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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.08.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-08-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000807028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900080702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900080702
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- LDP: Zeitungen
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- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
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Hiernach sind auch die Meldungen englischer Schiffscommandanten aus Tschifu, nach welchen bei Pei- tsang am Sonntag ein heftiger Kampf stattgefunden haben soll, der die Chinesen zum Rückzug nöthigte, den Verbündeten aber 1200 Todte und Verwundete (hauptsächlich Russen und Japaner kostete, mit einiger Vorsicht aufzunehmen. Jeden falls bleibt ihre Bestätigung abzuwarten. Mit Erstaunen erfährt man jetzt, daß die Nachrichten aus Tientsin einer Prctzeensur unterliegen, wir also alle Aussicht haben, daß sich die Vor gänge aus dem Beginn des südafrikanischen Kriege» in China wiederholen, daß auch bei diesem Bundeskriege der Mächte gegen die Barbarei dem Telegraphen als dem Nachrichten übermittler möglicherweise die Rolle zufällt, die Wahrheit zu verschweigen. Schon längst war der Mangel neuer Nachrichten aus Tientsin um so mehr aufgefallen, als die ganze Welt mit atbemloser Spannung die Meldung von dem Vormarsch auf Peking erwartete, der den Belagerten in Peking endlich Erlösung bringen sollte. Man suchte vergeb lich nach einer Erklärung, weshalb Berichterstatter ihre Tele gramme auf dem Postwege nach Shanybai sandten und erst dort dem Telegraphen anvertrauten — letzt erfahren wir all mählich die Ursache: es ist eine Censur eingerichtet, weil sich Dinge ereignet haben, die man verschweigen möchte. „Man wußte zwar, schreibt die „Köln. Ztg.", daß die Verzögerung des Vormarsches auf Peking kleinlichem Zank und Streit über den Oberbefehl und der Lässigkeit und Saumseligkeit einiger Contingente der Verbündeten zur Last gelegt wurde, wir erfahren auch, daß der amerikanische Be fehlshaber General Chaffer in so starken Ausdrücken an die Regierung nach Washington darüber telegraphirt bat, daß sein Bericht daS Licht der Oeffcntlichkeit nicht vertragt, aber waS man noch nicht wußte und waS erst die Meldung des „Daily Expreß" errathen läßt, das ist, daß die Truppen der Mächte eineempfindliche Schlappe erlitten haben. Bisher war man der optimistischen Meinung, daß die Ver bündeten Tientsin, das Fremdenviertel wie die Chinesenstadt und die Forts derart besetzt hielten, daß der Besitz der Stadt gegen jede Ueberraschung gesichert wäre. Jetzt aber erfahren wir, daß die Chinesen st adt wieder in der Gewalt der Chinesen war, daß diese von dort aus sogar am 1. August die in der Fremdenstadt stehenden Ver bündeten angriffen, und zwar zurückgeschlagen wurden, aber „schließlich doch starke Stellungen in der Cbinesenstadt be haupteten." Im Lickte dieser Nachrichten gewinnen auch die gestern registrirlen Meldungen Bedeutung, von welcken gesagt war, man wüßte nicht, ob sie sich um weitere Kämpfe um Tientsin oder solche bei Peilsung bandele. Alle diese iu ihrer Abgerissenheit und Zusammenbanglosigkeit nichts weniger als klaren Nachrichten lasten nur soviel deutlich durchblicken, daß eS den Chinesen gelungen ist, Tientsin von den Ver bündeten zurückzuerobern, und daß dann eine Wieder holung der blutigen Kämpfe vom 13. und 14. Juli nöthig war, damit die Truppen der Mächte abermals von der Stadt Besitz ergriffen. Dabei bleibt eS noch zweifelhaft, ob das überhaupt in vollem Maße gelungen ist. Dieser be- klagenSwerthe Rückschlag dürste in seinem moralischen Ein drücke auf die Chinesen die bedauerlichsten Folgen haben und wird vielleicht das Schicksal der in Peking Belagerten, die bis jetzt so helvenmüthig Stand gehalten haben, besiegeln; er ist zugleich eine einleuchtende, wenn freilich auch recht peinliche Erklärung dafür, weshalb wir nun so lange schon vergeblich auf die Nachricht vom Vormarsch auf Peking warten." Ob dieser Commentar der „Köln. Ztg." richtig ist, wird sich ja bald Herausstellen; vorläufig wird noch allgemein die verdächtige Haltung Englands für die Verzögerung des Vormarsches verantwortlich gemacht. Ueber die Ziele der englischen Chinapolitik während der gegenwärtigen Wirren wird dem genannten Blatt aus Berlin, 5. August, geschrieben: Die ungewöhnliche Ausführlichkeit der Rede, die Unter- staatSsrkretär Brodrick vor einigen Tagen über Englands Politik in China gehalten hat, und das entschiedene Hervor treten in Bezug auf einige bestimmte Puncte rechtfertigte so gleich die Vermuthung, daß diese Rete nicht gewöhnliche Beantwortung einer gewöhnlicken Anfrage war, sondern daß in ihr ein englisches Negierungsprogramm festgelezt werden sollte. Die Betonung der wichtigen Inter essen am Jangtse, die Bestätigung bedeutender englischer Truppenzusammenziehungen in Hongkong und die Verkündigung des Beschluss.?, Shanghai unter allen Um ständen zu halten, deuteten darauf bin, daß England den Vorgängen in Süd-China mindestens dieselbe Wichtigkeit bei messe wie im Norden. Das gestrige Telegramm, welches über die englischen Privatverhaudlungen mit dem Vicekönig von Nanking berichtet, in deren Verlauf dieser die Landung von 3000 Engländern in Shanghai gestattet haben soll, zeigen, daß England keine Zeit verloren hat, um den Worten deS Unterstaatssekretärs Brodrick Tbaten folgen zu lassen und praktisch die Aufgabe aus sich zu nehmen, für den Schutz des Jangtse zu sorgen und Shanghai zu halten. Dieses Vorgehen Englands findet nun eine beachtenSwerthe Beleuchtung in einer von der russischen Negierung aus gehenden Depesche der russischen Telegrapbenagentur. Diese Depesche beklagt es, daß in Shanghai trotz der chinesischen Versprechungen an den Befestigungen Weiler gearbeitet werde, sie beklagt ferner die Gleichgiltigkeit der englischen Flotte gegenüber diesen Arbeiten und fügt hinzu, daß die Europäer in Shanghai dies durch eine gebeim e Ab m achung En glands mit dem Vicekönig erklären, durck die „der Consularratb hintergangen worden" sei. Der Borwurf, der hier gegen die eng lische Regierung erhoben wird, ist sehr schwerwiegend. Wenn man danach in Rußland schon vor zwei Tagen an solche ge heimen Abmachungen geglaubt hat, so wird dieser Glaube sicherlich nicht durch die inzwischen von englischer Seite er folgte Veröffentlichung der oben erwähnten Abmachung mit dem Vicekönig abgeschwächt werden. Die russische Note stellt nun ferner fest, daß zwischen England und den andern Nationen Uneinigkeit herrsche, weil England den Jangtse und Shanghai durch ein rein englisches Corps schützen wolle, während die anderen Mächte den Schutz durch internationale Truppen bewirken wollen, so wie eS der internationalen Bedeutung, die des Iangtsekiang entspricht, einer internationalen Bedeutung, die übrigens der Unterstaatssekretär Brodick in seiner Rebe selbst anerkannt hat, als er erklärte, England habe die dringende Anregung, die Iangtsemündung mit englischen Truppen zu besetzen, zurückgewiesen, weil es dort keine Souveränetäts- rechte „usurpiren" könne. So beruhigend diese Erklärung klang, so scheint es nun aber dock, daß über den Schutz des Iangtsethales und Shanghais erhebliche Meinungsverschiedenheiten auSgebrockcn sind, bei denen, wenn man nach der russischen Note urtbeilcn darf, die Auffassung aller andern Mächte der der englischen Negierung widerspricht. Wenn die Einigkeit unter den Mächten schon bei Tientsin nicht so weit ging, daß man sich dort über die Wahl eines Oberbefehls habers einigen konnte, so ist eS sehr bedauerlich, daß an der Iangtsemündung jetzt ein neuer Stein des Anstoßes geschaffen worden ist. Nach der russischen Note bat es nicht veu Anschein, als ob die Mächte auf ihr Recht, ihre Unterthanen in Shangbai und im Iangtsetbal durch eigene Mittel zu schützen, verzichten werden. Während somit das englische Vorgehen hier auf Widerstand bei den Mächten stößt, hat England sich auch von der japauischcil Ncgicruug eine empfindliche Abweisung geholt, die gerade im gegen wärtigen Augenblick viel zu denken giebt. Eine japanische Note verwahrt sich dagegen, daß England irgend welchen Einfluß auf die japanischen Truppensendnngen gehabt habe. Das finanzielle Anerbieten Englands habe Japan sofort abgeleknt, und wenn es jetzt zu einer Kriegs anleihe schreiten sollte, so könne doch keine Rede davon sein, daß eS mit England auf einer Grundlage verbandelt habe, als ob es für seine militärischen Operationen Hilfsgelder beanspruche oder anuebme. Die Note schließt mit den Worten: „In dieser Hinsicht werden die Mittbeiluugen des Schatzkanzlers als irreführend angesehen." Das ist zum Mindesten reckt kühl ausgedrückt und bietet einen G-gensatz zu den früher vielfach verbreiteten Nachrichten, wonach Japan bewogen worden sei, seine Politik in Cbi"a der englischen unterzuordnen. DaS scharfe Selbst ständigkeitsgelüst, das hier England gegenüber bei Japan hevortritt, wird mehrfach als eine Bestätigung der Ansicht aufgefaßt, daß bezüglich der chinesischen Angelegenheiten in letzter Zeit eine Annäherung zwischen Japan und Rußland erfolgt sei, wie sie sich auch in dem sehr freund schaftlichen Zusammengehen der russischen und japanischen Truppenführer bei Tientsin belbätigt zu haben scheint. Englische Wtrthschaft. Sckarse Kritik übt der Hongkonger Correspondent des conser- vativcn Londoner „Globe" an den militärischen Behörden und ihrer Tbäligkcit, die sich mit Bezug auf die Krisis in China entwickelt haben. Der betreffende Herr schreibt seinem Londoner Blatte wie folgt: Hongkong, 19. Juni. Unsere hiesigen Militär- und Marincbehörden befinden sich in einem Zustande großer Auf regung über die Entsendung der Entsatztruppen nach Peking. Ich bedaure jedock, constatiren zu müssen, daß mit Bezug auf die Aussendung der hiesigen Mannschaften ganz unglaubliche Dummheiten begangen worden sind, welche die rücksichtsloseste Kritik verdienen. — Der commandirende General, der z. Z. auch stellvertretender Gouverneur ist, bestand darauf, persönlich einen TranSportdampser zu chartern, ohne überhaupt den hier commandirenden Marineofsicier mit einem Worte über diese doch jedenfalls in daS Ressort deS Letzteren fallende Ange legenheit zu consultiren oder zu informiren. DaS Resultat war denn auch, daß der Herr General in seiner totalen Un- kenntniß der erforderlichen technischen Einzelheiten von den zur Verfügung stehenden fünfzig Dampfern im Hafen von Hongkong das langsamste und am wenigsten passende Schiff auswählte: unter der einzigen Begründung, daß es da» billigste war. Eine weitere Consequenz dieser „Weisheit" war, daß im letzten Moment 200 Soldaten Zurückbleiben mußten, weil nicht genügend Raum an Bord deS Dampfers war. Ich höre, daß zwischen dem hiesigen Hauptquartier und dem Marine-Commandanten wegen dieser Angelegenheit die heftigsten Streitigkeiten an der Tagesordnung sind, was mich gar nicht wundert. Das Verhallen des Generals ist kein günstiges Prognostikon für ein ersprießliches Cooperiren der Armee und der Flotte im Ernstfälle, welcher Uebelstand ganz besonders für unsere wichtige Hafenstadt im schlimmsten Falle von ganz unberechenbaren Folgen sein könnte. Wenn die Auswahl deS Transport-DampferS den Marine- Behörden überlassen worden wäre, wie eS sick gehört, so würden unsere Truppen in unverkürzter Stärke und viel schneller in Taku oder iu Wei-Hai-Wei eingetroffen sein, was dock unter allen Umständen von der böcksten Bedeutung sein muß, speciell in einer gefährlichen Krisis, wie es die jetzige ist. Um das ganze Werk unfähiger und unpraktischer Zopfig« keit zu krönen, fand die Einschiffung unserer braven Truppen während eines fürchterlichen Wolkenbruches statt, der die Straßen fußtief unter Wasser setzte und die armen Kerle mit ihrer ganzen Feldausrüstung dermaßen durchnäßte, daß nach her in den Cabinen des Schiffes das Wasser in Strömen aus den Kleidern und Gepäckstücken der Mannschaften heraus lief, und so Alles in ganz unnöthiger Weise für Jedermann uncomsortabel machte. Tie Einschiffung hätte natürlich sehr wohl um eine halbe oder ganze Stunde verlegt werden können, aber nein, so weit reicht die Dispositions-Fähigkeit des Herrn Generals nicht. Ein fernerer Unfug war eS, daß auf Verfügung desselben Herrn die Munition und alle sonstigen erforderlichen Einzel heiten für die entsandten Truppen nicht mit demselben Dampfer verladen wurden, sondern mit einem anderen, noch langsameren, der erst vier oder fünf Tage später in Taku eintreffen kann. — Die Admiralität und daS Kriegsamt in London sollten durck energische Maßregeln derartige Vor kommnisse in Zukunft einfach unmöglich machen." Vielleicht liegen sie im Plane gerade dieses KriegS- ministeriumS. Tic Kämpfe iu der Mandschurei. * Petersburg, 6. August. AuS Chabarowsk wird vom 3. d. M. gemeldet: Aus Chardin und anderen an der östlichen chinesischen Eisenbahn liegenden Orten kamen infolge der von den Behörden getroffenen Verfügung auf Dampfern die Angestellten der Bahn mit ihren Familien an; ihre Zahl beläuft sich auf ungefähr 6000 Personen, unter denen sich 44 Verwundete und 35 Kranke befinden. Letztere wurden im Militärlazareth untergebracht. Tic Pcrpflrgunn dcS ostafiatischcn ExpcditioiiScarpS au Bord. Bei der Einrichtung der Verpflegung unserer nach dem fernen Osten fahrenden Soldaten ist die Verpflegung zu Grunde gelegt worden, welche auf den Schissen des Norddeutschen Lloyd im Passagierverkehr üblich ist, und welche einen Weltruf erlangt hat. Mobisicirt ist dieselbe nur nach gewissen Stichtungen hin mit Bezug Feuilletsn. Sj Gold und Glut. Roman au» Südafrika von O. Elster. „Gut, gut. Ich weiß; nur weiter." „Als wir dann auf die groß« Landstraße cinbiegen wollten, trafen wir auf englische Soldaten. Massa Walter sprach mit dem Führer, und dann gingen wir den geheimen Pfad zurück und hinter uns die englischen Soldaten. Panda erriech, was Massa Walter beabsichtigte; die englischen Soldaten sollten die Boeren überfallen — aber die Boeren waren auf ihrer Hut. Die Kundschafter der englischen Soldaten waren nicht vorsichtig ge nug, eS sind keine Krieger der Zulu, die Len Feind lautlos be schleichen, bis sie ihm den Speer auf die Brust setzen können. . „Weiter! Weiter!" „Wir haben den ganzen Tag mtt den Boeren, dir vevdammt sei sollen, gekämpft. Massa Walter und Panda auch, und Panda hat mehrere Boeren getaktet. Aber es waren zu viele Boeren, wir wurden von ihnen umringt, «in Theil von den Engländern schlug sich durch, ein anderer Theil mußte sich ergeben — auch Massa Walter und Panda wurden gefangen und in da» Lager gebracht." „Aber Du bist frei?" „Panda ist listig wie die Schlang« und stark wie der Jaguar. Panda war ein großer Krieger der Ama-Zulu, bi» sein Stamm von den Boeren, die der böse Geist vernichten möge, getödtet und zerstreut wurde. Da ging Panda zu den Engländern, die auch Feinde der Boeren sind, und wurde der „Boy" von Massa Walter, um gegen die Boeren zu kämpfen. Aber wenn Panda jetzt auch ein Diener der Weißen geworden ist, so hat er die Kunst zu kämpfen noch nicht verlernt. Er hat sich aus dem Lager der Boeren fortgeschlichen, wie der Panther, durch da» hohe Gra» auf dem Bauche kriechend, um seine junge Herrin zu benach richtigen, und wenn die funge Herrin r» befiehlt, den Krieg gegen die Boeren zu führen." Soin Auge leuchtete auf und blickte erwartungsvoll und leidenschaftlich zu Mary empor. Diese erschauerte leise, schon oft war ihr die nur künstlich zurückgedrängte Wildheit Panda'» aufgefallen, schon oft hatte sie bemerkt, daß seine Augen an allen ihren Bewegungen hingen und sie verfolgten, wohin sie auch ging. Sie erbebte bei dem Gedanken, daß st« allein mit dem Schwarzen war, dessen Leidenschaft hoch emporloderte. Der Zulu hatte Blut gesehen, seine Hand hatte die Feinde getödtet, die Wildheit, der Blutdurst des früheren Kriegers war in ihm wieder erwacht. Wenn «r sein Boll zu den Waffen rief, wenn die Schwarzen sich an diesem Kampfe zwischen den beiden weißen Völkern betheiligten, dann würden Barmhevzigeit und Mensch lichkeit in einem Meer von Blut und Flammen untergeben. „Du willst kämpfen mit den Boeren? Wie wolltest Du das wohl beginnen?" fragte Mary mit leicht bebender Stimme. „Panda haßt die Boeren, weil sie Panda's Väter und Brüder getödtet und den Zulus ihr Land geraubt haben. Hat meine junge Herrin schon einmal von den großen Königen der Zulu Tschaka und Dingaan gehört?" -Ja." „Tschaka und Dingaan waten die Väter von Panda und herrschten über ganz Zululand, bis die Boeren kamen und Din gaan und seine Krieger tödteten und ihnen das Land raubten. Dann kamen die Engländer und nahmen den Boeren das Land wieder ab, das sie dem großen Häuptling Keischwayo gaben, bis dieser im Kampfe mit Usipepu, dem Häuptling der Abagulusi, überwunden ward. Der Vater von Panda war der große Häupt ling Sekokuni, der, so lange er lebte, mit den Boeren kämpfte, bi» «r ihren Kugeln erlag und sein Stamm vernichtet wurde. Deshalb haßt Panda die Boeren, und wenn meine Herrin be fiehlt, gehe ich zu meinen schwarzen Brüdern und rufe sie zum Kampfe auf gegen di« Räuber unseres Lande» und zur Be freiung von Massa Walter, der sich im Lager der Boeren be findet." „Rein, nein, Panda", «ntyegnete Mary hastig. „Du und Deine schwarzen Brüder dürfen sich nicht in diesen Kampf der Weißen mischen. Ihr könntet doch nichts gegen die Waffen der Weihen au»rtchten." „Die Engländer und die große Königin weiden un» auch Feuerwaffen geben . . . ." „Nein, nein — da» werden sie nickt thun. Sie wollen nicht, daß Deine schwarzen Brüder Krieg führen mit den Weißen." Der Zulu blickte traurig vor sich nieder. „So will meine junge Herrin nicht, daß ich für sie kämpfe?" „Nein — mir droht keine Gefahr." „Aber Massa Walter?" „Auch ihm droht keine Gefahr, die Boeren werden ihn al» Kriegsgefangenen behandeln. Ich werde morgen mit Tagesan bruch zu dem General der Boeren gehen und ihn bitten, meinen Vater in die Gefangenschaft begleiten zu dürfen." Da sprang der Zulu auf. „Panda will aber nicht Gefangener der Boeren jem — sie werden ihn tödten, denn er hat mehrere von ihnen getödtet,.... Panda wird fliehen . . . „Wohin willst Du gehen?" „Zu meinen Brüdern, um sie gum Kampfe aufzurufen. Wenn meine junge Herrin selbst auch nicht will, vaß ich für sie kämpfen soll, Panoa wird Loch für sie tämpfen, Venn er liebt sie . . . ." Em drohendes, wildes Feuer loderte in seinen Augen auf, daß Mary erschreckt zurückwlch. „Meine junge Herrin braucht keine Furcht zu haben", fuhr er ruhiger fort. „'Panda würde lieber sterben, als seiner jungen Herrin ein Leid zuzufügen . . . ." Ehe es Mary verhindern konnte, hatte er sich ihr zu Füßen geworfen und küßte den Saum ihres Gewandes. Dann sprang er empor, grüßte Mary noch einmal, sich tief verneigend, und ver schwand dann durch di« offene Thür der Veranda in dem Dunkel der Nacht. Mary achmete auf. Es war ihr unheimliA in der Gesellschaft des Schwarzen gewovden, der seiner Leidenschaft und Wildheit so plötzlich die Zügel schießen ließ. Jetzt, da sie wußte, daß ihr Vater lebte, wurde sic auch wieder ruhiger; die Boeren behandelten ihre Gefangenen gut und menschenfreundlich; sie durfte daher auch hoffen, daß ihres Vaters Gefangenschaft keine allzu hart« sein würde. Er besaß in Pretoria und Johannesburg unter den wohlhabenden Burgyers viele Bekannte und Freunde, mit denen er in reger Geschäftsverbindung stand; diese würden gewiß für ihn Fürsprache einlegen. Aber wenn sie sich auch durch diese Vernunftsgriinde zu be ruhigen suchte, der Schlummer floh doch ihre' Augen. Rastlos wanderte sie umher, und als im Osten die Movgenröthe den Anbruch des Tages verkündete, weckte sie den alten Wedekind, um sich mit ihm in das Lager der Boeren zu begeben. Im Lager herrschte schon reges Treiben, welches auf den Ab marsch der Boeren hinzudeuten schien. Die Zelt« wurden ab^- brochen und ihr Inhalt eingepackt, um auf die schweren Ochsen wagen verladen zu werden. Die «Wagenburg selbst, welche den Boeren als Bollwerk gedient hatte, wurde auseinattdsrgezogeit, die Zugketten an den Dsichseln befestigt und die Joche mit den HalSstücken und Riemen zUrechtgelegt, damit Alle» zum An spannen der Ochsen fertig war. Die schwarzen und braunen Troßknechte holten die Ochsen und Maulthiere herbei und trieben eine Heerde Schlachtvieh zu sammen, welche Wödekin-d mit zornigem Blicke als die Heerde von Georgfarm erkannte. Er ballte die Fäuste und brummte einen Fluch vor sich hin- Aber Mary gebot ihm Schweigen und schritt auf die Stelle des Lagers zu, wo das Zelt de» Gene rals Matthys de Beer gestanden hatte, und wo jetzt der General mit den beiden Kommandanten und den Fcldcornets eine Be ratung abzuhalten schien. Die Pferde waren bereits gesattelt. In zwanglosen Gruppen saßen und standen die Burghers bei den Pferden und rauchten plaudernd ihre Morgenpfeife. Eine Anzahl englischer Gefangener stand unter sicherer Bedeckung zum Abmarsch bereit. In der Ferne verschwand die Vorhut der Boeren, mit ihr die beiden Geschütze, welche Hans von Ehrenstein führte. Erstaunt blickten die Burghers auf di« schlanke Gestalt des jungen Mädchens, das mit sicherem Anstand in den Kreis der Boerenofficierc trat. „Kann ich den Oberbefehlshaber sprechen?" fragte Mary. „Das bin ich", entgegnete ein alter, graubärtigcr Burgher, der sich von den anderen nur durch eine breite Schärpe in den Farben von Transvaal unterschied, im Urbrigen jedoch den ge wöhnlichen Anzug der Boeren trug. Was wünscht meine Nichte*) von mir?" „M«in Name ist Mary Walter, ich bin die Tochter des Be sitzers von Georgfarm . . . ." Die Stirn des Generals verdüsterte sich. „Des Mannes, den gestern unsere Truppen mit den englischen Soldaten ge- fangen genommen haben?" „Ja — ich komme, um ihn zu sehen." „Da» könnt Ihr — aber zugleich müßt Ihr Abschied nehmen, denn Euer Vater wird mit den anderen Gefangenen nach Bloem fontein geschafft." „Mein Vater ist nicht Soldat, General." „Aber mit den Waffen in der Hand gefangen genommen, meine Nichte. Um so schlimmer für ihn; wenn er kein Soldat ist, dann war er nickt berechtigt, gegen uns zu kämpfen, und daS Standgericht könnte ihm leicht zum Tode verurtheilen. „So ungerecht werden die Burghers nicht sein." „Ungerecht?" „Ja — denn kämpfen nicht auch viel« Durghers, di« in Natal oder Eapland wohnen, auf Eurer Seide? Wenn nun dir Eng länder alle diese Freunde der Burgher» au» Natal oder d«m Lap- lande erschießen lassen wollten?" „Meine Nichte hat Recht — Euer Baker wird al» Krieg»- gefangener behackdet werden. Aber sein Eigenöhum ist un» *) Neef oder Nichte ist die Anrede der Boeren für jünger« Frauen und Mädchen,
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