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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.08.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-08-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000820020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900082002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900082002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
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Abend-Ausgabe 84. Jahrgang. Montag den 20. August 1900, Süden vorwiegend französisches Material sich be« Fririlletsn Sf Der ganz eines Die Morgen-AuSgabe erscheint nm '/,? Uhr. dir Abend-Ausgabe Wochentags um b Uhr. Ein und hier in ge- ah« -L878. «r. Sl» 4ä7 0 19S2 2055 >9 4110 44SN kl 5H8I 5668 l0 96?L 9759 Ziehung findet «ewähr.) stoulag, lugust 1900. -p. Die Südafrika, Anzergen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile SV Pfg. Reclamen unter dem Rrdactionsstrüb (4ß- spalten) üO»j, vor den Famlliennachrichkinr (6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Labellarischer und Zisserusatz nach höherem Tarts. Nedactton und Erve-Mo«: Johanntsgaffe 8. Dir Expedition ist Wochentag» ununterbrochen gröffurt von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Filiale«: Alfred Hahn vorm. v. Ale««'» Eselin». Untpersitätsstrahe S (Pauliumnz Louis Ltsche 8>xtra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgeu-Ausaabe, ohne Postbesärderung KL—, mit Postbeförderuug 70.—. Bez«sSPrefU ber -auptexpedttion oder den im -hchs» ßrzirk und den Vororten errichteten Ans» «westeUen abgeholt: vierteljährlich^14^0, sei zweimaliger täglicher Zustellung ins HauS>l üchO. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vtrrirljahrlich 6.—. Direkte täglich« Kreu-bandseadung ins Auslaud: moualltch 7chL galt, konnte sich meist bei ihrer Anwendung auf höchst unliebsame Eröffnungen gefaßt machen — „aber ich kann Dir nur ernstlich rathen, Dich auf Schicksale gefaßt zu machen, un!d Gisela nicht aus den Augen zu lassen, wenn Dir Deine zukünftige Gemüths- ruhe und Dein Hausfrieden was werth sind!" „Aber Jettchen, ich bitte Dich, was ist denn los? Was willst Du mit solchen Reden sagen?" „O, weiter nichts von Bedeutung, nur daß mir di« Sache zwischen Gisela und dem Vetter brenzlich vorkommt, höchst brenz lich sogar!" „Unmöglich! Du meinst doch nicht, sie könnten ein Interesse für einander —?" Frau Marianne brach ab und versank in tiefes Nachsinnen. „Genau das ist es, was ich meine!" sprach die Tante mit einer spitzen Deutlichkeit. „Von Gisela's Seite ebenfalls? Meinst Du das, Jettchen?" „Das meine ich!" betonte die Tante gewichtig. Die Mutter verfiel in erneutes Nachdenken, dessen Ergebniß sie dann lächelnd in die Worte zusammenfaßte: „Ach was! Das ist eine Freundschaft aus der Kinderzeit und hat nichts zu be deuten! Ich glaube, es macht Dir Vergnügen, mich zu ängstigen!" Wenn Tante Jettchen schlechter Laune war, so pflegte sie Zweifel an ihren Ueberzeugungen als persönliche Beleidigung aufzunehmen. So auch diesmal. Gekränkt schwieg sie und ver fiel in einen bei ihr üblichen Gemüthszustand, der Ilse einmal zu der Aeuherung angeregt hatte: „Tante Jettchen hat ihr mulsteriges Schauer!" Uebergehen wir den weiteren Verlauf jenes überstandenen Zwistes zwischen Frau Marianne und ihrer einstmaligen Kranz jungfer und gesellen wir uns zu den Reisenden bei ihrer Ankunft am Ziele ihrer Fahrt. Golden und rosig flammte das Abendroth über den Thürmen und Zinnen der schönen Stadt, die man Elbflorenz zu nennen pflegt, und die des stolzen Namens vollauf würdig ist. Entzückt hingen Gisela's Blicke an den Kuppeln des Zwingers, als man vom Bahnhofe ab in zwei Droschken erster Elaste nach dem Hotel fuhr. „Der selige Johann Justus bezahlt eS!" hatte Herr Lindner behaglich geantwortet, als Tante Jettchen die Noblesse der Fahrt mit düsteren Zweifeln bemängelte. Auf einem erklecklichen Umwege ward das Hotel erreicht. Die Fahrt war wunderhübsch. Die Promenaden wimmelten von Fuhrwerken und Spaziergängern. Im Schmuck hellgoldenen Herbstlaubes prangte die Brllhl'sche Terrasse, aus den Concert- gärten schallte Musik, und überall traf der Blick auf Helle, was mindestens geliefert wurde; wahrscheinlich ist es daß noch mehr eingeführt worden ist. An Geschützen soll im Norden Chinas 80 Prooent Krupp'sches, m Tschili außerdem auch eng lisches, im " finiden. Anzeiger. Amtsblatt -es Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Mathes und Molizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Die Wirren in Lhina. —<» Es steht nun über jeden Zweifel fest, daß die Verbündeten in Peking sind, aber wie einige der jüngsten Meldungen erkennen lassen, ist die Stadt doch nicht ohne hartnäckigen Widerstand ge nommen worden und am IS. fanden noch Straßenkämpfe statt. Man meldet unS: * Rom, 19. August. (Tel.) Die „AgenziaStesani" meldet aus Taku über Tschifu von gestern: Nach Meldungen aus Peking soll der Kampf in den Straßen der Stadt noch fort dauern. Die verbündeten Truppen beschössen die Punkte, an denen noch Widerstand geleistet wird. Prinz Uung hab« die Kaiserin.Wittwe an der Abreise gehindert. — Bataillon italienischer Marinesoldaten ist hier gelandet marschirt schleunigst nach Peking. Fortdauernd treffen russische Truppen ein. * London, 20. August. Die Admiralität veröffentlicht ein Telegramm de« Admirals Bruce, datirt Tschifu den 19. August: „Ich höre auS japanischer Quelle, daß ein Theil Pekings in Flammen steht und in den Straßen der Kampf fort dauert. Prinz Dung soll die Kaiserin verhindert haben, Peking zu verlassen. Die Verbündeten umzingeln und beschießen die innere Stadt, wo ihnen der letzte Widerstand «ntgegengestellt wird." Daß jetzt die Kaiserin-Witttve, von der dock überein stimmend berichtet wurde, sie sei nach Schansi geflohen, sich noch in Peking befinden soll, ist auffallend. Das Wahr scheinlichere ist doch, daß sie sich mit den übrigen Schuldigen «uS dem Staube gemacht hat. Wenn irgend jemals zu Unrecht iodtgesagte Menschen es ver dienen, dem Sprichwort entsprechend nun ein recht langes Leben zu führen, so sind es, schreibt die „Köln. Ztg.", gewiß die Ge sandten und die mit ihnen eingeschlossenen Europäer. Denn entsetzlich müssen die Aufregungen gewesen sein, denen sie in der achtwöchigen Schreckenszeit unterworfen waren. Man stelle sich nur vor, was das bedeutet, einer ungeheueren Mehrheit grau samer, zur Wuth entflammter Barbaren gegenüber, in deren Her zen kein Funke von Ritterlichkeit und Achtung des tapferen Feindes wohnt. Tag für Tag dem Tod ins Auge blicken zu müssen, nicht einem Tode in ehrlichem Kampfe, sondern dem schmählichen Martertode eines Verbrechers, immer und immer wieder aus zuschauen nach Hilfe, die in einer Weise zögerte, wie sie sich die Eingeschlossenen wohl kaum haben erklären können. Abge schlossen von allen Nachrichten aus Europa, konnten sie sich nicht denken, daß die Chinesen, entgegen allen Vorstellungen, die über ihre Widerstandskraft herrschten, mit Erfolg durch Wochen den europäischen Truppen entgegenzutreten und sogar den ersten Zug, der zur Befreiung der Gesandten unternommen wurde, siegreich zurückwerfen könnten. Aus den Depeschen, die wir später erhalten haben, geht diese Verzweiflung in beredter Weise hervor, und je mehr die Hilfe zögerte, desto mehr müssen die Gesandten geglaubt haben, daß sie durch eine Verkettung unerklärlicher Zustände von Europa verlassen seien. Wir haben immer und immer wieder ohne Rücksicht auf jedwede politischen Bedenken mit allem Nach druck darauf hingewiesen, daß es die erste Anstandspflicht Europas sei, den Gesandten Hilfe zu schaffen und dem in empörender Weise verletzten Völkerrecht zu seinem Recht zu ver- Der kritische Tag. Erne heiter« Geschichte von Anna Klie. Nachdruck verioten. ,Guten Abend, Onkel Fritz! Das ist ja orn großartiger Ein fall von Dir, einmal mit Deiner Familie dem Familientage bei zuwohnen! Und wi« prächtig Du «rssichst! Laß Dir mal herz lich die Hand schütteln! Es freut mich aufrichtig, daß es Dir so gut geht!" Und ohne sich an seines Ohsims verblüffte Miene zu kehren, führte Werner Lindner das herzliche Händeschütteln aus und that so, als ob es das natürlichste Vorkommmß der Welt sei, daß er mit Gisela dem nämlichen Eoupß entstieg. „Ei, sieh mal an, d« Jls«! Bist Du aber groß geworden! Die vollendet« junge Dame! Kaum daß man Dich wieder er kennt!" „Werner! Mit 'nem Vollbart«! Einfach zum Kugeln!" So rief die vollendet« junge Dame in Hellem Entzücken und schüttelte kräftig des Vetters «davgereicht« Rechte. Gisela's Vater hakt« in der ersten Ueberroschung über das undermuchet« Erscheinen seines Neffen des jungen Mannes Be grüßung mit unwillkürlichem Wohlwollen erwidert. Sogleich aber besann er sich auf di« Familienfehde, nahm ein« steifer« und kühlere Haltung an und wandte sich an Tante Jettchen. „Wi« kommt mein Neffe in Ihre Gesellschaft?" Tante Jettchen hatt« sich lange auf diese Frage vorbereitet und beschlossen, sie durch er» Lobksd heftigster Art auf den Vetter zu beantworten, der Gisela und st« von der wüsten Insel des Geldmangels und vermuthlichen Hungertodes durch sein rechtzeitige» Erscheinen glänzend errettet habe. Gegen solche Hymne, di« sie allsogleich mit großer Zungenfertigkeit anstimmt«, war nicht wohl etwa» einzuwenden. Mit einem wenig schmeichel haften Wunsche für das Wohlergehen deS Unheilstifters Tell, der den ganzen Schaden angerichtet hatte, fügte Herr Lindner sich in da» Unvermeidliche und erwiderte wenigstens nicht unfreundlich di« Liebenswürdigkeit, mit der fein Neffe sich verabschiedete, dessen Zug Anschluß nach Dresden hatt«. Auf ein allseitiges Wiedersehen am folgenden Lage trennt« er sich von der Gesell schaft, di« nun da» Hotel «kffucht«, wo sie über Nacht zu bleiben gedacht«. — Al» Gisela und Jls« sich spät Abend» in ihr gemeinsam«» Der Krieg in Südafrika. Decentralisation der englischen Streitkräfte eine Folge deS von den Dorren meisterhaft fübrten Guerillakrieges, beginnt für die Engländer verhäng- nißvoll zu werden. Sie sind in diesem Kleinkrieg ihrem Gegner bei Weitem nicht gewachsen und so mehren sich denn in letzter Zeit die Meldungen von sehr beachtenSwerlhen Erfolgen der Boeren. De Wet ist seinen Verfolgern entwischt und steht jetzt, mit Delarey vereinigt, Wohl schon bei Rustenburg, rund um Pretoria tauchen boerische CommandoS auf, besetzen eine Ortschaft oder fangen englische Patrouillen weg, im Westen, in der Richtung aus Mafeking zu ist die boerische Erhebung wieder allgemein und nun kommt gar die schon im Morgenblatt mitgetheilte Depesche, nach welcher de Wet 4000 Engländer gefangen genommen haben soll. Das klingt durchaus nicht unwahr scheinlich, obwohl man gut thun wird, eine Bestätigung ab zuwarten, zumal da weder Ort noch Datum noch der feindliche Commandirende angegeben sind. Die Boeren werden freilich nicht wissen, waS sie mit 4000 solcher englischer Mitesser anfangen sollen, aber sie können doch ihre Officiere außer Action setzen und, WaS vie Hauptsache ist, ein solches eng lisches Paardeberg muß weiter zur Neubelebung deS MutheS unter den BurgherS beitragen; außerdem werden die 4000 Gewehre mit Munition ein guter Ersatz für die Waffen sein, welche vor Kurzem ca. 3000 Boeren im Freistaat grstreckt haben. Nur bleibt, wie gejagt, die Bestätigung der Meldung noch abzuwarten. Sollte es sich außerdem bewahrbeiten, daß Lord Roberts Middelburg geräumt hat, so bedeutete daS nichts weniger, al» das Scheitern auch des zweiten englischen Vorstoßes gegen Louis Botha, unter dessen Commando sich bekanntlich das Hauptcontingent derer gesammelt hat, welche um Präsident Krüger geschaart, den Kampf bis zum letzten Blutstropfen durchkämpfen wollen. Nach dem Rückzüge Roberts' bliebe auch General Buller nichts anderes übrig, als wieder abzuzieben oder still zu liegen, nachdem er eben erst südlich von Machadodorp ein getroffen war. Auch General French, der sich mit Buller vereinigt hat, könnte nur dasselbe thun. Weiter wird uns berichtet: * London, 20. August. (Telegramm.) General Clery telegraphirt aus Greylingstad unter dem 18. August: Etwa 80 Boeren überraschten bei Dornkop am 14. August einen Rittmeister und 20 Dragoner. Der Rittmeister wurde leicht verwundet, ein Dragoner wird vermißt. Die Verluste der Boer«» sollen (!) bedeutend sein. Dazu kommt noch, daß auch der Lranjefreistaat, wie sich herausstellt, noch nicht ganz abrasirt ist. Com« helfen. Wenngleich das deutsche Reich an Ort und Stelle nicht mit bedeutenden Truppenkräften vertreten war, so ist es trotz dem wohl auch seiner Einwirkung zuzuschreiben gewesen, daß die verbündeten Truppen sich trotz mancher Bedenken zum Vormarsch auf Peking entschlossen, der, wie die Folge gelehrt hat, in glück licher Weise ausaeführt worden ist. Thatsächlich stellte sich bei dem Vormarsch auch heraus, daß der Widerstand der Chinesen nicht so stark war, wie man von manchen Seiten befürchtet hatte. Wohl hatten die Chinesen zuerst bei Tientsin tapfer widerstanden und angriffsweise vorzu gehen gewagt. Bon dem Augenblicke aber, wo sie eine furchtbare blutige Niederlage erlitten hatten, war auch ihr Muth gebrochen und sie vermochten nicht mehr, den Vormarsch der verbündeten Truppen aufzuhalten. Der Widerstand, den sie an manchen Stellen noch leisteten, war schwach, wenn man ihn mit dem ver gleicht, den wir vor Tientsin gefunden hatten, und wir dürfen mit Recht annehmen, daß die moralische Einbuße, die Europa durch den Rückzug des Admirals Seymour erlitten hatte, durch den blutigen Schlag von Tientsin ausgeglichen war. Von da an er schienen die Europäer wieder den Chinesen als die Menschen höherer Gattung oder vielleicht auch als die Teufel mit unüber windlichen Kräften, gegen die man doch nicht ankommen könne, und abgesehen von den Schwierigkeiten des Weges, die außer ordentlich groß gewesen zu sein scheinen, ist der Vormarsch, wenigstens soweit man aus den vorliegenden Nachrichten ersehen kann, nicht nachdrücklich gehindert worden. Nicht nur die Waffen der Europäer, ihre Manneszucht und ihre höhere Kriegskunst haben hier gefochten, sondern es trat auch wohl noch der moralische Eindruck hinzu, der dadurch aus die Chinesen wirken mußte, als sie ersahen, daß die diplomatischen Winkelzüge und Lügenkünste der chinesischen Machthaber nicht vermochten, Europas Truppen von der Beschrei tung des Weges abzuhalten, der ihnen von der Ehre vorge schrieben war. Wenn der einzelne chinesische Soldat das wohl auch weniger empfunden haben wird, so haben es doch sicher die chinesischen Führer gefühlt, Venen der Muth sinken mutzte, als sie erkannten, daß es jetzt furchtbarer Ernst werde. Wir haben immer betont, daß U« Chinesen bei ihrer eigenen Virtuosität im Lügen auch >cmf di« Worte und Drohungen Anderer kein Gewicht legten, sondern daß Thaten hinzukommen müssen, um ihnen die heil same Furcht einzujagen, ohne die bei ihnen nichts auszurichten ist. Wenn wir uns des Vormarsches und seines Erfolges freuen so gebührt es aber vor Allem, rühmend der Anstrengungen der Truppen zu gedenken, di« in wochenlangem Kampfe gegen die chinesische Uebermacht nicht erlahmt sind. Erst später werden wir hören, wie furchtbar die Entbehrungen und Anstrengungen Derer gewesen sind, die, abgeschlossen von aller Hilfe, zwei Monate lang ausharrten, aber heute schon kann man sagen, daß ihre Ver- theildigungsthat inder Kriegsgeschichtealler Zeiten einen rühmlichen Platz einnahmen und daß man zu allen Zeiten von den Fünf- hunldert reden wird, di« sich in Peking des Feindes erwehrten Kerne Nation hat das Recht, auf diesen Erfolg für ihren Theil be sonders stolz zu sein, denn die Soldaten aller Mächte haben hier treu und einig zusammengestanden und wir möchten glauben, daß durch diesen gemeinsamen siegreichen Kampf das Gefühl ver stärkt werden muß, daß die Gegensätze, die unter den Nationen bestehen, nicht so stark sind, wie man vielfach glaubt. Die gemein samen Entbehrungen, die Thaten der Tapferkeit, von denen wir noch hören werden, das Alles muß dieses eiserne Bataillon aufs Engste zusammengebracht und es zu einem festen Körper zusam- msngeschweißt haben, der für die kleinen nationalen Zwistigkeiten kein Verständniß mehr haben kann. Wenn dl« That der Ver- theidiger in Peking den Erfolg Haben sollte, daß man auch in i Europa über dem Vereinigenden das Trennende minder hoch an- I schlüge, so werden die Fünfhundert nicht umsonst gelitten und I wird der vierte Theil von ihnen nicht umsonst von den Kugeln der verrädherischen Chinesen gefallen sein. Wir würden glücklich sein, wenn wir glauben könnten, daß mit der Einnahme von Peking di« chinesischen Wirren beendigt wären. Leider ist damit aber nur ein Theil der Aufgabe erreicht; die Rettung oer Gesandten; wenn diese das Nothwendigste war, so ist damit nicht gesagt, daß das, was noch folgen wird, leichter sein wird. Noch ist nicht festgestellt, wer an der unerhörten Ver letzung des Völkerrechts die Schuld getragen hat, was für die Ermordung des deutschen Gesandten, die Ermordung von mehr als hundert Soldaten verantwortlich zu machen ist, gar nicht zu reden von den Missionaren, die in allen Theilen des Reiches hin geschlachtet wurden. Wenn man jemals in China zu annehm baren Zuständen kommen will, wenn die Wiederholung der Greuelthaten von gestern für die Zukunft ausgeschlossen sein soll, dann ist die Feststellung der Verantwortung nöthig und «in« harte, unerbittlich« Strafe. Mag mau im aufgeklärten Europa über die Berechtigung der AbschreckungSthcorie gelehrt streiten: wilden Völkern gegenüber ist sie die einzige, die unmittelbare Wirkung verspricht, und nur, nachdem man s i e zu erst angewandt hat, wird mau daran denken können, die milde und belehrende Sprache der Civilisation zu reden. In unserem Vertrauen auf die Wirkung der Abschreckung hoffen wir jetzt, daß die Unruhen sich nicht über das ganze Reich verbreiten und uns nicht zwingen werden, auch auf anderen Kriegs schauplätzen den Chinesen die Wucht der europäischen Waf fen fühlen zu lassen. Daß ändert nichts daran, daß wir auch auf den schlimmsten Fall uns gefaßt machen und so handeln müssen, daß wir jeder chinesischen Auflehnung mit oinem genügenden Truppenaufgebot «nt>gegentret«n können. Durch ein solches Auf gebot, wie es nicht nur Deutschland, sondern alle anderen Mächte für notwendig erkannt haben, wird vielleicht Viel Blutvergießen vermieden werden. Die dritte Aufgabe, die uns dann noch bleibt, das ist die Herstellung geordneter Verhältnisse in China und die Bürgschaft gegen die Wiederkehr so frecher Ver höhnungen des Völkerrechts. Dieser Aufgabe wird in den Einzel heiten erst näher zu treten fein, wenn die beiden ersten vollende! sind. Aus der bei E. S. Mittler <8: Sohn in Berlin er schienenen kleinen Schrift „Die chinesische Arme« und Kriegsflotte", einer Erweiterung des auch unseren Lesern bekannten Aufsatzes des „Militär-Wochenblattes" (Nr. 66) ist noch folgende Zusammenstellung über das aus Europa seit 1871 in China cingrsührte Kriegsmaterial von Interest«: a. Krupp: 3,7 bis 6 cna 455 Stück, 7 bis 9,15 am 776, 10,5 bis 12 ow 191, 15 bis 17 crn 151, 21 bis 24 em 71 26 bis 30,5 am 5, zusammen 1649 Stück, b. Englisches Material, seit 1895 geliefert: Feldgeschütze 173, Festungszeschütz: 71, zusammen 244 Stück, a. Maschinengewehre und -Geschütze: 305 Stück. <j. Handfeuerwaffen: 14/71, 14/71.84, Carabiner N/71 85 970 Stück, 14/88 24 000, Mauser 95 (chilenisches Modell) 21 750, 7-Dader-Mauser-Gewehr und -Carabiner 6250 Mannlicher-Gewehr und -Carabiner 78 662, Martini-Henry 10 400, Hotchkiß-Gewehre und Carabiner 8550, Winchester 500, > Vetterli 10000, Gras 3000, Miniß 4000, Werndl 1340, ins-1 gesummt 254 422 Stück. Die vorstehenden Zahlen geben das, I -er Gesellschaft »r Europa mit zu lassen. Vor- ptischen Loden- Die Qualität > tiefäugig und Port eine dünn- ;ea erforderlich Auswahl der r Boden sowohl eignet, eine für Sie verspricht zu säenden un lohnenden Ab- Markt gebracht Toffeln liefern, des Transports 4st>a.2 bis 2Vü Ätoßbritannien sw Egypten nur :nte der egypti- gsten Falls ans ommekkartoffel cotzbvitaaniert). ro7) ngeschäfts welche die alten hat, mag „Die von den erson, N. K, ub 250 Seipen- chrqnttrm Be- ! Situation ist Seidenarbeiter Webstühle in lt«nde, und für janiil L Booth ten. ohne sicher Saisonbedarf sie sich ebenso- chwarzg- m modernen tligten Otte r Weile. ,e Reststreckc .Oberrothen- k der königl. sbach, Kirkel, eröffn «r. iNial. Eisen- . Wieien- n-Trianael" «n und W>t- hr über- Schlafzimmer zurückgezogen hatten, begann der Backfisch voller Wichtigkeit: „Du, Gisela, ich habe etwas gemerkt! Ubbelohde ist bis über die Ohren in Dich verschossen! Etsch! Ich bin nicht so dumm, wie ich aussehe! Bitte, sage einmal, ob Du ihn hei rat hen wirst, wenn er Dir einen Antrag macht?" „Dummes Zeug!" antwortete Gisela unwillig. „So? Na, nun soll mich wundern, ob sich Werner auch in Dich verliebt! Findest Du nicht, daß er einfach zum Kugeln aus sieht mit seinem Vollbart?" »Ich finde, daß wir endlich einschlafen müssen!" entgegnete Gisela, und blies schnell das Licht aus. So verbarg die Dunkel heit der unbequemen Fragestellerin ihr verrätherisches Er- röthen. „Noch immer Sonnenschein! Merkwürdig!" So sprach in gedehntem Tone am andern Morgen Tante Jettchen, als sie Alle miteinander am Frühstückstische saßen, und sie würdigte dabei den strahlenden Himmel einer so erstaunten Betrachtung, als erblicke sie in seinem Glanze eine persönliche Kränkung für sich oder Herrn Falb. „Nun, das Unwetter kann ja immer noch kommen", bemerkte James Ubbelohde tröstlich. Tante Jettchen warf ihm «inen mißtrauischen Blick zu. Sie befand sich seit Kurzem in dem Wahne, daß der junge Mann es darauf anlege, sich über sie lustig zu machen, «in Ansinnen, das der natürlichen Harmlosigkeit des guten James durchaus nicht entsprach. Sie hatte beschlossen, dergleichen Anwandlungen streng zu ahnden und jede in dieser Richtung gewitterte Bosheit so gleich zungenfertig abzutrumpfen. Als sie am Abend zuvor Frau Marianne mit dem Verdachte betraut hatte, dieser Ubbelohde sei ein durch und durch boshafter Mensch, ein hinterlistiger Kerl, da hatte die Freundin sie lächelnd Besseren zu belehren versucht. Aber vergebens. „Der harmlos? Tell weiß das besser, sogar Tell! durchschaut die Leute, ja, er hat Menschenkenntniß!" Frau Marianne hatte sich gehütet, Zweifel bezüglich der Voll kommenheit Tell'» zu äußern, und hatte wohl daran gethan. Ein halbstündiger lobpreisender Wortschwall würde die Folge einer unvorsichtigen Entgegnung gewesen sein, und Frau Marianne war eine friedliebende Natur. „Wäre nur das Wiedersehen zwischen Friedrich und Joachim erst überstanden und gut abgelaufen!" seufzte sie später bei einem Alleinsein mit der Tante. „Soll ich Dir mal wa» sagen?" versetzte Jene mit rin«r ver nichtenden, langsamen Feierlichkeit. „Ja, ich werde reden, ich bin es Dir schuldig! Ich will Dich nicht mißtrösten, Marianne." — Die Tante liebte di«s« Einleitung, und der Betroffene, dem sie bunte Sommerkleider und fröhliche Gesichter. AIS die Equi- Pagen mit unserer Gesellschaft vor dem Hotel hielten, lüftete ein junger Herr, der wartend in Gesellschaft zweier junger Damen im Vestibül gestanden, seinen Hut und schwenkte ihn grüßend in der Luft. Es war Vetter Werner in Begleitung seiner Schwestern Eva und Hanna. Mit einem Freudenschrei stürzte Ilse der jüngsten der Cousinen entgegen und um den HalS, zum innerlichen Ergötzen des Hotelpersonals, das dienstbeflissen an die Wagen geeilt war. Weniger stürmisch legten Gisela und Eva ihre Wieder sehensfreude an den Tag. Cousine Eva war eher häßlich, als hübsch zu nennen, ein blasses, zierliches Mädchen, deren unregelmäßigen Zügen jedoch ein Paar freundliche, lebhafte Augen Reiz verliehen. Auch besaß sie schönes, starkes, dunkles Haar. Aber neben der anmuthigen Gisela fiel sie doch gänzlich weg. „Lindners aus Schöppenstedt sind auch schon angelangt!" tuschelte Hanna eifrig Ilse zu. „Na, Du wirst Dich wundern! Fürchterlich kleinstädtisch! Paß nur auf, morgen giebt es Ulk! Ich freue mich diebisch auf den Rummel! Aber Brünhilde ist hübsch geworden! Inzwischen hatte Werner sich Gisela genähert. „Nun, Giselchen?" Er sprach halblaut. „Darf man gratu- liren? Hat der Lia-äe-oiöole-Fritze sich schon erklärt?" „Wenn Du so garstige Fragen stellst, bekommst Du keine Antwort!" „So? Aber das Veilchensträußchen aus Deinem Gürtel be komm ich, nicht wahr?" „Wie soll ich das bewerkstelligen?" „Lege es doch unauffällig da auf den Oleanderkübel, dann will ich es mir schon holen!" „Ach —! Na ja — aber Tante Jettchen darf «» nicht sehen! Vor der müssen wir un» überhaupt in Acht nehmen, die paßt uns waS auf!" „So?" Ein zärtlich strahlender Blick deS Sprecher» trieb Gisela da» Blut in die Wangen. Schnell wandte sie sich ab, und Werner trat zu den Uebrigen. Daß Tante Jettchen ihren Wachtposten in den nächsten Minuten recht unvollkommen versah, kann nur vermuthet werden. Thatsache ist, daß daS Veilchensträußchen au» Gisela'» Gürtel spurlos verschwand — nein, nicht spurlo», denn Werner'» Rocktasche duftete noch am Tage daraus lieblich nach Veilchen. — „Also wie ist da» Programm für morgen?" erkundigte sich Herr Friedrich Lindner beim Abschied« von seinem Neffen. Annahmeschluß fir Äuzeigev: Ab end-Ausgabe: Bormittag« 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uh«. Bei den Filialen nnd Annahmestellen je et» halbe Stunde früher. Anzeige» sind stet« an di« Trpedtti«« . zu richten. 7ii-s > Druck und «erlag do« E. Pölzest» Leihzi» rre dann nicht tionswege auf /während der realisirt. Die nservative Po- Bedarf. Und istgeschäft will chchordres ein- ze Fabrikanten nch - eine feste e.Rohseide zu n Rohzustände :n, für welche d Diejenigen, ch abwartend, waren eine so iricirte Waare , Fabrikanten tten Vorräthe h unverändert Satins, Peau Einkäufe nicht l das Seiden- ie Mode der inst vorläufig tz französische izu beitragen, sandelsabkom- h den Ameri- 'pbetreffenden Untersuchung den. Frisches koährend ge- nsm Zoll von Einschleppung ordnung vom -nöungen von rerika an der «erden sollten. 8ege der Aus- dern auch auf lle und unge- mit Recht an- r die Möglich- ausgeschlossen demnach ein: merika bisher ifuhr voll ge- Umfange die aus den Ver- :n nachsrehen- ahlen; 1895 D.-Etr.; 1898 h dieser Ein- auf. ungefähr chr bedeutend s zum Thei! lar 1898 ein- ich getrocknete «int die Ein ohmen, denn richt weniger > Mill. 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