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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.07.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-07-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010725012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901072501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901072501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-07
- Tag1901-07-25
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Morgen-Ausgabe !»» Druck e»d Verlag von L. Pol- tu Leipzig. Donnerstag den 25. Juli 1901 Wohnung zu der- Feuilleton sich bringen muß. Aber wir glauben, es liegt kein Anlaß dafür vor, daß der Kaufmann mit dem Entschluß, nicht allein die bis herige deutsche Garnison noch auf längere Zeit in Shanghai zu belaßen, sondern sie wesentlich zu vergrößern und zu stärken, unzufrieden sein sollte. Wir hoben gesehen, was durch die Ent faltung von Kriegsmacht zu Wasser und zu Lande im letzten Jahre für die deutsche Sache erreicht worden ist. Großbritannien, Frankreich und auch Japan halten es für nothwendig, dauernd Truppenabtheilungen in Shanghai zu laßen. Darf da das deutsche Reich zurückstehen? Nein. Es muß gerüstet sein, um eingreifen zu können, wenn es nothwendig ist, und es muß auch auf seine blitzende, scharfe Wehr Hinweisen können, wenn es im Rathe der Völker in der Stunde der Entscheidung sein Wort m die Waage werfen oder wenn es warnend seine Stimme erheben will, um größerem Uniheil vorzubeugen. Damit es das kann, wird das deutsche Reich in den Theilen Chinas, in denen es große wirthschaftliche Interessen zu vertreten hat, — und dazu rechnen wir in allererster Reihe das Pangtsethal —, vor Allem genügend Kriegsschiffe haben muß. Wir können daher nur der Hoffnung Ausdruck verleihen, daß nicht allein keine weitere Verminderung der gegenwärtigen deutschen Flottenstreitkräfte in ven chinesischen Gewässern eintreten wird, daß vielmehr die vorhandenen in an gemessener Weiss — größerer und kleinerer Kanonenboote — ver stärkt werden. Eine in ihrer Wirksamkeit aber nicht zu unter schätzende Unterstützung wird den Marinestreitkräften auch das Landheer leisten können; so, wie die Dinge heute liegen, können in. der Zukunft kaum Ausgaben ausbleiben, die auch den Land soldaten wieder ins Feld rufen werden. Wir müssen es daher als ein Zeichen politischer Klugheit betrachten, daß Deutschland eine Wache außziehen läßt, die Sorge dafür zu tragen hat, daß die offene Thür zu dem reichsten, wichtigsten Gebiete des chine sischen Reiches von Niemand geschlossen wird, daß aber auch Nie mand an der geöffneten Thür Anderen den freien Verkehr er schwert oder gar verbietet. In diesem Sinne harren wichtige Auf gaben auch der deutschen Wacht am Nangtse. * Middelburg (Capcolonie), 23. Juli. Das Lager des Com- mandos Lategan wurde am Sonntag von Oberst Lukin überrascht. Zehn Boeren wurden gefangen, 105 Pferde und 71 Gewehre erbeutet. * London, 24. Juli. (Telegramm.) Einer dem Parlament zugegangenen Druckschrift zufolge befanden sich im Monat Juni in den Concentrationslagern von Südafrika 95 410 Weiße und 23489 Farbige. Davon starben 777 Weiße und 5 Farbige. benannten Tarifsätze nicht für ausreichend halten. Jawohl, die giebt es, und wird es Dank der Agitation weiter geben, aber die Landwirthe, die die „Kreuzztg." jetzt vertritt und die von der konservativen Fraktion vertreten werden, gehören offenbar nicht ernstlich zu den Oppositionellen. Vom Standpunkt der Land- wirthschaft wären denn auch Mehrforderungen sehr thöricht. Denn es ist unverkennbar, daß mit der Veröffentlichung der Zoll sätze, solcher Zollsätze, die Vertreter eines ausreichenden Zoll schutzes für Ackerbau und Viehzucht aus der Angriffs- in die Vertheidigungsstellung gedrängt worden sind. Jetzt kann es sich nicht um ein Mehr, sondern nur um die Abwendung eines Minder von dem, man kann noch nicht sagen Vorgeschlagenen, aber Bezeichneten handeln. Die „Nationalzeitung" veröffentlicht dazu bemerkenswerthe Betrachtungen, die die extremen Herren, insofern es ihnen um die Landwirthschaft und nicht um Anderes zu thun ist, genau studiren sollten. Das Blatt geht sehr klug vor. Es hat nicht nur kein Wort gegen den von ihm bisher so bitter befehdeten Doppeltarif, es acceptirt auch die Getreidezoll sätze, wie sie der Generaltarif enthalten soll. Beides, um die ganz« Kraft auf die Bekämpfung der Höh« derVertrags- zölle zu concentriren, die nach der Meinung der „Nationalztg." einer „gründlichen Revision" unterzogen werden müßten. Graf Bülow, so heißt es, habe sich zu weit treiben lassen, weiter, als mit Verträgen, die der Kanzler ja ebenso' gut versprochen habe wie die Getreidezollerhöhung, vereinbar sei. Man sollte meinen, der Leiter der aus wärtigen Politik müßte besser als die „Nationalztg." wissen, was man den anderen Staaten in Bezug auf minimalen heimischen Zollschutz bieten kann, und wir sind überzeugt, daß die Regierung gewiß ist, die in Aussicht genommenen Getreidezoll sätze werden am letzten Ende kein Hinderniß für das Zustande kommen von Handelsverträgen mit den gegenwärtigen Vertrags staaten bilden. Aber ohne den Reichstag kann kein Minimalsatz zu Stande kommen, und die „Nationalztg." darf darauf Hin weisen, daß die Centrumspresse die nach ihrer Meinung zu ge ringe Spannung zwischen General- und Vertragstarif be mängelt. Nur dürften die Beweggründe und Intentionen des Cemcumsorgaus andere sein als die des Berliner Blattes." Ein Theil des Centrums will wahrscheinlich die Erhöhung der Spannung durch Heraufsetzung der Sätze des General tarifs bewerkstelligt sehen, und die „Nationalztg." möchte den gleichen Effect ohne Zweifel durch Herab setzung der Ver- t r a g s tarifsätze erzielt wissen. Aber es ist keineswegs aus geschlossen, daß auch im Centrum eine Strömung entsteht, die auf Herabsetzung der bekannt gewordenen Mindestsätze hin drängt, und es ist nicht mit Bestimmtheit vorauszusehen, daß mit den Regierungssätzen das letzte Wort gesprochen sei. Nach unten natürlich, nicht nach oben. Es ist also nicht zu viel gesagt, wenn man die mit den veröffentlichten Sätzen Zufriedenen als in der Defensive befindlich kennzeichnet. Ännahmeschluß für Anzeigen: Ab end «Ausgabe: vormittags 10 Uhr. Margeu-AuSgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bet deu Filiale» «ud Annahmestelle« je eine halbe Stunde früher. Anzeige» stud stets au die Expedition zu richte«. länder Transvaal verlassen^aben würden. Den Tod seiner Frau habe der alte Mann am wenigsten erwartet. „Meine arme Sanna, meine arme Sanna", hätte er bei Empfang der Todesnachricht ausgerufen. Von allen Seiten gingen dem Präsidenten Condolenz-Depeschen zu, doch öffnete er sie nicht selbst, da sein Arzt dafür sorgte, daß er nicht in seinem Kummer gestört werde. — Die Verstorbene war Krüger's zweite Frau und hatte diesen mit 16 Jahren geheirathet. Susannay Duplesiis — dies der Mädchenname der Verstorbenen — ent stammt einer alten Hugenottenfamilie. — Eine Tochter der Frau Krüger, Frau Smith, ist in der vorigen Woche gestorben, und die Trauer um dieselbe soll, wie dem „Standards aus Pretoria telegraphirt wird, das Ende der noch an den Folgen einer Influenza leidenden Greisin beschleunigt haben. * Loudon, 24. Juli. Der Amsterdamer Berichterstatter der „Daily Mail" meldet, es sei gegenwärtig keine Hoffnung und kein Anzeichen dafür vorhanden, daß Krüger etwaige Friedensvorschläge machen würde. Boerenkreise sind der Meinung, der Tod der Frau Krüger dürfte Krüger's Britenhaß verschärfen und ihn für Unterhandlungen unzugänglicher als je machen. Or. Leyds soll geäußert haben, der Tod der Frau Krüger würde keinen Einfluß auf das Vorgehen des Boerenrathes in Hilversum ausüben. (Voss. Ztg.) Deutsches NeiK ff Berlin, 24. Juli. An die polnis chen Soldaten macht sich in neuerer Zeit die polnische Ag.iation mit großem Eifer heran. Das „Jcstem"-Nufsn ist bei uns zwar bisher ver einzelt geblieben, aber wenn der polnischen Propaganda im Heere auch keine äußerlichen Erfolg« bescheert sind, wie der tschechischen in Oesterreich, so verdient die Bewegung doch ernste Beachtung und entschiedenste Abwehr. In der polnischen Presse wird den „im preußischen Heere schmachtenden Söhnen und Brüdern" eine besonders liebevolle Aufmerksamkeit gewidmet. Ermahnungen von der Art, daß diese „Bedauernswerthen" unter dem preußischen Rock das Polnischs Herz bewahren sollen, sind in den Organen der polnischen Propaganda an der Tagesordnung, und es fehlt nicht an versteckten Hinweisen darauf, daß jeder „ehrliche" Pole nur widerwillig seiner Dienstpflicht genügen könne und bei erster Gelegenheit sich eines solchen Gewissenszwanges zu entlasten suchen werde. So bemerkt die „Gazeta Torunska": „Das Königsberger Generalkommando hat verfügt, daß die polnischen Andachten für protestantische Soldaten vom 1. Juli ab nicht mehr stattfinden. Es ist zu hoffen, daß man von jetzt ab den Recrutcn den Fahneneid auch nur in deutscher Sprache abnebmcn wird. Wenn nämlich die polnische Sprache bei der Andacht nicht nöthig ist, so wäre ihr Belassen bei der Leistung des Eides nicht am Platze und unbegründet. Selbst verständlich wird dcrdeutscheEidfürdiepolnischen Soldaten dieselbe Bedeutung wie die deutsche Predigt haben." Daß hiermit der deutsche Eik für den polnischen Soldaten nicht nur als irrelevant, sondern ebenso wie die deutsche Predigt als das religiöse Gefühl verletzend und die bestehenden Gegen sätze verschärfend hingestellt werden soll, ist offenkundig. Wenn das deutsche Gebet eine „Sünde" ist, so ist der deutsche Eid für den polnischen Soldaten nach polnischer Auffassung natürlich gänzlich belanglos und unverbindlich. Wir möchten den polni schen Soldaten freilich nicht rathen, nach diesen Einflüsterungen! der polnischen H-tzpresse zu handeln! * Berlin, 24. Juli. DaS ReichsgesundbeitSamt war vom Reichskanzler ersucht worden, ein Gutachten über Die Wirren in China. Tie -rutsche Wacht au« Pangts« Wenn auch die Ereignisse im Norden Chinas einen wesentlich anderen Verlauf genommen haben, als man geglaubt und gehofft hatte, so kann, schreibt der „Ostasiat. Lloyd", darüber doch kein Zweifel bestehen, daß Vas thatkräftige Auftreten der deutschen Truppen in Chihli und — wir legen darauf besonderes Gewicht — die Entfaltung einer deutschen Seemacht an der Küste Chinas und auf seinen großen Strömen die gesammte Stellung des Deutschthums den anderen Mächten gegenüber vollständig geändert hat. Deutschland, das in früheren Jahren nicht mit zählte, dessen Bürgern man es gnädig gestattete, an der Entwicke lung fremder Colonien und fremder Interessensphären mitzu wirken, steht heute, auch fern von der Heimath, über See, gleich berechtigt im Rathe der Völker da. Das ist einer der Erfolge, der sonst bisher an äußeren Siegen so wenig reichen Expedition nach China, und wahrlich nicht der geringste. — Keiner der Rivalen Deutschlands, auch England selbst nicht, wagt heute mehr, ernst lich vom Nangtscthal als der britischen Interessensphäre zu sprechen. Deutschland hat hier jetzt gleiche Rechte mit England erworben. Daß das öffentlich anerkannt wird, das danken wir zweifellos zu einem erheblichen Theile dem großen Geschwader, das der Kaiser in die chinesischen Gewässer entsandt hat, und im, Besonderen der Dhatsache, daß monatelang keine Nation im Stande war, eine so starke Seemacht zur Unterstützung ihrer I Wünsche ins Feld zu stellen, wie das deuische Reich mit seiner Panzerdivision. Das ist auch der Grund, aus dem wir diese vor vierzehn Tagen nur mit schwerem Herzen scheiden sahen, und weshalb den grauen Kolossen von den Deutschen in China dauernd ein warmes Andenken bewahrt werden wird. Aber es kommt jetzt darauf an, daß das, was erworben ist, auch weiter erhalten wird. Wir erfahren, daß die deutsche Garnison Shanghais binnen Kurzem ganz erheblich verstärkt wird. Nicht überall wird diese frohe Kunde freudigen Herzens begrüßt, auch nicht überall in der deutschen kaufmännischen Be völkerung Shanghais. Mars und Mercur waren immer gute Freunde, Wohl be durfte Ker letztere oft des Schutzes des ersteren, doch zu seiner freien Bethätigung ist ihm im Herzen jede Beschränkung leio, auch jene, die die Ausübung des Schutzes für den Beschützten mit Der Krieg in Südafrika. Ter Tod der Frau Kruger. Wie sich jetzt herausstellt, ist Frau Krüger schon seit längerer Zeit leidend gewesen. Als sie am Sonnabend Nachmittag starb, befanden sich ihr Schwiegersohn Elofs und verschiedene andere Mitglieder ihrer Familie nebst einigen Freunden im Sterbezimmer. Eloff hatte am Freitag durch Kitchener nach London gemeldet, daß Frau Krüger an einer Lungenentzündung ernstlich erkrankt sei. Ob darüber auch an den Präsidenten Krüger Mittheilung gemacht wurde, ist nicht ganz klar, denn nach Berichten englischer Blätter aus Holland scheint er erst Sonntag Abend von der Erkrankung seiner Frau und gleich darauf von dem Tode derselben gehört zu haben. Sein Arzt vr. Heymans, so wird der „Daily Mail" aus Hilversum tele graphirt, und sein Sekretär Van Boeschoten hätten Krüger, der gerade aus der Kirche nach Hause gekommen war, die Todes botschaft mitgetheilt. Krüger brach in Thränen aus und bat, daß man ihn allein lasse. „Sie war ein gutes Weib", soll er gesagt haben, „nur einmal haben wir uns gezankt, und das war sechs Monate nach unserer Heirath.« Krüger, so wird dem „Expreß" aus Amsterdam gemeldet, habe jeden Tag von seiner Frau gesprochen und der Zeit entgegengesehen, in welcher er sich mit ihr wieder in Pretoria würde vereinigen können, nachdem die Mächte das Ende des Krieges herbeigeführt und die Eng- „Die beiden Damen werden einige Zeit die beiden Erker zimmer bewohnen", fuhr Capitän Sanders fort. „Besorgt Alles ordentlich. — Ich habe die Ehre, meine Damen." Er lüftete die breitschirmige Seemannsmütze etwas und schritt rasch davon, ohn eine Erwiderung der Professorin ab zuwarten. Die beiden Erkerstübchen waren in der That sehr nett. Schnee weiße Vorhänge, frisch überzogene Betten, Sopha und Stühle mit weißen, selbstgehäkelten Spitzen bedeckt, auf dem runden Tische eine geblümte Decke, bunte Teppiche, die der Capitän von seinen Reisen mitgebracht hatte, auf dem Fußboden, an den Wänden einige verblaßte Familienbilder mit vertrockneten Kränzen geschmückt — das war die freundlich-einfache Aus stattung der beiden Stübchen, vor deren Fenstern sich ein kleiner Balcon hinzog, von dem man einen weiten Blick über den Strand und das endlose Meer genoß. Dieser Balcon wurde der Lieblingsplatz Elfriedens. Dort saß sie fast den ganzen Tag, die blasse Wange auf die schmale Hand gestützt, und schaute hinaus auf das unendliche Meer, das sich in langen, gewaltigen, schaumgekrönten Wogen heranwälzte gegen den Strand, brausend die Klippen überfluthete, um dann in leisem Murren und Rauschen auf dem flachen Strande zu zerfließen. Elfriede lauschte dieser gewaltigen, mahnenden Stimme des Meeres und der Schmerz um den verlorenen Gatten wurde sanfter, und ihre heißen, verdorrten Augen fanden aufs Neue lindernde Thränen. Eine seltsame Ruhe nach all' den wilden Stürmen der letzten Monate überkam sie; aber es war die Ruhe des Grabes, in dem alle ihre Hoffnung, all' ihr Glück versenkt war. Sie begriff die Welt, die Menschen nicht, die trotz allen Leids, trotz Tod und Verderben, das sie rings umlauerte, ruhig ihren Geschäften — ernsten und fröhlichen — nachgeben konnten. Sie begriff d-n einsamen, alten Mann da unten im Garten nicht, der tagaus, BezugS-Preis k i>«r Hauptexpeditto« oder den tm Stadt bezirk und de» Vororten errichteten Aus gabestelle» abgeholt: vierteljährlich ^l 4 50, bet zweimaliger täglicher Zustellung trS Hau» 5.50. Lurch die Post bezogen für Deutschland «. Oesterreich: vierteljährl. S. Man abountrt ferner mit entsprechendem Postausschlag bet den Postanstalten in der Schweiz, Italien, Belgien, Holland, Luxem burg, Dänemark, Schweden und Norwegen, Rußland, den Donaustaaten, der Europäische» Türkei, Egypteu. Für alle übrigen Staate» ist der Bezug nur unter Kreuzband durch di« Expedition diese- Blatte- möglich. Die Moraen-AuSgabe erscheint am Ubh di« Lbead-AuSgabe Wochentag- nm 5 Uhr. NrLactiou und LrpeLition: JohauntSgasse 8. Filialen: Alfred Gähn von». O. Klemm'- Sorttra. Umversitätsstraße S (Paultaum), LoutS Lösche, Kathariueustr. 14» purt. und KäuigSplatz 7. Die Rosen des alten Capitäns. Novelette von Otto Elster. Nachdruck »ertöten. „Sieh einmal die schönen Rosen, Elfriede!" Die ältere der beiden in tiefe Trauer gekleideten Damen, welche diese Worte gesprochen hatte, blieb bewundernd vor dem kleinen Garten stehen, hinter dessen üppigem Rosenflor sich ein bescheidenes, aber schmuckes villenähnliches Landhaus verbergen zu wollen schien. Auch die jüngere Dame, augenscheinlich die Tochter der älteren, war stehen geblieben, ließ jedoch den Blick gleichgiltig und müde über den Garten und das Häuschen schweren. „Möchtest Du hier nicht wohnen, Kind?" fragte die alte Dame. „Wie still und ruhig es hier ist! Man hört nichts von dem lauten Treiben der Gesellschaft am Strande. Hier würde es Dir gewiß gefallen." „Du kannst ja einmal fragen, ob hier eine Sommerwohnung ru vermiethen ist", entgegnete die junae Frau in seltsam müdem Tone. „Mir ist es wirklich gleichgiltig, wo ich wohne." An der Gartenpforte erschien rin alter Herr, dem man den früheren Seemannsberuf sofort ansah. Eine breitschirmige Seemannsmütze bedeckte die schneeweißen, krausen Haare, um das wetterharte, tiefgefurchte Antlitz zog sich ein weißer Backen bart, der tbenso dicht gekräuselt war, wie das Haupthaar. Unter den buschigen, etwas dunkleren Brauen blickten die blauen Augen ruhig und ernst, doch nicht finster, den Damen entgegen. „Was wünschen die Damen?" fragte der alte Seemann mit tiefer, knarrender Stimme. Der Kampf um den Zolltarif. 42 Die von einem Stuttgarter Blatte mitgetheilten Zollsätze werden allgemein als authentisch, d. h. als die von einer Mehr heit der Regierungen in Aussicht genommenen, angesehen; ein förmlicher Bundesrathsentwurf existirt bekanntlich noch nicht. Auch in Oesterreich-Ungarn bezweifelt man die Richtigkeit der gemachten Angaben nicht und commentirt sie eifrig in der Presse. Es zeigen sich dabei unter sonst gesinnungsverwandten Blättern sehr erhebliche Meinungsverschiedenheiten. Während z. B. die „Neue Freie Presse" tobt, als ob sie eine reichsdeutsche freisinnige Zeitung wäre, die sich sogar über den Dreibund un wirsch äußert, findet das „Neue Wiener Tagblatt" den Tarif vom österreichischen Standpunkte theils erträglich, theils ver- theidigt es ihn geradezu, so die Position für Eier. Zunächst wird das Interesse Oesterreich-Ungarns an der Ausfuhr dieses Artikels auf das rechte Maß zurückgeführt. Der Export be ziffert allerdings einen Werth von 79 Millionen Kronen, er verursacht aber eine starke Eiereinfuhr nach Oesterreich aus Rußland, Rumänien u. s. w.; die Eierausfuhr ist zu einem großen Theile nur Transithandel. Außerdem und hauptsäch lich: die österreichischen Agrarier verlangen für sich einen Eier zoll, der mehr als doppelt so hoch ist, als der für Deutschland in Betracht gezogene. Darüber und über andere gewisse Ansprüche in anderen Ländern würde man in unserer ehrlichen freisinnigen Presse nichts zu lesen bekommen. Deren Leser müssen auch ewig in dem Glauben erhalten werden, daß es „begehrliche Agrarier" nur in Deutschland giebt, und hier eigentlich auch nur in „Ostelbien", dessen Großgrundbesitzer aber den Staat und das Reich beherrschen und deshalb stets ihren Willen durchsetzen. Auf die Manchesterleute kommt es aber glücklicher Weise bei uns nicht an. Ebenso wenig auf die Berliner Zeitung des Bundes der Landwirthe und die winzige Anzahl von Abgeordneten, die zu ihr gehören oder ihr un bedingt ergeben sein müssen. Die „Deutsche Tageszeitung", die tagelang geschwiegen hat, läßt sich jetzt, wie schon berichtet, dahin vernehmen, sie könne nicht glauben, daß die Mittheilunge,: des Stuttgarter Blattes authentisch seien, denn Zollsätze von 5 für Roggen und 5sH für Weizen wären mit Ken regierungsseitig abgegebenen Erklärungen nicht in Einklang zu bringen. Fünf Mark sei ja der augenblicklich gütige Generaltarif! Sehr fein, nur daß „der augenblicklich giltige Generaltarif" augenblicklich keinem Lande gegenüber, das für die Getreideeinfuhr ernstlich in Betracht kommt, gilt und der augenblicklich giltige Satz 3sH beträgt. Dessen an gemessene Erhöhung allein haben die Regierungen zugesagt, die Rechnung, daß die Erhöhung auf 5 c-i keine Erhöhung sei, weil sie ohne das Zustandekommen eines Handelsvertrages von ftlbst in Kraft trete; also die Gleichung von 1,5 --- 0 ist ein Talmudistenstückchen. Wenn die Bundespresse erst geschwiegen hat und nun nicht „glaubt", so sind wir freilich nur mit Vorbehalt der vielfach in der Presse hervortretenden Meinung, es sei dies auf Befriedigung über den bekannt ge- wordenenZollsatz zurückzuführen. Die Bundesagitatoren werden sich zum Mindesten niemals zufrieden zeigen. Wenn sie „Behagen" fühlen, wie man jetzt sagt, so wäre das nur mit Ker Thatsache zu erklären, kaß — was übrigens seibst- verstänldlich war — weniger erreicht worden, als sie gefordert. Dee Differenz von 2 bis 2^ o/i Vertragszoll, die zwischen ihrem Programm und den veröffentlichten Sätzen steht, ist Ker Herren künftiger Acker, den sie, darauf kann man sich verlassen, reichlich mit Hetzereien düngen werden. Sie ist sogar ihr Existenz minimum, da der Antrag Kanih und Doppelwährung nicht mehr „ziehen", und „kleine Mittel" sich in Ker Demagogie viel weniger wirksam erweisen, als bei der Unrerstützung eines noth- leid«nden Evwerbsstandes. Bereitet sich die berufsagitatorische Presse auf Widerstand und Lärmen vor — die „Agrar-Corr." stellt bereits eine „bittere Enttäuschung" der Landwirthe in Aus sicht —, so ist die große Mehrzahl der Landwirthe sichtlich be friedigt. Das geht auch aus der konservativen Presse hervor, die sich unabhängiger als jemals vom Bunde fühlt. Die „Kreuzztg.", die dieser Tage in mehreren Auslassungen über den Streit zwischen dem Bunde und Centrum sehr merklich vom Bunde abgerückt ist, läßt jetzt, so nebenher, die Bemerkung fallen, es werde noch viel« deutsche Landwirthe geben, die di« Anzeige«-Preis die 6 gespaltene Petitzeile LS Reklame» anker dem RedacrtouSstrtq (4 gespalten) 75 H, vor de» Familieaaach- richtr» (S gespalten) KO H. Tabellarischer und Ziffernsatz eutsprecheud höher. — Gebühre» für Nachweisunge» und Offertenannahme 25 H (excl. Porto). Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung SO.—, mit Postbesörderuag 70.—. tagein, mit liebevoller Hand seine Blumen pflegte, über dessen Wesen und Leben ein Frieden ausgebreitet lag, wie warmer, goldiger Sonnenschein über sommerlicher Haide. War er doch auch allein geblieben auf der Welt — hatte doch der Tod alle seine Lieben mit gewaltsamer Hand fortgerafft, wie sie von seiner redseligen Magd gehört hatte. Sie begriff ihre Mutter nicht, die harmlos mit dem alten Seemann plauderte und die sie jeden Tag leise und sanft mahnend fragte: „Sollen wir nicht den kleinen Botho kommen lassen, Elfriede?" Nein, sie konnte ihren Sohn nicht sehen — seine Stimme nicht hören! Seine Augen, sein kindliches Lächeln, seine blonden Locken — Alles erinnerte sie an den furchtbaren Verlust, den sie erlitten — und das Herz wäre ihr gebrochen, wenn der Kleine gefragt hätte: „Wann kommt Papa wieder?" Wenn er wenigstens in ihren Armen gestorben wäre! Wenn sie seinen letzten Liebesblick, sein letztes Liebeswort empfangen! Wenn sie zu seinem Grabe wandern könnte, um seine Ruhe stätte mit Blumen zu schmücken, mit Thränen zu benetzen! — dann — würde sie nicht so furchtbar einsam sein! - Eine wilde Sturmnacht hatte das Meer bis in seine Tiefen aufgewühlt. Brausend rollten die Wogen in voller, sich über stürzender Eile heran und zerschellten mit donnerndem Getöse an den Klippen und Felsen des Ufers, dieses selbst weithin über schwemmend. Ein Theil des Badestrandes war von der em pörten Fluth fortgerissen, der Steg, welcher in die See hinaus führte, zerschmettert und Badehäuser und Strandkörbe um geworfen und fortgeschwemmt. Eine wilde Unordnung herrschte am Strande, der noch immer von den hochgchenden Wellen überfluthet wurde. Ein erhabener, gewaltiger Anblick, daS brausende, donnernde, wildempörte Meer! Elfriede starte hinaus in den Aufruhr der Natur mit großen, stieren Augen. Die wild» Poesie de» Meer»« WpMcr TaMalt Anzeiger. Amtsblatt -es Königliche» Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Mathes und Votizei-Ämtes -er Stadt Leipzig. „Ich wollte fragen, ob Sie nicht eine miethen haben " „Ich vermiethe nicht an Fremde. . . ." Damit wollte der Alte fortgehen, aber da traf sein Auge das leidende, blasse Gesicht Elfriedens — der tiefschmerzliche Ausdruck des Gesichts schien ihn zu fesseln, er blieb unschlüssig stehen. „Schade", fuhr Elfriedens Mutter fort, „meine Tochter hätte sehr gern hier gewohnt. Sie bedarf der Ruhe und der kräftigen Seeluft — in den Hotels und den Villen am Strande ist es uns zu lebhaft. . . ." „Mit wem habe ich denn die Ehre? — Meine Name ist Ca pitän Sanders — zu dienen." „Professorin Allmers", stellte sich die ältere Dame vor. „Meine Tochter, Frau Elfriede von Bergen. . . ." „Die Damen sind in Trauer —?" „Ja, — mein Schwiegersohn, Corvettencapitän von Bergen." „Mutter — ich bitte Dich. . . ." Der jungen Frau traten die Thränen in die großen, tief blauen Äugen, ein schmerzlicher Ausdruck zuckte über ihr blasses, abgemagertes Gesichtchen. Der alte Seemann öffnete die Gartenpforte. „Wollen die Damen eintreten? — Ich habe zwei Zimmer im Erker frei — sie stehen den Damen zur Verfügung. Pension kann ich jedoch nicht geben, — meine alte Wirthschafterin wird Ihnen aber gern das erste Frühstück besorgen." „Und der Preis?" „Spielt keine Rolle, Frau Professor. Ich mache kein Geschäft aus dem Vermiethen. Machen Sie das mit meiner Wirth schafterin ab. — He, Kathrin, kommt einmal her!" Eine ältliche, bäurisch aussehende Frau kam vom Hause her und blieb erstaunt stehen, als sie die beiden fremden Damen sah. Seit Jahren hatte kein Fremder diesen Garten und diese» Haus betreten.
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