüringische Bezirke. Nur etwas m«hr als ein Drittel der gesummten Reichs bevölkerung lebt in Orten mit öffentlichen Badeeinrichtungen, die eigentlich nur in den Städten vorhanden sind. 133 unter im Ganzen 545 preußischen Kreisen entbehren ihrer gänzlich. Das Bedenkliche dieses Zustandes wird, wie wir hinzufügen, durch zwei Momente gemildert. Das eine besteht darin, daß wenigstens in der warmen Jahreszeit die Badegelegenheiten durch die Meer-, See- und Flußbäder erheblich vervielfacht werden. Allerdnrgs könnte auch in Bezug auf letztere Drei Bade gelegenheiten an manchen Orten noch weit mehr mit geringem Aufwande geschehen. Das zweite Moment besteht in der That- sache, daß für unser „Volk in Waffen" die Forderung eines Sachverständigen wie Professor Lassar: „Auf jeden Ein wohner mindestens ein Bad in der Woche!" Durch die Heeresver waltung erfüllt ist. Der erziehlich« Einfluß, den gerade in diesem Stücke die Schule des Heeres auf breite Massen des Volles auS- übt, ist ebenso stark wie heilsam und erfreulich. * Berlin, 18. Juli. Der schon erwähnte Erlaß de- preußischen Ministers der öffentlichen Arbeiten über die Neueinstellung von Regierungsbauführern des Hochbaufaches und des Wasser- und StraßenbaufacbeS wird jetzt in der letzten Ausgabe deS „StaatSanz/- veröffentlicht; er lautet: „Nachdem durch den Erlaß vom 18. v. M. für den Bereich der Eisenbahnverwaltung die Ncueinstellung von Regierung».Bau führern im Eisenbabnbaufache und Maschinenbaufache von meiner Genehmigung abhängig gemacht ist, ordne ich ein Gleich,- für die allgemeine Bauvrrwaltunq bezüglich der RegierungS-Bausührer deS Hochbaufache- und de» Wasser- und Straßenbaufache» an und be stimme hierdurch in Ergänzung der Anweisung zur Annobme und Ausbildung der RegierungS-Bausührer des HochbaufacheS und des Wasser- und Straßenbaufaches vom 15. Februar d. I. Folgendes: Die Vorsitzenden der königlichen technischen PrüsuugSSmler in Berlin, Hannover und Aachen haben mir unmittelbar — spätestens binnen drei Tagen — nach jeder Prüfung dir PrüfungSocten der- jeuigen Baubefliflenea, welche die erste Hauptprüfung bestanden haben und in den Vorbereitungsdienst für da» tzochbaufoch oder da- Wasser« und Straßenbausach bei der allgemeinen Bau- Verwaltung treten wollen, nach den Fachrichtungen getrennt, ohne besondere» Anschreiben (mittel» der anliegenden Formularnachweisung) vorzulegen. Bon den Baubeflissenen für da» Wasser« und Straßen« bausach ist gleichzritig di» im 8. 5 der Anweisung vom 15 Februar d. I. vorgeschriebene ärztliche Bescheinigung einzufordern und bei- zufügen. Die vaubeslisseuen sind berechtigt, sich bereits vor Eingang meiner Entscheidung über ihre Zulassung zur Ausbildung al- Regierungr-Bauführer bei derjenigen Provinzialbehörde, in deren Bezirk sie zunächst beschäftigt werden wollen, auf Grund de» ihnen von dem PrüfungSamte zu «rthellenden Prüfung-zeugnisse- zu melden Ihr, Ernennung zum RrgterungSbauführer darf erst nach Eingang mein», Genetzmtgung erfolgen, r- kann ihnen aber bereit vorher eine Beschäftigung — 8 7. a. a. O. — angewiesen werden, welche auf die Ausbildungszeit auzurechuen >ist. Die Mitthrilung meiner Entscheidung erfolgt von hier auS an die Baubeflissenru; sie haben diese Verfügung dem Chef derjenigen Behörde, in deren Bezirk sie ihre Ausbildung beginnen, einzureichen. Diejenigen Bau beflissenen, für welche die Zulassungsgenehmigung nicht er- theilt wird, scheiden ohne Weitere» auSder einstweilig ihnen zugewiesenen Beschäftigung auS, haben aber das Recht, die Be zeichnung „staatlich geprüfter Bauführer" zu führen. * Berlin, 18. Juli. Zum Verkehr mit Kraftfahr zeugen in Preußen schreibt die „Berl. Corresp.": Die stetig wachsende Verwendung von Kraftfahrzeugen im Verkehr- und Sportwcsen ist in letzter Zeit besonders lebhaft in der Presse erörtert worden. Dabei ist naturgemäß auch die Gefährdung des Publicums durch zu schnelles oder unvorsichtiges Fahren der Automobilisten besprochen und die Ergreifung geeigneter Sicherheitsmaßregeln gefordert worden. Es scheint nicht all gemein bekannt zu sein, daß im diesseitigen Staatsgebiete be reits eine Reihe von Verordnungen in Kraft ist, durch welche die hier verlangte Sicherheit — so weit es thunlich ist — gewähr leistet wird. So enthält eine Verordnung des Berliner Polizei präsidenten über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen Vorschriften über die Befähigung der Führer und über die Fahrgeschwindig keit, welche in den städtisch bebauten Straßen das Fahrtempo eines in gestrecktem Trabe befindlichen Pferdes nicht über schreiten darf. Dem Polizeipräsidenten steht außerdem die Be- fugniß zu, bestimmte Straßen und Straßenzllqe für den Ver kehr mit Kraftfahrzeugen oder eine Art derselben gänzlich zu sperren. Von dieser Befugniß wird Gebrauch gemacht werden wenn auch ferner berechtigte Klagen über zu schnelles und rück sichtsloses Fahren der Kraftfahrzeuge laut werden sollten. Entsprechende, das Fahrtempo der Kraftfahrzeuge regelnde Be» stimmungen sind auch für die übrigen Gebiete der Monarchie erlassen oder in Vorbereitung, und die Polizeiorgane sind an gewiesen, für die strikte Durchführung der einschlägigen Ver ordnungen Sorge zu tragen. (7) Berlin, 18. Juli. (Telegramm.) Durch eine kaiserliche CabinetSordre vom 13. Juli wird bestimmt: Die Marine-Truppentbeile des oftafiatischen Expeditionskorps treten mit ihrer Heimreise in den Befehlsbereich der Jn- spection der Marine-Infanterie. Das 1. und 2. See bataillon sind mit ibrem Eintreffen in die Heimath demobil zu machen unter gleichzeitiger Auflösung deS 1. und 2. Ersatz-Seebataillons. Mit demselben Zeit punkte sind die übrigen Formationen des genannten Ex peditionskorps aufzu lösen. (D Berlin, 18. Juli. (Telegramm.) Die „Nordd. Allgem. Ztz." meldet: Der Staatssekretär des Auswärtigen AmtcS Frhr. v. Richthofcn hat sich nach Helgoland und Borkum auf Urlaub begeben. Während seiner Abwesenheit wird er durch den Unterstaatssekretär vr. Mühlberg ver treten. — Der Gesammtverband der christlichen Ge werkschaften Deutschlands soll durch den Anschluß deS bayerischen und württ embergischen Gewerkschafts- caikells eine Verstärkung erfahren. Die betreffenden Ver handlungen sind bereits im Gange. Der christliche Holz- arbeiterverband steht außerdem im Begriff, mit den organi- sirten christlichen Holzarbeitern der Schweiz einen Cartellvertrag abzuschließen. Es wäre dies der erste Cartell- vertrag, den christliche Gewerkschaften zweier Länder mit einander eingehen. — Der frühere Reichstagsabgeordnete Freiherr v. Münch hat die ihm von der Kreieregierung in Reut lingen Anfangs verweigerte Entlassung aus der württem- bergischen S toatSaugrdörigkeit durch Entscheidung deS württem« bergischen Ministeriums LeS Innern nunmehr erhalten und ist preußischer Unterthan geworden. Das württembergische Ministerium des Innern betrachtet v. Münch in Ueberein- stimmung mit der Praxis der Civilgerichte als geschäftsfähig, während die württembcrgischen Strafgerichte ihn als geisteskrank und nicht verfolgbar erklärten. Frhr. v. Münch wohnt jetzt in Berlin. * Nordhausen, 17. Juli. Der Verein der Tabak fabrikanten in Nordbausen präcisirt seinen Standpunkt zum Tabakarbeiterstreik in einem Schreiben an die Berliner Gewerkschafts-Commission folgendermaßen: 1) Wir müssen fest daraus bestehen, die stehengebliebenen und neu angenommenen Arbeiter unter keinen Umständen zu entlassen, da wir denselben unser Wort verpfändet haben. 2) Wir sind jeder- zeit bereit, die sich freiwillig meldenden Ausständigen nach Bedarf und eigenem Ermessen anzunebmen, müssen aber eine nachträgliche Anerkennung deS Schiedsspruchs, sowie weitere Verhandlungen mit dem Gewerbegericht oder EinigungSamt ablehnen. Auch mit den Arbeitern oder deren Commissionen zu verhandeln, besteht keine Geneigtheit in Folge der von jenen geübten Kampsesweise. Wir hoffen jedoch, daß di« dortige Gewerkschasts-Eommission auf Grund unseres Standpunkte» ihren Einfluß auf die Ausständigen aus üben will und kann. Hochachtungsvoll Verein der Tabakfabrikanten. I. A.: F. Kneiff, Bors. * Vssen, 17. Juli. Aus dem ganzen westlichen Koblen gebiet d«S rheinisch-westfälischen JndustriebezirkS treffen Nachrichten «in über die Einlegung von Feierschichten. Grund ist Absatzmangel und hohe Einschränkung de- KokSsyndikate». (Frkf. Ztg.) * Bonn, 17. Juli. Der preußische CultuSminister ist im Frühjahr entschieden für die Bewilligung der 80 000 zur Vorbildung altkatholischer Geistlicher am theologischen Seminar in Bonn ringetreten. Er hat die volle Berechtigung der altkatholischen Forderung, die Verpflichtung für den Staat, für die Vorbildung Mittel zu be willigen, anerkannt. Da» Centrum und ein Theil der Conservativen haben die Summe dennoch abaelehnt. Die Liberalen in der Commission haben für den Kall der Ab- lebnung dem Minister dringend nabegelegt, er solle di, alt- katboliscbe Professur in der katholisch-tbeologischen Facultät nicht ringeben lassen, sondern, wenn sie später erledigt würde, neu altkatbolisch besetzen. Dieser Fall liegt nun vor, und eS wäre sicher die billige Antwort Studt's.wenn er der ultramontane.
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