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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.07.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-07-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010729012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901072901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901072901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-07
- Tag1901-07-29
- Monat1901-07
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Bezug-«Preis A» der Hmlptrrpedtttml oder de« im Stadt bezirk «ud deu Lororteu errichtete« LuS- aabestelle« abgeholt: vierteljährlich 4.50, bet zweimaliger täglicher Zustellung tr» Hau- ^l 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland u. Oesterreich: vterteljährl. X 6. Man abonvirt ferner mit entsprechendem Postansschlag bet den Postanstaltrn in der Schweiz, Italien, Belgien, Holland, Luxem burg, Dänemark, Schweden und Norwegen, Rußland, deu Donaustaatrn, der Europäischen Türket, Egypten. Für alle übrigen Staaten tst der Bezug nur unter Kreuzband durch die Expedition diese» Blatte» möglich. > Die Morgen-Ausgabe erscheint um '/,7 Uhh die Lbeud-Au-gaoe Wochentag» um 5 Uhr,' Uy-artion und Erpe-itton- JohanniSgasse 8^ ——— Filialen: Alfred Sah» vorm. O. Klemm'- Sortim. Uuwersitätsstraße S (Paulinum), Louis Lösche, Katharinenstr. 14, purt. und Künigsplatz 7.' Morgen-Ausgabe. MWgrrTWMatt Anzeiger. Ämlsölatt des Lömglichen Land- «nd Amtsgerichtes Leipzig, -es Mathes und Votizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen «PreiS di» -gespaltene Petitzeile SS Reklame», unter dem Redacrion»stri<y (4 gespaltea) 75 vor den FanNlienna^ richten (6 gespalten) 50 H. Tabellarischer und Ztfferusatz entsprechend höher. — Gebühren Pir Nachweisungen und Offerteuaunahme LS H (exrl. Porto). Ertra-Beilagen (gesalzt), »ur mit der Morgeu-AuSgab«, ohne Postbeförderung ^il 60.—, mit Popbefördenmg 70.—, Annahmeschluß für Anzeige«: Abe»d-L«»gab«: Borniittag» 10 Uhr. Morge»-Uu»gab«: Nachmittag- - Uhr. Bei deu Filialen uud Sunabmestelle» je «tu» halbe Stunde früher. Anzeige» Pud stets a» di« Erpeditto» zu richten. Di« Expedition ist Wocheutaa» uuuuterbrvche» geöffnet vou früh S bi» ildeud» 7 Uhr. Druck und Verla- vou L, Dulz i» Leipzig Montag den 29. Juli 1901. 95. Jahrgang später l Eutritzscher Straße iot er l Parthenstraße . Amtlicher Theil 12. August, R, L. .-R. 4. bis nach untenstehendem Verzeichniß l Porkslraße Gegenstände verpflichteten Gc- l xjorkplatz Johannapark. . Bismarclstraße . Seb. Bachstrabe . Plagwitzrr Straße Schrebergäßchen . Schreberstraße . Hillerstraße . . Hauptmannstraße Marichnerstraße . Davidstroße . . Moschelesstraße . König Albert-Nllee und 12. August, August, und 16. August, August, Restaurant von Hern». Leisingstraße .... Fleijcherplatz .... Schulplatz .... Rosenthalgasse . . . Vor dem Rosenthalthor Leibnizstraße.... Iacobstraße .... Färberstraße .... Ranstädter Steinweg . Naundörschen . . . Frankfurter Straße . Funkenburgslraße . . König Johannstraße . Liviastraße .... Waldstraße .... Elsäfler Straße . . . An der alten Elster . Christianstraße . . . Wettiner Straße . . Sedanstraße .... Fregestraße .... Äuenstraße .... Gustav Adolph-Straße Aeußere Löhrstraße Gneisenaustroße . Gohliser Stoße . Nordplatz . . . Am Exerzierplatz Asterstraße . . Prendelstraße. . Roscherstraße. . Zarnkestraße . Bekanntmachung, die in den Monaten August, September, Oktober Grenzstroße, R. . . Kuchengartenstraße, R. Gabelsbergerstraße, R- Dresdner Straße, k- Senefelderstraße, R. Gemcindestraße, R. . Elsastraße, R. . - Margarethenstraße, R. Rathhausstraße, k.. Marschallstraße, R. . Comeniusstraße, R.. Kronprinzstraße, R. Bergstraße, R. und V. Lilienstraße, R. . . Kapellenstraße, R. . Feldstraße, k. . . Täubchenweg, k. u. Heinrichstraße, k. . Louifenslraße, L. . Augustenstraße, R. . Charlottenstraße, R. Nostitzstraße R. . . Sigismundstraße, k. Breitkopfstraße, R. . Crusiusstraße, R. . Göschenstraße, R. . Perthesstraße, k. . Frommannstraße, R. Stephaniplatz, R. . 25., 26., 28. und 2d. Oktober 29. Oktober, 30. - 30. - 30. . 1. November, 1. und Td., den 1. und 2. November, III. NachaichungSlokal: Rest, vou Emil Noch, Leipzig, Zcitzer Str. Nr. 32 (Tivoli): Kohlenstraße .... Bayersche Straße . . Elifeiistraße .... Sophienstraße !. . . Sophienplatz .... Braustraße .... Lützowstraße .... Körnerstraße .... Körnerplatz .... Schenkendorfstraße . . Arndtstraße .... Moltkestraße .... Lößniger Straße . . Kaiserin Augusta-Straße Kantstraße Fichtestrabe .... Steinstraße ...» Hardenbergstraße. . . Andreasstraße . . . Scharnhorslstraße . . Kronprinzstraße . . . Südstraße Südplay Kochstraße Kaiser Wilhelinstraße . Brandvorwerkstraße. . Mahlmannstraße . , Dufourstraße.... Schleußiger Weg . . den 28. und 29. August, - 29. August, - 29. . . 29. . - 29. - . 29. . . 29. . » 29. - . 29. - - 29. - . 29. . den 15. August, - 15. . 15. » 15. . 15. <- 16 » 16. - 16. - 17. - 17. . 17. - 19. VII. NachaichungSlokal: Restaurant von Emil Posier, L.-Thonber-, Reitzenhainer Straffe Nr. 22. den 22. Oktober, - 22. » - 22. und 23. Oktober, - 23. Oktober, - 23. . . 23. . - 23. - 24. . . 24. - .25. . und 17. Oktober, und 18. - 19. Oktober, 19. 19. . 19. . 21. . 21. 21. . 21. - 21. 21. . 21. 21. . den 5. Oktober, . 7. - - 7. und 8. Oktober, - 8., 9. und 10. Oktobetz - 10. Oktober, . 11. . 11. . . 12. » . 12. und 14. Oktober, . 14. Oktober, . 14. - .14. . - 15. und 16. Oktober, - 16. Oktober, . 16. . 16. - 17. N.-R. . den 2. November, . . 2. . . - 4. » . » 4. » . . 4. « und 19. August, August, - 19., 20., 21-, 22. und 23. August, - 23., 24. und 26. August, - 26., 27. und 28. August, - 28. August, . 28. -28. . 28. . . 28. . 28. den 28. August, . 28. . . 28. . - 28. . . 28. . . 28. . Keller-Vermiethung. Im städtischen Kanfhanse am Neumarkle sind noch einige Kellerabthcilnngeu zu vermiethen. Miethgesuche werden auf dem Rathhause, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 22, angenommen. Leipzig, am 12. Juni 1901. I ld. 2797. Ter Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndli«. Krumbiegel. VI. NachaichungSlokal: Rest, von Oswald Zenker, L.-Rendnitz, Dresdner Str. Nr. 56 (Tchloffkellcr). Kohlgartenstraße, L. . . den 4. Oktober, Lutherstraße, R »4. » Constautinstraße, k. . . - 5. » 11. und 12. September, und 13. - - 13. September, . 19. . . 19. . - 19. . - 19. - - 19. - - 19. - - 19. . 19. - 20., 21. uud 23. September, - 23. und 24. September, - 24. und 25. - - 26. September, - 26. und 27. September» - 28. September, - 28. und 30. September, » 30. September. IV. NachaichungSlokal: Restaurant znm Schlachthof, Luvaberin: Fra« Katharine vcrw. Beier. Altenburger Straße einschl. Schlachthof . . den 14., 16., 17. und 18. September. V. NachaichungSlokal. Restaurant von Fcrd. Hagcmann, Leipzig, Sebastian Bach straffe Nr. 13. den 1. Oktober, . 1. - 1.u.2. October . 2. . - 2. . . 2. . - 2. - .2. - - 3. - .3. - . 3. . 3. werbetreibenden vorgefunden, ohne daß er den Nachweis der s ausgesnhrten Neuaichung zu erbringen vermag, so gewärtigt er nach 8 369° des Straf-Gesetz-Buches Geldstrafe bis zu 100 .« oder Haft bis zu Vier Wochen. Außerdem wird die Neuaichung oder nach Umständen die Beschlagnahme und Einziehung der un- geaichten, nicht gestempelten oder unrichtigen Maaße, Gewichte, Waagen und Meßwerkzeuge veranlaßt werden. Leipzig, am 25. Juli 1901. IX. 2855. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Kretzschmar. B erzcichnitz »er Straffen und Plätze für die Nachaichung in der Stadt Leipzig in den Monate» Augnst, September, Oktober und November 1901. I. NachaichungSlokal : Restaurant von Hern». Wanderer, Leipzig, Jacobstraffe Nr. 2. den 5. August, - 5. » - 5. August - 5. « - 5. . - 5. . . 5. - «5. » - 6., 7. und 8. August, - 8. August, - 9. und 10. August, . 10. - ' . 10. - 10. - 10. . 13. - 13. . 13. - 13. . 13. . 13. - 13. - 13. und 14. August. II. NachaichungSlokal: Rest, vast Robert Bömberg, Leipzig, Pfaffendorstr Str. Nr.1 Huinboldldtstraße . Zöllnerstraße . . . Lortzingstraße. . . Löhrsplatz.... Pfaffendorser Straße Uferstraße .... Löhrstraße. . . . Eberhardstraße . . Keilstraß: .... Lohmühlgasse. . . Nordstrabe. ... Packhofslraße. . . Gerberstrobe . . . Blücherstraße. . . Berliner Straße. . Plösner Weg. . . GothischeS Bad . . Apelstraße.... Wittenberger Straße Hohmannstraße . . Hochstraße . . . Katzbachstraße . . Bitterfelder Straße. Dessauer Straße . Zerbster Straße . . Riebeckstraße, R. . . Eilenburger Straße, R. Oststraße, L. . . . - Obere Münsterstraße, k. Fricciusstraße, R. . - Schwarzenbergstraße, Platzmannstraße, R. Josephinenstraße, R. Brommestraße, R. . Hohenzollernstroße, R. Reitzenhainer Straße, H.-k und DK. Müblstraße, L. und » Victoriastraße, R. » Carolastraße, R. . Wilhelinstraße, R. . Albertstraße, R. und Dorotheenstraße, v Stötteritzer Straße, k Mariengasse, Td. . Schulgafse, Td. . . Kirchweg, Td. . . Neuestraße, ll?d. . . Carolinenstraße, Mi. Stistsstraße, R. . . Windmühlenweg, Tü. den 30. August, - 3>. August u. 2. u. 3. September, » 4. und 5. September, - 5. und 6. - - 7. September, . 7. - 7. uud 9. September, - 9. und 10. - - 11. September, . 11. . „ und November dieses Jahres stattfindeudcn Nachaichungrn betreffend. Gemäß 8 1 der Verordnung vom 8. April 1893, wonach die im öffentlichen Verkehre verwendeten Maaße, Gewichte, Waagen und Meßwerkzeuge aller drei Jahre einer Nachaichung zu unterliegen haben, ist angeordnct worden, Laß in den Monaten August, September, Oktober und November dieses Jahres eine derartige Nachaichung im hiesigen Stadtbezirke stattzufinden bat. Es werden daher diejenigen Gewerbetreibenden, die in einer der unten aufgesührten Straßen oder au einem der ebendort aus geführten Plätze ihre Geschäfts« oder Arbeitsräume, oder auch ihre Wohnung haben, dafern Letztere ganz oder theilweise als Geschäfts- oder Arbeitsraum benutzt wird, ausgefordert, die von ihnen im öffentlichen Verkehre benutzten Maaße, Gewichte, Waagen oder Meßwerkzeuge an einem der für die betreffende Straße oder den betreffenden Platz bestimmten Tage zur Nach- aichung vorzulegen. Die Vorlegung der nachzuaichenden Gegenstände, die bei Ver meidung der Zurückweisung in reinlichem Zustande dem Nichungs- beamten zu übergeben sind, hat nach 8 8 der vorerwähnten Verordnung in dem vorgeschriebenen Lokale und nach der im nach, stehenden Verzeichnisse ersichtlichen Reihenfolge zu geschehen und zwar im 1. Nachaichungslokale: Restaurant vo» Herma«« Wanderer, Leipzig, Jacobstratze Nr. 2, in der Zeit vom 5. bis mit 14. August, im 2. Nachaichungslokale: Restaurant vo» Robert Bömberg, Leipzig, Pfaffcttdorfer Straffe Nr. 1, iu der Zeit vom 15. bis mit 29. August, im 3. Nachaichungslokale: Restaurant von Emil Roch, Leipzig, Zcitzer Straffe Nr. 32 (Tivoli), in der Zeit vom 30. August bis mit 30. September, im 4. Nachaichungslokale: Restaurant zum Schlachthof, Inhaberin: Katharine vcrw. Beier, in der Zeit vom 14. bis mit 18. September, im 5. Nachaichungslokale: Restaurant vou Ferdinand Hagenran», Leipzig, Sebastian Bach-Straffe Nr. 13, in der Zeit vom I. bis mit 3. Oktober, im 6. Nachaichungslokale: Restaurant von Oswald Zenker, L.-Rendnitz, Dresdner Straffe Nr. 56 (Schloffkeller), in der Zeit vom 4. bis mit 21. Oktober und im 7. Nachaichungslokale: Restaurant von Emil Klette, L.-Tbonbcrg, Reitzenhainer Straffe Nr. 22, ia der Zeit vom 22. Oktober bis mit 4. November, an jedem Wochentage in den Stunden von 8 Uhr Vormittag- 3 Uhr Nachmittags. Waagen und Maaße, die an ihrem Gebrauchsorte befestigt sind, werden an Ort und Stelle nachgeaicht, sind aber zu der aus unten- stehendem Verzeichniß ersichtlichen Zeit zur Nachaichung anzumelden. Die Einhebung der Gebühren für Vornahme der Nachaichung erfolgt nach Maßgabe der Bestimmung im 8 13 der oben an- gezogenen Verordnung. Werden Maaße, Gewichte, Waagen oder Meßwerkzeuge, welche daS Nachaichungszeichen nicht tragen, nach Beendigung deS Nach- aichungSgeschäftes, bei einem der i " zur Nachaichung der betreffenden Feuilleton. Fürst Bismarck als Sprachkünstler. Beurtheilt von Professor Aegid i.*) . . . Im Ernst und nicht dilettantisch, wahrhaft kunstgerecht war Bismarck's Beherrschung des deutschen Stils. Ebenso voll endet erscheint seine Schreibweise in fremden Sprachen, im Französischen, Russischen, Englischen. Einer seiner Räthe war berühmt durch sein hochfeines Französisch: daheim in seinen Ent würfen von Noten, im Ausland als Unterhändler von Verträgen. Aber ihn übersah der Chef, der ihn mir gegenüber mit dem Aus spruch charakterisier: „Auf das Französische des heutigen Frank reich, das wir reden und schreiben, sieht B. hochmüthig herab: er lst noch Boileau." — Bismarck's Briefe in ihrer Schlichtheit und Lebendigkeit, in der Kühnheit der Wendungen, in der Anmuth seiner Entgegnungen, im bezaubernden Freimuth, sie athmen wahre Genialität. Das Beste, was man an Briefen rühmen darf: während man sie liest, hört man ihn sprechen. — Mächtige Wirkung übt in gleicher Weise der Ton der „Gedanken und Er innerungen". Da weckt jedes Wort ein Echo: beim stillen Lesen in diesem großen Vermächtniß an unser Volk, vernehme ich immerfort den unvergeßlichen Wohllaut seiner Stimme! — Die Erlasse, welche der Kanzler concipirte, waren stilistisch mustergiltig; nie verfehlte er darin den treffenden Ausdruck, wie denn auch ein einzelnes Wort, das er gewählt, ihn unverkennbar als den Verfasser erscheinen ließ; sein Satzgefüge war wohl gestaltet und klar; lange Perioden vermied er, wo möglich, unver meidliche waren bei voller Ausdehnung auf den ersten Blick über sehbar. — An den Arbeiten seiner Räthe übte er Kritik, nicht nur in Ansehung des Inhaltes nach Maßgabe der von ihm ertheilten Aufträge, sondern mit der gleichen Strenge in Hinsicht ihrer Form. An meiner ersten Vorlage fand ich, als ich sie wieder empfing, Alles unverändert, aber am Rande einer Zeile ein starkes Frage zeichen von seiner Hand. Da ich das Räthsel desselben nicht er- rirth, ließ ich mich melden. Der Fürst überflog das Blatt und sagte freundlich: „Schreiben Sie das Wort („gibt" war zu lesen) ohne e? Ich meine, es kommt von geben her." Bismarck's Cor- rectur habe ich als seine Mitarbeit an meinen Arbeiten täglich mit stolzer Freudigkeit erlebt. An einer der schwersten Um änderungen meiner Vorlagen wurde mir seine souveräne Ge walt über die Sprache recht anschaulich. Ich war bei dem be treffenden Entwürfe mehr ins Breite gerathen, als der Chef für *) Aus dem neuesten Heft der „Deutschen Revue". Geh. Rath Universitätsprofeffor Aegidi leitete in den 70er Jahren das Preßbureau Bismarck'». dienlich hielt. In diesem Concept erblickte ich nun fast eine ganze Seite mit markigem Federzug durchstrichen. Mein Erschrecken verwandelte sich sogleich in staunende Bewunderung. Oben auf der Seite war ein Vordersatz unversehrt geblieben, dagegen der folgende bis an das untere Ende der Seite getilgt, nämlich bis zum Anfang eines Nachsatzes, der nun also — über das Schlacht feld hinaus — an dem obigen (begnadigten) Vordersatz Anschluß sand! Ich las und las: noch ehe ich dem unleugbaren Verdienste der inhaltlichen Reform durch Kürzung und Prägung gerecht geworden, hatte sich mir als das formelle Ergebniß der gelungenen kühnen Operation die vollendete Gestalt abgerundeter Periodi- sirung kundgethan. Die Gabe der Rede ist nicht dem beschieden, dessen Mundwerk behende ist, so daß es ununterbrochen Wort auf Wort sprudeln lassen kann wie ein Wasserfall, dessen Lippen überquellen und siromweise llberfließen. Sie ist die große Kunst, Gemüther zu bewegen, für Einsichten Bahn zu brechen, Geister zu überzeugen, auf die sittliche Macht des freien Willens einzuwirken, Haß oder Liebe, Zorn oder Mitgefühl zu Wecken, zu Entschließungen und Thaten zu entflammen, für Vertheidigung oder Angriff, für geduldige Ergebung oder für furchtlose Tapferkeit, für unbeug samen Widerstand zu stimmen, wo nicht umzustimmen, ja, den ganzen Menschen zu gewinnen. Meister in dieser Kunst war Fürst Bismarck. Er ist der geborene Redner. Nur daß hier nicht der After begriff untergeschoben, daß nicht an Zungenfertigkeit und Red seligkeit zu denken ist, ebensowenig an ein Virtuosenthum, wozu ihm eine Bestimmung beigewohnt hätte. Unzweifelhaft besaß er von vornherein die Gabeder Rede, unterstützt durch seine Per sönlichkeit, die kerngesunde Körperkraft (die doch erst in Peters burg einen Stoß erhalten hat), die starken Lungen, die weithin hörbare sonore Stimme, das Mächtige der ganzen Erscheinung und den unverwüstlichen Humor. Aber ein Virtuose des schönen Organes war er nicht. Wie er Musik nicht blos anhörte, viel mehr sie in sich einleben ließ, so gedachte er nie, sich hören zu lassen und bewundernde oder feindselig lärmende Zuhörer vor sich zu haben, sondern er redete, um ins Leben schöpferisch ein zugreifen und bestimmte Zwecke und Ziele, die er sich gesetzt, sicher zu erreichen. Denn immer wußte er, was er wollte; und das ist die Hauptsache für den Redner! Wer, der ihn hörte, wird nicht bemerkt haben, daß sein Reden häufig ins Stocken gerieth, daß es an einem Redefluß gebrach? Doch wenn nun Wort und Ge danke wie der Rhein die Felsen sprengte, überwältigend wirkte dann Gedanke und Wort! Mitunter batte ich ihn im Verdacht, an harmlosen Stellen willkürlich zu stocken, um an anderen Stellen, bei denen es Noth that, jeden Ausdruck auf die Gold waage zu legen, wo daher ei« langsameres Tempo und ein geistiges Athemholen eintretrn müßte, den Unterschied von dem barm losen nicht zu betonen. — Im blücklichen Besitze werthvoller Sammlungen ferner Reden haben du Zeitgenossen hinreichenden Stoff zur Bildung des Urtheils über Werth und Wesen der Be-1 redtsamkeit des großen Mannes. Charakteristisch, wie keine» zweite, ist aber die gewaltige Rede, die am Geburtstage deS I großen Kurfürsten in dem Trauerjahre, da zwei theure Kaiser dem deutschen Volke entrissen wurden, am 6. Feburar 1888, Fürst Bismarck in Gegenwart des Prinzen Wilhelm gehalten hat. Ihr verdanken wir den Weltfrieden, das war der Zweck des Redners. Ich halte sie für den Höhepunkt der politischen Beredt- samkcit. Bismarck inerte darin seinen politischen Triumph. Nach Jahr und Tag hatte er seine Freude daran, was ich seinem eigenhändigen kurzen Schreiben vom 6. Februar 1889 entnahm. Die „angewandte Kunst", welche Sophokles „eines Königs Kunst" nennt, als Höchstes der Kunst also lobpreist, ist die Staatskunst. Welche Fülle von Kenntnissen, von Erfahrungen bedingt den Staatsmann! Minimale Wissenschaften verarbeiten mitsammen — und er in ihnen — die Rohstoffe seiner Kunst: Geschichts wissenschaft, Rechtswissenschaft, Volkswirthschaftslehre und Staatswissenschaften, Erdkunde, Seelenkunde von Individuen und Nationen. Schon das Handwerkszeug des diplomatischen Metiers ist nicht zu unterschätzen! Fertigkeit in fremden Sprachen, die dem deutschen Handeltreibenden förderlich, dem po litischen Agenten kaum entbehrlich ist, Vertrautheit mit den Sitten der Höfe und den Bräuchen der Gesellschaft aller Kreise, die An gemessenheit des ganzen Verhaltens, die Sicherheit des Auf tretens, die Unbefangenheit in Verkehr, die Unabhängigkeit der Gesinnung bei gewinnenden Formen, achtunggebietendes und vertrauenerweckendes Wesen, Gewandtheit und Entschlossenheit, Geistesgegenwart und Schlagfertigkeit, entwickelte Beobachtungs gabe, der nicht das Geringste entgeht, vor Allem ein unbeirrtes Taktgefühl: das Alles gehört für den diplomatischen Geschäfts mann zur guten Lebensart. Und das Alles hat Bismarck in sich vereinigt, aber nicht nur Talent und Routine des vollendeten Geschäftsmannes, sondern darüber hinaus hatte er die souveräne Beherrschung dessen ge wonnen, was die Ilniveroitss liternria zur Anwendung auf das Staatsleben darbietet, und was den großartigen Glockenguß im Reiche des Geistes offenbart — die Staatskunst. Bismarck war ein Mann von wahrhaft allgemeiner Bildung: so, wie ihn, kenne ich darin keinen Zweiten. Er umfaßte die heterogensten Wissenszweige, deren jeden er sich gründlich an geeignet. Aber die Doctrin war ihm nirgends Hauptsache, sie be zog er allemal auf das Leben: seine Werthschatzung bemaß sich nach ersichtlicher Fruchtbarkeit oder erweislicher Fruchtlosigkeit. Er überblickte die Tätigkeiten der verschiedenen Erwerbs zweige und Berufe, deren keinem er eingehende Beobachtung vor enthielt. In Fabriken und Werkstätten war er wie zu Hause. Wenn er gar von seiner Papierfabrik sprach, so mochte man ver gessen, wer er war, und meinen, in den Gedanken diese» Unter nehmens sei er völlig aufgegangen. Dabei lehnte er häufig ab, in Dingen ein Urtheil zu haben, um die er doch mehr Bescheid wußte, wie berufsmäßige Kritiker; da durfte man an den „unwissenden" des Sokrates denken. Die Sachkunde der Lebensverhältnisse in ihrer Vielseitigkeit hatte ihren Ursprung in der dem Landkind angeborenen, dann unausgesetzt geübten, scharfen Beobachtungs gabe. Oft staunte ich über seine intime Bekanntschaft mit dem Thierleben. Aber das umfassende Wissen — woher der unerschöpfliche Reichthum an geistigen Gütern? Ein Gespräch mit dem Fürsten über ein weitest entlegenes, positives Etwas (ich weiß nicht mehr, was es war), worin er als Selbstherrscher jenes Wissensgebiete» überzeugt und überzeugend mir volle Klarheit darüber gegeben, brachte mich dergestalt aus der Fassung, daß ich mit der dreisten Frage hervorbrach, die mir längst auf den Lippen geschwebt: „Wie haben Durchlaucht das Alles gelernt?" Darauf erwiderte er lachend: d a s v e r d a n k e er einem alten Onkel! Nun erzählte er von diesem Sonderling, der die Leidenschaft hatte, alle wissenschaftlichen Werke von wirklicher Bedeutung, sobald sie herauskamen, sich anzuschaffen. So entstand (in Schön hausen, glaube ich) eine eigenartige Bibliothek, ein Faktotum der Gelehrsamkeit. Sie fand der junge Bismarck vor. Hier, wie er damals sagte, hat er seinen geistigen Heißhunger zu befriedigen, seinen noch ungestillten Wissensdurst zu stillen bei ausreichend freier Zeit die erwünschte Gelegenheit gehabt. Mit Feuereifer stürzte er sich in dies Pantheon der Wissenschaft, verschlang ein Buch nach dem anderen und vertiefte sich in die heterogenste» Studien, bald der Geschichte und Biographie, bald der Natur wissenschaften, der Philosophie weniger al» der Pädagogik, del Staatswissenschaften und — zur Ergänzung früherer Arbeite» — der Jurisprudenz, ja, der Mathematik und der Philologie. Solche Universalität des Studirens konnte zum Polyhistor schulen. Nur nicht den Otto von Bismarck. Den behütete davor seine Künstlernatur. Er trug in sich die Gestaltungikraft, jede» Wissen in ein Können umzusetzen. Wenn unser Dichter sagt: „Grau, Freund ist alle Theorie, Grün ist des Lebens gold'ner Baum" in Bismarck grünte des Lebens goldner Baum. Was ihn ernstlich anging, das ward ihm Erlebniß, ward ein Stück Leben und intcgrirender Bestandtheil seiner selbst; so Musik, inwieweit er Gehör gab, so Lieb«, Freundschaft Und Feindschaft, namentlich alles Grau der Theorie, die er in reine» Gold umscbmolz; niemals beherrschte sie ihn! Sein Seelen leben beweg« sich in fortwährendem Schaffen: sein Geist trieb ihn zu stetem Modelliren in Politik — wie den Bildhauer der bloße Anblick eines Stückchens Thon zum Kneten und Formgebäs anreizt.
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