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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.07.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-07-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010720020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901072002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901072002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-07
- Tag1901-07-20
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urtheilt", sagte Friedrich. „Sie werden diese Strafe theilen, wenn cs Ihnen mißlingt, seine Unschuld zu beweisen. Sie haben sich selbst dazu erboten, und ich nehme diese Bedingung an, weil der Graf, wie ich glaube, wenn er schuldig ist, es durch den Umgang mit Ihnen geworden. Im Uebrigen soll es mir nur erwünscht sein, wenn Sie die Richter von der Un schuld Ihres Freundes überzeugen. Sie werden, als sein An walt, die Freiheiten und Rechte genießen, die ein englischer An walt in einem solchen Falle besitzt. Das ganze Verfahren soll nach Ihren und anderer Sachverständigen Angaben stattfinden, so bald als möglich. Damit sind Ihre Wünsche erfüllt. Möge der Erfolg dem Vertrauen entsprechen, das Sie in sich selbst und Ihren Freund setzen! Sie haben getadelt; es ist in Ihre eigene Hand gegeben, cs besser zu machen." „Ich danke Eurer Majestät", sagte Altenberg, sich tief ver beugend. „Nur eine Bitte wage ich noch. Es ist Gebrauch, daß der Anwalt sich mit seinem Clienten wenigstens einmal besprechen könne. Gestatten Eure Majestät, daß ich, unter den üblichen Formen, den Grafen Laniska besuchen darf?" „Es ist eine neue Bedingung, aber da ich die Billigkeit der Forderung einsehe, so nehme ich sie an!" sagte Friedrich. „Der Gouverneur von Spandau wird den Befehl erhalten, Ihnen eine zweistündige Unterredung mit dem Grafen Laniska zu ge statten. Indessen wird das Resultat derselben nichts an d-m ändern, was jetzt zwischen uns Beiden festgesetzt ist. Sic bleiben für Ihre Behauptung verpflichtet." „Ich hoffe, keine Ursache zu haben, in meinem Entschlüsse wankend zu werden", sagte Altenberg, „und danke Eurer Maje stät für die Gewährung dieser Bitte. Wohl möchte ich derselben noch eine hinzufügen, die nicht meinen Freund, sondern eine Person betrifft, welche bei dieser Anklage gar nicht betheiligt ist. Ich glaube, daß die Gräfin Laniska ihre Bitten mit den meinigen vereinigen wird." Die Stirn des Königs faltete sich für einen Moment. Dann sagte er: „Wer ist das?" „Demoiselle Mansfeld. Euer Majestät haben zu einer Zeit, in welcher Sie an eine Mitschuld der Künstlerin glaubten, den Befehl gegeben, dieselbe in strengstem Gewahrsam zu halten. Jetzt, wie ich weiß, sind Eure Majestät davon unterrichtet, daß Graf Laniska jene Worte aus eigenem Antriebe und ohne jede vorhergehende Verabredung mit derselben geschrieben. Demoi selle Mansfeld erwartete ihren Verlobten, dieser sollte die noch nicht entworfene Inschrift ersinnen und schreiben. Eure Majestät werden die Unschuld nicht mit der Schuld leiden lassen wollen. Dir Künstlerin hat alle Bedingungen, die Eure Majestät früher gestellt, erfüllt; sie hat ein Werk geliefert, welches die Bewunderung Eurer Majestät erregte; von Allem, was später geschehen, kann sie nichts wissen, ja, bis zu diesem Augenblicke ist sie vielleicht noch über den Grund der Strenge, die von Neuem gegen sie geübt wird, in Ungewißheit! Wie ich höre, fürchtet man für ihre Gesundheit." „Ich werde es überlegen!" sagte der König. „Sie theilen diese Bitte, Gräfin?" „Von ganzem Herzen, denn ich habe das junge Mädchen sehr lieb gewonnen. Ich kann nur bestätigen, was Herr Alten berg sagte; Demoiselle Mansfeld sah die Inschrift mit mir zu gleich, ohne daß sie, wie ich, den Inhalt vorher gekannt hätte." „Gut, ich werde morgen meine Entscheidung treffen!" sagte Friedrich. Dann fragte er die Gräfin nach einem ihrer Bekannten, wandte sich zu anderen Personen und verließ bald darauf die Gesellschaft. VIII. Von allen Denjenigen, welche die Entscheidung über das Schicksal des Grafen Laniska erwarteten, litt ohne Zweifel Sophie Mansfeld am meisten, mehr, als die Mutter, mehr, als der Freund. Denn während den Letzteren die Hoffnung auf den Sieg oder im Falle der Niederlage die Genugthuung, die höchsten Pflichten der Freundschaft erfüllt zu haben, aufrecht erhielt, während die Mutter in dem freudigen Vertrauen des Freundes eine Stütze und in dem Bewußtsein von der Unschuld ihres Sohnes und von der Ungerechtigkeit seiner Strafe einen, wenn auch nur geringen, Trost fand — während dessen erfüllte nur ein einziger Gedanke das Herz der jungen Künstlerin: der Gedanke, daß durch ihre Schuld zwei Wesen, vor denen sie die größte Hochachtung empfand und denen sie so viel verdankte, unglücklich geworden seien. Vergebens hatten sowohl die Gräfin als Altenberg sie zu trösten und ihr die Freisprechung August's als sicher darzu stellen gesucht, vergebens hatte ihr die Gräfin durch das herz lichste Wohlwollen, das sie ihr unverändert schenkte, den Beweis geliefert, daß sie auch nicht den mindesten Groll gegen sie em pfinde — das junge Mädchen verharrte in ihrer Traurigkeit und Schwcrmuth, die sehr verschieden von der früheren, aber nicht weniger tief war. Was ihr eigenes Schicksal anbetraf, so hatte es sich nach jenem Gespräch Altenberg's mit dem Könige geändert. Es war ihr mitgetheilt worden, daß es ihr freistehe, nach Sachsen zurückzukehren oder in der Manufactur zu bleiben, und daß ihr im ersten Falle eine ansehnliche Summe, im zweiten eine noch bedeutendere gezahlt werden würde. Damit war natürlich jede Beschränkung ihrer persönlichen Freiheit aufge hoben und Sophie konnte ihren Verlobten und die Gräfin un behindert sehen. Sie hatte Alles erreicht, was früher den Inhalt ihrer kühnsten Wünsche gebildet. Aber mit der Gefangenschaft Laniska's war ihrem Glück die Blüthe abgebrochen; dieses Glück war mit einem Opfer erkauft, zu hoch für ein zartfühlendes, unselbstsüchtiges Herz. Der jähe Sturz vom reinsten Glück in diese tiefe Trauer hatte überdies ihren Geist so verdüstert, ihre Fassungskraft so heftig erschüttert, daß sie nicht im Stande war, sich den Hoffnungen hinzugeben, die Altenberg und die Gräfin hegten. Sie schüttelte zu Allem, was von einer baldigen frohen Zukunft gesprochen wurde, den Kopf. Auch in der Arbeit fand sie keinen Trost, da gerade die Arbeit sie an die Ursache des Verlustes erinnerte, den die Gräfin um ihretwillen erlitten. Ueberdics hatte der Arzt ihrem Verlobten und auch der Gräfin gesagt, man möge vorsichtig sein und Sophie vor jeder Auf regung hüten, da die heftigen Aufregungen der letzten Heit ihren Geist in eine Erschütterung und Schwäche verseht hatten, die nur durch lange Ruhe und ein gleichmäßiges, womöglich zu friedenes Leben geheilt werden könnten. Woher aber sollte diese Zufriedenheit für Diejenige kommen, die sich bewußt war, so großes Unheil dort angerichtet zu haben, wo sie mit der ganzen Hingebung ihres Herzens hätte dankbar sein mögen? In ihrem Verlobten fand Sophie in dieser Zeit eine nur schwache Stütze. Ertrug Reinhold Gerstorf den schweren Schlag auch mit größerer äußerlicher Fassung, so war sein edel denken des Herz doch nicht minder erschiitteü von dem Gedanken, daß derjenige Mann, dessen Großmuth und dessen Eifer er die Er lösung seiner Verlobten dankte, jetzt, in der Blüthe des Lebens, auf Jahre der Gefangenschaft überliefert und der glänzenden Hoffnungen für die Zukunft beraubt sei. Er theilte mit Sophie das trübe Bewußtsein, niemals wieder ganz glücklich sein zu können. Wohl sagte er sich, daß mit der Freisprechung deS Grafen aller Grund zum Kummer schwinden werde, aber e> erging ihm ähnlich, wie Sophie; sein Geist war gelähmt und er vermöchte nicht zu hoffen. War er mit Sophie allein, so saßen oder gingen sie schweigend und traurig nebeneinander. Auch er vermochte nicht zu arbeiten, und da der Mensch geneigt ist, in solchen Stimmungen sich selbst noch mehr zu verdüstern, so erschien auch ihm das ganze Leben nur als eine Qual. Er glaubte, daß Sophie und er nur dazu bestimmt seien, nicht nur selbst unglücklich zu sein, sondern auch Anderen Unglück zu bringen. Daran, Berlin zu verlassen, dachten sie in dieser Zeit nicht. Auf jeden Fall wollten sie den Tag, der das Geschick des Grafen und seines Freundes entscheiden mußte, erwarten. Sophie wohnte, wenn sie sich nicht bei der Gräfin in Potsdam befand, in der Manufactur, aber bei der Familie deS Inspektors. Rein hold hatte den Expedienten sprechen wollen, um von ihn eine bestimmte Erklärung über die Ursachen zu erhalten, aus denen die für die Eltern bestimmten Gelder nicht in Meißen ange-> lxcvLtt, »o- >r«o a» »tetreock. »7 262 Kob I.L 1L I-U. --L. Stott-. Lot.115^ «wo SSI, »oto tllS k. 10 Q. 8 »ab. IUL. «ob. tt«». ss^o 88,80 SS,SO 101.80 84,10 84,10 7S,— VS,70 10«,60 71^5 Ittd. kk eo». ,l»r. »otr kolb, ost itoa »du 108,14) 104^5 28,— 154,— 101H0 124,— 87.80 VV.7S SS^SO 17^40 l*. 1131,25 Neck 100,25 isvk 100L0 3S,S0 131,— SS,80 «1,— ISO,— 125.— 100.50 202,80 168,— 140.50 152,75 >edk. ^t.8. Utor 88" b»o .-V. lldr. >vV1. tiuc. r» lock rud. Ulti- 138,— 151.10 284,25 118,— 151,75 132.50 121 SO 84,25 «Ikd. >l»li »ist 160,— 50,25 201,10 116,25 147,50 85,05 Io der 215.70 213,45 215,65 85,15 216,— an vll nut stk. ä a dt».> eitors Liick- ' »1- xestsrll »sne-»<kk,oll islao- ibror Uno LUrnax fsrtksll ver- : vor. 1,eip- 88.80 166,60 50.— 181.50 285,— 162.25 151.25 153.25 151,— 11SO0 114,10 8 r. cko. «Ick l.ouaov. , Vwll 26S,7b Isid kr". k vsrbotoo.) Kvlck i Lrisk 3400 4050 3225 275 8800 7S00 SSOO 3700 3500 12600 4125 3300 324 10000 14700 8050 10200 1150 2750 SSOO 425 1250 2225 1125 1875 1775 4100 11300 2625 H5 1325 2300 450 1200 1800 1850 14400 1200 575 VezugS,Preis k» dir Hasptexpedittoa oder de» t» Stabs- bezirk und de» Vororte» errichtete» Aus gabestelle» abgeholt: vierteljährltck 4.50, »et zweimaliger täglicher Zustelluug ins Hau» 5.50. Durch die Post bezöge» für Deutschland ». Oesterreich: vierteljährl. S. Maa aboauirt ferner mit entsprecheadem Postausfchlag bet dra Postanstalte» in der Schweiz, Italien, Belgien, Holland, Luxem» bürg, DLuemark, Schweden und Norwegra, Rußland, de» Donaustaatea, der Europäischen Dürfet, Egyptea. Für alle übrigen Staate» ist der Bezug »nr unter Kreuzband durch die Expedition diese» Blatte» möglich. Di« Morgen-Ansgabe erscheint am '/,7 Ubr, di« Lbead-AuSgabe Wochentag» um 5 Uhr. Redaktion und Expedition: JohannlSgaffe 8. Filialen: Alfred Lahn von». O. Klemmt Sorktm. UmversitätSstraße 3 (Paulinum), Louis Lösche, Kathartnenstr. Part, und Ksnigsplatz 7. 388 Abend-Ausgabe. MMr TaMatt Anzeiger. Amtsblatt des königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Mathes und Melizei-Ämtes der Ltadt Leipzigs Sonnabend den 20. Juli 1901. Anzeigen-Prei- die ö gespaltene Petitzeile LS Reklame» unter dem Redactiousstrich (4 gespalten) 75 vor de» Famikleunach» richte» (0 gespülte») 50 Lj. Tabellarischer und Ztffernsatz entsprechend höher. — Eebühre» für Nachweisungen »ud Offertenannahme L5 Lj (excl. Porto). Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgeu-AuSgabe, oha« Postbeförderung SO.—, mit Postbeförderung ^l 70.—, Ännahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgab«: vormittag» 10 Uhr. Morgru-Ausgab«: Nachmittag» 4 Uhr. Bet den Filialen und Annahmestellen je ein» halb« Stunde früher. Anzeigen sind stet» an die Expedition za richten. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. Druck uud Verlag von L. Pol» ia Leipzig. 95. Jahrgang Der Krieg in Südafrika. Tie Unsicherheit der englischen Herrschaft in Transvaal. Aus Pretoria, 19. Juni, schreibt man uns: Seit dem Bericht von letzter Woche haben weitere zwei Hinrichtungen von Transvaalbürgern stattgefunden, welche ihren Neutralitätseid gebrochen hatten und zu den Boeren zu entkommen versuchten. Der Eine der beiden Unglücklichen war eingeborenerDeutscherNamensKrause, von Beruf Schlosser, und schon längere Zeit hier ansässig. Er hinter läßt Familie. Es cursirt hier der Bericht, daß Krause fort während im Interesse der Boeren thätig war, Kleider und an dere Sachen für sie aus Pretoria hinausschmuggelte und eine ge regelte Verbindung mit ihnen aufrecht erhielt. Es war leider von Anfang an bestimmt anzunehmen, daß das Kriegsgericht die Todesstrafe verhängen würde, da er nicht nur mit einem Re volver in der Hand ergriffen wurde, sondern auch auf die eng lischen Verfolger gefeuert hatte. Seitdem sind nun die Bestimmungen des Belagerungs- z u st a n d e s für alle von den Engländern besetzten Städte wie der verschärft worden, indem besonders alle Nachtpässe in Pretoria und Johannesburg eingezogen wurden. Nur Eonsuln fremder Mächte, einige vertrauenswürdige Acrzte und permanent angestellte Beamte erhielten neue Pässe, der Rest der Bevölkerung muß wieder um 10 Uhr Nachts (Farbige von 8 Uhr ab) zu Hause sein. Wenn die Behörden sich schmeicheln, dadurch den Verkehr der Boeren im Felde mit ihren hiesigen Freunden unmöglich zu machen oder nur wesentlich zu erschweren, so geben sie sich einem großen Jrthume hin. Erstens besitzt die Stadt viel zu wenig Polizei, zweitens werden die enorm ausgedehnten Stadtgrenzen viel zu schlecht bewacht und zu mangelhaft patrouillirt, um das Durchschleichen von Boeren zu hindern. Letzte Woche haben die Boeren sich in einer für Pretoria recht unangenehmen Weise bemerkbar gemacht, indem sie in einer Nacht fast alle der im Reinigungsdienst der Stadt verwandten Maulesel wegholten. Am letzten Freitag und Sonn abend wurden darauf in der Stadt alle nur irgendwie entbehr lichen Maulesel requirirt und etwa 50 zusammengebracht. Ob nun die Boeren beweisen wollten, wie gut sie informirt sind, oder ob sie nur zufällig den Streifzug Wiederholten, kurz und gut, in der Nacht vom Sonnabend auf Sonntag holten sic auch d i e s e T h i e r e w e g. — Da die Maulesel natürlich in nächste: Nähe der Stadt gehalten werden, so ist das Vorkommniß, oben drein zwei Mal in einer Woche, ein erbaulicher Beweis, wie vor züglich die Stadt bewacht wird. Die Behörden haben ihre Energie in den letzten Tagen wieder einmal in eklatanter Weise bethätigt, indem sie die Vorschriften über Erlangung eines Passes zum Ankauf von Spi rituosen gründlich änderten. Es ist jetzt zwecks Ankauf einer Flasche Whisky erforderlich, etwa drei Tage Zeit zu verlieren und drei verschiedene Bureaux zu besuchen. Die endgiltige Ent scheidung liegt nunmehr beim Militärgouverneur. Der gute Mann hat offenbar nichts Wichtigeres zu thun. Das Beste an der ganzen Sache ist, daß man in den Hotels zu trinken bekommen kann, so viel man will, man muß nur eine Mahlzeit dazu be zahlen. Die ganzen Vorschriften sind ebenso dumm als lächerlich, und es dämmert selbst manchem Stock-Engländer der Gedanke, wie hübsch es wäre, wenn mehrEnergie auf die Krieg führung und weniger auf Schnäpse verwandt würde. Das Inbetriebsetzen einer Anzahl Minen in und bei Johannesburg scheint sich immer mehr als Farce herauszustellen. Abgesehen von der bereits früher erörterten Lohnfrage wird es in betheiligtcn Kreisen für sehr schwer, wenn nicht unmöglich gehalten, die Gruben unter gegenwärtigen Ver hältnissen mit Profit in Betrieb zu halten. Die Eingeborenen, welche zum Arbeiten unentbehrlich sind, sind äußerst schwer auf zutreiben, und da eine strenge Handhabung des Paßgesetzes mangelt, laufen sie bei der geringsten Veranlassung fort. Die großen Quantitäten der verschiedensten Artikel, welche eine Mine in vollem Betriebe benöthigt, z. B. Maschinentheile, Quecksilber, Cyankali u. s. w. u. s. w. können zur Zeit nicht prompt und regelmäßig von der Küste bezogen werden, da natürlich der mili tärische Güterverkehr auf allen Linien stets den Vorrang hat. Eine weitere Schwierigkeit liegt im Bezüge der großen Quan titäten Kohlen. Ist doch selbst Pretoria, das den großen Kohlenminen weit näher liegt, oft für mehrere Tage ganz ohne Kohlen. Von ununterbrochenem Betriebe der Minen konnte da her bisher noch keine Rede sein, und die Ansicht scheint sehr be gründet, daß die seitens der englischen Regierung mit so großem Eclat in Scene gesetzte Wiederaufnahme der Arbeit an den Gruben nur ein Schachzug war, darauf berechnet, dem englischen Publicum sck oeulos zu demonstriren, daß sich die Verhältnisse hier bedeutend bessern, damit die so nöthige Geduld nicht ausgeht. * London. 19. Juli. Kitchener meldet auS Pretoria von heute: Eine kleine britische Colonne unter Major Moore wurde von überlegenen feindlichen Trnppcnmassen unter FouchS in der Nähe von Jamestown am l4. Juli den ganzen Tag angegriffen, doch ohne Erfolg. Auf britischer Seite wurden 7 Mann getödtet, 3 Officiere und 17 Mann verwundet. Die Verluste des Feindes sind unbekannt. Oberst Hart rückte von Alival zur Unterstützung aus, doch ohne daß er verlangt worden war. (Wiederholt.) * Kapstadt, l9. Juli. (Reuter's Bureau.) Die hiesigen Blätter ergehen sich in Klagen über die Zunahme von Ber brechen und Gewaltthätigkeitcn in Capstadt und über ungeeignete Polizeimaßregeln. Die Zahl der Verbrechen werde durch Leute zweifelhaften Charakters, die ans allen Theilen der Welt nach Capstadt kämen, noch ständig vermehrt. * London, 19. Juli. Wie dem „Reuter'schen Bureau" auS Middelburg (Capcolonie) gemeldet wird, hat Lord Kitchener 34 zum Tode verurtheilte Gefangene zu lebensläng licher Zwangsarbeit auf der Insel Bermuda begnadigt.— AuS Kroonslad erfährt das genannte Bureau, De Wet solle sich mit wenigen Anhängern in einiger Entfernung stidwestlich von Reitz befinden. Politische Togesschau. * Leipzig, 20. Juli. Die überaus schwächliche Abwehr, die die „Deutsche TageSztg." nach längerem Schweigen den Angriffen der CcntrumSprefse hat angedeihen lassen, haben diese lediglich zu weiterem energischen Vorgehen gegen den Bund der Landwirthe veranlaßt. Die „Germania" dient der „Deutschen TageSztg.", die als gekränkte Unschuld die Frage aufgeworfen halte, was der ganze Lärm bezwecke, mit dem Hinweis, daß sich daS Centrum in der Abwehr befinde. Seit in den ersten Tagen des Juni die „Deutsche TageSztg." die Kölner Bundes versammlung vom 5. Juni alS einen „Markstein in der Entwickelung des Bundes der Landwirthe in der Rhein provinz" gekennzeichnet und verratben hatte, daß im „geheimen KriegSrath" deö Bundes vorher beschlossen worden war, die Organisation deö Bundes der Landwirthe auch „in den noch nicht vertretenen Theilen", also über die ganze Nheinprovinz, auSzudehnen, seit CentrumSmänner wie Abg. Biesenbach und Pfarrer Reilgers-Noisdorf, die sich um die rheinische Landwirthschaft große Verdienste erworben haben, in der Kölner Hauptversammlung des Bundes niedergeschrieen wurden, konnte die Angriffs stellung deS Bundes der Landwirthe besonders in der Rbeinprovinz, die auf der Dürcner Kreisversammlung schon vorbereitet war, keinem Zweifel mehr unterliegen. Dazu kam noch die Behauptung des „Vorwärts", daß der Bund den Schriftsteller H. Th. Bauer zwecks „Agrarisirung des Cenlruinö" mit jährlich 2000 subventionire. Der Bund aber schwieg und schwieg zu Allem; nickt einmal zu einem bündigen und klaren Dementi, daß Herr Bauer aus der Casse des Bundes oder seiner Filialen keine Subvention, überhaupt kein Geld, erhalten habe, ließ er sich herbei, sodaß Herr Bauer heute noch immer auf den Weg der Klage verwiesen bleibt, um seine Ehre gegenüber den positiven Behauptungen deS „Vorwärts" zu wahren. Nachdrücklich hebt die „Ger mania" hervor, daß es mit der politischen Moral im Bunde der Landwirthe nicht gut bestellt sei. Und weiter schreibt daS Blatt: „Im Bunde der Landwirthe hochbesoldete Leiter mit einem ganzen Heere besoldeter Beamten, be soldeter Agitatoren und besoldeter Wanderredner, die sogar durch öffentliche Annoncen in liberalen Blättern gesucht werden, um ihre bezahlte Meinung in Volksversammlungen zum Ausdruck zu bringen. In den rheinischen Bauern vereinen dagegen (und auch auswärts. D. Red.) ist die Leitung stets als ein unentgeltliches Ehrenamt be trachtet worden." Ganz böse ist der Hinweis der „Germania" auf den Gründer und ersten Vorsitzenden des Bundes, den Herrn von Plötz, von dem mau wisse, daß er nicht nur sür seine Führerstellung eine ansehn liche Summe Geldes erhalten, sondern daß er auch Börsen- spcculatiouen nicht verabscheut habe, sogar Börsenspecu- lationen in Getreide, die beim Bunde der Landwirthe Loch sehr verpönt und jetzt gesetzlich verboten sind. Sehr bemerkenSwerth in der ganzen Angelegenheit ist die sehr vorsichtige Zurückhaltung der conscrvativen Presse; man kann ihre Vorsicht unschwer verstehen, denn eine unbehag lichere Lage kann man sich kaum vorstellen als die ihrige, in der sie ihre liebsten Freunde einander so schlecht macken sicht. Nur die „Kreuzzeitung" wagte eS gestern Abend, Herrn v. Plötz in Schutz zu nehmen, indem sie schrieb: „Zu einem derartigen Urtheil giebt der „Germania" das Verhalten deS BundeSführcrs nicht das mindeste Recht. Wir meinen vielmehr, eS wäre um so mehr anzuerkennen, daß Herr v. Plötz das Verbot deS börsenmäßigen Getreidetermin handels hat mit durchsetzen helfen, nachdem er aus eigener Erfahrung seine Verderblichkeit hatte kennen lernen." Das ist doch hübsch gesagt und so nach sichtig, wie man daS von der „Kreuzztg." gewohnt ist —, wenn eS sich um einen ihrer Leute handelt. So viel kann man im Uebrigen heute schon als feststehend betrachten, daß bei der Preßfehde daS Centrum sich als erheblich stärker und geschickter gezeigt hat; dies läßt aber noch gar keinen Schluß auf den AuSgang des eigentlichen Kampfes zu — der wird in seinem wichtigsten Thcile nicht auf dem Papiere ausgesochlen werden müssen. Der Verein deutscher Lehrer in Antwerpen er läßt einen Aufruf an die deutschen Lehrer im AuSlande, sich zu einem Verein zusammenznschlicßen, um das Gefühl der Zusammengehörigkeit der Deutschen im AuSlande bei der durch sie herangebildetcn Jugend zu pflegen. Gerade so wie der deutsche Lehrerverein, der 83 000 Mitglieder umschließt, es sich zur Aufgabe gemacht hat, das SolidaritätSgcfühl der Lehrer im AuSlande zu stärken, gerade so soll der neue Verein das Gefühl der Zusammengehörigkeit der in allen Welttheilen für die Große Deutschlands einstehenden Lehrer zu fördern suchen. Der Antwerpener Verein deutscher Lehrer, welcher sich zum Kernpunkt dieser Bewegung macht, wurde vor 2/4 Jahren gegründet und that seine Grundsätze in folgender dem Neichstagsabgeordneten vr. Lehr übersandten Ent schließung kund: „Ter Verein deutscher Lehrer spricht dem ReichStagSabgeord- neten Or. Lehr seine volle Zustimmung und seinen aufrichtigen Dank aus für die Reichstagsrede vom 6. März zu Sausten der deutschen Schulen im Auslande und bittet um fernere» Wohlwollen. Eine wirksame Hilfe würde nach Ansicht deS Vereins deutscher Lehrer den deutschen Auslandsschulen dadurch zu Theil werden, daß die in dem vr. Müller'fchen Werke „Deutsche Schulen und deutscher Unterricht im Auslande" ausgesprochenen Wünsche erfüllt werden: 1) Einrichtung eines Reichsschulamtes. 2) Anrechnung der von deutschen Lehrern an deutschen AuS- landsschulen verbrachten Dienstzeit. 3) Uebernahme der im Ausland angestellten deutschen Lehrer auf einen vom Staate verwalteten Pensionsfonds. 4) Planmäßige Vertheilung der Staatszuschüsse an die deutschen Auslandsschulen." Der neue Verein wird, nach der „Rhein.-Westf. Ztg.", eine neue Zeitung gründen, welche allen Lehrern auch in den entferntesten Gegenden deS Erdballs ermöglichen wird, sich über die Angelegenheiten des Vereins zu unterrichten, und welche unter dem Namen: „Die deutsche Schule im AuS lande" monatlich einmal erscheinen wird. Es ist beabsichtigt, den neuen Verein später einmal dem deutschen Lehrerverein anzugliedern. Hoffentlich sind, so bemerken die „Berl. N. N.", die Herren sich dann über ihre Ziele klarer, als eS bis jetzt nach der eben mitgetheilten „Entschließung" der Fall zu sein scheint. Was sie sich unter Uebernahme der im AuSlande angestellten deutschen Lehrer auf einen vom Staate (?) ver walteten PensionSfoadü vorstellen, ist mindestens unklar; die einzelnen Bundesstaaten würden bei Errichtung eines ReichS- schulamtö mit den im Ausland angestellten deutschen Lehrern ja nichts zu thun haben, andererseits müßte dann ein der artiger PensionSfondS vom Reiche neu errichtet werden. Deshalb könnte auch kaum Nr. 4 der Entschließung in der gewollten Form Berücksichtigung finden, denn StaatS- zuschüsse könnten nicht durch Vermittelung eines Reichs- schulamteS vertheilt werden. Der Gedanke eines möglichst engen Anschlusses der im Auslande lebenden deutschen Lehrer an das Vaterland ist gewiß ein lobenswerther, es muß aber auch darauf geachtet werden, daß die geplante Organisation durchführbar ist. Ueber den Umfang der Streikbewegungen in Frankreich und die schnelle Vermehrung der Zahl der Arbeiterausstände in den letzten vier Jahren liegen jetzt statistische Angaben vor. Danach gab es im vergangenen Jahre 902 Streiks, an denen insgesammt 222 714 Personen, und zwar 180 581 Männer, 29 753 Frauen und 12 370 Personen jugendlichen Alters, be theiligt waren. 16 253 Etablissements wurden mehr oder weniger durch diese Ausstände in Mitleidenschaft gezogen, und die Gesammtsumme der Arbeitsleistung, die in Folge der Streiks verloren wurde, entspricht 3 760 577 Tagewerken. Wenn man Fenrlleton« 1425 2700 1575! 2750 800 400 1500 850 1475 60 1S000 1050 2750 SSO 11800 140 1825 2850 2350 350 850 1425 800, 25 8. eodvsotter. OMI s,os. 1 »tort»' (127 I» », ,8lekoiit»- Vortc; 1L;7) l» 8«» iw Viotorl»- vo» Lerr«». 1 vo» /71 ,6. k>rck. oo«m». »orvi» 6«. > >»«»«» (18/7) 0» Lrewes, sisilrtod 4«r /UUverpe» UckSlWU«. Die verhiingnißvoUe Zuschrift. -j Roman von A. W. Kahle. Nachdruck verboten. Ein beifälliges Flüstern ging durch die Versammlung. „Wollte Gott", sagte die Gräfin leise und mit bebender Stimme, „daß es mir vergönnt wäre, meinen Sohn von einem Gerichte beurtheilt zu sehen, das der leidenden Unschuld so günstig ist!" „Und wollte Gott", rief Altenberg, „daß es mir vergönnt wäre, seine Vertheidigung und den Beweis seiner Unschuld zu führen! Ich zweifle nicht daran, daß es mir gelingen würde, denn ich bin überzeugt von seiner Unschuld, und in diesem Falle müßte der Beweis, wenn eine genaue Nachforschung gestattet wäre, kein schwerer sein. Ich wollte mein eigenes Schicksal einsetzen, ich wollte die Bedingung eingehen, seine eigene Strafe zu theilen, wenn mir der Beweis seiner Unschuld nicht gelänge!" „Gut! Ich nehme es an!" sagte eine Helle, scharfe Stimme. Der dichtgedrängte Kreis fuhr auseinander; Alle hatten die Stimme des Königs erkannt. Selbst die Gräfin erschrak; nur Altenberg, dessen bewegte Stimme und glänzendes Auge allein seine innere Erregung bekundet hatten, behielt den festen, sicheren Ausdruck seiner Züge. Sich vor dem Könige ver beugend, dessen früheres Eintreten Niemand bemerkt hatte — wenn nicht das Auge Altenberg's! — trat nun zur Seite, um dem Könige Platz zu machen. Friedrich erkundigte sich mit ruhiger Miene nach dem Be finden der Gräfin und gab dann dem in der Nähe weilenden Altenberg ein Zeichen. Der Engländer trat heran. „Ich habe Ihre Worte von Anfang an vernommen", sagte der König, dem jungen Manne fest und streng in die Augen schauend. „Was Sie über die Bortrefflichkeit der englischen Jury äußerten, lasse ich dahingestellt sein. Auf jeden Fall be darf es eines tüchtigen Bürgerstandes, einsichtiger, durch die Beschäftigung mit öffentlichen Fragen gereister Männer, wenn diese Einrichtung segensreich wirken soll. Ich frage Sie noch einmal, ob Sie m diesem bestimmten Falle den Beweis für die Unschuld des Grafen Laniska führen und mit Ihrer Person für daS Gelingen dieses Beweises eintreten wollen?" „Wenn Eure Majestät es erlauben, so beharre ich bei meiner Erklärung', antwortete Altenberg, der in ehrerbietiger Haltung, aber unerbittlich fest vor dem Könige stand. »Graf Laniska ist zu sechs Jahren Festungs-Arrest der-
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