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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.07.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-07-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010724025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901072402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901072402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-07
- Tag1901-07-24
- Monat1901-07
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Abend-Ausgabe Druck und Verlag vou E. Pol» tu Leipzig S5. Jahrgang. Mittwoch den 2^. Juli 1901 171.50 85.10 FerrrHetsir Ss sofort auf freien Fuß gesetzt werden. Ich ertheilen. Sie können daS Herrn Herbette Stunden später ließ Bismarck Schnäbele in »»mit lvkstl. toxä 00.25 164.40 40.40 179.75 281,— 161.25 149.40 152.40 149.25 119,10 113.75 30» 33'/» 7'/» 52'1, 104 159 103 * London, 23. Juli. (Unterhaus.) Der Staatssekretär des Krieges Brodrick erklärt, es würden in diesem Jahre, da zahl reiche Truppen sich in Südafrika befinden, keine großen Herbst manöver stattfinden. llu-Lenen/Nodr rukr". i>«>i vsrdotsn.l 106.— 104.50 28,— 152,— 102.50 120,— 87,75 213,50 85,20 21«, - 136.25 99,— 99.50 ««,75 34.50 132,70 100,— «1,— 192.10 122.50 101,75 200.10 170.25 146,40 1«3,10 137^— 152.25 270,— 111,— 151.50 134.25 118.50 83.50 16k— 50,20 206,- 113,— 151.50 3 ua<I l^oräkslä >s4rl«er Nokeo- Ueril. Lrrkms Güterzug, bestehend aus Wagen mit Geräth- Vorräthen, am 21. Juli früh acht Meilen Beaufortwest von Scheeper's Commando und ausgeplündert. Englischerseits wurden General Frerich v aut . Lut. 532,— 1313 des Reichstage« gegenüber treten, unter keinen Umständen aber kann sie in dieser Frage iin Namen der katholischen wirthschaftspolitischen Interessen sprechen. Es ist daher sehr Wohl möglich, daß der Bund der Landwirthe, dem die Cen- trumspre'sse jetzt so hochmüthig gegenübertritt, seine Revanche haben wird, wenn das Centrum dem 5-^-Zolle zugestimml haben und dann von den Organen der rheinischen und west fälischen Bauernvereine mit Vorwürfen überschüttet werden wird. Der Stand der Dinge ist also noch derselbe, wie er erst kürzlich von uns gekennzeichnet wurde: in der Preß fehde hat sich das Centrum bisher seinem Gegner überlegen gezeigt — wer aber endgiltig Sieger bleiben wird, ist noch nicht sicher. olw. >d.iisd leusok "asatik. «Ilt. k. r. 1,-L 8tr«!>d Vultvr t«8t.k ttu ukxv rxban nt.-V. fUUUll. ivktdr. vödl. I.V.-L. >rtc.-L. dstvlk. 6rud. tltltrti- tulsll« amxsp iotl-L. iukn Udisod uisttd. lkrruä LII-sU V.-L. lZu»»»t Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgeu-AuSgab«, ohne Postbesürderuug «0.—, mit Postbesürdenmg 70.—> 99,75 88,80 95,50 101,80 83,40 83,40 80,— 59,90 71,10 16,24 l 102,10 Politische Tagesschau. * Leipzig, 24. Juli. Der Versuch der „Krcuzztg.", zwischen dem Ccntrnm und dem Bunde der Landwirthe Frieden zu stiften, findet bei den führenden Organen des CentrumS, der „Köln. VolkSztg." und der „Germania", wenig Gegenliebe. Die erstere erklärt kurz und bündig: „Wir nehmen an, daß diese Nath- schläge gut gemeint sind, aber wir müssen sie ab lehnen und nach eigenem Ermessen darüber be finden, wie wir unser Verhalten gegenüber dem Bunde der Landwirthe einzurichten haben." Das Blatt kann es nun einmal nicht verwinden, daß der Bund nicht nur seinen be rühmten Husarcnritt nach dem Rheinlande unternommen hat, sondern daß er auch in Ottweiler-St. Wendel-Meisenheim und in Duisburg-Mülheim-Ruhrort auf der Seite des Gegners des Centrums zu finden war, bezw. ist. Einen Gegner, der so aufträte, wie der Bund der Lanb- wirthe neuerdings in den Rheinlanden aufgetreten ist, „wehrt man nicht mit einem Finger ab, sondern mit der ganzen Hand". Das klingt gewiß sehr stolz und mannhaft, aber die „Köln. Volksztg." schweigt sich über die Thatsache aus, daß der Bund der Landwirthe denn doch Freunde im katholischen Lager besitzt, Freunde, die nach dem bewährten Heine'schcn Verse handeln: „Blamir' mich nicht, mein schönes Kind, und grüß' mich nicht unter den Linden, wenn wir nachher zu Hause sind, wird sich schon Alle« finden." Das Organ der westfälischen katholischen Aristokratie, der „Westfale", stellt gegenüber den letzthin in die Oesfentlichkeit gedrungenen Mittheilungen über die geplanten Zollsätze fest, daß die westfälischen und rheinischen Bauernvereine mit diesen Sätzen nicht einverstanden seien, sondern einen Zoll vou 7i/z Mark, also erheblich mehr, verlangten. In dieser Forderung aber treffen sich die katholischen Bauernvereine mit dem Bund: der Landwirthe, während sie zum Centrum im Gegensätze stehen, denn wenn auch ein Theil des CentrumS sicherlich gern bis zu 7^/z -L mitgehen möchte, so geht ein anderer Theil nur unter innerem Widerstreben bis zu 5 Tie Forderung von 7»/, also würde das Centrum in dieser Frage vollständig auseinander sprengen. Die „Köln. Volksztg." kann daher dem Bunde der Landwirthe nur als Vertreterin der CentrumSfraction Staatssekretär Reitz niemals eine militärische BefehlSbaber- stelle ausfüllte und deshalb auf die zum äußersten Wider stand entschlossenen BurgherS einen sehr geringen Einfluß auszuüben vermag. In der heutigen Sitzung der Londoner Commission zur Prüfung der Entschädigungsansprüche der auS Südafrika ausgewiesenen Personen erklärte der Vor sitzende, es sei durchaus notbwendig, die Vorprüfung der An sprüche so bald wie möglich zu beendigen. Die fremden Vertreter verlangten alle mehr Zeit. Der Vorsitzende sagte hierauf, er habe die Absicht, Montag mit den österreichisch ungarischen Ansprüchen zu beginnen. Die Negierungen hätten alle Zeit genug gehabt, die Ansprüche ihrer Staats angehörigen zu prüfen und ihre Entscheidungen vorzubereiten. -.-Lct.1149'!? 'LCiSej 98't« M. Anzeigen-PreiA die 6 gespaltene Petitzeile SS Reklamen unter dem RedacttoaSstrtch (4 gespalten) 7S vor den Famlltenaach» richten (6 gespalten) SV H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme LS H (excl. Porto). P7> tu UovUI* ter ,0aSv" >u kkUeäelpM». - tu tirewea, tu l,elp»le, > <20>7) .Uoell.r-, »rt-, io Oporke tu Oeoo» M/7> ,4iomtU«d voo eo, io Oolvmdo ocdio.! Seduell- »Sovero- oeci, »I .tterk-, >«u>» LoetroUev. ' oeod Lreoreo. >uk -Lotten 3650 26.10 2 71.10 1203 lmsriilkniscd» Verkanf»lL»t, » null Llioen- BezugS-Prei- tz» der Hanptexpedittoa oder den km Stadt» bezirk und den Vororten errichteten Aus gabestellen abgeholt: vierteljährlich 4.S0, vet zweimaliger täglicher Zustellung to» Hau» S.SV. Durch die Post bezogen für Deutschland n. Oesterreich: vierteljährl. 6. Maa abouutrt ferner mit entsprechendem Pokausschlag bei den Postanstalten in der Schweiz, Italien, Belgien, Holland, Luxem- -arg, Dänemark, Schweden und Norwegen, Rußland, den Douaustaaten, der Europäischen Türket, Egypten. Für alle übrigen Staaten Ist der Bezug nur «ater Kreuzband durch die Expedition diese» Blatte» möglich. Die Morgea-All-aabe erscheint um Ubr^ di» Lbeuo-AuSgabe Wochentag» um L Ugr. Nedgrtion und Expedition: JohanntSgaffe 8. Filialen: Alfred Lahn Norm. O. Klemm'» Sortim. UnwersitätSstraße S (Paulinum), Louis Lösche, Kathartuevstr. 1^ pari. u«d Königsplatz 7. Der Krieg in Südafrika. -p. Mit der Verleihung deS Ehrenbürgerrechts der Stadt London an Herrn Milner und seiner hochtrabenden An sprache in der Guildhall trifft — eine arge Dissonanz — die Nachricht von neuen Boerenerfolgen zusammen. Wir erhielten heute Morgen folgende bereits durch Anschlag bekannt gegebene Meldung: r. London, 24. Juli. (Privattelegramm.) Ans Eapstadt wird untcrm 23. Juli gemeldet: Ein großer englischer Transport Kriegsmaterial, darunter zwei Geschütze, wurde bei Beau fort west durch Schecpers aufgehoben. Die Engländer ver loren 5 Todte, 23 Verwundete und 4 Officiere und 105 Mann wurden gefangen. Tie Brigade Krabbe wurde bet Cradock von Kruitzingcr über rascht, geschlagen «nd nach Mortimer zurückgcjagt. Dieselbe verlor 2 Officiere und 14 Manu todt, sowie zahlreiche Verwundete und Gefangene. Im Laufe des Vormittags traf folgende Bestätigung ein: * London, 23. Juli. (Reuter's Bureau.) Nach einem Tele gramm Kitchener's aus Pretoria wurde ein aus Capstadt kommender schäften und nördlich von angehalten 3 Mann getödtet und 18 verwundet. berichtet, Oberst Krabbe mit dreihundert Mann sei in den Bergen bei Crad 0 ck bei Tagesanbruch am 21. Juli von Kruitzinger angegriffen worden. Die Pferde der Engländer seien durchgegangen; Krabbe habe sich zurückziehen müssen, nachdem der Kamps einen ganzen Tag gedauert hatte. Die englischen Verluste seien gering (?). Beaufort-West und Cradock liegen bekanntlich beide in der Capcolonie, das erstere an der Eisenbahn Capstadt-DeAar, daS letztere an der Bahn Port Elisabeth-Middelburg; vou Cradock zweigt gleichzeitig in östlicher Richtung die Linie nach Queenstown ab. Beides sind also wichtige Puncte und daS Charakteristischste ist, daß die Engländer selbst den Schienen strängen entlang, wo sich doch ihre eigentliche Macht entfaltet, sich deS allgegenwärtigen Feindes nickt erwehren können. Wie man weiß, ist den Boeren die Munition knapp geworden. Hoffentlich haben sie sich bei Beaufort-West wieder für längere Zeit ausrüsten können. Die Verluste der Engländer sind bei beiden Zusammenstößen, namentlich bei dem ersteren, sehr namhafte. Von der Kampfmüdigkeit der Boeren lassen die Ueberfälle nichts erkennen. In den Kreisen der Transvaal gesandtschaft in Brüssel wird denn auch dem aufgcfundenen Briefe deS Staatssekretärs Reitz nur sehr geringe Be deutung beigelegt. Das Vorhandensein, sowie der Inhalt des Briefes war dort bereits durch die telegraphischen Verhand lungen zwischen dem Präsidenten Krüger und Botha bekannt geworden, zugleich mit der Antwort des Präsidenten Steijn und Dewet'S, welche den Brief von Reitz sofort gegenstands los machte. Botha selbst erklärte, er fasse die Lage keineswegs so trostlos auf, wie Reitz, und die übrigen TranSvaal-Generale, besonders Delarey sprachen sich mit aller Entschiedenheit für die Fortsetzung deS Kampfes auS, wenn auch die ihnen und ihren Mitkämpfern auferlegten Entbehrungen noch so groß sein würden. Zu berücksichtigen ist dabei auch, daß dasselbe und kehrte nach einigen Minuten mit zwei alten Leuten, einer Frau, die einen blinden Greis am Arme führte, zurück. Sophie empfing sie mit einem Freudenschrei. Es waren ihre Eltern — eine gute, alte, treuherzige Frau und ein sanfter, milder Mann, der sein Unglück mit Ergebung trug. Nie hatte die Gräfin aufrichtigere Thränen gesehen, als an diesem Tage. „Es stand längst bei mir fest, daß Ihre Eltern an diesem Tage in Berlin eintreffen müßten!" sagte Altenberg, als die erste freudige Aufregung vorüber war, zu Sophie. „Ich war meines Sieges Wohl gewiß, mußte aber auf alle Fälle vorbereitet sein. Daß es Sie freuen würde, Ihre Eltern im Glück wieder zusehen, verstand sich von selbst. Für den Fall des Unglücks aber war die Gegenwart der Eltern der einzige Trost, den ich Ihnen bieten konnte." „Und ein Grund, uns nicht allzu schnell zu entfliehen, ja vielleicht für immer zu bleiben!" fügte die Gräfin mit herzlichem Lächeln hinzu. Der Wunsch der Gräfin und des Königs ging in Erfüllung. Sophie, von dem Könige mit einem prächtigen Ringe, einer an sehnlichen Summe und bei ihrer bald erfolgenden Verheirathung mit einem stattlichen Brautgeschenk überrascht, reiste allerdings als junge Frau mit Reinhold nach Meißen und Dresden, kehrte aber, da die Verhältnisse sich dort vielfach verändert hatten und da sie nirgendwo einen so Herz und Geist erquickenden Umgang finden konnte, wie denjenigen der Familie LaniSka, bald zurück, um dauernd mit ihrem Gatten ihren Wohnfitz in Berlin zu nehmen. Ihr Eintritt in die Manufactur wurde von dieser al» ein Fest begrüßt. Da das verhängnißvolle Wort von jener Base nicht zu entfernen war, ohne den Fuß derselben zu verletzen, so schuf Sophie Gerstorf ein neues, aber ähnliches Werk von solcher Schönheit, daß es von Kennern noch über jenes gestellt wurde und in Paris und London hohen Beifall errang. Altenberg nahm die Anerbietungen des Königs nicht an. Familienverhältnisse riefen ihn bald nach England. Doch blieben er und Laniska Freunde, die Freundschaft solcher Männer endet nie. Rennert trat in die Dienste der Familie Laniska, in welcher man den treuen und gutmüthigen Mann sehr Werth hielt. Er war es gewesen, der Altenberg zuerst darauf aufme^sam ge macht hatte, daß Wolf jenes Wort geschrieben haben könne, Und auf diese Weise die Veranlassung zu dem Siege Altenberg'» über einen schmachvollen Betrug gegeben. Wolf entfloh bald aus Potsdam. Man hörte nie wieder von ihm, Der „Figaro" hält eö für angereigt, wieder einmal die Schnäbele - Affäre mit sensationeller Verbrämung auSzugraben. Felix Faure soll danach einem nicht genannten Gewährs manns Folgendes erzählt haben: „AlS die Verhaftung deS PolizeicommissarS Schnäbele durch Gautsch um 6 Uhr Abends auf den Boulevards bekannt wurde, stürmte man von allen Seiten nach der Redaction der „RSpublique franyaise", die damals noch der Sammelpunct aller ehemaligen Gambettisten war, die Ferrysten geworden waren", so ließ sich der verstorbene Präsident der Republik seinem Ver trauten gegenüber vernehmen. „Von dort ging noch immer das Losungswort für die Regierungsrepublikaner aus. Aber Reinach, der damals Chefredacteur war, wußte den ihn mit Fragen über die sensationelle Nachricht Bestürmenden nichts mitzutheilen, da er nicht mehr, als die anderen, wußte. Plötzlich bat er die Anwesenden, sich zu entfernen, da er einen wichtigen Besuch zu empfangen hatte. Wir erfuhren bald, daß es sich um den Grafen Henckel von Donnersmarck, den Gatten der Parva, handelte. Auch er war gekommen, um Erkundigungen einzuziehen. „Nein, Sie müssen uns welche geben," erwiderte Reinach. „Stellt uns Herr von Bismarck eine Falle? Wünscht er den Krieg?" — „DaS glaube ich nicht," entgegnete der Gras. „Ich habe noch vorgestern mit dem Kanzler gespeist und er hat mir dabei selbst einige persön- liche Aufträge für Paris mitgegeben. Nichts in seiner Haltung und Sprache verrieth, daß er auf ein Ereigniß, wie das vor liegende, gefaßt war. Meiner Ansicht nach liegt nur ein un glücklicher Zufall vor. Ich habe zwar keine officielle Qualificirung, um Ihnen das zu sagen, bin aber moralisch davon durchdrungen." — Diese Versicherung des Grafen wurde sofort Herrn Grövy nach dem ElysSe gemeldet und auch dem Ministerpräsidenten Goblet und dem Minister des Aeußeren Flourens hinterbracht. In den gambettistischen Kreisen hatte man große Sym- pathien für Henckel und volles Vertrauen auf siine Aufrichtigkeit, so daß der Argwohn, es handle sich um einen beabsichtigten lieber- fall, sich verflüchtigte. Aber die Versicherungen des Grafen genügten doch nicht, um den Fall aus der Welt zu schaffen. Sie ließen nur die Möglichkeit einer Regelung erhoffen, verscheuchten aber keineswegs die Besorgniß, daß Bismarck nicht schnell und willig genug sich zu der ersorderlichcn Genugthuung verstehen würde, besonders da der Graf Münster von Paris abwesend war. Man weiß, wie gespannt die Situation Tage lang blieb. Glücklicher Weise war Herr Grövy da. Er zeigte sich wirklich als das handelnde Oberhaupt der Regierung trotz der Fiction der Unverantwortlichkeit des Präsidenten der Republik. Herr GrLvy brachte Ordnung in den Miuislerrath, in dem er den Mitgliedern, die den Krieg keineswegs wünschten, aber Das Antlitz des Königs war feierlich ernst. Die Hand auf die Barriöre gestützt, sprach er laut und fest: „Dieses Gericht, von mir für einen bestimmten Fall einberufen, ist von diesem Augenblick an aufgelöst. Ich bestätige den Ausspruch der Ge schworenen. Graf Laniska, Sie sind frei und in Ihre Stellung wieder eingesetzt. Geben Sie mir Ihren Degen und nehmen Sie den meinigen!" Der Adjutant löste den Degen von der Seite des Königs, während der junge Graf an die Barriere trat und ehrerbietig dem Könige seinen Degen reichte. „Was Ihren Vertheidiger anbetrifft", fuhr Friedrich fort, „so danke ich ihm ganz besonders, daß er mir eine Gelegenheit gewährt hat, eine Ungerechtigkeit wieder gut zu machen. Ich freue mich außerdem, daß er mir einen treuen und befähigten Diener wiedergegeben. Will er mir die Talente, die er in dieser Angelegenheit bewiesen, sowie sein Herz, das so vieler Auf opferung fähig ist, zur Verfügung stellen, so wird es mir sehr erfreulich sein. Mein Staat bedarf solcher Männer, und Ihr Freund sollte sich erinnern, daß Deutschland sein Vaterland ist. Jedenfalls bleibe ich ihm dankbar, daß er eine Entscheidung herbeigefllhrt hat, die meinem Herzen wohl thut. Was Dich aber anbetrifft, Elender!" — fügte er hinzu, das Auge zorn- und verachtungblitzend auf Wolf richtend, der wie ein zum Tode Ver dammter zwischen zwei Gerichtsdienern schwankte, die ihn hielten, — „was Dich anbetrifft, so weiß ich keine Strafe, die schmachvoll genug für Dich wäre. Haß gegen einen Ehrenmann und ekel hafte Gewinnsucht haben Dich verleitet, meinen Namen zu schänden. So büße nun Dein Verbrecken dadurch, daß Du Dein Leben lang die Straße vor dem Hotel der Gräfin Laniska kehrst! — Graf, sagen Sie Ihrer Mutter, daß ich ihr mein Zimmer zur Verfügung stelle. Sie wird der Erholung be dürfen. Sagen Sie ihr auch, daß es mich freuen würde, heut Mittag an ihrem Tische frohe Gesichter zu sehen und mich an der allgemeinen Freude zu erquicken. Auf Wiedersehen also heut in Ihrem Hotel!" Er verließ schnell den Saal. Laniska trat zu seiner Mutter, die von Gliickwünschenden umdrängt war. Er drückte ihr nur die Hand — es lag nicht in der Natur dieser beiden Seelen, den Neugierigen ein Schauspiel zu gewähren — dann begaben sie sich, begleitet von Altenberg, Sophie und Reinhold, in das Zimmer, daS der König ihnen zur Verfügung gestellt. Hier, unbeengt von der peinlichen Umgebung der Neugierigen, gaben sich die Glücklichen ihrer Freude und dem Dank gegen Altenberg hin. Lange ruhte August Laniska an der Brust dieses Freunde», der ihm Tausende jener gleichgiltig Theilnehmenden aufwog, die heut auf ihn geblickt. Und in welch süßem Feuer Die verhängnißvolle Inschrift. Roman von A. W. Kahle. Nachdruck verboten. (Schluß.) Die Aufregung, die nach diesen Worten im Saale herrschte, würde in lauten Beifall ausgebrochen sein, wenn die Versamm lung nicht von dem richtigen Gefühl geleitet worden wäre, daß jeder derartige Ausbruch dem Könige peinlich sein müsse. Auch ertönte bereits die ernste Stimme des Vorsitzenden Richters. Kurz und klar stellte dieser die Thatsachen noch einmal zu sammen. Er sprach nicht zu Gunsten Laniska's; aber der Beweis, daß Wolf der Schuldige sei, schloß die Freisprechung in sich. Die Geschworenen, von ihm aufgefordert, zogen sich in ihr Berathungszimmer zurück. Während der kurzen Zeit, die bis zu ihrer Rückkehr verging, breitete sich abermals das tiefste Schweigen über die Versamm lung. Der König saß ernst, den Blick vor sich hin gerichtet, in seinem Sessel. Die Gräfin und Sophie, deren Hände ineinander ruhten, vereint wie ihr Schicksal, hatten nur Blicke für Altenberg, den jungen Grafen und Reinhold Gerstorf. Wenn Sophie's Blicke denen des Verlobten begegneten, spiegelte sich in ihnen unnennbares Glück. Erst jetzt konnte sie sich der Seligkeit ihrer Liebe hingeben; erst jetzt konnte sie Denen,' die soviel für sie ge- than, mit freudigem Herren und von ganzer Seele danken. Ueber den Grafen schien eine Bewegung gekommen zu sein, die er nur mit Mühe verbarg. Sein Blick, von der Mutter zurück kehrend, ruhte immer wieder auf Altenberg. Dieser, das edle männliche Gesicht frei erhoben, schaute mit klarem, stolzem Blicke auf den geretteten Freund. Die Geschworenen kehrten zurück. Der älteste von ihnen ver- klindete den Spruch: Daß der Graf Laniska einstimmig von ihnen für unschuldig befunden worden sei. In diesem Augenblicke brach die lange verhaltene Bewegung der Gemüther in einen lauten Beifallsruf aus, dem ein stür misches Lebehoch auf den König folgte. Einer von den beiden Officieren, die Laniska begleitet hatten, überreichte dem Grafen den Degen desselben, den er bei sich führte. Der Richter und auch der königliche Anwalt, sowie die Geschworenen traten zu ihm, um ihm Glück zu wünschen. Friedrich hatte sich erhoben. Der Ruf: „Der König spricht!" pog durch den Saal; Alle» verstummte. Junahmeschluß für Anzeiger»: Abend-ArSgab«: vormittag» 10 Uhr. Morgeu-AuSgab«: Nachmittag» 4 Uhr. Bei deu Filiale» und Annahmestelle» j« etllß halb« Staude früher. Anzeige» sind stet» an di« Expedition zu richte». Di« Expedition ist Wocheutag» nnmtterbroch«» geöffnet von früh S bi» Abend» 7 Uhr. '' itLtvo. Nevis !lUt.18 n. 10 2 v. 8 ivsnd. I>.IUv. I.IUsv issvd. t 2LVV. sws 104,60. »vlc ^.eov. k LLNil kislor. kvott. i"Uo»t Union Ib»Uo glaubten, man wolle ihn heraufbeschwören, den Rath gab, ihr kaltes Blut zu bewahren. Boulanger hatte bei der ersten Be ratung vorgeschlagen, militärische Maßnahmen zu treffen, di« vielleicht zu sichtlich gewesen wären. Der alte Grövy zog ihn in eine Fensternische, faßte ihn bei der Hand und sprach begütigend auf ihn ein: „Beruhigen Sie sich, lieber General. Wir sind ebrnso entrüstet, wie Sie! Aber die Sache läßt sich vielleicht regeln. Gewiß müssen wir unS vorbereiten. Aber die Vor kehrungen dürfen nicht wie Drohungen auSsehen!)" Nach langen Verhandlungen darüber, ob Schnäbele ans deutschem oder französischem Gebiete verhaftet worde» war, gelangte man endlich in den Besitz des OrigiualbriefeS, in dem Gautsch Schnäbele zu einer Besprechung eingeladen hatte. Grövy ließ diesen sofort Herbette nach Berlin schicken mit der Weisung, zuzugeben, die Verhaftung sei auf deutschem Gebiete erfolgt, da dies ja unter solchen Umständen keine besondere Wichtigkeit mehr hätte. Herbette war in großer Verlegenheit, wie er sich dieses Briefes bedienen sollte, da Bismarck sich, wie stets, ab weisend und brutal (!) zeigte, und das Verlangen einer Audienz beim Kaiser Wilhelm einen neuen Zwischensall von EmS (!) hätte zur Folge haben können. Da erhielt er den Besuch Münsters, der gegen alle diplomatischen Bräuche, wie er selbst zugestand, aus Friedensliebe sich erbot, einen officiösen Schritt bei dem Kaiser zu unternehmen, der ihm sehr zugetha» war. Herbette zeigte ihm den Brief Gautsch's. Münster erbot sich, ihn BiSmarck und dem Kaiser zu unterbreiten und versprach, als der französische Botschafter zögerte, eine Antwort noch für denselben Nachmittag. Der Kanzler fragte Münster, mit welchem Rechte er sich überhaupt in diese Verhandlungen mischte und weshalb Herbette diesen Schritt nicht selbst gcthan hätte. Er gerieth in große Aufregung, als der Botschafter ihm erklärte, er werde das Schreiben selbst dem Kaiser unterbreiten, ließ ihn aber gewähren. Der alte Kaiser hörte Münster sehr wohlwollend au, ließ sich den Brief vorlcsen, nahm ihn dann in die Hand, prüfte ihn sorgsam und sagte langsam: „Es war also ein Parlamentär. Wenn wir diesen Mann nicht freilassen, wird Niemand mehr wagen, einen Parlamentär in ein preußisches Lager zu schicken. Er muß werde Befehl dazu mittheilen." Wenige Freiheit setzen." Die „Enthüllungen" deS „Figaro" sind Schwindel. JuleS Herbette schickt nämlich dem Blatte ein Schreiben, in welchem es heißt: „Die „Aeußerungen" (propos) deS Präsidenten Felix Faure über die Umstände, unter denen sich im Jahre 1887 der Zwischenfall Schnäbele entwickelt haben soll, sind, so wie Ihr Mitarbeiter Saint-Simonin sie im gestrigen „Figaro" mittheilt, so weit sie sich auf mich be ziehen, unrichtig. Ich habe daS von dem rc. Gautsch an den p. Schnäbele gerichtete Rendez-vous-Schreiben niemals im „Original" in Händen gehabt und habe es in Folge dessen auch niemals an Herrn v. Münster zu dem Zwecke, es an Kaiser Wilhelm I. zu übermitteln, gegeben. Ich habe nur die „ Photo graphie" des DocumenteS erhalten und habe diese ohne Zögern dem Grafen Herbert Bismarck, Staatssekretär des,Auswärtigen, der sie dem Kanzler vorzeigte, gebracht. Die Angelegenheit Schnäbeleist in weniger als einerWoche auf diplomatischem Wege und in der gebräuchlichen Form geregelt worden. Sie hatte aber in Folge der damaligen Aufgeregtheit der Gemüther strahlte das Auge der Mutter auf das herrliche Männerpaar, dessen Freundschaft heute ihre ernste und feierliche Weihe em pfangen. Sophie war auch jetzt noch kaum im Stande, ihre Empfin dungen in Worte zu fassen. Tiefseufzend versuchte ihre Brust, die Bedrängniß der Vergangenheit auszustoßen und das Glück der Gegenwart in sich aufzunehmen. Immer wieder rollten ihre Thränen über die Wangen, die der lange Gram entfärbt hatte. Reinhold hatte sich bereits gesammelt. Als er auf Altenberg zutrat, sagte er nichts, als: „Ich danke Ihnen! Sie haben mich glücklich und ruhig gemacht; ich werde wieder arbeiten. Es giebt noch Männer und Freunde auf der Welt!" Die Mittheilung, daß der König sie in ihrem Hotel besuchen werde, entriß die Gräfin den Folgen der gewaltigen Aufregung, in welche dieser Vormittag sie versetzt hatte. Sie mußte eilen, um die Vorkehrungen für den Besuch ihres hohen Gastes zu treffen. Und das war nicht leicht, da ihr Haushalt nach Pots dam llbergcsiedelt war. Es verstand sich von selbst, daß Altenberg und das Braut paar ihre Gäste seien. Reinhold und Sophie wollten diese Ehre nicht annchmen; sie hielten ihre Gesellschaft für zu gering an einer Tafel, an welcher der König erscheinen wollte. Aber die Gräfin und ihr Sohn bestanden auf ihrem Wunsche. „Der König hat sich unerwartet eingeladen", sagte die Gräfin lächelnd. „Er darf es nicht übel nehmen, wenn er unsere Familie vorfindet. Und Sie gehören zu unserer Familie." Friedrich erschien pünktlich. Er schien sehr heiter zu sein. Die Gräfin hatte ihn noch nie so liebenswürdig gesehen. Er sprach viel mit Sophie und Reinhold über Kunst und lieh den Wunsch durchblicken, die Beiden dauernd an Berlin zu fesseln. Doch sprach er ihn nicht deutlich aus, wohl um den Neigungen der Beiden nicht zu nahe zu treten. Auch mit Altenberg sprach er sehr viel und bewies ihm eine Höflichkeit und Rücksicht, wie er sie selten einem Manne angedeihen ließ. Als er ging, reichte er dem Engländer die Hand. „Ob Sie nun bleiben und meine Anerbietungen annehmen oder nicht", sagte er, „dankbar werde ich Ihnen immer sein. Der Gedanke, daß in einem Herzen, das ich mir treu ergeben glaubte, der Ver- rath geschlummert, hat mich mit Bitterkeit erfüllt. Mein Auge erkennt ohnehin schon genug offene Schmeichelei und ge heime Feindschaft. Glauben Sie, daß der Sieg, den Sie über mich erfochten, mir wohl thut. ES ist angenehm, eine« Jrr- thumS, der uns trübe stimmt, beraubt zu werden." Noch eine hohe und freudige Ueberraschung stand Sophie an diesem Tage bevor. Als die kleine Gesellschaft sich auS dem Salon in daS Wohnzimmer der Gräfin begab, verließ Altenberg Lei. viü« Uv. .«Uv. 'LL. amm. !tuQS«eu 82 eiüo ! 104'!« lt 21, 1883 — »5« ourts L 8 'N. lou»ts »8-rir. tlsw 6s«eUükt»Io». r jsr Ui on NipWcr TaMM Anzeiger. ÄmjMatt des königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Nathes und Polizei-Amtes der Ltadt Leipzig. ttrisk — I 25 — I 3700 3425 3500 — cssoo 4025 4100 3250! — 250! 285 10000 10200 1470U 7850 7975 10000,10200 M» — I 11000 11250 3000 3075 — 2625 4150 — l 450 500 1325 2325 — 450 1150 1235 — — 1925 - 1825 1900 14100 14400 d 1200 425 475 —— 1550 - 2550 2590 - 2350 1400 1450 - > 50 - 19000 - 1025 - — 2725 > — 250 —— 11850 —- 140 825 - 350 400 925 —- » 1625 1«75 * 800 340 8. 850
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