01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.08.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-08-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000820013
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- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900082001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-08
- Tag1900-08-20
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Morgen-Ausgabe Truck und Verlag von L. Pol» in Leipzig. 421 Jahrgang Montag den 20. August 1900, Amtlicher Theil. ill Tie Morgen-Ausgabe erscheint nm '/,? Uhr, die Abend-Ausgab« Wochentag« um k Uhr. 213,05 215,85 84,80 219,32 8«lor. > k»vlk. otrald. ir<1o»t voioo tlduvu VS,SV 82,60 V1,4O 00,25 55.75 so,SO 56.75 103,— 65,— 16,34 u-Vi«u srulsid >r Ssr dl» »rion reden «St. (Vaede 0,02). 111.75 72,75 143,40 8S,S0 80.V0 179.75 msmit »ekslk. ,lox<t LUM »t. in u.L»5«o/Lullr arukr". ruvle vsrdotsno 188,— 86,75 206,25 344,— 186.80 180,— 200.75 147,50 121.80 108.75 108,— reckitd, )LUll /^.con. s 8»uk », ÜLUll ^ollv. »d.8»<! xsneed 1»»evk. leit. 8, 8tr»»d Vitltsr 't«8k.k La mvxv srxbeu lot.-V, reund, Lclckdr. . vötü. a»ulv- (17/8) mtels" (18/8) von l" ln Sr»m«a, : io l-»Ip»le, ilsn (17/8) .Umll- Lsier", olle Urei - voo 6«oua, > LcdoeUckLwkler der Wermiether, der mich ja nicht kennt, der Sicherheit halber Vorausbezahlung wünschen sollt«. Für Dein« Mühe im Voraus vielen Dank, lieber Vetter. In der Hoffnung Deiner freundlichen Antwort und baldigen Wiedersehens Dein Aristide Boilin." ,/Nun, da hättest Du ja Deine fünfhundert Francs", meinte Jaques. „Vier PiScen ... das stimmt ja vortrefflich. Da kannst Du ihm ja Deine Wohnung überlassen und währenddessen zu mir ziehen. Die Sache ist ja überaus einfach." Hector lächelte sardonisch. „Glaubst Du denn, daß ich nicht gleich an vin derartiges Arrangement gedacht hätte, falls ein solches möglich wäre? Das hieße jedoch die Rechnung ohne meinen Wirth machen." „Dein Wirth, was sollte der denn dagegen einzuwenden haben?" „Einzuwenden? O, im Gegentheil, nichts könnte ihm er. wünschter sein. Da ich mit der Miethe zwei Quartale im Rück stände bin, würde es seine erste Sorge sein, diese fünfhundert Francs mit Beschlag zu beleg«». Nein, davon kann keine Rede sein. Du siehst also, es giebt kein anderes Mittel. Du trittst Aristide Boilin Deine Wohnung ab und erhältst dafür diese fünfhundert Francs, unter der Bedingung, daß Du sie mir so gleich retournirst. Voilü!" Jaques verzog das Gesicht. „VoilL! .... Das ist leicht gesagt." „Also soll ich mir eine Kugel durch den Kopf jagen?" „Das nicht. Vielleicht könnte ein anderer Freund, — ein Verwandter . . ." „Du bist der Einzige, auf den ich zählen könnte . . . und wenn Du mich verlassest...!" versetzte Hector mit Grabesstimme. Das erweichte Jaques' gutes Herz. „So sei es denn!" sagte er resrgnirt. Als Mann von Wort begann Jaques einige Tage vor der Ankunft der Familie Boilin seine Sachen zu packen. Doch trotz seiner Genugtuung darüber, daß er einem Freunde einen der artigen Liebesdienst zu erweisen vermochte, konnte er nicht umhin, es als ein großes Opfer zu empfinden. Und wo sollt« er während dieses langen Monats bleiben? Bei Hector keinen Falls. Das ein wenig unstäte, geräuschvolle Wesen seines Freundes würde sich mit seiner Vorliebe für Ruhe nicht vereinbaren lassen, und ihn in seiner Arbeit stören- Nein, das ging nicht an. Nach reiflicher Ueberlegung beschloß er, zu einer alten Tante aufs Land zu reisen, die schon lang« den Wunsch geäußert, ihn einmal bei sich zu sehen. Dort wollte er geduldig warten, bis seine Miether wieder ausgezogen, um dann nach Paris zurück- zukehren und um seinerseits di« Ausstellung zu genießen. Am Tag« bevor seine Miether ankangen sollten, befragte Jaques den Eisenbahn-Fahrplan. Morgens um sechs Uhr mußte er von Hause abfahren, um rechtzeitig zur Bahn zu gelangen. Das paßte ausgezeichnet, da die Boilins erst um acht Uhr in Paris eintreffen sollten. Das Logis war dann frei und zu ihrem Empfang« bereit. Bevor Jaques sich niederlegte, stellte «r zur Sicherheit seine Weckuhr auf fünf. Doch der Schlaf, der sich sonst schon nach fünf Minuten einzustelkn pflegte, ließ heute merkwürdig lange auf sich warten. Zehn Uhr ... elf Uhr . . . Mitternacht — und immer noch warf JaqueS sich ruhelos von einer Seite zur anderen- Er wollte aüfstehen und zur Beruhigung seiner durch die bevor stehende Abreise wahrscheinlich aufgeregten Nerven im Zimmer mnhevwandern. Allein er vermochte es nicht. Eine bleierne Schwere lag ihm in den Gliedern, in seinem Kopfe hämmerte es und seine Kehle schien wie autgedörrt. „Herr des Himmels, was hat das zu bedeuten? Wenn ich nur nicht krank werde!" dachte er besorgt. Aunahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittag« 10 Uhr. Morge n-AuSgabe: Nachmittags 4 Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je eia» halbe Stunde früher. Anzeige« sind stet« an die Expedition z» richte«. 109.— 132.30 137.10 159.10 —Q 133,— 148,80 134.75 135.50 103.75 42.75 157.50 55.75 83,— 196,— 153.75 142.75 213,25 182,— 159,— 189,— 142.50 192,— 353,— 189,— 159,60 146,— 87,— 70,80 155,— 168.10 65,10 203,40 115,— 204.50 84,45 zuführen. Die Hauptsache ist, daß die Wisderkehr solcher der Civilisation des 20. Jahrhunderts mit brutaler blutiger Faust ins Gesicht schlagender Zustände, wie wir sie jetzt erleben, un zweifelhaft verhütet wird. Um hierbei aber mit sicherer und glücklicher Hand operiron zu können, ist es vor Allem nöthig, die Ursachen zu kennen, welche die Erhebung gegen die Fremden, die Ermordung d eS deutschen Gesandten und die blindwüthige Massa- crirung einer so erschreckend großen Zahl fremdenfreundlicher Chinesen verschuldet haben. Sie müssen beseitigt oder ihre un heilvolle Triebkraft wenigstens so weit -abgeschwächt werden, daß weiter« Explosionen nicht zu befürchten bleiben. Man hat, in letzter Zeit besonders, die christlichen Missionen für die eine lange Kette blutiger Katastrophen bildenden Un ruhen verantwortlich machen wollen. Mit Unrecht. Es mag, wie Ernst Schott in seiner eben bei August Hoffmann in Leipzig erschienenen, sehr lesenswerthen Broschüre „Die Wirren in China und ihre Ursachen", der wir hier mehrfach folgen, treffend aus führt, ohne Weiteres zugegeben werden, daß im vorigen Jahr hundert die Macht der Jesuiten in China den Herrschern unbe quem und staatsgefährlich erschien, aber seitdem hat die katho lische Mission längst ihren politischen Charakter verloren und ar beitet nur noch in der Bekehrung der Einzelnen. Höchst selten zu verzeichnende gewaltsame Bekehrungen können bei der unge heuren Ausdehnung und der Größe der Bevölkerung Chinas gar nicht in Betracht kommen. Die evangelische Mission trifft vollends kein Vorwurf. Ihr Charakter der duldenden und dienenden Liebe ist erst recht nicht geeignet, die Erhebung eines ganzen, nach vielen Millionen zählenden Volkes zu provociren. Daß die Tumultuanten sich zuerst gegen die Missionen wenden, ist richtig, das liegt aber daran, daß diese, zum Theil weil im Innern des Reiches liegend, ohne militärischen Schutz sind und sich voll ständig in der Macht der von den Mandarinen aufgehetzten Hor den befinden. Nicht gegen die Missionare als Christen, sondern gegen die Missionar« als Nicht-Chinesen als Fremde richtet sich der Haß und der Fanatismus der bezopften Rasse. Das darf nicht ver kannt werden. Ausbrüche der Volkswuth und Massen abschlachtumgen -der Fremden sind schon zu einer Zeit vorgekommen, wo an eine christliche Missionirung Chinas noch nicht gedacht wurde. Ende des 8. und im 9. Jahr hundert waren es die Araber, welche in China zahlreiche Nieder lassungen gründeten und namentlich in Canton eine Periode Während -er Weltausstellung. Novellette von Julien Berr de Turique. Deutsch von Margot Elpen. Nachdruck verboten. Ne-action vnd Expedition: JohanniSgaff« 8. Die Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Die Ursachen der Ehinakrists. -(>. So lange die in der Völkergeschichte unerhörte Ver gewaltigung der fremden Gesandtschaften in der Hauptstadt des „himmlischen" Reiches noch andauerte, so lange das Geschick der schwer um ihr Leben kämpfenden Dulder noch auf des Messers Schneide schwebte, war naturgemäß das Interesse der ganzen gesitteten Welt auf die kriegerischen Actionen der verbündeten Mächte, auf den Vormarsch den internationalen Entsatzcorps gen Peking gerichtet. Nun diese kriegerische Operation rascher, als man ahnen konnte, zum Ziel« gelangt ist, wird man gut thun, sich die Frage vorzulegen, was nun zu geschehen hat. Es genügt selbstverständlich nicht, den Frieden an die Stelle des Krieges zu setzen, die Schuldigen zu bestrafen, Entschädi gungen zu verlangen und den msrus guo ants wieder herbei- Fitialen: Alfred Hahn vorm. O. Klemm'- Sartin». UnivrrsitätSstraße 3 (Pauliuum), Laut» Lösche, kathariaenstr. 14. «art. nnd Eünig«platz7. sdsruik. 6rud. tLllctr S»I»Irs mme»p rillk-L.. liuen Ublsov iuselkd. LkrrLii -.LI1l»1i v.-a.. Lasset sollst« --L 8 -r. blaust« u 8-r«. lluuku. s äo. eipMcr. TaMM Anzeiger. Amtsblatt -es Königlichen La«-- nnd Amtsgerichtes Leipzig, -es Rathes und Polizei-Amtes -er Ltadt Leipzig. Versteigerung. Nächsten Dienstag, Sen 21. August v., Nachm. 2 Uhr, soll im Gasthof« zu Probstheida 1 Damen-Rover, Marke Sturmvogel meistbietend gegen sofortige Baarzahlung versteigert werden. Leipzig, den 18. August 1900. Der Gerichtsvollzieher beim Kgl. Amtsgericht das. Aktuar Kadner. hohen inneren Aufschwunges herbei führten. Verschiedene Häfen wurden ihnen geöffnet, doch schon im Jahre 878 gewann der starre Conservatismus des chinesischen Fr«mdenhasses am Hoi« wieder die Oberhand, und in einem furchtbaren Blutbade wurden alle fremdländischen Elemente vernichtet. Das Abschließung system trat in verstärktem Maße wieder in Wirksamkeit. Bei dieser Gelegenheit, wie bei zahlreichen anderen, zeigten die Erhebungen unverkennbar einen politischen, national-chinesischen und daher fremdenfeindlichen Charakter. Stets galt die Devise des gegenwärtig eine große Rolle spielen den Wu-wei-kian-Bundes: „China für die Chinesen!" Der fanatische Gegensatz -der Gel'bgesichter gegen -alles Fremde, der sich im Grunde bei jedem Chinesen findet, ist wieder die Folge seiner nationalen Selbstüberhebung, seines stupiden Eigendünkels, der, -auf das <mchrtaus«ndjährige Alter der Cultur der Chinesen pochend, vergißt, daß diese verknöchert und versteinert ist, weil man sie sorgfältig von jedem Luftzug gesunden Fortschritts ab schloß, und daß sie nicht im Stande war, das chinesische Volk über die Stufe des Halbbarbarenthums zu erheben. Das hat sich ja eben jetzt wieder auf das Furchtbarste gezeigt. Der Abscheu vor Allem, was nicht chinesisch ist, zieht sich wie ein rother Faden durch die ganze Geschichte dieses merkwürdigen Volkes, und die Einführung mannigfacher abendländischer Er rungenschaften, wie Telegraphen, Dampfmaschinen, Eisenbahnen u. s. w., hat nur immer neue Demonstrationen der ultraconserva- tiven Anschauung von der Vorzüglichkeit der alt-chinesischen Ein richtungen und Verhältnisse hervorgerufen. Diesen Grundzug im Wesen der Chinesen ganz auszutilgen, wird wohl nie ganz gelingen, aber das Eine können die Mächte, wenn ihre Fahnen auf den Zinnen Pekings wehen: sie können mit sehr energischem, bis in die entferntesten Winkel des gewaltigen Reiches fühlbarem Nachdruck dem dünkelhaften Chinesenthum zum Bewußtsein bringen, daß es wenigstens politisch und militärisch niederzuzwingen ist. Nur ein solcher, mit eiserner Faust appli- cirter Thatbeweis für die Ueberlegenheit der modernen Cultur ist im Stande, das Eis zu brechen und das beschränkte Mon golenhirn für die Erkenntniß empfänglich zu machen, daß die der Zähl nach erste Rasse der Welt doch -in jeglicher anderer Hinsicht um viele Jahrhunderte rückständig geblieben und ihr hochmüthiger Dünkel nur ein lächerliches Phantom ist. Voraussetzung ist freilich, daß die Mächte bis zuletzt einig bleiben und nicht eine der anderen in den Arm fällt, wenn es Llu»»»odttk- e 6», Vs««rs m Ukrrsue» Lvl» 8t«ie«r7i08 <lsr ilkt ill klLmduie rösssrt, sdsr wit >»pp bestellt null ?»eot«ll ist »orsr n »edr iresucbt, SLSrock leddsktev »r »acb lleoxel «u Seusss <l«r leit voel» nickt «lock deut« ss -llter in ervses », n»ed 8odöll« > neck LIeill , n»ol» vresäes 78 -4 llvck vsek Oetreläetrecktes Mrell. Ls virck llscb ZeLünsdcck :b Llero Vittou 67-4 Nir 100 Ke ill «lltspreodesS r bst »leb iw t o»od llenx« cker Ollter, 0«L 8edUks»drt« s« cker Lid« jstst »l«sr»ebt«i> k»d«s mvLrtljr xessdlt nnS Nlsntmrr ekxnt n»ck «les )ie Oetreickever itberlxev L»dll«s »nok kerver leb UI« lm 1-»nk« cker , io ckieseo lexes ipso «8-50 Mr ?(«oo1^» veoixer. teo sack cker »U- »(»meorot »»cd L« oock Lrt <ler >o<1 böber. kur N«or«o«ll Vocd» virlroor »ok des zu«» .<U4a«l»i- Extra»Betiaoen (gefalzt), nur mit der Morgen.Autaabe, ohne Poslbefürdcrung 60.—, mit Postbrsörderung 70.—. „Lieber Vetter! Am 20. Mai gedenke ich mit den Meinen zur Besichtigung der Weltausstillung nach Pari» zu kommen. Da ich meine Frau, unsere beiden kleinen Buben und meine erwachsene Tochter mttbringe, und die Hotelwohnungen, wie au» den mir zugegangenen Tarifen ersichtlich, allzu gepfeffert sind, würdest Du mir einen großen Gefallen thun, wenn Du mir für einen Monat eine möblirte Pridatwohnung von vier Piöcen besorg«» wollt«st. Ich möchte 450—500 Franc» dafür anlegen und übersrndr Dir «inliegend fünf Lankbillet», fall» . — 10600 . 1200! 1250 wo Lslivsrtbs» Anzeigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile SO Pfg, Reklamen unter dem Redactton-strich (4g- spalten) 50^, vor den Familiennachrichten (6gespalten) 40 Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Zifferusaft »ach höherem Tarts. Oeffentliche Zustellung. Die Möbelhändlerin R. Sima» in Leipzig, vertreten durch den Rechtsanwalt vr. Krüger in Leipzig, klagt im Wechselprozesse gegen Clara verehel. Seitz, früher in Kötzschenbroda, jetzt unbekannten Aufenthalts, au« einem Wechsel vom 11. April d. I. mit dem An träge aus Berurtheilunq der Beklagten zur Zahlung von lOOOO^l Wechselsumme sammt 6°/« Zinsen seit dem 14. Mai 1900 und 11 30 Protestkosten. Die Klägerin ladet die Beklagte zur münd lichen Verhandlung des Rechtsstreits vor die 111. Kammer für Handelssachen des Königlichen Landgerichts zu Leipzig auf den S. Oktober 1VVV, Vormittags v Uhr, mit der Aufforderung, einen bei dem gedachten Gerichte zugelassenen Anwalt zu bestellen. Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht. Der ÄerichtSschreiber beim Uöuigl. Landgerichte Lei-zig, am 1b. August 1900. Sekr. Nötiger. Erst g«g«n -drei Uhr umfing ihn ein dumpfer, schwerer Schlaf. Als er erwachte, war es Heller Tag und im Neben zimmer Stimmen -vernehmbar. „Am selben Moment wurde seine Thür geöffnet und der Kopf des Concierge sichtbar. „Na, was sag-t Einer, er liegt richtig noch im Bett!" „-So wecken Sie ihn. Er muß fort." Gefolgt von dem Concierge, trat Mr. Boilin — denn nur dieser konnte es s«in — auf Jaques' Lager zu. „Monsieur", sagte er, „so leid es mir thut, Ihre Morgenruhe zu stören, muß ich Sie, unserer Abmachung gemäß, ersuchen, jetzt die Wohnung zu räumen." Jaques konnte nicht umhin, die Berechtigung dieser Forde rung anzuerkennen. Er wollte reden, doch kein Ton kam aus seiner Kehle. Er vermocht« nur leise den Kopf zu bewegen. „Als er keine Antwort «rhielt, begann Mr. Boilin ärgerlich zu werden. „So antworten Sie doch!" rief er. Abermals Schweigen. Entrüstet -faßte er Jaques' Hand, um -diesen aus seiner an scheinenden Schlaftrunkenheit emporzurütteln. Doch kaum hatte er dieselbe berühut, als ihm «in Licht aufging. Das war wed«, Schlaftrunkenheit noch faules Spiel, wie er beinahe gefürchtet; er hatte einen Fieberkranken vor sich. Leise, auf den Fußspitzen, verließ er das -Gemach, dessen Thür hinter sich schloß. Mr. Boilin hält im Nebenzimmer Kriegsrath mit seiner Frau. Durch die dünne Wand -dringt der gedämpfte Laut ihrer Stimmen an Jaques' Ohr. Dazwischen tönt das Lachen der kleinen Buben, und von Zeit zu Zeit — wie ein Harfenecho in mitten «iner Symphonie von -Blechinstrumenten — ein w«iche, sanfte, melodische Mädchenstimme. „Der arme jung« Mann! Statt an uns, sollten wir lieber an ihn denken. Wie traurig für ihn, hier so ganz allein zu stehen, ohne Eltern, ohne Pflege . . . Wir müssen uns seiner annehmen, Mama." Die sanfte Stimme wirkt wunderbar beruhigend auf den Fiebernden, wie eine kühle Compresse auf eine brennende Stirn. Und ein tiefes Dankgefühl gegen die Unbekannte erfüllt seine Seele. Dann schließen sich seine Lider ... er schläft . . . III. Wie lang« er wohl geschlafen hat? Ein« Stunde? Einen Tag? Eine Woche? Er weiß es nicht. Doch als er wieder zu klarem Bewußtsein erwacht, gewahrt er zu seiner Freude, -daß er sich noch in seinem Zimmer befindet. Wer aber sind diese fremden Gestalten? An Stell« seiner Aufwärterin, der langsamen, unbeholfenen, kleinen Alten, erblickt er ein gütiges, sympathisches Gesicht ... ein Männergesicht . . . Auch eine Frau ist da, eine freundliche Dame in mittleren Jahren, die ihm eine Tasse Gerstentrank bietet. JaqueS trinkt — er trinkt mit Behagen. „Aber, Madame, .... wer sind Sie .... -Ich begreife nicht . . . ." „Ich bin Madame Boilin, Ihre Mietherin, und das dort ist mein Gemahl. Als wir Sie bei unserer Ankunft krank fanden, haben wir die Weltausstellung bis auf Weiteres an den Nagel ge hängt, da Ihr Zustand die sorgsamste Behandlung erheischte. Nun aber sind Sie über den Berg, das ist die Hauptsache. Der Arzt hat sogar gestattet, daß Sie morgen aufstehen dürfen. Dann will ich Sie auch meiner Tochter vorstellen, die ebenfalls warmen Antheil an Ihrem Ergehen nimmt und Ihnen den Gerstentrank fabrizirt hat, der Ihnen, wie es scheint, so gut gemundet." „Ihre Tochter?" dachte Jaques. Und dann kam ihm die Erinnerung an di« sanfte, melodische Stimme, die er im Halb schlaf vernommen, die so erbarmungsvoll für ihn einge treten, Bezugs-PreiS t» der Hanpterpedition oder den im Stadt» bezirk «ad den Vororte« errichteten Au»' aabestellen abgrholt: vierteljährlich^l4.S0, ort zweimaliger täglicher Zustellung in« Han« —« 5.L0. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich 6.—. Direkte tägliche Kreuzbandienduag in« Ausland: monatlich 7.50. I. Jaques Briou-l kannte ke-me höhere Genugthuung, als seinen Freunden aus >ver Noth zu helfen, und unter seinen College» und Bekannten gab es kaum Einen, dem er nicht schon mit Rath und That zur Seite gestanden hätte. Aus diese Weise ward Jaques natürlich kein Krösus, im Gegentheil .... Da er sich aber niemals glücklicher fühlte, als nach einer derartigen pekuniären „Er-leicht«rung", so brauchen wir ihn nicht zu beklagen. Eines Abends, zu Anfang des Monats, als Jaques soeben im Begriffe war, seine Baarschaft zu zählen, und das Geld, dessen er absolut zur Bestrettung der nothwendigsten Ausgaben bedurft«, bei Seit« zu -legen, um über den Rest frei zu Gunsten Anderer verfügen zu können, tönte plötzlich die Glocke. „Ah, der liebe Hector! Welch' günstiger Wind hat Dich her geweht?" Naive Frage einem seiner Hauptschuldner gegenüber. „Das fragst Du auch noch?" meinte dieser. Jaques lächelt«. „Nein, ich frage nicht mehr; ich weiß schon." Damit schob er seinem Gaste «in nagelneues Zwanzigfrancs stück hin. Doch verächtlich schob Hector das Geldstück von sich. „Zwanzig Francs! . . . Was thuc ich mit zwanzig Francs? ... Fch brauche fünfhundert Francs, und zwar sogleich." Jaques wurde roth wie ein ertappter Miflethäter. „Fünfhundert Francs! .... Aber daS ist ja mein ganzes Monatsgehalt! Wie könnte ich also . . .?" Hector erhob sich mit düstergefakte-ten Brauen, hartem Blick und zusammengepreßten Lippen. „Schön", sagte er. „So bleibt mir nichts übrig, als mir eine Kugel durch den Kopf zu jagen." ,,Wi«? Was sagst Du da?" rief Jaques erschreckt. „Ich sage, daß ich heute im Club gespielt und verloren habe, und -wenn ich bis morgen nicht fünfhundert Franc» auftreiben kann . . ." Di« energische Geste, die Hectors Wort« begleitete, überzeugt« Jaques von dem Ernst des Falles. „Allgütig«r, -waS kann ich thun?" riof er. „Denn -daß ich Dir die fünfhundert Francs nicht geben kann, weißt Du wohl." „Aber Du könntest dazu gelangen." „Auf welche Weise?" ,/W«nn Du Deine Wohnung für di« nächsten Monate an Weltausstellungsbesucher vermiethen wolltest." Halb bestürzt, halb verständnißlo» blickt« JaqueS den Freund an. „Hier, li«s 'mal dies«» Brief." Damit überreichte Hector ihm «in Schreiben -folgenden Inhalts. eir»r»n. St»»t» . rs<Ut.1S IL. S.7V.8 v «. 10 2 v. 8 Lissod. . k.1,iQ. >ll.1<i«o Linod. Am nächsten Tage verließ er sein Lager und erschien auf Wunsch Herrn und Frau Boilin's im Salon. „Hier stelle ich Ihnen meine Buben vor", sagte der Erstere, zwei hübsche kleine Knaben herbeiwinkend. Doch -während ^Jaques sich mit denselben beschäftigte, schweifte sein Blick suchend durch das Gemach. Doch dem jungen Manne blieb keine Zeit zu eingehenderen Reflexionen, denn die Thür öffnete sich, und — „meine Tochter Marion!" stellte Herr Boilin vor. Welche Anmuth! Welche Grazie! Welch' köstliche Einfach heit und Liebenswürdigkeit! ,,Mein Fräulein", sagte Jaques bewegt, „gestatten Sie mir, auch Ihnen meinen tiefsten Dank für die freundliche Anteil nahme und Fürsorge auszusprechen, die Sie mir angedeihen ließen. Durch Ihre Frau Mutter weiß ich, wie sehr ich Ihnen verpflichtet bin." „O, mein Herr ... ein paar Tassen Gerstentrank — sonst nichts", lehnte sie erröthend ab. Seit Jaques aus seiner Bewußtlosigkeit erwacht, empfand er tiefes Bedauern, daß er diesen hochherzigen Leuten fo viel Un ruhe und Ungelegenheit bereitet, sie am Ausgehen gehindert und eines Zimmers beraubt hatte. „Nun ich Dank Ihrer allseitigen Güte und Fürsorge so weit hergestellt bin, ist es die höchste Zeit für miH, meine Zelte hier adzubrechen und Ihnen die Wohnung ungeschmälert zu über lassen", bemerkte er. „O, mein Herr, schon! . . . Warum wollen Sie denn fort? Sie stören uns nicht im Mindesten. Die beiden Kleinen sind in dem Zimmer der Eltern untergebracht. In Folge dessen genügen uns drei Zimmer vollkommen." Bewundernd hingen Jaques' Blicke an dem holden, jungen Wesen, dem die Herzensgüte aus den blauen Augen leuchtete. Wahrlich, er trug kein Verlangen danach, fortzugehen, o, ganz und gar nicht. Dennoch konnte er nicht umhin, einige Bedenken geltend zu machen. „Zu gütig von Ihnen, mein Fräulein; doch einen Fremden bei sich zu haben — denn ein solcher bin ich Ihnen —, und selbst Ihre Eltern . . . ." „Ein Fremder?" unterbrach Mr. Boilin. „Das sind Sie ims längst nicht mehr. Wir haben während Ihrer Krankheit lebhaftes Interesse für Sie gewonnen. Und ich versichere Sie, eS wäre für uns, die wir total unbekannt in Paris sind, ein Ver gnügen, einen so -liebenswürdigen Führer und Berather zur Seite zu haben." „Dann aber müßten wir einen anderen Preis vereinbaren, mein Herr. Im Falle meines Bleibens hätten Sie die Wohnung ja viel zu theuer bezahlt, obwohl ich persönlich . . ." Er verstummte jäh. Er hatte bei seinen letzten Worten an Hector gedacht und wollt« nicht indiskret werden. Allein er hatte bereits zu viel gesagt. „Obwohl -Sie persönlich . . .?" fragte Mr. Boilin er staunt. Und da ihm absolut keine Ausrede einfallen wollte, blieb ihm nichts übrig, als die Wahrheit zu gestehen. Und begreiflicher Weise gereichte dieser Freundschaftsdienst, diese aufopfernde Selbstlosigkeit d«m Kameraden gegenüber ihm in den Augen Fräulein Marion's keineswegs zum Nachtheil. IV. Nachdem sie die Ausstellung in allen Details kennen gelernt, weilen die Boilins noch immer in Paris und denken vorläufig noch nicht an die Rückkehr. Und wenn sie abrrisen — o, noch lange nicht — so wird JaqueS sie begleiten. Und wenn er wieder ehrt, so gegen End« September, um noch von den letzten AuS- tellungStagen zu profitiren, so wird er nicht allein, sondern in Begleitung seines jungen Weibchens zurückkehren. -Wir segnet «r Hector'« Anleihe, die der Grundstein seine» Glücke» geworden! Ausschreibung. Für den Nenbn» der Heil- und Bersorganstalt Lösen sollen vergeben werden: 1) lUcmpnerarbctten v. an den vier Häusern für Sieche, d. am Kinderhause. 2) Blitznbleitungsarbeite» a. an den vier Häusern für Sieche, d. am Kinderhause. 3) Zimmerarbeiten am Kessel- und Maschinenhause. Die Bedingungen und ArbeitSverzetchnisse können beim Hochbau- Amte, Rathbaus, L teS Obergeschoß, Zimmer Nr. 6, eingesehen oder gegen Porto- und bestellgeldfreie Einsendung von 0,25 für 2d, ie 0,50 ./L sür Id und 2a, 0,75 für la und 1,00 für 3, die auch in. Briefmarken erlegt werden können, bezogen werden. Die Pläne xp. liegen in der Baubütte der Heil- und Versorg- anstatt Dösen an der Chaussee von Probstheida nach Wachau zur Einsicht auS. Die Angebote sind verschlossen und mit der Aufschrift: „HctI- mid versoraanstalt Döscu Klempnerarbeite» bczw. BlitzableituuaSarbeiten pp." versehen, bis zum 25. August 1900, Vormittags 10 Uhr, auf dem Rathbause an obengenannter Stelle portofrei einzureichen. Der Rath behält sich jede Entschließung vor. Leipzig, den 16. August 1900. TeS Rathes -er Stadt Leipzig Deputation sür da« Hochbauwcsen. Auktion. Donnerstag, den 23. August, Vormittags von S Uhr an soll Angustusplatz Nr. 2», 4 Treppen kiii großer UodilillrnWiiß, bestehend in z. Tb. sehr guten Polster-, Mahagoni-, Rutzbanm- »n- Vtchen-MöbelS, Spiegel, Uhren, Bettstellen, Wasch tischen, dio. Schränken re., ferner 1 Partie Bücher, Geweihe und anSgestopfte Vögel, 1 Jagdgewehr und verschied, andere Gegenstände öffentlich versteigert werden. Besichtigung Mittwoch, den SS. August, von 1t bis 1 Uhr. kranke, Lokalrichter. s 6elä § Kriek - —. 7800 80 4575 I 3500 3600 I — 17300 3625 3700 I —— 38L0 I 2000 2075 , — ----- !! — 9 00 - — 17300 I , — 9400 - 11800 I a — 7350 s 14020 14250 I —— 4800 I — E» 2800 I — 3950 I a 550 600 l. . — 1650 I «» W 3300 I > - 950 I 2075 2150 s > ! — 2500 I - - 3100 I - — 15300 öd 1300 - — 1875 :ol — 1675 800 825 - 150 175 - 2525 2575 150) — I 75 100 s 19900 20200 - 1162 122', s 3775 3850 > 1000 1103 13700 131100 o — 400 r. — 3475 ! 900 » 2800
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